Herbst (19.7 MB)
| Universalisten mit Leidenschaft - Coverinterview mit Heinz Neumann, Oliver Oszwald und Florian Rode | | Zu Tisch mit Reinhard Poglitsch | | Exklusiv im Fokus-Interview: Martin Zagler, Werner Moldaschl, Mathias Rant, Andreas Liebsch & Carmen Dilch, Doppelgespräch Elmar Danner & Markus Kaplan | | Kommentare u.a. von Andreas Gobiet, Harald Greger, Clemens Hecht, Elisabeth Rist, Hannes Gerstmann, Jürgen Silberknoll, Hubert Thurnhofer | | Themen im Fokus: Gebäudeplanung, Glasfassaden, Bauroboter, Betonfertigteile, Zementproduktion Logistik & Mobilität: Smarte Baustelle, Beschaffung, Baustellenkoordination, Elektromobilität, Flexible Parkhäuser |
| Universalisten mit Leidenschaft - Coverinterview mit Heinz Neumann, Oliver Oszwald und Florian Rode |
| Zu Tisch mit Reinhard Poglitsch |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Martin Zagler, Werner Moldaschl, Mathias Rant, Andreas Liebsch & Carmen Dilch, Doppelgespräch Elmar Danner & Markus Kaplan |
| Kommentare u.a. von Andreas Gobiet, Harald Greger, Clemens Hecht, Elisabeth Rist, Hannes Gerstmann, Jürgen Silberknoll, Hubert Thurnhofer |
| Themen im Fokus: Gebäudeplanung, Glasfassaden, Bauroboter, Betonfertigteile, Zementproduktion Logistik & Mobilität: Smarte Baustelle, Beschaffung, Baustellenkoordination, Elektromobilität, Flexible Parkhäuser |
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Gedacht.<br />
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Universalisten<br />
mit Leidenschaft<br />
Heinz Neumann, Oliver Oszwald und Florian Rode<br />
Auszeichnung Auszeichnung zur wertvollsten zur wertvollsten<br />
Immobilienmarke Österreichs Österreichs<br />
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<strong>Herbst</strong> 2018<br />
03
Rubrik<br />
P1 (Headline), Innsbruck<br />
P2, Innsbruck<br />
P3, Innsbruck<br />
Haus am Schottentor, Vienna<br />
04 BauTecFokus
Geerdete Perspektiven<br />
„Bei neuen Projekten ist für die PEMA Gruppe besonders wichtig,<br />
eine moderne und kreative architektonische Lösung zu schaffen, die<br />
unseren hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Erfolgreich<br />
ist eine Immobilienentwicklung aus unserer Sicht, wenn nach der<br />
Fertigstellung oder Revitalisierung eines Gebäudes ein Mehrwert für<br />
die Mieter, die Investoren und die BürgerInnen am jeweiligen Standort<br />
realisiert wurde.Wir sind bestrebt, einen urbanistischen Mehrwert<br />
für Generationen zu schaffen.”<br />
Mag. Markus Schafferer,<br />
Gründer und Mehrheitseigentümer PEMA Gruppe<br />
PEMA Gruppe | Bruneckerstraße 1, 6020 Innsbruck | Stock im Eisen Platz 3, 1010 Wien | T +43 512 251276-10 <strong>Herbst</strong> | E offi 2018 ce@pema.at 05
Rubrik<br />
06 BauTecFokus
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
07
Rubrik<br />
86 Warenverfügbarkeit<br />
On Demand<br />
HNP architects<br />
28<br />
INTERVIEW<br />
INHALT<br />
HERBST<br />
Rubriken<br />
10 VOM HERAUSGEBER<br />
12 EDITORIAL<br />
14 KURZ&BÜNDIG<br />
174 VORSCHAU / IMPRESSUM<br />
ImFokus<br />
26 BAUKAUFMANN<br />
38 BAUMARKETING<br />
46 VOX FEMINA<br />
134 ZU TISCH MIT ...<br />
170 PROJEKT IM FOKUS<br />
172 INNOVATION IM FOKUS<br />
176 AUFSTEIGER / ABSTEIGER<br />
Bauen & Technik aus der Theorie und der Praxis<br />
110 GEBÄUDEPLANUNG<br />
Simulationstool für Raumtemperatur<br />
112 WELLEN AUS HOLZ<br />
Airportprojekt von Rubner Holzbau<br />
118 MAGISCHE GLASFASSADEN<br />
Kolleger Metallbau realisiert Senkfronten<br />
122 LIZENZ ZUM BETONIEREN<br />
James Bond in Sölden<br />
128 ENERGIEKICK<br />
Zweites Leben für E-Auto-Batterien<br />
132 BAUROBOTER<br />
Wienerberger mit Fastbrick Robotics<br />
142 MATADOR FÜR GROSSE<br />
Mobiles Baukastensystem<br />
152 BETONFERTIGTEILE<br />
Lange Lieferzeiten<br />
158 AUF SCHIENE<br />
Infrastruktrur Ausbau<br />
154 ZEMENTPRODUKTION<br />
Emissionen senken<br />
08 BauTecFokus
104 Parkhauskonzepte<br />
112 Wellen<br />
aus Holz<br />
134<br />
Zu Tisch<br />
mit …<br />
AUSGABE<br />
Im Brennpunkt:<br />
Logistik & Mobilität<br />
78 SMARTE BAUSTELLE<br />
Effizienzsteigerung und Kostensenkung<br />
86 ON DEMAND<br />
Baumaterial Beschaffung<br />
92 DIE PÜNKTLICHE SCHRAUBE<br />
Baustellenkoordination<br />
98 VOLLE LADUNG<br />
Elektromobilität einplanen<br />
104 MEHR ALS EIN STELLPLATZ<br />
Flexible Parkhäuser<br />
Positionen & Meinungen<br />
54 NISCHENSPEZIALIST<br />
Soluto-Chef Martin Zagler<br />
60 MEHR BEWUSSTSEINSBILDUNG<br />
Werner Moldaschl im Interview<br />
64 PERFEKTE STREITVERMEIDUNG<br />
Präsident Mathias Rant im Gespräch<br />
68 HERAUSFORDERUNG LOGISTIK<br />
Andreas Liebsch & Carmen Dilch<br />
72 PROJEKT OHNE EITELKEITEN<br />
Doppelgespräch Danner und Kaplan<br />
Kommentare<br />
40 GOBIET<br />
42 GREGER<br />
44 HECHT<br />
46 RIST<br />
48 GERSTMANN<br />
50 SILBERKNOLL<br />
52 THURNHOFER<br />
BranchenService<br />
152 BETONFERTIGTEILE<br />
156 KONJUNKTUR<br />
166 AUSZEICHNUNG<br />
178 BUCHTIPPS<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
09
Auch ein Rücken<br />
kann entzücken<br />
„Visionen ohne<br />
Umsetzung<br />
bleiben geträumt.“<br />
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Neu<br />
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D<br />
er BauTecFokus hat das Licht<br />
der Welt erblickt und die Reaktionen<br />
waren überwältigend.<br />
Selten zuvor hat das Team<br />
derart positives Feedback erhalten.<br />
Danke an alle, die sich gemeldet haben<br />
und danke für die konstruktiven Rückmeldungen.<br />
Bei all den Gesprächen gab<br />
es auch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag,<br />
aber gerade diese<br />
brauchen wir, damit wir besser werden<br />
können. Wir nehmen jeden einzelnen<br />
Vorschlag ernst – versprochen.<br />
Immobilien.<br />
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<strong>Herbst</strong> 2018<br />
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Immobilien.<br />
Wir haben den Sommer genutzt: die<br />
FokusRedaktion hat sich nach der<br />
Entwicklungsarbeit in die Branche<br />
geschmissen und ist den Neuigkeiten<br />
und berichtenswerten Ereignissen<br />
gefolgt. Wir haben Hintergründe recherchiert,<br />
waren den Innovationen<br />
auf der Spur und vor allem haben<br />
wir mit Menschen gesprochen. Das<br />
Ergebnis liegt vor – die zweite Ausgabe ist<br />
geschafft. Noch bunter, noch runder, mit<br />
noch mehr Tiefgang.<br />
Noch ansprechender: unser Cover<br />
Unser Artdirector leistet eine großartige<br />
Arbeit und seit seiner Übersiedelung<br />
nach Linz herrscht Aufbruchstimmung.<br />
Dieses Mal zeigt unter anderem das<br />
Cover seine einzigartige Handschrift.<br />
Mit dieser Ausgabe sind wir erstmals<br />
weniger eckig sondern flächiger. Aus<br />
dem bisherigen Konzept entstand<br />
ein besseres Design. Der Vergleich<br />
zwischen dem Cover im bisherigen<br />
Stil und dem neuen überzeugt. Ich<br />
war begeistert und Sie sind es hoffentlich<br />
auch.<br />
Wir haben den BauTecFokus bewusst als<br />
Schwestermagazin vom ImmoFokus gestartet<br />
und die prägenden Stilelemente übernommen.<br />
Nun wird es so sein, dass beim<br />
BauTecFokus erstmals eine Verbesserung<br />
vorhanden ist und erst danach auch beim<br />
ImmoFokus. Alle, die auch den ImmoFokus<br />
lesen, können sich schon auf das neue, verbesserte<br />
Design freuen.<br />
Wir zeigen Rückgrat<br />
Unser BauTecFokus ist umfassend und gerade<br />
dieser Umfang wird geliebt: wir haben viel<br />
Platz für tiefgründige Recherchen und einfach<br />
mehr Möglichkeiten, um komplexen Inhalten<br />
den notwendigen Raum zu bieten. Die<br />
Konsequenz ist ein Rücken, der viel breiter ist<br />
als die meisten anderen Branchenmagazine.<br />
Bisher haben wir es uns geleistet, diese Fläche<br />
weiß zu lassen. Doch dann besuchte ich einen<br />
Freund und er hat alle, wirklich alle Ausgaben<br />
vom ImmoFokus gesammelt. Aufgereiht<br />
standen sie in seinem Regal und die Optik<br />
war schön, aber bot Verbesserungspotential.<br />
Was wäre, wenn die Rücken zusammengestellt,<br />
ein Bild ergeben? Was wäre, wenn die<br />
Fläche nicht einfach weiß wäre? Aus der Idee<br />
folgte die Umsetzung und mit dieser Ausgabe<br />
entzückt unser Rücken!<br />
Wissen Sie schon was es sein wird?<br />
Herzlichst<br />
Philipp Kaufmann<br />
Herausgeber<br />
10 BauTecFokus
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
11
Schnellere<br />
Prozesse<br />
D<br />
ie Produktivität in der Bauindustrie<br />
hat in den vergangenen<br />
50 Jahren mit der produzierenden<br />
Industrie nicht mithalten<br />
können, sagen Studien. Mangelhafte Standardisierung,<br />
geringe Automatisierung und<br />
fehlende vertikale Integration der Zulieferindustrie<br />
nennt die Unternehmensberatung<br />
Horváth & Partners als Grund. Ihrer Meinung<br />
nach muss und wird sich das in Zukunft rasant<br />
ändern. Die Baustelle von morgen ist voll<br />
digitalisiert. BauTecFokus ist der Frage nach<br />
gegangen, wie es nun in der Praxis aussieht<br />
und hat dem Thema Baulogistik und Materialbeschaffung<br />
ein breites Feld eingeräumt.<br />
Kurzfristigkeit, Digitalisierung und<br />
schlankere Prozesse haben schon Einzug<br />
gehalten (Seite 80).<br />
Von schnelleren Prozessen anderer<br />
Art erzählt Matthias Rant, Präsident<br />
des Hauptverbandes der allgemein<br />
beeideten und gerichtlich zertifizierten<br />
Sachverständigen Österreichs.<br />
Beleuchtet wird auch die<br />
Rolle der Baustellen-Dokumentation,<br />
was hinter elektronischen Pins steckt<br />
und worin die Stärke einer digitalen<br />
Beweissicherung liegt. (Seite 64)<br />
Eine Immobilie gilt in den Köpfen vieler<br />
Besitzer und Betreiber nach wie vor als wartungsfrei,<br />
wundert sich Soluto-Chef Martin<br />
Zagler im Gespräch mit dem BauTecFokus<br />
(Seite 56) Zagler hat sich mit seinem Unternehmen<br />
auf Kanal-, Wasser- und Brandschadensanierung<br />
spezialisiert und gibt sein Know-how<br />
im Franchise-System weiter.<br />
Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik.<br />
Im Interview (Seite 60) verrät er warum<br />
Betreiber-Risken nicht zu unterschätzen sind<br />
und externe Dienstleister viel kritischer kontrollieren.<br />
Zu Tisch waren wir mit Reinhard Poglitsch,<br />
Commercial Director Continental Europe<br />
bei ISS World Services (Seite 134). Über mangelnde<br />
Aufgaben kann sich der ausgewiesene<br />
Steakliebhaber nicht beschweren. Sein Bereich<br />
zeichnet für 40 Prozent der im Konzern<br />
erwirtschafteten Wertschöpfung von elf Milliarden<br />
Euro verantwortlich.<br />
In ganz Asien gibt es kein weiteres Flughafengebäude,<br />
dessen Tragwerk und Dachstruktur<br />
komplett aus Holz gefertigt wurden: Rubner<br />
Holzbau hat vom niederösterreichen Standort<br />
Ober-Grafendorf aus beim Mactan Cebu<br />
International Airport beeindruckende Arbeit<br />
geleistet (Seite 112).<br />
Architekten Ur-Gestein Heinz Neumann vermisst<br />
mitunter die Wertschätzung gegenüber<br />
Architektenleistung. Ab Seite 28 verrät er<br />
gemeinsam mit seinen geschäftsführenden<br />
Partnern Oliver Oszwald und Florian Rode,<br />
wie gute Architektur entsteht und warum<br />
Multifunktionalität die Zukunft ist.<br />
Viel Spaß beim Lesen,<br />
Mehr Bewusstseinsbildung für Gebäudesicherheit<br />
wünscht sich auch Werner Moldaschl,<br />
Birgit Salomon<br />
Chefredakteurin<br />
12 BauTecFokus
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8.-10. Oktober 2018, <strong>Herbst</strong> 2018 Stand 13A1.110
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />
Cree und ELK bündeln Wissen<br />
Kooperation<br />
n Holz-Hybridbauspezialist Cree und Fertighaus-Marktführer<br />
ELK bündeln ihre<br />
Kompetenzen und starten gemeinsame<br />
Projekte. Cree wird seine Systemplanung-<br />
Kompetenzen sowie die langjährige Erfahrung<br />
im mehrgeschossigen Holzbau einbringen.<br />
ELK bereichert die Partnerschaft<br />
mit fast 50 Jahren Erfahrung im Fertighausbau<br />
und der hochmodernen Infrastruktur<br />
für die industrielle und damit effizientere<br />
Vorfertigung. „Mit der<br />
Zusammenarbeit schaffen wir für die Errichtung<br />
von mehrgeschossigen Holz-Hybridgebäuden<br />
erstmals eine durchgängige,<br />
umfassende Abwicklung von der<br />
Planung und der Vorproduktion bis hin<br />
zur Montage“, erklärt Hubert Rhomberg,<br />
CEO und Gründer der Cree GmbH. Besonders<br />
attraktiv dürfte der neue Player daher<br />
für gewerbliche Wohnbauträger und den<br />
gemeinnützigen Wohnbau werden.<br />
Halbjahresbilanz<br />
Umsatzplus<br />
n Glorit kann auf ein erfolgreiches erstes<br />
Halbjahr zurückblicken. Der Umsatz<br />
wuchs auf 34 Millionen Euro, ein Plus von<br />
58 Prozent. Im aktuellen Jahr wurden bereits<br />
zehn neue Jobs geschaffen – mit 143<br />
Angestellten und Arbeitern erreichte man<br />
einen neuen Beschäftsungshöchststand.<br />
Ebenso werden drei Millionen Euro in die<br />
Infrastruktur durch den Bau eines Musterhauses<br />
und der Neugestaltung des Verwaltungsgebäudes<br />
am Standort Groß-<br />
Enzersdorf investiert. Der Fertigstellung<br />
ist für November 2018 geplant. „Mit dieser<br />
Entwicklung zum Halbjahr konnten wir<br />
die Erwartungen der Unternehmensleitung<br />
sogar deutlich übertreffen“, freut<br />
sich Geschäftsführer Stefan Messar.<br />
Goldenes Erdmännchen<br />
Auszeichnung<br />
n Der Verband der Ziviltechniker und Ingenieurbetriebe<br />
(VZI) feierte mit 200 Gästen<br />
im Kursalon Hübner sein 30-jähriges Jubiläum.<br />
Die Verleihung des CCC-Awards war Höhepunkt<br />
der Veranstaltung. Erstmals wurden<br />
vier Einzelpersonen in der jeweiligen<br />
Kategorie ausgezeichnet, die sich in besonderer<br />
Art und Weise für erhöhte Kooperation<br />
und Kommunikation bei Immobilienund<br />
Infrastrukturprojekten in Österreich<br />
engagiert haben. Für ihren Einsatz erhielten<br />
Dietmar Eiden hat die<br />
operative Geschäftsführung<br />
aller B2B-Messen im Österreich-Portfolio<br />
von Reed<br />
Exhibitions übernommen.<br />
die Preisträger eine Trophäe in Form eines<br />
vergoldeten Erdmännchens, eine Erdmännchen-Patenschaft<br />
und eine Jahreskarte des<br />
Tiergartens Schönbrunn. Die Preisträger waren<br />
Renate Schraml, Elisabeth von Thüringen<br />
GmbH (Kategorie „Bauherren“), Leonidas<br />
Gerald Schafferer, bau.raum<br />
(„Architekten, Planer & Projektsteuerer“),<br />
Klaus Reisinger, vormals ENGIE Gebäudetechnik<br />
(„Ausführende“) und Ulla Unzeitig,<br />
Open House Wien („Sonderbeteiligte“).<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Ab sofort zeichnet Anita<br />
Körbler für den Bereich<br />
Business Development & Sales<br />
beim SaaS-Anbieter docu tools<br />
verantwortlich.<br />
Bernd Oswald wird<br />
Chief Operation Officer bei Cree.<br />
Er ist für den Ausbau der<br />
digitalen Plattform, sowie<br />
Strategieumsetzung zuständig.<br />
News Ticker<br />
Boden: SCHUBERT STONE eröffnet zusätzlich zu der Naturstein-Terrassenausstellung eine Feinsteinzeug-Terrassenausstellung mit<br />
mehr als 100 verschiedenen Sorten und somit Österreichs größte Feinsteinzeug-Ausstellung für Terrassen. Nominierung: Die<br />
Nominierungen für den ZV-Bauherrenpreis 2018 sind fixiert. Die Jurys haben sich für 22 von 106 Projekten entschieden.<br />
Fotos: Ernst Haas; Reed Exhibitions/Andreas Kolarik; helenedevun<br />
14 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />
Prämierung für Meissl Architects<br />
Award<br />
n Meissl Architects wurden mit dem Iconic<br />
Architecture Selection Award 2018 für das<br />
PAULY in Seefeld in Tirol, in der Kategorie<br />
INTERIOR, ausgezeichnet. Das Architekten-Team<br />
von Meissl Architects überzeugte<br />
mit seiner besonderen Herangehensweise<br />
bei der Gestaltung des Lokals. Der hohe Designanspruch,<br />
ohne dabei auf bekannte<br />
Klassiker zu setzen, die Gemütlichkeit und<br />
das LIVING LA DOLCE VITA haben die Jury<br />
überzeugt. „Das PAULY ist ein Unikat für<br />
die Ferienregion Seefeld – fernab von Tiroler<br />
Kitsch und Pizzabäckerei. Bodenständig,<br />
aber raffiniert, authentisch und geprägt<br />
vom LA DOLCE VITA und den<br />
hochwertigen Zutaten der Regionen Italiens“,<br />
so Alexander Meissl.<br />
Ausbaustrecke Oldenburg-Wilhelmshaven<br />
Großauftrag<br />
n Eine Arbeitsgemeinschaft (ARGE) aus<br />
STRABAG AG, Ed. Züblin AG und STRA-<br />
BAG Rail GmbH wurde von der Deutsche<br />
Bahn AG mit dem Ausbau einer insgesamt<br />
5,7 Kilometer langen Bahnstrecke auf dem<br />
Gebiet der niedersächsischen Gemeinde<br />
Sande (Landkreis Friesland) beauftragt.<br />
Der Auftrag ist Bestandteil der Ausbaustrecke<br />
Oldenburg–Wilhelmshaven.<br />
Durch die Baumaßnahmen wird der<br />
Anschluss des Container-Terminals Wilhelmshaven<br />
an das überregionale Bahnnetz<br />
verbessert und die Bahnstrecke an<br />
das steigende Güterverkehrsaufkommen<br />
angepasst. Der Streckenabschnitt „Bahnverlegung<br />
Sande“ beinhaltet eine vier Kilometer<br />
lange zweigleisige Neubaustrecke<br />
sowie die Erweiterung einer bestehenden<br />
1,7 Kilometer langen Trasse um ein zweites<br />
Gleis. Der Auftragswert beträgt rund 115<br />
Millionen Euro, die Bauzeit voraussichtlich<br />
3,5 Jahre.<br />
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<strong>Herbst</strong> 2018 15<br />
Das Beste, was Ihnen passieren kann.
Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />
Update auf 32 Meter<br />
Neue Reichweiten<br />
n Die COMPACT Präsenz- und Automationsserien<br />
werden vom Hersteller ESYLUX einem<br />
umfangreichen Update unterzogen.<br />
Das Produkt wird um Varianten mit einer<br />
Reichweite von 32 Metern ergänzt. Bei der<br />
Bewegungserfassung setzt das Unternehmen<br />
auf die bewährte strahlungsfreie Passiv-<br />
Infrarot-Technologie.<br />
„Wo sich Menschen längere Zeit aufhalten,<br />
wie am Arbeitsplatz, möchten wir jede Form<br />
von Elektrosmog unbedingt vermeiden“,<br />
erklärt Marcus Pabsch, Leiter des ESYLUX-<br />
Produktmanagements.<br />
Damit passt man sich für die bedarfsgesteuerte<br />
Gebäudeautomation an die individuellen<br />
Umgebungsanforderungen an. Dies verschafft<br />
mehr Flexibilität in großen Räumen.<br />
Als Beispiel für den Einsatz stehen Großraumbüros<br />
im Fokus.<br />
Insgesamt handelt es sich bei den neuen<br />
Ausführungen um sechs Melder für unterschiedliche<br />
Betriebstechnologien.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Rund 30 Architekten und Planer aus ganz Österreich fanden sich Ende August in Kollerschlag ein.<br />
Loxone hatte zum ersten Real-Smart-Home-Event für Branchenexperten geladen. Verschiedene<br />
Workshops und Impulsvorträge eröffneten die Welt des smarten Zuhauses – und begeisterten. Die<br />
Loxone-Geschäftsführer Thomas Moser, Rüdiger Keinberger und Martin Öller freuten sich über das<br />
große Interesse der Gäste während der Veranstaltung.<br />
Synco IC<br />
Neue Funktionen<br />
n Die Synco IC-Cloud-Plattform der Siemens-Division-Building<br />
Technologies<br />
wurde um neue Funktionen für die Fernüberwachung<br />
von Heizungs-, Lüftungs-,<br />
und Klimaanlagen ausgebaut.<br />
Seit Juli ist eine Fernablesung von Zählern<br />
für die Energieabrechnung, die Fernüberwachung<br />
von Energiekennzahlen und die<br />
Fernintervention zur Senkung des Energieverbrauchs<br />
möglich. Das cloudbasierte<br />
System ist für einen kosteneffizienten Betrieb<br />
und Management von HKL-Anlagen<br />
in kleinen und mittelgroßen Gebäuden<br />
geeignet. Ein Ziel ist es, den Energieverbrauch<br />
zu reduziert. Bis zu 2.500 Funkmessgeräte<br />
oder 250 verdrahtete Zähler<br />
können von dem System umfasst werden.<br />
Durch eine automatische Datenerfassung<br />
werden Ablesefehler minimiert und eine<br />
Zählermanipulation oder Datenfälschung<br />
verhindert. Es können bis zu 100 Standorten<br />
kostenlos angebunden werden<br />
News Ticker<br />
Tagung: buildingSMART Austria und Heid & Partner laden am 11.10.2018 zur Veranstaltung nach Salzburg unter dem Motto „In<br />
der Praxis angekommen: Fallbeispiele zu Building Information Modeling entlang des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes“<br />
ein. Erfolg: PORR gewinnt in Polen bislang größten Bahnbauauftrag mit einem Auftragsvolumen von rund 116 Millionen Euro.<br />
Fotos: RabmerGruppe, Siemens; ESYLUX; GRÜNSTATTGRAU;<br />
16 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />
GRÜNSTATTGRAU<br />
Innovationslabor<br />
n Bei der Eröffnung des ersten mobilen Experimentierraums für<br />
Bauwerksbegrünung MUGLI am Wiener Hauptbahnhof präsentiert<br />
das Start-up seine Zielsetzung: 20 Prozent der Potenzialflächen in<br />
Innerfavoriten zu begrünen. Mit diesem groß angelegten Projekt<br />
wird Bauwerksbegrünung erstmals breitenwirksam im Bestand<br />
umgesetzt. Gemeinsam mit über 300 Netzwerkpartnern will das<br />
Innovationslabor eine Reihe von gebündelten Aktivitäten starten,<br />
um mehr Pflanzen auf Österreichs Dächer und Fassaden zu bringen<br />
und die Städte nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Dies soll<br />
vor allem extremen Wetterergeignissen, wie Hitze und Starkregen,<br />
entgegenwirken. „Hier setzt unser Innovationslabor an: Bauwerksbegrünung<br />
hilft, diese und weitere drängende Herausforderungen<br />
in unseren Städten zu lösen“, so Vera Enzi, eine der beiden<br />
Geschäftsführerinnen von GrünStattGrau. Marcus Franz,<br />
Bezirksvorsteher von Wien-Favoriten, ergänzt: „Mehr Grün<br />
bedeutet mehr Lebensqualität. Deswegen erhält die Initiative vom<br />
Bezirk volle Unterstützung. Das Kreta-Viertel als Zielgebiet wird von<br />
den positiven Effekten der Bauwerksbegrünung profitieren.“<br />
Wasser sparen<br />
Hitzewelle<br />
n Wasser sparen wird aufgrund des Klimawandels<br />
und extremerer Hitzeperioden<br />
immer mehr zum Thema. Vor allem beim<br />
Duschen kann man den Wasserverbrauch<br />
im Haushalt reduzieren. Von den 130 Litern<br />
des durchschnittlchen Gesamtwasserverbrauchs<br />
entfallen bis zu 80 Liter auf<br />
das Duschen. Für die Reduktion des verbrauchten<br />
Wasservolumens greifen viele<br />
zu herkömmlichen Spar-Duschköpfen<br />
oder Durchflussmengenbegrenzern, bei<br />
denen jedoch der Duschkomfort reduziert<br />
wird. Dafür hat Raber ein Wassersparsystem<br />
namens ECOTURBINO entwickelt. Es<br />
handelt sich um eine kleine Turbine, die<br />
bei jeder Duscharmatur eingebaut werden<br />
kann und mit einer patentierten Technologie<br />
ein stark verwirbeltes Wasser-Luftgemisch<br />
erzeugt. Damit können rund 36 Prozent<br />
Wasser und Energie eingespart<br />
werden, ohne dass die Duschstrahlintensität<br />
abnimmt.<br />
Balkonfassaden<br />
Schlaues System<br />
n Beim Balkonfassadensystem von Lumon<br />
werden Glas- und Aluminiumstabgeländer<br />
mit aufklappbaren und verschiebbaren<br />
Glasscheiben komibniert. Das System kann<br />
komplett an die Gebäudekonstruktion und<br />
die Wünsche des Auftraggebers angepasst<br />
werden. Es gibt zahlreiche Variationsmöglichkeiten<br />
in der Anordnung der Glaselemente,<br />
Farbgebung und der Wahl des Zubehörs.<br />
Im geschlossenen Zustand schützt das<br />
Produkt vor Lärmeinflüssen und bietet einen<br />
zusätzlichen Wärmepuffer am Balkon.<br />
Das reduziert zusätzlich die Heizkosten.<br />
Das Highlight dieser Verglasung ist das<br />
Dreh-/Schiebe-System, das ein einfaches<br />
Öffnen und Schließen der Konstruktion ermöglicht.<br />
Alle Glaswände lassen sich, je<br />
nach Wetterlage, Sonnenstand oder<br />
Belüftungswunsch individuell bewegen.<br />
Zum Öffnen der ersten Scheibe ist ein Griff<br />
vorgesehen, alle weiteren Scheiben können<br />
in die Anschlussposition geschoben und zusammen<br />
parallel zur Wand verstaut werden.<br />
Ein Zuschlagen durch Wind wird duch eine<br />
Verriegelung verhindert. Die Reinigung<br />
kann einfach vom Balkon aus durchgeführt<br />
werden.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
17
Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management<br />
Neue Kollektion<br />
Lichtblicke<br />
n RIBAG bringt mit der neuen Draft &<br />
Craft Collection die Möglichkeit, sich<br />
durch individualisierte Lichtlösungen in<br />
der Gestaltung zu differenzieren. Die Beleuchtung<br />
kann optimal mit der Architektur<br />
und dem Design der Innenausstattung<br />
abgestimmt werden.<br />
Es werden Sondereditionen mit persönlicher<br />
Handschrift hergestellt und neue Materialisierungen<br />
wie Leder oder Holz eingesetzt.<br />
Die unterschiedlichen Leuchten eigenen<br />
sich für einen vielseitigen Einsatz im<br />
Wohn-, Hotellerie- und Restaurantbereich.<br />
Für die neue ARVA Draft & Craft Collection<br />
wird die schwarze Linsenpendelleuchte<br />
mit einer individuellen Blende<br />
kombiniert. Zur Auswahl stehen die zwei<br />
Ledervarianten „Rancho Terra“ und «Velluto<br />
Lava» sowie die beiden Holzarten Eiche<br />
und Schwarznuss.<br />
Kurt-Masur-Schule<br />
Farbenfroh<br />
n Ästetik, Funktionalität sowie kind- und<br />
lerngerechte Räumlichkeiten stehen bei den<br />
Anforderungen der Kurt-Masur-Grundschule<br />
weit oben. Dazu zählt auch ein farbenfroher<br />
Fensterschutz von Warema, der in strahlenden<br />
Sonnengelb das Gebäude freundlich<br />
und anregend wirken lässt.<br />
Rund 620 Schüler besuchen täglich das<br />
Schulgebäude, welches einen umliegenden<br />
Hort und eine Dreifach-Sporthalle beinhaltet.<br />
Mensa und Mehrzweckräum werden mit<br />
dem Foyer zu einem offenen Komplex verbunden.<br />
Auf dem Dach befinden sich zusätzliche<br />
Spielflächen für die Schüler.<br />
Das Gebäude wurde nach Passivhausstandard<br />
konzipiert und überzeugt durch seine<br />
Energiebilanz. Ein weißes Wärmedämm-<br />
Verbundsystem an den Außenfassaden wird<br />
von horizontalen Fensterbändern unterbrochen.<br />
Für Blend- und Wärmeschutz spielen<br />
die textilen Fenster-Markisen von Warema<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Bernhard Hirschmüller ist<br />
neuer Vertriebsleiter bei VELUX<br />
Österreich und wird sich auf den<br />
Ausbau der starken Marktposition<br />
von kümmern.<br />
Alexander Ghezzo freut sich<br />
auf zahlreiche Einreichungen im<br />
Rahmen der siebten Green and<br />
Blue Awards für nachhaltige<br />
Immo-Projekte.<br />
Andreas Schierenbeck, CEO<br />
von thyssenkrupp Elevator, ist<br />
stolz auf das Projekt des neuen<br />
Hauptsitzes und des weltweit<br />
höchsten Aufzugtestturms.<br />
News Ticker<br />
Erweiterung: TÜV AUSTRIA baut mit Tecnotest Werkstoffkompetenz im Rheinland aus. TÜV AUSTRIA Deutschland übernimmt<br />
den ZfP-Prüfdienstleister Tecnotest mit 34 Mitarbeitern und Sitz in Leverkusen. Jubiläum: Die Geschwister Carola Meissl-<br />
Handle und Alexander Meissl, beide Geschäftsführer von MEISSL ARCHITECTS, feiern 60 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte.<br />
Fotos: Warema, VELUX, Thomas Mayer<br />
18 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management<br />
Mehr Raum<br />
Sanierung<br />
n Aufgrund der steigenden Nachfrage bei<br />
der Firma Landgarten in Bruck an der Leitha,<br />
musste der Hersteller von Bio-Snacks ein<br />
neues Rohwarenlager und eine neue Produktionshalle<br />
errichten. Somit soll ausreichend<br />
Raum für die Produktionsanforderungen<br />
gewährleistet werden.<br />
BRUCHAPaneel® PU Wand - WP Platten im<br />
Stecksystem ermöglichen eine saubere Lösung<br />
für Wände und Dächer. Vollflächig verklebte<br />
Dachabdichtungsbahnen von Sika<br />
sollen für die richtige Dachabdichtung sorgen.<br />
Die Module können einfach und schnell verlegt<br />
werden, für die Montage sind keine offenen<br />
Flammen nötig. Sie bieten hervorragende<br />
Witterungsbeständigekti auch bei<br />
permanenter UV-Belastung.<br />
Raumakustik optimiert<br />
Lärmpegel<br />
n Im Heurigenlokal „Zum Martin<br />
Sepp“ finden bis zu 200 Gäste Platz.<br />
Um den Geräuschpegel zu verbessern,<br />
entschied sich Romana Martin<br />
für Solo Deckensegeln vom<br />
Raumakustik-Spezialisten Ecophon.<br />
Für dieses raumakustische<br />
Upgrade verantwortlich zeichnet<br />
Akustik-Spezialist Thomas Mayer<br />
mit seinem Unternehmen raumecho<br />
- Agentur für Raumakustik. Einerseits<br />
sollte die Nachhallzeit und<br />
damit der empfundene Geräuschpegel<br />
deutlich reduziert werden,<br />
auf der anderen Seite sollte kein<br />
schalltoter Raum entstehen und<br />
auch der optische Raumeindruck<br />
erhalten bleiben.<br />
Wanda Lanzer Schule<br />
Neue Mittelschule Stammersdorf<br />
n Diesen September wurde in Stammersdorf<br />
eine ganztägige Neue Mittelschule eröffnet.<br />
Bereits Mitte August wurde das Gebäude<br />
von Herrn Josef Stadlinger, Division<br />
Head Siemens Building Technology Österreich<br />
feierlich an die Schulleitung Katja<br />
Kraml übergeben. Projektverantwortlich<br />
zeigten sich Siemens Gebäudemanagement<br />
& Services G.m.b.H. (SGS) gemeinsam<br />
mit der Baufirma Granit und Raiffeisen<br />
Leasing. „Lebenszyklusorientierte<br />
Modelle wie in der Wanda Lanzer Schule<br />
sind die beste Garantie für Nachhaltigkeit<br />
mit Auswirkung auf die Lebenszykluskosten<br />
und die übergreifende Planung, Errichtung<br />
und den Betrieb“, erklärt Manfred<br />
Völker, Geschäftsführer der SGS. Die Wartungen,<br />
Instandhaltungen und Inspektionen<br />
werden die nächsten 25 Jahre von der<br />
SGS betreut.<br />
Fit für die Zukunft<br />
Neue Arena<br />
n Der österreichische Fußballbundesligaverein<br />
CASHPOINT SCR Altach will sich für<br />
zukünftige sportliche Herausforderungen<br />
stellen. Im Rahmen der Masterplanung für<br />
eine neue Spielstätte mit dem Arbeitstitel<br />
„Vorarlberg Arena“ sollen saisonal- oder<br />
eventunabhängige Nutzungsmöglichkeiten<br />
berücksichtig werden.<br />
„So wie wir auch unsere Organisation ständig<br />
hinterfragen und verbessern müssen,<br />
haben wir auch an unserer gesamten Sportanlage<br />
und an ihrem Herzstück, der CASH-<br />
POINT Arena, noch vieles zu verbessern und<br />
zu ergänzen. Dabei stellen wir uns die Frage,<br />
ob und wie wir insbesondere die Infrastruktur<br />
der Arena über die Bundesliga-Heimspiele<br />
hinaus nutzbar machen oder durch<br />
gezielte Ergänzungen für andere Events attraktiv<br />
machen können“, sagt Karlheinz<br />
Kopf, Präsident des CASHPOINT SCR Altach.<br />
Partner des Verbands sind u.a. Steilpass –<br />
The Brand Experience Consultants, Maxmakers<br />
– International Real Estate Consulting,<br />
Drees & Sommer und Blackforesters.<br />
Durch das Mischnutzungsprinzip soll ein<br />
möglichst großer Mehrwert für den Verein<br />
entstehen.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
19
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />
Glas mit pyrolytischer Beschichtung<br />
Saubere Sache<br />
n Als neutrales Glas mit unsichtbarer pyrolytischer<br />
Beschichtung (Hardcoating) ist<br />
„Luxclear Protect“ von AGC Interpane perfekt<br />
für Duschanwendungen geeignet. Die<br />
Beschichtung schützt die Glasoberfläche<br />
langjährig vor sichtbaren Kalkablagerungen<br />
und dem Anhaften von Seifenresten und<br />
Schmutz.<br />
Anders als bei herkömmlichen Dusch-Verglasungen<br />
ist das Hardcoating mit dem Glas<br />
verschmolzen, nutzt sich nicht ab und versiegelt<br />
die Oberfläche dauerhaft – das Glas<br />
wird auch nach Jahren nicht stumpf oder<br />
trüb. Darauf gibt das Unternehmen eine<br />
zehnjährige Korrosionsschutzgarantie.<br />
So wird auch der Reinigungsaufwand minimiert:<br />
Klares Wasser genügt, scharfe Badreiniger<br />
werden überflüssig – das schont nicht<br />
nur die Umwelt, sondern spart zusätzlich<br />
Geld.<br />
Universitätsklinikum St. Pölten<br />
Hygienefaktor<br />
n Der sogenannte zweite Bauabschnitt<br />
des Universitätklinikums in St. Pölten ist<br />
das größte Klinik-Bauprojekt Österreichs.<br />
Mit den Trockenbauarbeiten wurde Lieb<br />
Bau Weiz beauftragt. Das Auftragsvolumen<br />
umfasste sämtliche nichttragende<br />
Innenwände, Unterkonstruktionen für<br />
Portale, Türen und diverse medizinische<br />
Geräte sowie abgehängte Decken im gesamten<br />
Gebäude. Für ein angenehmes Arbeitsklima<br />
und die rasche Genesung der<br />
Patienten setzten die Architekten in der<br />
Gestaltung auf großzügige Glasflächen an<br />
der Fassade und im Innenbereich. In Zonen<br />
mit Patientenverkehr entschied man<br />
sich für die Fixverglasung Planline von<br />
Saint-Gobain Rigips Austria. Diese<br />
Elemente sind absolut flächenbündig mit<br />
den tragenden Gipskarton-<br />
Ständerwandsystemen und rundum<br />
hermetisch versiegelt. Es kann also zu<br />
keinerlei Verunreinigung in den bereits<br />
werkseitig gereinigten Glaselementen<br />
kommen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die<br />
Glaselemente<br />
unterschiedlichen<br />
bauphysikalischen Anforderungen<br />
gerecht werden können.<br />
Metallbau<br />
ÖNORMEN<br />
n Das Aluminium-Fenster-Institut (AFI)<br />
hat eine Aufstellung der wichtigsten<br />
Normen aus dem Bereich Metallbau online<br />
gestellt. Die aktualisierte Auswahl von<br />
über 300 ÖNORMEN für den Metallbau<br />
soll Planer, Architekten, Bauherren und<br />
Metallbaubetriebe in ihrer Arbeit<br />
unterstützen. Neu ist die zusätzliche<br />
Leistung von Normenentwürfen. Durch<br />
die direkte Verlinkung mit Austrian<br />
Standards kann man sich rasch über die<br />
Details der Norm oder des Entwurfes<br />
informieren.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Die zwei neuen Geschäftsleiter von Hacksteiner-Metall Thomas<br />
Ablinger und Wolfgang Ebner unterstützen Geschäftsführer<br />
Wilhelm Rinnerthaler bei seinen Agenden. Ablinger ist Metallbau-<br />
Projektleiter und vertritt als Geschäftsleiter mit Handlungsvollmacht ab<br />
sofort das Unternehmen nach außen.<br />
Stephan Bothen ist neuer<br />
Geschäftsführer von Zeppelin<br />
Österreich. Er verantwortet das<br />
Gebiet in Wien, Graz, Linz,<br />
Innsbruck und Villach.<br />
News Ticker<br />
Baustellen-Werbung: Baustellen erregen das Interesse von Passanten. Ein effektiver Weg für Werbung ist die plakative<br />
Gestaltung von Bauzäunen. Durchlässiges Mesh-Gewebe sei besonders geeignet. Hitzeschutz: Massiv Bauen unterstützt den<br />
Kühleffekt und steigert das Wohlbefinden. Das belegen Langzeitmessungen im Viva Forschungspark von Baumit.<br />
Fotos: AGC Glass Europe, Schönhofer, Hacksteiner-Metall/Stefan Zauner, Schoeck<br />
20 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />
ASB LumiFlex<br />
Außergewöhnliches Shoppingerlebnis<br />
n ASB LumiFlex ist ein Videofußboden. Der<br />
gesamte Bodenbereich dient als multifunktionaler<br />
Monitor, durch den jeder Raum zu<br />
einem einzigartigen visuellen Erlebnis wird<br />
Indoor- oder Outdoor-Event, Ausstellungen,<br />
Atrien von Einkaufszentren und Hotels,<br />
Konzertsäle, Marketing-Stunts und Produktpräsentationen.<br />
Architekten und Innenarchitekten<br />
suchen manchmal noch nach<br />
dem besonderen Eyecatcher.<br />
Das deutsche Unternehmen ASB, kurz für<br />
Aluminium SystemBau Horst Babinsky<br />
GmbH, hat den flächenelastischen Voll-LED-<br />
Videofußboden aus Glas LumiFlex entwickelt<br />
und optimiert. Seine Eigenschaften:<br />
wasserabweisend, elastisch, strapazierfähig,<br />
rutschfest, auch bei Tageslicht sichtbar und<br />
als portables System mit vorkonfigurierten<br />
Elementen von 1,5 x 2,5 m sehr flexibel – per<br />
Plug & Play einsatzbereit. Der LumiFlex von<br />
ASB ist in einer Basis- und einer Premiumvariante,<br />
erhältlich. Die Premiumversion<br />
verfügt über einen Pixelabstand von 6,25<br />
Millimetern, der hochauflösende Videodarstellung<br />
ermöglicht. Das heißt, in der höheren<br />
Auflösung sind in einem Quadratmeter<br />
ASB LumiFlex 25.600 RGB-LEDs verbaut.<br />
Die Basisausführung ist mit einem Pixelabstand<br />
von 8,9 Millimetern erhältlich, hier<br />
sind 12.500 RGB-LEDs pro Quadratmeter<br />
verbaut. Dass große Erlebnisse keine komplizierte<br />
Technik brauchen, beweist die Bedienung<br />
des LumiFlex. Per HDMI- oder DVI-<br />
Schnittstelle kann der Boden von jedem<br />
Computer als sekundärer Monitor gesteuert<br />
werden.<br />
Neue Bewilligungen nötig<br />
Gesteinsabbau<br />
n Rund vier Millionen Tonnen Kies und Gestein<br />
werden von der Vorarlberger Bauwirtschaft<br />
jährlich verbraucht. Um den Bedarf<br />
weiterhin decken zu können, müssen in<br />
nächster Zeit neue Bewilligungen erteilt<br />
werden, so eine Bedarfsstudie zur Baurohstoffversorgung.<br />
Je nach Möglichkeit wird empfohlen, bestehende<br />
Abbaufelder zu erweitern und Nassbaggerungen<br />
einzuplanen.<br />
Die entsprechenden Potenzialien sollen in<br />
einer Folgeuntersuchung erhoben werden,<br />
so Landeshauptmann Markus Wallner und<br />
Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser.<br />
Von heimischen Betrieben mit bewilligten<br />
Abbaufeldern in den Regionen Walgau,<br />
Rheintal und Bregenzerwald wird der größte<br />
Teil des Gesamtbedarfs beigesteuert. Insgesamt<br />
werden von ihnen rund 2,75 Millionen<br />
Tonnen an mineralischen Rohstoffen geliefert.<br />
In den nächsten Jahren wird sich diese<br />
Abbaumenge drastisch reduzieren – bis zu<br />
drei Viertel in den kommenden zehn Jahren.<br />
Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden,<br />
ist man in Vorarlberg von Importen aus<br />
Deutschland und Tirol abhängig.<br />
Fassadenbefestigung<br />
Neuerung<br />
n Combar, ein hochwertiger Glasfaserstab,<br />
wird seit heuer vom Produkthersteller<br />
Schöck auch in Österreich verwendet.<br />
Aktuell wurde die Produktlinie Schöck<br />
Isolink geschaffen, die alle Fassadenbefestigungen<br />
vereint.<br />
Glasfaserbewehrung hat im Vergleich zu<br />
Betonstahl einige Vorteile: es ist nicht nur<br />
leichter, sondern gleichzeitig belastbarer<br />
und verfügt über hervorragende statische,<br />
chemische und bauphysikalische Eigenschaften.<br />
Außerdem zeichnet sich Schöck<br />
Combar durch seine geringe Wärmeleitung<br />
aus und benötigt eine geringe Betondeckung.<br />
Das Produktportfolio von Schöck wird so<br />
erweitert und in einer neuen Produktfamilie<br />
zusammengefügt. Alle Fassadenbefestigungen<br />
von Schöck tragen ab sofort den<br />
Namen Schöck Isolink. Im Zuge dessen<br />
wird auch der bisherige Thermoanker umbenannt.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
21
Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen<br />
Photovoltaik beim Lagerhaus Kufstein<br />
Sonnenkraft<br />
n Am Standort in der Raiffeisenstraße in<br />
Kufstein entsteht eine neue Lagerhausfiliale.<br />
Die Nutzung von Tageslicht und grüner<br />
Energie aus einer Photovoltaik-Anlage, die<br />
in die Dachfensterlösung VELUX Modular<br />
Skylights integriert ist, stehen dabei im Fokus.<br />
Bei VELUX Modular Skylights handelt<br />
es sich um ein innovatives Oberlichtkonzept,<br />
dessen Elemente je nach Anforderung individuell<br />
kombiniert werden können. Eine<br />
Möglichkeit sind öffenbare Module, die eine<br />
Frischluftversorgung garantieren. Im neuen<br />
Lagerhaus in Kufstein werden in zwei Sattellichtbändern<br />
mit 40 Grad Neigung insgesamt<br />
92 Module der VELUX Modular Skylights<br />
verbaut. Das südseitig ausgerichtete<br />
Lichtband besteht aus 46 voll belegten Photovoltaik-Modulen,<br />
die zur Deckung des Energiebedarfs<br />
beitragen.<br />
Die Fertigstellung der Bauarbeiten ist bis Dezember<br />
2018 geplant. Die Eröffnung soll im<br />
Frühjahr 2019 stattfinden.<br />
Karawankentunnel<br />
Tunnelröhre Nr. 2<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Stefan Fehle verstärkt das<br />
Führungsteam des LED-Anbieters<br />
LEDON und wird neuer<br />
Finanzchef. Im Juni wurde ihm<br />
die Prokura erteilt.<br />
Ehrentraud Schreck<br />
übernimmt die Position der<br />
Geschäftsführung von Conrad<br />
Electronic Österreich und löst<br />
damit Thomas Schöfmann ab.<br />
Holger Engelbrecht<br />
Produktmanager bei reichelt<br />
elektronik, begrüßt die neue<br />
EU-Beleuchtungsverordnung<br />
hin zu energieeffizienteren<br />
Geräten.<br />
n Heuer startet die ASFINAG zeitgleich<br />
mit dem slowenischen Autobahnbetreiber<br />
DARS den Vollausbau des Karawankentunnels.<br />
Der Grenztunnel zwischen Österreich<br />
und Slowenien ist Teil der 7,9 Kilometer<br />
langen A11 Karawankenautobahn.<br />
Als erster Schritt ist der Neubau einer<br />
zweiten Tunnelröhre vorgesehen.<br />
„Der Auftrag über den Neubau einer zweiten<br />
Röhre beim Karawankentunnel hat ein<br />
Volumen von rund 90 Millionen Euro. Er<br />
ist eine Auszeichnung für die SWIETELS-<br />
KY-Baugesellschaft und ihr Tunnelbau-<br />
Unternehmen, die in diesem Fall gemeinsam<br />
als ARGE beauftragt wurden. Wir<br />
sind auf Untertagebauprojekte hochspezialisiert<br />
und können auf jahrzehntelange<br />
Erfahrung zurückgreifen“, betont SWIE-<br />
TELSKY-Sprecher Karl Weidlinger.<br />
Als besondere Herausforderung gelten die<br />
schwierigen geologischen Verhältnisse<br />
sowie erwarteten Wasserzutritten.<br />
News Ticker<br />
Licht: RIBAG Licht hat für die Linie AROA eine Stehleuchte sowie neue Farberweiterungen im Chrom-Look und Goldbraun<br />
gelauncht. Vergaberecht neu: Ziviltechnikerkammer legt Leitfaden für die Vergabe von Planungs- und Beratungsleistungen<br />
vor. Auftraggeber leiden weiterhin unter der Komplexität des Gesetzes.<br />
Fotos: RIBAG Licht AG; IG Lebenszyklus Bau; Lisa Mathis; Lagerhaus; Zeppelin/Sabine Gassner<br />
22 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen<br />
Aluminiumfenster<br />
Nachhaltigkeit & Design<br />
n Wicona ist weltweit der erste Anbieter eines thermisch getrennten<br />
Aluminiumbausystems, welches zur Gänze aus recycelten<br />
Material beseteht. Das Wicline 75 Max Aluminiumfenster<br />
soll Nachhaltigkeit mit Design verbinden. Mit einer<br />
filigranen Profilansicht erfüllt es die Ansprüche einer modernen<br />
Architektur. Es hat für seine versenkbaren Fenstergriffe<br />
mehrere Design-Preise erhalten. Darüber hinaus ist es kostengünstig,<br />
fast wartungsfrei und besitzt eine lange Lebensdauer.<br />
Der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt ist ein weiterer<br />
Aspekt, der bei modernen Bauwerken zum Tragen kommt.<br />
Aluminium ist ein nachhaltiger Werkstoff, der immer wieder<br />
recycelt und erneut verwendet werden kann. „Mit dem Wicline<br />
75 Max Aluminiumfenster kommt Hydro Building Systems Austria<br />
dem Anspruch auf Nachhaltigkeit in einer Art und Weise<br />
nach, die weltweit einzigartig ist“, sagt Jörg Meiche, Vertriebsleiter<br />
Hydro Building Systems Austria.<br />
| BA12-15G |<br />
Der erste Controller,<br />
der in jedem Raum<br />
willkommen ist.<br />
Integrale Gebäudeautomationslösungen:<br />
z. B. mit dem BC9191.<br />
DBS-Club<br />
Prototyp<br />
n In einer neu gegründeten Initiative der IG Lebenszyklus Bau,<br />
dem sogenannten DBS-Club (Digital Building Solutions), ziehen<br />
Buwog Group, Delta, Engie, Microsoft, Siemens, UBM Development<br />
AG, Umdasch Group Ventures, Wien Energie, Wienerberger,<br />
Wirtschaftsagentur Wien, Wien 3420 aspern<br />
Development AG, WeXelerate und Austrian Institute of Technology<br />
an einem Strang, um gemeinsam mit technologieaffinen<br />
Start-Ups Lösungen für jene Felder zu entwickeln, denen<br />
das größte Innovationspotenzial in der Branche zugeschrieben<br />
wird. Es werden gemeinsam Prototypen für die digitale<br />
Planung, Errichtung, Finanzierung und den Betrieb von Gebäuden<br />
entwickelt.<br />
Am 3. Oktober werden die erarbeiteten Konzepte in der Seestadt<br />
Aspern im Rahmen des DBS Future Demo Days getestet.<br />
Dabei sollen neue, innovative Denkansätze und Ideen zur Optimierung<br />
der Konzepte geschaffen werden.<br />
www.beckhoff.at/building<br />
Der Raum-Controller BC9191 bündelt die Standardfunktionalitäten<br />
zur Einzelraumsteuerung in einer kompakten Bauform. Zentrale<br />
Informationen werden per Ethernet mit der übergeordneten PC-Ebene<br />
ausgetauscht. Damit ist der BC9191 ein exzellentes Beispiel für die<br />
integrale Gebäudeautomation von Beckhoff auf der Grundlage der<br />
offenen, PC-basierten Steuerungstechnik: Alle Gewerke werden von<br />
einer einheitlichen Hard- und Softwareplattform gesteuert, bestehend<br />
aus skalierbaren Steuerungen, passgenauen I/O-Lösungen und der<br />
Automatisierungssoftware TwinCAT. Durch die optimale Abstimmung<br />
aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale über die Energieeffi<br />
zienzklassen hinaus voll ausgeschöpft. Für alle Gewerke stehen vordefi<br />
nierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering enorm<br />
vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit<br />
möglich. Die Systemintegration erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards<br />
Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP.<br />
Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />
von Beckhoff:<br />
Flexible<br />
Visualisierung/<br />
Bedienung<br />
Skalierbare Steuerungstechnik,<br />
modulare I/O-Busklemmen<br />
Modulare Software-<br />
Bibliotheken<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
23
Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau<br />
Deutsche Einheit Nr. 15<br />
Verkehrsprojekt<br />
n ZÜBLIN wurde für den rund sechs Kilometer<br />
langen dritten Bauabschnitt der<br />
BAB 44 zwischen Kassel und Herleshausen<br />
von der DEGES (Deutsche Einheit<br />
Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH)<br />
beauftragt. Die Straße ist Teil des Verkehrsprojekts<br />
Deutsche Einheit Nr. 15. Die<br />
Auftragssumme beträgt rund 183 Millionen<br />
Euro. Herzstück des Auftrags ist der<br />
ca. 1,7 Kilometer lange Tunnel Boyneburg,<br />
der aus zwei jeweils zweispurigen Tunnelröhren<br />
besteht. Diese sind über fünf Rettungsquerschläge<br />
miteinander verbunden<br />
und verfügen über je zwei<br />
Pannenbuchten. Nördlich und südlich des<br />
Tunnels werden zwei 2,3 bzw. 2,1 Kilometer<br />
lange Streckenabschnitte der BAB 44 gebaut.<br />
Insgesamt sind fünf Unterführungsund<br />
Rampenbauwerke, sieben Stützmauern<br />
und Böschungsbauwerke sowie drei<br />
Brücken zu errichten.<br />
Wohnanlage Seeblick<br />
Baustart<br />
n In Lochau wird ein weiteres Projekt von<br />
i+R Wohnbau und Rhomberg Bau<br />
realisiert. 52 Wohnungen sollen zwischen<br />
Schanzgraben und Seeschanze errichtet<br />
werden. Die Vorbereitungsarbeiten für<br />
das Wohnbauprojekt „Seeblick“ haben auf<br />
dem rund 4.500 Quadratmeter großen<br />
Grundstück bereits gewonnen. Die bereits<br />
bestehende Tankstelle wird neu errichtet.<br />
Im Ergeschoss wird der dazugehörige<br />
Tankstellenshop untergebracht. Die Wohnungen<br />
mit zwei bis vier Zimmern sowie<br />
Penthäusern finden in den fünf darüberliegenden<br />
Stockwerken Platz. In einer<br />
Tiefgarage befinden sich 71 Stellplätze für<br />
PKWs und zehn für einspurige Fahrzeuge.<br />
Die Fertigstellung ist für 2021 geplant.<br />
Brenner Basistunnel<br />
Tunnel-Jahrhundertprojekt<br />
n Das Auftragsschreiben über das Bauvorhaben<br />
H51 Pfons-Brenner wurde im August<br />
von den Vertretern des PORR Konsortiums,<br />
bestehend aus der PORR, Hinteregger, Joint<br />
Venture Partnern aus Italien und dem Vorstand<br />
der Brenner Basistunnel Gesellschaft<br />
unterzeichnet. Der Verwaltungsgerichtshof<br />
hat den Zuschlag an die PORR für das größte<br />
Baulos in der österreichischen Geschichte<br />
erneut bestätigt.<br />
Für das gesamte Projekt ist eine Bauzeit von<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Marc Schreiber ist neuer<br />
Bereichsleiter Berlin der<br />
STRABAG Real Estate GmbH.<br />
Der diplomierte Architekt ist seit<br />
10 Jahren im Unternehmen tätig.<br />
rund sechs Jahren angesetzt. Das Auftragsvolumen<br />
beträgt ca. eine Milliarde Euro.<br />
„Wir sind sehr stolz darauf, den Zuschlag für<br />
das bislang größte Tunnelprojekt Österreichs<br />
erhalten zu haben. Das rund 18 Kilometer<br />
lange Baulos ‚Pfons-Brenner‘ stellt<br />
aufgrund der komplexen geologischen Gegebenheiten<br />
und den beschränkten Platzverhältnissen<br />
eine anspruchsvolle Herausforderung<br />
dar“, so PORR CEO Karl-Heinz<br />
Strauss.<br />
Bei der ZIMA Wohn Baugesellschaft mbH Vorarlberg kam es<br />
per Juli zu einer personellen Rochade: Die bisherigen<br />
Prokuristen und langjährigen Mitarbeiter Claudio Kohler und<br />
Herwig Bertsch übernehmen die Geschäftsleitung der<br />
ZIMA Wohn Baugesellschaft mbH.<br />
News Ticker<br />
VÖB Konjunkturbarometer: Trotz eines herausragenden Vorjahres konnte die Betonfertigteilbranche in Österreich im ersten<br />
Halbjahr 2018 den Umsatz noch einmal deutlich spürbar steigern. Copacabana: Mit dem neuen Großprojekt in Karlsdorf bei<br />
Graz schafft die C&P Immobilien AG einen Wohn- und Lebensraum mit 165 Wohneinheiten inklusive privatem Seezugang.<br />
Fotos: BBT SE; PORR; ZIMA Holding AG; STRABAG Real Estate GmbH; DMAA / SIGNA<br />
24 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau<br />
A1 in Polen<br />
Teilstrecke<br />
n Die polnische Tochter der STRABAG SE<br />
wird in einem Konsortium den 16 Kilometer<br />
langen Streckenabschnitt der A1 zwischen<br />
Tuszyn und Bełchatów in Polen bauen. Der<br />
Auftrag wurde als Design&Build-Vertrag<br />
vergeben. Es entstehen zwei Fahrspuren je<br />
Fahrbahn, zwei Anschlussstellen, 17 Brückenbauwerke,<br />
Quer- und Zufahrtsstraßen,<br />
Lärmschutzwände und Tierübergänge. Das<br />
Auftragsvolumen liegt bei etwa 111 Millionen<br />
Euro. Die STRABAG hat einen Anteil von 50<br />
Prozent. „Die A1 in Polen ist eine wichtige<br />
Verbindung zwischen den Häfen im Norden<br />
des Lands und dem Süden Europas. Wir<br />
freuen uns, im Rahmen des Ausbaus der A1<br />
erneut einen Auftrag für eine Teilstrecke<br />
erhalten zu haben“, so Thomas Birtel,<br />
Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE.<br />
Rund 164 Millionen Euro<br />
Infrastruktur<br />
n Der Vertrag über die Palnung und<br />
den Bau für den letzten Teilabschnitt<br />
der Schnellstraße S61 in der Woiwodschaft<br />
Ermland-Masuren wurde im<br />
August mit der PORR unterzeichnet.<br />
Ein Konsortium aus PORR und UNI-<br />
BEP S.A. Bielsk Podlaski wird die 23<br />
Kilometer lange Teilstrecke von Szczuczyn<br />
nach Ełk realisieren.<br />
Die Bauarbeiten werden rund 29 Monate<br />
betragen und sollen im dritten<br />
Quartal 2019 abgeschlossen sein. Neben<br />
dem Neubau der Schnellstraße<br />
werden auch lokale Straßen renoviert,<br />
technische Strukturen sowie<br />
Umweltschutzeinrichtungen umgesetzt.<br />
Das Auftragvolumen umfasst<br />
rund 163,6 Millionen Euro.<br />
