Köpke, Matthias - Unser Marxismus - eine unserer Verirrungen, 1. Auflage
Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Zollchow, Nordwestuckermark, Unser Marxismus, eine unserer Verirrungen, Aus der Gedankenwelt der Ludendorffbewegung, Ludendorff Bewegung, Kurt Martens, Mathilde Ludendorff, Erich Ludendorff,
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getan hatten, die Arbeiter aufzuwiegeln, waren es 38.000. 21) Dabei hatte
Engels dort oft schlechtere Arbeitsverhältnisse festgestellt als in Deutschland.
Bei einem solchen Übermaß an Dummheit der deutschen Arbeiter konnte es
nicht verwundern, daß diese sich früh abzeichnende Spitzenstellung der
deutschen Sozialdemokratie von dieser lobend hervorgehoben wurde. 22)
Weit mehr gab das Anlaß zur Scham. Das Ausmaß unserer Verirrung läßt
sich allerdings aus unserer Veranlagung erklären. So erkannte Ernst Moritz
Arndt, als Bauernsohn von der Insel Rügen den natürlichen Dingen nahe, bei
uns Deutschen „entscheiden geistige Güter“, aber auch den Hang, sich „so
leicht in leeren Träumen und Wahnen und dunklen Grübeleien“ zu verlieren.
Auch der Politiker Willy Hellpach nannte 1954 in einer Untersuchung des
deutschen Charakters die „Schwärmseligkeit“ einen beständigen Teil
desselben. 23)
Mit dieser Neigung zu Unwirklichem verband sich die weitere, das
Eigene, Kleine zu überschätzen – Bismarck mit seiner ungewöhnlichen
Beobachtungsgabe sprach wiederholt von zu großem Drang nach Selbständigkeit
des Einzelnen. 24) Auch unser Geschichtsschreiber Johannes Haller
fand 1922, das Nationale bedeute bei uns nur „ein Gefühl für Ausnahmezeiten,
keine stetig wirkende und tragende lebendige Kraft“. 25) Das läßt uns in
ruhigen Zeiten klein und eng sein, Spießbürger und Streber, deren ganzen
Denken nur um das eigene, kleine „Ich“ kreist – daher oft neidisch auf
Höhere sieht und damit sowohl Bismarck wie dem Bundeskanzler Erhard
Anlaß, vom Neid als deutscher Schwäche zu sprechen. 26) Diese Kleinheit
dürfte aber auch den Grund bilden dafür, daß wir so oft für Ausländisches
schwärmen, das uns in seiner größeren Geschlossenheit natürlich bewunderungswürdig
erscheinen muß. 27)
Neid und Ausländerei dürften sich vom Marxismus angesprochen gefühlt
haben, letztere besonders deshalb, weil – wie sich der Sozialdemokrat Gustav
Noske 1947 erinnerte – neben „manchmal recht weltfremden Idealisten und
Deklassierten aus dem Bürgertum“ auch „eine Anzahl aus Polen und
21) Wolfgang Treue, „Deutsche Parteiprogramme 1861-1961“, Gött. 1954, S. 389; Hermann
Heidegger, „Die deutsche Sozialdemokratie und der nationale Staat 1870-1920“, Gött.
1956, S. 80.
22) „Das Erfurter Programm“, erläutert von Karl Kautsky, Stgt 1891, S. 56; Friedrich Engels,
„Die Lage der arbeitenden Klasse in England“, Ostbln 1964, S. 18, 83/4, 332.
23) „Arndt’s Werke“, Bln-Lpz o.J., Teil IX, herausgeg. von Wilhelm Steffens, S. 245; Willy
Hellpach, „Der deutsche Charakter“, Bonn 1954, S. 217/22.
24) wie Ziff. 19, Bd. X, Bln 1928, S. 139, 320; Bd. XIII, Bln 1930, S. 398.
25) Johannes Haller, „Die Epochen der deutschen Geschichte“, Essl. 1922, S. 240.
26) wie Ziff. 19, Bd. VIII, Bln 1926, S. 473; Bd. IX, Bln 1926, S. 137, 405; Ludwig Erhard,
„Wohlstand für alle“, Düsseldf 1957, S. 147, 244.
27) wie Ziff. 19, Bd. X, Bln 1928, S. 168; Bd. XIII, Bln 1930, S. 148; Bd. XV, Bln 1932, S. 87;
wie Ziff. 25, S. 242.
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