(193-256) (2,0 MB) - Anwaltsblatt - Deutscher Anwaltverein
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MN<br />
� DAV-Vorstand und <strong>Anwaltsblatt</strong>-Herausgeber<br />
Dr. Michael Kleine-Cosack<br />
(rechts) sprach mit Otto Fricke (FDP).<br />
Der Parlamtentarische Abend findet<br />
jährlich statt. Der Vorstand des Deutschen<br />
<strong>Anwaltverein</strong>s lädt Bundestagsabgeordnete<br />
und die Spitze des Bundesjustizministeriums<br />
ein, um aktuelle<br />
berufs- und rechtspolitische Themen<br />
außerhalb des Alltagsgeschäfts zu diskutieren.<br />
nil<br />
� Dr. Norbert Röttgen (CDU) im Gespräch<br />
mit DAV-Vorstand Robert Erdrich<br />
(rechts).<br />
Aus der Gästeliste: Andreas<br />
Schmidt (CDU, Vorsitzender des<br />
Rechtsausschusses), Hermann Bachmaier<br />
(SPD, stellvertretender Vorsitzender<br />
des Rechtsausschusses), Dr.<br />
Norbert Röttgen (CDU), Klaus Uwe<br />
Benneter (SPD, designierter Generalsekretär<br />
der SPD), Jerzy Montag<br />
(Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Peter<br />
Danckert (SPD), Ronald Pofalla<br />
(CDU), Jörg van Esssen (FDP), Otto<br />
Fricke (FDP), Rainer Funke (FDP),<br />
Alfred Hartenbach (Parlamentarischer<br />
Staatssekretär des Bundesjustizministeriums),<br />
Hansjörg Geiger<br />
(Staatssekretär des Bundesjustizministeriums),<br />
Brigitte Zypries (Bundesjustizministerin).<br />
� Der Stellvertretende Vorsitzende des<br />
Rechtsausschusses Hermann Bachmaier<br />
(SPD) mit DAV-Vorstand Klaus Zehner (links).<br />
<strong>Deutscher</strong> Anwaltstag<br />
Alte Klage: „Bedenkliche<br />
Überfüllung des<br />
Juristenberufes“<br />
Der Deutsche Anwaltstag in Hamburg<br />
1929 – und 75 Jahre später<br />
„Die deutsche Justizreorganisation<br />
ist jetzt an einem Abschnitt angelangt.<br />
Sie schaut auf den Zeitraum eines halben<br />
Jahrhunderts zurück. Wird man<br />
auch mit gewisser Genugtuung die<br />
Entwicklung der deutschen Rechtseinheit<br />
auf diesem Gebiet, die glückliche<br />
Überwindung vieler Schwierigkeiten<br />
während des Krieges und in der Nachkriegszeit<br />
feststellen können, so kann<br />
man der weiteren Entwicklung und<br />
der Zukunft des deutschen Juristenstandes<br />
noch nicht ohne eine gewisse<br />
Sorge entgegensehen, muss man doch<br />
leider feststellen, dass wie so viele Berufe,<br />
und gerade akademische, in<br />
Deutschland zurzeit stark mit Anwärtern<br />
überfüllt sind. So dies in ganz besonderem<br />
Maße von dem juristischen<br />
Beruf gilt. Der übermäßige Andrang<br />
birgt nicht nur für die betroffene Jugend,<br />
sondern auch für die Allgemeinheit<br />
und vornehmlich für die deutsche<br />
Anwaltschaft schwere Gefahren.<br />
Wie in Zukunft voraussichtlich der<br />
Überfluss an jungen Juristen sich in<br />
die Anwaltschaft ergießen wird, zeigt<br />
deutlich die Entwicklung der Zahl der<br />
Rechtsanwälte in Hamburg in den letzten<br />
Jahren. 1920 hatten wir in Hamburg<br />
329, 1928 525 Rechtsanwälte.<br />
Auch im Reiche kann man mit einer<br />
Verdreifachung der Zahl der juristisch<br />
Studierenden rechnen. Nachdem die<br />
bisherigen staatlichen Versuche, diesen<br />
Zufluss zu stoppen, misslangen, hat der<br />