Wohnen am Schweizergarten<br />
Großauftrag<br />
n Leyer + Graf darf sich nach dem Abschluss<br />
der Bauarbeiten am Baufeld 8 des<br />
AUSTRIA CAMPUS über den nächsten<br />
Großauftrag in Wien freuen. In unmittelbarer<br />
Nähe zum neuen Hauptbahnhof werden<br />
sie das Projekt „Wohnen am Schweizergarten“<br />
der SIGNA umsetzen.<br />
Auf einem rund 12.000 Quadratmeter großem<br />
Areal wird ein Wohn- und Bürogebäude<br />
errichtet. Der Gebäudekomplex besteht<br />
aus drei Türmen mit 17 bzw. 18<br />
Stockwerken und wird rund 450 Wohnungen,<br />
ein Büro, ein Hotel sowie Einzelhandelsflächen<br />
umfassen. Das Gebäude selbst<br />
besteht aus zwei Untergeschoßen mit je ca.<br />
10.000 Quadratmetern. Darauf entstehen<br />
die Türme mit einer Höhe von ca. 60 Metern.<br />
Mit den Erdarbeiten wurde bereits<br />
begonnen, der Rohbau soll Ende 2019 fertiggestellt<br />
sein.<br />
Smart Commercial Building<br />
Zentrales Gehirn<br />
n Bis Ende 2019 entsteht mitten in Berlin das<br />
digitalisierte Bürogebäude cube berlin. Der<br />
cube lernt über eine Art zentrales Gehirn<br />
von seinen Nutzern und passt sich als sogenanntes<br />
Smart Commercial Building deren<br />
Bedürfnissen an. Der von 3XN Architects<br />
entworfene Neubau wird von der CA Immo<br />
mit rund 100 Millionen Euro realisiert. Für<br />
das ganzheitliche Digitalisierungskonzept<br />
des Gebäudes werden sie von Drees & Sommer<br />
beraten, die das Projekt mit Generalfachplanungsleistungen<br />
wie Fassadentechnik,<br />
Energiedesign und Green-Building-<br />
Zertifizierung begleiten. Die künstliche Intelligenz<br />
des Gebäudes verknüpft unter den<br />
höchsten Sicherheitsstandards alle technischen<br />
Anlagen, Sensoren sowie Planungs-,<br />
Betriebs- und Nutzerdaten miteinander. So<br />
werden die Prozesse der Immobilie optimal<br />
gesteuert. Bereits zwei Jahre vor der Fertigstellung<br />
des Gebäudes hat die CA Immo begonnen,<br />
Hard- und Software des Smart Commercial<br />
Buildings in Betrieb zu nehmen und<br />
ausführlich zu testen. So wurde von Digitalisierungsexperten<br />
die Kompatibilität der Produkte<br />
untersucht. Ein besonderes Augenmerk<br />
wurde auf Cyber Security gelegt.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
25
#2<br />
BauKaufmann<br />
Regelmäßige Kolumne über Fakten<br />
und Inhalte, die verändern und prägen.<br />
Klare Ansage – kleine Schritte – große Wirkung<br />
Wo bleibt der Spirit von Sophie Karmasin?<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann, Herausgeber des BauTecFokus<br />
n Bis 18. Dezember 2017 war die Welt für mich besser, deutlich besser.<br />
Grundsätzlich bin ich nicht vergangenheitsverklärt, aber in diesem Fall<br />
ist es leider so: mit 18. Dezember 2017 kam Frau Juliane Bogner-Strauß<br />
ins Amt und im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie kam<br />
es zum Bruch. Unter Sophie Karmasin, die als Parteilose dem Bundesministerium<br />
für Familie und Jugend vorstand, gab es klare Ansagen.<br />
Bundesministerin Karmasin war umtriebig, viel unterwegs und wollte<br />
Österreich zum familienfreundlichsten Land Europas machen. Ihr Ziel<br />
war es, nicht nur unsere Nachbarn zu überflügeln, sondern auch noch<br />
die skandinavischen Länder, welche geradezu Musterländer waren und<br />
sind, zu überholen. Was für ehrgeizige Ziele!<br />
Aus der Privatwirtschaft kommend hat sie einfach Vieles richtig gemacht:<br />
sie investierte in aussagekräftigen Research und war akribisch<br />
im Faktensammeln. Dank ihr wissen wir, dass 86 Prozent der Österreicher<br />
sich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
wünschen, während die Situation aktuell für nur 24 Prozent<br />
als sehr gut oder gut empfunden wird. Dieser Gap schreit<br />
nach Veränderung und politischem Handeln. Gleichzeitig<br />
kämpfen Unternehmen im immer härter werdenden<br />
internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe. Sie<br />
verstand: Für Österreich geht es als rohstoffarmes<br />
Land um unsere Zukunft, somit um Alles. Denn<br />
wie kann Infineon internationale Knowhow-<br />
Träger nach Kärtnen (!) bringen, damit dort<br />
auf Weltniveau gearbeitet wird, wenn wir<br />
bei der Kinderbetreuung nachhinken.<br />
Im internationalen Vergleich sind die<br />
Klügsten der Welt gewohnt, schon<br />
sehr früh Kinder in Krabbelstuben<br />
betreut zu wissen. Bietet<br />
Österreich das? Unternehmen,<br />
wie beispielsweise<br />
der REWE-Konzern,<br />
können nur reüssieren,<br />
wenn Anreize<br />
Quelle: www.unternehmen-fuer-familien.at<br />
geschaffen werden, um den Bedarf an Arbeitskräften und Experten zu<br />
decken. Familienfreundlichkeit ist längst nicht mehr nur eine Frage des<br />
sozialen Engagements, sondern von elementarer Bedeutung für den<br />
unternehmerischen Erfolg. Höhere Motivation und Mitarbeiterbindung<br />
sowie weniger Fluktuation und Krankenstände sind dabei nur einige positive<br />
Argumente, die sich durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf erreichen lassen.<br />
Nicht nur in der Bau- und Immobilienbranche sind Fachkräfte bereits<br />
Mangelware. In absehbarer Zeit werden sich die qualifizierten Mitarbeiter<br />
das Unternehmen aussuchen können, wo sie arbeiten wollen. Menschen<br />
wollen eine andere Form der Work-Life-Balance. Die Bau- und<br />
Immobilienbranche ist kein Vorreiter bei der Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf: Herausfordernde Arbeitszeiten oder die zahlreichen, in der<br />
Branche üblichen Beschäftigungen auf Werksvertragsbasis erschweren<br />
die Familienfreundlichkeit erheblich. Mit 87 Prozent ist es jener Berufszweig<br />
mit dem höchsten Männeranteil und zugleich auch das Gewerbe<br />
mit der niedrigsten Teilzeitquote (12,5 Prozent). Derzeit haben weniger<br />
als 50 Unternehmen das Audit berufundfamilie absolviert. Vorreiter war<br />
die von mir gegründete Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige<br />
Immobilienwirtschaft (ÖGNI), welche selber mit gutem Beispiel vorangegangen<br />
ist und auditiert wurde.<br />
Viele Themenstellungen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
sind bei den Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft nicht<br />
angekommen bzw. teilweise besteht noch nicht einmal ein Problembewusstsein.<br />
„Der Kampf um Talente“ macht es auch für die Bau- und<br />
Immobilienwirtschaft notwendig, sich der Herausforderung zu stellen.<br />
Dr. Karmasin hat diese Themen erkannt und sich die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie auf ihre Fahnen geschrieben. Mit unzähligen<br />
Initiativen, wie dem Netzwerk „Unternehmen für Familien“ und laufenden<br />
Aktivitäten hat sie die Landschaft nachhaltig geprägt und hat<br />
Spuren hinterlassen. Offen gesprochen, vermisse ich sie und hätte mir<br />
gewünscht, dass sie noch weiterwirken darf. Jetzt bin ich gespannt, was<br />
ihre Nachfolgerin bewegt und dem Thema geschuldet hat sie weiterhin<br />
eine Chance verdient. Ich freue mich auf mehr.<br />
26 BauTecFokus
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Näher am Kunden. Näher an der Lösung.<br />
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<strong>Herbst</strong> 2018<br />
27
Positionen & Meinungen<br />
HNP ARCHITECTS<br />
Doyen Heinz Neumann, Florian Rode, Oliver Oszwald<br />
28 BauTecFokus
Multifunktionalität<br />
ist die Zukunft<br />
„Wenn Sie über Architektur sprechen wollen, rufen Sie uns an“, steht unübersehbar auf der<br />
Homepage von HNP Architecs. Das haben wir getan und sofort eine Einladung zum Gespräch bekommen.<br />
Bürogründer und Architekten-Urgestein Heinz Neumann und seine geschäftsführenden Partner Oliver Oszwald<br />
und Florian Rode gaben dem BauTecFokus Einblicke in ihre Architekturpraxis.<br />
Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />
Fotos: Jasmina<br />
Viele Ihrer Bauten prägen das Wiener<br />
Stadtbild. Dazu zählen der Uniqa Tower,<br />
der neue Wiener Westbahnhof, der Ares<br />
Tower oder das Euro Plaza. Wie würden<br />
Sie Ihre Bauten beschreiben?<br />
Neumann: Wir machen Bauten der Selbstverständlichkeit,<br />
die hin und wieder sogar architektonische<br />
Highlights sind. Architektur<br />
soll benutzbar sein und wenn die Nutzer zufrieden<br />
sind, dann ist das der beste Indikator.<br />
Die schönste Auszeichnung ist, dass Bauherren<br />
immer wieder mit uns weiterbauen.<br />
Kann Architektur eine Gesellschaft verändern?<br />
Neumann: Natürlich, aber sie ist auch<br />
Spiegelbild. Die Gesellschaft verändert die<br />
Architektur, weil sie sich selber verändert.<br />
Ein Geben und Nehmen sozusagen. Beispiel:<br />
Ritter haben Burgen gebaut. Nun gibt es keine<br />
Ritter mehr, daher bauen wir keine Burgen.<br />
Heute bauen wir Krankenhäuser und Pensionsversicherungsanstalten,<br />
das ist die heutige<br />
Gesellschaft.<br />
Was verlangt die Gesellschaft? Was müssen<br />
Gebäude heute erfüllen?<br />
Oszwald: Die Zukunft liegt in der Multifunktionalität.<br />
Es geht um die unterschiedliche<br />
Nutzbarkeit im Lebenszyklus eines Gebäudes.<br />
Derzeit sind meist nur Büro- oder reine Wohnbauten<br />
zu finden. Dass Büros später bei Bedarf<br />
zu Wohnungen umfunktioniert werden<br />
können, ist jedoch essenziell. Das bedeutet, es<br />
muss nachhaltig gedacht und geplant werden.<br />
Das klingt nach großen planerischen Herausforderungen…<br />
Oszwald: Ja, es ist sehr kompliziert, Gebäude<br />
zu entwickeln, die multifunktional nutzbar<br />
sind, aber das ist heute ein ganz wesentlicher<br />
Bestandteil unseres Denkens.<br />
Rode: Der Office Park 4 am Wiener Flughafen<br />
ist beispielsweise von uns so entworfen worden,<br />
dass Umbauten im Mietbereich schnell<br />
und unkompliziert möglich sind. Die Kommunikationszonen,<br />
Küchen, Stiegenhäuser<br />
und WC-Anlagen sind darauf ausgerichtet.<br />
Kleine Einheiten, aber auch große Flächen<br />
können im Handumdrehen geschaffen<br />
werden. Das betrifft auch die Haustechnik –<br />
Schächte, Versorgung, Entsorgung – alles ist<br />
komplett auf Flexibilität ausgelegt.<br />
Die Technikfrage scheint besonders kompliziert<br />
zu lösen zu sein?<br />
Oszwald: Zum einen betrifft es die Bautechnik,<br />
zum anderen die Gebäudetechnik. Es ist<br />
eine Gratwanderung: Wie viel Gebäudetechnik<br />
ist notwendig, um die heutigen Anforderungen<br />
abdecken zu können? Und: Wie können<br />
diese technischen Einrichtungen später<br />
transformiert werden?<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
29
Positionen & Meinungen<br />
„Gutes<br />
entsteht,<br />
wenn gute<br />
Honorare<br />
bezahlt<br />
werden.“<br />
Rode: Momentan ist sehr viel Technik in einem<br />
Gebäude verbaut und eigentlich sollten<br />
wir hier wieder etwas reduzieren, damit man<br />
flexibler wird.<br />
Zu viel Technik? Dies in Zeiten rasant<br />
fortschreitender technischer Entwicklungen<br />
und Möglichkeiten?<br />
Rode: Ja, teilweise sind die Lösungen zu hochgezüchtet.<br />
Beispielsweise finden sich oft voll<br />
konditionierte Räume, wo nach Wunsch der<br />
Bauherren auch die Fenster geöffnet werden<br />
können. Wenn die Nutzer das in der Praxis<br />
machen, rebelliert in Folge das Klimasystem.<br />
Einerseits wird viel Geld in die Technik gesteckt,<br />
damit sie uns alle Wünsche erfüllt, auf<br />
der anderen Seite werden Dinge praktiziert,<br />
die sich mit der Gebäudetechnik schlichtweg<br />
nicht vertragen. Teure Systeme werden dann<br />
einfach abgeschalten – das ist doch nicht im<br />
Sinne des Erfinders.<br />
Wie steht es mit der Handhabung moderner<br />
Lösungen in Ihrem eigenen Haus?<br />
Oszwald: Wir wollen immer am Puls der Zeit<br />
sein. In der Büroplanung und Struktur sind<br />
wir sicherlich weit voraus. Auch beim Thema<br />
BIM spielen wir groß mit. Viele reden darüber,<br />
aber wir planen damit.<br />
Rode: BIM verbinden viele nur<br />
mit einem 3D-Modell. Aber BIM<br />
bedeutet eigentlich interdisziplinäres<br />
Arbeiten. Auch bei Statik<br />
und Haustechnik arbeiten alle<br />
Projektbeteiligten gemeinsam<br />
mit den Architekten an einem<br />
Modell. Aktuell realisieren wir<br />
unter anderem das Projekt am<br />
Wiener Flughafen mit BIM.<br />
Branchenexperten behaupten<br />
Österreich hinke im internationalen<br />
Vergleich punkto<br />
BIM weit hinten nach? Wie<br />
sehen Sie das?<br />
Oszwald: Momentan ist es in<br />
Österreich so, dass − bis auf ein<br />
paar wenige Ausnahmen − BIM<br />
bei der Planung aufhört und<br />
nicht in die Ausführung übertragen<br />
wird. Viele heimischen<br />
Firmen sind dafür noch nicht<br />
wirklich gerüstet.<br />
Rode: Die Frage ist auch, wie<br />
viel dem Bauherrn BIM wert<br />
ist. Wenn die ausführenden<br />
Firmen die BIM-Planung nicht<br />
mitmachen, gibt es Lücken und<br />
das Facilitymanagement arbeitet<br />
künftig mit nicht aktuellen<br />
Plänen.<br />
Oszwald: Ein Hindernis gibt es<br />
noch. Nicht alle Branchensoftware-Programme<br />
können miteinander<br />
kommunizieren. Die<br />
Schnittstellen bereiten mitunter<br />
30 BauTecFokus
„Die Gesellschaft gibt<br />
die Architektur vor.“<br />
Schwierigkeiten. Wir haben eigene BIM-Manager<br />
im Büro, die damit beschäftigt sind, die<br />
jeweiligen Kompatibilitätsprobleme zu lösen.<br />
Herr Neumann, Sie haben vor vielen Jahren<br />
gesagt, dass der Computer die Ästhetik<br />
der Bauvorhaben verändert. Sehen Sie<br />
das heute auch noch so? Immerhin gibt<br />
es mittlerweile wirklich gute CAD-Programme?<br />
Neumann: Ja sicher, ein Computer zeichnet<br />
immer noch anders als ein Mensch, der sich<br />
zuerst mit einem 6B Stift hinsetzt, eine Skizze<br />
macht und dann verfeinert. Beim Computer<br />
ist alles präzise. Dadurch entsteht eine andere<br />
Ästhetik.<br />
Oszwald: Auf jeden Fall. Als erstes gehen<br />
wir mit einer Bleistiftskizze an das Projekt<br />
heran. Ohne dem Gefühl, die Strichstärke<br />
auf das Papier zu bringen, funktioniert<br />
es nicht. Erst später werden die Ideen im<br />
Computer übersetzt. Hier sind wir Traditionalisten.<br />
Inwieweit verändern sich in der Architektur<br />
die beruflichen Anforderungen?<br />
Oszwald: Wir planen interdisziplinär. Das<br />
bedeutet wir lassen von Anfang an alle<br />
Parameter von Haustechnik, Bauphysik,<br />
über Brandschutz, Lichtplanung, bis hin zu<br />
Spezialdisziplinen wie Akustik, Interior Design,<br />
usw. in die Planung einfließen. Nur so<br />
können wir ein Gebäude errichten, das allen<br />
Ansprüchen gerecht wird.<br />
Rode: Wenn wir auf den bisher stattgefundenen<br />
Planungsprozesse zurückblicken, sehen<br />
wir eindeutig, dass Architektur in jeder<br />
Richtung nur durch interdisziplinäre Arbeit<br />
im Team zu meistern ist.<br />
Was stehen Sie zu Architekturwettbewerben?<br />
Immerhin haben Sie schon einige<br />
gewonnen?<br />
Neumann: Eine sehr heikles Thema. Eine<br />
Wertschätzung gegenüber Architektenleistung<br />
ist offensichtlich nicht vorhanden,<br />
anders ist es nicht zu erklären, dass man<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
31
Positionen & Meinungen<br />
einen Berufsstand herausfordert, Arbeiten<br />
zu leisten, die nicht bezahlt werden. Derzeit<br />
sind Ausschreibungen reine Kapitalvernichtung<br />
sowie eine ungeheure Verschwendung<br />
von menschlicher Energie und Kreativität.<br />
Auch wenn man als Sieger aus dem Wettbewerb<br />
hervorgeht, heißt das ja noch lange<br />
nicht, dass man das Projekt auch realisieren<br />
wird. Oft folgen mühselige Verhandlungsverfahren<br />
oder das Projekt wird verschoben,<br />
verkauft oder schlicht begraben. Es ist eine<br />
amoralische Vorgangsweise, als Auslober so<br />
etwas von den Architekten zu verlangen. Ein<br />
angemessenes Honorar sollte eine Selbstverständlichkeit<br />
sein. Fakt ist: Gute Architektur<br />
entsteht nur aus dem perfekten Zusammenspiel<br />
zwischen Bauherr und Architekt, sicher<br />
nicht durch Wettbewerbe.<br />
Rode: Die Wettbewerbsausschreibungen<br />
sind zudem heillos überfrachtet. Sie lesen<br />
sich bisweilen wie ein Auszug aus dem Allgemeinen<br />
bürgerlichem Gesetzbuch und<br />
sind ein Sammelsurium an Regeln. Es finden<br />
sich oft widersprechende und unrealistische<br />
Vorgaben und wir Architekten spielen hier<br />
mit – ohne Kostenersatz.<br />
Ein akzeptabler Weg wäre?<br />
Neumann: Ganz einfach: Man bittet zehn<br />
Architekten ein Vorprojekt zu machen, einen<br />
Entwurf sozusagen und bezahlt sie adäquat<br />
für die Leistung. Dann kann der Auftraggeber<br />
in Ruhe seine Wahl treffen.<br />
Baubudgets sind meist knapp kalkuliert.<br />
Welchen Anteil nehmen Architektenleistungen<br />
hier ein?<br />
Neumann: Das ist auch ein wichtiger Punkt.<br />
Die Kammer ist seit 2002 – da gab es die<br />
letzte Gebührenordnung – nicht in der Lage<br />
ein neues Regulativ herauszugeben, das für<br />
Behörden und professionelle Bauherren eine<br />
Orientierung für eine zeitgemäße Gebührenordnung<br />
bietet. Wir zahlen die Gehälter für<br />
2018 und haben eine Gebührenordnung aus<br />
dem Jahr 2002.<br />
Ich versuche allen Kollegen immer weiterzugeben:<br />
Umso besser das Honorar, desto besser<br />
ist die Architektur. Wenn ein Bauherr das<br />
Honorar reduziert und man keine Zeit hat,<br />
Alternativen zu prüfen, bekommt er meist<br />
eine schlechtere Architektur. Gutes Honorar<br />
bedeutet auch gute Architektur.<br />
Was ist für Sie schlechte Architektur?<br />
Oszwald: Wenn das Gebäude seinen Nutzen<br />
nicht erfüllt und städtebaulich nicht<br />
kompatibel ist. Es kann total schön sein und<br />
trotzdem die Umgebung erschlagen. Es gibt<br />
aktuelle Projekte, wo 25 Jahre alte Gebäude<br />
abgerissen werden, deren Substanz noch<br />
gut ist, aber niemand will sie mehr sehen.<br />
Gebäude benötigen Flexibilität und sollten<br />
ein wenig Understatement haben, damit man<br />
sich nicht in fünf Jahren sattgesehen hat.<br />
Zu den Themen Stadtplanung, aber auch<br />
Verordnungen und Bauordnung gibt es relativ<br />
wenig öffentliche Statements aus der<br />
„Architektur<br />
muss den<br />
Anforderungen<br />
der Zeit<br />
entsprechen.“<br />
Architekturszene.<br />
Neumann: Zur Bauordnung muss ich etwas<br />
Wesentliches sagen: Wir erdulden für jedes<br />
Bundesland eine andere Bauordnung, mit<br />
jeweils unterschiedlichen Regelungen. Eine<br />
Zusammenführung zu einer österreichweiten<br />
einheitlichen Bauordnung wäre für unser<br />
kleines Land sicher gut. Zum Vergleich: In<br />
Bayern – etwa gleich groß wie Österreich –<br />
funktioniert das bestens.<br />
Rund um die Wiener Bauordnung gab es<br />
diesen Sommer viel Aufregung. Wie beurteilen<br />
Sie die Neuregelung bezüglich<br />
schützenswerter Altbauten?<br />
Oszwald: Die Abruchverordnung ist eindeutig<br />
über das Ziel hinausgeschossen. Ein<br />
riesiger Unsicherheitsfaktor für alle, die bestehende<br />
Häuser haben oder vielleicht eines<br />
kaufen und abreißen wollen. Es gibt keinen<br />
Leitfaden, wie das funktionieren soll. Die Betroffen<br />
stehen völlig im Nebel.<br />
Rode: Für Investoren ist es nun wirklich<br />
schwierig. Vor allem für diejenigen, die vor<br />
32 BauTecFokus
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
33
Positionen & Meinungen<br />
zwei Jahren gekauft haben, mit dem Gedanken,<br />
dort ein neues Projekt zu realisieren.<br />
Viele Vorhaben können nicht mehr umgesetzt<br />
werden, weil es sich einfach nicht mehr<br />
rechnet. Vor allem bei Altbauten, wo noch<br />
der alte Mietrechtszins zur Anwendung<br />
kommt, wird die Rendite extrem geschmälert.<br />
Ich bin der Feind meines eigenen Geldes,<br />
wenn ich in ein altes Gebäude - gebaut<br />
vor 1945 - viel Geld hineinstecken würde.<br />
Das hilft dem Wiener Wohnungs-Markt<br />
überhaupt nicht.<br />
„Gebäude<br />
haben später<br />
vielleicht<br />
eine andere<br />
Nutzung.“<br />
Die Bauflächen sind knapp und Microliving<br />
wird immer mehr zum Thema? Wie sehen<br />
Sie diesen Trend?<br />
Neumann: Der Trend spiegelt die Gesellschaft<br />
wider. Es gibt immer mehr allein lebende Menschen.<br />
Die Baupreise werden immer höher, die<br />
Anforderungen der Bauordnung und Behörden<br />
werden immer teurer. Da können sich die Leute<br />
keine großen Wohnungen mehr leisten.<br />
Der Architekt hat die Aufgabe, diese Anforderungen<br />
in zeitgemäßer Form umzusetzen, die<br />
HNP architects<br />
Bürogründer Heinz Neumann, Jahrgang 1941 zählt zu den<br />
ganz großen heimischen Architekten. Er bezeichnet sich<br />
selbst als Traditionalist und arbeitet so wie Architekten<br />
früher als Universalist. Der gebürtige Wiener begann<br />
1960 sein Architekturstudium an der Technischen Universität<br />
in Wien, anschließend arbeitete er unter anderem<br />
im Büro von Eugen Wörle und später von Karl Schwanzer.<br />
Seit Erlangen seiner Ziviltechnikerbefugnis 1973 ist Neumann<br />
als Architekt selbständig. Mit seinem Büro HNP<br />
architects, das jahrelang unter dem Namen Neumann &<br />
Partner firmierte, ist er vorwiegend in Wien tätig. Seine<br />
Bauten prägen das Stadtbild. Neben Wohn- und Büroanlagen<br />
gehören zu Neumanns Entwürfen auch bekannte<br />
Großprojekte in der Hauptstadt, wie etwa der Uniqa<br />
Tower am Donaukanal, der Saturn Tower (entworfen mit<br />
Hans Hollein) und der Ares Tower in der Donau City, der<br />
Geschäftspark Euro Plaza am Wienerberg oder die Anund<br />
Umbauten beim Westbahnhof. In Linz zeichnete das<br />
Büro für das Landesdienstleistungszentrum verantwortlich.<br />
„HNP architects“ tritt oft auch als Generalplaner auf<br />
– etwa bei Teilen des „Goldenen Quartiers.“ Neben dem<br />
Erste Campus und Wiener Hauptbahnhof „Am Quartier<br />
Belvedere“ steht u. a. auch ein Hotel und Bürohaus, das<br />
die Handschrift Neumann trägt.<br />
Ein aktuelles Großprojekt des Büros HNP architecs – mittlerweile<br />
stehen Neumanns Partner Oliver Oszwald und<br />
Florian Rode geschäftsführend zur Seite – liegt am Flughafen<br />
Wien: Mit dem Office Park 4 entsteht direkt neben<br />
dem Tower ein Bürogebäude mit Konferenzräumen, Gastro<br />
und Geschäften.<br />
HNP architects entwickelt mit rund 70 Mitarbeitern jährlich<br />
etwa 20 bis 25 Projekte – mit Leidenschaft, wie Heinz<br />
Neumann betont.<br />
34 BauTecFokus
für die Gesellschaft brauchbar ist. Die Gesellschaft<br />
gibt die Architektur vor und es sind nicht<br />
die Architekten, die die Gesellschaft verändern.<br />
Stichwort „Adaptierbar“: Modulare Bauweise<br />
ist vielfach Branchenthema. Wie stehen<br />
Sie dazu?<br />
Oszwald: Sehr spannend.<br />
Einmal geplant, 100 Mal gebaut, geht das<br />
wirklich so?<br />
Rode: Das ist etwas, das nicht funktioniert,<br />
weil jeder Bauplatz für sich eine eigenständige<br />
Lösung braucht. Ich glaube nicht, dass<br />
man ein Modul 100 mal wo hinbauen kann.<br />
Oszwald: Ein Systembau funktioniert auf der<br />
grünen Wiese, aber Wien ist doch eine große<br />
Stadt, wo die Bauplätze nicht immer die gleichen<br />
Proportionen haben und oftmals speziell<br />
sind. Mit der modularen Bauweise ist man<br />
sehr schnell eingeschränkt. Die Kunst liegt in<br />
der optimalen Ausnutzung: Flächeneffizientes<br />
Planen spezifisch für jeden Bauplatz.<br />
Was würden Sie niemals bauen?<br />
Neumann: Alles ist Architektur. Wir haben<br />
Aschenbecher entwickelt, Papierkörbe,<br />
Schwammerlhütten – und vieles mehr. Nur<br />
die Aufgabenstellung des Bauherrn muss<br />
unserer Intention entsprechen. Wenn der<br />
etwas will, das uns nicht gefällt, werden wir<br />
ihm raten einen Kollegen von der Kammer zu<br />
suchen.<br />
„Teilweise sind<br />
Techniklösungen<br />
zu hochgezüchtet.“<br />
Oszwald: Ein kleines Stellwerk zu bauen, ist<br />
für uns genauso interessant, wie ein großes<br />
Büro- oder Theatergebäude.<br />
Haben Sie ein Lieblingsprojekt?<br />
Neumann: Jedes Projekt, wo der Bauherr zufrieden<br />
ist, macht auch uns zufrieden.<br />
„Bauten der Selbverständlichkeit“<br />
Heinz Neumann hat das Wiener Stadtbild maßgeblich geprägt: Auswahl an Projekt-<br />
High-Lights, aus den vergangenen Jahrzehnten seines Schaffens.<br />
Quartier Belvedere Central<br />
Wien<br />
2016<br />
Am Hof 2<br />
Wien<br />
2012<br />
Wien Mitte<br />
Arch Arge Wien Mitte<br />
2012<br />
PS 1<br />
Leopoldstadt Wien<br />
2010<br />
Rompetrol<br />
Bukarest<br />
2009<br />
Saturn Tower<br />
Donauc City<br />
2008<br />
Haus der Forschung<br />
Baupreis der Immobilien Privatstiftung<br />
2006<br />
Ares Tower<br />
DIVA Immobilienpreis<br />
2001<br />
Haus an der Wien<br />
Leed PLATIN zertifiziert<br />
2013<br />
Tuchlauben<br />
Wien<br />
2012<br />
Westbahnhof<br />
DIVA Immobilienpreis<br />
Wien<br />
2011<br />
LX2<br />
Wien<br />
2008<br />
k 6_Hochhaus<br />
Kundratstraße<br />
2007<br />
Uniqa Tower<br />
Bauherrenpreis / Greenbuilding<br />
2004<br />
Oszwald: Ich würde nicht ein Projekt herausziehen.<br />
Jedes Projekt ist „ein Baby.“ Man<br />
entwickelt es von der ersten Handskizze bis<br />
Verlagshaus<br />
Staatspreis<br />
1988<br />
Muthgasse 109<br />
Adolf Loos Architekturpreis<br />
1990<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
35
Positionen & Meinungen<br />
zur Fertigstellung. Da kann man nicht sagen:<br />
„Dich mag ich, dich mag ich nicht.“<br />
Rode: Das ist wie bei Kindern, man hat hoffentlich<br />
alle gleich lieb. Man kann und soll nicht werten.<br />
Jedes Projekt ist anders, so soll es auch sein.<br />
Jedes steht für sich.<br />
Wann und wie kamen Sie mit Architektur in<br />
Berührung? Gab es ein Schlüsselerlebnis?<br />
Neumann: Architektur ist allgegenwärtig.<br />
Von der frühsten Jugend an, gerade wenn man<br />
in Wien aufwächst, kommt man nicht umhin,<br />
Architektur zu fühlen, zu spüren und zu sehen.<br />
Rode: Ich bin Architekt aus Leidenschaft.<br />
Ich habe mich immer mit diesem Thema<br />
beschäftigt. Schon in der Kindheit, als ich<br />
zu zeichnen begann, war der Wunsch vorhanden<br />
Architekt zu werden. Andere wollten<br />
Feuerwehrmann werden, ich habe Häuser<br />
gezeichnet. Mein Traumjob. Das ist das<br />
schönste, wenn man seinen Wunsch verwirklichen<br />
kann.<br />
Oszwald: Mir hat es auch schon von Kind an<br />
Spaß gemacht, Sachen aufzuzeichnen. Ich<br />
bin durch den Vater immer in den Büros und<br />
auf den Baustellen gewesen und habe gesehen,<br />
dass es toll ist, was er aufzeichnet.<br />
Also beeinflusst durch die Eltern?<br />
Oszwald: Nein, die waren am Anfang gar<br />
nicht so glücklich.<br />
Rode: An einem meiner ersten Tage an der<br />
Universität hat einer der Professoren gesagt:<br />
36 BauTecFokus
„Wettbewerbe<br />
vernichten<br />
Kapital“<br />
„Überlegt euch das ganz genau mit der Architektur,<br />
es ist kein leichter Job.“<br />
Stimmt das, was zeigt die Erfahrung heute?<br />
Oszwald: Es ist Leidenschaft, die Leiden schafft<br />
(lachend). Aber wir sind sehr leidensfähig.<br />
Rode: Das ist überall so: wenn man eine Sache<br />
halbherzig macht, wird man keine Freude<br />
daran finden. Das wäre dann keine Berufung<br />
im ursprünglichen Sinn.<br />
Wie sieht es mit dem Architektennachwuchs<br />
aus?<br />
Oszwald: Auf den Hochschulen wird das Bild<br />
vermittelt, man kommt raus und kann entwerfen,<br />
aber das stimmt nicht. Die wenigsten<br />
können Bauordnung, Bautechnik und den<br />
Entwurf gut abdecken. Man muss zuerst viel<br />
lernen und dann sieht man, wo die Stärken<br />
liegen.<br />
Was sind Ihre Stärken im 3er Team?<br />
Oszwald: Wir ergänzen uns perfekt.<br />
Neumann: Das wichtigste ist, wir halten zusammen.<br />
Rode: Jeder hat seine Stärken und Schwächen,<br />
aber wir sind ein Team und arbeiten<br />
sehr gut zusammen.<br />
n<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
37
BauMarketing<br />
Gedankensplitter zum Marketing<br />
als regelmäßige Kolumne.<br />
Lasst uns von Google lernen:<br />
Das Hero-Hub-Hygiene-Modell!<br />
Regelmäßiger Kommentar von Alexander Bosak & Philipp Kaufmann<br />
n Bei Google gibt es The Zoo und dahinter „versteckt“ sich das kreative Inhouse-Team<br />
von Google, welches einzigartige Werbung macht und immer<br />
auf der Suche nach Innovationen ist. Vor ungefähr sechs Jahren haben die<br />
smarten Mitarbeiter bei The Zoo von YouTube-Stars, wie Felix Kjellberg<br />
(>58 Millionen Follower), Michelle Phan (>8,9 Millionen Follower), Jenna<br />
Marbles oder Bianca Heinicke, gelernt und verstanden, dass das Geheimnis<br />
erfolgreicher Kommunikation Regelmäßigkeit und der kontinuierliche<br />
Aufbau einer Community bedeutet. Die deutschsprachige Bianca beispielsweise<br />
begeistert mehr als 5 Millionen Follower und ist ein wirklicher<br />
Star der Jugend, wie wir etwas Älteren uns es kaum vorstellen können. Für<br />
viele, welche sich mit der Materie nicht beschäftigen, postet Bianca oftmals<br />
völlig Belangloses und fast schon Banales – der regelmäßige Content bindet<br />
die Fans und erhöht laufend die „Fangemeinde“. Dies wurde von The<br />
Zoo als „Hygiene“ bezeichnet und bedeutet, mit „Hygiene-“ (oder „Help-“)<br />
Content laufend User ,basierend auf Research und deren Interessen, anzuziehen<br />
und zu binden.<br />
Hero braucht „Hygiene“ und umgekehrt<br />
Gleichzeitig braucht es aber einzigartigen, überwältigenden Content, der<br />
von den Menschen begeistert wahrgenommen und geteilt (verbreitet)<br />
wird. Dieser virale Effekt erzeugt Begeisterung und bildet den Markenkern.<br />
Derartiger Content wird als „Hero“ bezeichnet und muss nicht regelmäßig<br />
präsent sein, sondern immer wieder. Oftmals unregelmäßig, aber doch<br />
derart häufig, damit die Identität langfristig aufgebaut werden kann.<br />
Das Spannende ist: es braucht beides. In der klassischen Kommunikation<br />
setzen wir derzeit immer noch auf einmalige Highlights, auch als Kampagnen<br />
bezeichnet. Zwei- oder dreimal im Jahr kommt eine wirklich kreative<br />
Umsetzung zum Einsatz und schafft Aufmerksamkeit – dies reicht aber<br />
einfach nicht mehr. Es geht darum, immer wieder Impulse zu setzen und<br />
gleichzeitig laufend zu kommunizieren.<br />
wo ein Kunde immer wieder hilfreiche und nützliche Inhalte findet und<br />
von sich aus, freiwillig, gerne vorbeikommt. Dieser Ort kann aber auch<br />
eine Erlebniswelt sein, wo eine Marke erlebbar wird und Mehrwerte<br />
geschaffen werden. Dieser Hub kann aber auch gezielt ausgebaut bzw.<br />
inszeniert werden: frage nach Feedback, bitte um die Meinung des Kunden<br />
oder aktualisiere regelmäßig deinen Internetauftritt mit Inhalten,<br />
welche für den Kunden von Relevanz sind. Wenn du ihn darüber informierst,<br />
kommt er wieder vorbei und bald wieder und wieder, wieder<br />
und nochmals wieder. Der Beginn einer intensiven Beziehung – der<br />
Kunde wird dein Produkt kaufen und lieben. Das Geheimnis ist: ändere<br />
deine Einstellung von Passivität auf Partizipation. Dafür ist es notwendig,<br />
mehr Content zu produzieren, als wir es uns jemals vorstellen<br />
konnten: Backstage-Infos, nicht verwendete Szenen oder Hintergrundgeschichten<br />
– alles bietet für den Interessierten einen Fundus, ein Meer<br />
an Informationen, das er sucht und woran er Spaß hat.<br />
Das H3-Modell wird mittlerweile von vielen Unternehmen, von Volvo bis<br />
Honda, von Google bis Red Bull, angewendet. Ist es in unserer Branche<br />
schon bekannt? Wer verwendet es? Ich bin auf Feedback gespannt und der<br />
BauTecFokus wird zu einem Runden Tisch einladen. Wer daran Interesse<br />
hat, auch weil er einfach mehr erfahren will, ist herzlich eingeladen – einfach<br />
unter h3@BauTecFokus.at melden.<br />
Winning formula = HERO HUB HYGIENE<br />
Act like an advertiser.<br />
Cut through, disrupt<br />
HERO<br />
Act like a YouTube star.<br />
Consistent, reliable<br />
HYGIENE<br />
HUB<br />
Hub: Gib Menschen einen Grund zur Rückkehr<br />
Das dritte Element ist ein Ort, an dem Besucher/Fans oder Kunden regelmäßig<br />
vorbeikommen bzw. laufend in Kontakt bleiben. Der Marketer beherrscht<br />
dieses Feld, wenn er beispielsweise eine Internetseite entwickelt,<br />
Attention<br />
Time<br />
Alle Infos unter: www.bautecfokus.at/3h<br />
38 BauTecFokus
„ Ich fühle mich so<br />
viel sicherer, ich<br />
möchte fearless nie<br />
wieder hergeben.“<br />
fearless<br />
Der intelligente Sturzsensor<br />
fearless ist der intelligente<br />
kontaktlose Sturzsensor, der nicht<br />
nur Stürze erkennt, sondern auch<br />
hilft, Stürze zu vermeiden.<br />
Mehr Informationen finden<br />
Sie auf cogvis.at<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
39
Zum Autor<br />
Dipl.-Ing. Andreas Gobiet ist Präsident der Kammer für<br />
Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich<br />
und Burgenland, Österreichischer Vertreter in<br />
der EFCA und Vorstandsmitglied in der FIDIC.<br />
Check: Qualitätssicherung von<br />
Bauleistungen bei öffentlichen Bauprojekten<br />
Kommentar: Andreas Gobiet<br />
n Der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI) vertritt<br />
die größeren Architektur- und Ingenieurbüros Österreichs. Die<br />
Qualitätssicherung von Baudienstleistungen und Bauleistungen ist<br />
uns daher ein wesentliches Anliegen. Beim Bundesvergabegesetz<br />
2018 (BVergG), das am 21. August in Kraft getreten ist, wurde diesem<br />
Thema besondere Aufmerksamkeit zuteil.<br />
Als Präsident des VZI begrüße ich daher die aktuelle Weiterentwicklung<br />
des BVergG, in der es gelungen ist, Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
einen hohen Stellenwert einzuräumen.<br />
Zugegebenermaßen ist es nach wie vor schwierig, die Qualität von zu<br />
erbringenden Dienstleistungen anhand von abgeschlossenen Leistungen<br />
und Referenzen zu beurteilen, allerdings ist die Einführung des<br />
sogenannten 'Qualitätssicherungsmodells', wie sie nun erfolgt ist, ein<br />
erster positiver Ansatz.<br />
So ist der Auftraggeber unter gewissen Voraussetzungen dazu verpflichtet,<br />
bestimmte 'qualitätsbezogene Aspekte' bei der Erstellung<br />
der Ausschreibungsunterlagen zu inkludieren und muss somit gewisse<br />
qualitative Mindestanforderungen berücksichtigen.<br />
des Qualitätsangebotes ein viel zu geringer Spielraum eingeräumt. Dies<br />
führt dazu, dass in weiterer Folge der Preis noch immer wesentlich höher<br />
bewertet wird und damit ein reines Preisangebot ausschlaggebend<br />
ist und nicht – wie vorgesehen und gewünscht – ein Preis-Leistungsangebot.<br />
In diesem Zusammenhang wären entsprechende Qualitäts- bzw.<br />
Referenzkriterien zu entwickeln, welche es der auslobenden Stelle<br />
ermöglichen, durch entsprechende Punktevergabe auch der Qualität<br />
entsprechenden Einfluss auf das Vergabeprozedere zu ermöglichen.<br />
In Zukunft wird unseres Erachtens die Zusammenführung von Dienstleistung<br />
und Bauleistung eine erhebliche Rolle spielen – dies unter dem<br />
Begriff kooperative Bauabwicklung. Um diese Entwicklung entsprechend<br />
zu ermöglichen, wird es von erheblicher Bedeutung sein, für<br />
die Vergabe von Einzelleistungen unter dem Aspekt der kooperativen<br />
Abwicklung (siehe auch Partnerschaftssitzungen etc.) entsprechende<br />
Beurteilungsgrundlagen zu entwickeln.<br />
Der VZI ist gerne dazu bereit, an dieser Weiterentwicklung mitzuwirken,<br />
um der Qualitätssicherung von Baudienstleistungen bei öffentlichen<br />
Gebäuden auch in Zukunft jenen Stellenwert zuzuordnen, der<br />
erforderlich ist.<br />
Was unserer Erfahrung nach in der Praxis leider immer wieder zu<br />
Schwierigkeiten führt, ist die Tatsache, dass Auftraggeber, die eine<br />
(Bau-)Dienstleistung in Anspruch genommen haben und<br />
nicht bezahlen wollen, bei diversen Auseinandersetzungen<br />
teils die Referenz nicht bestätigen. Hier sollte<br />
seitens des Gesetzgebers ein Passus gefunden werden,<br />
der es ermöglicht, bei geeigneten Nachweisen<br />
durch das Dienstleistungsunternehmen (z.B.: durch<br />
entsprechende Belege) dies als eine entsprechende<br />
Ersatzreferenz gelten zu lassen.<br />
Etwas schwieriger gestaltet sich die Frage nach der<br />
Qualitätsbeurteilung von ausführenden Unternehmen.<br />
Hier wurde nach wie vor der Bewertung<br />
40 BauTecFokus
Errichtet nach dem Cradle to Cradle Konzept: Gewerbepark in Amsterdam, Niederlande<br />
RHEINZINK IST NATÜRLICH ÖKOLOGISCH<br />
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www.rheinzink.at<br />
Sommer 2018 41<br />
RZ_4904-4C-A
Zum Autor<br />
Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI Aluminium-<br />
Fenster-Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine<br />
spartenübergreifende Kooperation österreichischer Gewerbe-,<br />
Industrie- und Handelsunternehmen.<br />
Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER<br />
steht für hochwertige Oberflächenveredelung<br />
Kommentar: Harald Greger<br />
n Pulverbeschichtung und Eloxierung bieten nicht nur gestalterische<br />
Vielfalt, sondern sind essentiell für die Langlebigkeit und Werterhaltung<br />
moderner Aluminiumkonstruktionen. Für beide Verfahren gilt, dass die<br />
Einhaltung der Qualitätskette "Planung und Kontrolle – richtige Vorbehandlung<br />
– sorgfältige Lagerung von der Fertigung bis zur Montage“<br />
sicherstellt, dass die Erwartungen des Endkunden an die jeweilige Aluminiumkonstruktion<br />
sowohl hinsichtlich Funktionalität als auch hinsichtlich<br />
der optischen Eigenschaften erfüllt werden.<br />
Nahezu grenzenlos sind die gestalterischen Möglichkeiten bei der Pulverbeschichtung.<br />
Die gewünschten Farben können aus standardisierten<br />
RAL- oder NCS-Farbsystemen in verschiedenen Glanzgraden und Oberflächen<br />
ausgewählt werden. Unterstützt wird der Trend zur Farb- und<br />
Strukturvielfalt durch anlagetechnische Konzepte, die einen Pulverwechsel<br />
innerhalb von wenigen Minuten ermöglichen.<br />
Eloxieren – auch als anodische Oxidation bekannt – ist ein<br />
elektrolytisches Verfahren, durch das eine Oxidschicht<br />
auf der Aluminiumoberfläche<br />
erzeugt wird. Diese<br />
Oxidschicht ist gegenüber<br />
der natürlich gebildeten<br />
Schicht um über das Hundertfache<br />
verstärkt. Es wird<br />
so die Widerstandsfähigkeit<br />
gegenüber den Witterungseinflüssen<br />
und auch gegen<br />
den Angriff durch chemische<br />
Belastungen dauerhaft<br />
sichergestellt. Zusätzlich<br />
wird der metallische Charakter<br />
der Profile über<br />
lange Zeit konserviert.<br />
Aluminiumprofile erhalten<br />
durch die Oberflächenveredelung<br />
Farbe und Schutz. Es muss bereits vor der Veredelung<br />
klar definiert sein, ob die Profile für eine Innen- oder Außenanwendung<br />
vorgesehen sind und welche Vorgaben es betreffend der Farbanpassung<br />
gibt. Bereits bei der Anlieferung der Profile werden diese einer Sichtkontrolle<br />
unterzogen, um mögliche Herstellerfehler vor der Veredelung<br />
ausschließen zu können.<br />
Wesentlich für qualitativ hochwertige Oberflächenveredelung ist die<br />
fachgerechte Vorbehandlung der Aluminiumoberfläche. Auch hier<br />
ist die Kontrolle ein unumgänglicher Qualitätsfaktor. Und bevor es<br />
zum Beschichten bzw. zum Eloxieren geht wird visuell auf Gleichmäßigkeit<br />
und durch Wischversuch auf Abrieb überprüft. Bei externen,<br />
unangekündigten Audits werden die gesamte Produktion und Eigenüberwachung<br />
kontrolliert.<br />
Passende Verpackung, fachgemäßer Transport zum Metallbaubetrieb<br />
und zur Baustelle sowie entsprechender Schutz selbst nach<br />
dem Einbau stellen ein qualitativ hochwertiges<br />
Fertigungsergebnis sicher.<br />
Durch Pulverbeschichtung und Eloxierung<br />
werden Aluminiumprofile veredelt<br />
und somit die Oberfläche geschützt.<br />
Die Qualität der Veredelung kann durch<br />
Konservierung und Reinigung verstärkt und<br />
auf lange Sicht erhalten werden.<br />
Architekten und Bauherren arbeiten seit Jahrzehnten mit den<br />
vom Aluminium-Fenster-Institut empfohlenen Partnerbetrieben<br />
für Oberflächenveredelung. Diese Anbieter sind nach den wichtigsten<br />
nationalen und internationalen Güterichtlinien zertifiziert und bieten<br />
entsprechende Service- und Garantieleistungen an.<br />
Oberflächenveredelung allgemein www.alufenster.at/oberflaeche<br />
Pulverbeschichtung www.alufenster.at/pulverbeschichtung<br />
Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER www.alufenster.at/ueber_uns<br />
Fotos: Fotolia/ HURCA!, cityfoto/Roland Pelzl<br />
42 BauTecFokus
DENKMAIR HUTTERER HÜTTNER WALDL RECHTSANWÄLTE G<strong>MB</strong>H<br />
h2wd - IHRE SPEZIALISTEN IM IMMOBILIEN- UND BAUBEREICH<br />
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Sommer 2018<br />
43
Zum Autor<br />
Clemens Hecht. Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme,<br />
Referent an der WKO; Mitinitiator des Fachverbandes<br />
Innendämmung e.V. und des Bundesverbandes<br />
Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung e.V.<br />
Aktualisiertes Standardwerk<br />
für zukunftsfites Bauen mit WDVS<br />
Kommentar: Clemens Hecht<br />
n Schlägt man im Duden nach, wird Mobilität mit Beweglichkeit gleichgesetzt.<br />
Das Ergebnis des Bauens selbst ist nun nicht gerade beweglich,<br />
aber das Bauen leistet einen wesentlichen Beitrag an der technischen<br />
Mobilität. Umgekehrt kann nur durch Mobilität gebaut werden.<br />
Für zukunftsfites Bauen müssen alle am Bau Beteiligten auch beweglich<br />
sein. Nur so können folgende Anforderungen an das Bauen (Neubau<br />
wie Bestandssanierung) erfüllt werden: die energetische Sparsamkeit,<br />
um Klimaziele zu erreichen, das Schaffen von Behaglichkeit für ein angenehmes<br />
Wohn- und Arbeitsklima rund ums Jahr. Um diese Ziele zu<br />
erreichen, müssen Planer, Produkthersteller und Verarbeiter entsprechend<br />
zusammenarbeiten.<br />
Außenwand-Wärmedämm-Verbundsysteme<br />
(WDVS) eignen sich für<br />
Neu- ebenso wie für Altbauten. Sie<br />
verbessern nachweislich, nachhaltig<br />
den Energiehaushalt (sehen Sie<br />
auch die Ergebnisse der preisgekrönten<br />
ETHOUSE Siegerprojekte<br />
– der Preis für energieeffiziente Sanierungen).<br />
Doch nur die richtige<br />
Ausführung garantiert optimale<br />
Ergebnisse. Schon bei der Planung<br />
sollten daher die grundlegenden<br />
Regeln berücksichtigt werden.<br />
Um die Zusammenarbeit der Beteiligten<br />
zu ermöglichen, gibt<br />
es seit 1999 die Verarbeitungsrichtlinie<br />
(VAR) für WDVS der<br />
ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />
(ARGE QG<br />
WDS). Die VAR ist die technische<br />
Richtlinie zum Thema<br />
und sie bringt Wissen dorthin,<br />
wo es umgesetzt wird. Praxisnah<br />
und anschaulich erklärt die VAR Details zur Planung, Vorbereitung<br />
und Umsetzung.<br />
Basis dafür sind die aktuellen Normen und Vorschriften in Österreich<br />
sowie Richtlinien und Merkblätter, die das Thema WDVS umfassen.<br />
Warum dieser Aufwand? Das WDVS ist ein Produkt, bei dem sehr viele<br />
Gewerke zusammenlaufen und berücksichtigt werden müssen. Es ist<br />
ein Hightechprodukt und muss immer geplant werden, so spielt klarer<br />
Weise die Planung im Vorfeld eine ausschlaggebende Rolle für die Qualität.<br />
Die VAR wird von den Mitgliedern der ARGE QG WDS erstellt.<br />
Als Standardwerk am Bau richtet sie sich an Planer,<br />
ausschreibende Stellen, Generalunternehmer und<br />
Verarbeiter, insbesondere an zertifizierte WDVS-<br />
Fachverarbeiter (ZFV). Sie stellt Lösungen zur Verfügung,<br />
die zur Wertsteigerung jedes Gebäudes<br />
beitragen – vorausgesetzt, sie werden von allen<br />
am Bau Beteiligten gemeinsam umgesetzt.<br />
Die neue VAR erscheint im <strong>Herbst</strong> 2018 komplett<br />
neu überarbeitet, mit allen relevanten<br />
Inhalten: Untergründe, Befestigungen, Anschlüsse<br />
und Durchdringungen, Oberflächen,<br />
Gestaltung bis hin zur Pflege und Wartung<br />
sowie Detailzeichnungen und Checklisten. Die<br />
Verarbeitungsrichtlinie der ARGE QG WDS enthält<br />
somit alle relevanten Inhalte zum Thema<br />
WDVS in einem Werk. Sie ist künftig kostenlos<br />
zum Download erhältlich. Besuchen<br />
Sie unsere Webseite<br />
und abonnieren Sie<br />
unseren Newsletter, in<br />
dem Sie erfahren, wann<br />
es soweit ist: www.waermedaemmsysteme.at<br />
44 BauTecFokus
Einfallsreich<br />
Strategisch<br />
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www.chsh.com<br />
CHSH Austria Belarus Bulgaria Czech Republic Hungary Romania Slovak Republic<br />
Sommer 2018<br />
45
Zur Autorin<br />
Elisabeth Rist, CEO der Lagerfux Storage GmbH, einem<br />
auf Storagelösungen für Private und Unternehmen spezialisiertes<br />
Unternehmen. Zuvor war Rist Geschäftsführerin<br />
WPB Immobilienmakler GmbH.<br />
Räum! Dein! Leben! Auf!<br />
Kommentar: Elisabeth Rist<br />
n „Der Keller ist aber schon im Kaufpreis inkludiert, oder?“ „Ist der<br />
Keller mitparifiziert?“ „Wo stelle ich mein Fahrrad/den Kinderwagen/<br />
die Skier hin?“ Alltag eines jeden Immobilienmaklers bei Besichtigungen,<br />
oftmals sogar ein Ausschlusskriterium bei Neuankäufen/<br />
Anmietungen.<br />
Ich erinnere mich, mit einem einzigen Koffer bei meinen Eltern ausgezogen<br />
zu sein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gar nicht auf so etwas<br />
wie Stauraum geachtet, aber man lernt aus Fehlern und nachdem ich<br />
jahrelang über meine Sachen gestolpert bin, ist die Frage nach Platz<br />
bzw. Stauraum immer relevanter geworden.<br />
Der Rucksack wird immer größer: Wir sind von Natur aus Jäger und<br />
Sammler und im Laufe eines Lebens sammelt sich schon einiges an,<br />
das man lieb gewinnt und von dem man sich nicht trennen will. Warum<br />
auch? Jedes Stück verbindet man mit Erinnerungen.<br />
Nur wohin mit den Sachen?<br />
Die Quadratmeterpreise steigen kontinuierlich seit 20 Jahren, unser<br />
Einkommen leider nicht immer mit. Die logische Konsequenz? Die<br />
Wohnungen werden kleiner, Abstell- oder Schrankräume<br />
werden eingespart. Keller sind oftmals feucht, jedenfalls unheimlich<br />
und selten wirklich sicher.<br />
Durch die Veränderung unserer gesellschaftlichen Strukturen und Lebensweisen<br />
ziehen wir heute viel öfter um. Wir sind flexibler, mobiler,<br />
ja unsteter geworden. Unser gesamtes Hab und Gut bei jeder Übersiedlung<br />
mitzunehmen, bedarf neben hohen Transportkosten auch einer<br />
ausgeklügelten Logistik.<br />
Warum hier nicht auch outsourcen?<br />
Self Storages boomen: In Europa ist der Bestand allein in den letzten<br />
drei Jahren um 25 Prozent gestiegen.<br />
Anlagen mit ca. 8,7 Millionen Quadratmetern Lagerflächen (Wobei<br />
hier eine höhere Zahl anzunehmen ist, da nicht alle Lagerflächen statistisch<br />
erfasst werden). Die durchschnittliche Miete/Quadratmeter/<br />
Monat in Deutschland liegt bei 18 Euro, in Dänemark sogar bei 25 Euro<br />
(Quelle: Federation of European Self Storage Associations).<br />
Ein Mekka für Investoren? Mitnichten! Hohe Anfangsinvestitionen,<br />
enormer Marketingaufwand und last but not least gewerbliche Lagervermieter<br />
haben derzeit noch mit der Konkurrenz von Papas Garage,<br />
Mamas Dachboden oder der Gutmütigkeit von Freunden zu kämpfen.<br />
Langfristig werden wir jedoch auch bei der<br />
Einlagerung unserer liebgewonnenen Erinnerungen<br />
dem Trend der Zeit folgen: Daten<br />
werden nicht mehr lokal, sondern in der<br />
Cloud gespeichert; riesige externe Rechenzentren<br />
haben dem lokalen Server den<br />
Rang abgelaufen. Wenn du übersiedelst,<br />
wandern deine Daten automatisch mit dir.<br />
Auch Self Storages bieten bereits die Möglichkeit,<br />
standort- bis länderübergreifend deine<br />
Sachen mit dir mitwandern zu lassen ...<br />
46 BauTecFokus
© ZOOM VP.AT<br />
University Library Freiburg, Germany, DEGELO ARCHITEKTEN,www.degelo.net, Photo © Barbara Bühler<br />
© AllesWirdGut<br />
EINLADUNG<br />
A-NULL präsentiert<br />
BIM im Einsatz | ARCHICAD 22<br />
20. Juni 2018 18:00 Uhr | MAKwien | Weiskirchnerstraße 3 | 1010 Wien<br />
präsentiert<br />
BIM im Einsatz | ARCHICAD 22<br />
20. Juni 2018 18:00 Uhr | MAK Wien<br />
Weiskirchnerstraße 3 | 1010 Wien<br />
Anmeldung bis 13. Juni 2018 unter<br />
www.a-null.com/ac22<br />
Sommer 2018<br />
47
Zum Autor<br />
Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik<br />
Österreich. Den Bezug zur Praxis hält er<br />
durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten<br />
Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.<br />
Endlich mehr Tageslicht im Schulbau!<br />
Kommentar: Hannes Gerstmann<br />
n Im <strong>Herbst</strong> beginnt nun wieder in ganz Österreich die Schule. Grund<br />
genug, diese auch in Sachen Tageslicht unter die Lupe zu nehmen, denn<br />
viele dieser Gebäude datieren noch auf Josef II und weisen die Stärken<br />
und Schwächen dieser Bauepoche auf. Was sich in all der Zeit jedoch<br />
nicht geändert hat, ist der wesentliche Einfluss von Tageslicht auf Leistung<br />
und Lernerfolge.<br />
Alte, hohe Klassenräume mit großen Fenstern wurden und werden mit<br />
Tageslicht durchflutet und brauchen wenig Kunstlicht. Dafür jedoch<br />
umso mehr Heizwärme. Seit ein paar Jahrzehnten leistet man sich<br />
im Schulbau jedoch weder den Luxus immenser Heizwärmeverluste<br />
noch den Luxus großer Kubaturen.<br />
Die Gebäudehülle und damit auch deren Fenster<br />
werden mit dem entsprechenden Wärmeschutz<br />
ausgestattet. Das spart zwar Energie,<br />
geht aber zu Lasten der Versorgung<br />
mit Tageslicht während der Schulstunden.<br />
Und das wiederum mindert die<br />
Vitalität und Leistungsfähigkeit.<br />
Die Bauphysik schreibt in der Regel<br />
für transparente Bauteile den Energiedurchlassgrad<br />
(g-Wert) und den<br />
Wärmedurchgangskoeffizienten (U-<br />
Wert) vor, aber keinen Kennwert für<br />
die eigentliche Funktion von Fenstern<br />
– nämlich die Qualität der Sichtverbindung<br />
und der Belichtung. Ein Manko in<br />
der Planung, denn Tageslicht ist zwar keine<br />
nachhaltige Energie, eine suboptimale Nutzung<br />
erhöht jedoch den Energieverbrauch!<br />
Durch den Einsatz komplexer Verglasungen werden Lichtversorgung<br />
und Tageslichtqualität oftmals deutlich beeinträchtigt. Es bedurfte<br />
einer gewissen Rückbesinnung, um die eigentliche Funktion von Fenstern<br />
und Verglasungen in den Vordergrund zu rücken: Sicht und Licht!<br />
Das Österreichische Institut für Schul- und Sportstättenbau, kurz ÖISS<br />
hat heuer die überarbeitete Richtlinie für die Belichtung und Beleuchtung<br />
von Schulen veröffentlicht. Darin wurde die Bedeutung von Sonne<br />
und Licht für die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden und die Gesundheit<br />
der in Schulen arbeitenden und lernenden Menschen als zentrales<br />
Thema verankert. Damit entspricht man auch einem Vorschlag der EU,<br />
der besagt, dass alle Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz genauso<br />
