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gehörten Leonhard und Oskar Tietz, die vier Brüder Knopf, die Gebrüder Ury, Gebrüder<br />
Joske, die Brüder Simon und Herman Wronker und auch die Brüder Schocken. Sie, die<br />
bislang mit dem Tuchhandel und Viehhandel ihr Geld verdienten, waren durch die<br />
politischen Veränderungen in Polen gezwungen, sich nach Westen zu orientieren – und es<br />
gelang ihnen dann auch, das Reichsgebiet und die angrenzenden Gebiete wie Belgien,<br />
Holland, Luxemburg, Elsass-Lothringen und die Schweiz unter sich aufzuteilen, ohne dies<br />
nun zum Ge<strong>se</strong>tz zu erheben. So machte man sich da und dort auch durchaus lustvoll<br />
Konkurrenz, etwa Hermann Tietz und Max Knopf in Karlsruhe.<br />
Noch ex<strong>ist</strong>ieren in Freiburg in der Kai<strong>se</strong>r-Jo<strong>se</strong>ph-Straße beide großen Warenhäu<strong>se</strong>r: <strong>Karstadt</strong> (links) und<br />
Galeria Kaufhof (rechts). Doch man muss befürchten, dass <strong>ein</strong>es davon unter den 60 Warenhäu<strong>se</strong>rn <strong>ist</strong>,<br />
die im Zug der Sanierung von Galeria <strong>Karstadt</strong> Kaufhof geschlos<strong>se</strong>n werden sollen. Fotos: Bernd Serger<br />
Von die<strong>se</strong>r üppigen Warenhaus-Szenerie kann man heute nur noch träumen. Denn <strong>se</strong>it<br />
dem 25. März 2019 gibt es nach dem Zusammenschluss von <strong>Karstadt</strong> und Galeria Kaufhof<br />
nur noch <strong>ein</strong>e große, klassische Warenhaus-Kette in Deutschland: Galeria <strong>Karstadt</strong> Kaufhof<br />
mit Sitz in Es<strong>se</strong>n. Das Unternehmen <strong>ist</strong> nach wie vor der größte Warenhaus-Konzern in<br />
Europa mit europaweit 243 Standorten und rund 32.000 Mitarbeitern. All<strong>ein</strong>iger<br />
Eigentümer <strong>ist</strong> die österreichische Signa Holding, die im Juni 2019 der kanadischen<br />
Hudson’s Bay Company für rund 1 Mrd. Euro deren verbliebene Anteile abkaufte.<br />
Die Auswirkung des Corona-Virus mit der zwangswei<strong>se</strong>n Schließung aller Warenhäu<strong>se</strong>r hat<br />
für Galeria <strong>Karstadt</strong> Kaufhof <strong>ein</strong>e Situation geschaffen, die die Firma nach eigener<br />
Einschätzung nur mit größter Mühe überstehen kann. Am 1. April 2020 teilte das<br />
Unternehmen mit, die Geschäftsführung habe beim Amtsgericht Es<strong>se</strong>n <strong>ein</strong>en Antrag auf<br />
Einleitung <strong>ein</strong>es Schutzschirmverfahrens für die Galeria <strong>Karstadt</strong> Kaufhof GmbH sowie die<br />
Tochterge<strong>se</strong>llschaft <strong>Karstadt</strong> Sports gestellt. Schutzschirmverfahren bedeutet, dass die<br />
Firma in Eigenverwaltung die drohende Insolvenz aufhalten will. Die Insolvenzordnung<br />
schreibt vor, dass „die beabsichtigte Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos <strong>se</strong>in“ darf.<br />
Eine Voraus<strong>se</strong>tzung, Galeria <strong>Karstadt</strong> Kaufhof gesund zu schrumpfen, <strong>ist</strong> wohl die<br />
Schließung von zahlreichen Filialen. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet, dass 60 der derzeit<br />
170 Niederlassungen geschlos<strong>se</strong>n werden.<br />
Manches an der jetzigen Situation erinnert an das Jahr <strong>1933</strong>, als die großen<br />
Warenhauskonzerne <strong>Karstadt</strong> und Hermann Tietz in solch ex<strong>ist</strong>entielle Finanznöte geraten<br />
waren, dass die Banken mit der Kündigung der Kredite drohten. Ein Zusammenbruch<br />
die<strong>se</strong>r Giganten hätte aber mit allen Zuliefererbetrieben mehr als 100.000 Menschen den<br />
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