Deutsche <strong>Anwaltverein</strong> im Februar ein<br />
Preisausschreiben erlassen: ,Welche<br />
durch Gesetz oder Verordnung einzuführenden<br />
Maßnahmen werden vorgeschlagen,<br />
um eine Überfüllung des<br />
Anwaltsstandes vorzubeugen?‘“<br />
Vieles ist wieder aktuell<br />
Was sich wie eine aktuelle Zusammenfassung<br />
heutiger Probleme der<br />
Anwaltschaft liest, wurde so in der 5.<br />
Beilage zum Hamburger Fremdenblatt<br />
am 12. September 1929 unter dem Titel<br />
„Bedenkliche Überfüllung des Juristenberufes“<br />
veröffentlicht. Der Text<br />
wurde von dem Vorstand der hamburgischen<br />
Justizverwaltung, Senator Dr.<br />
Nöldeke, anlässlich des 24. Deutschen<br />
AnwBl 4/2004<br />
Aus der Arbeit des DAV<br />
Anwaltstages vom 11. bis 14.9.1929<br />
in Hamburg verfasst. Ob das Preisausschreiben<br />
einen Sieger und damit einer<br />
Lösungsansatz für die benannten Probleme<br />
hervorbrachte, konnte nicht<br />
mehr recherchiert werden. Die Fragestellung<br />
an sich ist heute freilich<br />
wieder aktuell.<br />
Nicht der erste Anwaltstag in Hamburg<br />
Der Deutsche Anwaltstag war damals<br />
eine Mitgliederversammlung des<br />
Deutschen <strong>Anwaltverein</strong>s. 1929 existierte<br />
der <strong>Anwaltverein</strong> beinahe sechs<br />
Jahrzehnte nach seiner Gründung im<br />
Jahre 1871 in Bamberg. In ihm hatten<br />
sich etwa 14.000 der rund 16.000 deutschen<br />
Rechtsanwälten zusammengeschlossen.<br />
Schon vor Gründung des<br />
Vereins hatten in den Vierzigerjahren<br />
des 19. Jahrhunderts drei Anwaltstage<br />
stattgefunden, von denen einer bereits<br />
die Gründung eines deutschen <strong>Anwaltverein</strong>s<br />
in Aussicht genommen hatte.<br />
Seit seiner Gründung im Jahre 1871<br />
hatte der Deutsche <strong>Anwaltverein</strong> vor<br />
1929 bereits 23 ordentliche Anwaltstage<br />
abgehalten, sodass der 1929 in<br />
Hamburg durchgeführte Anwaltstag der<br />
24. in der Gesamtreihe und der zweite in<br />
der Hansestadt war. Weitere drei Anwaltstage<br />
wurden in der Folgezeit in<br />
Hamburg abgehalten. In den ersten Jahrzehnten<br />
des Bestehens des Deutschen<br />
Anwaltsvereins lag der Schwerpunkt<br />
seiner Tätigkeit in der Veranstaltung<br />
dieser Anwaltstage, die sich mit einer<br />
Fülle wichtiger Fragen der Gesetzgebung<br />
und des Standes befassten.<br />
Bereits 1929 stellte die wachsende<br />
Zahl der Anwälte eine Besorgnis für<br />
die Anwaltschaft dar. Stichworte wie<br />
Freizügigkeit der Advokatur, Beschränkung<br />
der Zahl der Richter sowie<br />
Einführung eines Numerus clausus fielen<br />
in diesem Zusammenhang und<br />
wurden auf dem damaligen Anwaltstag<br />
erörtert.<br />
Lockerung der Gebührenordnung<br />
Aber auch andere Themen waren<br />
von großem Belang, wie Auszüge aus<br />
dem Hamburger Fremdenblatt sowie<br />
den Hamburger Nachrichten zeigen.<br />
Die Reichsgebührenordnung für die<br />
Rechtsanwaltschaft wurde diskutiert.<br />
Insbesondere wurde über eine Lockerung<br />
der Gebührenordnung nachgedacht.<br />
Auch wurde der Grundsatz<br />
der Erstattungspflicht kritisiert. Heute<br />
steht das neue Rechtsanwaltsvergütungsgesetz<br />
unmittelbar vor seinem<br />
Abschluss und wird sicherlich auf dem