der Verbesserung des Innenraumklimas für die Bewohner dienen<br />
sollen.<br />
SCHULE<br />
Die ÖISS-Richtlinie verfolgt einen modernen, ganzheitlichen,<br />
aber einfachen Ansatz für eine gute Tageslichtversorgung<br />
und die darin enthaltenen<br />
Empfehlungen optimieren zugleich die Energiebilanz<br />
von transparenten Bauteilen.<br />
Neben dem bedarfsgerechten Managen<br />
solarer Energie wird erstmals auch<br />
die Ressource Tageslicht mitberücksichtigt.<br />
Die Richtlinie zeigt, dass es<br />
keinen Widerspruch darstellt, guten<br />
Schutz vor Überwärmung und optimale<br />
Tageslichtversorgung unter<br />
einen Hut zu bringen.<br />
Denn es ist durchaus möglich, Schulen<br />
so zu planen, dass auf Klimaanlagen<br />
oder Klimageräte verzichtet werden<br />
kann, um nicht die im Winter eingesparte<br />
Energie in der warmen Jahreszeit wieder zu<br />
vergeuden und zudem noch das Sick-Building-<br />
Risiko in Kauf zu nehmen.<br />
Variabler außenliegender Sonnenschutz ist die beste Methode,<br />
die Wärme vom Gebäude untertags fernzuhalten. Alle anderen Formen<br />
einer Kühlprävention, wie beispielsweise Überstände, reduzieren den<br />
Lichteinfall und sind zudem an Ost- und Westfassaden unwirksam.<br />
48 BauTecFokus
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graz@cramo.com<br />
LINZ/LEONDING Wiener Neudorf<br />
Peintnerstr. 2a IZ NÖ-Süd Str. 2A-M13<br />
4060 Linz<br />
2351 Wiener Neudorf<br />
Tel +43 732 68 39 80 Tel +43 2236 636 35-0<br />
linz@cramo.com wienerneudorf@cramo.com<br />
WIEN<br />
Wildpretstr. 4<br />
1110 Wien<br />
Tel +43 1 767 16-11<br />
wien@cramo.com<br />
SALZBURG<br />
Bergerbräuhofstr. 42<br />
5020 Salzburg<br />
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HALL I. TIROL<br />
Heiligkreuzfeld 38<br />
6060 Hall i. Tirol<br />
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www.cramo.at<br />
Sommer 2018<br />
49
Zum Autor<br />
Jürgen Silberknoll ist in der Österreichischen Bautechnik<br />
Vereinigung (öbv) mit der Koordination und Betreuung<br />
der Forschungsprojekte und der Arbeitskreise zur Richtlinien-<br />
und Merkblatterstellung betraut.<br />
Abdichtung mit Schmalwand –<br />
Eine wirtschaftliche Alternative<br />
Kommentar: Jürgen Silberknoll<br />
n Mithilfe von Dichtwandverfahren kann z.B. verhindert werden, dass<br />
Schadstoffe oder kontaminiertes Grundwasser aus Deponien und Ähnlichem<br />
entweichen oder Wasser, Dämme und Deiche durchdringen.<br />
Sind die betroffenen Böden rüttelbar, können dazu, als wirtschaftliche<br />
Variante, Schmalwände hergestellt werden.<br />
Schmalwände sind Dichtwände im Untergrund ohne statische Funktion,<br />
bei denen eine Suspension in einen Hohlraum im Baugrund eingebracht<br />
wird, der zuvor mittels eingerammten und wieder gezogenen Stahlträgern<br />
hergestellt wurde. Dies bedeutet, dass Schmalwände im Gegensatz<br />
zu Schlitzwänden ohne Bodenaushub erstellt werden können – daraus<br />
ergibt sich ihre hohe Wirtschaftlichkeit!<br />
Als Dichtungsmedien dienen entweder Fertigprodukte oder Mischungen<br />
aus Tonen, Bindemitteln (z.B. Zement) und Zusatzstoffen (z.B. Steinmehl),<br />
die vor Ort aufbereitet und mit Wasser angemischt werden und<br />
nach dem Herstellungsvorgang im Untergrund erhärten. Abhängig von<br />
der Bodenart können Wandtiefen<br />
bis ca. 30 Meter<br />
erreicht werden.<br />
Bei der Herstellung von Schmalwänden wird in der Achse der geplanten<br />
Wand, im Untergrund eine Rüttelbohle mit Hilfe eines mäklergeführten<br />
Vibrationsbären, in diesen eingerüttelt. Als Rüttelbohlen werden<br />
dabei, je nach Geräteausrüstung, Walzprofile in der Regel von 500 bis<br />
1.000 Millimetern, mit aufgeschweißtem Injektionsrohr verwendet. Der<br />
zusätzlich gepanzerte Fuß der Bohle, in dem sich auch die Austrittsöffnung<br />
für die Schmalwandsuspension befindet, hat eine Dicke von ca.<br />
50 bis 80 mm, was auch der theoretischen Wanddicke der Schmalwand<br />
entspricht. Nach dem Einrütteln der Bohle erfolgt unter geringem Überdruck<br />
das Verfüllen des im Boden erzeugten Spalts mit der Schmalwandsuspension.<br />
Durch nacheinander, mit einem Überlappungsmaß in der<br />
Größe einer Flanschdicke, abgeteufte Bohlenstiche entsteht somit nach<br />
und nach eine geschlossene Wand.<br />
Neue öbv-Richtlinie<br />
Der Arbeitskreis „Schmalwände“ der Österreichischen Bautechnik Vereinigung<br />
(öbv) hat in Zusammenarbeit mit Vertretern der Auftraggeber,<br />
Bauunternehmer, Planer, Prüfanstalten sowie Lehre und Forschung die<br />
Erstauflage der ÖVBB-Richtlinie „Schmalwände“ aus dem Jahr 2002 für<br />
die Ausführung von Schmalwandarbeiten überarbeitet, welche diese<br />
nun ersetzt.<br />
In der nun vorliegenden Überarbeitung wurde der aktuelle Stand der<br />
Normung und der derzeitige Stand der Technik eingearbeitet. Dabei<br />
wurde zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung, Planung,<br />
Ausführung und Qualitätskontrolle von Schmalwandarbeiten v.a. das<br />
Kapitel „Voraussetzungen für die Ausführbarkeit von Schmalwänden“<br />
überarbeitet.<br />
Die Technologie der Schmalwanderrichtung ist seit mittlerweile mehr<br />
als 60 Jahren bekannt und hat sich als wirtschaftliches und effektives<br />
Verfahren für die Abdichtung von Stauräumen, Hochwasserschutzmaßnahmen,<br />
aber auch für Abdichtungsmaßnahmen im Deponiebau<br />
bewährt. Dies zeigen die tausend ausgeführten Quadratmeter.<br />
Mit der neuen Richtlinie wird diese Tradition weitergeführt und die<br />
Technologie der Schmalwand weiter verbessert werden.<br />
52 BauTecFokus
Gut geplant<br />
von Beginn an<br />
Mit der ersten Ausgabe des BauTecFokus beginnt eine neue Ära und wir gratulieren<br />
dem gesamten Team zum gelungenen Magazin für die Bauwirtschaft. Wir sind<br />
von Beginn an dabei, so wie wir von Beginn an unsere Bauherren auf ihrem Weg<br />
begleiten. Diese können sich auf uns verlassen. Gemeinsam entstehen Gebäude<br />
für Generationen, welche optimal für ihre Nutzer geplant und gebaut sind.<br />
Nachhaltigkeit, Lebenszyklus, Wirtschaftlichkeit und Aufenthaltsqualität<br />
sind bei unser Arbeit keine Lippenbekenntnisse.<br />
Starten auch wir gemeinsam durch!<br />
• Architektur<br />
• Bauleitung<br />
• Projektsteuerung<br />
• Projektentwicklung<br />
• Projektmanagement<br />
www.kaufmann.at<br />
Sommer 2018<br />
53
Rubrik<br />
Echt schräg<br />
Zum Autor<br />
Philosoph und Querdenker Hubert Thurnhofer hat den Kunstraum in<br />
den Ringstrassen Galerien zu einer Top Ten Galerie Wiens aufgebaut.<br />
Der Kunstraum ist ein offenes Forum der Zivilgesellschaft, das öffentliche<br />
Förderungen nicht ablehnt, aber trotzdem keine bekommt.<br />
Pragmatismus oder Dogmatismus?<br />
Kommentar: Hubert Thurnhofer<br />
n Alleen<br />
Alleen und Blumen<br />
Blumen<br />
Blumen und Frauen<br />
Alleen<br />
Alleen und Frauen<br />
Alleen und Blumen und Frauen und<br />
ein Bewunderer.<br />
Dieses Gedicht des Begründers der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer,<br />
ziert seit 2011 die Fassade der ASH Berlin, Deutschlands größter<br />
Hochschule für Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung. Und nun,<br />
im <strong>Herbst</strong> 2018, soll es weg. 65 Jahre hat es gedauert, bis StudentenvertreterInnen<br />
dieses Gedicht, das der Autor im spanischen Original<br />
erstmals 1953 veröffentlicht hat, als „frauenfeindlich“ erkannt, diffamiert<br />
oder ganz einfach missverstanden haben.<br />
Erkenntnis, Diffamierung oder Missverständnis? Typisch für unsere<br />
Zeit, dass sogar diese Frage nicht auf Anhieb beantwortet werden<br />
kann. Im Gefolge der #Me Too-Welle haben StudentenvertreterInnen<br />
in einem offenen Brief darauf hingewiesen, das Gedicht stehe in einer<br />
patriarchalen Tradition, die Frauen ausschließlich als schöne Musen<br />
betrachte, und erinnere „zudem unangenehm an sexuelle Belästigung,<br />
der Frauen* alltäglich ausgesetzt sind“.<br />
Jedes Gedicht kann unterschiedliche Assoziationen auslösen. Dass<br />
eine Liebeserklärung an das „schöne Geschlecht“ (vorsichtshalber<br />
hier unter Anführungszeichen) als Aufforderung zum sexuellen<br />
Missbrauch verstanden werden kann, ist aber sicher keine<br />
Erkenntnis, die sich die Jugendlichen in Seminaren zur Political<br />
Correctness angeeignet haben. Hier handelt es sich um ein ideologisch-dogmatisches<br />
Missverständnis eines Werkes, das in logischer<br />
Konsequenz zur Diffamierung des Autors dieser Zeilen führt.<br />
Der krude Duktus des offenen Briefes, der mittlerweile sogar von der<br />
Webseite der StudentenvertreterInnen gelöscht wurde, erinnert an<br />
die DDR-Zensurbehörde: „Die U-Bahn-Station Hellersdorf und der<br />
Alice-Salomon-Platz sind vor allem zu späterer Stunde sehr männlich<br />
dominierte Orte, an denen Frauen* sich nicht immer wohl fühlen können.<br />
Dieses Gedicht dabei anzuschauen, wirkt wie eine Farce und eine<br />
Erinnerung daran, dass objektivierende und potentiell übergriffige<br />
und sexualisierende Blicke überall sein können.“ Noch ein Glück, dass<br />
an die Stelle von Gomringers Gedicht nun ein Werk der Poetin Barbara<br />
Köhler kommt und kein Zitat aus dem offenen Brief.<br />
Etwas gelassener und pragmatischer als die Berliner gehen die Wiener<br />
mit ihren Fassaden um. Den aktuellen Umbauarbeiten am Haus des<br />
Meeres, das sich bekanntlich in einem Flakturm befindet, muss ein<br />
Anti-Kriegs-Statement des Konzeptkünstlers Lawrence Weiner weichen:<br />
"Zerschmettert in Stücke im Frieden der Nacht". Diese künstlerische<br />
Intervention war ein Projekt der Wiener Festwochen 1991 und<br />
sollte der Verwitterung überlassen werden. Nun verschwindet der<br />
Schriftzug komplett – im Konsens mit dem Künstler.<br />
Der 93-jährige Eugen Gomringer kann sich indessen freuen, deutlich<br />
an Popularität gewonnen zu haben. Mehrere Privatpersonen und das<br />
Museum der Stadt Rehau, seit vielen Jahren Wahlheimat des Autors,<br />
haben das Gedicht nun plakativ an ihre Wände gemalt. Und soeben<br />
teilt Alice Salomon Hochschule Berlin mit: „avenidas von Herrn Eugen<br />
Gomringer wird auf einer Tafel, die Eugen Gomringer gestalten<br />
wird, auf der Fassade erhalten bleiben“. Also alles nur Show? Wenn<br />
das der Fall sein sollte, so gilt: The show must go on!<br />
Wenn Sie und Ihre Architekten demnächst wieder vor der Entscheidung<br />
stehen, wie Sie eine Fassade gestalten sollen, so können Sie eine<br />
dezente Variante wählen: blau, türkis, rot oder pink, monochrom oder<br />
nach Ihren persönlichen Vorlieben gemischt<br />
– natürlich nur aus Freude an schönen<br />
Farben. Oder Sie suchen die gezielte Provokation,<br />
dann können Sie es mit einem<br />
bislang unveröffentlichten poetischen<br />
Werk probieren. (Anfragen über die<br />
Autorenrechte bitte beim Verlag!)<br />
GREEN<br />
GREEN<br />
GREEN<br />
GREEN<br />
GREEN<br />
52 BauTecFokus
Wie man am besten baut.<br />
Steht im neuen BauTecFokus.<br />
www.bautecfokus.at<br />
Das Magazin für Innovation,<br />
Benchmarks, Trends in Bau & Technik<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
53
DIE BAUTECFAKTEN<br />
Daten und Fakten für und über die Bauwirtschaft<br />
DURCHSCHNITTLICHER<br />
AUFTRAGSBESTAND<br />
BAUWIRTSCHAFT<br />
IN WOCHEN<br />
(AUFTRAGSPOLSTER)<br />
2018 Q1 2018 Q1 1. Quartal 2013 bis 2018<br />
Wochen<br />
Δ Wochen<br />
zu 2017 Q4<br />
Burgenland 14,0 3,4<br />
Kärnten 9,7 1,0<br />
Niederösterreich 12,7 0,0<br />
Oberösterreich 18,5 3,6<br />
Entwicklung<br />
Salzburg 14,4 0,2<br />
Steiermark na na na<br />
Tirol 15,5 2,8<br />
Vorarlberg 23,5 3,5<br />
Wien 16,7 1,4<br />
Österreich 16,0 1,4<br />
Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung<br />
BAUWIRTSCHAFT –<br />
HOCH- UND TIEFBAU<br />
Bauproduktion 1.553,6 17,4%<br />
April 2018 Jännerwerte 2014 bis 2018<br />
in Mio. € % VJM * Entwicklung<br />
in Prozent % VJM * Entwicklung<br />
Bauproduktion<br />
Anteil öffentlich<br />
33% -6,4%<br />
Beschäftigte 84.420 10,7%<br />
Anzahl % VJM * Entwicklung<br />
in Mio. € % VJM * Entwicklung<br />
Bruttolöhne<br />
und -gehälter<br />
301,5 10,7%<br />
Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria<br />
*<br />
VJM = zu Vorjahresmonat<br />
KREDITE<br />
(NACH ZKRM-V ** )<br />
Bauwesen 12.957,0 18,6%<br />
2017 Q4 2017 Q4 Quartalswerte 2014 Q1 bis 2017 Q4<br />
€ Mio. % VJQ * Entwicklung<br />
Gesamtwirtschaft 734.051,0 -1,3%<br />
Quelle: OeNB Österreichische Nationalbank<br />
*<br />
VJQ = zu Vorjahresquartal<br />
**<br />
Zentralkreditregistermeldungs-Verordnung<br />
54 BauTecFokus
Die BauTecFakten erscheinen regelmäßig im<br />
BauTecFokus und bringen erstmals Daten und<br />
Fakten für und über die Bauwirtschaft. Diese<br />
Serie erscheint in Kooperation mit dem IFI unter<br />
der Leitung von Robert Neuberger. Diese<br />
und viele weitere Auswertungen sind in den<br />
ImmoFakten veröffentlicht, welche zweimal<br />
im Jahr erscheinen und im Abo vertrieben<br />
werden. Gerade die Bauwirtschaft hat sich<br />
oftmals nicht durch eine besondere Liebe zu<br />
Zahlen und fundierten Entscheidungen ausgezeichnet;<br />
umso mehr sollen die BauFakten<br />
Gedankenanstöße bieten und vielleicht sogar<br />
überraschende Zusammenhänge beleuchten,<br />
die zum Schmunzeln führen.<br />
BAUKLIMA –<br />
AUFTRAGSEINGANGS-<br />
ERWARTUNGEN FÜR<br />
DAS NÄCHSTE<br />
2013 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1<br />
Österreich -6% 1% -17% -2% 10% 18%<br />
Burgenland -1% 9% -12% 4% 9% 7%<br />
Kärnten -5% -17% -19% -1% 12% 38%<br />
Niederösterreich 9% 3% -19% 2% 12% 14%<br />
QUARTAL * März 18 Jännerwerte 2014 bis 2018 Ø 2016 Ø 2017<br />
Oberösterreich 6% 5% -19% -20% 13% 12%<br />
Salzburg 1% -11% 10% 24% 17% 22%<br />
Steiermark -8% -5% -34% -10% 10%<br />
Tirol 24% 13% -14% 10% 16% 19%<br />
Vorarlberg 49% 39% 27% 37% 20% 32%<br />
Wien -2% 1% -25% -19% -5% 14%<br />
Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung<br />
*<br />
Saldo aus steigend zu sinkend in % der befragten Unternehmen<br />
INSOLVENZEN<br />
BAUWIRTSCHAFT<br />
Eröffnete Insolvenzen 79,0 -41,9 %<br />
2018 Q2 Quartalswerte 2017 Q1 bis 2018 Q1<br />
Fälle % VJQ * Entwicklung<br />
Gesamtwirtschaft 65,1 -11,1 %<br />
in Mio. € % VJQ * Entwicklung<br />
in Prozent % VJQ * Entwicklung<br />
Eröffnete Insolvenzen<br />
Anteil Bau am Gesamt<br />
Passiva<br />
Anteil Bau am Gesamt<br />
5 % -71,7 %<br />
7 % -64,0 %<br />
Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria<br />
*<br />
VJQ = zu Vorjahresquartal<br />
BAUKOSTEN-<br />
INDEX **<br />
(BASIS 2015 =100)<br />
Wohnhaus- und<br />
Siedlungsbau<br />
Index % VJM * Entwicklung zu Vorjahr in % zu Vorjahr in %<br />
106,3 2,3% 0,6% 3,5%<br />
Straßenbau 104,3 1,6% -1,0% 3,6%<br />
Brückenbau 107,6 3,4% -0,6% 5,2%<br />
Siedlungswasserbau 104,6 1,7% 0,5% 2,4%<br />
Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria <br />
*<br />
VJM = zu Vorjahresmonat <br />
**<br />
Entwicklung der Kosten, die den Bauunternehmern bei der Ausführung von Bauleistungen durch Veränderung der Kostengrundlagen (Material und Arbeit) entstehen.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
55
Positionen & Meinungen<br />
KOMPLETTER CHANGE<br />
Riskanter wäre gewesen,<br />
nichts zu ändern.<br />
„Man könnte Instandhaltungs-,<br />
und Reparaturkosten immens<br />
minimieren.“<br />
Martin Zagler, Soluto Vertriebs GmbH<br />
56 BauTecFokus
„Zu wenig<br />
Vorsorgegedanken“<br />
Nischenspezialist. Eine Immobilie gilt in den Köpfen vieler Besitzer und Betreiber nach wie vor als wartungsfrei,<br />
wundert sich Soluto-Chef Martin Zagler im Gespräch mit dem BauTecFokus.<br />
Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />
Fotos: Katharina Schiffl<br />
Spezialisierung im Bereich Wasser- und<br />
Brandschaden, warum? Wie kommt man<br />
dazu?<br />
Martin Zagler: Ganz trivial. Ich war vor sechs<br />
Jahren in New York. Weihnachtsshopping mit<br />
meiner Frau. Und da waren, es klingt banal, U-<br />
Bahn-Stationen überschwemmt. Dabei kamen<br />
diese riesen Trucks von BELFOR zum Einsatz,<br />
die sind Weltmarktführer im Bereich Brand,<br />
Wasser und Sturm. Das fand ich so cool und<br />
dachte, das will ich auch. Bei der Rohr- und<br />
Kanalsanierung, war meine Mutter indirekt<br />
Auslöser. Sie ist relativ sparsam und an einem<br />
Sonntag komme ich zu ihr und sie erzählt mir<br />
begeistert, dass bereits eine Firma da war und<br />
ihr Problem im Keller, wo Wasser zurückgedrückt<br />
wurde, nun gelöst sei. Es arbeiteten<br />
zwei Leute an einem Sonntagnachmittag und<br />
es hat 1.200 Euro gekostet. Das fand sie super.<br />
Da dachte ich „Halt Stopp!“ Meine Mutter zahlt<br />
ein Vermögen für zwei Leute, die einen halben<br />
Tag da sind und findet es auch noch super? Und<br />
so bin ich auf den Bereich – also nicht nur Verstopfung,<br />
sondern zerstörungsfreie Rohr- und<br />
Kanalsanierung aufmerksam geworden. Das<br />
machen nicht viele, das will ich auch.<br />
Sie waren ja damals klassisch in der Baubranche<br />
unterwegs?<br />
> > Ja, mit der artbau Zagler GmbH, wir haben ein<br />
paar tausend Kleinaufträge pro Jahr und große<br />
Sanierungen mit Partnern gemacht. Das hat<br />
mir aber nicht wirklich Spaß bereitet, obwohl<br />
wir erfolgreich waren. Im Prinzip ist die Baubranche<br />
eine Lowtech-Branche, wo alles über<br />
den Preis geht, ich wollte aber lieber etwas in<br />
Richtung Hightech machen. Meine Vorstellung<br />
war, dass uns die Leute nehmen sollten, weil<br />
wir so gut sind und wo es vielleicht, gar keinen<br />
anderen gibt. Daher sind wir vor fünf Jahren<br />
aus dem Baubereich komplett rausgegangen<br />
und konzentrieren uns nur mehr auf die zwei<br />
Spezialgeschäftsfelder, die wir vorher gerade<br />
begonnen hatten; das eine Brand-, Wasserschadensanierung<br />
mit Leckortung und das andere<br />
zerstörungsfreie Rohr- und Kanalsanierung.<br />
Das hat reibungslos geklappt? Einfach so?<br />
> > Es war nicht unriskant. Wir haben wirklich einen<br />
kompletten Change gemacht und aus einer<br />
Firma mit damals so 20,5 Millionen Euro Umsatz<br />
im Jahr auf einmal nur 4,9 Millionen Euro<br />
im darauffolgenden gemacht. Wobei, riskanter<br />
wäre gewesen, nichts zu ändern, glaube ich.<br />
Viele meiner damaligen Partner gibt es jetzt gar<br />
nicht mehr oder sie fahren ihre Firma geregelt<br />
runter. Wir waren aber relativ schnell erfolgreich<br />
in diesen Geschäftsfeldern.<br />
Was war das Geheimnis dieses schnellen<br />
Erfolges?<br />
> > Nun, es gibt nicht viele Firmen, die das machen<br />
und in diesem Sektor sind die Einstiegsinvestitionen<br />
aufgrund der Technik sehr hoch<br />
– man muss zuerst einmal mindestens eine Million<br />
Euro investieren. Dann benötigt man noch<br />
gut ausgebildete Leute. Wir haben hier schnell<br />
entsprechende Skills entwickelt, allerdings<br />
sind wir mit unserem alten Namen aus der Bauecke<br />
nicht rausgekommen.<br />
Inwieweit war der Firmenname nachteilig?<br />
> > Nun, die Leute haben uns immer noch mit<br />
„Bauen“ in Verbindung gebracht. Also haben<br />
wir ein halbes Jahr mit der Agentur Habesohn,<br />
Doucha eine Markenentwicklung gemacht<br />
und sind bei „Soluto“ gelandet. Ab 1. November<br />
2015 hat es nirgends mehr artbau gegeben.<br />
Wir haben an zwei Tagen alle, damals 39 Autos<br />
umbeschriftet, die Logos im Gebäude geändert,<br />
im Internet etc. – einfach wirklich alles<br />
umgebrandet. Das war echt gut, muss ich sagen.<br />
Der Name ist bestens angekommen, wobei<br />
wir auch Glück hatten.<br />
Glück, inwiefern?<br />
> > Medial beispielsweise. Bei Günther Nussbaum<br />
in der Sendung „Pfusch am Bau“ suchten<br />
unzählige Firmen erfolglos den Fehler,<br />
dann kamen wir und fanden das Leck in 20<br />
Minuten. Das war schon super.<br />
Das allein reicht ja auf Dauer nicht, oder?<br />
> > Nein, wir entwickeln uns ständig weiter und<br />
dürfen nicht stehen bleiben. Es gibt wenige<br />
Firmen auf dem Markt, die das Metier gut<br />
beherrschen. Mit den vielen kleinen Wasserschäden,<br />
die immer noch Umsatzträger sind,<br />
werden wir in zehn Jahren nichts mehr verdienen,<br />
denke ich. Ich bin aber ein Zahlenmensch<br />
und trivial gesprochen, ist es immer schön,<br />
wenn man viele Kunden hat, die den Schaden<br />
nicht von ihrem eigenen Kapital bezahlen<br />
müssen. 95 Prozent unserer Rechnungen zahlen<br />
Versicherer.<br />
Welche Schäden beziehungsweise Sanierungsfälle<br />
treten am häufigsten auf ?<br />
> > Alterserscheinungen. Leitungen und Kanäle,<br />
die einfach in die Jahre gekommen sind<br />
und nun saniert werden müssen.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
57
Positionen & Meinungen<br />
Handwerker-Pfusch bzw. Gewährleistungen<br />
spielen keine Rolle?<br />
> > Also, man muss ganz ehrlich sagen, die<br />
Qualität bei Neubauten ist schon enden<br />
wollend. Unsere Kollegen sorgen immer für<br />
Nachschub, auch in der nahen Zukunft. Das<br />
ist beruhigend, aber auch diese Fälle werden<br />
meist über Versicherungen abgewickelt<br />
Beobachten Sie spezielle Entwicklungen<br />
in Ihrem Bereich?<br />
> > Nun, wir haben so Ideen. Wenn wir zum<br />
Beispiel eine Rohrsanierung machen, könnte<br />
man Sensoren mit einlaminieren. Das heißt,<br />
„95 Prozent unserer Rechnungen<br />
zahlen Versicherer.“<br />
man könnte rechtzeitig feststellen, wenn<br />
es wieder beginnt, undicht zu werden, oder<br />
für Druckschwankungen oder schlicht, dass<br />
irgendwas nicht in Ordnung ist. Aber diese<br />
Prävention interessiert bei Sanierungen noch<br />
keinen Menschen. Generell herrscht bei uns<br />
noch wenig Vorsorgegedanke.<br />
Inwiefern?<br />
> > Während ein Auto ganz selbstverständlich<br />
jährlich zum Service gebracht wird, gilt eine<br />
Immobilie in den Köpfen der ganzen Immobilienbranche<br />
und vieler Besitzer nach wie vor<br />
als wartungsfrei. Das heißt, man schaut jahrelang<br />
nur oberflächig und wenn ein Schaden<br />
entdeckt wird, stemme ich mich durch zehn<br />
Bäder und habe einen Schaden von zigtausend<br />
Euro. Dass man vielleicht alle fünf Jahre<br />
mit der Kanalkamera durchschaut und somit<br />
vorrausschauend feststellen könnte, jetzt<br />
wäre eine zerstörungsfreie Sanierung angesagt,<br />
passiert nicht. Das würde aber nur ein<br />
Zehntel kosten. Damit könnte man Instandhaltungs-,<br />
und Reparaturkosten immens minimieren.<br />
Denken Sie es wird zu einem Umdenken<br />
kommen?<br />
> > Ich habe zum Beispiel von einer Versicherung<br />
die Anfrage gehabt, ob wir nicht<br />
tausende WLAN-gesteuerte Wasserventile<br />
einbauen könnten. Sie errechneten, wenn<br />
sie all ihre Kunden mit so einem Ventil ausrüsten<br />
würden und der Sensor einfach melden<br />
würde, wenn es einen Defekt gäbe, dann<br />
könnten sie, glaube ich, ihre Wasserschäden<br />
um 56 oder 54 Prozent im Jahr senken.<br />
Das heißt, im Versicherungsbereich geht es<br />
schon mehr in Richtung Präventionen, beziehungsweise<br />
es ist schon am Laufen. Besagtes<br />
Versicherungunternehmen macht es vorerst<br />
nicht, weil sie nicht wissen, wie sie das logistisch<br />
anpacken sollen. Aber ich glaube, dass<br />
in solchen Technologien – wo jemand eine<br />
Nachricht auf das Smartphone kriegt, wenn<br />
zuhause oder im Betrieb irgendetwas nicht<br />
stimmt, die Zukunft liegt. Das wird schnell<br />
gehen und auch Geschäftsmodelle werden<br />
sich dahingehend verändern.<br />
Sind andere Länder schon weiter?<br />
> > Ja, definitiv. Vor allem die nordischen<br />
Staaten. Hier wird erstens viel präventiver<br />
gedacht, und auch im technischen Bereich,<br />
– angefangen von zerstörungsfreien Rohrsanierungen<br />
über Flutungsverfahren oder Inliner<br />
– sind Schweden, Norwegen und Holland<br />
Vorreiter. Japan ist aufgrund der Erdbebengeschichte<br />
technologisch auch weit vorne. Logisch,<br />
man kann ja nicht jede zweite Woche,<br />
immer wenn ein kleines Erdbeben war, kilometerlang<br />
aufgraben.<br />
Worin besteht der technologische Vorsprung?<br />
> > Bei uns in Österreich wird beispielsweise<br />
noch überall aufgestemmt und rausgerissen.<br />
Das ist meist nicht mehr notwendig.<br />
Wir machen zum Beispiel Sanierungen von<br />
Heizungsleitungen mit einem Flutungsverfahren<br />
und stemmen nicht mitten im Raum<br />
den Parkettboden auf. Da wird, vereinfacht<br />
gesagt, die Heizung ausgeleert und ein Dichtmittel<br />
eingefüllt. So moderne Verfahren<br />
kennt noch kaum jemand. Mittlerweile schulen<br />
wir Sachverständige von Versicherungen<br />
diesbezüglich. Es macht nämlich schon einen<br />
Unterschied, ob ich Kosten von 30.000 Euro<br />
oder 6.000 Euro habe.<br />
ALTERSERSCHEINUNGEN<br />
Leitungen und Kanäle, die<br />
einfach in die Jahre gekommen<br />
sind und nun saniert werden<br />
müssen.<br />
Wie kam die Idee zum Franchise-System?<br />
> > Wenn ein Geschäft gut funktioniert, will<br />
man es erweitern. Es gibt auch verschiedene<br />
Auftraggeber. Ob das jetzt Supermarkthandelsketten<br />
sind oder Versicherungen, die<br />
gerne österreichweit einen Partner wollen<br />
und nicht in jedem Bundesland einen anderen.<br />
Also haben wir uns gefragt, was machen<br />
wir? Wir könnten Niederlassungen gründen,<br />
aber dafür bin ich nicht der Typ. Wir haben<br />
jetzt, eine überschaubare Größe und ich<br />
möchte selber nicht 400 Leute haben. Man-<br />
58 BauTecFokus
Zur Person<br />
Martin Zagler hat sich mit<br />
seinem Unternehmen Soluto<br />
auf Kanal-, Wasser- und Brandschadensanierung<br />
spezialisiert<br />
und gibt sein Knowhow im<br />
Franchise-System weiter. Zagler<br />
sind selbständige Partnerbetriebe<br />
lieber, als ein eigener<br />
Großbetrieb. In die Baubranche<br />
kam Zagler vor dreißig Jahren<br />
als sein Vater unerwartet starb<br />
und er mit 19 Jahren zwei Baufirmen<br />
erbte. Eigentlich wollte<br />
er damals Biologe werden und<br />
exotische Tiere und die Pflanzenwelt<br />
erforschen. Heute ist er<br />
ein erfolgreicher Nischenplayer.<br />
che würden sagen, „das ist geil.“ – Ich kriege<br />
Magenschmerzen. Die Grundidee im Handwerk,<br />
einmal erdacht, hundertmal gemacht,<br />
hat mir sehr zugesagt.<br />
Wie viele Franchise-Partner gibt es mittlerweile?<br />
> > Voriges Jahr haben wir begonnen es zu bewerben<br />
und jetzt haben wir zwei in Oberösterreich,<br />
die sind schon seit Februar operativ<br />
tätig. Aktuell ist eine Franchise-Partnerin im<br />
Bezirk Wiener Neustadt dazugekommen und<br />
in Vorarlberg gibt es auch schon ernsthafte<br />
Gespräche. Wir wollen Ende nächsten Jahres<br />
in jedem Bundesland voll sein. Österreichweit<br />
sind das 15 bis 20 Franchise-Partner.<br />
Gibt das der Markt wirklich her?<br />
> > Die Partner bekommen jeweils ein Franchise-Gebiet<br />
mit einem Marktvolumen von<br />
35 bis 40 Millionen Euro. Wir vereinbaren, sie<br />
müssen am Ende des fünften Jahres zehn Prozent<br />
des Marktvolumens mindestens erhoben<br />
haben. Das heißt, sie haben dann schon eine<br />
gewisse Größe, mit drei, vier Millionen Euro<br />
Umsatz und rund 30 Mitarbeitern. Daher<br />
müssen wir bei der Auswahl der Franchise-<br />
Partner selektiv sein. Die Partner benötigen<br />
Managementqualitäten.<br />
Wie wird das entsprechende Knowhow<br />
vermittelt?<br />
> > Jeder Mitarbeiter, der bei uns oder einem Partner<br />
anfängt muss entsprechend ausgebildet<br />
werden. Sonst können wir das Qualitätsniveau<br />
nicht hochhalten. Also wir werden zu einem<br />
riesen Schulungszentrum. In drei Jahren haben<br />
wir so 120 bis 140 Auszubildende pro Jahr bei<br />
uns. Im Prinzip ist man als Franchise-System<br />
ein riesen Ausbildungsbetrieb, ein riesen Vertriebsbetrieb<br />
und ein riesen Innovationsbetrieb.<br />
Das ist wichtig. Weil, mit dem, wie wir es<br />
jetzt machen, werden wir alle in ein paar Jahren<br />
nichts mehr verdienen. Wir müssen uns ständig<br />
weiterentwickeln.<br />
Stichwort Mitarbeiter. Woher und wie bekommen<br />
Sie spezialisierte Leute? Facharbeitermangel<br />
ist in der Branche ja omnipräsent.<br />
> > Man muss als Arbeitgeber viel bieten. Das<br />
heißt, dass wir auch als Soluto-Franchise-System<br />
ein attraktiverer Arbeitgeber sein müssen.<br />
In die Baubranche gehen viele nur, wenn sie<br />
woanders nichts finden. Das muss man ganz<br />
ehrlich sagen. Wir stellen uns auch immer<br />
mehr die Frage, was braucht es in Zukunft?<br />
Wie verändert sich das Anforderungsprofil<br />
an unsere Mitarbeiter in den nächsten Jahren.<br />
Brauchen wir nicht beispielsweise mehr<br />
Verfahrenstechniker? Leute, die aus der Mechatronik<br />
kommen? Mit all den Hightech-<br />
Geräten, mit denen wir heute arbeiten, bedarf<br />
es da nicht viel mehr an Verständnis und Wissen?<br />
Das diskutieren wir gerade. Ich glaube<br />
auch, dass heutzutage kein 20- oder 25-Jähriger<br />
mehr lebt, um zu arbeiten, was auch gut<br />
ist, sondern man will einen interessanten Job.<br />
Das heißt, wir, wie auch die gesamte Baubranche<br />
müssen viel mehr in Richtung Employer<br />
Branding tun.<br />
Sehen das die Anderen auch so?<br />
> > Nun, ein Franchise-Partner von uns war unlängst<br />
ganz entsetzt. Da waren sich zwei Techniker<br />
bei ihm vorstellen und beide sind unabhängig<br />
voneinander, zwei Stunden zeitversetzt zum<br />
Vorstellungstermin gekommen. Danach sind<br />
sie aufgestanden und haben zu ihm gesagt:<br />
„Herr Baumeister, ja, wir melden uns in den<br />
nächsten zwei Wochen.“ Er war fassungslos. n<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
59
Positionen & Meinungen<br />
Mehr Bewusstseinsbildung<br />
Technisches Facilitymanagement. „Anspruch ist, dass Objekte einfach unaufällig funktionieren“, sagt Werner<br />
Moldaschl, Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik im Gespräch mit dem BauTecFokus.<br />
Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />
Was bedeutet für Sie technisches Facilitymanagement?<br />
Werner Moldaschl: Eigentlich das vorausschauende<br />
Betreiben der technischen Anlagen<br />
eines Betreibers beziehungsweise eines Eigentümers,<br />
um für ihn die Werterhaltung und die<br />
Lebensdauer der Anlagen so zu gestalten, dass<br />
sie auch kostengünstig und effizient betrieben<br />
werden können. Weiters die Übernahme und<br />
das Abnehmen eines Teils der Betreiberverantwortung<br />
und Risiken für den Eigentümer.<br />
In welche Richtung verändert sich der<br />
Markt, die Branche?<br />
> > Momentan findet nach meiner Beobachtung<br />
ein strukturelles Anpassen oder eine strukturelle<br />
Veränderung im Bereich des FM sowie<br />
überhaupt im Immobilienmanagement statt.<br />
Auf der einen Seite statten sich die Asset Manager<br />
mit zusätzlichen technischen Ressourcen<br />
aus, das heißt, sie erbringen auch einen Teil der<br />
Technikleistungen und andererseits drängen<br />
die ausführenden Firmen teilweise auch in den<br />
FM-Bereich, durch gebündelte Leistungserbringung.<br />
Es gibt momentan von beiden Seiten<br />
ein wenig Druck. Oben der Asset Manager, der<br />
draufdrückt und sagt, „ich mach mal einen Teil<br />
60 BauTecFokus
Fotos: Katharina Schiffl<br />
„Schichtbetrieb ist für uns<br />
eine Selbstverständlichkeit.“<br />
Werner Moldaschl, WISAG Gebäudetechnik<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
61
Positionen & Meinungen<br />
Kinderschuhen. Wir versuchen diesbezüglich<br />
mit Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten.<br />
Erst kürzlich hatte ich zum Thema<br />
ein Gespräch mit der technischen Universität<br />
Wien. Gerade beim Thema IT sowie der Digitalisierung<br />
von Prozessen, vor allem von internen<br />
Prozessen, müssen wir uns weiterentwickeln.<br />
der Leistungen selber, ich übernehme das im<br />
Auftrag des Eigentümers" und auf der anderen<br />
Seite die ausführenden Firmen, die von unten<br />
in den FM-Markt reindrängen.<br />
Mit welchen Serviceleistungen? Werden<br />
heute spezifischere Dienste benötigt beziehungsweise<br />
nachgefragt?<br />
> > Nein, das sehe ich jetzt nicht. Das Thema<br />
hängt natürlich vom Investor ab, welche Ziele er<br />
mit seinem Objekt verfolgt. Aber im Wesentlichen<br />
geht es darum, dass Objekte unauffällig<br />
funktionieren. Also auffällig wird es dann,<br />
wenn es Probleme mit Mietern oder in unserem<br />
Fall mit Hotelgästen gibt. Der Anspruch ist,<br />
dass die Geräte einfach funktionieren müssen.<br />
Sie erwähnten Hotels. Ihr seid stark in diesem<br />
Segment vertreten – wie kommt das?<br />
> > Weil wir von der Qualität her bestens auf Hotels<br />
konditioniert sind. Bei den Audits der Hotelketten<br />
schneiden wir immer mit Top-Werten<br />
ab. Das bedeutet, wir können quasi in allen<br />
Assetklassen, mit Ausnahme Krankenhausbetrieb,<br />
wirklich professionelles Facilitymanagement<br />
auf sehr hohem Niveau anbieten – inklusive<br />
rund um die Uhr Einsatzbereitschaft.<br />
Schichtbetrieb ist für uns eine Selbstverständlichkeit.<br />
Lagern Hotels den Technikbereich zunehmend<br />
komplett aus? Beobachten Sie hier<br />
einen Trend?<br />
> > Ich würde hier keinen Trend erkennen. Es<br />
gibt die unterschiedlichsten Modelle. Es gibt<br />
Leute, die sagen, sie stellen sich einen technischen<br />
Manager ein und wir arbeiten zu. Andere<br />
Hotels sagen, „nein, du bist für mich der<br />
Chefingenieur“. Die überwiegende Anzahl der<br />
Hotels in Österreich arbeitet aber noch mit Inhouse-Mitarbeitern<br />
– gerade auch für die Technik.<br />
Dort, wo outgesourct wird, vergibt man, so<br />
kenne ich es jetzt von unseren Kunden, durchaus<br />
nach Segmenten.<br />
Hat das Thema 'Kosten einsparen' immer<br />
noch oberste Priorität bei den Kunden?<br />
> > Nicht ausschließlich. Es gibt durchaus<br />
Auftraggeber, die mittlerweile auch auf Qualität<br />
schauen. Aber das Qualitätskriterium<br />
könnte durchaus, sag ich mal, prominenter<br />
vertreten sein.<br />
Stichwort Digitalisierung, IoT (Internet of<br />
Things) ist ja aktuell das Branchenthema?<br />
Wo steht hier die WISAG beziehungsweise<br />
wie denken die Kunden darüber?<br />
> > Ich glaube, dass Digitalisierung in jeder Branche<br />
ein Thema ist. Auch für die WISAG. Aber<br />
meines Erachtens steckt hier noch viel in den<br />
Können Sie hier konkrete Beispiele nennen?<br />
> > Das Problem ist, dass man bestehende Prozesse<br />
nicht eins zu eins digitalisieren kann. Es<br />
ändern sich auch die Prozesse, wenn sie digital<br />
abgebildet werden müssen. Was natürlich<br />
Thema ist, bei all den Messungen möglichst<br />
viel digital abzubilden. Ich spreche davon,<br />
Geräte mit Sensoren zu versehen, QR-Codes<br />
zu verwenden, um Dinge auszulesen etc. –<br />
schlicht Prozesse elektronisch abzubilden.<br />
Etwa, dass Geräte rechtzeitig anzeigen, bevor<br />
sie auf Störung gehen. Das sind Ansätze,<br />
die durchaus machbar sind. Die Technologie<br />
dazu gibt es. Die Frage ist nur, wie kann ich<br />
sie wirtschaftlich einsetzen.<br />
Sind Kunden schon bereit, auch etwas dafür<br />
zu bezahlen?<br />
> > Momentan sehe ich das nicht. Derzeit geht<br />
es wirklich darum, Kosten zu optimieren. Ich<br />
glaube, diese Technologie ist noch nicht so<br />
wirklich im allgemeinen Bewusstsein. Das<br />
Thema IoT muss sich erst in den Köpfen der<br />
Leute festigen. Auch wenn in den Medien<br />
Smart Home mit dem quasi selbstbefüllenden<br />
Kühlschrank, Alexa, Siri und Konsorten präsent<br />
sind, die Menschen vertrauen der Technologie<br />
noch nicht und auch die Datenschutzthematik<br />
im Sinne der DSVGO ist hier nicht förderlich.<br />
Hinkt Österreich technologisch hinten<br />
nach. Sind andere Länder hier fortschrittlicher?<br />
> > Nun, unsere Mutter WISAG Deutschland mit<br />
über 32.000 Mitarbeiter beschäftigt sich schon<br />
intensiver mit dem Thema. Aber das ist ja<br />
unser Vorteil als WISAG Österreich, dass wir<br />
„Das Qualitätskriterium<br />
könnte durchaus<br />
prominenter vertreten sein.“<br />
62 BauTecFokus
Fotos: Katharina Schiffl<br />
von diesem Know-how durchaus mitpartizipieren<br />
können. Diese Technologie hat nichts mit<br />
irgendwelchen Grenzen zu tun, maximal noch<br />
mit Einschränkungen aufgrund der Ö-Normen<br />
und der österreichischen Gesetzgebung.<br />
Für die angebotene Dienstleistung benötigt<br />
man gut ausgebildete Fachkräfte. Woher<br />
kommen eure Mitarbeiter?<br />
> > Wir haben momentan einen Facharbeitermangel.<br />
Ich höre auch von vielen Branchenkollegen<br />
und Kollegen aus dem Baunebengewerbe,<br />
dass sie derzeit keine, oder nur<br />
ganz schwer, qualifizierte Mitarbeiter finden.<br />
WISAG bekommt, Gott sei Dank über Kontakte<br />
einzelner Mitarbeiter und durch Empfehlungen<br />
noch Mitarbeiter, aber es ist schwierig. Die<br />
Branche kann es sich nämlich nicht leisten,<br />
Mitarbeiter von anderen Unternehmen abzuwerben.<br />
Das würde nur über den Lohn gehen<br />
und das gibt der Markt nicht her.<br />
Hat das vielleicht auch mit dem Image<br />
der FM-Branche zu tun?<br />
> > Nein, das glaube ich weniger. Ich<br />
denke, in Österreich ist das Facilitymanagement<br />
per se noch nicht so angekommen<br />
wie im englischsprachigen<br />
Raum oder auch in Deutschland. In<br />
Österreich regiert noch immer relativ<br />
stark die eigene Dienstleistung also<br />
die Inhouse-Dienstleistung beziehungsweise,<br />
dass das Management<br />
beim Kunden angesiedelt ist und dieser<br />
sich einzelner Dienstleister wie<br />
Elektriker oder Installateur bedient.<br />
Viele wollen einfach die Betreiberrisken<br />
noch selber nehmen.<br />
Wo liegen die größten Risiken?<br />
> > Nun, in einigen Fällen, beim Brandschutz<br />
zum Beispiel, handelt es sich<br />
durchaus um persönliche Haftungsthemen.<br />
Das Thema Gebäudesicherheit<br />
ist generell noch nicht bei den Eigentümern<br />
angekommen. Ich bin der<br />
Überzeugung, dass ein Externer viel<br />
kritischer kontrolliert, weil er ja auch<br />
die Verantwortung übernimmt. Nichts<br />
ist schlimmer als den Tod oder die Verletzung<br />
von Menschen verantworten<br />
zu müssen. Das will, glaube ich, keiner<br />
von uns. Dafür tragen wir Sorge. Wir<br />
schauen permanent, dass das Gebäude<br />
in einem sicheren Zustand ist.<br />
Was sagen Sie potentiellen Kunden noch?<br />
Warum sind sie bestens bei der WISAG aufgehoben?<br />
> > Wir können ein hohes Maß an Spezialisierung<br />
vorweisen. Vor allem in der Assetklasse<br />
Beherbergungsbetriebe. Hier hat man 365<br />
Tage im Jahr 24 Stunden pro Tag Gäste. Und<br />
der Gast ist der kritischste Kunde, wenn es<br />
nicht ausreichend kühl im Sommer oder<br />
warm im Winter, die Lüftung zu laut oder<br />
zu leise ist oder schlicht der Gast seinen Safe<br />
nicht aufbringt, weil er sich den Code nicht<br />
gemerkt hat usw. Das heißt, wir decken hier<br />
wirklich die ganze technische Palette ab. Das<br />
Thema Energieeffizienz ist bei Hotels auch<br />
enorm wichtig. Hier sind laufend Maßnahmen<br />
notwendig, um die Benchmark zu erfüllen.<br />
Da sind wir Spezialisten.<br />
Ihre Pläne für die kommenden Jahre?<br />
> > Ziel ist es, die WISAG Gebäudetechnik österreichweit<br />
in der gesamten Branche interessanter<br />
zu machen. Vor allem im Gewerbe-<br />
Zur Person<br />
Werner Moldaschl ist seit Juli<br />
dieses Jahres Geschäftsführer der<br />
WISAG Gebäudetechnik mit Sitz<br />
in Wien. In seiner bisherigen Laufbahn<br />
war Werner Moldaschl in leitenden<br />
Positionen für das Facility<br />
Management und die Immobilienund<br />
Objektentwicklung für Finanzunternehmen<br />
verantwortlich.<br />
Zuletzt war er als selbständiger<br />
Unternehmensberater in den Bereichen<br />
Immobilienstrategie und<br />
Facility Management tätig. Seit<br />
2017 studiert er an der Donau Uni<br />
Krems und besucht den Universitätslehrgang<br />
„Real Estate Management,<br />
MSc“ am Department für<br />
Bauen und Umwelt.<br />
bereich. Natürlich auch das Segment Hotel<br />
weiter auszubauen, eben weil wir hier das<br />
meiste Know-how haben. Insgesamt wollen<br />
wir regional wachsen. Momentan sind wir in<br />
der Gebäudetechnik nur in Wien und Niederösterreich<br />
präsent. Künftig wollen wir zumindest<br />
in den Landeshauptstädten tätig sein.<br />
Wie weit ist dieses Vorhaben?<br />
> > Es gibt konkrete Pläne für Linz und Salzburg.<br />
Ein nächster Schritt wäre dann Graz und die Gegend<br />
Klagenfurt. Konkret gibt es schon Objekte,<br />
die wir in der Pipeline haben.<br />
Sie sagten Sie wollen den Gewerbebereich<br />
forcieren, warum nicht auch den Bereich<br />
Wohnen?<br />
> > Je mehr Technik verbaut ist, desto lieber ist<br />
es uns. Wir sind ein Technikunternehmen und<br />
wir wollen unsere Mitarbeiter auch ein bisschen<br />
fordern und fördern. Das heißt, sie sollen<br />
herausfordernde technische Anlagen betreuen.<br />
Das ist bei Wohngebäuden nicht so der Fall. n<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
63
Rubrik Positionen & Meinungen<br />
Perfekte<br />
Streitvermeidung<br />
Im Gespräch. Matthias Rant, docu tools-Geschäftsführer und Präsident des Hauptverbands der allgemein<br />
beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Österreichs über die Rolle der Baustellen-<br />
Dokumentation, was hinter elektronischen Pins steckt und worin die Stärke einer digitalen Beweissicherung liegt.<br />
Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />
„docu tools ist<br />
die Realisierung<br />
einer Vision,<br />
die ich immer<br />
hatte.“<br />
Matthias Rant,<br />
docu tools-Geschäftsführer<br />
Was zeichnet docu tools aus? Was darf<br />
man sich unter digitaler Dokumentation<br />
vorstellen?<br />
Matthias Rant: Lassen Sie mich etwas<br />
ausholen. Ein ganz wesentlicher Punkt:<br />
Dokumentation im Baugeschehen ist heute<br />
inhaltsmäßig etwas ganz anderes als die Dokumentation<br />
im Baugeschehen vor fünf Jahren.<br />
Der Wortinhalt und die Begrifflichkeit<br />
sind ganz anders. Früher hat man tausende<br />
Fotos gemacht und hunderte Mails geschrieben.<br />
Diese wurden auf einen Server gespeichert<br />
und das war dann die Dokumentation.<br />
Heute ist die Bauwirtschaft, die Bauindustrie<br />
genauer gesagt, voll im Digitalisierungsprozess.<br />
Das läuft schon seit drei Jahren und wird<br />
noch rund drei Jahre andauern, dann wird der<br />
Prozess abgeschlossen sein. Das heißt nicht,<br />
dass die Bauwirtschaft früher nicht bereits<br />
digitalisiert hat, aber sie hat lauter Insellösungen<br />
fabriziert.<br />
Mit welchen Folgen? Worin lagen die Risken?<br />
> > Kostspielige, ewige Streitereien. Wenn Sie<br />
eine gute Baudokumentation – als Bauherr<br />
oder auch als Nutzer – haben dann können<br />
Sie Streit vermeiden. Das ist die beste Streit-<br />
64 BauTecFokus
vermeidung, weil ich relativ einfach sofort<br />
den Sachverhalt so wie er ist darlegen kann.<br />
Dann muss ich mich nur mehr über die rechtliche<br />
Situation streiten. Heute streitet man<br />
ja immer noch in den ersten fünf bis zehn<br />
Verhandlungen über den Sachverhalt.<br />
Der eine sagt, "Ja, das war so." und der<br />
andere sagt: "Nein.", da müssen wir<br />
dann den Zeugen holen oder noch ein<br />
Gutachten beauftragen. Das kostet ein<br />
irres Geld und bringt eigentlich niemandem<br />
etwas. Wenn man eine gute<br />
Dokumentation hat, dann werden im<br />
Vergleich, je nach Projekt, sechzig,<br />
siebzig, achtzig Prozent eingespart.<br />
let oder Smartphone durch das Gebäude und<br />
machen von allem, was dokumentiert werden<br />
muss, einen Pin und danach auch gleich das<br />
Foto dazu. Sie setzen den nächsten Pin und<br />
machen wieder ein Foto. Die Lösung erwartet<br />
später ein Problem gibt, dann kann der Prozess<br />
exakt nachvollzogen werden. All die<br />
Daten liegen beim jeweils gesetzten Pin. Im<br />
Baugeschehen gilt, sage ich gern spaßhalber,<br />
auch: "Von der Wiege bis zur Bahre" eines Ge-<br />
„Von der Wiege bis zur Bahre<br />
eines Gebäudes sollte eigentlich<br />
alles dokumentiert sein.“<br />
Fotos: Katharina Schiffl<br />
Sachverhalt quasi auf Knopfdruck?<br />
Wie funktioniert das in der Praxis?<br />
> > Wenn ich alle Informationen pro Raum und<br />
Punkte im Raum speichere, und das ist die<br />
Grundidee unserer Lösung, dann habe ich<br />
immer alles bei der Hand. Das heißt wir speichern<br />
mit sogenannten Pins am Plan, und das<br />
medienübergreifend. Jedes Foto etwa kann<br />
eindeutig zugeordnet werden. Eine Fassade<br />
mit Fensterdokumentation beispielsweise.<br />
Bei uns sieht man ganz genau, zu welchem<br />
Fenster das Foto gehört.<br />
Auch wenn alle Fenster gleich ausschauen?<br />
> > Ja, genau. Die Lösung ist urkundenecht und<br />
funktioniert einfach: Sie gehen mit dem Tab-<br />
das Foto vor dem nächsten Pin. Das heißt Sie<br />
müssen das Bild machen. Sie können an dieser<br />
Stelle auch kein Foto einfügen, was ja bei<br />
den meisten anderen Lösungen möglich ist.<br />
Niemand kann etwas austauschen oder nachträglich<br />
hinzufügen oder löschen. Sie können<br />
jede Handlung, die gemacht worden ist, auch<br />
Jahre später nachvollziehen.<br />
Auch Anweisungen?<br />
> > Natürlich. Schriftlich oder mündlich, alles<br />
kann dokumentiert werden: Wann wer wem<br />
etwas angewiesen hat. Was genau besprochen<br />
oder erklärt wurde, oder worauf man<br />
später beim Betrieb achten sollte. Wenn es<br />
bäudes sollte eigentlich alles dokumentiert<br />
sein. Dort liegt Geld, dort liegt Technologie,<br />
dort liegt Effizienz.<br />
Wie kam es zur Software-Lösung?<br />
> > Sie ist im Rahmen des "Skylink"-Terminal-<br />
Gerichtsverfahrens zur Beweissicherung<br />
am Flughafen Wien entstanden. Bei diesem<br />
Großprojekt hat man damals 2.500 technische<br />
und bauliche Mängel vermutet. Es gab<br />
120.000 Fotos für 3.600 Räume in unterschiedlichen<br />
Bauzuständen. Unvorstellbare<br />
Dimensionen. Im Format A4 ausgedruckt<br />
hätten die Bilder nebeneinander gelegt eine<br />
Strecke von 42 Kilometern ergeben. Das Be-<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
65
Rubrik Positionen & Meinungen<br />
Daten und Fakten<br />
docu tools wurde auf Initiative von Matthias Rant und Gerhard Schuster über ihre<br />
Firma Sustain Solutions 2012 zur Marktreife entwickelt. Die Software ermöglicht,<br />
komplexe Projekte fälschungssicher zu dokumentieren. Per Anfang September<br />
2018 zählte docu tools kundenseitig 4.000 Projekte mit ca. 106.000 Plänen, in<br />
denen bisher knapp 370.000 Pins mit eben so vielen Aufgaben gesetzt wurden.<br />
Die Anzahl der Fotos belief sich auf 700.000. Und täglich werden es mehr …<br />
weissicherungsgutachten für nur eine Partei<br />
hätte in Papier ausgedruckt eine Tonne gewogen.<br />
Es mussten aber vierzehn Parteien<br />
beliefert werden. Stellen sie sich das mal vor!<br />
Ich habe damals zur Justiz gesagt: "Da kommt<br />
ein Tieflader und stellt Ihnen das alles hin."<br />
Wie soll das gehen? Zudem gab es einen enormen<br />
Zeitdruck, weil die Verträge damals nur<br />
mehr ein Jahr gültig waren. Das heißt, die<br />
Streitigkeiten, Schadensersatzforderungen<br />
und Mängel mussten innerhalb eines Jahres<br />
beseitigt werden.<br />
Wie haben Sie diese Aufgabenstellung<br />
schlußendlich gelöst?<br />
> > Nun, ich war auch schon Jahre vorher mit<br />
der Idee befasst, einen Sachverhalt eindeutig<br />
darzustellen. Wenn ich das kann, dann<br />
brauche ich über Vieles nicht mehr diskutieren,<br />
wie das gewesen sein könnte. Es ist einfach<br />
so. Also hat unser Büro damals parallel<br />
eine Software entwickelt, sodass man sagen<br />
konnte, beispielsweise der Raum 1029 hat so<br />
ausgeschaut, das sind die Urkunden dazu, das<br />
sind die Schriftsätze und das alles konnte am<br />
Bildschirm abgelesen werden. Der Flughafen<br />
hat ungefähr 10.000 Pläne gehabt. Wir sind<br />
mit einem Tablet über die riesige Baustelle<br />
des Flughafen gegangen und wo immer wir<br />
hingekommen sind, genügte ein Tastendruck<br />
und wir hatten sofort den richtigen Plan. Also<br />
Heizung, Lüftung etc. Das ist bei der Justiz<br />
sehr gut angekommen.<br />
Wer genau hat die Software entwickelt?<br />
Das geht ja nicht so einfach nebenbei?<br />
> > Wir haben ein Team von ca. 30 Leuten aufgebaut.<br />
Experten aus den verschiedensten<br />
Branchen, Stahlbau und Gebäudetechnik bis<br />
hin zu IT-Spezialisten sowie aus den Bereichen<br />
Foto und Video. Das war eine Herausforderung<br />
und sehr spannend. Eigentlich<br />
die Realisierung einer Vision, die ich immer<br />
hatte, nämlich die Abwicklung einer Baustelle<br />
effizienter zu gestalten. Und das kann<br />
ich nur, wenn ich eine gute Dokumentation<br />
habe. Heute sind wir eine Softwarefirma –<br />
docu tools eben.<br />
Wird es künftig mehr digitale Gutachten<br />
beziehungsweise Beweissicherungen geben?<br />
Wohin geht der Trend?<br />
> > Also zum Beispiel, ich habe vor einigen Jahren<br />
die bislang umfangreichste Beweissicherung<br />
in Österreich gehabt. Da kam wieder die<br />
Justiz und meinte, "Sie haben den Flughafen<br />
gemacht! Wir haben wieder einen Fall mit<br />
ungeheurem Datenvolumen": Zwei internationale<br />
Konzerne haben im Zuge einer Fusion<br />
ein Schiedsgericht angerufen, das eine<br />
gerichtliche Beweissicherung von einem österreichischen<br />
Gericht benötigte. Aufgabenstellung<br />
war die Dokumentation von 5.000<br />
Bauwerken nach 94 Kategorien, die detailliert<br />
nach allen möglichen diffizilen Parametern<br />
systematisch nach Mängeln und Abnützung<br />
66 BauTecFokus
„Ein Quantensprung in der<br />
Dokumentation, den es<br />
früher nicht gab.“<br />
Rentiert sich die Lösung auch für einen<br />
kleineren Handwerker?<br />
> > Natürlich. Die Kosten sind ja im Grunde genommen<br />
lächerlich. Für wenige Projekte kostet<br />
die Lizenz 49 Euro pro Monat. Das<br />
hat eigentlich ein kleiner Installateur<br />
schon bei einem Nachtrag wieder verdient.<br />
Da rede ich noch gar nicht von<br />
der Tatsache, dass er einen Gewährleistungsmangel<br />
abwehren kann.<br />
zu bewerten waren. Mit Hilfe der Parteien<br />
wurden 160 Leute engagiert, die in Deutschland<br />
und Österreich herumgefahren sind und<br />
alles dokumentiert haben. Unser Team hat<br />
live via Internet kontrolliert und geschaut,<br />
passt die Dokumentation oder nicht. Wir haben<br />
etwa 40 Millionen Urkunden gehabt. Sie<br />
konnten trotzdem die Frage stellen, "Ok, zeige<br />
mir die Feuerlöscher, im zweiten Geschoss<br />
von Gebäude X am Tag Y." Nach diesen Gesichtspunkten<br />
erfolgte die Beweissicherung<br />
und die Konzerne konnten sich entspannter<br />
vergleichen. Das ist schon ein Quantensprung<br />
in der Dokumentation, den es früher<br />
