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se - Wie wichtig Karstadt ist, sah 1933 selbst Adolf Hitler ein

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Man muss sich das vorstellen: Im Deutschen Reich wüteten <strong>Hitler</strong>s Parteigenos<strong>se</strong>n gegen<br />

die Warenhäu<strong>se</strong>r, riefen zum Boykott auf, stellten SA-Posten vor die Eingänge,<br />

denunzierten im „Stürmer“ und anderen NS-Organen Leute, die noch in den<br />

Warenhäu<strong>se</strong>rn <strong>ein</strong>kauften – und in Berlin gewährt ihr großer Führer den Großkapital<strong>ist</strong>en<br />

Millionenkredite, ohne die gerade Hermann Tietz und, wie wir später <strong>se</strong>hen werden, auch<br />

<strong>Karstadt</strong> nicht überlebt hätten.<br />

Ebenso wenig wie dem Staat war den deutschen Großbanken an <strong>ein</strong>er Liquidierung der<br />

Warenhäu<strong>se</strong>r gelegen. Im Fall von Hermann Tietz wären auf <strong>ein</strong>en Schlag Warenkredite im<br />

Wert von 150 Millionen RM fällig geworden. Für die Banken wäre damit nicht nur <strong>ein</strong>e<br />

lukrative Einnahmequelle versiegt, sondern auch <strong>ein</strong>e ernste Kri<strong>se</strong> entstanden.<br />

Die<strong>se</strong>r Entscheidung vorausgegangen war bei Hermann Tietz allerdings die Gründung <strong>ein</strong>er<br />

neuen Ge<strong>se</strong>llschaft unter dem Namen ‚Hertie Kaufhaus-Beteiligungsge<strong>se</strong>llschaft‘. Die<br />

beiden Hauptge<strong>se</strong>llschafter waren der frühere Leiter des Textil<strong>ein</strong>kaufs von Hermann<br />

Tietz, Georg Karg, und Helmuth Friedel, zu dem nichts Näheres bekannt <strong>ist</strong>. Weder Karg<br />

noch Friedel standen in <strong>ein</strong>em Vertrauensverhältnis zur Familie Tietz.<br />

Georg Tietz, der Sohn von Oscar<br />

Tietz, wurde wie <strong>se</strong>in Bruder Martin<br />

1934 aus dem Warenhaus-Konzern<br />

hinausgedrängt. Abbildung: aus<br />

Georg Tietz: Hermann Tietz –<br />

Geschichte <strong>ein</strong>er Familie und ihrer<br />

Warenhäu<strong>se</strong>r, DVA Stuttgart, 1966<br />

Aus Hermann Tietz wurde nach 1935 auch bei der Berliner Filiale in<br />

der Frankfurter Allee der Firmenname „Hertie“. Abbildung:<br />

Sammlung Serger<br />

Mit <strong>ein</strong>er Eigenbeteiligung von jeweils nur 50.000<br />

Reichsmark gelang es ihnen, <strong>wichtig</strong>e Positionen in der<br />

Unternehmensleitung <strong>ein</strong>zunehmen. Zum „Zwecke der Gleichschaltung“, also „zum<br />

Zwecke der Herstellung <strong>ein</strong>es arischen Übergewichts und der Beschaffung <strong>ein</strong>es<br />

langfr<strong>ist</strong>igen Kredits“, mussten sie auf Druck der Banken in die Geschäftsführung<br />

aufgenommen werden. Karg und Friedel wurden zu Garanten der Interes<strong>se</strong>n der<br />

deutschen Großbanken in der Firmenspitze.<br />

Mit dem neuen Ge<strong>se</strong>llschaftsvertrag (vom 29.7.<strong>1933</strong> zwischen der Hermann Tietz OHG und<br />

Hertie) musste <strong>ein</strong>er der bisherigen Geschäftsführer, der zur Familie gehörende Hugo<br />

Zwillenberg, aus dem Unternehmen ausscheiden. Ein Jahr später folgten ihm nach<br />

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