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Köpke, Matthias - Unser Marxismus - eine unserer Verirrungen, 1. Auflage

Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Zollchow, Nordwestuckermark, Unser Marxismus, eine unserer Verirrungen, Aus der Gedankenwelt der Ludendorffbewegung, Ludendorff Bewegung, Kurt Martens, Mathilde Ludendorff, Erich Ludendorff,

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Entwicklung, sondern die ihre materielle Produktion und ihren materiellen

Verkehr entwickelnden Menschen ändern mit dieser ihrer Wirklichkeit auch

ihr Denken und die Produkte ihres Denkens. Nicht das Bewußtsein bestimmt

das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewußtsein.“

Mit diesem Taschenspielerkunststück — das so hochwissenschaftlich

ausschaut — sind somit Wollen, Denken, Geist, Seele, Kultur, Kunst nur ein

zeitbedingtes Ergebnis des „Unterbaus“, d. h. wo der „Bourgeois“ des

Jahres 1846 sich in einer „gehobenen Welt“ glaubte, wenn er sittlichen,

moralischen, ethischen Werten des deutschen Idealismus nachstrebte und sie

verwirklichte, übersah er völlig, daß die damalige Produktions- und

Austauschweise der Veranlasser seines seelischen Höhenfluges war. Einfach

gesagt: weil er einen vollen Bauch hatte, war er Idealist, Moralist, war er

volkstreu, königstreu. Der Proletarier dagegen kam zu solchen Gedanken

nicht, weil er keinen vollen Bauch hatte.

Der „Unterbau“ bestimmt den „Oberbau“; Bert Brechts vielerwähntes

Wort aus der „Dreigroschenoper“: „Erst kommt das Fressen, dann die

Moral“, ist damit nicht bloß ein dichterischer Einfall, sondern ein

marxistisches Bekenntnis.

Die frühere idealistische Wertauffassung ist durch den Marxismus

vernichtet und durch eine ökonomische ersetzt. Alles, was geistig und

moralisch geschieht im Leben und in der Geschichte, wird aus materiellen

Voraussetzungen erklärt.

So ist die Handmühle die Bedingung der feudalen Gesellschaft und ihrer

glänzenden Kultur, wie die Dampfmühle die Bedingung der kapitalistischen

Gesellschaft und ihrer Geisteswelt.

Oder, um noch ein Beispiel marxistischer Geschichtsbegründung aus o. a.

Werk (S. 39) zu bringen, daß die Deutschen ihre „glorreichen Befreiungskriege

von 1813“ führten, hat seine „reale Basis“ in dem Umstand, daß der

„durch das napoleonische Kontinentalsystem erzeugte Mangel“ an Zucker

und Kaffee „die Deutschen zum Aufstand gegen Napoleon brachte“.

Auch die Reformation ist nur der ideologische Ausdruck „tiefgehender

Veränderungen auf dem europäischen Wollmarkt“ *) , während die Deutschen

„die religiöse Illusion zur treibenden Kraft der Geschichte“ (S. 44) machen.

Engels ergänzte allerdings diese Überspitzung dahin, daß die

Produktions- und Austauschweise den Überbau einzig „in letzter Instanz“

bestimme, was aber u. M. nach die Auffassung noch verschärft. (s. Bloch

aaO)

Die gedankliche Grundlage des Marxismus ist also die Umkehrung des

Idealismus. Recht, Staat, Kunst, Religion, Philosophie, das sind, genau in

dieser Reihenfolge, für Hegel die oberen Sphären; sie nennt Marx den

*) E. Bloch: „Tübinger Einleitung in die Philosophie 2“, S. 73.

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