nicht gab.<br />
mittlerweile in 21 Sprachen, einfach zum Umschalten.<br />
Das gibt es in ganz Europa kein zweites<br />
Mal. Auch die Caverion oder MotelOne<br />
sind unsere Kunden, aus Sicherheitsgründen<br />
die Stadt Wien und auch Hausverwaltungen.<br />
Bei der Umsetzung der Önorm B 1300 ist eine<br />
Dokumentation zur Überwachung der Immobilien<br />
sehr sinnvoll, weil ich die ganze Entwicklung<br />
des Gebäudes dokumentiert habe.<br />
Wird die digitale Dokumentation<br />
zunehmend zum Ausschreibungskriterium?<br />
> > Viele Bauherren beziehungsweise<br />
vor allem Bauträger verlangen bereits, dass<br />
ihre Subunternehmer mit docu tools dokumentieren.<br />
Die Auftraggeber haben schon die<br />
Projektlizenzen und laden ihre Partner einfach<br />
ein. Das kostet die Ausführenden nichts, sie<br />
müssen sich nur verpflichten zu dokumentieren.<br />
Damit werden auch die kleinen und mittleren<br />
Betriebe, die meinen das brauchen sie<br />
nicht, umdenken. Wenn sie es dann bei einer<br />
Baustelle einmal gemacht haben, erkennen<br />
sie sofort den Riesenvorteil. Die Bauwirtschaft<br />
wird in drei Jahren ganz anders ausschauen.<br />
Das ist einfach so.<br />
n<br />
Es sind ungeheure Mengen an Daten<br />
im Spiel. Wo liegen diese mitunter<br />
doch sehr sensiblen Daten?<br />
Die Daten liegen in der Cloud, im<br />
Frankfurter Raum bei einem sehr sicheren<br />
Unternehmen. Damit können<br />
die User jederzeit, wo auch immer sie<br />
sind, auf die Lösung und die Daten zugreifen.<br />
Mit welchen anderen Branchen-<br />
Lösungen ist docu tools kompatibel.<br />
Stichwort Schnittstelle?<br />
> > Wir haben mit unserem neuen Release<br />
den Weg einer offenen Schnittstelle<br />
gewählt. Das heißt es kann sich<br />
jedermann mit seiner Lösung dranhängen<br />
und kooperieren. Wir sehen<br />
das als den besseren Weg in die Zukunft.<br />
Wer sind die User? Wie wird die Lösung<br />
von der Wirtschaft angenommen?<br />
> > Mittlerweile verwenden große Bauunternehmen<br />
wie etwa die Strabag<br />
docu tools als Konzernsoftware in allen<br />
Ländern. Unsere Software gibt es<br />
Zur Person<br />
Matthias Rant studierte<br />
Wirtschaftingenieurwesen<br />
an der TU Graz. Seit 1973 ist<br />
er Gerichtssachverständiger,<br />
seit 1978 selbständiger Ziviltechniker.<br />
Rant ist Verfasser<br />
zahlreicher Veröffentlichungen<br />
und Fachbuchautor auf den<br />
Gebieten Projektmanagement,<br />
Controlling, Kalkulation und<br />
Immobilienbewertung. Neben<br />
seiner Funktion als Präsident<br />
der österreichischen und europäischen<br />
Sachverständigen<br />
sowie als Geschäftsführer von<br />
docu tools findet Rant noch Zeit<br />
für die Kunst. Er ist seit Jahrzehnten<br />
leidenschaftlicher Maler.<br />
Seine Werke waren bereits<br />
bei mehreren Ausstellungen im<br />
In- und Ausland zu sehen.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
67
Positionen & Meinungen<br />
In Österreich<br />
fehlen die Produkte<br />
Logistikimmobilien. Andreas Liebsch führt gemeinsam mit Carmen Dilch das Unternehmen Go Asset, das<br />
sich seit zehn Jahren auf die Entwicklung von Logistikimmobilien spezialisiert hat. Im BauTec-Interview erklären<br />
sie, warum hierzulande kaum große Logistikprojekte realisiert werden und der Faktor Preis so bestimmend ist.<br />
Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />
„In der<br />
Slowakei<br />
bekommen sie<br />
den gleichen<br />
Standard wie<br />
in Österreich,<br />
allerdings<br />
günstiger.“<br />
Was ist das Besondere an Ihrem Unternehmen,<br />
was ist Ihre Stärke?<br />
Liebsch: Unser USP ist, dass wir schlank,<br />
flexibel und schnell sind. Ich glaube, dass wir<br />
uns sehr genau auskennen, bei dem was wir<br />
machen. Projektentwicklung können Einige,<br />
hinsichtlich Logistikimmobilien, glaube ich,<br />
gibt es kaum ein weiteres Unternehmen in<br />
Österreich, das solche Projekte realisiert, wie<br />
wir es tun.<br />
Was sind das für Projekte?<br />
Liebsch: Das sind große Logistikprojekte,<br />
leider ganz selten in Österreich, aber im benachbarten<br />
Ausland, wo wir durchaus Großkonzerne<br />
betreuen. Das kommt sehr gut an<br />
und funktioniert sehr gut.<br />
Dilch: Wir haben kürzlich in der Slowakei unser<br />
größtes Projekt mit 56.000 Quadratmeter<br />
Nutzfläche fertiggestellt. Das ist wirklich groß.<br />
Hier ist der Textilkonzern KiK Mieter.<br />
Mieter oder Käufer?<br />
Liebsch: Mieter. In den Ostländern herrscht<br />
ein anderes Denken. Hier wird entwickelt, um<br />
das Objekt zu vermieten. Das ist ein Unterschied<br />
zu Österreich, wo es fast nur Lagerobjekte<br />
gibt, die gekauft werden oder worden<br />
sind. Der Nutzer errichtet sie selber oder hat<br />
sie bereits selbst gebaut.<br />
Dilch: Das ist aus der Historie heraus so entstanden.<br />
Also ich denke in Österreich sind<br />
80 Prozent im Eigentum und nur 20 Prozent<br />
sind eingemietet. Im benachbarten Ausland<br />
ist das Verhältnis genau umgekehrt.<br />
Das wahre Geschäft ist außerhalb von<br />
Österreich?<br />
Dilch: In Österreich fehlen die Produkte, die<br />
Investoren wären schon da. Aber es können<br />
auch gar nicht so viel neue Produkte entstehen,<br />
weil hierzulande die Grundstückspreise,<br />
Baukosten sowie Auflagen sehr hoch sind.<br />
68 BauTecFokus
Fotos: Katharina Schiffl<br />
Liebsch: Mir fällt ein Vorzeigeprojekt in<br />
Niederösterreich, genauer in Hagenbrunn<br />
ein. Das Projekt hat einen Vorlauf von zig<br />
Jahren gehabt. Ein wirklich gut entwickelter<br />
Standort mit Flächen, die sehr modern<br />
gebaut sind. Projekte können auch in Österreich<br />
funktionieren, aber man muss es<br />
schaffen, Grundstücke richtig und rechtzeitig<br />
einzukaufen. Später vielleicht noch<br />
eine Umwidmung machen. Das dauert aber<br />
enorm lang, bei einem erheblichen unternehmerischen<br />
Risiko.<br />
Wo liegen noch relevante Unterschiede<br />
zwischen dem Ausland und Österreich?<br />
Liebsch: Vor allem in den Baukosten. In<br />
der Slowakei bekommen sie den gleichen<br />
Standard wie in Österreich, allerdings um<br />
300 Euro pro Quadratmeter, während es<br />
hierzulande 550 Euro sind. In Südosteuropa<br />
ist es auch wesentlich einfacher gute Bauunternehmen<br />
zu finden, weil der Bauboom hier<br />
gerade erst beginnt und die Auslastung bei<br />
den Qualitätsanbietern noch nicht ganz so<br />
groß ist. Hinzu kommen unterschiedliche<br />
rechtliche Bestimmungen.<br />
Dilch: Bei uns in Österreich muss der Lagerarbeiter<br />
beispielsweise immer freie Sicht<br />
nach außen haben, egal in welcher Reihe er<br />
steht. Dementsprechend viele Fenster benötigt<br />
eine große Halle. Auch in punkto Klimatisierung,<br />
Raumtemperatur gibt es strengere<br />
Auflagen als anderswo. Von sehr großer<br />
Bedeutung und teuer in der Umsetzung sind<br />
die österreichischen Brandschutzbestimmungen,<br />
um nur einige der Kostentreiber zu<br />
nennen.<br />
Liebsch: Ich sage das gerne so: Die Logistikbranche<br />
ist die preisintensivste Branche, die<br />
es überhaupt gibt. Da geht es um jeden Cent.<br />
Und da kann man sich schön verkalkulieren.<br />
Das Spektrum ist sehr eng.<br />
Wie sieht es mit der heimischen Nachfrage<br />
aus?<br />
Liebsch: Ein wichtiger Punkt ist, dass die bestehenden<br />
Hallen in Österreich meist sehr alt<br />
und teilweise kaputt sind, aber immer noch<br />
betrieben werden. Das wird in dieser Form<br />
nicht mehr lange funktionieren. Es wird eine<br />
Transformation geben. Weg von den alten Gebäuden,<br />
rein in moderne Hallen.<br />
Sozusagen den Bestand verbessern?<br />
Liebsch: Ob das genau auf derselben Fläche<br />
passiert, ist die große Frage. Das kann nur<br />
der Eigentümer machen. Das Mieterpotenzial<br />
wird sicherlich in den nächsten Jahren größer.<br />
Eine Verlagerung von Eigentum in Richtung<br />
Mieten ist auch schon bemerkbar.<br />
Dilch: Neue Mieter gäbe es sehr wohl. Viele<br />
Unternehmen würden gerne umsiedeln und<br />
wollen sich verbessern, nur bekommen sie<br />
keine geeigneten Flächen angeboten.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
69
Positionen & Meinungen<br />
Was ist heute ein geeigneter Standort?<br />
Inwieweit spielt die Digitalisierung eine<br />
Rolle?<br />
Dilch: Nun, die Logistik rutscht immer näher<br />
an den Kunden heran. Soeben ist eine neue<br />
Studie herausgekommen, wonach Herr und<br />
Frau Österreicher jetzt 7 Milliarden Euro im<br />
Internet umsetzen. Wir haben jetzt, glaube<br />
ich, ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem<br />
Vorjahr. Bei der Paketzustellung reden wir von<br />
„Das Thema<br />
Belieferung<br />
in der Stadt<br />
wird künftig<br />
elektrisch<br />
erfolgen.“<br />
einem Plus im zweistelligen Bereich und wenn<br />
man merkt, wie schnell sich das entwickelt – in<br />
diesem Teilbereich der Logistik kommt noch<br />
Einiges auf uns zu.<br />
Sie sprechen das City-Logistik Thema an?<br />
Liebsch: Es geht in diese Richtung, ja. Dass<br />
man künftig zentraler in der Stadt und nicht<br />
am Rande der Stadt Flächen anbieten kann, die<br />
dazu geeignet sind, dass wesentlich schneller<br />
zugestellt werden kann, auch mit Fahrraddiensten<br />
und Ähnlichem. Das ist eine<br />
große Herausforderung, sich hier Lösungen<br />
einfallen zu lassen, die funktionieren. Wir<br />
versuchen auf diesem Gebiet natürlich auch<br />
mitzuwirken.<br />
Spielt in diesem Zusammenhang auch E-<br />
Mobility eine Rolle?<br />
Dilch: Wir glauben fix, dass in Zukunft das<br />
Thema Belieferung in der Stadt nur mit E-<br />
Mobilität passiert.<br />
Liebsch: Das sehen wir unter anderem<br />
schon alleine bei der österreichischen Post.<br />
Sie haben mittlerweile eine beachtliche<br />
Prozentzahl der Flotte erfolgreich durch Elektro-Lieferwagen<br />
ersetzt.<br />
Und wo könnten in der Stadt Flächen für<br />
Ladestationen und genügend Stellplätze<br />
entwickelt werden?<br />
Liebsch: Das ist genau der Knackpunkt an<br />
dem Ganzen. Deswegen gibt es ja die Lösung<br />
noch nicht. Wenn es so leicht wäre, hätte<br />
man Projekte schon umgesetzt.<br />
Dilch: Städtische Flächen sind sehr teuer.<br />
Wie bereits erwähnt, die Logistik ist ungeheuer<br />
preissensitiv. Der Kunde ist ja nicht<br />
bereit nur einen Cent mehr für die Zustellung<br />
zu zahlen.<br />
Sehen Sie in den vielzitierten brachliegenden<br />
Sockelzonen Flächenpotenzial?<br />
Liebsch: Ja, aber da denken wir ein bisschen<br />
anders. Ich würde unterscheiden zwischen<br />
den City-Hubs, wo man wirklich Lagerflächen<br />
anbietet und der letzten Meile der Zustellung.<br />
Als Zustellboxen, Abholstationen<br />
70 BauTecFokus
wären Flächen in Sockelzonen gut denkbar.<br />
Das Thema für Paketdienste ist immer die<br />
doppelte Zustellung, die wirklich teuer ist.<br />
Auch die Retouren sind ein großes Thema.<br />
Das könnte man in diesen Zonen, wenn genügend<br />
solcher Paketstationen vorhanden<br />
sind, beziehungsweise entsprechend in den<br />
nächsten Jahren aufgerüstet wird, gut in den<br />
Griff bekommen.<br />
Das großflächige Logistikthema kann natürlich<br />
niemals mitten in der Stadt stattfinden,<br />
sondern das wird immer etwas außerhalb<br />
der Stadt stattfinden.<br />
Inwieweit ist Nachhaltigkeit in Richtung<br />
Ökologie bei Logistikimmobilien von Relevanz?<br />
Dilch: Nachhaltig bauen müssen sie<br />
heute schon in jeder Assetklasse. Das<br />
hat auch vor der Logistik nicht Halt<br />
gemacht.<br />
„Bei Logistikimmobilien kann<br />
man sich schnell verkalkulieren.“<br />
Und in Österreich?<br />
Liebsch: Österreich ist klassisch ein Transitland<br />
und durch die geostrategische Lage<br />
ohnehin schon sehr stark vernetzt in alle<br />
Richtungen. Da sehe ich nicht mehr sehr viele<br />
Ausbaumöglichkeiten. Weiters spielen noch<br />
andere Faktoren mit hinein, wenn ich ein großes<br />
Logistiklager baue, muss ich natürlich auch<br />
viele Mitarbeiter einkalkulieren. Diese kosten<br />
in Österreich viel Geld. Das niedrigere Preisund<br />
Lohnniveau in den Ostländern ist viel attraktiver.<br />
Zudem geht es im Osten viel schneller<br />
Großbauprojekte zu realisieren, vor allem aufgrund<br />
der rascheren Genehmigungen.<br />
Dilch: Österreich ist definitiv kein Standort für<br />
Logistiker, um sternenförmig auszuschwärmen<br />
und die Länder drumherum zu bedienen. n<br />
Auch hinsichtlich Energieversorgung?<br />
Einsatz von alternativen<br />
Energien wie Solar beispielsweise?<br />
Die großen Dachflächen der Hallen<br />
würden sich hier wohl anbieten?<br />
Liebsch: Ja, für den Eigenverbrauch<br />
schon, aber das hängt stark von den<br />
Rahmenbedingungen ab. Es muss vor<br />
allem wirtschaftlich sein. Oft rechnet<br />
es sich nicht, meist aufgrund der unattraktiven<br />
Einspeisebedingungen der<br />
Energieversorger. In diesem Business<br />
dreht sich wirklich alles um den Preis.<br />
Fotos: Katharina Schiffl<br />
Dilch: Es wird bei der Errichtung neuer<br />
Hallen mittlerweile schon in diese<br />
Richtung mitgedacht, und die Tragfähigkeit<br />
des Daches so gestaltet, dass sie<br />
mit Photovoltaik-Paneelen besetzbar<br />
ist – auch später im Nachhinein.<br />
Anhand Ihrer Standortanalysen –<br />
welche Regionen sind noch ausbaufähig?<br />
Unter anderem die Slowakei, deshalb<br />
sind wir so gerne dort. Das Land hat<br />
in den vergangenen 15 Jahren eine<br />
enorme Wirtschaftskraft entwickelt.<br />
BMW siedelt sich gerade neu an und<br />
vor Kurzem ist Jaguar neu in Nitra. Das<br />
sind echte Innovationsschübe, die man<br />
am BIP merkt.<br />
Andreas Liebsch und Carmen Dilch, Go Asset<br />
Nach über 10-jähriger intensiver Tätigkeit in verschiedenen leitenden<br />
Positionen in der Immobilienwirtschaft wurde Go Asset<br />
Development im Jahr 2006 von Andreas Liebsch gegründet. Co-<br />
Gesellschafterin und Prokuristin Carmen Dilch hat ein Studium im<br />
Bereich „Bauingenieurwesen - Baumanagement” und absolvierte<br />
den RICS-akkreditierten Universitätslehrgang „Immobilienmanagement<br />
und -bewertung.” Bevor Dilch zu Go Asset kam war sie u.a.<br />
bei ECC Projektconsult GmbH, LC Buildings GmbH und bei ps.focas<br />
tätig. Das Duo hat zahlreiche Immobilienprojekte erfolgreich abgewickelt<br />
und das Unternehmen als „Nischenplayer“ im In- und benachbarten<br />
Ausland positioniert. Allein in den letzten fünf Jahren<br />
wurden über 30 Projekte erfolgreich abgeschlossen. Kernmärkte<br />
des Developers sind Österreich, die Slowakei, und Tschechien.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
71
Positionen & Meinungen<br />
72 BauTecFokus
Projekt ohne<br />
Eitelkeiten<br />
Refurbished. Der Modenapark bekommt ein neues altes Gesicht. Die<br />
beiden Architekten Elmar Danner (F+P ARCHITEKTEN ZT) und Markus<br />
Kaplan (BWM Architekten), die sich das ambitionierte Projekt teilen im<br />
BauTecFokus-Interview.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
„Fokus Zitat,<br />
Tisa Pro 20Pt,<br />
Zeilenabstand<br />
24Pt.Hier<br />
wird ein Zitat<br />
geschrieben.“<br />
Fokus ARCHITEKTENDUO<br />
Zitat Autor. Tisa Pro 9Pt, Z<br />
11Pt; DANNER Name & KAPLAN<br />
Diversität durch zwei verschiedene<br />
Handschriften.<br />
„Aus unserer Sicht ist dies<br />
durchaus gelungen."<br />
Fotos: Katharina Schiffl<br />
Was ist/war das Interessante an dem Projekt?<br />
Elmar Danner: Eindeutig die Herangehensweise<br />
an das Projekt durch den Bauherren.<br />
Es ist ein einzigartiges Projekt. Wo sonst gibt<br />
es in Innenstadtlage eine 100 Meter lange<br />
Baulücke.<br />
Markus Kaplan: In einem ersten Schritt<br />
wurde untersucht, ob das Gebäude erhalten<br />
werden kann. Es gab mehrere Gutachten.<br />
Zum Schluss stand fest, dass das Gebäude aus<br />
bauphysikalischer Sicht nicht erhalten werden<br />
kann. Nicht nur, aber auch wegen der einzuhaltenden<br />
Brandschutzvorschriften. Jetzt hatte<br />
man eine 100 Meter lange Baulücke, das ist<br />
sehr spannend. Wenn man beim Modenapark<br />
rundherum schaut, gibt es Gebäude, die eine<br />
gewisse Dimension haben, eine gewisse Parzellengröße.<br />
Dieser Parzellengröße würde es<br />
widersprechen, dort ein neues Wohngebäude<br />
hinzubauen, das – wie das Amtsgebäude 100<br />
Meter lang ist. Da ist die Idee entstanden, es in<br />
vier Gebäudeteile zu parzellieren. Eigentlich<br />
sind es nur drei Gebäude, aber von der Fassade<br />
werden sie als vier aufgenommen. Eigentlich<br />
ist es eine Rückführung, so wie man es ursprünglich<br />
gebaut hätte.<br />
Danner: Was auch besonders spannend ist, ist<br />
die zentrale Lage. In dieser Lage gibt es ganz<br />
wenig in Wien. Direkt am Park. Ich glaube,<br />
auch das ist einzigartig an diesem Projekt.<br />
Einzigartig an diesem Projekt ist auch die Tatsache,<br />
dass zwei Architekten mit der Planung<br />
beauftragt wurden, mit dem Ziel, Diversität<br />
durch zwei verschiedene Handschriften zu<br />
erreichen. Aus unserer Sicht ist dies durchaus<br />
gelungen.<br />
Unsere Ansätze sind unterschiedlich, greifen<br />
aber ineinander.<br />
Wie haben Sie einander gefunden? Wie ist<br />
Daniel Jelitzka auf Sie beide gekommen?<br />
Danner: Es wurden mehrere Entwürfe von<br />
verschiedenen Büros präsentiert. Unsere<br />
beiden Entwürfe sind ausgewählt worden. Im<br />
Projektprozess haben wir uns angenähert. Die<br />
Aufgabenstellungen bedingen eine gewisse<br />
gemeinsame Sprache. Das andere ist aber<br />
auch, dass man grundsätzlich auf den Nachbarn<br />
reagiert.<br />
Kaplan: Wir beide arbeiten im innerstädtischen<br />
Bereich sehr viel. Man schaut immer, was<br />
in der Nachbarschaft vorkommt. Wie kann ich<br />
auf die Umgebung reagieren? Man muss miteinander<br />
kommunizieren. Die Ideen entwickeln<br />
sich im Dialog weiter. Ein zutiefst spannender<br />
Prozess.<br />
Danner: Das halte ich auch für die Stadtentwicklung<br />
an sich für äußerst wichtig. Wenn<br />
man große städtebauliche Areale entwickelt<br />
bzw. neu interpretiert, geschieht dies teilweise<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
73
Positionen & Meinungen<br />
in kooperativen Verfahren, in denen mit mehreren<br />
Architekten gearbeitet wird. Damit wird<br />
verhindert, dass ein Areal nur eine Handschrift<br />
kennt. Das halte ich auch persönlich für wichtig.<br />
Kaplan: Bei diesem Projekt haben wir freiwillig<br />
eine Art kooperatives Verfahren gemacht.<br />
Es ist ein Projekt ohne Eitelkeiten. Wir haben<br />
viele Aspekte aufgegriffen, die schon in historischen<br />
Gebäuden rundherum präsent sind.<br />
Da sind ganz tolle Gebäude – zum Beispiel das<br />
Eckgebäude aus den 30er Jahren, mit diesen<br />
großen schönen Fenstern und den horizontalen<br />
Gliederungen – dabei. Rund um den Modenapark<br />
finden sich viele Gebäude mit horizontalen<br />
Gliederungen. Dieses Stilelement<br />
haben auch wir aufgegriffen.<br />
Was spricht gegen ein schön gegliedertes<br />
100-Meter-Gebäude?<br />
Danner: Es gab Studien für ein 100 Meter<br />
langes Gebäude, das in unterschiedliche Fassadenbuchtungen<br />
gegliedert wurde. Trotzdem<br />
wäre es ein 100 Meter langes Gebäude<br />
geblieben. Aus unserer Sicht, ein Störfaktor.<br />
Unser Plan sieht vier Stiegen mit vier Adressen<br />
vor – das entspricht in Summe einer 100 Meter<br />
langen Fassade.<br />
Dies hat natürlich auch vermarktungstechnische<br />
Gründe. Man wollte keine Wohnhausanlage<br />
in dieser Dimension schaffen, sondern das<br />
Areal in kleinere Portionen teilen – auch für<br />
eine übersichtliche Nachbarschaft.<br />
Kaplan: Beim sozialen Wohnbau wird ganz<br />
ähnlich vorgegangen. Parzellierung im Sinne<br />
der Adressierung. Dadurch wird die Anonymität<br />
aufgehoben. Im gehobenen Segment, wo<br />
das Thema „Soziale Nachhaltigkeit“ eigentlich<br />
gar nicht immanent ist, spielt die Vermarktung<br />
eine wesentliche Rolle. Wenn ich im gehobenen<br />
Segment ein Produkt verkaufen möchte,<br />
dann tue ich mir leichter, wenn ich sage, das ist<br />
eine Adresse, die aus einer Stiege besteht und<br />
nur 25 Meter breit ist und nicht 100 Meter lang<br />
mit hunderten Wohnungen.<br />
Danner: Einen Sondertypus bildet das Haus<br />
A, wo generell ganz kleine Mikroapartments<br />
geplant sind, die auch an der Fassade ablesbar<br />
sind. Das ist relativ neu in Wien. Da kann man<br />
nur ein Lob an den Daniel Jelitzka aussprechen.<br />
Er hat sich wirklich mit diesem Thema intensiv<br />
befasst. Er ist nach New York geflogen und hat<br />
sich angesehen, wie das dort gemacht wird.<br />
Wie klein kann eine Wohneinheit sein, damit<br />
sie noch alles bietet, was man braucht, weil<br />
einfach die Fläche das wertvollste Gut ist in der<br />
Stadt.<br />
Wie klein ist die kleinste Wohnung bei diesem<br />
Projekt?<br />
> > Ich glaube 24 Quadratmeter. Tiny, kompakt<br />
und kann aber alles in Wirklichkeit. Mit aufklappbaren<br />
Betten. Es hat viele Studien gegeben,<br />
wie man aus diesen engen Raumkonditionen<br />
das Beste herausholt.<br />
… und ist wohl nur als bereits voll eingerichtetes<br />
Apartment realisierbar. Der Einzelne<br />
wäre wahrscheinlich überfordert, sich<br />
das so optimal einzurichten?<br />
Danner: Ja, das ist das Konzept. Die Einrichtung,<br />
Küchen sind vorhanden – ein Sorglos-<br />
Paket in Wirklichkeit. Man kann die Wohnung<br />
kaufen und am nächsten Tag dort einziehen.<br />
TINY, KOMPAKT BEREITS AB 24 QUADRATMETERN<br />
„Eine schlecht geplante 60-Quadratmeter-Wohnung funktioniert nicht<br />
so gut, wie eine durchorganisierte 45-Quadratmeter-Wohnung."<br />
Kaplan: Das ist ein Produkt, das es im angloamerikanischen<br />
Raum schon länger gibt. Das<br />
nennt man Branded Address. Das wird von<br />
Hotels auch gemacht und Immobilienentwickler<br />
von der anderen Seite machen das. Im<br />
deutschsprachigen oder zentraleuropäischen<br />
Raum werden diese Konzepte vermehrt angeboten.<br />
Wobei es bei diesen Projekten wieder<br />
verstärkt um die Lage, genauer gesagt um die<br />
zentrale Lage geht. Der Trend geht in Richtung<br />
lieber zentraler wohnen und kleiner, als in der<br />
Peripherie.<br />
Danner: Beim Projekt Modenapark haben wir<br />
vier verschiedene Stiegen, aber drei verschiedene<br />
Produkte. Hier finden sich Familienwohnungen,<br />
die klassischen Double-Income-No-<br />
Kid-Wohnungen. Wohnen im sehr gehobenen<br />
Standard. Im selben Haus gibt es auch 18-Quadratmeter-Einheiten,<br />
die ich kurzfristig dazumieten<br />
kann, entweder als Besuchereinheit, als<br />
Arbeitseinheit oder als Erweiterungsmöglichkeit<br />
der Wohnung. Es sind nicht alles Mikro-<br />
Apartments. Es ist ein Produkt, das einen sehr<br />
großen Blumenstrauß bietet. Das Novum ist,<br />
dass man alle Wohnformen, die momentan in<br />
Wien relevant sind, gemeinsam entwickelt hat.<br />
Als Architekt finde ich es sehr spannend sowohl<br />
im sozialen als auch im freifinanzierten<br />
Wohnbau tätig sein zu können. Das ist ein<br />
breites Spektrum. Sowohl im freifinanzierten<br />
als auch sozialen Wohnbau haben sich die Ansprüche<br />
in den vergangenen Jahren, bedingt<br />
durch Markteinflüsse und demografische Entwicklung<br />
verändert. Die Wohnungen werden<br />
grundsätzlich kleiner. Das hat jeder in Wien<br />
74 BauTecFokus
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
75
Positionen & Meinungen<br />
WOHNEN AM MODENAPARK<br />
Gottfried-Keller-Gasse 3-5/Am Modenapark 1-2, 1030 Wien<br />
Baubeginn: April 2018 (Geplante Fertigstellung: 2019)<br />
Auftraggeber<br />
Am Modenapark 1-2 Immobilienentwicklung und -verwertung<br />
GmbH (Dr. Jelitzka+Partner)<br />
Planung<br />
F+P ARCHITEKTEN ZT G<strong>MB</strong>H<br />
BWM Architekten und Partner ZT GmbH<br />
Quadratmeter<br />
Bruttogeschossfläche: ca. 14.000 m²<br />
Anzahl Wohnungen: 162 (Bauteile A/B/C)<br />
An Stelle des Bürogebäudes am Modenapark 1-2 wurden in einem<br />
gemeinsamen Projekt von F+P ARCHITEKTEN ZT G<strong>MB</strong>H<br />
und BWM Architekten und Partner ZT GmbH 3 Häuser auf<br />
getrennten Liegenschaften konzipiert. Diese Dreiteilung<br />
nimmt den ursprünglichen städtebaulichen Maßstab des<br />
Modenaparks wieder auf. Die Kleinteiligkeit und Adressenbildung<br />
sollte auch in verschiedenen architektonischen<br />
Sprachen ablesbar werden. Auf der nördlichen Liegenschaft<br />
werden Appartements von ca. 25 Quadratmetern errichtet.<br />
Die architektonische Gestaltung ist geprägt von rasterartig<br />
angeordneten, rahmenartigen Vorbauten, die sich auch in<br />
der Dachlandschaft fortsetzen und dem Gebäude eine unverwechselbare<br />
Identität verleihen. In der mittleren Liegenschaft<br />
sind Vorsorgewohnungen geplant, ein vorgelagerter,<br />
durchgehender Freibereich, der in der Dachlandschaft seine<br />
Entsprechung erfährt, fungiert als Puffer zum Platzraum.<br />
Mehr Details zum Projekt:<br />
www.facebook.com/dieparkbankimmodenapark<br />
schon festgestellt. Wir sind aber noch nicht<br />
dort, wo wir in Paris oder London sind. Wir folgen<br />
einem internationalen Trend.<br />
Wollen wir wirklich auf so kleinem Raum<br />
leben – oder treiben die hohen Grundstückspreise<br />
die Entwicklung?<br />
Kaplan: Das hat natürlich mit den Grundstückspreisen<br />
zu tun. Das wirkt sich auf die<br />
Wohnungen aus. Andererseits hat es auch damit<br />
zu tun, dass die zeitgemäßen Wohnformen<br />
nicht mehr davon ausgehen, dass ich ein Paar<br />
bin oder eine Familie bin und ein Auto habe –<br />
das ist sowieso kein Thema mehr.<br />
Danner: Wir kennen das auch vom sozialen<br />
Wohnbau. Aber das Wesentliche ist, es soll<br />
nicht nur klein sein, sondern auch intelligent.<br />
Wir schauen auch immer, wie viel Schranklänge<br />
in den Apartments möglich ist. Das ist<br />
das Wichtigste: Der Stauraum. Eine schlecht<br />
geplante 60-Quadratmeter-Wohnung funktioniert<br />
nicht so gut, wie eine durchorganisierte<br />
45-Quardatmeter-Wohnung.<br />
Da ist auch die Architektenschaft gefordert<br />
neue Ideen zu entwickeln.<br />
Danner: Mittlerweile stellt man sich dem<br />
Thema ganz gut.<br />
Das Problem in der Stadt sind oftmals Sockelzonen.<br />
Wie wird dieses beim Projekt<br />
Modenapark gelöst?<br />
Kaplan: Die Sockelzone am Modenapark ist<br />
ganz speziell. Wir haben auch in der Sockelzone<br />
großteils Wohn-, Lobbyzonen und Kinderspielräume.<br />
Wobei die zurückgesetzten Bereiche<br />
als Büro mit Wohnen funktionieren würden –<br />
sofern Bedarf da ist und der Markt es verlangt.<br />
Wohnen im Erdgeschoß ist kein Tabuthema<br />
mehr. Nicht nur Amsterdam kann das, auch<br />
wir. Man muss es nur entsprechend gestalten.<br />
Für das klassische Gewerbe – Stichwort Greissler<br />
– gibt es zu wenig Laufkundschaft. Der<br />
Modenapark ist eine ruhige Oase, aber mit wenig<br />
Durchzug, was auch als großer Vorteil und<br />
Qualitätsmerkmal betrachtet werden kann.<br />
Apropos Qualität: Für uns ist es auch ein Privileg,<br />
dass wir bei diesem Projekt Qualitäten verwenden<br />
dürfen. Ich rede nicht von Luxus, wie<br />
man es sich früher vorgestellt hat. Dort wird<br />
nicht einfach Vollwärmeschutz-Styropor auf<br />
die Fassade geklebt.<br />
76 BauTecFokus
… oder Plastikfenster eingebaut?<br />
Danner: Das ist jetzt nicht wie im sozialen<br />
Wohnbau in Wien, wo das Korsett so eng geworden<br />
ist, dass es inzwischen schon Luxus<br />
ist, wenn ich ein großes Fenster habe. Die neue<br />
Wohnbauförderungsrichtlinie sagt inzwischen,<br />
ich darf Kunststofffenster verwenden.<br />
Freuen tut es mich nicht.<br />
Kaplan: Man muss auch dazu sagen, dass die<br />
Architektur das aushalten muss. Wenn man<br />
ein gutes, architektonisches Konzept macht,<br />
muss es egal sein, ob es Holz-Alu oder Kunststoff-Alu-Fenster<br />
sind. Ich bin grundsätzlich<br />
der Meinung, dass Plastik als mineralbasierter<br />
Rohstoff nicht gut ist. Das ist meine persönliche<br />
Meinung. Wenn ich es mir aussuchen kann,<br />
sage ich nein. Was auch gezeigt hat, diese<br />
Holz-Aluminium-Verbundfenster sind gerade<br />
aufgrund dessen, dass die Förderrichtlinie das<br />
verlang hat, extrem günstig geworden in Wirklichkeit.<br />
Weil sozusagen eine Masse produziert<br />
werden muss …<br />
„Aber das<br />
Wesentliche<br />
ist, es soll nicht<br />
nur klein sein,<br />
sondern auch<br />
intelligent.“<br />
Danner: Trotzdem hat es die Benachteiligung<br />
der sozialen Wohnbauträger gegeben, die um<br />
Wohnbauförderung angesucht haben. Die<br />
haben das nicht verwenden dürfen. Nicht nur<br />
im sozialen Wohnbau wird aktuell jeder Cent<br />
umgedreht.<br />
Die Baukosten explodieren. Man kann nicht<br />
einmal mehr sagen, dass sie steigen.<br />
Kaplan: Wobei, die Baukosten sind das geringste<br />
Übel. Hauptsächlich sind es die Grundstückspreise.<br />
Die Baukosten, die 10 bis 20 Prozent<br />
in den letzten Jahren gestiegen sind, sind<br />
natürlich nicht nett, aber es ist verkraftbarer als<br />
die Grundstückspreise.<br />
n<br />
IM GESPRÄCH<br />
„Man muss miteinander kommunizieren. Die Ideen entwickeln<br />
sich im Dialog weiter. Ein zutiefst spannender Prozess.“<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
77
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
78 BauTecFokus
Smarte Baustelle<br />
Reibungslose Logistik. Hohe Ansprüche in Sachen Effizienzsteigerung<br />
und Kostensenkung rücken das Thema Baustellenlogistik immer mehr<br />
in den Vordergrund.<br />
Autor: Erika Hofbauer<br />
Foto: Rhomberg<br />
Das zeitgerechte Zur-Verfügung-Stellen von<br />
Mensch, Material und Maschinen ist nur<br />
ein Aspekt einer optimal funktionierenden<br />
Baustelle. Während früher – mit Ausnahme<br />
einiger zentraler Baustelleneinrichtungsmaßnahmen<br />
– die Baustellenlogistik fast ausschließlich<br />
dezentral bei den Firmen lag, wird<br />
heute versucht, durch Zentralisierung das<br />
Effizienzpotenzial zu heben und Reibungsverluste<br />
zu minimieren, weiß Wolfgang Kradischnig.<br />
Der Geschäftsführer der Delta Bau<br />
tritt auch immer wieder als Seminarreferent<br />
zum Thema Logistik und Bau in Erscheinung.<br />
„Am Beginn ist ein Containerdorf für Materialcontainer<br />
bzw. Besprechungscontainer<br />
zu organisieren und so zu positionieren,<br />
dass eine Abänderung der Positionierung<br />
während der Bauphase vermieden werden<br />
kann.“ Das Umstellen der Baustelleneinrichtung<br />
schafft unnötige Kosten, die jedoch bei<br />
vorausschauender Planung oft vermieden<br />
werden können, betont Kradischnig: „Es<br />
müssen nicht nur Containerdörfer für Personal,<br />
sondern auch für Material – Lager für<br />
Elektro, HKLS, Fassaden, etc. – geplant und<br />
ausgeschrieben werden. Die Firmen werden<br />
dazu aufgefordert, nur so viel Material zu<br />
liefern, wie in einem bestimmten Zeitraum<br />
eingebaut werden kann.“ An- und Zulieferungen<br />
werden grundsätzlich über den Baustelleneinrichtungsplan<br />
geregelt. In diesem<br />
sind die Materiallagerflächen, Zufahrtswege,<br />
Schwenkbereiche der Kräne, Parkplätze für<br />
Baufahrzeuge, falls notwendig Reifenwaschanlagen,<br />
Baustromverteiler und Sanitäreinrichtungen<br />
geregelt. „Einschränkungen bei<br />
den Arbeitszeiten wegen der Lärmbelastung<br />
im innerstädtischen Bereich sind im Baubescheid<br />
geregelt“, so der Baustellen-Experte.<br />
Verkehrschaos vermeiden<br />
Was außerdem noch notwendig ist: „Pufferlager<br />
sind von Anfang an miteinzuplanen,<br />
damit die LKWs zügig entladen werden<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
79
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
können, sonst entsteht ein Verkehrschaos“,<br />
erläutert Kradischnig. Das können Gerüstbühnen<br />
sein oder oberhalb von Containerdörfern<br />
angebrachte Lager und natürlich Möglichkeiten<br />
in den Geschoßen selbst: „Dafür sind<br />
lotrechte Aufzüge und Zugänge zu errichten.<br />
Es ist besser, mindestens zwei unabhängige<br />
Seiten eines Gebäudes zu nutzen, damit man<br />
mit dem Warenfluss jonglieren kann“, empfiehlt<br />
der Delta Bau-Geschäftsführer. Nicht<br />
zu unterschätzen sind die An- und Abfahrtszeiten,<br />
die ebenfalls geregelt werden müssen:<br />
„Im innerstädtischen Bereich sind die Routen<br />
und die Zeiten mit den Verkehrsabteilungen<br />
abzustimmen und eine Genehmigung ist<br />
einzuholen. Darin sind Einbahnregelungen,<br />
Routen, Warte- und Aufstellflächen, Anlieferund<br />
Abholzeiten und auch Parkverbotszonen<br />
geregelt. Der Abtransport sollte über einen<br />
eigenen Weg erfolgen und sich nicht mit der<br />
Anlieferung kreuzen.“ Bei Materialanlieferungen<br />
für den Rohbau sind Betonierabschnitte<br />
wichtig, rät Baulogistik-Experte Kradischnig:<br />
„Hier ist zu bewerten, welche Kubatur in<br />
welchem Zeitraum eingebaut werden muss.<br />
Dementsprechend sind Pumpen bzw. Taktungen<br />
der Mischbetonwagen zu koordinieren.<br />
Ähnlich verhält es sich bei Bauteilen aus Fertigteilen,<br />
hier sind die einzelnen Fertigteile<br />
in der richtigen Reihenfolge und im richtigen<br />
Zeitabstand zu liefern.“ Ziel ist es, dass keine<br />
Wartezeiten bei den Anlieferungswagen auf<br />
der Baustelle entstehen. „Bei sehr wenig Platz<br />
auf der Baustelle ist es auch möglich, dass<br />
eine Wartezone außerhalb des Bauplatzes in<br />
unmittelbarer Nähe organisiert wird und die<br />
Zufahrt nur nach Anweisung des Einbaupersonals<br />
erfolgt“, so Kradischnig weiter.<br />
Logistiktools<br />
Ohne Plan geht also nichts im Baustellenverkehr.<br />
Klaus Lipsmeier, technischer<br />
Bereichsleiter der zum Strabag-Konzern<br />
gehörenden Züblin Baulogistik, weiß um die<br />
täglichen Anforderungen – und praktischen<br />
Lösungen: „Mit Hilfe eines webbasierten<br />
Logistikmanagementtools für die Ver- und<br />
Entsorgung in Verbindung mit einem integrierten<br />
Flächenmanagement lässt sich der<br />
gesamte Stoffstrom – Material und Abfall –<br />
vom Hof des Lieferanten bis zum Einbauort<br />
im Gebäude just-in-time steuern.“ Zentral<br />
bereitgestellte Be- und Entladehilfen vor Ort<br />
sorgen für einen reibungsarmen Be- bzw.<br />
80 BauTecFokus
Entladevorgang der Lkw im Bereich ausgewiesener<br />
Logistikumschlagflächen: „Diese<br />
sind integraler Bestandteil einer unter baulogistischen<br />
Gesichtspunkten optimierten<br />
Baustelleneinrichtung. Eine ausreichende<br />
Dimensionierung der Vertikaltransportkapazitäten<br />
– außen- und innenliegende Bauaufzüge,<br />
Treppenhäuser für die Personenbeförderung<br />
– und eine koordinierte arbeitstägige<br />
Taktung der Aufzüge für den Material- und<br />
Personaltransport verhindern unnötige<br />
Wartezeiten der Bauakteure am Aufzug.“<br />
Zusätzlich, so Lipsmeier, sorgt eine Verlagerung<br />
von aufzugsintensiven Material- und<br />
Abfalltransporten in die Baunebenzeiten,<br />
z.B. in den Spät- und Nachtbetrieb, für eine<br />
Entlastung der Aufzugskapazitäten in der<br />
baubetrieblichen Kernzeit.<br />
Foto: Rhomberg<br />
Der optimale Personaleinsatz ist von elementarer<br />
Bedeutung für eine produktive<br />
Bauausführung. Lipsmeier: „Zur Vermeidung<br />
von Wartezeiten am Aufzug ist gerade<br />
bei Hochbauten die Personenbeförderung in<br />
der Kernarbeitszeit vorrangig zu bedienen.<br />
Voraussetzung ist die Feststellung der arbeitstägig<br />
am Bau tätigen Mitarbeiter.“ Für<br />
diese Feststellung setze man bei Züblin eine<br />
hauseigene entwickelte Personenzutrittskontrolle<br />
– bestehend aus einem Hard- und<br />
Softwaremodul – ein: „Auf dieser Grundlage<br />
wird dann eine angepasste Disposition des<br />
Bauaufzugeinsatzes von Personal und Material<br />
vorgenommen.“ Er ortet zusätzliche<br />
Vorteile beim Einsatz des Personenzutrittssystems,<br />
eine geschlossene Umzäunung der<br />
Baustelle vorausgesetzt, nämlich den legitimierten<br />
Zugang des Baustellenpersonals:<br />
„Vandalismus und Diebstähle können so<br />
vermieden werden. Vor Aushändigung eines<br />
personengeführten Baustellenausweises, mit<br />
dem die Vereinzelungsanlage freigeschaltet<br />
wird, erfolgt die Legitimationsprüfung:<br />
Firmenzugehörigkeit, Mindestlohnprüfung,<br />
Sozialversicherung usw. Gleichzeitig mit<br />
dem Ausweis erhält die Person zudem die<br />
erforderlichen Sicherheitsbelehrungen.“<br />
Prozess-Workflow<br />
Komplexe Bauvorhaben erfordern ein<br />
Höchstmaß an Prozessmanagement und<br />
Logistik-Knowhow, damit eine termingerechte<br />
und kosteneffiziente Abwicklung<br />
gewährleistet werden kann, bestätigt auch<br />
Josef Pein, Geschäftsführer der Porr Bau:<br />
„Wir setzen verstärkt auf<br />
eine umfassende Planung<br />
und frühzeitige Einbindung<br />
aller Beteiligten.“<br />
Rupert Grienberger,<br />
Geschäftsführer Rhomberg Bau<br />
„Smarte Baulogistik ist einer der wesentlichen<br />
Erfolgsfaktoren. Wir definieren bereits<br />
vor Beginn des Bauvorhabens spezifische<br />
Prozess-Workflows, erstellen umfassende<br />
Anforderungsanalysen und stellen sicher,<br />
dass der permanente Soll-Ist-Datenabgleich<br />
über alle Beteiligten bzw. Phasen der Bauabwicklung<br />
hinweg gewährleistet ist. Darüber<br />
hinaus stellt unser internes Expertennetzwerk<br />
sicher, dass die spezifischen Anforderungen<br />
sämtlicher Bauphasen berücksichtigt<br />
werden.“ Gibt es auch Spezialwissen,<br />
wodurch Baustellen ganz besonders optimal<br />
organisiert sind? Pein: „Um die Zusammenarbeit<br />
aller Projektbeteiligten zu intensivieren,<br />
Transparenz zu schaffen und mit agilem<br />
Projektmanagement den kontinuierlichen<br />
Projektfortschritt sicherzustellen, setzen wir<br />
auf ausgewählten Baustellen auf Lean Construction.<br />
Die dabei gelebte kurzzyklische<br />
Evaluation und Vorausplanung stellt eine<br />
wesentliche Basis für die Steuerung unserer<br />
Material- und Informationsflüsse dar.“<br />
Mithilfe agiler Ressourcenvorausplanung<br />
gewährleiste man so eine flussgesteuerte<br />
Beschaffungslogistik, in welcher Materialien<br />
möglichst „just-in-time“ geliefert und<br />
eingebaut werden, erläutert der Porr Bau-<br />
Geschäftsführer: „So stellen wir sicher, dass<br />
Baustellen mit knappen Lageflächen effizient<br />
abgewickelt werden.“<br />
Ähnlich handhabt man auch bei der Habau<br />
Group den Baustellenverkehr. „Anlieferungen<br />
werden gestaffelt abgewickelt, so wird<br />
der Parkplatz und auch der schnelle vertikale<br />
Transport der angelieferten Güter sichergestellt“,<br />
erzählt Hubert Wetschnig, CEO<br />
der Habau Group. Hilfreich sei, dass vor der<br />
tatsächlichen Bauabwicklung die geplanten<br />
Schritte als digitales Abbild erstellt werden.<br />
Falls doch unvorhergesehene Probleme auf-<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
81
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
treten, z.B. eine Lieferung kommt nicht im<br />
geplanten Zeitslot an, wird flexibel in den<br />
ursprünglichen Ablauf eingegriffen, wie<br />
Wetschnig erläutert: „Es wird der nächste<br />
freie Slot gesucht bzw. bei priorisierter Anlieferung<br />
gegebenenfalls mit anderen Anlieferungen<br />
getauscht.“<br />
„Softwaretools in der<br />
Abwicklung der Baustellenlogistik<br />
sind derzeit nur<br />
wenig im Einsatz.<br />
Wir sehen hier durchaus<br />
Nachholbedarf.“<br />
Wolfgang Kradischnig,<br />
Geschäftsführer Delta Bau<br />
Pläne, Pläne, Pläne<br />
Für Rupert Grienberger ist das Thema Baustellenkoordination<br />
erst im Großbaubereich<br />
ein Thema. Der Geschäftsführer der Rhomberg<br />
Bau GmbH ist für die Bereiche Bau und<br />
Ressourcen (Hochbau, Tiefbau, Steinbruch<br />
mit Bauhof, Recycling, Asphalt und Beton)<br />
im Vorarlberger Konzern zuständig: „Ab<br />
einer gewissen Größenordnung – für ein Einfamilienhaus<br />
macht es wenig Sinn, bei einer<br />
Baustelle wie beispielsweise dem Neubau des<br />
Blum Werkes 8 in Dornbirn ist ein solcher<br />
Plan aber existenziell – braucht es einen genauen<br />
Baustelleneinrichtungsplan, in dem<br />
alle Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten sowie<br />
die Kranstandorte und die Umschlagplätze<br />
eingeplant sind.“ Und danach richten sich in<br />
Folge sämtliche Zuliefermöglichkeiten der<br />
Baustelle. Außerdem, so Grienberger weiter,<br />
brauche jede Baustelle einen vernünftigen<br />
Terminplan, um die Bestellungen rechtzeitig<br />
abrufen zu können: „Fertigteile müssen<br />
beispielsweise schon drei bis sechs Wochen<br />
vor ihrem Einsatz produziert und abgerufen<br />
werden. Beton- und Ziegelbestellungen erfolgen<br />
in der Regel zwei bis drei Tage vorher,<br />
Bewehrungsstahlbestellungen zwei bis drei<br />
Wochen vorher.“ Sämtliche Bestellungen<br />
ergeben sich aus dem Bauzeitplan sowie aus<br />
den Überlegungen für den Baustellenablauf,<br />
der vom Polier gemeinsam mit dem Bauleiter<br />
mindestens einmal wöchentlich besprochen<br />
und geplant wird, erzählt der Rhomberg Bau-<br />
Manager. Ein weiterer wichtiger Punkt sind<br />
die Planvorlaufzeiten: „Fertigteilpläne müssen<br />
rechtzeitig angefordert werden und bei<br />
uns zur Prüfung vorliegen. Stahllisten und<br />
Eisenverlegepläne müssen ebenfalls mindestens<br />
drei Wochen im Voraus aufliegen,<br />
damit die Bestellungen rechtzeitig erfolgen<br />
können.“<br />
Digitales Geländemodell<br />
Dabei ist beim Vorarlberger Bauunternehmen<br />
der Zugang prinzipiell ein anderer: „Wir<br />
setzen verstärkt auf eine umfassende Planung<br />
und frühzeitige Einbindung aller Beteiligten<br />
sowie auf Holz als Baustoff. Das heißt für uns:<br />
Die einfache Vorfertigung ermöglicht bessere<br />
Qualität und kürzere Baudauer, Holz ist<br />
leichter zu transportieren, Rohstoff und Verarbeiter<br />
sind noch dazu in der Regel direkt<br />
vor Ort. Dies kann man besonders gut an verschiedenen<br />
Projekten sehen, die wir gemeinsam<br />
mit der Wohnbauselbsthilfe im Rahmen<br />
des Sonderwohnbauprogrammes des Landes<br />
Vorarlberg errichtet haben bzw. die wir gerade<br />
errichten.“ Hinzu kommen aber noch<br />
„kleinere, clevere Kniffe“, wie Grienberger erzählt:<br />
„Bei einer Anlage wurden die Gebäude<br />
hintereinander errichtet, um den Aushub<br />
des zweiten für die Außenraumgestaltung<br />
des ersten zu verwenden. Dies ist z.B. beim<br />
Projekt Lerchenstraße der Fall.“ Richtig viel<br />
gespart habe man schließlich beim Bau der<br />
Raststation Bodensee Hörbranz: „Hier haben<br />
wir mit digitalen Geländemodellen „DGM“<br />
gearbeitet und so unter anderem exakt berechnen<br />
können, wo wie viel Aushubmaterial<br />
vorhanden ist und wo dieses im Gelände<br />
aufgeschüttet werden muss.“ Ergebnis: Anstatt<br />
16.000 Kubikmeter Material auf eine<br />
Deponie zu fahren, habe man lediglich 1.000<br />
Kubikmeter Aushub entsorgt, der Rest wurde<br />
direkt wiederaufbereitet und verbaut – und<br />
82 BauTecFokus
hat zugleich Zeit, LKW-Fahrten und Kosten<br />
gespart, so Grienberger.<br />
Materialumschläge vermeiden<br />
Eine intelligente Baulogistik soll das Bauen<br />
im Idealfall günstiger machen, ist auch<br />
Züblin-Experte Lipsmeier überzeugt: „Materiallager<br />
sind grundsätzlich immer mit einem<br />
zusätzlichen Materialumschlag verbunden.<br />
Vor dem Hintergrund, kostenoptimal zu<br />
arbeiten, gilt es, im Rahmen der Baulogistik<br />
Materialumschläge zu vermeiden.“ Aufgrund<br />
des benötigten Materialvolumens für<br />
die Gebäudeerrichtung sind Materialzwischenlager<br />
im Vergleich mit einer Just-intime-Versorgung<br />
im Regelfall nur die „zweitbeste<br />
Lösung“, glaubt Lipsmeier. Im Rahmen<br />
einer City-Logistik kann jedoch ein externes<br />
Materiallager, insbesondere für die Kleinteilelieferungen,<br />
sinnvoll sein: „Der Einsatz<br />
wird im Einzelfall von unserem Baumanagement<br />
geprüft und mit Partnerunternehmen<br />
umgesetzt. Hierfür kommen spezielle Softwaretools<br />
der Baupartner zum Einsatz.“ So<br />
setze man Tracking-Tools bei ausgewählten<br />
Projekten ein: Bauteile mit einem hohen<br />
Vorfertigungsgrad und individueller Ausprägung<br />
der Einzelelemente, wie z.B. Fassadenelemente,<br />
verbunden mit einer getakteten<br />
Vor- und Nachlaufkette bei der Montage,<br />
lassen sich mit Hilfe des Tracking-Tools optimal<br />
von der Herstellung bis zum Einbau<br />
on demand steuern, erzählt Lipsmeier: „Die<br />
Betonversorgung unserer Baustellen ist eine<br />
zentrale Aufgabenstellung der Arbeitsvorbereitung.<br />
Gerade bei großen Bauvorhaben<br />
kann die Einbindung einer mobilen Betonmischanlage<br />
als Beispiel für eine individuelle<br />
Materialbeschaffung sinnvoll sein.“ Der<br />
Einsatz von individuellen Materialbeschaffungslösungen<br />
ist häufig bei der Errichtung<br />
von Hochhäusern notwendig. Hintergrund:<br />
Die Wetterfestigkeit des Gebäudes ist Voraussetzung<br />
für einen ungestörten Ausbau<br />
des Gebäudes, die Fassadenschließung ist<br />
dafür ein wichtiger Meilenstein. „Die Bauablaufplanung<br />
sieht in einem solchen Fall eine<br />
vorgezogene Materialeinlagerung über die<br />
außenliegenden Bauaufzüge in die Etagen<br />
vor. Ausbaumaterialien werden vorfristig<br />
„Smarte Baulogistik ist<br />
einer der wesentlichen<br />
Erfolgsfaktoren.“<br />
Josef Pein,<br />
Geschäftsführer Porr Bau<br />
über den Einkauf beschafft und im Rahmen<br />
eines Flächenbelegungsplanes je Etage gelagert.<br />
Um ein mehrfaches Umlagern der<br />
Materialien in den Etagen bei den späteren<br />
Ausbauarbeiten zu vermeiden, erfolgt die Lagerung<br />
nach einem genauen Belegungsplan“,<br />
führt Züblin-Experte Lipsmeier aus, was alles<br />
berücksichtigt wird: die zulässige Decken-<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
83
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
last, die Verkehrswege und Entfluchtung, die<br />
Ausbaurichtung in der Etage, die Fahrwege<br />
von Rollrüstungen für die Deckenarbeiten<br />
und die Entsorgungsflächen für die Abfallsammlung.<br />
Verkehrstelematik<br />
Neben den Beispielen zur Logistik-Steuerung<br />
kommt bei Züblin auch der Einsatz von GPSgestützten<br />
On-Board-Units (OBU) im Rahmen<br />
der Verkehrstelematik zum Tragen, wie Baulogistik-Experte<br />
Lipsmeier erzählt: „Das ist ein<br />
wichtiges Steuerungstool für eine optimale<br />
Just-in-time-Versorgung der Baustelle. Im Logistikbereich<br />
dient die Verkehrstelematik der<br />
effizienten Organisation und dynamischen<br />
Planung von Transportprozessen.“ Gerade<br />
bei großen Flächenbaustellen, wie z.B. dem<br />
Neubau von Flughäfen, dem Bau von Autobahnen<br />
oder U-Bahnen mit einer Vielzahl von<br />
Haltestellen, ist die dadurch mögliche Fahrdatenerfassung<br />
ein wichtiger Bestandteil für<br />
die Logistiksteuerung. „Das Tool ermöglicht<br />
neben der Terminkontrolle eine zielgenaue<br />
Anfahrt an den Lieferort bei gleichzeitig hoher<br />
Taktung der Lieferungen.“ Seiner Meinung<br />
nach haben sich die onlinebasierten Logistikmanagementtools<br />
und die Instrumente der<br />
Verkehrstelematik in der baubetrieblichen<br />
Praxis bereits bewährt: „Sie sind integraler<br />
Bestandteil der Bauausführung.“<br />
Delta Bau-Chef Kradischnig sieht Digitalisierung<br />
und Software-Einsatz auf der Baustelle<br />
zur Optimierung von Prozessen noch in den<br />
Kinderschuhen: „Aus unserer Sicht sind<br />
Softwaretools in der Abwicklung der Baustellenlogistik<br />
derzeit noch nicht bzw. nur wenig<br />
im Einsatz. Wir sehen hier durchaus Nachholbedarf,<br />
weil Kommunikationsplattformen<br />
in der Verständigung der vor Ort beteiligten<br />
Mitarbeiter sehr sinnvoll sind. Wir sind gerade<br />
in der Testphase mit einem von uns entwickelten<br />
Tool, der Delta Connected App.“ n<br />
„Mit Hilfe eines webbasierten<br />
Logistikmanagementtools<br />
für die Ver- und Entsorgung in<br />
Verbindung mit einem integrierten<br />
Flächenmanagement<br />
lässt sich der gesamte Stoffstrom<br />
- Material und Abfall<br />
- vom Hof des Lieferanten bis<br />
zum Einbauort im Gebäude<br />
just-in-time steuern.“<br />
Klaus Lipsmeier,<br />
technischer Bereichsleiter Züblin Baulogistik<br />
Foto: Foto-Studio Hoffmann, Strabag<br />
84 BauTecFokus
Advertorial<br />
7. Europäischer Kongress<br />
Über die Nutzung, Bewirtschaftung und Erhaltung historisch bedeutender Gebäude: 14.-15.11.2018.<br />
1. Kongresstag: 14. November 2018:<br />
Wirtschaftsfaktor Kulturerbe - Good<br />
Governance und Digitalisierung<br />
09:00 - 10:00 Empfang & Registrierung<br />
10:00 - 10:15 Grußworte Schirmperson,<br />
Begrüßung HR Mag. Reinhold Sahl<br />
10:15 - 11:00 3H Spot (Historic House<br />
Hot Spot): Südtiroler Burgeninstitut<br />
Dr. Carl Philipp Baron Hohenbühel /<br />
Südtiroler Burgeninstitut<br />
11:00 - 11:45 UNESCO World Heritage<br />
- Bedeutung und Verbreitung<br />
Dr. Sabine Haag / Österreichische<br />
UNESCO-Kommission<br />
11:45 - 12:30 European Heritage Label -<br />
Significance and Commonness<br />
NN / NN<br />
12:30 - 14:00 Mittagspause inkl.<br />
Networking<br />
Parallele Workshop-Streams<br />
Stream 1 - Stream 2 - Stream 3<br />
14:00 - 15:35<br />
Stream 1: Management-Tools für<br />
Kulturerbe<br />
Lightning Talk 1.1: The Concept of<br />
"Spirit of Place" - Implementation at<br />
National Trust of England<br />
Rory Cullen, MSc cert. MHA / Cullen-<br />
Conservation<br />
Paul Wankiewicz, cert. MHA / National<br />
Trust of England<br />
Lightning Talk 1.2: Using a Conservation<br />
Management Plan – At the Example of<br />
Somerset House<br />
Mick Figg, FCIOB / Somerset House<br />
Trust<br />
Prof. John Edwards, MA, DipBldg-<br />
Cons, CEnv, FCIOB, FRICS / Edwards-<br />
Hart<br />
Stream 2: Managementaufgabe<br />
Digitalisierung<br />
Lightning Talk 2.1: Digitale Baubestandserfassung<br />
in der Hofburg Wien<br />
- Erfahrungen<br />
Dipl.-Wi.-Ing. (FH) Peter Eckhardt,<br />
MSc, zert. MHA / BHÖ<br />
Lightning Talk 2.2: Roadmap Digitalisierung<br />
Bau in Österreich<br />
Hon. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wilhelm<br />
Reismann / Planen.Bauen. 4.0<br />
Stream 3: 3. EHL Networking Day<br />
Programm: wird von den EHL-Stätten<br />
gestaltet<br />
Teilnahme: für Vertreter von<br />
EHL-Stätten und nationale EHL-<br />
Koordinatoren<br />
15:35 - 15:50 Pause<br />
15:50 - 17:30<br />
Stream 1: Management-Tools für<br />
Kulturerbe<br />
Lightning Talk 1.3: Bestimmung<br />
des Alterswerts - Grundlage für die<br />
Vermittlung von Kulturerbe?<br />
Mag.a Astrid Huber / Bundesdenkmalamt<br />
(angefragt)<br />
Lightning Talk 1.4: Management von<br />
Konflikten im (gebauten) Kulturerbe<br />
DI( FH) DI Friederike Landrichter /<br />
friedland consulting e.U.<br />
Mag. Gerda Ruppi-Lang / Mag. Gerda<br />
RUPPI-LANG<br />
Stream 2: Managementaufgabe<br />
Digitalisierung<br />
Lightning Talk 2.3: NN<br />
