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Anteile unter dem Druck des NS-Regimes zu Billigstprei<strong>se</strong>n an die Commerzbank, Deutsche<br />
Bank und Dresdner Bank abgeben – und sich in Sicherheit bringen: Sie floh nach Holland –<br />
und in den Untergrund. Die Firma „Kaufhof“ entschädigte die Erben 1951 mit 5 Millionen.<br />
DM.<br />
4. A. Wertheim AG mit 115 Millionen RM und 11.000 Angestellten<br />
Wertheim – das waren drei Brüder, aber eigentlich war es Georg Wertheim (1857-1939). Er<br />
hatte früh Berlin als Geschäftsfeld gewählt und ab 1894 mit <strong>se</strong>inem Prachtbau an der<br />
Leipziger Straße auch architektonisch <strong>ein</strong>en Meilenst<strong>ein</strong> ge<strong>se</strong>tzt. Um nach <strong>1933</strong> die Firma<br />
vor dem Raubzug der Nazis zu retten, ließ er sich von <strong>se</strong>iner „arischen“ Frau scheiden –<br />
durch Machenschaften ihres 2. Mannes kam es 2004 zum Prozess. <strong>Karstadt</strong>, nun<br />
Nachfolger von Wertheim, musste viel Geld zahlen.<br />
5. Schocken AG mit 88 Million RM Umsatz und 4.200 Mitarbeitern<br />
Schocken – das hieß: beste Qualität zu günstigen Prei<strong>se</strong>n. Dahinter stand Salman Schocken<br />
(1877-1959), der der kühl analysierende Kopf der beiden Brüder Schocken war. Er lenkte<br />
den schnell wach<strong>se</strong>nden Konzern souverän durch die 20er Jahre. In den 1920er-Jahren<br />
entwickelte sich Schocken zu <strong>ein</strong>er der erfolgreichsten Warenhausketten in Deutschland<br />
mit insgesamt 20 Filialen im Jahr 1930. Das innovative Verkaufskonzept (verkauft wurden<br />
nur Waren, die in den eigenen Labors auf ihre Qualität geprüft waren) über<strong>se</strong>tzte der<br />
jüdische Architekt Erich Mendelsohn in <strong>ein</strong>e moderne Architektursprache: stilprägend<br />
<strong>se</strong>ine Warenhäu<strong>se</strong>r in Leipzig, Chemnitz<br />
und in Stuttgart. Salman Schocken konnte<br />
1931 noch zufrieden feststellen: „Un<strong>se</strong>r<br />
Unternehmen <strong>ist</strong> im Gegensatz zu den<br />
me<strong>ist</strong>en anderen Unternehmungen<br />
kaufmännisch und finanziell nur mit dem<br />
eigenen Können aufgebaut worden Wir<br />
haben un<strong>se</strong>ren Konzern nicht vergrößert<br />
mit Hilfe von fremden Geldmitteln. Wir<br />
stehen jetzt vor <strong>ein</strong>er Zeit, wo sich die<strong>se</strong>s<br />
Verfahren bewähren wird.“<br />
Am 15. Mai 1930 wurde in Chemnitz <strong>ein</strong>e Filiale<br />
des Schocken-Konzerns eröffnet. Die Entwürfe<br />
stammten (siehe oben) ebenfalls von Erich<br />
Mendelsohn. Abbildungen: Sammlung Serger<br />
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