(193-256) (2,0 MB) - Anwaltsblatt - Deutscher Anwaltverein
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228<br />
MN<br />
� DAV-Vizepräsident Rembert Brieske:<br />
„Mediation ist nicht für Mediatoren da.“<br />
Was plant die<br />
EU-Kommission?<br />
Die EuropäischeKommission<br />
wird<br />
noch in diesem<br />
Jahr einen<br />
Richtlinienentwurf<br />
zu alternativenStreitbeilegungsver-<br />
fahrenvorlegen. Das<br />
stellte auf dem<br />
� Henrik Nielsen<br />
DAV-Forum Mediation Henrik Nielsen<br />
von der Generaldirektion Justiz<br />
und Inneres der Europäischen Kommission<br />
in Aussicht. Seit dem<br />
Grünbuch von April 2002 werde<br />
über Mediation und alternative<br />
Streitbeilegungsverfahren diskutiert.<br />
Die Kommission verfolgt nach den<br />
Worten Nielsens einen doppelten<br />
Ansatz. Zum einen werde geprüft,<br />
ob rechtliche Regelungen notwendig<br />
seien. Regelungsbedarf könnte bei<br />
dem Verhältnis von Mediation und<br />
Zivilprozess, bei Verjährungsvorschriften<br />
und bei der Vollstreckbarkeit<br />
von Mediationsvergleichen bestehen.<br />
Zum anderen solle die<br />
Selbstregulierung gefördert werden.<br />
Ein Europäischer Verhaltenskodex<br />
für die Mediation solle angestrebt<br />
werden. Themen könnten die Unabhängigkeit,<br />
Unparteilichkeit und<br />
Vertraulichkeit von Mediatoren sein.<br />
nil<br />
Hannover und Hildesheim angeboten.<br />
Das Verwaltungsgericht sowie das Sozialgericht<br />
Hannover haben nachgezogen.<br />
In Mecklenburg-Vorpommern<br />
gibt es beim Verwaltungsgericht<br />
Greifswald eine Mediationskammer.<br />
Das Landgericht sowie das Oberlandesgericht<br />
Rostock versuchen die Mediation.<br />
Ein Projekt läuft am Verwaltungsgericht<br />
Freiburg. In Sachsen,<br />
Hessen und Brandenburg ist die Idee<br />
ebenfalls bereits aufgegriffen. „Es<br />
zeichnet sich eine Bewegung in der<br />
Justiz ab, eine neue Streit- und Verfahrenskultur<br />
anzubieten“, sagte Ortloff.<br />
Das wichtigstes Ziel der Justizprojekte:<br />
Der Mediationsgedanke soll<br />
gefördert werden. Zugleich verschwieg<br />
Ortloff jedoch nicht, dass es zumindest<br />
bei dem Berliner Projekt auch um Kosteneinsparungen<br />
gehe. Für ihn als Gerichtsmediator<br />
sei zwar eine zusätzliche<br />
Stelle geschaffen worden, er solle aber<br />
mit seiner Tätigkeit die Kammern am<br />
Verwaltungsgericht entlasten. „Wenn<br />
ich für einen Fall zehn Stunden brauche,<br />
ist das billiger, als wenn sich eine<br />
Kammer damit beschäftigt.“ Dass das<br />
Berliner Projekt derzeit den Parteien<br />
kostenfrei angeboten wird, kritisierte<br />
DAV-Präsident Hartmut Kilger als unzulässige<br />
Wettbewerbverzerrung.<br />
Werbung für die Mediation machte<br />
auch Rechtsanwalt Dr. h. c. Ludwig<br />
Koch. Der Markt wachse. Zugleich<br />
warnte er. „Es genügt nicht, dass einige<br />
Anwälte vorausschauend arbeiten“,<br />
sagte das Mitglied des DAV-Ausschusses<br />
Außergerichtliche Konfliktbeilegung.<br />
Die Anwaltschaft habe ei-<br />
AnwBl 4/2004<br />
DAV-Forum Mediation<br />
nen erheblichen Nachholbedarf bei der<br />
Mediation. Das DAV-Forum zeigte,<br />
dass Mediation im vielen Großkonzernen<br />
zum Alltag gehört.<br />
Das Vordringen der Mediation in<br />
Deutschland deckt sich mit einem internationalen<br />
Trend. Der belgische<br />
Rechtsanwalt Luc Demeyere aus Antwerpen<br />
berichtete vor allem über die<br />
rechtlichen Regelungen zur Mediation<br />
in den USA, Kanada und vielen europäischen<br />
Ländern. Er betonte, dass alternative<br />
Streitbeilegungsverfahren in<br />
den USA vor allem entwickelt worden<br />
seien, um die Kosten zu senken. In<br />
England und Wales sei mit der so genannten<br />
Woolf-Reform den Gerichten<br />
die Möglichkeit gegeben worden, die<br />
Parteien zur Mediation zu verpflichten.<br />
Wer sich weigere, könne von den Gerichten<br />
sanktioniert werden. Auch<br />
wenn England und Wales bisher am<br />
weitesten gegangen seien, fänden sich<br />
inzwischen in vielen Prozessordnungen<br />
Regelungen, die Mediationsverfahren<br />
ermöglichten.<br />
Der Mediationsgedanke muss<br />
gefördert werden. Soweit herrschte Einigkeit<br />
unter den Teilnehmer. Auch dass die<br />
Mediation ein wachsender Markt sei, war<br />
konsensfähig. Das DAV-Forum Mediation<br />
hat aber auch gezeigt: Wer als Mediator<br />
Verhandlungen moderiert, und sich gerade<br />
aus Sachfragen heraushalten muss, also<br />
kein Interessenvertreter mehr ist, kann in<br />
eigenen Sachen durchaus kämpferisch<br />
sein. So bestand durchaus keine Einigkeit<br />
bei der Frage, ob und wie die Ausbildung<br />
zum Mediator zu regeln sei.<br />
� Rechtsanwalt Dr. Christian Duve (links) stellte die DAV-Vorschläge für eine rechtliche<br />
Regelung der Mediation vor. Gesamtmoderator des DAV-Forums war Rechtsanwalt Dr.<br />
Reiner Ponschab (rechts). In der Mitte: DAV-Geschäftsführerin Angelika Rüstow.