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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, mit der Teilung Deutschlands, wurden die<br />
Wertheim-Warenhäu<strong>se</strong>r durch die sowjetische Besatzungsmacht übernommen und später<br />
Volk<strong>se</strong>igentum, mit Ausnahme des Hau<strong>se</strong>s am Moritzplatz im Amerikanischen Sektor in<br />
West-Berlin. Die Firma <strong>Karstadt</strong>/Quelle versuchte nach der <strong>Wie</strong>derver<strong>ein</strong>igung, sich als<br />
Rechtsnachfolgerin von Wertheim die Grundstücke in Ostberlin zu sichern, musste aber<br />
den älteren Ansprüchen der in die USA geflohenen Familie Wertheim nachgeben und nach<br />
diver<strong>se</strong>n Gerichtsverfahren an die<strong>se</strong> 88 Millionen Euro bezahlen, um die Immobilien<br />
behalten zu können.<br />
Auch <strong>Karstadt</strong> wurde <strong>1933</strong> „arisiert“ – und das von sich aus<br />
Ein Werbeplakat von <strong>Karstadt</strong> aus dem Jahr 1939 für<br />
das Rie<strong>se</strong>nwarenhaus am Hermannplatz. Abbildung:<br />
aus Adam Birgit: Alles, was das Herz begehrt,<br />
Gerstenberg Verlag Hildesheim 2012<br />
Hermann Schöndorff war in den 20er Jahren<br />
unumschränkter Herrscher im <strong>Karstadt</strong>-<br />
Konzern. Er <strong>se</strong>tzte alles auf Expansion – und<br />
führte damit den Konzern 1930 in die größte<br />
Kri<strong>se</strong> der Geschichte. Abbildung: aus Rudolf<br />
Lenz Rudolf - <strong>Karstadt</strong>, <strong>ein</strong> deutscher<br />
Warenhauskonzern 1920-1950, DVA Stuttgart<br />
1995<br />
<strong>Karstadt</strong> hatte in den 1920er Jahren unter<br />
dem damaligen jüdischen Geschäftsführer<br />
Hermann Schöndorff in jegliche Richtung<br />
expandiert. Ein besonderes Beispiel der Gigantomanie war der Neubau am Hermannplatz<br />
in Berlin. Zur Zeit <strong>se</strong>iner Errichtung im Jahr 1929 gehörte das „<strong>Karstadt</strong> Hermannplatz“ mit<br />
72.000 Quadratmetern und sieben Geschos<strong>se</strong>n zu den größten Warenhäu<strong>se</strong>rn in Europa.<br />
Über das Rie<strong>se</strong>ngebäude erhoben sich zwei Türme, die von 15 Meter hohen Lichtsäulen<br />
gekrönt waren und nachts über zig Kilometer zu <strong>se</strong>hen waren. 24 Rolltreppen verbanden<br />
die Etagen.<br />
Das <strong>Karstadt</strong>-Haus erinnerte mit <strong>se</strong>iner Muschelkalkfassade und <strong>se</strong>iner vertikalen<br />
Gliederung stark an die mondänen Wolkenkratzer New Yorks. Es verfügte als erstes<br />
Kaufhaus Europas über <strong>ein</strong>en unterirdischen U-Bahn-Zugang. Neben dem reichhaltigen<br />
Warenangebot bege<strong>ist</strong>erte auch der 4.000 Quadratmeter große Dachgarten, wo jeden<br />
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