HUK 329 Juli 2020
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Kunzt&Kult<br />
Kinofilm des Monats<br />
Ohne Flosse,<br />
mit Fluch<br />
FOTOS: JULIA LÖWE (S. 54), MIKE AUERBACH / LISCHKE&KLANDT FILMPRODUKTION (S. 55 OBEN), PRIVAT.<br />
Film<br />
Träumen am Tresen<br />
Theater<br />
Sprechwerk spielt wieder live<br />
Während die großen Theater sich in<br />
die Spielpause verabschieden, nimmt<br />
das Sprechwerk die Herausforderung<br />
an, trotz Corona wieder live zu spielen.<br />
Unter Sicherheitsauflagen startet<br />
das Programm mit einer Verwechslungskomödie<br />
des britischen Dramatikers<br />
Ayckbourn: „Halbe Wahrheiten“<br />
handelt von zwei Paaren, die sich immer<br />
tiefer in gefühlte und tatsächliche<br />
Betrügereien verstricken, bis kaum<br />
noch erkennbar ist, wer eigentlich mit<br />
wem fremdgeht. Mit absurder Komik<br />
und schwarzem Humor geht es weiter,<br />
wenn am 24. <strong>Juli</strong> mit „Hetz Hetz“ die<br />
zweite Produktion des Sommers startet:<br />
Nadja Lutter und Lydia Laleike<br />
spielen zwei WG-Bewohnerinnen, die<br />
am Rande des Burn-outs ihr Leben zu<br />
optimieren versuchen. •<br />
Sprechwerk, Klaus-Groth-Straße 23,<br />
ab Fr, 17.7., 20 Uhr, Eintritt 22/<br />
12,80 Euro, www.sprechwerk.hamburg<br />
55<br />
Barkeeper, Kumpel, Fels in der<br />
Brandung: Lene ist die gute Seele<br />
in Klaus' kleiner Kiezkneipe.<br />
In einer Berliner Kiezkneipe pflegt Lene die Seelen ihrer Stammkundschaft.<br />
Doch auch die Barfrau hat Träume. Ihr größter: das Konzert des dänischen<br />
Musikers Leif, den sie in der kleinen Kneipe groß rausbringen will. Leider hält<br />
Barchef Klaus davon gar nichts. Lene muss sich entscheiden: Setzt sie sich durch<br />
und damit alles auf eine Karte? „Leif in Concert – Vol.2“ heißt der Film,<br />
obwohl er vor „Vol.1“ erscheint. Die Vorgeschichte soll später folgen. •<br />
Open Air Kino, Schanzenpark, Di, 21.7., 10 Euro<br />
Autokino<br />
Klassisches Dilemma<br />
Auf der Flucht nach Europa gerät<br />
das Boot, in dem Francis sitzt, in einen<br />
Sturm und droht zu sinken. Nur<br />
knapp überlebt der Flüchtende und<br />
schwört sich, von nun an ein guter<br />
Mensch zu sein. Doch in Deutschland<br />
angekommen stellt er fest: In<br />
einer Gesellschaft, die ihm kaum<br />
Schutz bietet, ist das nicht leicht. Der<br />
Film „Berlin Alexanderplatz“ spielt<br />
mit dem Dilemma des gleichnamigen<br />
Romans und ergänzt als Wegbegleiter<br />
die Figur Franz Biberkopf in die<br />
Handlung. Im <strong>Juli</strong> ist er auf dem<br />
Heiligengeistfeld zu sehen. •<br />
Autokino „Bewegte Zeiten“, Heiligengeistfeld,<br />
Mi, 15.7., 20 Uhr, Eintritt ab 18 Euro,<br />
www.zeise.de<br />
Über Tipps für August freut sich<br />
Annabel Trautwein. Bitte bis zum 10.7.<br />
schicken: redaktion@hinzundkunzt.de<br />
Filme mit Nixen sind am Ende<br />
meist traurig. Denn solche<br />
Frauen lieben selten glücklich.<br />
Und wenn, dann eben<br />
nur kurz. Den ollen Mythos<br />
erzählt Filmemacher Christian<br />
Petzold modern in seinem<br />
Berlinale-Film „Undine“.<br />
Die gleichnamige Protagonistin<br />
hat zwar keine Flosse,<br />
hat es trotzdem aber auch<br />
nicht leicht. Nicht nur, dass<br />
es für die Historikerin mit<br />
den Männern bislang nicht<br />
so lief, sie musste diese, wenn<br />
sie fremdgegangen oder fortgelaufen<br />
sind, umbringen. So<br />
will es der Fluch. Und Undine<br />
immer weniger. Als kluge<br />
und moderne Frau hat sie<br />
nämlich für Flüche noch weniger<br />
übrig als für untreue<br />
Männer. Zumal ihr neuer –<br />
Christoph, ein Berufstaucher<br />
– sie tatsächlich von ganzem<br />
Herzen liebt. Der erfahrene<br />
Kinogucker ahnt es längst:<br />
Das Drama schleicht sich in<br />
den Film wie der Hai in den<br />
Sardinenschwarm. Denn<br />
tauchten beide gerade erst<br />
durch eine zauberhafte Unterwasserwelt,<br />
werden die<br />
Zeichen immer bedrohlicher.<br />
Als Christoph bemerkt, dass<br />
Undine ihm etwas verheimlicht,<br />
distanziert er sich von<br />
seiner großen Liebe. Undine<br />
muss sich entscheiden. Zum<br />
Glück darf das Kino endlich<br />
wieder, was es immer am besten<br />
konnte: in zauberhafte<br />
Welten entführen, Geschichten<br />
erzählen, das Herz berühren.<br />
Das Zeise Kino zeigt<br />
dieses moderne Märchen<br />
Anfang <strong>Juli</strong>. •<br />
André Schmidt<br />
geht seit<br />
Jahren für uns<br />
ins Kino.<br />
Er arbeitet in der<br />
PR-Branche.