GRENZENLOS Winter 2020/2021
Entdecke die winterliche Zugspitzarena Bayern Tirol in der neuen Ausgabe von GRENZENLOS.
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19<br />
– ähnlich wie zahlreiche Tiere – eine Art <strong>Winter</strong>schlaf<br />
oder <strong>Winter</strong>ruhe. Da ist nichts zu<br />
ahnen von den spektakulären Ausbrüchen<br />
des Blauen Eisenhuts im Sommer oder den<br />
Teppichen von Sibirischer Schwertlilie, die in<br />
großen Gruppen bevorzugt Sumpflandschaften<br />
besiedeln. „Nicht sichtbar bedeutet aber<br />
nicht unberührbar“, sagt Maroschek. Zumal<br />
sie inzwischen gerne ihre Ausweichquartiere<br />
dort suchen, wo ihnen die Skipisten<br />
viel Raum bieten. „Die klassischen Bergmähder,<br />
also Wiesen am Steilhang, wachsen<br />
immer mehr zu, weil sich ihre Bewirtschaftung<br />
kaum noch lohnt“, berichtet der Pflanzenkundige.<br />
„Also siedeln die Pflanzen um.<br />
Gerade die sonnenreichen Südhänge, die<br />
Skifahrer besonders schätzen, sind ihnen da<br />
hochwillkommen.“<br />
<strong>Winter</strong>ruhe: das kostbarste Gut<br />
Eine Bitte, die auch Wolfgang Striegel,<br />
Revierförster der Bayerischen Staatsforsten<br />
in Garmisch-Partenkirchen, im Sinne der<br />
ihm anvertrauten Tiere gleich an den Beginn<br />
des Gesprächs stellt. „Die <strong>Winter</strong>ruhe ist das<br />
kostbarste Gut, um das Überleben der ganzen<br />
Tiervielfalt in unserer Heimat zu sichern“,<br />
betont er. Denn jede Störung, sei sie auch<br />
noch so gering, schrecke das Wild hoch und<br />
bringe dessen Stoffwechsel auf Hochtouren<br />
– obwohl derselbe gerade auf „Sparflamme“<br />
eingestellt sei, nicht auf „Stand-by“. Da<br />
könne jeder Schreck, jede Fluchtbewegung<br />
lebensbedrohlich werden, sagt Striegel. „Vor<br />
allem die gefiederten Angehörigen der Raufußhühner<br />
sind da besonders empfindlich,<br />
weshalb wir auch eigene<br />
Sperrzonen eingerichtet<br />
haben, um sie vor Störungen<br />
zu schützen.“ Der<br />
verwehrte Zugang, der manche Routengeher<br />
von der Ideallinie abbringt, sei kein Vorschlag<br />
zur Güte, betont der Förster, „sondern<br />
aktiver Lebensschutz für die Vögel.“<br />
Auch die Zäune, die im <strong>Winter</strong> die Areale<br />
schützen, in denen sich Rotwild aufhält,<br />
sind wohlbedachte Schutzeinrichtungen.<br />
„Wir hören oft Fragen wie: Warum sperrt ihr<br />
die Tiere im <strong>Winter</strong> eigentlich ein?“, erzählt<br />
Striegel. „Aber eigentlich sperren wir die<br />
Menschen aus, damit die Tiere an ihren Futterstellen<br />
und Rückzugsorten ungestört bleiben.“<br />
Schließlich hätten sie sich im Laufe der<br />
Evolution darauf eingestellt, mit wenig Nahrung<br />
durch die kalte Jahreszeit zu kommen.<br />
Entsteht aber Stress, wächst der Nahrungsbedarf<br />
„und es kommt zum Wildverbiss an<br />
den Rinden und Knospen von Bäumen und<br />
Sträuchern. Dann vervielfacht sich der Schaden<br />
und die ganze Natur leidet.“<br />
Tierische Ruhe hoch oben<br />
Manch tierischer Rückzugsort in den Bergen<br />
ist sowieso unzugänglich. Sobald sich<br />
die Pflanzen in den Boden zurückziehen,<br />
genießen zum Beispiel Gämse und Murmeltiere<br />
die Abgeschiedenheit der Felswelt<br />
oberhalb der Baumgrenze. „Die lassen es<br />
dann ruhig angehen“, sagt Friedrich Hofherr,<br />
der sie während seiner Arbeit im Sommer<br />
regelmäßig beobachtet. Er ist Hirte auf der<br />
Ehrwalder Alm. Während der Skibetrieb dort<br />
den <strong>Winter</strong> über läuft, „geben die Zweibeiner<br />
den Ton an und ziehen sich die Vierbeiner<br />
und die Vögel zurück.“ Seine Hütte, in der er<br />
lebt und arbeitet, hat er nach dem letzten<br />
Almabtrieb Ende September abgeschlossen<br />
und wird erst im Frühjahr dorthin zurückkehren.<br />
Mehr als 400 Tiere sind ihm dann<br />
anvertraut, die ihre Freiheit und die frische<br />
Nahrung auf den Sonnenhängen nach der<br />
<strong>Winter</strong>zeit im Stall sehr genießen. „Die Disteln<br />
oder die wilde Minze mögen sie nicht,<br />
die habe ich dann aber schon entfernt“, sagt<br />
Hofherr.<br />
Dass Menschen und Tiere andere Pflanzen<br />
schätzen oder gar genießen, sei nicht nur<br />
Geschmackssache, merkt Lisa Strakeljahn<br />
an. Die Grainauerin begleitet seit einigen<br />
Jahren Gäste und Einheimische bei Kräuterwanderungen.<br />
„Ich war der Natur schon<br />
immer sehr verbunden, wir haben am Wald<br />
gewohnt“, erzählt sie. „Da kommt man nicht<br />
umhin, dass man beim Hinsehen nicht nur