NN / NN<br />
Stream 3: 3. EHL Networking Day<br />
Fortsetzung<br />
17:30 - 18:00 Podiumsdiskussion:<br />
Zukunft Kulturerbe - Welche?<br />
Diskussionsteilnehmer: HR. Mag.<br />
Reinhold Sahl / BHÖ, NN, NN, NN<br />
2. Kongresstag: 15. November<br />
2018<br />
Wirtschaftsfaktor Kulturerbe -<br />
Europäische Beispiele<br />
09:00 - 09:15 Begrüßung<br />
09:15 - 10:00 Erfolgsfaktoren für<br />
das Management von Kulturerbe -<br />
aus akademischer Sicht<br />
Prof. Dr. Marie-Theres Albert /<br />
Internationale Akademie Berlin<br />
10:00 - 10:45 Management of<br />
Cultural Heritage - The Nordic Way<br />
Dr. Terje Nypan / Directorate of<br />
Cultural Heritage Norway<br />
10:45 - 11:00 Pause<br />
11:00 - 11:45 Management von<br />
Kulturerbe - am Beispiel Museums-<br />
Quartier Wien<br />
Dr. Christian Strasser / Museums-<br />
Quartier Wien<br />
11:45 - 12:30 Management von<br />
Kulturerbe - am Beispiel der Schlösser<br />
Augustusburg und Falkenlust<br />
(Weltkulturerbe)<br />
Christiane Winkler M.A. / Schlösser<br />
Brühl<br />
12:30 - 13:00<br />
Führung im neuen Info Center<br />
Hofburg Wien<br />
(Anmeldung und Treffpunkt bei der<br />
Registrierung)<br />
12:30 - 14:00 Mittagspause inkl.<br />
Networking<br />
14:00 - 14:45 Kultur, Kommunen<br />
und Kommerz; England’s Kirchen als<br />
wertvolles Kulturerbe neu betrachtet<br />
Dr. Joseph Elders / Church of England<br />
14:45 - 15:30 National Digital<br />
Heritage Strategy Netherlands<br />
Maaike Verberk / Netwerk Digitaal<br />
Erfgoed (NDE) , Netherlands<br />
15:30 - 15:45 Pause<br />
15:45 - 16:30 Nation Branding - Wie<br />
kann das Kulturerbe dazu beitragen?<br />
HR Mag. Reinhold Sahl / BHÖ<br />
16:30 - 17:00 Europäisches Jahr des<br />
Kulturerbes 2018 - ein Resümee<br />
Dr. Uwe Koch / Deutsches Nationalkomitee<br />
für Denkmalschutz<br />
17:00 - 17:30 Interview: Europäisches<br />
Jahr des Kulturerbes 2018 - Was<br />
hat es gebracht?<br />
mit:<br />
Dr. Uwe Koch / Deutsches Nationalkomitee<br />
für Denkmalschutz<br />
HR Mag. Reinhold Sahl / Burghauptmannschaft<br />
Österreich<br />
Dr. Anna Steiner / Bundeskanzleramt<br />
Österreich<br />
Kontakt Kongressbüro:<br />
Mag. Karin Novotny<br />
T: +43 1 53649-814600<br />
M: kongress@burghauptmannschaft.at<br />
Fotos: Georgios Tsichlis (Fotolia)<br />
HOFBURG<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
85
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
On-Demand<br />
Baumaterialien. Kurzfristigkeit, Digitalisierung und schlanke Prozesse<br />
haben in jedem unternehmerischen Bereich Einzug gehalten – so auch<br />
bei der Baumaterial-Beschaffung. Bei auftretenden Störungen im<br />
Beschaffungsprozess sind Händler und Industrie besonders gefordert.<br />
D<br />
ie Warenverfügbarkeit ist in Zeiten,<br />
wo Kurzfristigkeit und Schnelligkeit<br />
den Ton angeben, eine besondere<br />
Aufgabe: „Natürlich stellt dies eine<br />
gewisse Herausforderung dar, zumal wir ja hier<br />
auch von anderen abhängig sind“, meint René<br />
Rieder, Geschäftsführer der Quester Baustoffhandel<br />
GmbH. „Die schlanken Prozesse dürfen kei-<br />
Autor: Erika Hofbauer<br />
nesfalls die Beratung und die unterschiedlichsten<br />
Services negativ beeinflussen. Die Fachberatung,<br />
das Baustellenservice, der Lade- und Lieferservice<br />
sind enorm wichtig für unsere Stellung am Markt<br />
– aber eben auch fordernd, weil sie weit über reine<br />
Produktanlieferung hinausgehen.“ Der Baustofffachhandel<br />
wird auch in Zukunft vor allem durch<br />
seine Beratung und seine hohe Warenverfügbarkeit<br />
punkten, ist Rieder überzeugt, der auch in<br />
der schwierigen Personalsituation eine Problemursache<br />
für mögliche Just-in-Time-Anforderungen<br />
sieht: „Die am besten passenden Mitarbeiter für<br />
diese Bereiche zu finden ist ebenfalls nicht immer<br />
einfach.“<br />
Den deutlichen Trend zu raschen Prozessen<br />
bestätigt auch Ardex-Geschäftsführer<br />
Gunther Sames: „Wir befinden uns in einer<br />
schnell-lebigen Zeit. Kurzfristige Lieferungen<br />
werden wesentlich häufiger angefragt<br />
als früher. Das ist schon seit einigen Jahren<br />
spürbar.“ Diese Entwicklung spiegle auch den<br />
Zeitdruck auf Baustellen wider und rechtfertige<br />
in weiterer Folge auch die Notwendigkeit<br />
von Bauwerksdatenmodellierungs-Systemen<br />
und Produktinformationsmanagement-<br />
Systemen: „In diesem Zusammenhang hält<br />
die Digitalisierung auch langsam Einzug in<br />
den Verkauf von Bauprodukten“, so Sames.<br />
Wobei bau-chemische Produkte davon noch<br />
nicht unmittelbar besonders stark betroffen<br />
sind. Da Ardex ausschließlich über den Fachgroßhandel<br />
verkauft, führt Sames weiter aus,<br />
86 BauTecFokus
Fotos: Fotolia, ardex, quester, wienerberger, Thomas Preiss/ APA<br />
lassen sich digitale Themen momentan gut<br />
handhaben: „Zunehmend werden Bauprodukte<br />
über Internetportale und Shops von<br />
Drittanbietern angeboten. Ein Trend, den wir<br />
im Auge behalten müssen.“ Eine interessante<br />
Herausforderung ortet Sames darin, diesem<br />
Trend gerecht zu werden und gleichzeitig der<br />
eigenen Vision und Strategie treu zu bleiben:<br />
„Daran werden wir auch in Zukunft festhalten.<br />
Aus unserer Sicht ist das nur durch eine starke<br />
Partnerschaft mit unseren Kunden möglich.“<br />
Konsequente Planung<br />
Bei Wienerberger will man in der Digitalisierung<br />
eine große Chance erkennen, wie Mike<br />
Bucher, Geschäftsführer der Wienerberger<br />
Ziegelindustrie GmbH, erläutert: „Generell<br />
ist zu bemerken, dass unsere Produkte immer<br />
kurzfristiger nachgefragt werden. Wir sehen<br />
in der Digitalisierung der Bestellprozesse und<br />
-abwicklung eine große Chance.“ Man wolle<br />
sowohl im Ziegelgeschäft (Wienerberger<br />
Ziegelindustrie GmbH) als auch im Rohrgeschäft<br />
(Pipelife Austria) die Nase vorne haben:<br />
„Daher setzen wir in diesem Bereich viele<br />
„Zunehmend werden<br />
Bauprodukte über<br />
Internetportale und<br />
Shops von Drittanbietern<br />
angeboten.“<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
87
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
„Bei Betonfertigteilen<br />
haben die Elemente<br />
für Wände und Decken<br />
aktuell eine Lieferzeit<br />
von mehreren Monaten<br />
bis zu einem<br />
halben Jahr!“<br />
René Rieder<br />
Geschäftsführer Quester<br />
Projekte um.“ Im Ziegelgeschäft antworte<br />
man auf die zunehmende Kurzfristigkeit mit<br />
einer konsequenten Produktionsplanung,<br />
wodurch etwaige Lieferengpässe abgefedert<br />
werden können, erklärt Bucher: „Das gelingt<br />
uns, weil wir jahrelange, gut funktionierende<br />
Partnerschaften mit unseren Kunden haben,<br />
einen sehr erfahrenen Verkaufsaußendienst<br />
und unser neues Objektmanagement-Team,<br />
das im Vorverkauf agiert. Daher können wir<br />
auf Signale des Marktes entsprechend rasch<br />
reagieren.“ Für die Tochterfirma Pipelife ist die<br />
Kursfristigkeit ein Vorteil, meint Geschäftsführer<br />
Franz Grabner: „Dank einer sehr flexiblen<br />
Produktion, eines breiten Lagersortiments<br />
und rascher Zustellung vom Zentrallager oder<br />
von den 20 Verkaufsniederlassungen aus sind<br />
wir bestens gerüstet.“<br />
Was Kunden wollen<br />
Die Digitalisierung ist das zentrale Element<br />
in den Geschäftsprozessen: „Wir müssen dies<br />
als Chance sehen und sie nutzen“, ist Quester-<br />
Geschäftsführer Rieder überzeugt, wobei er die<br />
unternehmerische Kernkompetenz nicht nur<br />
bei Bestellvorgängen und der dazugehörigen<br />
Logistik sieht, sondern eben auch bei Beratung<br />
und Services: „Diese müssen zum einen weiter<br />
vertieft werden und vor allem Neukunden<br />
gegenüber auch besser unterstrichen werden.<br />
Hier muss man einfach dran bleiben, um als<br />
wesentlicher Partner in der Wertschöpfungskette<br />
gesehen zu werden.“ Das persönliche<br />
Gespräch sieht er durch BIM & Co. nicht<br />
ersetzt: „Es gibt ja auch – trotz aller Digitalisierung<br />
– noch immer nicht das papierlose Büro.“<br />
Rieder sieht noch viel Arbeit vor sich, denn:<br />
„In Zukunft wird es nur noch Händler geben,<br />
die entweder so groß sind, dass sie die Digitalisierung<br />
selbst bewerkstelligen können, oder<br />
sie gehören einem Verbund an, der das für sie<br />
erledigt.“ Der stationäre Fachhandel wird sich<br />
also in seiner Grundaufgabe ändern müssen.<br />
Rieder: „Die Digitalisierung der Produkte ist<br />
industrieabhängig, nämlich inwieweit die<br />
Industrie die Daten zur Verfügung stellt, aber<br />
Augmented Reality und virtuelle Showrooms<br />
in Kombination mit dem klassischen stationären<br />
Handelskonzept werden die Zukunft massiv<br />
beeinflussen. Hier haben wir beispielsweise<br />
schon begonnen, indem der Fliesenstandort<br />
auf der Heiligenstädter Lände digitalisiert<br />
wurde. So kann man diesen Standort schon<br />
jetzt virtuell auf der Website besichtigen.“<br />
Digitaler Fortschritt<br />
Digitalisierung spielt eine Rolle – brandneu<br />
sei das Thema jedoch nicht, beschreibt Ardex-<br />
88 BauTecFokus
Geschäftsführer Sames die neuen Aufgaben:<br />
„Kurzfristig, flexibel und rasch – es ist deutlich<br />
bemerkbar, dass Kunden eher kurzfristig bestellen.<br />
Dadurch hat sich die Lagerhaltung vor Ort<br />
aus Kostengründen reduziert. Das führt in weiterer<br />
Folge dazu, dass die Waren bedarfsgerecht<br />
abgefragt werden bzw. es steigt die Anzahl von<br />
Mischpaletten“ – womit ein höherer Aufwand<br />
für die Bearbeitung der Aufträge verbunden<br />
sei, so Sames. Um mit dem digitalen Fortschritt<br />
mithalten zu können, habe man innerhalb der<br />
Ardex-Gruppe ein Projektteam zusammengestellt:<br />
„So können wir weltweit gemeinsam an<br />
Lösungen arbeiten, um den Beschaffungsprozess<br />
für alle Beteiligten in der Lieferkette zu optimieren.<br />
Das sind wir uns und unseren Partnern<br />
„Kurzfristige Lieferungen<br />
werden wesentlich<br />
häufiger angefragt<br />
als früher.“<br />
Gunther Sames<br />
Geschäftsführer Ardex<br />
schuldig“, erklärt der Ardex-Geschäftsführer.<br />
Kunden bestellen kurzfristiger, geben ihre Anforderungen<br />
auch kurzfristiger bekannt und<br />
brauchen zusätzlich rascheren Support, bestätigt<br />
auch Wienerberger Ziegelindustrie-Chef<br />
Bucher die Anforderungen, zeitgemäße Services<br />
zu bieten: „Im Ziegelgeschäft werden wir den<br />
digitalen Lieferschein, also Sign-on-Glass, in<br />
Kürze flächendeckend in allen österreichischen<br />
Werken einführen. Das erleichtert unseren<br />
Kunden und auch unseren Mitarbeitern in der<br />
Disposition und in den Werken die Auftragsabwicklung.“<br />
Pipelife biete bereits heute einen<br />
umfassenden elektronischen Produktkatalog,<br />
erzählt Geschäftsführer Grabner: „Dieser enthält<br />
nicht nur alle notwendigen Informationen zu<br />
mehr als 7.600 Artikeln, sondern auch Links zu<br />
weiterführenden Unterlagen wie zum Beispiel<br />
Handbüchern. Außerdem können registrierte<br />
Kunden über diesen Katalog jederzeit Dateien<br />
für ihre individuelle Preiswartung – Datanorm<br />
mit kundenspezifischen Rabatten – beziehen.“<br />
Mittelfristig erwarten sich die Wienerberger-<br />
Manager für die Baustoffbranche eine ähnliche<br />
Entwicklung, wie sie in den benachbarten Branchen<br />
Elektro und Sanitär bereits stattgefunden<br />
hat: „Die Bestellabwicklung erfolgt dort bereits<br />
mehrheitlich online.“<br />
„Wir sehen in der<br />
Digitalisierung der<br />
Bestellprozesse und<br />
-abwicklung eine<br />
große Chance.“<br />
Mike Bucher<br />
Geschäftsführer Wienerberger<br />
Ziegelindustrie<br />
Engpässe abfedern<br />
Können trotz aller Vorbereitung auf kurzfristige<br />
Bestell- und Lieferwünsche Materialknappheiten<br />
und Lieferengpässe auftreten? Und wie kann man<br />
Qualität und letztlich auch den Preis halten? „Im<br />
Bereich Baustahl kommt es vor allem bei Ringmaterial,<br />
das für Betonfertigteile benötigt wird, zu<br />
Engpässen“, berichtet Quester-Geschäftsführer<br />
Rieder. „Eine andere Situation, die es bis dato in<br />
dieser Form noch nicht gab, betrifft die Betonfertigteile:<br />
Die Elemente für Wände und Decken haben<br />
aktuell eine Lieferzeit von mehreren Monaten bis<br />
zu einem halben Jahr! Und schließlich gibt es auch<br />
bei Zement, der bisher als Massenartikel innerhalb<br />
weniger Tage geliefert wurde, Probleme mit<br />
den Lieferzeiten.“ Generell herrscht derzeit eine<br />
starke Nachfrage nach Rohbaumassenartikeln wie<br />
Bewehrungsstahl, Betonfertigteile, Schalsteine,<br />
Estrichplatten sowie Zement – und dementsprechend<br />
gibt es auch verzögerte Lieferzeiten, erzählt<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
89
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
„Bei Kunststoffrohrsystemen<br />
für Hochund<br />
Tiefbau sind eine<br />
ausreichende Rohstoffverfügbarkeit<br />
sowie genügend Produktionskapazitäten<br />
gegeben.“<br />
Franz Grabner<br />
Geschäftsführer Pipelife<br />
Rieder weiter: „Preis und Qualität zu halten, liegt ja<br />
in erster Linie bei den Herstellern. Aber im Sinne<br />
unserer Kunden ist uns die Stabilität natürlich<br />
wichtig. Daher trachten wir stets nach einer guten<br />
Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten.“<br />
Lückenlose Dokumentation<br />
Ähnlich beurteilt dies auch Ardex-Geschäftsführer<br />
Sames: „Zu Lieferengpässen kommt es zum Glück<br />
äußerst selten. Wir planen unsere Kapazitäten sehr<br />
sorgfältig und langfristig. Auf Bedarfsveränderungen<br />
können wir dennoch rasch reagieren.“ Das gelinge<br />
zudem, weil die eigenen Abläufe ständig optimiert<br />
oder zum Teil auch gänzlich hinterfragt werden, um<br />
sich frühzeitig an die Veränderungen anzupassen:<br />
„Für uns steht die einwandfreie Qualität der Produkte<br />
an oberster Stelle. Dafür nehmen wir uns auch die<br />
notwendige Zeit und die notwendigen Ressourcen.“<br />
Gerade in Zeiten wie diesen müsse Qualität<br />
in allen Bereichen bestehen bleiben, beschreibt<br />
Sames aufwändige Kontrollprozesse im Haus: „Um<br />
sicherzustellen, dass die Produkte die Vorgaben und<br />
Richtlinien erfüllen, prüfen wir beispielsweise jede<br />
einzelne Charge zu 100 Prozent. Erst nach positiv abgeschlossener<br />
Prüfung kann das Produkt in den Verkauf<br />
gelangen. Unsere Intern-Prozesse geben hier ein<br />
klares, sehr enges Korsett vor.“ Sämtliche Daten, Dokumente<br />
sowie Prüfergebnisse zu Dienstleistungen,<br />
Produkten oder Rohstoffen werden digital erfasst:<br />
„Das ermöglicht die lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />
und garantiert die einwandfreie Qualität unserer Produkte<br />
und Leistungen.“ Als Herausforderung sieht<br />
der Ardex-Chef den permanenten Preiskampf auf<br />
Kosten der Wirtschaftlichkeit: „Ein Qualitätsprodukt<br />
hat eine andere Performance als ein Billigprodukt. Da<br />
hinken oberflächliche Vergleiche schnell. Der Preis alleine<br />
spiegelt falsche Tatsachen wider. Viel wichtiger<br />
ist es, die gesamte Leistung im Vergleich auch nachhaltig<br />
zu beurteilen. Das wird gerade unter erschwerten<br />
Bedingungen, wie Zeitdruck oder Knappheit,<br />
immer wichtiger.“ Aufgrund der Unternehmensgröße<br />
gelingt es der Wienerberger-Gruppe freilich,<br />
viele Herausforderungen durch Dezentralisierung<br />
zu meistern, wie Ziegelindustrie-Geschäftsführer<br />
Bucher erzählt: „Wir sind als Hersteller mit unseren<br />
lokalen Werken – in Summe zehn Hintermauer- und<br />
Dachziegelwerke – in ganz Österreich vertreten. Somit<br />
können wir sicherstellen, dass unsere Produkte<br />
trotz hoher Nachfrage regional verfügbar sind. Die<br />
Nachfrage nach Ziegeln ist 2018 generell hoch. Das<br />
freut uns und zeigt, dass der Trend zum nachhaltigen<br />
Bauen weiterhin anhält.“ Bei Kunststoffrohrsystemen<br />
für Hoch- und Tiefbau sind eine ausreichende<br />
Rohstoffverfügbarkeit sowie genügend Produktionskapazitäten<br />
gegeben, beschreibt Pipelife-Chef<br />
Grabner die aktuell gute Nachfrage-Situation, die<br />
mit „prompter Lieferfähigkeit“ beantwortet werden<br />
könne. <br />
n<br />
DIGITALER WORKFLOW<br />
90 BauTecFokus
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
91
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
Die pünktliche<br />
Schraube<br />
Baustellenkoordination. Die An- und Zulieferungen von gerade<br />
benötigtem Material, Personal und Maschinen auf die Baustelle<br />
müssen einem zeit- und kostenoptimierten Ablauf folgen.<br />
Ausgeklügelte Lösungen helfen.<br />
Autor: Erika Hofbauer<br />
Baulogistiker sprechen in ihrer Materie gerne<br />
von Flüssen: Material, Personal, Strom, Maschinen.<br />
„Alles muss zur Baustelle gelangen,<br />
wird dort verarbeitet oder eingesetzt und muss<br />
anschließend wieder abtransportiert werden.<br />
Die logistischen Abläufe einer Baustelle sind<br />
dabei äußerst vielschichtig“, erzählt Klaus<br />
Ahamer. Der Branchenleiter Baulogistik beim<br />
Transportkonzern Schachinger Logistik weiß<br />
um die Vorteile eines ausgeklügelten Systems:<br />
„Korrekte Planung im Vorfeld spart den Bauherren<br />
Nerven – und die Umwelt freut’s auch“,<br />
so Ahamer. Konkret umfasst die Baulogistik<br />
dabei viele Bereiche: Aushub, Rückbau, Recycling<br />
und Entsorgung. „Im Idealfall greifen die<br />
Abläufe wie Zahnräder ineinander. Stehzeiten<br />
verursachen Kosten, die sich rasch potenzieren“,<br />
so der Baulogistik-Experte weiter. Können<br />
die einzelnen Gewerke nicht planmäßig<br />
mit ihrer Arbeit beginnen, löst das unweigerlich<br />
eine Kette von Verzögerungen aus: „Bei<br />
widrigen Witterungsbedingungen steigen<br />
Zeit- und Kostendruck noch einmal enorm an.“<br />
Sinnvollerweise wird die Logistik schon in der<br />
Planungsphase mitgedacht, betont Ahamer:<br />
„Gerade innerstädtische Bauvorhaben stellen<br />
alle Beteiligten, inklusive Anrainer, auf eine<br />
harte Probe.“<br />
Urbane Lösung<br />
Bei Schachinger Baulogistik habe man speziell<br />
für den urbanen Bereich eine alternative<br />
Lösung gefunden: „War es früher so, dass der<br />
Glaser, Tischler oder andere Gewerke einzeln<br />
die diversen Baustellen angefahren haben,<br />
wird nun am Lkw kombiniert“, erklärt Ahamer<br />
weiter: „An Logistik-Hubs, die der jeweiligen<br />
Stadt vorgelagert sind, liefern die verschiedenen<br />
Gewerke an, wir bündeln die diversen<br />
Waren und fahren mit kombinierten Lkw die<br />
Baustellen an.“ Mit steigendem Bauvolumen<br />
wird auch die Logistik zunehmend komplexer,<br />
weiß Ahamer: Sind zehn Lkw pro Tag noch<br />
relativ gut zu koordinieren, so bedarf es bei<br />
Großbaustellen mit einer Frequenz von 100<br />
Lkw und mehr schon einer ausgeklügelten<br />
Logistik, um massive Verkehrsbeeinträchtigungen<br />
zu verhindern: „Neben den strengen<br />
gesetzlichen Verordnungen betreffend die<br />
Entsorgung bereitet die möglichst effiziente<br />
Foto: Austria-Campus<br />
92 BauTecFokus
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
93
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
werden können. Die optimale Bestückung,<br />
so Frenzel, erspart Ad-hoc-Bestellungen und<br />
unnötige Transportwege: „Das Einsparungspotential<br />
ist enorm. Wir hören immer wieder von<br />
unseren Kunden, dass sie sich jetzt viel stärker<br />
auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können,<br />
effizienter arbeiten und so Zeit und Geld sparen.“<br />
Für häufig benötigte C-Teile müssen Kunden<br />
die Baustelle somit nicht mehr verlassen,<br />
die Stationen bestückt Würth je nach Bedarf<br />
drei bis fünfmal pro Woche.<br />
Nutzung von Zufahrten, Lagerflächen und<br />
Baugeräten den Planungsverantwortlichen<br />
mitunter Kopfzerbrechen.“ Natürlich hat die<br />
Digitalisierung – und somit diverse Tools und<br />
Programme – schon längst auch in die Baulogistik<br />
Einzug gehalten, bestätigt Logistik-<br />
Experte Ahamer den Trend.<br />
Auch Rainer Schwarz, Geschäftsführer von<br />
DPD Austria, sieht in der Baustellenlogistik<br />
ein weites und anspruchsvolles Betätigungsfeld.<br />
Der Startschuss für DPD als Baulogistik-<br />
Dienstleister kam dabei von Kundenseite:<br />
„Das Service Baustellenlogistik wurde von<br />
DPD gemeinsam mit einem Kunden aufgrund<br />
einer damaligen Projektanforderung etabliert<br />
und anschließend als fixes Service auf den<br />
Markt gebracht.“ Durchgeführt wird seitdem<br />
die Dienstleistung über die Premium- und Express-Schiene<br />
im DPD-Verbund "primetime".<br />
Die Zustellung der Pakete erfolgt bei diesem<br />
speziellen Service direkt an die definierte Ansprechperson<br />
auf der Baustelle oder z.B. auch<br />
auf dem Gelände von Großveranstaltungen.<br />
Schwarz: „Baustellen können zuweilen sehr<br />
unübersichtlich wirken, vor allem dann, wenn<br />
mehrere Firmen gleichzeitig dort arbeiten. Zumeist<br />
gibt es auch keinen fixen bzw. einen nur<br />
temporär besetzten Wareneingang. Darum<br />
wird von uns rund eine Stunde vor Zustellung<br />
die Kontaktperson über den Anlieferungszeitpunkt<br />
informiert. Bei Nichterreichen erfolgt<br />
eine erneute Kontaktaufnahme.“ Beim Service<br />
Baustellenlogistik sei besonders wichtig, dass<br />
das Paket nicht nur zum richtigen Zeitpunkt<br />
ankommt, sondern auch die richtige Person<br />
erreicht, so der DPD-Chef.<br />
Unterstützung für Baupartner<br />
Mit welchen Services und Angeboten können<br />
Bauunternehmer und Baustellenkoordinatoren<br />
rechnen? Der deutsche Baubedarfs-<br />
Händler Würth setzt ebenfalls schon in der<br />
Planungs- und Beschaffungsphase eines<br />
Bauprojektes an: Mit dem markenrechtlich<br />
geschützten System BAULOC (steht für<br />
„Baustellen-Logistik-Center“) soll das Baustellenmanagement<br />
effiziente Hilfe erhalten,<br />
erzählt Karl Frenzel, Divisionsleiter Holz/Bau<br />
bei Würth: „Wer im Vorfeld seine Beschaffungsprozesse<br />
optimiert, setzt seine Fachkräfte<br />
am effizientesten ein und vermeidet so hohe<br />
Zusatzkosten.“ Vom BAULOC-Magazin (bestückter<br />
Container) über die BAULOC-Station<br />
(Container-Niederlassung vor Ort) bis hin zur<br />
BAULOC-Service-Box (individuell bestückter<br />
Rollcontainer) führen alle Komponenten dazu,<br />
dass die benötigte Befestigungstechnik, Arbeitsschutz,<br />
Werkzeuge oder Maschinen unmittelbar<br />
am Montageplatz griffbereit gelagert<br />
Genaue Abstimmung<br />
Auch für Dominik Müller, Geschäftsführer des<br />
deutschen Baustelleneinrichters Zeppelin Rental<br />
Österreich, stehen Effizienz und optimale<br />
logistische Abläufe im Fokus: „Als Dienstleister<br />
rund um die Baustelle stimmen wir Baustellenplanung,<br />
Bauverfahren, Anforderungen der<br />
Baubeteiligten, Baustelleneinrichtung, Materialfluss<br />
und Bausituation vor Ort genau aufeinander<br />
ab. Ein durchdachtes Baulogistikkonzept<br />
schafft die Grundlagen für reibungslose<br />
Abläufe auf dem Baufeld und in angrenzenden<br />
Bereichen sowie die Einhaltung von Terminen<br />
und Budgets.“ Im Zuge der Baulogistikplanung<br />
werde auch die optimale Dimensionierung der<br />
Baustelleneinrichtung und deren Anordnung<br />
auf der Baustelle festgelegt. „Wir schaffen ein<br />
Umfeld, in dem alle Beteiligten sicher und<br />
effizient arbeiten können“, so Müller: „Der<br />
Bauherr profitiert von nur einem Ansprechpartner,<br />
was bei der Vielzahl an Gewerken,<br />
speziell auf Großbaustellen, einen enormen<br />
„Gerade innerstädtische<br />
Bauvorhaben<br />
stellen alle Beteiligten<br />
auf eine harte Probe.“<br />
Klaus Ahamer,<br />
Leiter Baulogistik bei<br />
Schachinger Logistik<br />
Foto: Austria-Campus, Schachinger, Zeppelin<br />
94 BauTecFokus
Vorteil bietet.“ Zeppelin Rental stellt ebenso<br />
Mietmaschinen und Geräte auf dem Baufeld<br />
durch eine temporäre Mietstation zur Verfügung:<br />
„Zentral für alle Gewerke verfügbare<br />
Gerätepools reduzieren Transportvolumen<br />
und -kosten“, betont Müller. Temporäre Infrastruktur,<br />
z.B. Bauzaun, Strom, Beleuchtung,<br />
zählen ebenfalls zum Baulogistik-Portfolio.<br />
Welche Leistungen konkret auf der Baustelle<br />
benötigt werden, hänge von der Art und Größe<br />
des Projekts ab, erzählt Zeppelin Rental Österreich-Chef<br />
Müller: „Es gibt die volle Bandbreite<br />
an Leistungen bei Großbaustellen wie Austria<br />
Campus oder Parkapartments am Belvedere.<br />
Prinzipiell gilt aber das ‚Baukastenprinzip‘,<br />
d.h. es ist oft auch nur die Inanspruchnahme<br />
von Einzelleistungen, z.B. Zutrittskontrolle<br />
oder Entsorgungsmanagement, möglich.“<br />
BIM-Projekt<br />
Die Digitalisierung macht natürlich auch vor<br />
der Baustelle nicht halt. Die oft umfangreichen<br />
Bestellprozesse können durch entsprechende<br />
Lösungen und Online-Möglichkeiten nochmal<br />
optimiert werden. Baubedarfs-Anbieter Würth<br />
bietet beispielsweise mit dem ORSY-Scan oder<br />
mit der Würth App einfache Bestellverfahren,<br />
wie Würth-Divisionsleiter Holz/Bau Karl<br />
Frenzel erzählt: „Der Würth Scanner ist ein<br />
modernes Bestellsystem, das Artikeldaten per<br />
Internet überträgt. Die Barcodes der jeweiligen<br />
Artikel können mittels eines Laserscanners<br />
erfasst und die einzelnen Bestellpositionen<br />
gesammelt werden. Auch mit der Würth App<br />
können Produktbarcodes gescannt oder die<br />
Artikelnummer manuell eingegeben und<br />
bestellt werden.“ BIM nimmt allerdings in<br />
diesem Bereich derzeit noch eine untergeordnete<br />
Rolle ein, so Frenzel weiter, wird in den<br />
kommenden Jahren aber bestimmt stark an<br />
Bedeutung gewinnen. „Wir arbeiten derzeit<br />
in Niederösterreich gemeinsam mit der Wirtschaftskammer<br />
bzw. EcoPlus an einem Projekt,<br />
um Erfahrungen mit BIM auszutauschen,<br />
„Der Bauherr profitiert<br />
von nur einem Ansprechpartner,<br />
was bei<br />
der Vielzahl an Gewerken<br />
einen enormen<br />
Vorteil bietet.“<br />
Dominik Müller,<br />
Geschäftsführer des deutschen<br />
Baustelleneinrichters Zeppelin<br />
Rental Österreich<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
95
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
FINDEN OHNE SUCHEN:<br />
Der abschließbare BAULOC®<br />
Service-Regalschrank schafft eine<br />
übersichtliche Aufteilung des Werkzeugs.<br />
„Beim Service Baustellenlogistik<br />
ist besonders<br />
wichtig, dass das Paket<br />
nicht nur zum richtigen<br />
Zeitpunkt ankommt,<br />
sondern auch die richtige<br />
Person erreicht.“<br />
Rainer Schwarz,<br />
Geschäftsführer DPD Austria<br />
damit wir die notwendigen Daten in Zukunft<br />
zur Verfügung stellen können.“<br />
Baustelle von morgen<br />
Bei der Steuerung der Prozesse wie Logistik,<br />
Zutrittskontrolle, Flächenmanagement oder<br />
Entsorgung setzt man bei Zeppelin Rental<br />
ebenfalls auf digitale Lösungen, wie z.B. auf<br />
das Zutrittskontrollsystem Zeppelin Insite 3.0,<br />
Online Logistics Control Center (OLCC) oder<br />
auch Online-Waste-Management. „Baulogistik<br />
ist schon heute ein integraler Bestandteil<br />
der Baustellenorganisation, die Bedeutung<br />
nimmt aufgrund voranschreitender Digitalisierung<br />
und der Erhöhung des Vorfertigungsgrades<br />
am Bau weiter zu“, ist Dominik Müller,<br />
Geschäftsführer von Zeppelin Rental Österreich,<br />
überzeugt. „Die Zuführung des richtigen<br />
Materials zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />
wird noch wichtiger als bisher werden und<br />
Baulogistik damit ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />
auf der Baustelle von morgen.“ Auch<br />
mit BIM wird die Einbettung der Bauprozesse<br />
in das jeweilige verkehrstechnische, produktionsbezogene<br />
und organisatorische Umfeld<br />
ein elementares Erfordernis bleiben, so Müller.<br />
Bei Zeppelin Rental sammle man bereits seit<br />
Jahren „unendlich viele Informationen“, wie es<br />
auf Baustellen tatsächlich läuft: „Wir können<br />
heute alles dokumentieren und z.B. vergleichen,<br />
wofür wie viel geplant war und wie lange<br />
es tatsächlich gedauert hat – und das über zig<br />
Baustellen hinweg.“ Diese baubetriebliche<br />
Verwertung der Daten biete großes Potential<br />
für die Zukunft (z.B. für Optimierung Terminplanung,<br />
Flächenbedarfsanalyse etc.), ist Müller<br />
überzeugt. Auch heute schon profitieren<br />
die Kunden von diversen Online-Tools: „Dank<br />
Echtzeitdaten können Störungen im Bauablauf<br />
frühzeitig erkannt und Ausweichmög-<br />
Foto: Würth<br />
96 BauTecFokus
lichkeiten organisiert werden. Das minimiert<br />
Staus vor der Baustellenzufahrt, Leerlaufzeiten<br />
und damit verbundene Kosten.“<br />
Lösungen on demand<br />
Mit dem Würth Lagermanagementsystem<br />
ORSY (steht für ORdnung mit System) bringe<br />
man schon seit Jahrzehnten Effizienz in<br />
das Kleinteile-Management, erzählt Würth-<br />
Divisionsleiter Frenzel: „Kunden wählen nach<br />
spezifischen Wünschen und Anforderungen<br />
jene Module aus, die sie im Arbeitsalltag am<br />
besten unterstützen. Sie profitieren von einem<br />
individuellen, rund um die Uhr verfügbaren<br />
Materiallager, montageplatzbezogenen Entnahme-<br />
und Bereitstellungssystemen, Just-in-<br />
Time-Lieferungen vorkonfektionierter Ware<br />
und erhalten eine ausführliche Lieferungsdokumentation.<br />
Das gilt auch für die Baustelle,<br />
denn besonders hier liegt großes Einsparungspotential<br />
im Beschaffungsprozess.“ Mit besagten<br />
Systemen liefere man vorkonfektionierte<br />
und vorkommissionierte Ware auf das Baufeld<br />
und transportiere diese direkt an den Montageplatz,<br />
so Frenzel weiter. Auch können die<br />
einzelnen Varianten als mobiles Materiallager<br />
in unterschiedlichen Bauphasen im Innen- und<br />
Außenbereich eingesetzt werden: „Dank der<br />
Verschließbarkeit steht auch bei Abwesenheit<br />
eine sichere Aufbewahrungsmöglichkeit für<br />
Werkzeug und Montagematerial zur Verfügung.“<br />
So waren beispielsweise die BAULOC-<br />
Container in der Seestadt Aspern im Einsatz,<br />
berichtet Frenzel: „Das mit ORSY-Regalen<br />
bestückte, stationäre Materiallager war für die<br />
Aufbewahrung von Montagematerial, Befestigungstechnik,<br />
Arbeitsschutz, Werkzeugen und<br />
Maschinen optimal geeignet, vor allem in der<br />
Rohbauphase im Außenbereich.“<br />
Alles im Takt<br />
Ohne Just-in-Time-Steuerung würde Ver- und<br />
Entsorgungslogistik kaum mehr funktionieren.<br />
Online-Tools bzw. die Digitalisierung<br />
der Prozesse sind dabei entscheidend, weiß<br />
Dominik Müller, Geschäftsführer von Zeppelin<br />
Rental Österreich, und erläutert anhand<br />
eines Beispiels aus der Versorgungslogistik<br />
die Funktionsweise: „Zufahrten, Entladestellen,<br />
Lagerflächen, Stapler und Etagenlogistik<br />
werden via Online Logistics Control Center<br />
(OLCC) just-in-time getaktet: Lieferanten melden<br />
ihre Transporte online an, bekommen ein<br />
Zeitfenster und die Zufahrt zugewiesen und<br />
buchen Ladezone und Ladehilfen online. Ein<br />
BAULOC SEESTADT ASPERN.<br />
angebundener Messengerdienst informiert die<br />
beteiligten Personen, z.B. Polier, Staplerfahrer<br />
oder Aufzugsführer, ebenfalls just-in-time über<br />
die tatsächliche Ankunft des Transportes.“ Der<br />
Effekt: bessere Nutzung von Ressourcen, keine<br />
Wartezeiten, keine Rückstaus bei der Baustellenzufahrt<br />
und die Entzerrung der Verkehrsbelastung.<br />
Ähnliches passiert auch beim Entsorgungsmanagement:<br />
„Zeppelin Rental ist<br />
zertifizierter Abfallsammler, wir planen und<br />
organisieren die gesamte Entsorgungslogistik<br />
mit sortenreiner Trennung und verursachergerechter<br />
Abrechnung“, führt Müller aus. So<br />
werden z.B. die Abfallbehälter mit RFID-Label<br />
an die einzelnen Gewerke ausgegeben. Die<br />
RFID-Codes sind mit Baustellenausweisen verknüpft.<br />
Bei Übergabe der Abfallbehälter auf<br />
dem auf der Baustelle zentral eingerichteten<br />
Entsorgungshof wird der RFID-Code gescannt<br />
und kann so genau dem jeweiligen Gewerk<br />
bzw. ausführenden Unternehmen zugeordnet<br />
werden. Müller: „Alle Abfalldaten werden direkt<br />
auf der Baustelle elektronisch erfasst und<br />
in das hauseigene Waste Management Tool<br />
eingespielt. Die nahtlose Datenübertragung<br />
zu eADok, einer Hilfssoftware zur Erstellung<br />
von Abfallbilanzen, erfolgt über eine implementierte<br />
Schnittstelle und schafft so auch<br />
zugleich eine lückenlose Dokumentation.“<br />
Auch die Zutrittskontrolle auf der Baustelle<br />
erfolgt transparent und zuverlässig über das<br />
webbasierte Tool Zeppelin Insite 3.0, erzählt<br />
Müller weiter: „Die Bündelung von Personen-,<br />
Firmen- und Projektdaten erfolgt somit in<br />
Echtzeit und reduziert damit die Kettenhaftung.“<br />
Das Personal wird vorab online registriert,<br />
das baubetriebliche Berichtswesen bietet<br />
schnellen Überblick über die wichtigsten<br />
Ressourcen und erlaubt volle Kontrolle über<br />
den Baufortschritt, berichtet der Zeppelin<br />
Rental Österreich-Chef: „Damit ist die Steuerung<br />
von 1.200 Personen und mehr bei nur<br />
einer Baustelle komplett online möglich.“ n<br />
„Wer im Vorfeld seine<br />
Beschaffungsprozesse<br />
optimiert, setzt seine<br />
Fachkräfte am<br />
effizientesten ein.“<br />
Karl Frenzel,<br />
Divisionsleiter bei Würth<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
97
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
Volle Ladung<br />
eMobility. ist zwischenzeitlich ein wesentlicher Faktor in<br />
der Verkehrsplanung geworden. Auch Bauvorhaben müssen<br />
zunehmend die Elektromobilität in Planung und Umsetzung<br />
berücksichtigen.<br />
Autor: Erika Hofbauer<br />
Elektromobilitäts-Dienstleister sind immer<br />
mehr gefordert: Noch mehr Ladestationen,<br />
noch größere Reichweiten, noch schnellere<br />
Ladezeiten. Der Konsument verlangt immer<br />
mehr – und die Anbieter folgen dem Ruf.<br />
Netzanbieter SMATRICS beispielsweise –<br />
mit mehr als 450 Ladepunkten, davon rund<br />
250 Highspeed mit Leistungen von 43 bzw.<br />
50 kW – bietet als Big Player der Branche<br />
etwa alle 60 km entlang der Autobahn und<br />
in Ballungszentren selbst Möglichkeiten,<br />
elektronisch zu tanken. Ganz neu sind die<br />
vier ersten Hochleistungsladestationen<br />
(HPC) Österreichs, die in Kooperation mit der<br />
Wien Energie errichtet wurden und seit Mai<br />
in Wien-Favoriten am so genannten Verteilerkreis<br />
mit bis zu 350 kW Ladeleistung für<br />
eine neue Alltagstauglichkeit von E-Autos<br />
sorgen sollen. „Weitere 12 Ladepunkte folgen<br />
in Graz, Salzburg und Innsbruck. Die Ladezeit<br />
reduziert sich damit auf 5 Minuten für bis zu<br />
100 km“, erzählt SMATRICS-Sprecherin Birgit<br />
Wildburger. SMATRICS setzt als Managed<br />
Infrastructure Dienstleister zudem immer<br />
mehr Projekte für Unternehmen, etwa die<br />
ÖBB, Merkur, Billa, IKEA oder MacDonald’s,<br />
um. „Hotels, die mit unserem Kooperationspartner<br />
Greenstorm zusammenarbeiten,<br />
aber auch die Post, deren neuer Standort der<br />
Unternehmenszentrale mit Ladeinfrastruktur<br />
sowohl für die eigene Flotte als auch für<br />
Kunden ausgestattet wurde, gehören zu den<br />
Projekten“, so Wildburger weiter. Auch die<br />
OMV Routexkarte wurde um Ladungen an<br />
SMATRICS Stationen erweitert. Nach der Errichtung<br />
der HPC-Station in Favoriten plant<br />
man mit der Wien Energie weitere<br />
Standortkooperationen.<br />
Solarstrom als Kombi-Partner<br />
Besonders gut funktioniert die<br />
Koppelung von E-Tankstelle und<br />
Sonnenstrom-Erzeugung. „Die Speisung<br />
der Ladestation mit Strom aus<br />
der eigenen Photovoltaikanlage ist<br />
eine optimale Kombination“, bestätigt<br />
die SMATRICS-Sprecherin.<br />
Unternehmens- oder Fabrikdächer<br />
etwa bieten jede Menge Platz für die<br />
Errichtung einer neuen, umweltfreundlichen<br />
Solaranlage, die Unternehmen<br />
hilft, ihren CO2-Footprint<br />
kleiner zu machen: „Der von den<br />
Anlagen erzeugte Solarstrom kann<br />
dabei nicht nur für das Laden der<br />
E-Fahrzeugflotte verwendet werden,<br />
sondern kann ebenso für die Versorgung von<br />
Büro und Produktionsanlagen eingesetzt<br />
werden“, erzählt Wildburger. Die Österreichische<br />
Post hat solch ein Modell umgesetzt:<br />
Das Unternehmen hat im <strong>Herbst</strong> 2013 eine<br />
der größten Photovoltaikanlagen Österreichs<br />
im Rahmen des Programms „E-Mobility Post“<br />
auf dem Briefzentrum in Wien errichtet. Das<br />
Logistikzentrum verfügt über eine Dachfläche<br />
von rund 30.000 Quadratmetern. Die<br />
Photovoltaikanlage mit 882 Kilowatt Peak beansprucht<br />
dabei etwa die Hälfte der Dachfläche.<br />
Im Jahre 2014 wurde zudem eine zweite<br />
Photovoltaikanlage mit einer Leistung von<br />
496 kWp auf der Dachfläche des Logistikzentrums<br />
in Allhaming in Oberösterreich errich-<br />
tet. Mit der so gewonnenen Energie kann die<br />
gesamte E-Flotte der Post, die bereits mehr<br />
als 1.000 Fahrzeuge umfasst, mit Strom aus<br />
Sonnenenergie versorgt werden.<br />
Lösungen für die Straße<br />
Fleißig ist man auch bei der Straßeninfrastruktur,<br />
um diese mit E-Ladestationen<br />
zu bestücken. „Insgesamt werden wir ab<br />
Mitte 2019 weitgehend eine Netzabdeckung<br />
erreicht haben, wo es ca. alle 100 km eine<br />
Schnell-Ladestation gibt. In der noch ‚freien‘<br />
Region Oberösterreich und für die A 13 wird<br />
mit unseren Partnern intensiv an Lösungen<br />
gearbeitet“, erzählt Hubert Resch, Projektleiter<br />
für den Ausbau der E-Ladestationen<br />
98 BauTecFokus
Fotos: cetus Baudeveolpment GmbH , Petair<br />
der Asfinag. Die Energiebereitstellung und<br />
Dimensionierung der Ladeleistung ist<br />
weitgehend an allen Standorten zukunftsorientiert<br />
geplant, sodass ein Nachrüsten<br />
vorerst – also für die nächsten drei bis fünf<br />
Jahre – nicht notwendig sein wird, so Resch<br />
weiter. Auf Grund der Dimensionierung der<br />
Energiebereitstellung sollte das auch dann<br />
kein wesentliches Problem darstellen, „eine<br />
Erweiterung muss allerdings auch für unsere<br />
Partner wirtschaftlich sein“. Zu diesen<br />
Partnern gehören auch die Raststationen.<br />
Aktuell sind zwölf Schnell-Ladestationen für<br />
Elektroautos auf Raststationen in Betrieb. Bis<br />
Ende 2018 stehen insgesamt 23 Stromtankstellen<br />
entlang der Autobahn zur Verfügung,<br />
„Bei Neubauprojekten<br />
sollten E-Ladestationen zur<br />
selbstverständlichen<br />
Grundausstattung gehören.“<br />
Caroline Palfy,<br />
Geschäftsführerin cetus Baudevelopment<br />
also im Schnitt alle 100 Kilometer. Sämtliche<br />
Ladestationen sind mit den weltweit verfügbaren<br />
Steckertypen (CHAdeMO, Combo2<br />
und Typ2) ausgestattet und erlauben so die<br />
Ladung aller heute am Markt befindlichen<br />
E-Autos und von Plug-in Hybrid Fahrzeugen.<br />
Zukunftsvision: Mit bis zu 150 kW in nur 30<br />
Minuten Strom für die nächsten 300 bis 500<br />
Kilometer „tanken“, damit ist eine Reise an<br />
die obere Adria, in die Schweizer Berge oder<br />
ein spontaner Städtetrip kein Problem mehr,<br />
heißt es bei der Asfinag.<br />
In der Planungsphase<br />
Nicht nur urbane und außerhalb von Ballungszentren<br />
liegende E-Lademöglichkeiten<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
99
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
„Werden ab Mitte 2019 weitgehend<br />
eine Netzabdeckung<br />
erreicht haben.“<br />
Hubert Resch,<br />
ASFINAG<br />
sind in Zukunft notwendig, auch bei Bauprojekten<br />
muss zunehmend die Elektromobilität<br />
mitgeplant und umgesetzt werden. „Für Immobilienprojekte<br />
bietet Smatrics sogenannte<br />
Managed Infrastructure an, dies beinhaltet<br />
alle Schritte von der Errichtung über den<br />
Betrieb der Ladestationen inklusive Lademanagement,<br />
also Abrechnung bzw. Zuordnung<br />
der Ladung zu einzelnen Nutzern oder Nutzergruppen“,<br />
erzählt Smatrics-Sprecherin<br />
Wildburger: „Grundsätzlich ist die Einbeziehung<br />
der Ladeinfrastruktur in die Planung<br />
weitaus günstiger als eine Neuerrichtung,<br />
deshalb wird das bei fast allen Immobilien-<br />
Großprojekten so gehandhabt, wie etwa am<br />
Hauptbahnhof Wien, am neuen Standort der<br />
Unternehmenszentrale der Österreichischen<br />
Post AG oder am Erste Campus Wien.“ Im<br />
ländlichen Raum hängt der Ausbau bzw. die<br />
Installation von Ladeinfrastruktur oftmals<br />
von der Initiative des Bürgermeisters ab, weiß<br />
Wildburger, wobei die Zahl der Gemeinden,<br />
die Ladeinfrastruktur, E-Carsharing bzw. E-<br />
Autos für den Gemeindedienst anbieten, stetig<br />
zunimmt. Als Musterbundesland nennt sie<br />
Niederösterreich: „Hier sieht die Bauordnung<br />
bereits jetzt vor, dass bei neuen Bauprojekten<br />
Anschlüsse für Ladeinfrastruktur mitgeplant<br />
werden müssen. Ein Ausrollen dieser<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen auf andere<br />
Bundesländer wäre insofern zu begrüßen,<br />
als sie Umbau- und Installationskosten für<br />
eventuelle Nachrüstungen ersparen würden.“<br />
Freilich kann immer nachgerüstet werden, so<br />
die Smatrics-Sprecherin weiter: „Die Nachrüstung<br />
mit Infrastruktur hängt sehr individuell<br />
von der Situation vor Ort ab, insbesondere<br />
der Leistung am Standort, gewünschten<br />
Anschlüssen in Garagen etc. Grundsätzlich<br />
kann natürlich auch im Nachhinein Ladeinfrastruktur<br />
installiert werden, wie wir das<br />
etwa in vielen bestehenden Garagen unseres<br />
Standortpartners APCOA gemacht haben. Ein<br />
Mitplanen der Ladeinfrastruktur von Anfang<br />
an ist natürlich immer sinnvoller.“<br />
Änderungen im Wohnrecht<br />
Ähnliches beobachtet auch Roland Ziegler.<br />
Der Sprecher der Bundesverbands Elektromobilität<br />
Österreich (BEÖ) sieht überhaupt gleich<br />
Änderungen im Wohnrecht als notwendig an:<br />
„Damit die Errichtung von privaten Ladestationen<br />
für E-Autos leichter wird.“ Denn bei der<br />
geplanten Expansion der E-Mobilität muss zunehmend<br />
die private Infrastruktur mitziehen<br />
– und da hapert es, so Ziegler, am wichtigsten<br />
Ort: zuhause. „Grundsätzlich kann jedes Elektroauto<br />
mit einem entsprechenden Kabel an<br />
einer Haushaltssteckdose geladen werden, allerdings<br />
sollten diese Steckdosen bei häufigem<br />
Gebrauch für die Dauerbelastung abgesichert<br />
sein. Besser ist also in jedem Fall die Installation<br />
einer Wallbox. Das Laden mit selbst produziertem<br />
Sonnenstrom funktioniert bei allen<br />
Autos gleich gut.“ Technisch gesehen macht<br />
es keinen Unterschied, wie und wo der Strom<br />
produziert wird. Für die erforderliche Qualität<br />
hinsichtlich Spannung und Frequenz sorgt bei<br />
selbst erzeugtem PV-Strom der Wechselrichter<br />
der PV-Anlage.<br />
Zustimmung der Eigentümer<br />
Die Steckdose braucht man zuhause oder am<br />
Arbeitsplatz. „Am praktischsten wäre ein<br />
Strom-Ladeanschluss für das E-Auto direkt<br />
am Wohnort“, ist Ziegler überzeugt. Doch was<br />
für private Hausbesitzer relativ einfach machbar<br />
ist, kann für jene, die in einer Wohnung<br />
leben, fast unmöglich sein. Vor allem dann,<br />
wenn es sich um ein Mehrparteienhaus oder<br />
eine Wohneigentümergemeinschaft handelt.<br />
Denn ohne die Zustimmung aller Eigentümer<br />
geht meist gar nichts. Ziegler: „Sie müssen<br />
ihre Zustimmung geben – und in der Regel<br />
auch die mobilitätstechnische Aufrüstung der<br />
Immobilie zahlen.“ Es geht aber auch anders,<br />
erzählt der BEÖ-Sprecher, der bei der EVN<br />
für Energie-Dienstleistungen verantwortlich<br />
ist: „Im Mai 2018 hat die EVN AG im Rahmen<br />
eines Neubauprojektes für junges Wohnen die<br />
Errichtung von Ladeinfrastruktur in einem<br />
großvolumigen Gebäude in St. Pölten umgesetzt.<br />
Für die insgesamt 61 Wohneinheiten<br />
stehen fortan vier Ladepunkte mit maximal 11<br />
kW Ladeleistung zur Verfügung.“ Eine umfassende<br />
Änderung beim Wohnrecht sieht er als<br />
unumgänglich an: „Ähnlich wie bei der Wohnrechtsnovelle<br />
2002, bei der der Zugang zum<br />
Internet erleichtert wurde, ist es jetzt notwendig,<br />
das Wohnrecht wieder einem Modernisierungs-Check<br />
zu unterziehen. Die Umsetzung<br />
gewünschter technologischer Entwicklungen<br />
wie Elektromobilität oder die Einführung intelligenter<br />
dezentraler Energiesysteme wird<br />
ohne die entsprechenden Gesetzesänderungen<br />
im Wohnrecht nicht funktionieren.“ Die Nachrüstung<br />
einer privaten Ladeinfrastruktur muss<br />
ähnlich wie die Privilegierung von Multimediadiensten<br />
im Wohnungseigentumsgesetz (§ 16)<br />
und Mietrechtsgesetz (§ 9) einfacher werden,<br />
damit der Umstieg auf Elektromobilität gelin-<br />
„Das Vorhandensein der<br />
nötigen Anschlusswerte kann<br />
auch für den Netzbetreiber<br />
eine Herausforderung sein.“<br />
Johannes Endl,<br />
Vorstand der ÖRAG<br />
100 BauTecFokus
Fotos: Bernhard Schmerl, electriceye, ASFINAG, ehl1, EVN, ÖRAG<br />
„E-Stationen gleich in der Projektierungsphase<br />
vorzusehen,<br />
würde später im Betrieb des<br />
Hauses zahlreiche Probleme und<br />
Abstimmungsarbeit ersparen.“<br />
Sandra Bauernfeind,<br />
Geschäftsführerin EHL Wohnen GmbH<br />
gen kann. Ein Beispiel für erfolgreich umgesetzte<br />
Ladeinfrastruktur in Bestandswohngebäuden<br />
ist ein Projekt der Energie Steiermark<br />
AG, wo das „ENW Messequartier“ in Graz mit<br />
Ladeinfrastruktur ausgestattet wurde, erzählt<br />
Ziegler: „Derzeit stehen zwei Ladepunkte zur<br />
Verfügung, die bei Bedarf auf vier Ladepunkte<br />
erweiterbar sind. Der Anschlusspunkt der<br />
Anlage ist dabei in die Hausanlage der Kunden<br />
integriert.“<br />
Intensive Diskussion<br />
Diese Tendenzen bei Bauprojekten orten auch<br />
zunehmend die Developer. Peter Ulm, CEO<br />
der 6B47 Real Estate Investors AG, sieht die<br />
Entwicklung zwar erst am Anfang, aber: „Vor<br />
allem im urbanen Raum wird die Implementierung<br />
von eMobility-Infrastruktur bereits in der<br />
Planung intensiv diskutiert. Denn es müssen<br />
die notwendigen Räumlichkeiten oder Stellplätze<br />
eingeplant oder beispielsweise die Dimensionierung<br />
der Elektroanlagen – Trafo etc.<br />
– mitgedacht werden.“ Bei 6B47 lege man das<br />
Hauptaugenmerk auf Neubauprojekte: „Derzeit<br />
wird u.a. bei den Wohnbauprojekten „3rd-<br />
Berg“ im dritten Wiener Gemeindebezirk sowie<br />
„Ost.“ in Graz eine eMobility-Infrastruktur auf<br />
mehreren Ebenen umgesetzt.“ Caroline Palfy,<br />
Projektleiterin HoHo Wien und Geschäftsführerin<br />
cetus Baudevelopment GmbH, sieht sich<br />
ebenfalls am Puls der Zeit: „Ein strukturierter<br />
vorausschauender Eigentümer und Bauherr<br />
beschäftigt sich bereits während der Phase<br />
der Immobilienentwicklung mit dem Thema<br />
Nachhaltigkeit und Zertifizierungen. Alle am<br />
Markt gängigen Öko-Labels messen zwar nach<br />
unterschiedlichen Kriterien, der Schwerpunkt<br />
liegt jedoch überall beim Lebenszyklus, der<br />
Energieeffizienz und bei den Kosten. Vor allem<br />
bei Neubauprojekten sollten E-Ladestationen<br />
zur selbstverständlichen Grundausstattung<br />
gehören.“ Die Seestadt Aspern als „neue“<br />
moderne Stadt wird mit 42 Ladepunkten für<br />
E-Autos ausgestattet, so Palfy: „Ich denke, dass<br />
der Trend in eine positive Richtung geht, wir<br />
sollten jedoch an unsere Kinder denken und<br />
das Umdenken beschleunigen.“ Eine Nachrüstung<br />
bei Bestandsimmobilien ist natürlich<br />
möglich und liegt in einem preislichen Rahmen,<br />
so Palfy weiter: „Es ist einfach alles eine<br />
Sache der Planung. So müssen z.B. erhöhte<br />
Kilowatt-Werte berücksichtigt werden, um nur<br />
ein Detail zu nennen. Die interessantere Frage<br />
ist die nach der Sinnhaftigkeit, die beim nachträglichen<br />
Ausbau im hochpreisigen Segment<br />
wohl eher gegeben ist.“<br />
Abstimmungsarbeit ersparen<br />
Das Vorhandensein von E-Ladestationen in<br />
Objekten ist derzeit leider nicht die Regel,<br />
sondern noch immer eher die Ausnahme,<br />
berichtet Sandra Bauernfeind von eigenen Beobachtungen.<br />
Die Geschäftsführerin der EHL<br />
Wohnen GmbH würde gerne mehr Voraussicht<br />
erkennen wollen: „Diese Stationen, wenn<br />
auch nur bei einem gewissen Anteil der Stellplätze,<br />
gleich in der Projektierungsphase vorzusehen,<br />
würde später im Betrieb des Hauses<br />
zahlreiche Probleme und Abstimmungsarbeit<br />
ersparen. Im urbanen Bereich treiben vor allem<br />
die nachfragenden Kunden die Entwicklung in<br />
Richtung Ladestationen voran. Im ländlichen<br />
Gebiet, wo noch immer das Einfamilienhaus<br />
die beliebteste Wohnform ist, kann der jeweilige<br />
Eigentümer ohne weiteres rasch die Ladestation<br />
in der Garage nachrüsten.“ Wie auch in<br />
allen anderen Bereichen ist das nachträgliche<br />
Einbauen von entsprechenden Versorgungsleitungen<br />
mit mehr Arbeiten verbunden und<br />
daher teurer. „Bei Wohn- und Bürohäusern,<br />
die der Vermietung dienen, sind diese Themen<br />
allerdings nur technischer Natur und damit<br />
leicht zu klären“, erläutert Bauernfeind. So ist<br />
zum Beispiel zu berücksichtigen, dass diese<br />
Steckdosen über eigene Stromzähler verfügen<br />
und so unabhängig vermietet werden können.<br />
„Ohne die Zustimmung<br />
aller Eigentümer geht<br />
meist gar nichts.“<br />
Roland Ziegler,<br />
Bundesverband Elektromobilität<br />
Österreich<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
101
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
„Entwicklung erst<br />
am Anfang“<br />
Peter Ulm,<br />
CEO der 6B47 Real Estate Investors AG<br />
Im Falle der Wohnungseigentumsobjekte sind<br />
jedoch dazu vor allem beim Einbau noch die Regelungen<br />
des Wohnungseigentumsgesetzes zu<br />
berücksichtigen, falls diesbezüglich im Wohnungseigentumsvertrag<br />
keine entsprechenden<br />
Vorkehrungen getroffen worden sind.<br />
Überschaubarer Bedarf<br />
Ähnlich sieht dies auch Johannes Endl, Vorstand<br />
der ÖRAG: „Das Thema E-Ladestationen<br />
wird in jedem größeren Neubauprojekt bereits<br />
mitgedacht und eingeplant, sowohl im<br />
Bereich Wohnen als auch im Bürobereich.“<br />
Über das Wie (und Wieviel) bei der Umsetzung<br />
gibt es allerdings durchaus Diskussionen,<br />
räumt Endl ein: „Einerseits ist – gemessen<br />
am Gesamtbestand an Fahrzeugen – noch ein<br />
„In Niederösterreich sieht die<br />
Bauordnung bereits jetzt vor,<br />
dass bei neuen Bauprojekten<br />
Anschlüsse für Ladeinfrastruktur<br />
mitgeplant werden müssen.“<br />
Birgit Wildburger,<br />
Smatrics<br />
bescheidener Anteil an Elektrofahrzeugen<br />
in unserem Land unterwegs und daher der<br />
