Köpke, Matthias - Unser Marxismus - eine unserer Verirrungen, 1. Auflage
Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Zollchow, Nordwestuckermark, Unser Marxismus, eine unserer Verirrungen, Aus der Gedankenwelt der Ludendorffbewegung, Ludendorff Bewegung, Kurt Martens, Mathilde Ludendorff, Erich Ludendorff,
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Und hatte doch selbst die sowjetische Regierung in den ersten Jahren ihres
Bestehens gefordert, Deutschland solle als Botschafter nicht einen Angehörigen
der Linksparteien, sondern einen der „Junkerklasse“ schicken. 18)
Zwar äußerte Stalin 19) : „Die Erfahrungen der Geschichte besagen, daß
die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk, der deutsche Staat
bleiben.“ Er hätte diese Einsicht besser bewahren sollen, denn sie besagte,
daß ein Hitler eine Ausnahme gewesen war als Folge des entarteten
Liberalismus und der Abschaffung der Monarchie, daß aber das deutsche
Verhältnis zu Rußland von 1762 bis 1914 gut gewesen war. Dazu hatte das
zuchtvolle Verhalten der russischen Truppen im Befreiungskrieg gegen
Napoleon I. wesentlich beigetragen. Beide Teile hatten Vorteile davon gehabt:
Rußland im polnischen Aufstand 1863 und im russisch-japanischen Krieg
1904/05, Preußen/Deutschland gelegentlich der Befreiung von der napoleonischen
Gewaltherrschaft und der Wiederbegründung des Deutschen Reiches
1871. 20) Das gute Verhältnis wurde erst durch die auf Umsturz durch Krieg
ausgehenden Revolutionäre in Deutschland und Rußland gestört, die ihr Ziel
1914 erreichten. Auch hätte sich Stalin des Bismarck’schen Friedensschlusses
1866 mit dem besiegten Österreich erinnern können: Zugunsten späterer
Freundschaft verhinderte Bismarck jede unnütze Demütigung Österreichs. 21)
Stalin bedachte solche Erfahrungen und Vorbilder nicht. Vielmehr ließ er
zur Durchführung seiner Absichten deutsche Kommunisten nach Mitteldeutschland
bringen, die vor dem Nationalsozialismus in die Sowjetunion
geflohen waren. Offenbar schienen sie ihm geeignet, die Verwaltung und den
Wiederaufbau der sowjetischen Besatzungszone zu leiten. Zu ihnen fanden
sich ehemalige Kommunisten, die im nationalsozialistischen Deutschland
gelebt hatten und nun ihr marxistisches Herz wiederentdeckten, sowie
„fortschrittliche“ Bürger, denen es um den Wiederaufbau ging. 22)
Den deutlichsten Ausdruck fand der Irrtum Stalins in denen, die an die
Spitze der deutschen Verwaltung der sowjetischen Zone gelangten. Da war
vor allem Walter Ulbricht, der über den stellvertretenden Vorsitz der 1946
gegründeten „Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“ 1949 zum stellvertretenden
Ministerpräsidenten der in diesem Jahr ausgerufenen
„Deutschen Demokratischen Republik“ und schließlich mit vielen Titeln
18) „Berliner Tageblatt“, 2. Juli 1914, Morgenausgabe „Deutschland“; Bismarck, „Die
gesammelten Werke“, Bd. XV, Bln 1932, S. 136; Georg von Rauch, „Geschichte des
bolschewistischen Rußland“, Fkft/M 1963 S. 196.
19) Alfred M. Zayas, „Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen“, Mü 1977, S.
86.
20) Max Lehmann, „Freiherr vom Stein“, Lpz 1905, Bd. III, S. 210; wie Ziff. 18, „Bismarck“,
Bd. XIII, Bln 1930, S. 337/40, Bd. XV, Bln 1932, S. 397, 417/9.
21) wie Ziff. 18, Bd. XV, S. 272/3.
22) Carola Stern, „Ulbricht“ Köln/Bln 1963, S. 98/100, 107; Wolfgang Leonhardt, „Die
Revolution entläßt ihre Kinder“ Köln/Bln 1955, S. 355/7.
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