02.09.2020 Aufrufe

HUK 329 Juli 2020

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Stadtgespräch<br />

Artur (links) kam nicht nur zur Ruhe:<br />

Mit anderen Obdachlosen hat er den<br />

Garten im Bedpark verschönert.<br />

Gerade ist im Gespräch, dass er und<br />

Krzysztof (nicht im Bild) weiterhin im<br />

Hotel leben können – als Hausmeister.<br />

Unten: Für Daniel, Anja und Hund Kiwi<br />

hat Hotelbesitzer Michael Funk Sponsoren<br />

gefunden – sie dürfen länger bleiben.<br />

weicher ist Daniel geworden und zugänglicher.<br />

Das liegt natürlich daran,<br />

dass er nicht mehr trinkt. Aber auch daran,<br />

dass er zur Ruhe kommt und Bergedorf<br />

„etwas ländlicher“ ist. Oft machen<br />

die drei Ausflüge. Dass er sich<br />

ständig mit Leuten anlegt, sieht Daniel<br />

heute viel kritischer. „Ich bin zu abgestumpft“,<br />

sagt er und schüttelt etwas betreten<br />

den Kopf über sich selbst.<br />

Krzysztof: Der Pole ist seit vielen<br />

Jahren in Deutschland, hat viel gearbeitet,<br />

aber immer schwarz. Er trinkt mehr<br />

Alkohol, als ihm guttut, aber im Bedpark<br />

hat er zusammen mit einem anderen<br />

polnischen Obdachlosen angefangen,<br />

den Garten zu machen. „Um<br />

etwas zurückzugeben“, sagt er in gebrochenem<br />

Deutsch. Ganz ähnlich ist es<br />

bei Artur. Er hat nicht nur die Sache<br />

mit dem Garten initiiert, „um Danke zu<br />

sagen“, er hat auch wieder angefangen<br />

zu malen. Und er erzählt, dass er aus eiben<br />

Probleme haben, überfordert viele<br />

Menschen.“<br />

Mitkommen durften alle, ohne Ansehen<br />

der Person: egal, ob sie psychisch<br />

krank, alkohol­ oder drogenkrank sind,<br />

ob sie Hilfe vom Staat bekommen oder<br />

nicht, ob sie Papiere hatten oder nicht.<br />

Wichtig war nur: Sie hatten Kontakt zu<br />

Immer gastfreundlich:<br />

Myléne Delattre und<br />

Lisa Wobst vom Bedpark<br />

mit Hinz&Kunzt-<br />

Sozialarbeiter<br />

Stephan Karrenbauer.<br />

Rainer hat endlich die<br />

Kraft gehabt, Hartz IV<br />

zu beantragen. Er<br />

wohnt jetzt in einem<br />

Wohncontainer.<br />

Straßensozialarbeiter*innen. Er oder<br />

sie checkte die Gäste ins Hotel ein und<br />

blieb auch weiterhin Ansprechpartner*in.<br />

Es waren am Ende 170<br />

Menschen.<br />

Und das erwartete die Obdachlosen:<br />

Gastgeber*innen, die sich auf sie<br />

freuten und sie willkommen hießen. Ein<br />

9<br />

Einzelzimmer mit Bad, frischer Bettwäsche<br />

und einem Fernseher. Ein Schlüssel<br />

und die Möglichkeit, zu kommen<br />

und zu gehen, wann sie wollten.<br />

Sozialarbeiter*innen, die stundenweise<br />

für sie da waren.<br />

Selbst die Sozialarbeiter*innen waren<br />

erstaunt, wie schnell sich die Menschen<br />

erholten. Bei vielen passierte<br />

richtig etwas und einige haben jetzt<br />

mehr Power, ihr Leben anzugehen.<br />

Daniel beispielsweise. Der 37­jährige<br />

Hinz&Künztler lebt seit Jahren auf<br />

der Straße und hat einen riesigen Schäferhund.<br />

Daniel wird schnell aggressiv<br />

und legt sich auch gerne an. (Er hat übrigens<br />

erlaubt, dass ich das schreibe.)<br />

Kurz vor Corona hörten er und seine<br />

Freundin Anja (53) auf zu trinken – und<br />

sie durften sogar mit Hund im Hotel<br />

My Bed in Bergedorf einchecken. Viel<br />

Mitkommen<br />

durften alle, ohne<br />

Ansehen der<br />

Person.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!