konkrete Bedarf in der Regel – noch – überschaubar.<br />
Andererseits sind die Kosten bei der<br />
Errichtung natürlich ein Thema.“ Bei einer<br />
großzügigen Ausstattung mit KFZ-Ladestationen,<br />
die rasches Laden mehrerer Fahrzeuge<br />
gleichzeitig ermöglichen, sind entsprechend<br />
hohe Strom-Anschlusswerte unabdingbar –<br />
mit den entsprechenden Herstellungs- und<br />
Anschlusskosten. „Bei E-Bikes ist das naturgemäß<br />
deutlich einfacher und über "normale"<br />
Steckdosen und Hausanschlüsse machbar.“<br />
Baurechtliche Aspekte<br />
E-Stellplätze vorgesehen<br />
Elektromobilität und "lokal emissionsfreies<br />
Fahren" sind in den Ballungszentren aber<br />
jedenfalls ein riesiges Zukunftsthema, Ladestationen<br />
vorzusehen daher aus Nachhaltigkeits-,<br />
aber natürlich auch aus Marketinggründen<br />
eine echte Notwendigkeit, ist der ÖRAG-<br />
Vorstand überzeugt. Bei Wohnprojekten im<br />
Eigentum wird in der Minimalvariante eine<br />
Leerverrohrung bei den KFZ Stellplätzen vorbereitet,<br />
damit der Ladeanschluss im Bedarfsfall<br />
unkompliziert hergestellt und mit dem<br />
Wohnungszähler verbunden werden kann.<br />
„Im urbanen Raum geht der Trend stark in<br />
Richtung Carsharing – bei großen Projekten<br />
werden entsprechende Stell- und Ladeplätze in<br />
der Garage eingeplant“, so Endl weiter. Bei Bürogebäuden<br />
werden im Neubau üblicherweise<br />
ca. 10 Prozent der Stellplätze mit Lademöglichkeiten<br />
ausgestattet: „Derzeit ist das in der Regel<br />
ein jedenfalls ausreichender Anteil. Sollte die<br />
Anzahl der E-Autos in den nächsten Jahren<br />
stark zunehmen, werden die Netzbetreiber<br />
vor der Herausforderung stehen, die gesamte<br />
Netz-Infrastruktur entsprechend aufzurüsten.<br />
Damit das E-Auto nicht nur ein Feigenblatt<br />
für Umweltschutz ist, wird man auch die Produktion<br />
sauberen Stroms deutlich ausbauen<br />
müssen“, blickt Endl in die Zukunft. Schlaues<br />
Lademanagement, Integration der E-Autos in<br />
das gesamte Gebäude-Energiesystem, Nutzung<br />
lokal erzeugter Sonnenergie mit Zwischenspeicherungslösungen<br />
– „es gibt eine große<br />
Anzahl von Lösungsansätzen“, so Endl. Für ihn<br />
Die Ausführung der elektrischen Installationen für Elektro-Ladeinfrastruktur für E-Mobile<br />
ist entsprechend der geltenden ÖVE-Vorschriften, ÖNORMEN und TAEV6 herzustellen und<br />
muss durch einen konzessionierten Elektrofachbetrieb erfolgen. In diesem Zusammenhang<br />
sind je nach Anschlussleistung ggf. weitere elektrotechnische Gesetzesmaterien zu beachten<br />
(z.B. ElWOG, Länder-ElWOGs, Starkstromwegegesetze etc.).<br />
Bei der Ladung von Elektrofahrzeugen in geschlossenen Garagen ist das Thema Belüftung<br />
zu beachten. Hier ist zwischen der Ladung von modernen Lithium-Ion-Batterien und Blei-<br />
Säure-Batterien zu unterscheiden. Bei modernen Elektrofahrzeugen werden Lithium-Ion-<br />
Batterien eingesetzt, bei denen die Hersteller garantieren, dass während des Ladevorgangs<br />
keine Ladegase austreten. Somit ist Laden von E-Fahrzeugen mit modernen Lithium-Ion-<br />
Batterien in geschlossenen Räumen unbedenklich. In einigen Bundesländern verlangt die<br />
Baubehörde eine Hinweisbeschilderung „Laden verboten für E-Fahrzeuge mit Blei-Säure-<br />
Traktionsbatterien“, wodurch weitere Belüftungsmaßnahmen entfallen. Die anzuwendenden<br />
Bauvorschriften besagen in Bezug auf die Erstellung von Elektro- Ladeinfrastruktur für<br />
Heimladung (Langsamladung), dass diese in den meisten Bundesländern bewilligungsfrei<br />
ist. Eine übersichtliche Darstellung von Genehmigungsverfahren für Ladeinfrastruktur für<br />
Elektrofahrzeuge liefern folgende Dokumente des Bundesministeriums für Verkehr,<br />
Innovation und Technologie:<br />
„Leitfaden Genehmigung Ladeinfrastruktur für Betriebe“ (https://www.bmvit.gv.at/verkehr/elektromobilitaet/downloads/eTankstelle_leitfaden_betriebe.pdf)<br />
„Leitfaden Genehmigung Ladeinfrastruktur für Private“<br />
(https://www.bmvit.gv.at/verkehr/elektromobilitaet/downloads/eTankstelle_leitfaden_<br />
private.pdf)<br />
Quelle: e7 marktanalyse/WU Wien<br />
102 BauTecFokus
liegt derzeit die größte Herausforderung noch<br />
in den Kosten: „Konventionelle Fahrzeuge mit<br />
Verbrennungsmotor sind noch viel billiger.“<br />
Offene Fragen<br />
Die nachträgliche Herstellung von Ladeinfrastruktur<br />
ist eine große Herausforderung und<br />
mit Sicherheit deutlich teurer als der Einbau<br />
im Zuge eines Neubaus, glaubt auch der ÖRAG-<br />
Vorstand: „Einerseits geht es dabei um die<br />
Schaffung der nötigen Zuleitungen inklusive<br />
der Kosten für allenfalls nötige Grabe- und<br />
Stemmarbeiten. Das Vorhandensein der<br />
nötigen Anschlusswerte kann auch für den<br />
Netzbetreiber eine Herausforderung sein.<br />
Andererseits gilt es auch, juristische Fragen<br />
zu berücksichtigen: Wer bezahlt die Herstellungskosten<br />
in einer Wohnhausanlage im<br />
Wohnungseigentum? Kann ein Mieter eine<br />
Nachrüstung erwirken? Sobald ein in die<br />
Jahre gekommenes Gebäude durchgreifend<br />
saniert wird, bietet es sich an, den Einbau von<br />
entsprechenden Ladeinrichtungen gleich mit<br />
einzuplanen.“<br />
n<br />
Anzuwendende Bauvorschriften<br />
BUNDESLAND<br />
ALLGEMEINE VORSCHRIFTEN<br />
DERZEIT ANGEWANDTE BAUVERFAHREN FÜR<br />
E-LADESTATIONEN 3<br />
IM FREIEN<br />
IN GEBÄUDEN/GARAGEN<br />
BGLD<br />
E-Ladestationen sind im Burgenländischen BauG nicht explizit genannt, werden<br />
aber als Bauwerke mit Ver- und Entsorgungsleitungen verstanden. Diese sind<br />
gemäß §1 Abs. (2) Z. 4 des Burgenländischen BauG vom Geltungsbereich<br />
ausgenommen. Somit bedarf es keiner Bewilligung bei Errichtung einer<br />
Ladestation, sofern keine ergänzenden Bauten wie z.B. Fundamente miterrichtet<br />
werden.<br />
Frei ohne<br />
Fundament,<br />
Bewilligung falls<br />
mit Fundament<br />
Frei<br />
KTN<br />
Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungs- oder<br />
Anzeigepflicht nach Kärntner Bauordnung. Davon eingeschlossen<br />
sind auch Ladestationen, die mit einem Fundament ausgeführt werden.<br />
Frei<br />
Frei<br />
Ladepunkte und Ladestationen für beschleunigtes<br />
Laden sind meldepflichtig.<br />
NÖ<br />
Ladepunkte und Ladestationen für beschleunigtes Laden sind<br />
meldepflichtig gemäß §16 Abs. 1 Z. 6 NÖ BO 2014.<br />
Zu berücksichtigen ist eine<br />
Hinweisbeschilderung<br />
„Laden verboten für E-Fahrzeuge<br />
mit Blei-Säure-Traktionsbatterien“<br />
gemäß Leitfaden (2015). http://<br />
www.ecoplus.at/sites/default/files/<br />
leitfaden- zur-errichtung-vonladestationen-fuer-e-<br />
fahrzeuge.pdf<br />
OÖ<br />
Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach<br />
OÖ Baurecht. Davon eingeschlossen sind auch Ladestationen, die mit einem<br />
Fundament ausgeführt werden.<br />
Frei<br />
Frei<br />
SBG<br />
Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach<br />
Salzburger Baurecht, auch nicht für jene, die mit Fundament ausgeführt werden.<br />
Eine Bewilligungspflicht besteht allerdings, falls gemäß Baupolizeigesetz 1997 §2<br />
Abs. 1 Z2 das Vorhaben z.B. Auswirkungen auf die Brandsicherheit haben kann.<br />
Frei<br />
Frei<br />
Bei Vorhaben mit größerer<br />
Ladeleistung sollte jedenfalls mit der<br />
Baubehörde Kontakt aufgenommen<br />
werden (Brandschutz).<br />
Fotos: Smatrics, 6b47<br />
Quelle: Scenari Immobiliari- Istituto Indipendente di Studi e Ricerche<br />
STMK<br />
T<br />
VBG<br />
W<br />
Gemäß §3 Z. 7 Stmk. BauG sind E-Ladestationen, soweit es sich nicht um<br />
betretbare Gebäude handelt, vom Anwendungsbereich des Stmk.<br />
BauG ausgenommen. Es ist also keine gesonderte Baubewilligung notwendig.<br />
Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach Tiroler<br />
Baurecht. Die Errichtung bzw. Änderung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge<br />
mit Ausnahme von Gebäuden sind jedenfalls anzeigepflichtig (§21 Abs. 2 lit. g<br />
Tiroler BauO).<br />
E-Ladestationen sind im Vorarlberger BauG nicht explizit genannt. Sie werden<br />
in der Regel als sonstige ortsfeste technische Einrichtungen (§2 Abs. 1 lit. e)<br />
zu qualifizieren sein, die, sofern sie nicht die Sicherheit oder Gesundheit von<br />
Menschen gefährden oder Nachbarinnen und Nachbarn belästigen können, freie<br />
Bauvorhaben sind.<br />
Die Schaffung von Ladeplätzen im Inneren von Bauwerken, auch von Garagen,<br />
bedarf einer Bauanzeige gemäß §62 Abs. 1 Z. 4 der Bauordnung für Wien<br />
(BO). Ladestationen für Elektrofahrzeuge (Stromtankstellen) auf öffentlichen<br />
Verkehrsflächen sind gemäß §62a Abs. 1 Z. 10 BO bewilligungsfrei. Sofern<br />
Ladestationen in Form von Säulen, Lichtmasten udgl. sonst im Freien errichtet<br />
werden, ist für diese im Sinne des §62a Abs. 1 Z. 25 dann keine Bewilligung<br />
erforderlich, wenn sie eine Höhe von 3 m nicht überschreiten.<br />
Frei<br />
Anzeigepflichtig<br />
360<br />
Frei<br />
Frei<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
103
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
Mehr als ein Stellplatz<br />
Ein gutes Parkhaus ist mehr als ein Dach überm Auto. Es ist im Idealfall ein durchdachtes,<br />
nutzerfreundliches System. In der Planung ist vor allem Flexibilität gefragt, da nicht alle zukünftigen<br />
Mobilitätskonzepte absehbar sind.<br />
Autor: Erika Hofbauer<br />
104 BauTecFokus
„Flexibilität in der Planung ist<br />
gefragt, da nicht alle zukünftigen<br />
Mobilitätskonzepte absehbar sind."<br />
Fotos: XXX<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
105
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
E<br />
in Parkhaus ist heutzutage nicht<br />
mehr nur ein Platz, wo man sein<br />
Fahrzeug abstellen kann. Das<br />
wäre mittlerweile schon zu wenig<br />
an Mehrwert, weiß man bei Parkraummanagement-Anbieter<br />
Goldbeck Parking. Das<br />
seit 2017 auch in Österreich tätige deutsche<br />
Unternehmen setzt bei dieser Assetklasse auf<br />
Zusatznutzen: zuverlässige Leit- und Kontrollmechanismen,<br />
differenzierte Nutzungsdaten-<br />
Erfassung, Cash Management, technische und<br />
personelle Sicherheitssysteme, eine über 24<br />
Stunden besetzte Parkleitzentrale. Mithilfe<br />
dieser Grundpfeiler einer modernen Parkraumbewirtschaftung<br />
soll aus einer einfachen<br />
Immobilie ein intelligenter Mobilitäts-Hub<br />
werden. Am Wiener Hauptbahnhof beispielsweise<br />
setzt Goldbeck Parking ein interdisziplinäres<br />
Mobilitätskonzept mit dem Fokus<br />
auf Services und Dienstleistungen rund ums<br />
Parken um: Einfache Buchungssysteme für<br />
verwandte Dienste, E-Ladestationen für Elektrofahrzeuge,<br />
Car- und Bikesharing, sicheres<br />
Aufbewahren von Fahrrädern sowie erweiterte<br />
„Grätzeldienste“ sollen die Benutzererfahrung<br />
unterstützen. Wie steht es generell<br />
um das Marktpotenzial dieser vielfältigen<br />
Assetklasse? Matthias Prichzi, Prokurist der<br />
Goldbeck Parking GmbH, findet Garagen und<br />
Parkhäuser ganz besonders spannend: „Zwar<br />
verändert sich aktuell das Mobilitätsverhalten<br />
der Menschen, es wird aber die persönliche<br />
Flexibilität und dadurch die persönliche Mobilität<br />
immer ein wichtiger Bestandteil bleiben.“<br />
Prichzi glaubt an unterschiedliche Ausprägungen<br />
zwischen Stadt und Land und auch an<br />
„Beim Parken ist der<br />
Wohlfühlfaktor für<br />
den Kunden ganz<br />
wesentlich.“<br />
Matthias Prichzi,<br />
Prokurist Goldbeck Parking<br />
unterschiedliche Veränderungsgeschwindigkeiten,<br />
aber: „Der Trend ist der gleiche.“ Das<br />
Interesse ist seiner Wahrnehmung nach bei<br />
Investoren und Errichtern daher steigend. „Bei<br />
der Standortentwicklung bin ich der Meinung,<br />
dass nicht die Entwicklungen im Bereich Car<br />
Sharing oder eMobility den Standort beeinflussen,<br />
sondern dass der Standort auf das jeweils<br />
angefragte Angebot reagieren muss."<br />
Garage der Zukunft<br />
Goldbeck ist im Schlüsselfertigbau als Goldbeck<br />
Rhomberg und in der Parkraumbewirtschaftung<br />
mit Goldbeck Parking am österreichischen<br />
Markt vertreten. Prokurist Prichzi: „Aktuell<br />
realisieren wir mehrere Parkdeckprojekte<br />
in unserer Systembauweise und erweitern unser<br />
Portfolio an bewirtschafteten Parkflächen<br />
laufend.“ Die Garage der Zukunft wird noch<br />
„ein wenig brauchen“, aber über kurz oder lang<br />
werden die Autos autonom einfahren, ist der<br />
Goldbeck-Prokurist überzeugt: „Nach meinem<br />
Gefühl wird die Technologie dafür weniger im<br />
Parkdeck zu finden sein, sondern wird in den<br />
Fahrzeugen integriert sein.“ Goldbeck hat zu<br />
diesem Thema mehrere Kooperationsprojekte<br />
mit namhaften Partnern aus der Industrie am<br />
Laufen: „Wie überall sonst auch ist beim Parken<br />
der „Wohlfühlfaktor“ für den Kunden ganz<br />
wesentlich.“ Zur effizienten Auslastung des<br />
bestehenden Parkraums arbeite man bei Goldbeck<br />
aktuell mit mehreren Bauträgern und<br />
Immobilieneigentümern zusammen, um die<br />
Parkräume für eine breitere Nutzerfamilie zu<br />
öffnen und dadurch Leerstände zu reduzieren,<br />
erzählt Prichzi: „Weiters haben wir uns dem<br />
Thema Mobilität verschrieben und versuchen,<br />
aus unseren Parkdecks und Garagen Mobility<br />
Hubs zu machen – also nicht nur Stellplätze zur<br />
Verfügung zu stellen, sondern gebündelt und<br />
mit niedrigschwelligem Zugang ausgestattete<br />
Services und Dienstleitungen anzubieten.“<br />
Software Tools<br />
So kommen in den von Goldbeck bewirtschafteten<br />
Parkdecks verschiedene Video- und<br />
Sprachkomponenten zum Einsatz. Diese<br />
ermöglichen direkte Hilfestellung durch die<br />
Leitstelle auf Kundenanfragen vor Ort, sorgen<br />
für optimierte und berührungslose Parkraumbewirtschaftung<br />
(z.B. Kennzeichenerkennung)<br />
und stärken das Wohl- und Sicherheitsgefühl<br />
des Kunden, ist man bei Goldbeck überzeugt.<br />
Mit der unternehmenseigenen Parking App<br />
werden die Endkundenservices auf ein mobiles<br />
Endgerät gebündelt und ergänzen ein<br />
ganz spezielles e-commerce-System: Stellplätze<br />
können so einfach und schnell gebucht<br />
sowie die entsprechenden Verträge online<br />
abgeschlossen werden. Die erforderlichen<br />
Parkkarten erreichen die Kunden per Post – ein<br />
zusätzlicher Weg zum Parkraumbewirtschafter<br />
entfällt. Auch das energieautarke Parkhaus<br />
ist keine Zukunftsvision mehr: Die Kombination<br />
aus gebäudeintegrierten Solaranlagen<br />
und Elektrotankstellen bietet schon heute ein<br />
hohes Wirtschaftlichkeitspotenzial, heißt es<br />
weiter. Der Einsatz von Photovoltaikanlagen<br />
auf den verfügbaren Dachflächen erzeugt und<br />
speichert Strom für den Eigenbedarf. Durch<br />
Rückeinspeisung überschüssiger Energie in<br />
das lokale Netz verringert das Parkdeck den<br />
106 BauTecFokus
„Als wirtschaftliches<br />
Nachnutzungskonzept<br />
für Garagen bietet sich<br />
die Lagernutzung.“<br />
„Garagen und Parkhäuser<br />
übernehmen<br />
bereits heute zahlreiche<br />
neue Funktionen<br />
und werden sich künftig<br />
weiter zu Mobility<br />
und Logistic Hubs<br />
wandeln.“<br />
Stefan Sadleder,<br />
Geschäftsführer Apcoa<br />
Parking Österreich<br />
Generell sieht er aufgrund der sich nun rasant<br />
entwickelnden Digitalisierung auch in „seinem“<br />
Metier einen Wettbewerbsvorteil für die<br />
europaweit tätigen Marktteilnehmer, da nur<br />
diese die Ressourcen aufbringen werden können,<br />
die notwendig sind, um an eigenständigen<br />
und zukunftsweisenden Technologien zu<br />
arbeiten. Und diese sind künftig erforderlich.<br />
„Die Entwicklungen rund um die Trends Urbanisierung,<br />
Digitalisierung und Mobilität haben<br />
alle einen starken Einfluss auf unser Geschäft“,<br />
so Sadleder weiter: „Garagen und Parkhäuser<br />
übernehmen bereits heute zahlreiche neue<br />
Funktionen und werden sich künftig weiter zu<br />
Mobility und Logistic Hubs wandeln.“ Zu den<br />
zusätzlichen Funktionen neben dem Parken<br />
zählen das Laden von E-Fahrzeugen, die Stationierung<br />
von Car Sharing Fahrzeugen, Forecourt<br />
Management für autonome Fahrzeuge<br />
oder als Logistikzentren für die Verteilung von<br />
Gütern auf der letzten Meile. Sadleder: „Mit<br />
unserem Traffic Management System leisten<br />
wir darüber hinaus einen wichtigen Beitrag<br />
zur Reduktion von CO2 Emissionen – Stichwort<br />
Reduktion von Parksuchverkehr und intelligentes<br />
Taxi Management an Verkehrsknoten<br />
wie Flughäfen, Bahnhöfen oder Häfen.“<br />
CO2-Ausstoß und trägt neben reduzierten<br />
Energiekosten auch noch zum Umweltschutz<br />
bei. Kann ein Parkhaus auch einmal anderen<br />
Nutzungszwecken dienen? Goldbeck-Prokurist<br />
Prichzi: „Die Umnutzung von Parkdecks in<br />
andere Assetklassen erscheint mir persönlich<br />
als schwierig. Die bautechnischen, bauphysikalischen<br />
und widmungstechnischen Anforderungen<br />
unterscheiden sich ja grundsätzlich.“<br />
Zukunftsweisende Technologien<br />
Investoren finden Österreich interessant. Auch<br />
in Sachen Parkraumbewirtschaftung. „Hier<br />
suchen internationale Partner schnell passende<br />
Lösungen“, erzählt Stefan Sadleder, Geschäftsführer<br />
von Apcoa Parking Österreich.<br />
Transformationsprozess<br />
Für den Apcoa-Geschäftsführer sind die Trends<br />
Urbanisierung, Digitalisierung und Innovation<br />
im Rahmen der Mobilität relevant und sorgen<br />
aktuell für einen Transformationsprozess in<br />
der Parkbranche. „Wir möchten in Europa die<br />
Zukunft der Mobilitätsbranche mitgestalten<br />
und Endkunden ein möglichst reibungsloses<br />
Mobilitätserlebnis ermöglichen.“ Dazu habe<br />
man bereits jetzt eine offene, skalierbare und<br />
digitale (API basierte) Plattform geschaffen:<br />
„Darauf basierend haben wir für Endkunden<br />
eine neue App entwickelt und bereits in<br />
Deutschland eingeführt, die ein Parken ohne<br />
Ticket, ohne Bargeld und ohne Stress ermöglicht.<br />
Schon seit Mai sind in Deutschland über<br />
200 Parkhäuser mit über 100.00 Stellplätzen<br />
über dieses System verfügbar. Aktuell ist der<br />
Roll-out in allen 13 europäischen Märkten und<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
107
Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />
„Künftig sehe ich die<br />
Digitalisierung des Parkvorganges<br />
als die größte<br />
Herausforderung.“<br />
Ernst Gassner,<br />
Geschäftsführer UBM<br />
Development Österreich<br />
neue Funktionen wie die Parkplatzreservierung<br />
oder Bezahlfunktionen für Straßenparken<br />
geplant. Die neue Plattform ermöglicht<br />
darüber hinaus neue Geschäftsmodelle und<br />
Kooperationen in den Bereichen E-Mobilität,<br />
Car-Sharing und Space-Sharing für Logistikdienstleistungen“,<br />
so Apcoa-Geschäftsführer<br />
Sadleder. Erstes Beispiel ist die Kooperation<br />
mit Volkswagen, wo das digitale Parkservice<br />
Apcoa Flow 1,5 Millionen Leasingkunden aus<br />
dem VW-Konzern zugänglich gemacht wurde.<br />
Der Roll-out für dieses Produkt in Österreich ist<br />
momentan in Vorbereitung.<br />
Glaubt er an eine sinnvolle Konvertierung von<br />
Garagen & Parkhäusern? Sadleder: „Garagen<br />
zu Wohnbauten umzuwandeln, kann nur eine<br />
aufwändige Lösung weit weg vom Optimum<br />
sein. Wir beraten unsere Geschäftspartner jedenfalls<br />
dahingehend, im Zuge der Errichtung<br />
die spätere Ausstattung mit Lademöglichkeiten,<br />
passenden Zutrittskonzepten für externe<br />
Nutzer von Car-Sharing und Space-Sharing-<br />
Konzepten sowie eine teilweise Umnutzung<br />
für zukünftige urbane Micro-Logistik-Systeme<br />
vorzusehen.“<br />
Parken beeinflusst Kosten<br />
Auch für Bauträger und Developer ist das<br />
Thema Parken ein großes. „Vor allem durch<br />
die räumliche Nachverdichtung in allen europäischen<br />
Großstädten ist Parken ein wichtiges<br />
Kriterium“, erzählt Ernst Gassner, Geschäftsführer<br />
von UBM Development Österreich. Aus<br />
Investorensicht: „Natürlich zählen, wie auch<br />
im Wohnbau und in der Assetklasse Büro,<br />
Lage und Frequenz zu den entscheidenden<br />
Einflussfaktoren für eine Kaufentscheidung<br />
der Investoren. Ein wesentlicher Einflussfaktor<br />
auf die Gestaltung und damit auch auf die<br />
Errichtungskosten ist eMobility. Dieser Faktor<br />
muss beim Neubau von Garagen auf jeden Fall<br />
berücksichtigt werden.“<br />
Zu Wiens größten aktuellen Stadtentwicklungsgebieten<br />
zählt das Areal rund um den<br />
Hauptbahnhof Wien. Einen Teil davon bildet<br />
das Quartier Belvedere Central (QBC). UBM-<br />
Geschäftsführer Gassner: „Auf einer Fläche<br />
von rund 130.000 Quadratmetern entstehen<br />
sechs oberirdische Bauteile QBC 1 bis QBC 6<br />
„In Zukunft ist auch die<br />
Garage entsprechend<br />
mit Breitbandkapazität<br />
und perfekter Kommunikationsverbindung<br />
auszustatten.“<br />
Walter Hammertinger,<br />
Geschäftsführer IC Development<br />
108 BauTecFokus
„eMobility muss<br />
beim Neubau von<br />
Garagen auf jeden Fall<br />
berücksichtigt werden.“<br />
mit Büros, Wohnungen, Hotels und Serviced<br />
Apartments sowie eine Tiefgarage mit rund<br />
680 PKW Stellplätzen, die teilweise fertiggestellt<br />
ist.“ In der Planungsphase war es besonders<br />
wichtig, sowohl den Zukunftstrend<br />
der eMobility als auch den größtmöglichen<br />
Komfort für die Kunden zu berücksichtigen,<br />
erzählt Gassner. So wurden einzelne PKW<br />
Stellplätze mit einer E-Tankstellen-Funktion<br />
ausgerüstet und weitere Stellplätze so vorinstalliert,<br />
dass bei einer steigenden Nachfrage<br />
nach E-Tankstellen die Kapazität sehr rasch<br />
ausgebaut werden kann. „Um den Komfort<br />
wesentlich zu erhöhen, haben wir ein „Comfort<br />
Parking“ System umgesetzt. Damit ist<br />
ein bequemes Ein- und Ausparken sowie Einund<br />
Aussteigen gewährleistet – und zwar<br />
ohne zusätzlichen Flächenverlust. Künftig<br />
sehe ich die Digitalisierung des Parkvorganges<br />
als die größte Herausforderung“, betont<br />
der UBM-Chef. Er ist davon überzeugt, dass<br />
es auch längerfristig Bedarf an Parkgaragen<br />
und -häusern geben wird: „Dies auch deshalb,<br />
weil in den Ballungsräumen sowohl die Einwohnerzahl<br />
als auch der PKW-Bestand unverändert<br />
steigen. Die Herausforderung ist<br />
hier, langfristig Vorkehrungen zu treffen, um<br />
auf einen Rückgang des Individualverkehrs<br />
flexibel reagieren zu können.“ In der Umnutzung<br />
z.B. in Büro- und Wohnhäuser sieht er<br />
wenig Phantasie, schon alleine aufgrund der<br />
geringen Geschoßhöhen in den Garagen: „In<br />
der Planung hält man sich allerdings die Option<br />
offen, später Stellplätze zu Lagerflächen<br />
umwandeln zu können.“<br />
Autofrei?<br />
Besonders spannend findet auch Walter Hammertinger<br />
das Thema „Garage der Zukunft“.<br />
Der Geschäftsführer der IC Development und<br />
Viertel Zwei-„Erfinder“ stellt sich dazu verschiedene<br />
Fragen: „Wie muss eine Garage in<br />
zehn Jahren aussehen? Welche Anforderungen<br />
werden Entwicklungen wie Elektromobilität,<br />
autonomes Fahren oder Automated Valet<br />
Parking an die Garage stellen? Das beschäftigt<br />
uns aktuell bei unseren neuen Projekten im<br />
Viertel Zwei wie Korso, Grünblick oder Weit-<br />
blick. Rund 15.000 Menschen werden bis 2023<br />
in diesem Grätzel leben und arbeiten – dabei<br />
bleibt das Viertel an der Oberfläche weiter autofrei.“<br />
Darum sind die Anforderungen an die<br />
Garage der Zukunft vielfältig: Dauerparker,<br />
Kurzparker, Anlieferung, Carsharing, Müllentsorgung<br />
und vieles mehr. Hammertinger:<br />
„Hier braucht es durchdachte Konzepte. Dabei<br />
ist Flexibilität in der Planung gefragt, da nicht<br />
alle zukünftigen Mobilitätskonzepte absehbar<br />
sind.“ Das bedeutet u.a. auch, die Stützen in<br />
der Garage auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
Auch die Vernetzung ist der Erfolgsschlüssel<br />
in Zukunft und von daher ist auch die Garage<br />
entsprechend mit Breitbandkapazität und<br />
perfekter Kommunikationsverbindung auszustatten,<br />
so der IC Development-Geschäftsführer.<br />
Zur Nachnutzung fällt ihm auch<br />
etwas ein: „Unter anderem bietet sich als<br />
wirtschaftliches Nachnutzungskonzept für<br />
Garagen eine Lagernutzung an. Das Thema<br />
innerstädtische Logistik – Last Mile Hub – ist<br />
auch noch eine Nutzungsalternative für Tiefgaragen.“<br />
n<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
109
Bauen & Technik<br />
An die<br />
Sommerhitze<br />
denken<br />
Gebäudeplanung. Als Ergebnis einer Dissertation an der TU Wien<br />
steht ein Simulationstool kostenlos zur Verfügung, mit dem man die<br />
Temperaturentwicklung in Wohnräumen während hochsommerlicher<br />
Hitzeperioden bereits im Zuge der Planung abschätzen kann.<br />
W<br />
enn es im Hochsommer<br />
in der überhitzten Wohnung<br />
kaum noch auszuhalten<br />
ist, nützt oft nur<br />
noch die Flucht ins Freibad. Bauliche Maßnahmen<br />
zu setzen, um die Temperaturentwicklung<br />
zu kontrollieren, ist nachträglich<br />
oft kaum noch möglich und wenig wirksam<br />
– abgesehen vom Einbau einer Klimaanlage.<br />
Man kann allerdings von vornherein darauf<br />
achten, dass das Problem gar nicht erst entsteht:<br />
Bei der Planung neuer Gebäude lassen<br />
sich zahlreiche Maßnahmen anwenden und<br />
sinnvoll kombinieren, um Wohnräume im<br />
Sommer angenehm kühl zu halten. Als Ergebnis<br />
einer an der TU Wien durchgeführten<br />
Dissertation steht nun kostenlos und für die<br />
Allgemeinheit frei zugreifbar ein Raumsimulationstool<br />
zur Verfügung, mit dem man<br />
schon im Planungsprozess einer Überhitzung<br />
von Räumen während Hitzeperioden<br />
gezielt entgegensteuern kann. Da dieses<br />
Tool auch dazu geeignet ist, die Gründe<br />
von Überhitzungen zu analysieren und die<br />
Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen zu<br />
quantifizieren, ist es durchaus nicht nur für<br />
den Bereich der Bauplanung, sondern auch<br />
allgemein von Interesse.<br />
Sommerhitze ist kompliziert<br />
„Die Temperaturentwicklung in einem Raum<br />
während sommerlicher Hitzeperioden hängt<br />
von vielen Einflüssen ab, die sehr komplex<br />
zusammenhängen“, sagt Joachim Nackler,<br />
der sich im Rahmen seiner Dissertation bei<br />
Professor Klaus Krec, Institut für Architektur<br />
und Entwerfen, intensiv mit diesem Thema<br />
beschäftigt hat. „Gebäudestandort und Orientierung<br />
des Raumes spielen genauso eine<br />
Rolle wie die Größe und Art der Fenster, die<br />
Nutzung von Verschattungseinrichtungen<br />
oder Wärmequellen im Raum, wie etwa elektrische<br />
Geräte.“ Auch die Baukonstruktion<br />
selbst, etwa die Wärmespeicherfähigkeit der<br />
verwendeten Materialien, beeinflusst die<br />
Temperaturentwicklung maßgeblich.<br />
„Bisher war es nur Spezialfachleuten möglich,<br />
die Temperaturentwicklung in einem Raum<br />
schon während der Planung abzuschätzen“,<br />
erklärt Joachim Nackler. „Man benötigte teure<br />
Spezialprogramme und auch die lieferten oft<br />
keine verlässlichen Ergebnisse, weil sie teil-<br />
weise mit vereinfachten Normverfahren arbeiteten,<br />
anstatt auf fundierte, physikalische<br />
Simulationen zu setzen.“<br />
Daher wurde nun das Programm „Thesim<br />
3D“ entwickelt – speziell abgestimmt auf die<br />
Bedürfnisse von Architekten und Planern.<br />
Es generiert automatisch eine physikalisch<br />
fundierte thermische Gebäudesimulation<br />
und berechnet den Temperaturverlauf der<br />
Raumluft sowie der Oberflächen im Raum.<br />
Gleichzeitig wurde auf eine einfache Eingabe<br />
und eine selbsterklärende Benutzeroberfläche<br />
Wert gelegt.<br />
Erfahrung sammeln<br />
„Der große Vorteil ist, dass der Zusammenhang<br />
zwischen Ursache und Wirkung bei der<br />
Planung auf einen Blick erfasst werden kann“,<br />
110 BauTecFokus
Fotos: Fotolia<br />
sagt Joachim Nackler. „Man kann ganz leicht<br />
ausprobieren, wie sich bauliche Maßnahmen,<br />
etwa Fenstergröße, Art der Verglasung oder<br />
Verschattung, auf den Tagesverlauf der im<br />
Raum empfundenen Temperatur auswirken.“<br />
„Bisher war es nur Spezialfachleuten<br />
möglich, die Temperaturentwicklung<br />
in einem Raum schon während der<br />
Planung abzuschätzen.“<br />
Joachim Nackler, Disserdant<br />
Besonders wichtig ist, dass das Programm<br />
die Auswirkung der Bauweise und der damit<br />
verknüpften Wärmespeicherfähigkeit der Baukonstruktion<br />
auf das sommerliche Temperaturverhalten<br />
sehr genau abbildet. „So kann das<br />
Programm auf fast spielerische Weise schon im<br />
Planungsprozess wichtige Erfahrungen in Hinblick<br />
auf thermische Optimierung vermitteln“,<br />
betont Nackler.<br />
In einem Testlauf wurde „Thesim 3D“ bereits<br />
im Zuge von Joachim Nacklers Dissertation von<br />
50 Experten in Österreich, Deutschland und<br />
der Schweiz auf seine Benutzerfreundlichkeit<br />
getestet und als „ausgezeichnet“ bewertet. „Wir<br />
erwarten und hoffen daher, dass Thesim 3D als<br />
allgemein und kostenlos zugängliches Tool im<br />
Internet positive Auswirkungen auf die Planungspraxis<br />
hat und damit Teil der dringend<br />
notwendigen Entwicklung einer zukunftsfähigen<br />
Baukultur ist“, sagt Joachim Nackler.<br />
Service: Thesim 3D steht unter www.thesim.at<br />
kostenlos zur Verfügung.<br />
n<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
111
Bauen & Technik<br />
Wellen aus Holz<br />
Holzbau. Der Mactan Cebu International Airport auf den<br />
Philippinen ist Asiens einziges Flughafengebäude, dessen Tragwerk<br />
und Dachstruktur komplett aus Holz gefertigt wurden. Produziert<br />
und montiert von Rubner Holzbau am niederösterreichischen<br />
Standort Ober-Grafendorf.<br />
Foto: Rubner Holzbau<br />
112 BauTecFokus
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
113
Bauen & Technik<br />
D<br />
ie Erweiterung des zweitgrößten<br />
Flughafens der Philippinen um<br />
einen neuen Terminal mit einer<br />
Fläche von 65.000 Quadratmetern<br />
ist termingerecht fertiggestellt worden. Das Besondere<br />
am Terminal 2 des Mactan Cebu International<br />
Airport: In ganz Asien gibt es kein weiteres<br />
Flughafengebäude, dessen Tragwerk und Dachstruktur<br />
komplett aus Holz gefertigt wurden.<br />
4.500 Kubikmeter Brettschichtholz wurden für<br />
die innen wie außen architektonisch prägende,<br />
wellenförmige Tonnendach-Tragstruktur mit<br />
einer Höhe von 15 Metern und Spannweite von<br />
30 Metern benötigt. Die dazu notwendigen 23<br />
Meter langen Bogenbinder-Hälften wurden von<br />
Rubner Holzbau am Standort Ober-Grafendorf<br />
vorgefertigt. Die Bauteile wurden in drei Tranchen<br />
über den Rhein-Main-Donau-Kanal und Antwerpen<br />
auf die Philippinen verschifft und in Lapu-Lapu<br />
City auf der Insel Mactan unter der Leitung von<br />
Rubner Holzbau in nur drei Monaten montiert.<br />
Weitgespannte Tonnendach-Tragstruktur<br />
Der dreigeschoßige Bau besteht aus einer<br />
zentralen, dreischiffigen Eingangshalle mit<br />
48, auf 74 erweiterbaren Check-in-Countern,<br />
dem größten Duty-free-Bereich in einem Abflugbereich<br />
auf den Philippinen, einem Spa,<br />
Restaurants, Bars und vielem mehr. Die seitlich<br />
anschließenden Gebäudeflügel setzen die<br />
wellenförmige Dachkonstruktion als Symbol<br />
für die Brandung an Mactans Küsten fort und<br />
bieten Zugang zu den Gates. Der Ankunftsbereich<br />
befindet sich im Erdgeschoß und im<br />
zweiten Geschoß, der Abflugbereich im ersten<br />
Geschoß. Natürliche Materialien finden sich im<br />
gesamten Terminalbereich. So kommt neben<br />
unterschiedlichen Holzarten an den Wänden<br />
der sanitären Anlagen Moos aus Italien zum<br />
Einsatz. Der polierte Steinbodenbelag mit glitzernden<br />
Perlmutteinlagen soll den Sand an den<br />
sonnigen Stränden Cebus symbolisieren.<br />
Vorleistungen mit Testaufbau<br />
Überzeugend für das Auftraggeber-Konsortium<br />
waren laut Rubner Holzbau die umfangreichen<br />
Vorleistungen. Im Rahmen eines<br />
Design+Build-Vertrages wurden dem Angebot<br />
bereits detaillierte Konstruktionspläne<br />
beigelegt. Vor Start der eigentlichen Produktion<br />
wurde am Standort Ober-Grafendorf als<br />
vertrauensbildende Maßnahme in die Kompetenz<br />
und Leistungsfähigkeit ein Testaufbau<br />
mit einigen Brettschichtholzbögen<br />
Fotos: Rubner Holzbau<br />
WELLENFÖRMIGE TONNENDACH-TRAGSTRUKTUR MIT EINER HÖHE VON 15 METERN UND SPANNWEITE VON 30 METERN<br />
114 BauTecFokus
DAS TRAGWERK IST AUF HOHE ERDBEBEN- UND WINDLASTEN AUSGELEGT.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
115
Bauen & Technik<br />
in Originalgröße zur Begutachtung und Abnahme<br />
durch die Auftraggeber realisiert.<br />
Hohe Erdbeben- und Windlasten<br />
Die Hauptanforderungen an das Tragwerk resultieren<br />
aus den hohen Erdbeben- und Windlasten.<br />
Stürme können in der Hurrikansaison<br />
Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h erreichen.<br />
„Die Herausforderung in der Konstruktion ist<br />
die Ausführung der Gebäudefugen für die Bewegungen<br />
im Erdbebenfall sowie die Verankerung<br />
der Hauptträger am Betonbau, da der Aussteifungsverband<br />
in 6,5 Meter Höhe endet und<br />
nicht bis zum Boden geführt werden konnte“,<br />
so Anton Wanas, verantwortlicher Projektleiter<br />
bei Rubner Holzbau in Ober-Grafendorf. „Neben<br />
unserer technischen Kompetenz konnten wir<br />
damit überzeugen, international Projekte auch<br />
rechtlich, kaufmännisch und vertraglich auf<br />
höchstem Niveau und unter den jeweils regional<br />
gültigen Rahmenbedingungen umsetzen zu<br />
können“, ergänzt Roman Fritz, Geschäftsführer<br />
von Rubner Holzbau. Gebaut wurde übrigens<br />
nicht nach asiatischen, sondern europäischen<br />
Normen, die weltweit zu den strengsten zählen.<br />
Für Rubner Holzbau war dies der größte Auftrag<br />
in der Unternehmensgeschichte für eine Konstruktion<br />
aus Brettschichtholz.<br />
Holzkonstruktion schlägt Stahlbau<br />
Der Terminal 2 war von den Planern in Hongkong<br />
ursprünglich auf Stahlbau ausgerichtet.<br />
Man wollte den ankommenden und abfliegenden<br />
Gästen jedoch etwas Besonderes bieten,<br />
Besucher in einer ganz speziellen, ressortähnlichen<br />
Atmosphäre empfangen und verabschieden.<br />
In einer lichten Architektur und den<br />
Baumaterialien sollten sich „Freundlichkeit,<br />
Offenheit und Warmherzigkeit der Kultur der<br />
Philippinen“ widerspiegeln. Die Wahl fiel aus<br />
„gestalterischen, ökologischen und traditionellen<br />
Gründen auf den nachhaltigsten aller<br />
Baustoffe, Holz“, wie Rubner Holzbau erklärt.<br />
Die Holzverarbeitung ist seit Jahrhunderten auf<br />
den Philippinen stark verankert.<br />
Der Mactan Cebu International Airport war<br />
das erste Public-Private-Partnership-Projekt<br />
des philippinischen Staates mit einer internationalen<br />
Betreibergesellschaft. Der Flughafen<br />
ist der zweitgrößte auf den Philippinen und<br />
fungiert als Gateway zu den touristischen und<br />
wirtschaftlich aufblühenden Inseln im Süden.<br />
Mit dem neuen Terminal wurde die Kapazität<br />
auf jährlich 12 Millionen Passagiere mehr als<br />
verdoppelt. Der Flughafen zählt nun zu den modernsten<br />
in Südostasien.<br />
n<br />
GEBAUT WURDE NICHT NACH ASIATISCHEN, SONDERN EUROPÄISCHEN NORMEN<br />
Fakten, Größen & Mengen<br />
Bauherr:<br />
Konsortium GMR MEGAWIDE Cebu Airport<br />
Corporation (GMCAC), Philippinen<br />
Architekt:<br />
IDA – Integrated Design Associates<br />
Ltd., Hongkong<br />
Holzbau:<br />
Rubner Holzbau Ober-Grafendorf,<br />
Österreich<br />
Terminalfläche: 65.000 m2<br />
Brettschichtholz: ca. 4.500 m3 in Fichte<br />
Hauptträger: 800/12.780 mm<br />
Bogenhöhe:<br />
15 m über dem fertigen Fußboden<br />
Spannweite: 30 m<br />
Montagebeginn Holzbau:<br />
Anfang Dezember 2016<br />
Fotos: Rubner Holzbau<br />
116 BauTecFokus
Rubner Holzbau<br />
Individuelle Großbauten in Holz sind die Kernkompetenz von<br />
Rubner Holzbau. Pro Jahr entstehen an den Produktionsstandorten<br />
etwa 300.000 Quadratmeter Dach-, Wand- und Fassadenelemente<br />
sowie rund 85.000 Kubikmeter Sonderbauteile aus<br />
Brettschichtholz. Damit zählt das Südtiroler Unternehmen zu<br />
den führenden Ingenieurholzbauunternehmen Europas. Die<br />
werkseitige, zertifizierte Vorfertigung der Holzbauelemente unter<br />
Werkstattbedingungen und große Kapazitäten an drei Produktionsstandorten<br />
ermöglichen eine flexible Anlieferung der Bauelemente<br />
„just-in-time“.<br />
Rubner Holzbau ist Teil der Rubner Gruppe. Die Geschäftsfelder<br />
Holzindustrie, Ingenieurholzbau, Objektbau, Holzhausbau und<br />
Holztüren decken vom Rohmaterial aus dem eigenen Wald bis<br />
zum fertigen Objekt alle Prozesse und Arbeitsschritte einer lückenlosen<br />
vertikalen Wertschöpfungskette ab. Der Familienbetrieb in<br />
vierter Generation beschäftigt in Italien, Österreich, Deutschland<br />
und Frankreich etwa 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
117
Bauen & Technik<br />
Magische<br />
Glasfassaden<br />
Senkfronten. Sie gleiten auf Knopfdruck geräuschlos<br />
nach unten und öffnen magisch den Raum. Die Kollegger<br />
Metallbau GmbH aus der Steiermark hat sich als Partner<br />
der HIRT swiss descending windows bestens etabliert.<br />
W<br />
enn die Architektur das<br />
Verschmelzen von innen<br />
und außen erlaubt, sorgen<br />
Glasfassaden, die per<br />
Knopfdruck im Untergeschoß verschwinden,<br />
für Begeisterung. Und das weltweit in den<br />
unterschiedlichsten Klimazonen. Die randlose<br />
Transparenz ist beeindruckend: Keine Naht,<br />
kein Pfeiler, nichts stört den Ausblick.<br />
Das steirische Unternehmen Kollegger Metallbau<br />
hat erfolgreich schon viele Senkfront-Projekte<br />
rund um den Globus umgesetzt und ist<br />
seit der Gründung der Schweizer HIRT swiss<br />
descending windows AG 2016 Teilhaber des<br />
Schweizer Unternehmens. Geschäftsführer<br />
Josef Kollegger ist nicht immer am Firmensitz<br />
im steirischen St. Radegund anzutreffen. Er<br />
ist beruflich viel unterwegs. Von Moskau bis<br />
Texas, von den Bermudas oder Doha bis Wien<br />
reicht das Einsatzgebiet seiner Projekte.<br />
Gefragter Außenbereich<br />
Die Senkfronten funktionieren mit Fassaden<br />
aus den unterschiedlichsten Materialien, auch<br />
aus Metall, Stein oder Holz, und sind sowohl<br />
in Privathäusern als auch in Geschäftsgebäuden,<br />
allen voran in der Gastronomie, im<br />
Einsatz. Neben ihrer beeindruckenden Optik<br />
vergrößern Senkfronten binnen Sekunden<br />
die bewirtschaftete Außenfläche. Was eben<br />
noch ein normaler Innenplatz war, ist jetzt ein<br />
gefragter Platz im Freien. In<br />
Breitengraden, wo das Wetter<br />
nicht immer outdoortauglich<br />
ist, sind Senkfronten aus Glas<br />
oder Fassadenmaterial eine<br />
willkommene Lösung – auch in<br />
Österreich. Das Restaurant Aiola<br />
auf dem Grazer Schlossberg<br />
ist so ein Referenzprojekt und<br />
auch das Seecafe in Velden, wo<br />
die erste Ecklösung realisiert<br />
wurde.<br />
20 Meter Länge<br />
„Für jedes Objekt wird ein Unikat<br />
entworfen und gefertigt.<br />
Der Quadratmeterpreis startet<br />
bei 3.500 Euro und kann je<br />
nach Ausführung auch bis<br />
zum Doppelten gehen“, erklärt Kollegger.<br />
Die größte bis jetzt realisierte Senkfront hat<br />
eine Länge von 20 Metern und ein Gewicht<br />
von 7.500 Kilogramm. „Aber mehr ist immer<br />
möglich“, wird betont. Bis zu einer Größe von<br />
40 Quadratmetern Fläche können Standard-<br />
Komponenten eingesetzt werden.<br />
Das kleine Modell HIRT SF 90 hat eine Breite<br />
und eine Höhe von je maximal 6 Metern und<br />
eine Fläche von maximal 18 Quadratmetern.<br />
Das maximale Gewicht beläuft sich auf 1.500<br />
Kilogramm. Das Modell HIRT SF XL dagegen<br />
ist quasi unlimitiert und kann gigantische<br />
Maße erreichen.„Die Maße hängen lediglich<br />
von den Standortbedingungen und den Ausmaßen<br />
des Schachtraumes ab", so Kollegger.<br />
Weshalb auch mehrere Fronten aneinandergereiht<br />
werden könnten.<br />
Platz im Untergeschoß<br />
Für den Technikraum – als Parkraum für die<br />
geöffnete Senkfront und für die Unterbringung<br />
des Gegengewichts – wird im Untergeschoß<br />
Platz benötigt. Dort befinden sich auch<br />
Motor, Antriebswelle sowie Kompressor und<br />
118 BauTecFokus
„Openair-Feeling<br />
der besonderen Art“<br />
Fotos: Hirt<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
119
Bauen & Technik<br />
Pneumatik. Für geringe Wassermengen, die<br />
sich in der dafür vorgesehenen Rinne in der<br />
Senkfront sammeln, muss ein Ablauf oder eine<br />
Pumpe eingerichtet werden.<br />
Dank thermisch getrennter Bauweise sind,<br />
je nach Glas, Wärmedurchgangswerte bis<br />
U-Wert Fenster UW0,75 W/m2K möglich,<br />
verweist Kolleger auf eine hervorragende<br />
Wärmedämmung.<br />
Bei der Ausführung stehen eine große Auswahl<br />
und Kombinationsmöglichkeiten zur<br />
Verfügung: Vollflächig fensterverglaste<br />
Glasfüllung, mit Eingangstüren, Hebeoder<br />
Schiebfenstern, mit Sprossen oder als<br />
Ganzglasfassade, mit Holzelementen oder<br />
Mauerwerk. Bewegt werden die Senkfronten<br />
elektromechanisch mit einem Gewichtsausgleichsystem<br />
und können bei einem<br />
Stromausfall natürlich auch manuell bedient<br />
werden. Die Wartung der Steuerung kann via<br />
Modem von der Ferne aus erfolgen.<br />
Inspiration<br />
Übrigens: Ludwig Mies van der Rohe war es,<br />
der die erste Senkfront der Geschichte bauen<br />
ließ. Die Villa Tugendhat in Brünn entstand<br />
um 1930 und gilt als Meilenstein der modernen<br />
Architektur. Zur Straße hin ein unscheinbarer<br />
Pavillon, doch Richtung Süden – mit<br />
Blick über die Altstadt von Brünn – öffnet sich<br />
eine riesige Fensterfront, die sich versenken<br />
lässt. Hier holte sich Stefan Hirt die Inspiration<br />
für HIRT swiss descending windows. n<br />
Fotos: Hirt<br />
SCHWELLENLOSE ELEGANZ<br />
Diese Schwelle ist absolut eben,<br />
barrierefrei, begehbar, befahrbar,<br />
belastbar. Als Sonderfertigung<br />
können auch andere Materialien<br />
— Holz, Stein oder ein individueller<br />
Bodenbelag — verwendet werden.<br />
120 BauTecFokus
„Versenkbare<br />
Glasfassaden“<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
121
Bauen & Technik<br />
Lizenz zum Betonieren<br />
Bauen im hochalpinen Raum. Eine neue Attraktion aus Beton soll nicht nur James Bond Fans<br />
nach Sölden locken: die Installation „007 Elements“. Hoch oben am und im Berg bietet<br />
die Erlebniswelt nun kalte Einblicke in die Abenteuer des Geheimagenten.<br />
122 BauTecFokus
Foto: Christoph Noesig<br />
SCHEINBAR GEKIPPTER BAUKÖRPER<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
123
Bauen & Technik<br />
Ü<br />
ber einen kleinen Pfad zwischen<br />
dem Gourmet-Gipfelrestaurant<br />
ice Q auf 3.048<br />
Metern Seehöhe und der<br />
aufsteigenden Felswand des Gaislachkoglgipfels<br />
erreicht man das Portal der neuen<br />
Bond-Erlebniswelt in Sölden. Der aus sieben<br />
Elementen bestehende und über Rampen<br />
verbundene Bau ist nur zu einem kleinen Teil<br />
sichtbar. Der größte Teil des Museums befindet<br />
sich im Berginneren. Analog zu einem<br />
Geheimversteck verteilt sich die Installation<br />
„007 Elements“ unterirdisch auf 1.300 Quadratmeter<br />
und eines wird beim Betreten gleich<br />
klar: Auf einem Alpengipfel dieser Höhe<br />
ist es kalt, man befindet sich schließlich auf<br />
über 3.000 Metern. Selbst coole Bond-Enthusiasten<br />
sollten warme Kleidung tragen – auch<br />
in den Sommermonaten herrschen hier niedrige<br />
Temperaturen. Die Entscheidung des<br />
Innsbrucker Architekten Johann Obermoser,<br />
auf den Einsatz von Klimatisierung bewusst<br />
zu verzichten, war nach eigenen Angaben<br />
auch Teil des Designkonzeptes. Die Location<br />
und die umliegende Natur im hochalpinen<br />
Raum sollten in den Innenräumen ständig<br />
präsent sein. Zudem wird der sensible Permafrost<br />
nicht gefährdet. Mit seinen nüchternen,<br />
reduzierten Räumlichkeiten will der Tiroler<br />
Architekt an die Formenklassiker des legendären<br />
Bond-Designers Ken Adam erinnern.<br />
Das Ambiente ähnelt auch dem Quartier,<br />
das der MI6 nach Skyfall und in Spectre im<br />
Londoner Untergrund bezog. Der architektonische<br />
Charakter wird von der reduzierten<br />
Wahl der Materialien geprägt: Beton und<br />
Stahl. Insgesamt 350 Tonnen Stahl und 2.700<br />
Kubikmeter Beton. Ausstellungsräume und<br />
Einrichtungsgegenstände bestehen aus<br />
schalreinem Beton. Große Türen aus rostfreiem<br />
Stahl (Black Inox) sollen die Übergänge<br />
zwischen den Raumkuben betonen,<br />
während perforierte schwarze Stahlpaneele<br />
für abgehängte Decken und schalltechnische<br />
Verkleidungen gewählt wurden.<br />
Schwierige Betoneinbringung<br />
Eine große Herausforderung bei der Planung<br />
und beim Bau des Museums war vor allem<br />
die geologische Situation, wie Obermoser erzählt.<br />
Viele tausend Kubikmeter Stein mussten<br />
aufwändig bewegt werden. Vor allem auf<br />
die Ausführung des Fundaments wurde viel<br />
Augenmerk gelegt. Dabei galt es vor allem,<br />
den im Sommerhalbjahr auftauenden Permafrost<br />
sowie die wechselnden extremen Windund<br />
Wetterbedingungen übers ganze Jahr zu<br />
berücksichtigen.<br />
„Betoniert wurde bei bis zu minus 28 Grad,<br />
was nur möglich war, weil die Schalungen<br />
beheizt wurden“, erklärt Baumeister Franz<br />
Thurner, der auch schon das ice Q auf den<br />
„Betoniert wurde<br />
bei bis zu minus<br />
28 Grad.“<br />
Baumeister Franz Thurner<br />
Berg stellte und die Gaislachkoglbahn errichtete.<br />
Bevor die Kälte zugeschlagen hat, wurde<br />
der Beton mit entsprechenden Lkws bis zur<br />
Mittelstation transportiert, umgeladen und<br />
mit allradgetriebenen Fahrmischern mit<br />
Kettenausstattung an die Baustelle gefahren.<br />
Dies war übrigens nur bei trockener Straße<br />
möglich, so Thurner. Ab <strong>Herbst</strong> wurde der<br />
Beton bis zum Tiefenbachgletscher transportiert,<br />
um eine möglichst geringe Höhendifferenz<br />
zum Einbauort herzustellen. Zwei Helikopter<br />
flogen den Beton dann zum Gipfel. Die<br />
Kräne, mit denen der Beton eingebaut wurde,<br />
124 BauTecFokus
NÜCHTERN REDUZIERTE RÄUMLICHKEITEN<br />
Foto: KRISTOPHER GRUNERT, Wolfgang Lackner<br />
MEDIENTECHNIK: HIGH-END INSTALLATIONEN<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
125
Bauen & Technik<br />
ALPENKULISSE TRIFFT ARCHITEKTUR<br />
konnten wegen des frühen Schneefalles im<br />
<strong>Herbst</strong> nicht mehr abgebaut werden und<br />
wurden daher im Winter am Gipfel zwischengelagert.<br />
Somit waren sie im Winter 2017/18<br />
Europas höchstgelagerte Baustellenkräne<br />
und konnten erst wieder im Frühjahr eingesetzt<br />
werden.<br />
„Die geologische<br />
Situation war eine große<br />
Herausforderung.“<br />
Architekt Johann Obermoser<br />
Kostspielige Technik<br />
Eröffnet wurde der futuristische Bau am 12.<br />
Juli dieses Jahres im Beisein der Schauspielerin<br />
Naomie Harris – sie spielte die Rolle der<br />
Moneypenny in „Spectre“ und „Skyfall“. Die<br />
Idee, die Kultfigur Bond für den Tourismus<br />
im Ötztal nachhaltig zu nutzen – der Tiroler<br />
Urlaubsort war im Jänner 2015 Drehort<br />
für den 24sten James-Bond-Film – stammt<br />
von Jakob Falkner, Geschäftsführer der<br />
Bergbahnen Sölden. Er holte sich auch die<br />
Zustimmung von EON Productions und Metro-Goldwyn-Mayer<br />
(MGM), die gemeinsam<br />
die Bond-Filmrechte besitzen. Die Gesamtkosten<br />
von rund 15 Millionen Euro tragen die<br />
Bergbahnen Sölden. Der Bau selbst wird mit<br />
rund 4,5 Millionen beziffert. Der restliche,<br />
größere Teil der Kosten entfällt auf die medientechnisch<br />
ausgeklügelten Installationen.<br />
Aufgrund der Seehöhe und der Kälte mussten<br />
spezielle Klimagehäuse für die Technik entwickelt<br />
werden. <br />
n<br />
Foto: KRISTOPHER GRUNERT, 007 Elements<br />
126 BauTecFokus
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<strong>Herbst</strong> 2018<br />
127
Bauen & Technik<br />
Energie-Kick<br />
Alternative Energiespeicherung. Als erstes Stadion<br />
der Welt sichert die Johan Cruijff ArenA, Heimat von<br />
AFC Ajax in den Niederlanden, ihre Energieversorgung<br />
durch ein Speichersystem aus neuen und gebrauchten<br />
Elektrofahrzeugbatterien.<br />
E<br />
in einzigartiges Projekt in den<br />
Niederlanden zeigt, wie die Speicherung<br />
von Energie alternativ<br />
funktionieren kann und die Wirtschaftlichkeit<br />
der Fahrzeugbatterien steigert.<br />
In der Johan Cruijff ArenA soll ein 3 Megawatt<br />
Batteriespeicher zur Energieversorgung dienen:<br />
„Dank des Energiespeichersystems kann<br />
das Stadion seinen selbst erzeugten Solarstrom<br />
nachhaltiger und intelligenter nutzen<br />
und die gespeichert Energie als `Amsterdam<br />
Energy ArenA BV´ an den Energiemärkten<br />
vermarkten“, sagt Henk van Raan, Director of<br />
Innovation bei der Johan Cruijff ArenA. Das<br />
System besteht aus bidirektionalen Wechselrichtern<br />
von Eaton und Elektroautobatterien.<br />
Ein großer Teil der Batterien war zuvor in Elektrofahrzeugen<br />
im Einsatz. Die Batterien haben<br />
das Ende ihres CO2-Lebenszyklus bereits<br />
erreicht und seien daher erheblich nachhaltiger<br />
als Systeme aus Neubatterien. Insgesamt<br />
sind Batteriezellen mit einer Kapazität von<br />
2,8 Megawattstunden verbaut. Das entspricht<br />
der Batteriekapazität von 148 Nissan Leafs.<br />
„Im Falle eines Stromausfalls steht der ArenA<br />
dank des Batteriespeichers zukünftig eine<br />
erhebliche Menge Energie zur Verfügung.<br />
Damit erhöht das Stadion seine Versorgungssicherheit<br />
und leistet darüber hinaus einen<br />
Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes in<br />
den Niederlanden und in Europa.“<br />
Flexible Speicherkapazität<br />
Der Energiespeicher übernimmt in der Johan<br />
Cruijff ArenA eine zentrale Rolle und soll den<br />
idealen Ausgleich von Energieangebot und<br />
-nachfrage schaffen. Mit einer Gesamtleistung<br />
von 3 Megawatt kann das Speichersystem<br />
die Energie der 4.200 Solarmodule auf<br />
dem Dach der ArenA optimal speichern und<br />
nutzen. Die Energie, die dabei gespeichert<br />
wird würde ausreichen, um 7.000 Amsterdamer<br />
Haushalte für eine Stunde mit Strom<br />
zu versorgen. Vor allem bei Großveranstal-<br />
Fotos: Jorrit Lousberg-Light at Work Photography<br />
128 BauTecFokus
INNOVATIV & NACHHALTIG<br />
Die John Cruijff ArenA in Amsterdam<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
129
Bauen & Technik<br />
