11.05.2020 Aufrufe

se - Wie wichtig Karstadt ist, sah 1933 selbst Adolf Hitler ein

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

edrückender wie singulärer Vorgang, der in k<strong>ein</strong>em der übrigen Warenhausgroßbetriebe<br />

für die<strong>se</strong>n Zeitraum <strong>ein</strong>e Entsprechung gefunden hat“.<br />

Schon am 2. April <strong>1933</strong> meldeten die Zeitung, dass der <strong>Karstadt</strong>-Konzern nun <strong>ein</strong> „r<strong>ein</strong><br />

chr<strong>ist</strong>liches Unternehmen“ geworden war. Jede Ausgabe der Unternehmenszeitschrift<br />

brachte von nun an <strong>ein</strong> <strong>Hitler</strong>-Zitat. Die <strong>Karstadt</strong> AG entließ 830 jüdische Angestellte,<br />

darunter vier Vorstandsmitglieder und 47 Geschäftsführer (die danach me<strong>ist</strong> mit Erfolg<br />

ihre Rechte <strong>ein</strong>klagten).<br />

Im März <strong>1933</strong> war <strong>Karstadt</strong> insolvent und das Ende nahe<br />

In Hamburg hatte <strong>Karstadt</strong> <strong>1933</strong> mehrere Warenhäu<strong>se</strong>r, darunter das<br />

große in der Mönckebergstraße und das auch architektonisch<br />

be<strong>ein</strong>druckende in Hamburg-Barmbeck auf die<strong>se</strong>m Foto aus den 20er<br />

Jahren.<br />

Abbildung: Sammlung Serger<br />

Während die Parteibasis<br />

und <strong>ein</strong>zelne Verbände<br />

ihren Kampf gegen die<br />

Warenhäu<strong>se</strong>r führten, <strong>sah</strong><br />

sich das Kabinett <strong>Hitler</strong>, so<br />

Lenz, „mit <strong>ein</strong>em äußerst<br />

problematischen<br />

Sachverhalt konfrontiert:<br />

die Rudolph <strong>Karstadt</strong> AG<br />

war zahlungsunfähig.“ Man<br />

schrieb den 31. März <strong>1933</strong>,<br />

als das Unternehmen nicht<br />

mehr in der Lage war, ihren<br />

fälligen kurzfr<strong>ist</strong>igen<br />

Lieferantenverpflichtungen<br />

nachzukommen.<br />

Was dann passierte,<br />

berichtet Rudolf Lenz im<br />

Detail: „Unter Punkt 6 –<br />

außerhalb der offiziellen<br />

Tagesordnung – diskutierte<br />

das Kabinett am 31. März<br />

unter dem Vorsitz des<br />

Reichskanzlers ab 12 Uhr<br />

mittags in der Reichskanzlei<br />

die Frage der ‚Kredithingabe<br />

an den <strong>Karstadt</strong>konzern‘.<br />

Staats<strong>se</strong>kretär Dr. Paul Bang vom Reichswirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium stellte ‚die Frage, ob dem<br />

<strong>Karstadt</strong>konzern <strong>ein</strong> weiterer Kredit von 1 ½ Millionen RM gegeben werden könne. Die<br />

Verschuldung des Konzerns betrage 154 Millionen RM. Wenn der Kredit nicht gewährt<br />

werden könne, dann müßte der Betrieb am morgigen Tag geschlos<strong>se</strong>n werden. Es <strong>se</strong>ien<br />

13.000 Lieferantenforderungen fällig, hierunter 5.000 bis 6.000 aus Mittelstandskrei<strong>se</strong>n.<br />

Der Konzern beschäftige über 20.000 Angestellte und Arbeiter. Der Zusammenbruch<br />

müs<strong>se</strong> im Augenblick vermieden werden.‘ In <strong>ein</strong>er nur kurzen Replik erklärte <strong>Hitler</strong>, ‚daß<br />

die Darlehnshingabe nicht zu verantworten <strong>se</strong>i, wenn nicht die Frage der<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!