tungen sorgt das Energiespeichersystem für<br />
Backup-Strom, reduziert den Einsatz von<br />
Dieselgeneratoren und entlastet das Stromnetz,<br />
in dem es die auftretenden Lastspitzen<br />
bei Konzerten verhindert.<br />
Neue Technologie<br />
Für den Betrieb des Energiespeichersystems<br />
kommt eine neuartige Hard- und Softwarelösung<br />
von The Mobility House zum Einsatz,<br />
die die Elektrofahrzeugbatterien intelligent<br />
managt. Auch die notwendigen Schnittstellen<br />
zum Energiemanagementsystem der ArenA<br />
und dem niederländischen Netzbetreiber<br />
TenneT wurden von The Mobility House entwickelt<br />
und eingebunden. Im nächsten Schritt<br />
sollen bis zu 200 uni- und bidirektionale Ladestationen<br />
in die Johan Cruijff ArenA integriert<br />
werden, um Elektrofahrzeuge mittels Vehicleto-Grid<br />
Anwendungen in das Stromnetz einzubinden.<br />
„Mit der eingesetzten Technologie<br />
vermarkten wir bereits heute weit über 2000<br />
Fahrzeugbatterien als Stationärspeichersysteme<br />
in unterschiedlichen Projekten an den<br />
Energiemärkten. Die Vorstufe Elektrofahrzeuge<br />
intelligent ins Netz zu integrieren, um<br />
Netzdienstleistungen zu erbringen, ist demzufolge<br />
heute schon technisch machbar. Die<br />
Energie- und Automobilwelt wird dadurch<br />
noch näher zusammenrücken und ebnet<br />
den Weg für innovative und nachhaltige Geschäftsmodelle“,<br />
sagt Thomas Raffeiner, CEO<br />
und Gründer von The Mobility House. n<br />
FLEXIBLE SPEICHERKAPAZITÄT<br />
Der 3 Megawatt Batteriespeicher ermöglicht<br />
eine nachhaltigere und intelligentere<br />
Nutzung des selbsterzeugten Solarstroms.<br />
Fotos: Jorrit Lousberg-Light at Work Photography<br />
130 BauTecFokus
Advertorial<br />
Smartes Heimkommen<br />
KONE Residential Flow. Eines der global führenden Unternehmen der Aufzugs- und Rolltreppenindustrie<br />
stellt seine neueste Produktlösung für Immobilienprojekte im Wohnsektor vor. Das Produkt bietet ein völlig<br />
neues Komfortlevel für Wohnungseigentümer und Bewohner, denn durch die Nutzung mobiler Technologien und<br />
Cloud-Lösungen werden Automatiktüren, Aufzüge, Informationskanäle und Gegensprechanlagen mittels einer<br />
Smartphone Applikation miteinander verbunden.<br />
Fotos: Kone<br />
F<br />
ür diese Entwicklung hat man mehr<br />
als 200 Facility Manager, Projektentwickler<br />
und Gebäudebewohner<br />
weltweit befragt, um ihre Wünsche<br />
und Herausforderungen betreffend den Personenverkehr<br />
im Wohnbereich in den Fokus<br />
zu rücken. Dabei stellte es sich heraus, dass<br />
es oft die Kleinigkeiten sind, die eine große<br />
Auswirkung auf den Komfortlevel der Bewohner<br />
haben: eine Tür zu öffnen, wenn man die<br />
Hände voller Einkaufstaschen hat oder eine<br />
Lieferung annehmen zu wollen, wenn man<br />
nicht zu Hause ist. Auch für Gebäudeeigentümer<br />
und Facility Manager bringt die Lösung<br />
mehr Flexibilität und Komfort mit sich, denn<br />
Gebäudeinformationen können leichter geteilt<br />
werden und Zutrittsrechte überall und jederzeit<br />
verwaltet und vergeben werden. So wird das<br />
Gebäude zum smartesten im Wohnbezirk und<br />
steigert so automatisch seinen Wert. KONE Access<br />
kontrolliert und öffnet Gebäudetüren und<br />
ruft automatisch einen Aufzug um den Bewohner<br />
zu seinem Stockwerk zu befördern – all das<br />
ohne einen klassischen Schlüssel verwenden<br />
zu müssen. KONE Visit inkludiert eine vernetzte<br />
Gegensprechanlage, die es Bewohnern<br />
ermöglicht, Besucher zu empfangen und ihnen<br />
per Smartphone App Zutritt zu gewähren. Hier<br />
bringt der Aufzug den Besucher ebenfalls direkt<br />
in das gewünschte Stockwerk. Bewohnern ist es<br />
zudem möglich, Zutrittsrechte in das Gebäude<br />
per Fernzugriff zu erteilen, was wiederum sehr<br />
hilfreich für Situationen wie Paketzustellungen<br />
ist. Das Online-Schlüsselmanagement unterstützt<br />
auch Hausverwaltung und Einsatzbereiche<br />
wie beispielsweise Kurzzeitvermietung.<br />
Mit dem KONE Information Paket können<br />
Facility Manager relevante, gebäudebezogene<br />
Informationen direkt per Push-Nachricht auf<br />
die Smartphones der Bewohner einspielen, und<br />
ebenso auf die Infobildschirme im Eingangsbereich<br />
und im Aufzug. KONE Residential Flow ist<br />
sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude<br />
verfügbar.<br />
n<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
131
Bauen & Technik<br />
Schneller und<br />
günstiger Mauern<br />
Bau-Roboter. Die Wienerberger AG will gemeinsam mit Fastbrick Robotics Limited<br />
Ziegellösungen entwickeln, mit denen Häuser schneller und günstiger gemauert werden<br />
können.<br />
E<br />
igentlich sieht Roboter Hadrian X<br />
gar nicht so spektakulär aus. Ist er<br />
aber. Der Roboter besticht durch<br />
ein, in der Baubranche noch recht<br />
einzigartiges Können. Er verbaut mehr als<br />
1000 Steine pro Stunde und soll ein kleineres<br />
Haus in nur zwei Tagen mauern. Üblicherweise<br />
benötigt man in traditioneller Bauweise<br />
dafür vier bis sechs Wochen. Hinter dieser zukunftsweisenden<br />
Roboter-Technologie steht<br />
Fastbrick Robotics Limited (FBR), ein an der<br />
australischen Börse gelistetes Unternehmen.<br />
Die Wienerberger Gruppe hat nun ein Partnerschaftsabkommen<br />
mit FBR unterzeichnet. Ziel<br />
der Partnerschaft sei die Entwicklung, Erprobung<br />
und Herstellung von Ziegeln, die speziell<br />
für den Bauroboter Hadrian X von Fastbrick<br />
optimiert sind. Diese sollen in Folge in einem<br />
Pilotprojekt in Europa getestet und bei einem<br />
erfolgreichen Abschluss gemeinsam mit dem<br />
Hadrian X auf Wienerberger-Märkten eingeführt<br />
werden.<br />
„Mit dem Hadrian X verfügen wir über eine<br />
zukunftsweisende Technologie, die den<br />
Wohnbau in weiten Teilen der Welt revolutionieren<br />
kann. Wir sind daher sehr glücklich,<br />
mit Wienerberger als größten Ziegelhersteller<br />
weltweit, einen global agierenden Partner<br />
gewonnen zu haben, um Ziegel für unseren<br />
Bauroboter zu entwickeln und unsere Technologie<br />
weiter zu skalieren. Diese Partnerschaft<br />
gibt uns in Zukunft die Möglichkeit,<br />
unseren Kunden einzigartige, auf ihre Märkte<br />
zugeschnittene Ziegellösungen zu bieten und<br />
sichert uns zudem die nachhaltige Versorgung<br />
mit speziell für den Hadrian X hergestellte<br />
Ziegeln", erklärt Mike Pivac, CEO von<br />
Fastbrick Robotics Limited<br />
Vollautomatisiert<br />
Das Robotik-Unternehmen Fastbrick entwirft,<br />
entwickelt und produziert dynamisch<br />
stabilisierte Roboter für die Bauindustrie. Der<br />
Bauroboter Hadrian X wurde für die Arbeit<br />
im Freien entwickelt und verwendet eine<br />
besondere, von Fastbrick entwickelte Stabilisierungstechnologie<br />
– Dynamic Stabilisation<br />
Technology (DSTTM). Dadurch ist es dem<br />
Hadrian X möglich, Bewegungen, die durch<br />
Wind, Virbrationen oder Gegenbewegungen<br />
verursacht werden, in Echtzeit zu messen und<br />
auszugleichen. So kann er vollautomatisiert<br />
Wohnbauten mit höchster Präzision und<br />
Qualität bei gleichzeitig optimiertem Materialeinsatz<br />
errichten, heißt es firmenseitig. Die<br />
Montage des ersten Hadrian X wurde im Sommer<br />
2018 abgeschlossen.<br />
Weniger Arbeitsaufwand<br />
„Die Bauindustrie steht in Zeiten der Digitalisierung,<br />
der hohen Nachfrage nach leistbarem<br />
Wohnraum und dem vorherrschenden<br />
Facharbeitermangel vor großen Herausforderungen.<br />
Gemeinsam mit Fastbrick wollen<br />
wir auf Basis der zukunftsweisenden Hadrian<br />
X-Technologie Lösungen entwickeln, mit<br />
denen Wohnraum schneller und günstiger realisiert<br />
werden kann. Und das bei gleichzeitig<br />
geringerem Ressourceneinsatz und weniger<br />
Arbeitsaufwand. Die Kooperation ist damit ein<br />
weiterer Schritt in unserer Strategie, unseren<br />
Kunden innovative Produkte, Dienstleistungen<br />
und Lösungen anzubieten“, sagt Heimo<br />
Scheuch, CEO der Wienerberger AG. n<br />
132 BauTecFokus
HADRIAN X BESTEHT AUS EINEM ROBOTERARM,<br />
der auf einem Lastwagen angebracht ist. Auf Basis von 3D-Modellen<br />
schneidet er die Ziegel selbst zu. Auf einem Förderband werden die<br />
Stücke dann an den Roboterarm weitergeleitet, der sie verlegt.<br />
„Hadrian X:<br />
Mehr als 1.000<br />
Ziegel pro Stunde.“<br />
HADRIAN X:<br />
Basierend auf einem 3D-CAD-Plan konstruiert der<br />
Bauroboter die Struktur eines Hauses mit Ziegeln.<br />
Dabei werden sämtliche Vorgänge vom System<br />
automatisch erledigt – unter anderem das Aufladen,<br />
Schneiden sowie die Platzierung der Ziegel.<br />
Fotos: Fastbrick Robotics Limited<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
133
Zu Tisch mit …<br />
Reinhard<br />
Poglitsch<br />
134 BauTecFokus
Experience Manager. Es war<br />
nicht ganz einfach, dann hat es<br />
aber doch geklappt. Reinhard<br />
Poglitsch, Commercial Director<br />
Continental Europe bei ISS World<br />
Services ist viel unterwegs. Der<br />
BauTecFokus hat ihn im Dstrikt<br />
Steakhouse im Ritz-Carlton<br />
getroffen.<br />
Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />
E<br />
in Steak – was sonst“, kommt es wie<br />
aus der Pistole geschossen. Poglitsch<br />
ist ein absoluter Steakliebhaber. Hier<br />
gebe es, seiner Meinung nach, das<br />
beste Steak der Stadt. Das Geheimnis sei der<br />
Holzkohlengrill. Für ein Steak stehe er auch selbst<br />
gerne in der Küche. „Wenn ich Zeit habe, koche<br />
ich sehr gerne.“ Doch Zeit ist Mangelware. Bis zu<br />
vier Flüge stehen pro Woche auf dem Programm.<br />
„Am Markt tut sich sehr viel“, meint Poglitsch<br />
– vor allem wenn man über die Grenzen schaut.<br />
Am heimischen, nationalen Markt herrsche<br />
business as usal, schaue man aber über die<br />
Grenzen hinweg, werde es interessant. „Vor<br />
allem dann, wenn es sich um länder- und regionenübergreifende<br />
Projekte handelt“, weiß der<br />
FM-Profi zu berichten. Aktuell ist der gebürtige<br />
Südburgenländer Commercial Director Continental<br />
Europe. „Wir haben bei ISS die Welt in<br />
vier Regionen aufgeteilt. Ich bin für den Vertrieb<br />
in 20 Länder, darunter auch Osteuropa<br />
und Israel verantwortlich.“ Israel, wird der<br />
Region Europa zugezählt – wie bei der UEFA<br />
ist man versucht zu sagen, der wahre Grund ist<br />
ganz ein anderer. „In jeder Region ist ein Exot<br />
dabei. Da geht es auch um Wissenstransfer, um<br />
Know-how-Transfer im positiven Sinne.“ Denn<br />
international gebe es kaum ein Projekt, das nur<br />
ein Land betreffe.<br />
Zu wenig Headquarter in Österreich<br />
Aus Sicht von Poglitsch sind UK und Deutschland<br />
die mit Abstand bedeutendsten Märkte.<br />
„Allein in Deutschland sind 300 der Top 500<br />
Unternehmen der Welt vertreten. Entweder<br />
durch das Europa-Headquarter oder ein Sub-<br />
Headquarter.“ Österreich habe hier kaum<br />
etwas zu bieten. „Was Headquarter betrifft,<br />
ist Österreich leicht zweistellig. Österreich hat<br />
REINHARD POGLITSCH<br />
COMMERCIAL DIRECTOR CONTI-<br />
NENTAL EUROPE BEI ISS WORLD<br />
SERVICES<br />
Nehmen Sie gern Risiko? Ja, absolut.<br />
SMS, WhatsApp oder Telefon? WhatsApp<br />
Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?<br />
Konsequent Dinge umzusetzen. Schwäche:<br />
Ungern nein zu sagen.<br />
Womit kann man Sie aus der Fassung<br />
bringen? Wenn sich Menschen überschätzen.<br />
Das kann im Berufsleben gefährlich<br />
werden.<br />
Bier – Wein- Champagner? Wein, ich bin<br />
Burgenländer.<br />
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?<br />
The Art of Action von Stephen Bungay<br />
Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen –<br />
welcher Sender läuft? Ö1<br />
Wenn ich heute zehn Millionen im Lotto<br />
gewonnen hätte, dann...würde ich bei<br />
ISS etwas leiser treten, nur mehr von Montag<br />
bis Donnerstag arbeiten und mich mehr<br />
um meine Familie kümmern.<br />
Mit welcher lebenden oder bereits<br />
verstorbenen Person würden Sie gerne<br />
einen Abend verbringen? Mit Falco. Er war<br />
für mich der Picasso der Musik und ist viel zu<br />
früh verstorben.<br />
Hund - Katze – Kanarienvogel? Hase<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
135
seinen Platz als Standort für CEE-Headquarters<br />
verloren. Viele ehemalige Headquarter sind<br />
woanders hingezogen.“<br />
Die Rahmenbedingungen in Österreich seien<br />
im internationalen Vergleich für internationale<br />
Firmenzentralen zu komplex, teuer und<br />
kompliziert. „Das kann auch Wien mit seiner<br />
Auszeichnung als lebenswerteteste Stadt nicht<br />
auffangen. Andere Länder bieten – gerade<br />
für Headquarter deutlich bessere steuerliche<br />
Rahmenbedingungen. Leider“, wie Poglitsch<br />
hinzufügt.<br />
Türkei geht durch die Decke<br />
Doch Poglitsch kann sich über mangelnde<br />
Aufgaben nicht beschweren. Seine Region<br />
zeichnet für 40 Prozent der im Konzern erwirtschafteten<br />
Wertschöpfung von 11 Milliarden<br />
Euro verantwortlich. „Auch wenn in Asien<br />
deutlich mehr Mitarbeiter beschäftigt sind“,<br />
wie Poglitsch betont. Wenn es um das Ranking<br />
geht, hat seine Region die Nase vorn.<br />
Die Türkei ist ein prosperierender<br />
Markt. „Der geht durch die<br />
Decke.“ „Die Türkei zählt<br />
seit Jahren zu den erfolgreichsten<br />
Ländern im<br />
Konzern. Heuer beträgt<br />
das organische Wachstum<br />
35 Prozent.“ Dieses<br />
würde allerdings durch die<br />
Inflation aufgefressen. „Das<br />
tut verdammt weh“, sieht Poglitsch die<br />
Entwicklung mit einem lachenden und einem<br />
weinenden Auge.<br />
Die liebste Beschäftigung ist Shopping<br />
Treiber 1 sei der Health & Care Bereich. Da<br />
werde nicht gekleckert, sondern ordentlich<br />
geklotzt. „Die Türkei hat im Health & Care Bereich<br />
einen Nachholprozess gestartet – gerade<br />
im stark fragmentierten Spitalsbereich. Da<br />
werden von Städten gemeinsam Regionalspitäler<br />
mit tausenden errichte.t“ Aber: „Ziel ist<br />
mit Ärzten und Pflegepersonal einzuziehen.<br />
Der Rest, wenn man hier von Rest sprechen<br />
darf, wird outgesourced. Dafür werden Dienstleister<br />
gesucht. Wir sind einer davon.“ Und der<br />
Treiber Nummer 2? „Das ist eindeutig Retail.<br />
Retail findet in der Türkei in einer anderen Dimension<br />
statt. Allein in Istanbul gibt es nicht<br />
ein Shopping-Center, in dem Louis Vuitton<br />
vertreten ist. Da gibt es gleich ein paar davon.<br />
Die liebste Beschäftigung in Istanbul ist und<br />
bleibt Shopping.“ Dazu kommen noch Produktionsbetriebe<br />
und Büroimmobilien. „Allen ist<br />
gemein, dass sie – auch bei der Reinigung – bereit<br />
sind für Qualität mehr zu bezahlen. Das ist<br />
ganz anders als in Mitteleuropa.“<br />
Ein Grund dafür ist aber auch die Tatsache,<br />
dass ganz andere Materialien verbaut sind. „Da<br />
gibt es Marmorfußböden und goldene Griffe<br />
oder Handläufe, die intensiver gepflegt werden<br />
müssen. Ein weiterer Wachstumstreiber ist der<br />
Bereich Security. „Der hat einen ganz anderen<br />
Stellenwert wie in Mitteleuropa. In Wien gibt<br />
es Security beinahe ausschließlich in High<br />
Street Shops – in der Türkei beinahe überall.“<br />
Fazit: ISS beschäftigt allein in der Türkei 7.000<br />
Mitarbeiter in diesem Teilsegment.<br />
Concierge-Service für Mitarbeiter<br />
Aus Kroatien hingegen habe man sich vor<br />
einige Jahren zurückgezogen. „Da gibt es nur<br />
Zagreb und im Süden Zadar. 6 bis 7 Monate<br />
Tourismus – unsere Stärken sind wiederkehrende<br />
Services und kein Projektgeschäft.“<br />
In Österreich ist der Bereich Pharma das<br />
am stärksten wachsende Segment.<br />
Da sei die Bereitschaft, sich<br />
mit Innovationen auseinanderzusetzen<br />
höher. Diese<br />
Unternehmen wollen sich<br />
auch auf ihr Kerngeschäft<br />
konzentrieren können. Alles,<br />
was nicht dazu gehört, wird externen<br />
Profis überlassen. „… und wir<br />
profitieren von dieser Entwicklung“, betont<br />
Poglitsch. „Im Pharmabereich gehe es für die<br />
Kunden auch darum, die besten Mitarbeiter zu<br />
finden, diese aber auch halten zu können. Für<br />
uns gilt es herauszufinden, welchen Beitrag Facility<br />
Management dazu leisten kann, dort zu<br />
unterstützen. Wie kann Facility Management<br />
ein Unternehmen so attraktiv gestalten, dass<br />
sie bleiben. Da ist man ganz schnell weg vom<br />
reinen Servicegeschäft. Das hören wir in jüngster<br />
Vergangenheit immer wieder. Machen sie<br />
uns einen Vorschlag. Wie können wir unser<br />
Unternehmen attraktiver machen.“ Aber wie<br />
macht man das?<br />
„Wir definieren sogenannte Touchpoints.<br />
Welche Berührungspunkte hat der Mitarbeiter<br />
mit dem Unternehmen – und welche Qualität<br />
erwartet er dann. Diese Erwartungen können<br />
von Büro zu Büro, aber auch Mitarbeiter zu<br />
Mitarbeiter verschieden sein. Wir begleiten<br />
den Mitarbeiter in seinem Tagesablauf im<br />
Büro. Das sind zum Teil ganz simple Dinge. Für<br />
136 BauTecFokus
Mitarbeiter mit einem eigenen Fahrzeug oder<br />
einem Dienstfahrzeug kann es zum Beispiel<br />
wichtig sein, einen eigenen Parkplatz zu haben.<br />
Gibt es ein Parkleitsystem – auch für Kunden<br />
wichtig – ist der Parkplatz sauber, sind die<br />
Grünflächen in Ordnung.“ Ein ganz wichtiges<br />
Thema ist auch die Verpflegung – Liebe geht<br />
halt auch durch den Magen. „Der Kaffee ist<br />
ein absolutes Topthema geworden“ – und geht<br />
über spezielle Dienstleistungen<br />
wie Bügelservice bis hin zu Paketdiensten.<br />
Man ist fast versucht<br />
zu sagen: „Dienstleistungen, die<br />
in einem Top-Hotel vom Concierge-Service<br />
übernommen<br />
werden.“ Wobei – kommt<br />
Poglitsch noch einmal auf das<br />
Thema Kaffee zurück – es keine Seltenheit<br />
ist, dass Unternehmen Kaffeemaschinen um<br />
10.000 bis 15.000 Euro anschaffen und den<br />
Kaffee aus Privatröstereien beziehen. Er selbst<br />
trinkt am liebsten Filterkaffee. „Starken Filter-<br />
kaffee mit ein wenig Milch.“ Gerade die Verpflegung<br />
hat international einen ganz neuen<br />
Stellenwert bekommen. „In Skandinavien ist<br />
es keine Seltenheit mehr, dass Michelin-Sterneköche<br />
in Betriebsküchen stehen. Was sind<br />
schon Mehrkosten von ein paar Tausend Euro<br />
im Monat für einen Superkoch.“ Dass es eine<br />
Betriebsverpflegung gibt, ist in Nordeuropa<br />
eine Selbstverständlichkeit, ebenso dass die<br />
Kosten vom Unternehmen übernommen<br />
werden.<br />
Dass derartige Services sich erst<br />
ab einer kritischen Größe rechnen,<br />
versteht sich von selbst<br />
und ist vor allem dort umsetzbar,<br />
wo eine größere Anzahl an<br />
Mitarbeitern an einem Ort konzentriert werden.<br />
„Da sind die Einsparungseffekte gleich anders<br />
darstellbar“, so der FM-Profi. Für Poglitsch<br />
bewege sich Facility Management immer mehr<br />
in Richtung Human Resources. „Spätestens<br />
„In Skandinavien<br />
ist es keine<br />
Seltenheit mehr,<br />
dass Michelin-<br />
Sterneköche in<br />
Betriebsküchen<br />
stehen.“<br />
Reinhard Poglitsch<br />
2018<br />
10. Oktober 2018<br />
Austria Center Vienna<br />
www.pma.at<br />
über Zeit und Geschwindigkeit<br />
im Projektmanagement<br />
#pmafocus2018<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
137
2030 wird der FM-Manager gleichzeitig der<br />
Human Resources Manager sein. Es geht den<br />
Menschen in der Immobilie zu erfassen.“<br />
Man lernt aus Fehlern und korrigiert<br />
Poglitsch hat auch gleich ein Beispiel parat.<br />
„Das Logo eines Unternehmens steht auch<br />
für dessen Qualität. Wer bei Google arbeitet,<br />
will in einem schicken Büro sitzen und nicht<br />
in einem Hinterhof arbeiten. Er erwartet einfach<br />
mehr Qualität als bei einem anderen Unternehmen<br />
– auch von der Immobilie.“ – Und<br />
New World of Work? Neue Arbeitsformen gehören<br />
für Poglitsch einfach dazu, auch wenn<br />
man in einigen Unternehmen bereits wieder<br />
zurückrudert. „In einigen Fällen ist man zu<br />
weit gegangen. Man lernt aus Fehlern und<br />
korrigiert. Yahoo ist hier ein gutes Beispiel.<br />
Mitarbeiter, die nur zu Hause abreiten verlieren<br />
den Kontakt zum Unternehmen. Dies<br />
bedeute gleichzeitig, dass die Loyalität zum<br />
Unternehmen sinkt, die Wechselbereitschaft<br />
wird größer.“<br />
Eines aber ist auch klar, one size fits all – das<br />
ist nicht umsetzbar. „Alle Services werden in<br />
regelmäßigen Abständen abgefragt. Short and<br />
simple – sonst macht niemand mit.“ Die Zeiten<br />
allerdings, in denen jeder Mitarbeiter einen eigenen<br />
Schreibtisch hatte, die sind vorbei. „Untersuchungen<br />
zeigen, dass maximal 80 Prozent<br />
aller Mitarbeiter tatsächlich auch zum selben<br />
Zeitpunkt im Unternehmen sind.“<br />
„One size fits all – das ist nicht<br />
umsetzbar.“<br />
ISS<br />
ISS (Integrated Service Solutions) wurde 1901 in Kopenhagen gegründet und hat sich zu einem<br />
der weltweit führenden Unternehmen für Facility Services entwickelt. ISS bietet seinen Kunden<br />
ein breites Serviceportfolio: Reinigungsservices, Technische (Gebäude-) Services, Business<br />
Catering, Sicherheit Services, Support Services sowie Integrated Facility Services (IFS). ISS beschäftigt<br />
aktuell rund 500.000 Mitarbeiter und betreibt lokale Niederlassungen in mehr als 75<br />
Ländern in Europa, Asien, Nordamerika, Lateinamerika sowie im Pazifischen Raum. ISS betreut<br />
Privatkunden wie auch Kunden im öffentlichen Bereich.<br />
In Österreich ist ISS mit 12 Niederlassungen und rund 7.627 Mitarbeitern (Stand 01/2018) vertreten<br />
und damit einer der größten privaten Arbeitgeber Österreichs.<br />
Transparenz bei den Honoraren<br />
Diese Entwicklung werde auch dazu führen,<br />
dass sich die Branche weiter konsolidieren<br />
wird. „Es wird die Trennung, der auf Reinigung<br />
und ähnliche Services fokussierten FM-Unternehmen<br />
und jenen, die die Spezialisierung in<br />
Richtung Human Resources gehen, geben.“ Im<br />
unteren Bereich der Skala wird wohl weiterhin<br />
vermehrt über den Preis, am anderen Ende über<br />
die Qualität und Lösungen verkauft werden.<br />
„Diese Entwicklung ist bereits in einigen Ländern<br />
spürbar.“<br />
Transparenz heißt das neue Modell bei den<br />
Honoraren. „Die FM-Branche wird in Zukunft<br />
viel mehr bei den eigenen Honoraren ins Risiko<br />
gehen. Aufträge, bei denen 50 Prozent des<br />
Honorars auf Risiko gebucht werden.“ Einsparungspotential<br />
sieht Poglitsch in der gewachse-<br />
138 BauTecFokus
nen, aber nie evaluierten Supply Chain. Facility<br />
Management relevante Leistungen werden pro<br />
Standort bei unterschiedlichsten Lieferanten<br />
eingekauft. In einigen Fällen sogar von unterschiedlichen<br />
Abteilungen im Unternehmen<br />
selbst. Da sind in Einzelfällen schon mal 30<br />
Prozent drinnen.“ Eine derartige Vorgehensweise<br />
brauche eine exakte Kalkulation.“ Daher<br />
kommt der Performance- und Calculation-<br />
Excellence immense Bedeutung zu.<br />
Flache, gelebte Hierarchien<br />
Was macht die Stärke von ISS aus? „Flache,<br />
gelebte Hierarchien und schnelle Entscheidungswege.<br />
Wir sind in der Lage 200-Millionen-Euro-Projekte<br />
in einer halben Stunde in<br />
einem Bid- or No-Bid-Process zu entscheiden.<br />
Wollen wir den Kunden haben, haben wir<br />
die benötigten Ressourcen, können wir alle<br />
Aspekte, die der Kunde will abbilden“, bringt<br />
es Poglitsch auf den Punkt. „Es gibt 10 standardisierte<br />
Power-Point-Folien. In etwa rund 25<br />
Teilnehmer via Skype – nach 30 Minuten steht<br />
fest, ob wir es machen wollen oder nicht. Das<br />
geht aber auch nur weil alle Teilnehmer topvorbereitet<br />
in das Meeting gehen. Und man wird<br />
bald zum Buhmann, wenn man unangebrachte<br />
Fragen stellt, denn das kann nur heißen, dass<br />
man unvorbereitet in das Meeting gegangen<br />
ist.“ Aktuell werden so viele Projekte angefragt,<br />
dass man international 50 Prozent ablehnen<br />
muss. „Wir wollen keine Projekte halbherzig<br />
betreuen.“ Was nicht immer auf Verständnis<br />
auf Kundenseite stößt. „Dann hören wir oft:<br />
Wir sind Euch nicht wichtig genug. In allen<br />
Fällen, in denen wir ablehnen müssen, suchen<br />
wir in persönlichen Gesprächen zu erklären,<br />
warum. Auch das ist ISS-Kultur.“ Die flache<br />
Hierarchie zeigt sich auch im Büro. „Bei uns<br />
sitzt der Präsident bei seinen Mitarbeitern und<br />
holt sich seinen Kaffee wie jeder andere auch<br />
selbst. Sekretärinnen: Fehlanzeige. Selbst Jacob<br />
Götzsche, der Vorgesetzte von Poglitsch, der<br />
145.000 Mitarbeiter unter sich hat und einen<br />
Umsatz von 3,5 Milliarden Euro verantwortet,<br />
hat keine. Auch das sei ISS-Kultur.“<br />
Seit 30 Jahren im Unternehmen<br />
Entspannung findet der Fünfzigjährige, der<br />
bereits seit 30 Jahren für ISS tätig ist, bei Aktivitäten<br />
mit der Familie an seinem Wohnsitz im<br />
Südburgenland und beim Radfahren. Da kennt<br />
er kein Halten. „Ich habe 7 Stück in der Garage<br />
stehen – vom Straßenrennrad bis zum Mountainbike.“<br />
Noch fährt Poglitsch nicht elektrisch,<br />
aber das kann ja noch werden. Erste Überlegungen<br />
dazu gibt es bereits. Sein Lieblingsstück<br />
ist ein österreichisches SIMPLON-Rennrad<br />
aus Carbon. „Ich genieße die Stunden mit der<br />
Familie, denn unter der Woche ist Poglitsch unterwegs.<br />
„Bis zu 4 Flüge pro Woche sind keine<br />
Seltenheit“, kommentiert Poglitsch, der als<br />
Alarmanlageninstallateur in Graz bei ISS begonnen<br />
hatte. Seitdem kennt sein Karriereweg<br />
nur eine Richtung – aufwärts. Denn zwei Jahre<br />
später war er Leiter der Sicherheitstechnik, 5<br />
Jahre danach Leiter der Security-Regionaldirektion<br />
Steiermark Graz und unter anderem<br />
für die Kurzparkzonenbewirtschaftung in Graz<br />
verantwortlich. Zwischen 1997 und 2006 war<br />
Poglitsch am Aufbau der Märkte in Tschechien,<br />
Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien<br />
beteiligt. Zurück in Österreich war er für den<br />
Aufbau dort – in den vergangenen Jahren<br />
waren zahlreiche Unternehmen aufgekauft<br />
worden – mitverantwortlich. Vor zwei Jahren<br />
dann der große Karrieresprung. „Man bot mir<br />
an, den österreichischen Erfolgsweg im Bereich<br />
Commercial auf europäischer Ebene umzulegen.“<br />
Im Schnitt alle 2 Jahre ein neuer Job, im<br />
selben Unternehmen. Wer weiß, wo ihn der<br />
BauTecFokus das nächste Mal trifft.<br />
Zum Schluss nehmen wir – Sie haben es erraten<br />
– Kaffee. Starken Espresso. Ich „Schwarz“,<br />
ohne alles, mein Gegenüber mit einem Schuss<br />
Milch. Ob der Kellner nur deshalb hier arbeitet,<br />
weil der Kaffee ausgezeichnet ist? Eine interessante<br />
Frage. Beim nächsten Besuch hole<br />
ich mir eine Antwort.<br />
n<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
139
Rückblick Rubrik<br />
Martina K., ratlose Immobilienmanagerin<br />
140 72 ImmoFokus | <strong>Herbst</strong> 2017
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<strong>Herbst</strong> 2017 Sommer | ImmoFokus 2018 141 73
Bauen & Technik<br />
Matador<br />
für Große<br />
Baukastensystem. Mit den<br />
Ersatzräumlichkeiten des Parlaments rund um<br />
die Hofburg sorgte ein kreatives Bau-Team<br />
für erhöhte Aufmerksamkeit, auch in einer<br />
breiteren Öffentlichkeit. Lukas Lang Building<br />
Technologies (LLBT) nennt sich das Wiener<br />
Unternehmen, das mit einem Baukastensystem<br />
der besonderen Art Bauprojekten einen<br />
nachhaltigen Innovationsschub verschaffen will.<br />
Autor: Erika Hofbauer<br />
S<br />
tandardisiert und trotzdem individuell.<br />
So könnte man den<br />
„Lukas-Lang-Systembaukasten“<br />
kurz beschreiben. „Unser Modell<br />
ist ein standardisierter, gesamtheitlich<br />
durchdachter und abgestimmter Baukasten<br />
für schlüsselfertige Gebäude. Aus einer Vielzahl<br />
vordefinierter, industriell vorgefertigter<br />
Komponenten werden individuelle, schlüsselfertige<br />
Bauwerke in unterschiedlichster<br />
Konfiguration errichtet“, konkretisiert<br />
Christian Leitner, LLBT-Geschäftsführer und<br />
Sprecher des Unternehmens, das neuartige<br />
Konzept. Im Gegensatz zu Raummodulen<br />
(Container) oder Flächenmodulen (manuell<br />
vorgefertigte Wandscheiben) basiert der<br />
Systembaukasten auf flexiblen, kleinteiligen<br />
Bauteilen, wie Säulen, Träger- oder Fassadenelementen,<br />
die formschlüssig verbunden<br />
werden und jederzeit zerstörungsfrei lösbar<br />
und somit wiederverwendbar sind. „Die Produktion<br />
erfolgt auftragsunabhängig auf Basis<br />
von Gleichteilen, hoch automatisiert und<br />
qualitativ optimiert. Potentielle Fehler- und<br />
somit Kostenquellen, die sonst auf Baustellen<br />
Usus sind, werden somit ausgeschlossen und<br />
die Bauteile liegen jederzeit abrufbereit auf<br />
Lager“, führt Leitner die Vorteile des Baukastens<br />
aus.<br />
Vielfältigkeit in der Gestaltung<br />
Wesentliche Produktfeatures sind die<br />
Kleinteiligkeit des Bausystems, die zerstörungsfreie<br />
Lösbarkeit, die werterhaltende<br />
Wiederverwendung der standardisierten<br />
142 BauTecFokus
„Die Bauweise passt<br />
sich an die wechselnden<br />
Bedürfnisse der Nutzer an.“<br />
Christian Leitner, LLBT-Geschäftsführer<br />
Fotos: markus bstieler<br />
Bauteile, sowie die Trennung von Tragwerk<br />
und Gebäudehülle, so Leitner weiter: „Diese<br />
Eigenschaften erlauben eine vielfältige architektonische<br />
Gestaltung, da mit ein und denselben<br />
Teilen unterschiedlichste Architektur<br />
errichtet werden kann. Hinzu kommt eine<br />
hohe Flexibilität, wenn man nachträglich<br />
verändern möchte: Sei es in Richtung einer<br />
Erweiterung, Verkleinerung, Adaption oder<br />
auch einer veränderten Nutzung an einem<br />
anderen Ort.“ Das sei ein besonders wichtiger<br />
Aspekt, argumentiert der LLBT-Sprecher,<br />
denn durch die Wiederverwendung der<br />
Bauteile sei es möglich, die Lebenszykluskosten<br />
eines Bauwerkes sehr gering zu halten:<br />
„Die kleiner dimensionierten Bauteile<br />
erleichtern zudem die Logistik ungemein.<br />
So können beispielsweise alle Komponenten<br />
eines 40-Quadratmeter-Gebäudes in einem<br />
Container weltweit verschifft, dann mit einem<br />
gewöhnlichen LKW in die betreffende<br />
Region verbracht und schließlich mit einem<br />
Pritschenwagen an einem schwerzugänglichen<br />
Bauplatz in den Bergen transportiert<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
143
Bauen & Technik<br />
IM AUFBAU<br />
Jedes Modul wird<br />
je nach Kundenwunsch<br />
maßangefertigt.<br />
werden.“ Leitner selbst weiß um den USP<br />
„seiner“ Bauweise, obwohl Mitbewerber<br />
teilsweise ähnlichen, modularen Charakter<br />
haben. „Großteilige Flächenmodule oder<br />
Raumzellen werden zumeist projektspezifisch,<br />
teils maschinell, teils mit vielen manuellen<br />
Arbeitsschritten im Werk für eine<br />
bestimmte Gebäude- und Raumplanung,<br />
sprich Nutzungsart, vorgefertigt. Jedes Modul<br />
wird somit je nach Kundenwunsch ausge-<br />
stattet, sprich maßangefertigt und ist somit<br />
ein Prototyp. Verlassen die in der Planung<br />
exakt vordefinierten Flächenmodule oder<br />
Raumzellen einmal das Werk, sind nachträgliche<br />
Änderungen bei Bedarf nur bedingt bis<br />
gar nicht möglich“, lautet Leitners Begründung.<br />
Einmal auf der Baustelle angelangt,<br />
werden die großformatigen Flächenmodule<br />
oder Raumzellen anhand von Nägel, Spax-<br />
Schrauben, Kleber, Spachtel, Putze und Farben<br />
nach genauen Vorgaben fix miteinander<br />
verbunden und fertigestellt. „Daher sind Gebäude<br />
aus herkömmlichen Modulbauweisen<br />
während der Nutzung sowie in der Nachnutzung<br />
unflexibler als Bauwerke aus einem<br />
kleinteiligen System.“ Den „herkömmlichen“<br />
Konzepten fehlt somit Einiges: „Während<br />
der Nutzung fehlt es den bestehenden Konzepten<br />
an einfachen Umbau-, Erweiterungs-,<br />
Verkleinerungs- und Abbaumöglichkeiten.<br />
144 BauTecFokus
Fotos: markus bstieler<br />
Da die Individualität der Einzelkunden im<br />
Vordergrund steht, wird hierbei der Gedanke<br />
der Systematisierung eher auf die Produktion<br />
gelegt, nicht jedoch auf einzelne Bauteile.<br />
Somit sind herkömmliche und alternative<br />
Bauweisen meist gar nicht oder nur zu einem<br />
geringen Teil zerstörungsfrei wiederverwendbar<br />
und vor allem schwer recyclebar.“<br />
Die LLBT-Gebäude hingegen können durch<br />
ihre formschlüssigen Verbindungen sowie<br />
der Kleinteiligkeit des Systems am Ende ihrer<br />
Lebensdauer wesentlich einfacher in all ihre<br />
einzelnen Baukomponenten und Grundmaterialien<br />
wie Holz, Glas, Metall zerlegt und<br />
umweltschonend in den Naturkreislauf rückgeführt<br />
werden, erläutert Leitner – weshalb es<br />
auch wichtig sei, den gesamten Lebenszyklus<br />
eines Bauwerks und die damit verbundenen<br />
Kosten zu betrachten: „Nur so kann nachhaltiges<br />
Bauen betrieben werden.“<br />
Flexibles Leben der Immobilie<br />
Mit der LLBT-Bauweise lassen sich Adaptionen,<br />
ob es die Raumaufteilung, das Tragwerk<br />
oder die Gebäudehülle betrifft, auch während<br />
der Nutzung mit wenig Aufwand rasch, leise<br />
und sauber durchführen. Davon profitieren<br />
vor allem die Nutzer, weiß Leitner: „Von der<br />
hohen Systemflexibilität können wachsende<br />
„Wir hoffen auf eine Harmonisierung<br />
der Bauvorschriften, die innovative<br />
und nachhaltige Bautechnologien<br />
zumindest nicht behindern.“<br />
wie schrumpfende Haushalte, Unternehmen,<br />
Kindergärten oder Gemeinden gleichermaßen<br />
profitieren, da sich die Bauweise auf die<br />
wechselnden Bedürfnisse der Nutzer anpassen<br />
kann. Nebenbei erleichtert das flexible<br />
Bausystem Facility Managern, Elektrikern<br />
oder Installateuren das Leben, denn die Installationsebene<br />
ist leicht zu erreichen und<br />
die notwendigen Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten<br />
können unproblematisch<br />
durchgeführt werden.“ Dies spare Zeit, Geld<br />
und Nerven, da die hierfür normalerweise<br />
notwendigen Arbeitsprozesse, Arbeitsmittel<br />
oder Baustoffe wegfallen, so der LLBT-Sprecher.<br />
Vorteile, die sich ein recht auffälliger<br />
Auftraggeber in Österreich zunutze gemacht<br />
hat, verweist Leitner stolz auf das jüngste<br />
Projekt: „Spektakulär waren zuletzt ganz<br />
sicher die temporären Bürogebäude für das<br />
österreichische Parlament. Das Besondere<br />
daran war, dass es sich um einen exponierten<br />
Standort im Herzen Wiens handelte und somit<br />
das öffentliche Interesse sehr groß war.“<br />
Die Entscheidung, dieses Projekt mit Lukas<br />
Lang Building Technologies zu realisieren,<br />
resultiere aus den USPs des Systems, erklärt<br />
Leitner: „Es war das nachhaltigste Bausystem<br />
im Wettbewerb mit der höchsten Flexibilität,<br />
der zerstörungsfreien Rückbaubarkeit und<br />
Wiederverwendbarkeit der Baukomponenten<br />
für neue Gebäude an einem anderen<br />
Standort mit vielleicht veränderter Nutzung.<br />
Die hohe Funktionalität gepaart mit den angenehmen<br />
Raumproportionen und Oberflächen,<br />
die dem Arbeitsklima förderlich sind,<br />
gefällt den Nutzern.“ Was ihn besonders<br />
freut sei das „regelmäßig positive<br />
Feedback von den Nutzern der<br />
Parlamentpavillons: „Das bestätigt<br />
unsere Denkweise, das architektonische<br />
Feingefühl und die Nutzerfreundlichkeit<br />
unseres Systems.“<br />
Marktpotenzial vorhanden<br />
Aber Österreich soll nicht alleine<br />
vom Baukastensystem profitieren.<br />
„Besonderes Marktpotenzial bieten<br />
in erster Linie Deutschland und andere<br />
europäische Länder, in welchen<br />
eine prekäre Situation zum Thema<br />
leistbarer Wohnraum herrscht“,<br />
so Leitner. Obwohl zunächst der<br />
Fokus auf Österreich und Deutschland liegt,<br />
wurden aber bereits EU-weit Projekte ausgeführt:<br />
„Und dies soll sich auch fortsetzen.“<br />
Auch im gewerblichen Bereich sieht man<br />
bei Lukas Lang Building Technologies viel<br />
Potenzial, wie Geschäftsführer Leitner erklärt:<br />
„Wir sehen dies speziell im Bereich<br />
Bürobau, da diese die hohe Flexibilität während<br />
der Nutzung und eine ausgezeichnete<br />
Raumqualität verlangen, die unser System<br />
bietet. Der Lukas-Lang-Systembaukasten<br />
ist aber für viele Nutzungen ausgelegt und<br />
eignet sich neben dem Büro- und Wohnbau<br />
auch sehr gut für den Bau von Kindergärten,<br />
Schulen und auch Einfamilienhaussiedlungen.“<br />
Die Kunden sind fast überall zu finden:<br />
„Unternehmer, Investoren, öffentliche<br />
Auftraggeber, Gemeinden, öffentliche und<br />
private Bildungsanbieter, Projektentwickler<br />
und auch Privatpersonen, die das schlüssige<br />
nachhaltige Gesamtkonzept, die Flexibilität<br />
und damit verbundenen Vorteile schätzen.“<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
145
Bauen & Technik<br />
LLBT-BAUWEISE<br />
„Leicht lassen sich Adaptionen, ob es die<br />
Raumaufteilung, das Tragwerk oder die<br />
Gebäudehülle betrifft, auch während der<br />
Nutzung mit wenig Aufwand rasch, leise<br />
und sauber durchführen.“<br />
146 BauTecFokus
Fotos: Bernhard Zofall<br />
Denn bisher bedeutete, ein Haus zu bauen,<br />
langfristig planen zu müssen, weiß Leitner:<br />
„Mit unserem System heißt Bauen, jederzeit<br />
geänderten Bedürfnissen rasch, leise und flexibel<br />
durch An-, Um- oder Abbau begegnen<br />
zu können.“<br />
Leistbares Wohnen ein Push-Thema<br />
Dennoch bleibt Leitner gegenüber etwaigem<br />
Mitbewerb aufmerksam. Insbesondere im<br />
Bereich Modulbau tue sich Einiges: „Die eklatanten<br />
Probleme der europäischen Städte,<br />
leistbaren Wohnraum zu schaffen, sind nun<br />
eine Chance für den effizienten Modulbau<br />
mit hohem Vorfertigungsgrad.“ Da ist es<br />
kaum verwunderlich, dass der Markt für<br />
Wohnmodule, auch bekannt als Mirco oder<br />
Tiny Houses, eine starke Nachfrage erfährt.<br />
So macht sich Leitner keine richtigen Sorgen<br />
um ernsthafte Konkurrenten: „Nennenswerte<br />
Mitbewerber gibt es keine, da die LLBT-<br />
Vorteile eben einzigartig sind.“ Worauf wird<br />
es in Zukunft auf ein Unternehmen wie Lukas<br />
Lang Building Technologies ankommen? „Es<br />
wird auf die Struktur und die entsprechende<br />
Optimierung sowie Forschung und Entwicklung<br />
in Hinblick auf Holzbaustrukturen und<br />
Systembau ankommen. Bei LLBT beschäftigen<br />
wir uns seit vielen Jahren mit dem Thema<br />
BIM und setzen auch in Zukunft dahingehend<br />
Schwerpunkte.“ Die noch intensivere und<br />
integriertere Planung von Gebäuden werde<br />
in Zukunft jedenfalls eine bedeutende Rolle<br />
spielen, ist Leitner überzeugt: „Auch die Synergie<br />
der Planung in der Ausführung durch<br />
BIM-Strukturen wird ein wesentlicher Punkt<br />
sein, im Hinblick auf Facility Management<br />
die kostengünstige Wartung- und Instandhaltung<br />
wie auch die flexible Nutzung und<br />
Umnutzung von Gebäuden. Abgesehen davon<br />
wird es noch wichtiger werden, leistbares<br />
Wohnen an erste Stelle zu stellen und die<br />
Möglichkeit zu bieten, alles aus einer Hand<br />
zu bekommen.“ Freilich hoffe man auch auf<br />
die Harmonisierung der Bauvorschriften, die<br />
innovative und nachhaltige Bautechnologien<br />
zumindest nicht behindern.<br />
Positive Signale<br />
Und positive Signale gebe es genug, so der<br />
LLBT-Geschäftsführer weiter: „In Deutschland<br />
hat 2017 der Bundesverband deutscher<br />
Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
e.V. in gemeinsamer Vorbereitung mit dem<br />
Umweltministerium, den Architekten und<br />
der Bauindustrie eine Rahmenvereinbarung<br />
europaweit ausgeschrieben. Im Fokus des<br />
grundsätzlich technologieoffenen Ausschreibungsverfahrens<br />
standen innovative<br />
serielle und modulare Bauweisen des mehrgeschossigen<br />
Wohnungsneubaus. Es sollen<br />
Konzepte entwickelt werden, die mit hoher<br />
architektonischer Qualität für die jeweiligen<br />
Nutzungserfordernisse variabel ausgerichtet<br />
werden können. Dabei waren wirtschaftliche<br />
sowie Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen.“<br />
Unter 50 Einreichungen ging LLBT<br />
dank der technischen, ökologischen und<br />
funktionalen Qualität und auch dank der<br />
Kosten sowohl bei der Errichtung als auch<br />
bei der Instandhaltung als einer der neun<br />
Sieger hervor, erzählt Leitner stolz: „So ist es<br />
uns als einziges österreichisches Unternehmen<br />
gelungen, eine Rahmenvereinbarung<br />
für serielles Bauen von mehrgeschossigem<br />
Wohnbau abzuschließen.“ Damit leistbarer<br />
Wohnraum auch tatsächlich denjenigen zur<br />
Verfügung gestellt werden kann, die ihn<br />
„Die eklatanten Probleme der europäischen Städte,<br />
leistbaren Wohnraum zu schaffen, sind eine Chance für<br />
den effizienten Modulbau mit hohem Vorfertigungsgrad.“<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
147
Bauen & Technik<br />
auch wirklich benötigen, müsse die Politik<br />
rechtzeitig die passenden Rahmenbedingungen<br />
schaffen, betont Leitner: „In Deutschland<br />
ist beispielsweise die Politik nun gefordert,<br />
die Grundstücksvergabe zu vereinfachen und<br />
zu beschleunigen sowie eine bundesweite<br />
Typengenehmigung für Wohngebäude zu verabschieden.<br />
Wo sieht Leitner „sein“ Unternehmen<br />
in zehn Jahren? „Unsere Planung setzt<br />
auf gesundes Wachstum mit hohem Bekanntheitsgrad,<br />
wobei wir uns gebäudespezifisch<br />
speziell im Büro-, Wohn- und Bildungsbau sehen.<br />
Weiterer Fokus liegt auf dem Ausbau des<br />
Vertriebsnetzwerks in den Kernmärkten wie<br />
auch im Export in außereuropäische Märkte.<br />
Der Bau von Bildungseinrichtungen liegt uns<br />
insofern besonders am Herzen, als wir die<br />
nächste, bereits sehr umweltaffine Generation<br />
für unsere flexible und nachhaltige Bauweise,<br />
die gleichzeitig für angenehme Lern- und Arbeitsatmosphäre<br />
sorgt, begeistern und ihnen<br />
die Vorteile von reduzierten und optimierten<br />
Lebenszyklus- und Wartungskosten im alltäglichen<br />
Leben vermitteln wollen.“ n<br />
Lukas Lang Building Technologies in Kürze<br />
1995: Start mit der Vision des Unternehmers Hans-Christoph<br />
Prutscher, werterhaltende Gebäude als flexibles, industriell gefertigtes<br />
Baukastensystem zu entwickeln, gepaart mit den Ideen<br />
des holzaffinen Architekten Lukas Lang.<br />
2003: Der erste Baukasten-Pavillon am Stephansplatz. Antrieb<br />
war der Wunsch, wertvolle, brauchbare Teile über die Lebensdauer<br />
eines Gebäudes hinaus zu erhalten und Wohnraum durch<br />
Serienfertigung nach dem Vorbild der Autoindustrie leistbar zu<br />
machen.<br />
2005: Erstes Musterhaus in Wien 13. Aus den Einzelteilen sollten<br />
viele unterschiedliche Bauvarianten ermöglicht werden und<br />
weltweit transportiert und vermarktet werden können.<br />
2008: Mit der Beteiligung Hans-Peter Haselsteiners und der<br />
Gründung der Lukas Lang Building Technologies GmbH wurde<br />
der Grundstein für die industrielle Serienfertigung in großen<br />
Stückzahlen gelegt.<br />
CHRISTIAN LEITNER<br />
Fotos: markus bstieler, Kurt Hoerbst<br />
148 BauTecFokus
FUNKTIONALITÄT & ANGENEHME RAUMPROPORTIONEN<br />
Das temporäre Bürogebäude des österreichischen Parlaments.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
149
Rubrik<br />
150 ImmoFokus<br />
Einschaltung ermöglicht durch CC Real / Fabian Kaufmann
WIEN NORD<br />
Sommer 2018<br />
151
Bauen & Technik<br />
XXX FOKUS BILDTEXT<br />
FOKUS_Bildtext. mt noch ein Text hier kommt noch ein Text hier kommt noch ein Text hier kommt noch ein Text.<br />
Bauboom und seine<br />
Schattenseiten<br />
Konjunktur. Die Betonfertigteilbranche boomt und konnte in Österreich im ersten Halbjahr 2018 den Umsatz deutlich<br />
steigern. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage werden die Ressourcen bereits knapp. Die Lieferzeiten sind lang.<br />
Autor: Birgit Salomon<br />
„Die Betonfertigteilbranche<br />
hat zu einem<br />
großen Teil erhebliche<br />
Lieferzeiten.“<br />
Franz Josef Eder<br />
VÖB-Präsident<br />
B<br />
etonfertigteile werden nachgefragt<br />
wie noch nie: Laut dem Konjunkturbarometer<br />
des VÖB gehen zwei<br />
Drittel der Beton- und Fertigteilwerke<br />
von einer erneuten Umsatzsteigerung<br />
von durchschnittlich 5 Prozent für 2018 gegenüber<br />
dem Vorjahr aus. Hat sich in den vergangenen<br />
Jahren noch das Wachstum als durchwegs<br />
positiv dargestellt, werden mittlerweile aber<br />
auch Schattenseiten des Baubooms sichtbar.<br />
„Zwar brachte 2018 erneut ein Plus in den<br />
Auftragsbüchern der Beton- und Fertigteilbranche,<br />
jedoch führt dies inzwischen in vielen<br />
Bereichen zu einer Ressourcenverknappung,<br />
verschärft durch hamsterartiges Verhalten<br />
einzelner Kunden und Auftraggeber. Beispiele<br />
gibt es auch bei anderen Gewerken wie bei<br />
Schalungsfirmen, Gerüstverleihern und anderen<br />
Betrieben genug“, erklärt VÖB Präsident<br />
Josef Eder.<br />
Peak noch nicht erreicht<br />
Grundsätzlich kann die Branche nicht klagen:<br />
Aufgrund der guten Baukonjunktur konnten<br />
83 Prozent der Unternehmen schon im ersten<br />
Halbjahr 2018 mindestens gleich gebliebene<br />
oder gar gestiegene Umsätze verzeichnen.<br />
Gründe für die volle Auslastung in den Un-<br />
152 BauTecFokus
ternehmen sind die gute Wirtschaftslage sowie<br />
eine gesteigerte Nachfrage. So schätzen<br />
78 Prozent, dass der Peak hinsichtlich der<br />
Nachfrage nach Betonfertigteilen noch nicht<br />
erreicht ist. Des Weiteren trägt auch die noch<br />
immer hohe Investitionsbereitschaft im Immobiliensektor,<br />
die sich insbesondere in den<br />
Ballungsgebieten äußert, zur Spitzenauslastung<br />
in den Betrieben bei.<br />
„Ein besser geplantes<br />
Bestellmanagement der<br />
Auftraggeber könnte<br />
Lieferzeiten verkürzen.“<br />
Mangelndes Interesse bei den Lehrlingen<br />
Ein positiver Effekt dieser Entwicklung sei,<br />
dass drei von vier Betrieben nun stark in die<br />
Zukunft investieren, zum einen durch technologische<br />
Modernisierungsmaßnahmen,<br />
zum anderen mit Ausbildungsplätzen. Zwar<br />
bildet im Durchschnitt jeder zweite Betrieb<br />
auch aus, jeder dritte hat jedoch Schwierigkeiten<br />
damit, auch wirklich Lehrlinge zu<br />
finden, und gibt mangelndes Interesse an<br />
den Lehrberufen an. Insbesondere der Beruf<br />
des Betonfertigungstechnikers ist trotz<br />
der hohen Nachfrage in dem Sektor stark<br />
unterbesetzt. „Mitarbeiter fehlen nicht nur<br />
am Bau, sondern auch in unserer Branche.<br />
Die Herausforderungen an die Mitarbeiter<br />
sind schon durch die volle Auslastung sehr<br />
hoch. Hinzu kommt, dass terminlich unkoordinierte<br />
Bestellungen und inhaltlich oft<br />
wechselnde ‚baubegleitende Planung‘ zu<br />
Überlastung auch erfahrener Mitarbeiter und<br />
damit zu sehr schwierigen Arbeitsbedingungen<br />
führen“, so Eder.<br />
Planungschaos sorgt<br />
für längere Lieferzeiten<br />
Die Umsätze würden nicht im gleichen Maße<br />
wachsen, wie sich die Auftragsbücher füllen,<br />
und er bemerkt: „Die Betonfertigteilbranche<br />
hat zu einem großen Teil erhebliche Lieferzeiten.<br />
Dabei ist die Situation auch vonseiten<br />
der Auftraggeber durch ein terminliches<br />
Planungschaos geprägt. Die Folgen: Die<br />
Umsätze steigen nur mehr teilweise, weil die<br />
Kapazitäten auch schon 2017 weitestgehend<br />
ausgelastet waren und die Preise bisher nur<br />
geringfügig anziehen“, erklärt Eder.<br />
Dabei könne die Situation durchaus entschärft<br />
werden. „Mit Hilfe einer durchdachteren<br />
Planung ließen sich Bauabläufe deutlich<br />
verbessern. Damit kämen auch die Mitarbeiter<br />
der Branche wieder zu einem normalen<br />
und attraktiven Arbeiten“, appelliert Eder<br />
an die Liefer- und Wertschöpfungskette im<br />
gesamten Bauwesen. n<br />
UMSATZSCHÄTZUNG –<br />
STEIGERUNGEN IM 1. HALBJAHR 2018<br />
Umsatzentwicklung 1. Halbjahr 2018 im Vergleich<br />
zum Vorjahreszeitraum<br />
OFFENE LEHRSTELLEN IN DER<br />
BETONFERTIGTEILBRANCHE<br />
Wir haben offene Lehrstellen. 30 %<br />
gesunken 13 %<br />
keine Angabe 4 %<br />
Wir haben ausreichend Auszubildende.<br />
35 %<br />
gestiegen 47 %<br />
gleich geblieben 36 %<br />
Wir haben viele Interessenten, jedoch<br />
beginnen bzw. schließen nur wenige<br />
davon eine Ausbildung ab.<br />
9 %<br />
Fotos: aka111; VOEB<br />
Wir bieten keine Lehrstellen an.<br />
26 %<br />
Quelle: VOEB<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
153
Bauen & Technik<br />
Zementproduktion<br />
wird sauberer<br />
Emissionen senken. Der Versuchsbetrieb bei w&p Zement zeigt ein jährliches<br />
Einsparungspotenzial von 6.000 Tonnen CO₂.<br />
A<br />
uf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren<br />
Zementproduktion<br />
erzielt w&p Zement<br />
im Görtschitztal weitere<br />
Erfolge: Bereits nach der ersten Periode des<br />
zweijährigen Versuchsbetriebs zeigt sich mit<br />
den gewonnenen Erkenntnissen ein CO2-<br />
Einsparungspotenzial von rund 6.000 Tonnen<br />
pro Jahr. Dies entspricht dem jährlichen CO2-<br />
Ausstoß von ca. 3.000 Autos. Möglich ist dies<br />
vor allem durch den Einsatz von kohlendioxidarmen<br />
Brennstoffen, deren optimaler Einsatz<br />
derzeit in Wietersdorf getestet wird.<br />
Vielversprechende erste Versuchsperiode<br />
Der derzeit laufende zweijährige Versuchsbetrieb<br />
soll die bestmögliche Brennstoffzusammensetzung<br />
aufzeigen, um den Anteil von<br />
fossilen CO2-Emissionen nachhaltig zu reduzieren.<br />
Die Erkenntnisse aus der ersten Versuchsperiode,<br />
die den Zeitraum zwischen November<br />
2017 und März 2018 umfasste, wurden<br />
nun ausgewertet und sind vielversprechend.<br />
Durch die Erhöhung des biogenen Anteils bei<br />
den Brennstoffen sowie durch die optimierte<br />
Betriebsweise der in den letzten Jahren errichteten<br />
thermischen Nachverbrennungs- und<br />
Quecksilberreduktionsanlage ergibt sich bereits<br />
jetzt ein hohes Einsparungspotenzial.<br />
„Die ersten Ergebnisse zeigen auch ein Potenzial<br />
zur Reduktion von Stickoxiden. Erfreut<br />
sind wir zudem, dass trotz der CO2 optimierten<br />
Brennstoffzusammensetzung keine Veränderung<br />
in der Produktqualität festgestellt<br />
werden konnte“, so Florian Salzer, Betriebsleiter<br />
im w&p Zementwerk Wietersdorf und<br />
verantwortlich für den Versuchsbetrieb. In<br />
der ersten Versuchsperiode wurde im Vergleich<br />
zum Vorjahr der biogene Anteil bei den<br />
Brennstoffen um sieben Prozent erhöht.<br />
Stetige CO₂-Reduktion<br />
als Unternehmensziel<br />
„Wir sind alle gefordert, Maßnahmen zu ergreifen,<br />
um den CO2-Ausstoß kontinuierlich<br />
zu reduzieren. Mit unserem Versuchsbetrieb<br />
werden wir umfangreiche Erkenntnisse gewinnen,<br />
um einen nachhaltigen Beitrag für<br />
eine emissionsarme Produktion von Zement<br />
zu leisten“, so w&p Zement Geschäftsführer<br />
Lutz Weber. Das Zementwerk in Wietersdorf<br />
ist nach den getätigten Investitionen der letz-<br />
BERTRAM JURITSCH,<br />
abfallrechtlicher Geschäftsführer<br />
von w&p<br />
Zement und Florian<br />
Salzer, w&p Zement<br />
Betriebsleiter sparen<br />
künftig u.a. mit Papierund<br />
Pappabfällen mehr<br />
CO₂-Emissionen ein.<br />
Auch Holzabfälle (oben)<br />
sind kohlendioxidarme<br />
Brennstoffe und werden<br />
nun im Zementwerk<br />
Wietersdorf verstärkt<br />
eingesetzt.<br />
ten Jahre auf dem Weg, das sauberste Zementwerk<br />
Europas zu werden.<br />
Der Versuchsbetrieb in Wietersdorf, der in<br />
enger Abstimmung mit der Behörde durchgeführt<br />
wird, läuft noch bis November 2019.<br />
Bis dahin soll es u.a. zu einer weiteren Erhöhung<br />
des biogenen Anteils bei den genutzten<br />
Brennstoffen kommen. Zu Brennstoffen mit<br />
höherem biogenen Anteil zählen Holz-, Papier-<br />
und Pappabfälle, welche nicht stofflich<br />
verwertet werden können, sowie trockene<br />
Klärstoffe. Damit sollen kohlendioxidreiche<br />
Brennstoffe, wie beispielsweise Steinkohle,<br />
ersetzt werden.<br />
n<br />
Fotos: w&p Zement<br />
154 BauTecFokus
„Die Zukunft hat<br />
jedenfalls schon begonnen.<br />
Genau jetzt.“<br />
sagt unser Gründer und Weichensteller Dr. Werner Siblik<br />
Siblik SmartHome<br />
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<strong>Herbst</strong> 2018<br />
155
Bauen & Technik<br />
Europas<br />
Baubranche<br />
im Hoch<br />
Studie. Die europäische Baubranche befindet sich im Höhenflug, wie ein aktueller<br />
Deloitte Report zeigt. Demnach konnten die 20 umsatzstärksten Bauunternehmen<br />
Europas ihren Gesamtumsatz im Vorjahr steigern. Mit Strabag und Porr finden sich<br />
gleich zwei österreichische Vertreter im Ranking.<br />
D<br />
ie Studie „Global Powers of<br />
Construction“ des Beratungsunternehmens<br />
Deloitte zeigt:<br />
Die Top 20 Baukonzerne Europas<br />
konnten 2017 eine Umsatzsteigerung<br />
von 5 Prozent verzeichnen, der Börsenwert<br />
stieg um beachtliche 21 Prozent. „Die europäische<br />
Baubranche befindet sich in einer<br />
Hochphase. Die guten wirtschaftlichen Daten<br />
geben den Unternehmen einen ordentlichen<br />
Schub. Wir rechnen bis 2019 mit einem<br />
weiteren Investitionsanstieg“, erklärt Ale-<br />
xander Hohendanner, Partner bei Deloitte<br />
Österreich.<br />
Frankreich führt<br />
Das europäische Deloitte Umsatzranking verzeichnet<br />
drei klare Sieger. Die französische<br />
VINCI liegt wie im Vorjahr mit einem Jahresumsatz<br />
von mehr als 40 Milliarden Euro auf<br />
Platz 1. Die ACS mit Sitz in Spanien erwirtschaftete<br />
rund 35 Milliarden Euro Umsatz<br />
und behauptet sich auf Platz 2. Die Bouygues<br />
bringt es auf einen Jahresumsatz von fast<br />
33 Milliarden Euro und schafft es damit als<br />
weiteres französisches Unternehmen unter<br />
die Top 3. Auf globaler Ebene liegt ein Land<br />
klar an der Spitze: Die vier umsatzstärksten<br />
Baukonzerne der Welt stammen allesamt<br />
aus China. Sie erzielten gemeinsam einen<br />
Gesamtumsatz von 378 Milliarden Euro.<br />
Österreich mit Strabag<br />
und Porr unter Top 20<br />
Unter Europas umsatzstärksten Top 20<br />
finden sich gleich zwei heimische Bauun-<br />
156 BauTecFokus
„Für Österreich erwarten<br />
wir für die nächsten Jahre<br />
ein stabiles Wachstum auf<br />
gleichbleibendem Niveau.“<br />
Alexander Hohendanner,<br />
Partner bei Deloitte Österreich.<br />
Top 10 der umsatzstärksten europäischen Bauunternehmen<br />
RANG UNTERNEHMEN LAND UMSATZ 2017 (EURO)<br />
1 Vinci Frankreich 40,248 Mrd.<br />
2 ACS Spanien 34,898 Mrd.<br />
3 Bouygues Frankreich 32,904 Mrd.<br />
4 Skanska Schweden 16,387 Mrd.<br />
5 Eiffage Frankreich 15,263 Mrd.<br />
6 Strabag Österreich 13,509 Mrd.<br />
7 Ferrovial Spanien 12,208 Mrd.<br />
8 Balfour Beatty Großbritannien 9,427 Mrd.<br />
9 Acciona Spanien 7,254 Mrd.<br />
10 BAM Group Niederlande 6,604 Mrd.<br />
Quelle: Scenari Immobiliari- Istituto Indipendente di Studi e Ricerche<br />
Fotos: Fotolia Smileus<br />
ternehmen. Die Strabag landet mit rund 13,5<br />
Milliarden Euro Jahresumsatz auf Platz 6.<br />
Die Porr konnte sich um vier Plätze steigern<br />
und belegt aktuell Rang 18. „Die österreichischen<br />
Vertreter Strabag und Porr weisen<br />
eine beachtliche Performance auf. Beide<br />
Unternehmen sind sehr international ausgerichtet,<br />
was ihnen im globalen Wettbewerb<br />
zugute kommt. Für die Strabag ist vor allem<br />
Deutschland ein Kernmarkt. 51 Prozent des<br />
Umsatzes wurden allein dort erwirtschaftet“,<br />
betont Alexander Hohendanner. Am Börsenwert<br />
gemessen verliert die Strabag zwar zwei<br />
Plätze, zählt aber nach wie vor zu den Top 20.<br />
Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 3,5<br />
Milliarden Euro findet sich der Bauriese aktuell<br />
auf Platz 14.<br />
Investitionsfreude steigt<br />
Investitionen in Bauprojekte nehmen in weiten<br />
Teilen der EU zu. Vor allem Irland, Zypern<br />
und Slowenien setzen jetzt auf Wachstum.<br />
Investitionsfreudig zeigte man sich 2017 auch<br />
in Großbritannien: Trotz der anhaltenden<br />
Brexit-Verhandlungen steigerte das Vereinigte<br />
Königreich seine Bauinvestitionen um<br />
rund 7 Prozent. Künftige Steigerungsraten<br />
werden immerhin auf 2 Prozent geschätzt.<br />
„Die Prognosen für Bauinvestitionen innerhalb<br />
der EU sind vielversprechend. Für 2018<br />
und 2019 rechnen wir mit einer durchschnittlichen<br />
Investitionssteigerung von rund 3 Prozent“,<br />
ergänzt Hohendanner. „Auch für Österreich<br />
erwarten wir für die nächsten Jahre<br />
ein stabiles Wachstum auf gleichbleibendem<br />
Niveau.“<br />
n<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
157
Bauen & Technik<br />
Auf Schiene …<br />
Infrastruktur. Die ÖBB investieren jährlich rund 2,5 Milliarden Euro<br />
in die Modernisierung ihrer Netze. Bis 2022 werden laut Rahmenplan<br />
2017 etwa 15,2 Milliarden Euro großteils in die Reinvestitionen bzw. den<br />
Ausbau von Bahnhöfen, Park&Ride-Anlagen oder Terminals sowie in<br />
Streckenausbauten fließen. Die regionale Wertschöpfung für ansässige<br />
Klein- und Mittelbetriebe ist überschaubar.<br />
Autor: Erika Hofbauer<br />
D<br />
ie Aufträge der ÖBB spannen<br />
sich über viele Aufgabengebiete<br />
sowie auf alle<br />
Größenordnungen in Bezug<br />
auf den Auftragswert. Von den Ausgaben<br />
der Staatsbahnen profitieren Unternehmen<br />
durch Aufträge und Umsätze – und zwar vom<br />
Großbetrieb bis zum Klein- und Mittelunternehmen<br />
(KMU), betont man bei den ÖBB.<br />
Die zu erbringenden qualitativen Anforderungen<br />
sind für alle Unternehmen gleich,<br />
da diese im Wesentlichen auf gesetzlichen<br />
Vorgaben oder entsprechenden Normen und<br />
Richtlinien beruhen, wird argumentiert. „Die<br />
Eignungsanforderungen an die Unternehmen<br />
hingegen sind unterschiedlich, da sich<br />
diese am Auftragswert bzw. am Auftragsgegenstand<br />
orientieren“, wird eingeräumt.<br />
Dennoch werden zum Teil Leistungen von<br />
Großaufträgen an Subunternehmen weitergegeben,<br />
sodass auch hier KMU die Chance<br />
haben, bei Großaufträgen zu partizipieren:<br />
„Somit profitieren auch bei großen Aufträgen<br />
kleinere Unternehmen und damit der<br />
eher regionale Markt“, ist man beim Bahnunternehmen<br />
überzeugt.<br />
Vorteile für Gemeinden<br />
Darüber hinaus haben auch die Gemeinden<br />
etwas von den Investitionsbemühungen, betont<br />
man bei den ÖBB weiter: „Sie profitieren<br />
einerseits über die Kommunalsteuer der dort<br />
beschäftigten Betriebe – gerade bei Großbaustellen<br />
auf Gemeindegebiet ist das sehr lukrativ.<br />
Andererseits kommen viele regionale<br />
Betriebe zum Zug. Direkt bei Vergaben von<br />
kleineren Leistungen oder als Subauftragnehmer<br />
der größeren Arbeitsgemeinschaften,<br />
indirekt in den lokalen Betrieben durch<br />
Ausgaben der Mitarbeiter für Übernachtungen,<br />
Mittag- und Abendessen oder Dinge des<br />
täglichen Bedarfs.“ Das „Mitzahlen“ seitens<br />
der Gemeinde sei eine Aufteilung der Finanzierung<br />
auch für die Vorteile, die einer<br />
Gemeinde erwachsen: „Ein barrierefreier<br />
Bahnhof ist beispielsweise durchaus eine<br />
Standortfrage, wenn neue Gemeindebürger<br />
zuziehen. Dadurch steigen auch die Grundstückspreise<br />
und die Gemeinden erhalten<br />
mehr Geld aus dem Finanzausgleich.“<br />
Unterschiedliche Anforderungen<br />
Kann das aus Gemeindesicht bestätigt werden?<br />
„Ich möchte unterstreichen, wie wichtig<br />
Investitionen in Infrastruktur, speziell im<br />
ländlichen Raum und dazu zähle ich Liezen,<br />
sind“, bestätigt Roswitha Glashüttner, Bürgermeisterin<br />
der Stadtgemeinde Liezen, deren<br />
Bahnhof gerade modernisiert wurde. „Für den<br />
gesamten Bezirk ist es von enormer Relevanz,<br />
dass im Bereich des öffentlichen Verkehrs<br />
investiert und modernisiert wird. Der neue<br />
Bahnhof Liezen wurde durch den Totalumbau<br />
nicht nur hundertprozentig barrierefrei, sondern<br />
bietet mit der Park & Ride-Fläche auch für<br />
Pendler eine komfortable Erweiterung.“ Als<br />
Kommune liegen ihr zwar kein detailliertes<br />
Zahlenwerk und Hintergrundinformationen,<br />
die eine Bezifferung erlauben, vor, führt Glashüttner<br />
weiter aus: „Fakt ist, große Bauvorhaben<br />
bedeuten in den meisten Fällen auch eine<br />
Beteiligung regionaler Unternehmen“, ist die<br />
Bürgermeisterin überzeugt. Denn unter dem<br />
Aspekt des Bundesvergabegesetzes können<br />
alle Unternehmen, die die ausgeschriebenen<br />
Anforderungen erfüllen, Offerte abgeben.<br />
An Grenzen stoßen<br />
Bei sehr großen Bauvorhaben stoßen regionale<br />
Anbieter allerdings sehr häufig an unüberwindbare<br />
Kapazitätsgrenzen, räumt die<br />
Gemeindechefin ein: „Das Beispiel Neubau<br />
Bahnhof Liezen zeigt jedoch, dass sich die ÖBB<br />
Infrastruktur bemüht hat, mit regionalen Part-<br />
158 BauTecFokus
Foto: OEBB Robert Deopito<br />
nern in die Umsetzung zu gehen. So wurden<br />
sämtliche Vermessungsarbeiten von einem<br />
örtlichen Ziviltechniker durchgeführt und<br />
eine örtliche Schlosserei kam ebenfalls zum<br />
Zug.“ Den Overhead bildete die Regionalniederlassung<br />
eines großen Bauunternehmens,<br />
die wiederum Subaufträge an lokale Firmen,<br />
wie zum Beispiel Erdbau- und Frachtunternehmen,<br />
vergeben hat, zieht Glashüttner das<br />
Resümee, „dass im Falle der Stadt Liezen die<br />
regionale Wirtschaft definitiv von diesem<br />
Bauvorhaben profitiert hat“.<br />
n<br />
„Fakt ist, große Bauvorhaben<br />
bedeuten in den meisten<br />
Fällen auch eine Beteiligung<br />
regionaler Unternehmen.“<br />
Roswitha Glashüttner, Bürgermeisterin Liezen<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
159
Bauen & Technik<br />
Übersicht ÖBB-Investitionen in<br />
Die Milliardeninvestitionen sind zweifelsohne beachtlich, wenig überraschend ist jedoch der Blick auf die „Big Player“,<br />
die den Modernisierungsschub der Staatsbahnen vorantreiben.<br />
VORARLBERG<br />
Geplante Investitionen bis 2022: 356 Mio. Euro<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />
Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 80 Mio. Euro<br />
Aktuelle Projekte: Attraktivierung Nahverkehr zwischen Bregenz<br />
und Feldkirch, nahverkehrsgerechter Ausbau der Strecke<br />
St. Margrethen-Lauterach, Ausbau des Güterzentrums Wolfurt,<br />
Umbau der Bahnhöfe Lustenau und Rankweil, Erneuerung von<br />
Gleisen zwischen Wolfurt und Dornbirn, Modernisierung der<br />
Bahnsteige in den Haltestellen Haselstauden und Schwarzach,<br />
Planungen für Umbau Götzis und Bregenz Hbf<br />
Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen Vorarlberger<br />
Betriebe wie die i+R Gruppe GmbH aus Lauterach, die an<br />
der Errichtung des Hauptbahnhofs in Wien mitgearbeitet hat<br />
und die ebenso wie die Bregenzer Rhomberg Bau am Ausbau<br />
des Güterbahnhofs Wolfurt beteiligt ist. Die Feldkircher Hilti &<br />
Jehle GmbH arbeitet für die ÖBB im Klostertal aktuell an drei<br />
Lawinenverbauungsprojekten. Ein weiterer wichtiger Auftragnehmer<br />
der ÖBB ist die Jäger Bau GmbH aus Schruns. Aktuell<br />
ist der Tunnelbauspezialist am Bau des Koralmtunnels für die<br />
Hochleistungsstrecke Graz-Klagenfurt im Einsatz (siehe Kasten).<br />
In Vorarlberg sind rund 1.160 Beschäftigte für die ÖBB tätig,<br />
davon 90 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden derzeit in der Lehrwerkstätte<br />
in Feldkirch Lehrlinge in den Bereichen Elektrotechnik,<br />
Mechatronik, Maschinenbautechnik und Gleisbautechnik<br />
aus. Der Neubau einer Lehrwerkstätte in Bludenz ist in Planung.<br />
160 BauTecFokus
den Bundesländern<br />
TIROL<br />
Geplante Investitionen bis 2022: 3 Mrd. Euro<br />
STEIERMARK<br />
Geplante Investitionen bis 2022: 2,8 Mrd. Euro<br />
Fotos: OEBB Alexandra Wallner, Christian Zenger, Wesenauer, Wolf<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />
Brenner-Basistunnel, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 250<br />
Mio. Euro<br />
Aktuelle Projekte: Laufender Ausbau des Brenner-Basistunnels,<br />
Bahnhofsumbauten wie etwa in Seefeld, neue Vorplätze und Busterminals<br />
in Kitzbühel und Kufstein, Anschaffung neuer Cityjets<br />
Regionale Wertschöpfung: Zu den Tiroler Auftragnehmern der<br />
ÖBB gehören die Bodner Gruppe, die in Hall das neue Betriebsgebäude<br />
der ÖBB baut, oder die Raffl Stahlbau GmbH, die Stahlbrücken<br />
für die Koralmbahn errichtet hat. Weitere Auftragnehmer sind die<br />
Empl Baugesellschaft mbH aus Mittersill, die für die ÖBB Mastenfundamente<br />
für die Freileitung im Kraftwerk Enzingerboden anfertigte,<br />
sowie die IBPA ZT GesmbH, die Gleisplanungen oder statisch konstruktive<br />
Planungen von Bahnbauwerken und Bahnhöfen wie den<br />
Bahnhof Kitzbühel durchführt. In Tirol sind knapp 3.200 Beschäftigte<br />
für die ÖBB tätig, rund 150 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in der<br />
Lehrwerkstatt in Innsbruck Lehrlinge in den Bereichen Elektrotechnik<br />
und Mechatronik aus. Derzeit investieren die ÖBB in den Neubau der<br />
Lehrwerkstätte in Innsbruck.<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe,<br />
Tunnel und Park&Ride-Anlagen): 348 Mio. Euro<br />
Aktuelle Projekte: Bau des Semmering-Basistunnels und der Koralmbahn, Einsatz<br />
18 neuer Cityjets zwischen Mürzzuschlag-Bruck-Graz und Spielfeld, Attraktivierung<br />
der Strecke und der Bahnhöfe zwischen Bruck/Mur und Graz, Modernisierung<br />
der Bahnhöfe Kapfenberg, Wartberg, Fehring, Langenwang, Graz-Puntigam<br />
und Scheifling.<br />
Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beauftragen verschiedene steirische Betriebe<br />
wie die Prüfbau, die den ÖBB Qualitätsprüfungen in den Bereichen Asphalt,<br />
Beton, Gestein und Umweltanalytik liefert, etwa beim Bahnhofsumbau Frohnleiten,<br />
oder die Bauunternehmung Granit, die sich auf Neubau und Erhaltung von<br />
Unterbau spezialisiert hat. Weiterer Lieferant ist die Hereschwerke Regeltechnik<br />
GmbH mit rund 130 Mitarbeitern, die bei der Errichtung der 50Hz-Anlage des<br />
neuen Grazer Hauptbahnhofs Auftragnehmer der ÖBB war. Die BRM-Recycling<br />
GmbH ist als Spezialist für Entsorgung und Herstellung von Recyclingbaustoffen<br />
beim Umbau des Bahnhofs Frohnleiten für die ÖBB tätig. In der Steiermark sind<br />
knapp 4.300 Beschäftigte für die ÖBB tätig, 303 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in<br />
den Lehrwerkstätten in Graz und Knittelfeld Lehrlinge in Bereichen wie Elektrooder<br />
Metalltechnik aus. Aktuell wird die Lehrwerkstätte in Knittelfeld ausgebaut.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
161
Bauen & Technik<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Geplante Investitionen bis 2022: 3,3 Mrd. Euro<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />
Bau des Semmering-Basistunnels, Bahnhöfe und Park&Ride-<br />
Anlagen): 0,5 Mrd. Euro<br />
Aktuelle Projekte: Bau des Semmering-Basistunnels, zweigleisiger<br />
Ausbau der Pottendorfer Linie (Wien-Wr. Neustadt), Sanierung der<br />
Semmering-Bestandsstrecke, Lückenschluss Güterzugumfahrung<br />
St. Pölten-Loosdorf, Modernisierung des Bahnhofs Tulln, Ausbau<br />
Wien-Bratislava<br />
Regionale Wertschöpfung: Hunderte Betriebe in Niederösterreich<br />
werden direkt oder indirekt von den ÖBB beauftragt. Dazu zählen z.B.<br />
das Weichenwerk Wörth, welches Weichensysteme und Oberbaumaterial<br />
fertigt, das Bauunternehmen Leyrer + Graf, das ÖBB Bahnhöfe<br />
modernisiert und umbaut, oder die Niederösterreich-Tochter<br />
der Swietelsky Baugesellschaft m.b.H., die im Bereich Neubau und<br />
Erhaltung von Gleisanlagen tätig ist. Auch für Unternehmen der<br />
Bahnindustrie wie die Knorr-Bremse GmbH oder Plasser & Theurer<br />
sind die ÖBB ein wichtiger Leitbetrieb. In Niederösterreich sind mehr<br />
als 5.600 Beschäftigte für die ÖBB tätig, knapp 140 als Lehrlinge.<br />
St. Pölten soll 2021 Bildungshauptstadt der ÖBB für Erwachsenenbildung<br />
sein. Um rund 70 Millionen Euro errichten die ÖBB einen<br />
Bildungscampus und ein Lehrlingsheim.<br />
Weltrekord<br />
Nach mehr als 17 Kilometern Vortrieb ist Mitte<br />
August der Durchschlag 1.200 Meter unter der<br />
Erdoberfläche in der südlichen Röhre des Koralmtunnels<br />
geglückt.<br />
Seit insgesamt 15 Jahren wird an dem Projekt<br />
gearbeitet, nun fehlen in der Nordröhre noch<br />
knapp sechs Kilometer.<br />
Genau 17.127 Meter hat der Tunnelbohrer „Mauli<br />
1“ seit 2013 vom steirischen Leibenfeld aus zurückgelegt.<br />
Nach Angaben der ÖBB sind diese<br />
17 Kilometer Vortrieb der Bohrer ein Weltrekord.<br />
Der zweite steirische Bohrer in der Nordröhre ist<br />
schon seit Februar fertig. Der 2015 von Kärntner<br />
Seite aus gestartete Tunnelbohrer „Kora“ hat<br />
noch knapp sechs Kilometer vor sich. Insgesamt<br />
arbeiten rund 800 Menschen an der Herstellung<br />
des sechstlängsten Eisenbahntunnels der Welt.<br />
Die Gesamtinbetriebnahme der Koralmbahn<br />
wird für Dezember 2025 angepeilt. Die Strecke<br />
Graz-Klagenfurt soll dann in einer Fahrzeit von<br />
rund 45 Minuten bewältigt werden.<br />
162 BauTecFokus
Fotos: OEBB Franz Georg Pikl<br />
KÄRNTEN<br />
Geplante Investitionen bis 2022: 1,9 Mrd. Euro<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen):<br />
280 Mio. Euro<br />
Aktuelle Projekte: Bau der Koralmbahn, Modernisierung mehrerer Bahnhöfe entlang der Südbahnstrecke<br />
wie Velden, Pörtschach oder Krumpendorf, Bau neuer Park&Ride-Anlagen wie am Bahnhof Finkenstein<br />
sowie Erweiterung und Erneuerung wie am Bahnhof Velden, Anschaffung 15 neuer Cityjets bis 2018, Elektrifizierung<br />
der Gailtalbahn<br />
Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen<br />
Kärntner Betriebe wie die Strabag AG (10.000<br />
Mitarbeiter in Österreich). Der Konzern ist aktuell<br />
an der Strecke Aich-Mittlern an der Herstellung des<br />
Bahnkörpers der Koralmbahn beteiligt. Die Haslinger<br />
Stahlbau GmbH aus Feldkirchen/Kärnten war Generalunternehmer<br />
für die Dachkonstruktion des Grazer<br />
Bahnhofs und baut aktuell an der Stahlkonstruktion<br />
für den neuen Bahnhof in Seefeld in Tirol.<br />
In Kärnten sind knapp 2.900 Beschäftigte für die ÖBB<br />
tätig, 13 Kärntner absolvieren gerade eine Lehre.<br />
BURGENLAND<br />
Geplante Investitionen bis 2022: rund<br />
93 Mio. Euro<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung<br />
der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe<br />
und Park&Ride-Anlagen): 6 Mio. Euro<br />
Aktuelle Projekte: Fahrzeitverkürzung<br />
der Strecke Eisenstadt-Wien (von derzeit<br />
60 auf 45 Minuten) durch Schleife Eisenstadt,<br />
Schleife Ebenfurth und Pottendorfer<br />
Linie.<br />
Regionale Wertschöpfung: Die Unger<br />
Stahlbau Ges.m.b.H. (390 Mitarbeiter im<br />
Burgenland) baute im Auftrag der ÖBB das<br />
Rautendach am Wiener Hauptbahnhof. Im<br />
Burgenland sind 380 Mitarbeiter für die<br />
ÖBB tätig. 18 burgenländische Lehrlinge<br />
werden in den Lehrwerkstätten in Wien<br />
etwa zu Elektrotechnikern oder Mechatronikern<br />
ausgebildet.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
163
Bauen & Technik<br />
Fröschnitzgraben: komplexe Logistik<br />
Der Semmering-Basistunnel (SBT) gilt als<br />
wichtiges Infrastruktur-Großprojekt im Herzen<br />
Europas und ist Teil der neuen österreichischen<br />
Südbahn, die als zentrale Achse auf<br />
der transeuropäischen Route von der Ostsee<br />
an die Adria führt. Der oberösterreichische<br />
Baukonzern Swietelsky baut gemeinsam mit<br />
der Schweizer Implenia das rund 13 Kilometer<br />
lange Mittelstück.<br />
Der Auftrag der ARGE hat ein Volumen von<br />
rund 623 Millionen Euro und ist eine Auszeichnung<br />
für die Tunnelbau-Sparte von<br />
Swietelsky. Diese sei auf Untertagebauprojekte<br />
hochspezialisiert und könne dabei auf<br />
jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen,<br />
betont Swietelsky Geschäftsführer Karl<br />
Weidlinger. Dennoch, unter allen großen<br />
Tunnelbauprojekten, bei denen der Baukonzern<br />
engagiert ist – von Stuttgart 21 über<br />
den Albaufstieg der Bahnstrecke Wendlingen<br />
Ulm bis hin zum Tunnel Wolf beim<br />
Brenner-Basistunnel – sei der „Fröschnitzgraben“<br />
zweifellos ein herausragendes. „Die<br />
Besonderheiten liegen unter anderem in der<br />
komplexen Logistik, nach der das gesamte<br />
Tunnelsystem über zwei ca. 400 Meter tiefe<br />
Vertikalschächte aufgeschlossen und angedient<br />
wird.<br />
So werden über die Schächte mehr als fünf<br />
Millionen Tonnen Ausbruchsmaterial nach<br />
oben gefördert und die Versorgung mit Geräten<br />
und Baustoffen durchgeführt", so Weidlinger.<br />
Die Anlagen seien derart ausgelegt,<br />
dass auch die schwersten Teile der Tunnelbohrmaschine<br />
mit einem Maximalgewicht<br />
von 109 Tonnen im Förderkorb an- und abtransportiert<br />
werden können. Beachtlich ist<br />
auch die installierte Leistung an den Schachtförderanlagen.<br />
Mit 10.100 KW entspricht sie<br />
dem Leistungsbedarf von ca. 1.000 Einfamilienhäusern.<br />
„Jetzt bekommen unsere Arbeiter, die sich in<br />
der bisherigen Bauphase förmlich in Handarbeit<br />
in die Tiefe des Berges sprengten, Unterstützung<br />
von Großmaschinen“, verweist<br />
Weidlinger stolz auf zwei 120 Meter lange<br />
und 2.500 Tonnen schwere Maschinen – je<br />
eine pro Tunnelröhre – die sich beim Semmering-Basistunnel<br />
vom Fröschnitzgraben<br />
(Stmk.) rund neun Kilometer in Richtung<br />
Gloggnitz durch den Berg fressen werden.<br />
Schließlich werden noch 50.000 Stück so<br />
genannte Tübbinge durch die Versorgungsschächte<br />
gebracht. Das sind jeweils sieben<br />
Tonnen schwere Betonfertigteile, die Swietelsky<br />
in Niederösterreich als Lieferant für<br />
die ARGE produziert. Je sechs Tübbingsteine<br />
ergeben einen Tübbingring und somit zwei<br />
Meter Eisenbahntunnel. Diese Betonfertigteile<br />
werden von der Tunnelbohrmaschine<br />
direkt nach dem Ausbrechen des Gebirges<br />
zur Stützung des Hohlraumes eingebaut.<br />
Der Großteil des 27 Kilometer langen Bahntunnels<br />
sowie alle Zugänge werden „in Handarbeit“<br />
im klassischen Bagger- und Sprengvortrieb<br />
errichtet. Die Geologie entscheidet,<br />
wo Tunnelbohrmaschinen zum Einsatz kommen<br />
können. Beim Semmering-Basistunnel<br />
ist das in rund einem Drittel des Tunnels der<br />
Fall. Die Maschinen wurden in Frankreich gebaut<br />
und legten vor ihrem Einsatz eine 1.000<br />
Kilometer lange Reise bis zum Semmering<br />
zurück. Aus Gründen der Transportlogistik<br />
werden sie in Einzelteilen angeliefert und<br />
400 Meter unter der Erde zusammengebaut.<br />
OBERÖSTERREICH<br />
FRÖSCHNITZGRABEN<br />
Feierliches Andrehen der 2.500 Tonnen<br />
schweren Maschinen<br />
Geplante Investitionen bis 2022: 1,7 Mrd. Euro<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />
Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 180 Mio. Euro<br />
Aktuelle Projekte: Viergleisiger Ausbau der Osteinfahrt am Linzer<br />
Hauptbahnhof, Ausbau der Strecken Linz-Wels, Wels-Passau, Errichtung<br />
eines Parkdecks am Hauptbahnhof Wels, Modernisierung<br />
mehrerer Bahnhöfe entlang der Pyhrn-, der Ennstal- und der Summerauer-Strecke,<br />
Erhöhung der Sicherheit auf Eisenbahnkreuzungen,<br />
z. B. auf der Donauuferbahn, Streckenausbauten und -sanierungen<br />
der Mattigtalbahn von Braunau am Inn bis Steindorf bei Straßwalchen<br />
Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen oberösterreichische<br />
Betriebe wie das Bauunternehmen Swietelsky, das sich unter<br />
anderem auf die Bereiche Neubau und Erhaltung von Gleis- und<br />
Weichenanlagen spezialisiert hat. Die SSL-Schwellenwerk und Steuerungstechnik<br />
Linz GmbH baut für die ÖBB vorgespannte Stahlbetonschwellen,<br />
die Bahnbau Wels GmbH widmete sich dem Gleisbau. In<br />
Oberösterreich sind knapp 5.400 Beschäftigte für die ÖBB tätig, rund<br />
280 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in den Lehrwerkstätten in Linz und<br />
Attnang-Puchheim Lehrlinge zu Elektrotechnikern sowie zu Mechatronikern<br />
aus.<br />
164 BauTecFokus
„Über Schächte werden<br />
mehr als fünf Millionen<br />
Tonnen Ausbruchsmaterial<br />
nach oben gefördert.“<br />
Karl Weidlinger,<br />
Swietelsky-Geschäftsführer<br />
SALZBURG<br />
Geplante Investitionen bis 2022: 470 Mio. Euro<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung des Lärmschutzes, Ausbau<br />
des Mobilfunknetzes, von Bahnhöfen und Park&Ride-Anlagen):<br />
71 Mio. Euro<br />
WIEN<br />
Geplante Investitionen bis 2022: 659 Mio. Euro<br />
Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />
Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 108 Mio. Euro<br />
Fotos: Swietelsky<br />
Aktuelle Projekte: Dreigleisiger Ausbau zwischen Salzburg Hbf-<br />
Freilassing, Lärmschutzmaßnahmen z.B. Straßwalchen, Seekirchen,<br />
Bad Gastein, Erneuerung der Wienerdammbrücke am Salzburger<br />
Hbf, Streckenausbauten und -sanierungen der Mattigtalbahn von<br />
Steindorf bei Straßwalchen bis Braunau am Inn, Neue P&R-Anlagen<br />
bei den Bahnhöfen St. Johann im Pongau, Schwarzach-St. Veit, Seekirchen<br />
und Neumarkt-Köstendorf<br />
Regionale Wertschöpfung: Zu den größten Auftragnehmern der<br />
ÖBB in Salzburg gehören die IGT Geotechnik und Tunnelbau mit Sitz<br />
in der Landeshauptstadt, die am Bau des Koralmtunnels beteiligt ist,<br />
sowie die GTB Bau GmbH & Co KG in Anif bei Salzburg, die etwa die<br />
Brückenerneuerung für die ÖBB in Hallein durchgeführt hat, und die<br />
Geoconsult ZT GmbH in Wals, die an der Planung des Lainzer Tunnels<br />
in Wien mitgewirkt hat. In Salzburg sind rund 2.400 Beschäftigte für<br />
die ÖBB tätig, knapp 120 als Lehrlinge. In der Lehrwerkstätte Salzburg<br />
bilden die ÖBB je nach Bedarf bis zu 110 Lehrlinge in den Bereichen<br />
Gleisbautechnik, Elektrotechnik oder Mechatronik aus.<br />
Aktuelle Projekte: Ausbau der Pottendorfer Linie (Wien-Wiener Neustadt),<br />
Ausbau der Strecke Wien-Bratislava, Anschaffung 31 neuer Cityjets, die seit<br />
2016 innerhalb von Wien zum Einsatz kommen, Verdichtungen von S-Bahn-<br />
Verbindungen in Wien, Lärm-und Emissionsschutzmaßnahmen, Ausbau<br />
von P&R-und B&R-Anlagen, neues Wegeleitsystem für Wiener S-Bahnen.<br />
Regionale Wertschöpfung: In der Bundeshauptstadt arbeiten für die<br />
ÖBB Betriebe wie die Strabag SE (72.000 Mitarbeiter), die Porr AG mit<br />
rund 16.000 Beschäftigten oder die Pittel & Brausewetter GmbH mit 1.000<br />
Beschäftigten. Diese drei Unternehmen waren maßgebliche Partner der<br />
ÖBB bei der Errichtung des Wiener Hauptbahnhofs. Federführend für die<br />
Realisierung und Detailplanung des neuen Hauptbahnhofs waren die in<br />
Wien tätigen Architekten Ernst Hoffmann und Albert Wimmer. In Wien sind<br />
mehr als 11.000 Beschäftigte für die ÖBB tätig, knapp 600 als Lehrlinge. Die<br />
ÖBB bilden derzeit an drei Wiener Standorten in den Bereichen Elektronik,<br />
Mechatronik, Maschinenbautechnik oder Gleisbautechnik aus. Mit der Zentrallehrwerkstätte<br />
am Hebbelplatz entsteht gerade eines der größten Ausbildungszentren<br />
Österreichs für mehr als 700 ÖBB Lehrlinge.<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
165
Bauen & Technik<br />
Wirkung im Stadtraum<br />
Auszeichnung. Jährlich wird der Wiener Architekturpreis „Schorsch“ an herausragende Wiener<br />
Projekte vergeben. Als innovative und beispielhafte Lösung prämierte die Magistratsabteilung 19<br />
u. a. das von den Architekten kunath_trenkwalder ZT OG geplante Doppelhaus in Wien 10.<br />
166 BauTecFokus
Fotos: Pez Hejduk<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
167
Bauen & Technik<br />
D<br />
ie Projekte müssen immer<br />
einen Bezug zum Stadtbild haben,<br />
wird seitens des Dezernats<br />
Architektonische Begutachtung<br />
der MA 19 anlässlich der Preisverleihung<br />
betont. Dabei wird besonders auf das<br />
äußere Erscheinungsbild und die Wirkung<br />
geachtet. Das prämierte Doppelhaus erfüllt<br />
diese Kriterien in allen Belangen.<br />
Wohnen und Arbeiten<br />
Das in Zusammenarbeit mit kunath_trenkwalder<br />
ZT OG realisierte Projekt liegt am<br />
Stadtrand von Wien in einer durch den<br />
öffentlichen Verkehr zunehmend erschlossenen<br />
Lage. Der Reiz der Gegend liegt in der<br />
grünen Lage an der renaturierten Liesing, die<br />
ihrer Länge wegen einen beachtlichen Naherholungsraum<br />
darstellt. Eine angrenzende<br />
öffentliche Parkanlage sowie die agrarischen<br />
Ausläufer der Stadt mit Biobetrieben, die Felder<br />
Selbstversorgern zur Verfügung stellen,<br />
sorgen für einen ländlichen Charakter. Trotzdem<br />
ist das Gebiet verkehrstechnisch bestens<br />
angebunden. Die mittlerweile nach Oberlaa<br />
verlängerte U1-Station ist nur fünf Minuten<br />
entfernt und die Anschlussknoten an das<br />
übergeordnete Autobahn- bzw. Schnellstraßennetz<br />
sind in unmittelbarer Nähe.<br />
Wunsch des Bauherrn, keinen Vollwärmeschutz<br />
an der Fassade einzusetzen. Daher kamen<br />
ausschließlich Hochlochziegel mit einer<br />
Wandstärke von 50 cm zur Ausführung. Die<br />
Decken sind in Ortbeton ausgeführt.<br />
Beide Objekte werden über einen gemeinsamen<br />
Hof an der Nordseite erschlossen, der auch<br />
als Abstellfläche für zwei Pkw ausgelegt ist.<br />
Haus 1 (Wohnung):<br />
Im Erdgeschoß befindet sich ein großzügiger<br />
Wohn-Essbereich, ein Arbeitszimmer und<br />
ein Gästebad; das Arbeitszimmer kann zur<br />
Einliegerwohnung umfunktioniert werden.<br />
Arbeitszimmer und Wohnbereich liegen an<br />
einer zweigeschoßigen Loggia, die den Aufenthalt<br />
im Freien auch bei Schlechtwetter<br />
ermöglicht.<br />
Das Obergeschoß nimmt den Schlafbereich<br />
auf, der aus Schlafzimmer, Bad, Schrankraum<br />
und Wintergarten besteht. Schlafzimmer<br />
und Wintergarten liegen ebenfalls an<br />
der Loggia.<br />
Haus 2 (Büro):<br />
Im Erdgeschoß befinden sich der Empfang,<br />
der Büroraum des Bauherrn, das Besprechungszimmer<br />
und der Büroraum des<br />
Außendienstmitarbeiters sowie eine WC-<br />
Gruppe.<br />
Im Obergeschoß sind Büroräume für Mitarbeiter<br />
und die Teeküche sowie eine 2. WC-Gruppe.<br />
Beide Ebenen sowie das Untergeschoß sind<br />
über ein zentrales Stiegenhaus erschlossen.<br />
Der Großteil der Aufenthaltsräume sind zum<br />
südseitigen Garten hin orientiert und werden<br />
über raumhohe Fenster bzw. Schiebetüren<br />
belichtet. Beide Ebenen haben vorgelagerte<br />
Freibereiche – im Erdgeschoß Terrassen, im<br />
Obergeschoß ein durchlaufender Balkon. n<br />
Das Doppelhaus wurde für einen Bauherrn<br />
errichtet, der einen Hausteil (Haus 1) bewohnt<br />
und den anderen Bereich (Haus 2)<br />
als Firmensitz verwendet. Das Gebäude ist<br />
ein reiner Massivbau und entspricht dem<br />
Projektdaten<br />
Haus 1:<br />
Nutzfläche: Wohnfläche 149 m²<br />
Loggia 24 m²<br />
Terrasse 50 m²<br />
Balkon 8 m²<br />
Haus 2:<br />
Nutzfläche: Wohnfläche 139 m²<br />
Terrasse 40 m²<br />
Balkon 7 m²<br />
Funktion: Doppelhaus<br />
Fertigstellung: Dezember 2017<br />
Architekten: kunath_trenkwalder<br />
architekten ZT OG<br />
www.kunathtrenkwalder.at<br />
168 BauTecFokus
Aktuelle Ausstellung „gebaut 2017“<br />
Das Dezernat „Begutachtung“ der Abteilung Architektur<br />
und Stadtgestaltung (MA 19) sucht jedes<br />
Jahr verborgene, unentdeckte, aber qualitativ<br />
hochwertige architektonische Projekte, die im<br />
Jahr davor fertiggestellt wurden. Zu Anfang jedes<br />
Jahres werden Architektinnen und Architekten<br />
sowie Planerinnen und Planer dazu aufgerufen,<br />
Neu-, Zu- und Umbauten im Wiener Stadtgebiet,<br />
die auf privaten Grundstücken realisiert wurden,<br />
einzureichen. Die Projekte sollen aus Sicht<br />
der Stadtgestaltung innovative, anregende und<br />
beispielhafte Lösungen darstellen. So werden<br />
jährlich etwa 20 Projekte ausgewählt, die im Rahmen<br />
einer Gangausstellung in der MA 19 gezeigt<br />
werden.<br />
Die aktuelle Ausstellung „gebaut 2017“ ist bis Juni<br />
2019 in den Räumen der MA 19 zu sehen.<br />
Die Architekten<br />
kunath_trenkwalder ZT OG wurde<br />
2003 von den Architekten Birgit<br />
Trenkwalder und Martin Kunath<br />
gegründet. Eine wichtige Basis ihrer<br />
Arbeit ist das Hinterfragen der Vorgaben<br />
und die Klärung der Bedürfnisse<br />
im Vorfeld eines Projekts. Funktionelle,<br />
strukturelle und wirtschaftliche<br />
Angemessenheit bildet neben hohen<br />
Ansprüchen an die Ästhetik ein wesentliches<br />
Kriterium bei Vorbereitung,<br />
Entwurf und Umsetzung. Das Büro<br />
wurde bereits vielfach ausgezeichnet,<br />
darunter mit dem Holzbaupreis der<br />
Stadt Wien und dem Preis „Die besten<br />
Einfamilienhäuser in der Stadt“.<br />
Info: www.kunathtrenkwalder.at<br />
Fotos: Pez Hejduk<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
169
Projekt<br />
im FOKUS<br />
A<strong>MB</strong>ITIONIERTES TUNNELPROJEKT IM WÜSTEN-EMIRAT DUBAI<br />
Factbox<br />
Projektname: UAE Dubai Stormwater System<br />
Auftraggeber: Dubai Municipality (DM)<br />
ARGE: PORR Bau GmbH (Dubai Branch); Belhasa Six Construct<br />
Fertigstellungsfrist: 36 Monate<br />
Projekttyp: Tunnelbau<br />
Vertragswert: rd. 300 Millionen Euro<br />
Porr erstmals in Dubai<br />
Pionierprojekt. Mit dem Bau des „Deep Tunnel Storm Water Systems“ betritt die Porr erstmals den<br />
zukunftsträchtigen Wirtschaftsraum der Vereinigten Arabischen Emirate.<br />
D<br />
ubai ist einer der zentralen<br />
Orte für den arabischen<br />
Wirtschaftsraum. „Der<br />
Markteintritt in den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten ist ein echter<br />
Meilenstein für die Porr“, kommentiert Porr-<br />
Chef Karl-Heinz Strauss den Auftrag zum<br />
Bau des Tunnelprojekts „Deep Tunnel Storm<br />
Water System.“<br />
Dabei handelt es sich um eine Tunnelkonstruktion<br />
mit 10,4 Kilometer Länge und bis zu<br />
45 Meter tiefen Zulaufschächten. Der Innendurchmesser<br />
des Tunnels, der mit zwei Tunnelbohrmaschinen<br />
mit Tübbingauskleidung<br />
aufgefahren wird, beträgt 10 Meter. Mithilfe<br />
des Tunnels wird Grund- und Niederschlagswasser<br />
in Richtung eines Pumpwerks am<br />
Meer geleitet. Nach der Fertigstellung werden<br />
rund 40 Prozent des Stadtgebiets von<br />
Dubai mittels des Tunnels entwässert: unter<br />
anderem Dubai South, der Al Maktoum International<br />
Airport, das Gelände der Expo 2020<br />
sowie benachbarte Ortschaften.<br />
Rekordjagd in der Stadt der Superlative<br />
Dubai ist bekannt für seine Rekorde und<br />
seine eindrucksvollen architektonischen<br />
Wahrzeichen. Auch beim Tunnelprojekt sollen<br />
neue Maßstäbe gesetzt werden: Die beiden<br />
Bohrköpfe der Tunnelbohrmaschinen,<br />
die in der Ausführungsphase zum Einsatz<br />
kommen, sind mit einem Durchmesser von<br />
jeweils 11,05 Meter die größten, die jemals in<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten eingesetzt<br />
worden sind.<br />
Die beiden Startschächte sind laut Porr bereits<br />
ausgehoben und die Arbeiten an den Vorstollen<br />
zur TBM-Montage haben schon begonnen.<br />
Auch die Werksabnahme der Tunnelbohrmaschinen<br />
ist bereits erfolgt und bis Mitte<br />
Oktober werden die Maschinen erwartet. Bis<br />
zum geplanten Andrehtermin errichtet die<br />
ARGE noch die Tübbingfabrik. Das gesamte<br />
Team – mehr als 600 internationale Mitarbeiter<br />
der ARGE sind an dem Projekt beteiligt – ist<br />
sich sicher, „dass das Projekt pünktlich bis zur<br />
Expo 2020 umgesetzt wird.“ Porr realisiert<br />
gemeinsam mit Belhasa Six Construct das 300<br />
-Millionen-Euro-Projekt.<br />
n<br />
170 BauTecFokus
Fokus Bauen,<br />
Wohnen, Sanieren<br />
© alphaspirit - stock.adobe.com<br />
Die Special-Interest-Serie in der „Presse“ deckt modern und unterhaltsam alle Themen ab,<br />
die beim Hausbau schlagend werden: von der Auswahl des Grundstücks über Versicherungen,<br />
Kredite und Förderungen bis hin zur Entscheidung zwischen Fertighaus oder Architektenbau,<br />
Abriss oder Sanierung, Holzheizung oder Erdwärme.<br />
Erscheinungstermin:<br />
Samstag, 27. Oktober 2018<br />
Anzeigen- und Druckunterlagenschluss:<br />
10 Tage vor Erscheinungstermin<br />
Kontakt:<br />
Roman Schleser<br />
Geschäftsbereichsleiter Immobilien<br />
Tel. +43/(0)1/514 14-203/ Fax DW 405<br />
roman.schleser@diepresse.com<br />
Jetzt<br />
schalten<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
171
Innovation<br />
im FOKUS<br />
INNOVATIV<br />
Mit dem neu entwickelten Kabelpflug<br />
von MPH und Schönhofer<br />
können Kabel ohne Gräben in den<br />
Boden verlegt werden.<br />
Kabelpflug<br />
Kabel verlegen ohne Gräben auszuheben. Metalltechniker<br />
aus Mank machen aufwendige Grabungsarbeiten obsolet.<br />
Infobox<br />
MPH Metall Präzision Halbwachs GmbH<br />
ist ein Metallbetrieb in Mank, Niederösterreich,<br />
der seit 1960 als Familienbetrieb<br />
geführt wird. MPH setzt auf höchste<br />
Qualität bei seinen Mitarbeitern und<br />
beim Leistungsangebot. Dieses reicht<br />
von Metalltechnik mit Planung und Fertigung<br />
individueller Komponenten aus<br />
Aluminium, Stahl und Edelstahl über<br />
Montage von Maschinen und Anlagen<br />
bis hin zu Wartung und Instandhaltung<br />
von Klein- und Großprojekten samt<br />
statischer Berechnung. Die MPH Metall<br />
Präzision Halbwachs GmbH beschäftigt<br />
derzeit rund 50 Mitarbeiter.<br />
D<br />
er von Metall Präzision Halbwachs<br />
aus Mank und Schönhofer<br />
Bau aus Purgstall an der<br />
Erlauf entwickelte Kabelpflug<br />
verlegt Glasfaserkabel im Boden, ohne einen<br />
Graben ausheben zu müssen. Aufwendige<br />
Grabungsarbeiten sind damit nicht mehr notwendig.<br />
Der Prototyp wurde bereits getestet.<br />
Aktuell arbeiten MPH und Schönhofer an der<br />
Weiterentwicklung des Kabelpflugs.<br />
Kabel kommen einfach in den Boden<br />
Um Kabel ins Erdreich zu bringen, wird die Kabelpflug-Innovation<br />
an einer großen Baumaschine<br />
befestigt. Durch die neue Technik muss<br />
kein Graben ausgehoben werden, um Kabel zu<br />
verlegen. Stattdessen dringt der Pflug direkt<br />
in den ungeöffneten Boden ein. Das Kabel<br />
wird nach unten geleitet und direkt im Boden<br />
verlegt. Bei diesem Vorgang treten enorme<br />
Kräfte auf, diese müssen von der Pflugkonstruktion<br />
auf die Baumaschine übertragen<br />
werden. Um dies zu ermöglichen, hat MPH<br />
Stahlbleche mit mehr als 50 Millimeter Dicke<br />
zugeschnitten, gebohrt und geschweißt. Die<br />
Herausforderung lag darin, die entstehenden<br />
Kräfte zu übertragen, ohne dass das Material<br />
Schaden nimmt. „Stahlbleche dieser Stärke zu<br />
bearbeiten, ist eine Herausforderung für Maschinen<br />
und Mitarbeiter. Unsere jahrelange<br />
Erfahrung, das Wissen um die Metallverarbeitung<br />
und die gute Zusammenarbeit mit<br />
der Schönhofer Bau hat die Umsetzung dieser<br />
Innovation ermöglicht“, freut sich Manfred<br />
Halbwachs, Geschäftsführer der Metall Präzision<br />
Halbwachs GmbH.<br />
Prototyp erfolgreich getestet<br />
Dank der neuen Technik wird der Kabelpflug<br />
nicht hinter einer Baumaschine gezogen, das<br />
Kabel kann stattdessen seitlich neben der<br />
Baumaschine im Boden verlegt werden. Der<br />
Kabelpflug muss somit nicht auf einer Kabeltrasse<br />
fahren – das ist technisch auch nicht<br />
immer möglich – sondern kann auch neben<br />
der Kabeltrasse fahren. „Die ersten Testläufe<br />
mit dem Prototypen waren bereits äußerst vielversprechend“,<br />
sagt Manfred Halbwachs. „Jetzt<br />
unterstützten wir die Firma Schönhofer mit<br />
unserer Expertise, um dieses innovative Projekt<br />
voranzutreiben.“<br />
n<br />
Fotos: Schönhofer<br />
172 BauTecFokus
INTEGRATED FACILITY SERVICES<br />
SUPPORT<br />
SERVICES<br />
SECURITY<br />
SERVICES<br />
TECHNICAL<br />
SERVICES<br />
CLEANING<br />
SERVICES<br />
CATERING<br />
SERVICES<br />
ISSWORLD.AT<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
173
Vorschau<br />
„<br />
IMPRESSUM<br />
Media<br />
Lesen Sie in der<br />
nächsten Ausgabe:<br />
Sicherheit. Im Schlagwort 'Sicherheit' steckt eine große<br />
Themenbandbreite. Von der Gesundheit der Bauarbeiter<br />
über den Schutz vor unerlaubtem Zutritt in Bauwerke<br />
bis zum großen Thema der Gebäudesicherheit im<br />
Betrieb – Lösungen, Möglichkeiten und Trends werden<br />
vorgestellt, Leuchtturmprojekte präsentiert.<br />
Wer ist „Zu Tisch mit ..." oder „im große Interview"?<br />
Wer wird es sein?<br />
Medieneigentümer<br />
GNK Media House GmbH<br />
Breitwiesergutstraße 10<br />
A-4020 Linz<br />
Tel. +43.1.813 03 46-0<br />
office@media-house.at<br />
www.media-house.at<br />
Redaktionsanschrift<br />
Handelskai 94-96<br />
A-1200 Wien<br />
Geschäftsführer<br />
Philipp Kaufmann, Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Birgit Salomon<br />
Artdirector<br />
Jelio Anton Stefanov<br />
Design & Layout<br />
Jelio Anton Stefanov, Johanna Hinterdorfer<br />
Lektorat<br />
Amelie Miller, Ulrike Riedl<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Andreas Altstädter, Angelika Fleischl,<br />
Erika Hofbauer, Michael Neubauer,<br />
Philipp Kaufmann, Reinhard Krémer.<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: Dezember 2018<br />
Anzeigen<br />
Christian Call, Leander Haidacher<br />
Photos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
GNK Media House / Katharina Schiffl,<br />
GNK Media House / Michael Hetzmannseder<br />
Druck<br />
Niederösterreichisches Pressehaus<br />
DER BAUTECFOKUS WENDET SICH IM SINNE<br />
DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN<br />
FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER<br />
ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT<br />
KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN,<br />
DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM<br />
VERWENDET WIRD.<br />
BauTecFokus ist Mitglied bei:<br />
www.bautecfokus.at<br />
174 BauTecFokus
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
175
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
Klaus Haberfellner<br />
Austrotherm verstärkt Management. Klaus Haberfellner, zuletzt Managing<br />
Director bei Mondi Eschenbach, wurde per 1. August zum Geschäftsführer der<br />
Austrotherm GmbH in Österreich bestellt.<br />
K<br />
laus Haberfellner startete nach seinem BWL-Studium an<br />
der Karl-Franzens-Universität in Graz seine Karriere als<br />
Finanzanalyst bei General Motors Austria. Im Jahr 2000<br />
wechselte er zur Mondi Group, einem Global Player der<br />
Papier- und Verpackungsindustrie, wo er in den folgenden 17 Jahren<br />
eine Reihe verantwortungsvoller Positionen bekleidete – unter anderem<br />
im Verkauf, Logistik, Produktion und Finanz. Seit 2016 war der<br />
gebürtige Steirer bei Mondi Eschenbach<br />
als Managing Director tätig.<br />
für Dämmstoffe. Neben der Zentrale in Wopfing, Produktionsstandorten<br />
in Pinkafeld und Purbach, ist der Dämmstoffpionier mit Unternehmen<br />
in Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien, Bulgarien,<br />
Polen, Rumänien, Slowakei, Ungarn und der Türkei vertreten.<br />
Die Austrotherm-Gruppe zählt, ebenso wie die Baumit- und Murexin<br />
-Gruppe, zur Schmid Industrieholding, die per 31. Dezember 2017 mit<br />
5.900 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro erzielte. n<br />
Klaus Haberfellner zeichnet als<br />
Geschäftsführer der Austrotherm<br />
GmbH in Österreich für die Austrotherm-Stammwerke<br />
in Pinkafeld<br />
und Purbach, für den Außen- und<br />
Innendienst, die Anwendungstechnik<br />
und Architektenbetreuung sowie<br />
das Personalwesen verantwortlich.<br />
Klaus Haberfellner: „Nach mehr als<br />
zehn Jahren im Ausland freue ich<br />
mich, meine Konzernerfahrung nun<br />
in der Heimat in einem international<br />
erfolgreich tätigen österreichischen<br />
Familienunternehmen einbringen<br />
zu können.“ Alle Austrotherm-Beteiligungs-<br />
und Tochtergesellschaften<br />
sowie die Geschäftsbereiche Rechnungswesen,<br />
Marketing, Internationalisierung,<br />
IT und F&E verbleiben<br />
im Verantwortungsbereich von<br />
Gerald Prinzhorn, der seit 2016 die<br />
Alleingeschäftsführung der Austrotherm-Gruppe<br />
innehat.<br />
Die in österreichischem Familienbesitz<br />
befindliche Austrotherm-Gruppe<br />
verfügt aktuell in 11 Ländern über<br />
insgesamt 21 Produktionsstandorte<br />
176 BauTecFokus
BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />
BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />
BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />
BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />
Ihr Ansprechpartner bei der Revitalisierung und<br />
Ihr Sanierung Ansprechpartner von historischer bei der Bausubstanz.<br />
Revitalisierung und<br />
Sanierung von historischer Bausubstanz.<br />
Ihr Ansprechpartner bei der Revitalisierung und<br />
Ihr<br />
Sanierung<br />
Ansprechpartner<br />
von historischer<br />
bei der<br />
Bausubstanz.<br />
Revitalisierung und<br />
Sanierung von historischer Bausubstanz.<br />
Fassadensanierung • Dachgeschossausbau<br />
Fassadensanierung Zu- und Umbauten •<br />
Aufzugseinbau<br />
Dachgeschossausbau<br />
Zu- und Umbauten •<br />
Aufzugseinbau<br />
Fassadensanierung • Dachgeschossausbau<br />
Fassadensanierung Zu- und Umbauten • Dachgeschossausbau<br />
Aufzugseinbau<br />
www.novotny-bau.at<br />
www.novotny-bau.at<br />
<strong>Herbst</strong> 2018<br />
177<br />
www.novotny-bau.at
Buchtipps<br />
EDITOR´S<br />
CHOICE:<br />
Lesenswert!<br />
Kodex des Österreichischen Rechts<br />
KODEX Vergabegesetzte 2018<br />
Der neue Kodex in 11. Auflage (Stand 1. Juni 2018) enthält die Vergaberechtsreform 2018 inkl.:<br />
- Bundesvergabegesetz 2018<br />
- BVergG – Konzessionen 2018<br />
- BVergG – Verteidigung und Sicherheit<br />
und mit den amtlichen Erläuterungen sowie den<br />
- Vergabe-Nachprüfungsgesetzen der Länder und<br />
- EU-Richtlinien.<br />
Kodex Vergabegesetzte 2018<br />
Werner Doralt/ Georg Konetzky<br />
1046 Seiten<br />
Linde Verlag<br />
52,00 Euro<br />
Wissenschaftliche Erkenntnisse über die<br />
Wirkungsweise von Baustoffen aus dem Viva<br />
Forschungspark<br />
Gesund Bauen.<br />
Gesund Leben.<br />
Julia Posch/ (Hrsg.) Viva Forschungspark der Baumit<br />
Beteiligungen GmbH<br />
147 Seiten<br />
kostenlos<br />
Vom Elfenbeinturm zum offenen<br />
Universitätscampus<br />
Architektur des Wissens<br />
Elmar Schübl, Johannes Sachslehner<br />
192 Seiten<br />
ISBN: 978-3-222-15014-2<br />
Molden Verlag<br />
40,00 Euro<br />
„Gesund Bauen. Gesund Leben." ist das<br />
druckfrische Werk zu VIVA, dem größten<br />
Forschungspark Europas für vergleichbare<br />
Baustoffe und Bauweisen.<br />
Auf 150 Seiten finden sich für Bauherrn, Planer, Architekten und Verarbeiter<br />
die neuesten und interessantesten Forschungsergebnisse zum gesunden<br />
Bauen und konkrete bauphysikalische, bauchemische und medizinische<br />
Erkenntnisse über das Zusammenwirken von Baustoffen.<br />
Laut Autorin Julia Posch soll das Buch die Stärken und Schwächen jeder<br />
Bauweise aufzeigen und eine Entscheidungshilfe für das individuell richtige<br />
Haus und die passenden Baustoffe sein.<br />
Das Buch „Gesund Bauen. Gesund Leben.“ kann im Baumit Jubiläumsjahr<br />
2018 kostenlos bei Baumit bezogen werden.<br />
Wer mit dem Studium an einer Universität<br />
beginnt, taucht ein in neue Sphären und<br />
Räume, in eine Welt, in der die Freiheit des<br />
Denkens zuhause ist.<br />
Dafür braucht es Denk- und Lernräume, in denen die effiziente Begegnung<br />
mit Wissenschaft und Kunst, je nach Interesse und Begabung, möglich ist.<br />
Elmar Schübl und Johannes Sachslehner setzen sich grundlegend mit der<br />
Bedeutung von Architektur für die Universitäten auseinander und bieten<br />
spannende Einblicke in den Universitätsbau des 21. Jahrhunderts.<br />
In Kooperation mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gibt das Werk<br />
einen Überblick über die organisatorische, wissenschaftliche und damit<br />
einhergehende architektonische Entwicklung der Universitäten.<br />
Michael Bodmann/ Martin Haas<br />
122 Seiten<br />
ISBN: 978-3-214-02190-0<br />
Manz Verlag<br />
32,00 Euro<br />
Der Weg zur Baubewilligung<br />
Je nach Art des geplanten Bauprojekts sind vor der Durchführung des Vorhabens unterschiedliche Bewilligungen<br />
einzuholen.<br />
Dieses Werk bietet grundlegende und verständliche Informationen über den Ablauf des Baubewilligungsverfahrens<br />
in den einzelnen Bundesländern, die gesetzlichen, aber auch technischen Anforderungen an<br />
ein Bauprojekt sowie die Vorgehensweise bei Planänderungen.<br />
Ebenso sind eine übersichtliche Darstellung der Grundlagen und des Ablaufs des Verfahrens, der Nachbarrechte<br />
und möglicher Rechtsmittel enthalten.<br />
Veranschautlicht werden die Informationen durch die Aufbereitung mit vielen Tipps, Hinweisen und Tabellen.<br />
178 BauTecFokus
Energiespeicher Beton<br />
Innovativ, zukunftssicher und nachhaltig.<br />
In der Decke integrierte Rohrleitungen speisen den Betonspeicher<br />
und sorgen für eine effiziente Raumtemperierung.<br />
Infos unter:<br />
www.betonmarketing.at/Energiespeicher-Beton<br />
Beton ist ein hervorragender Wärmespeicher<br />
und ein sehr guter Wärmeleiter. Eine thermisch<br />
aktivierte Geschoßdecke aus Beton sorgt für<br />
wohlige Wärme im Winter und angenehme<br />
Frische im Sommer.
Handschlagqualität.<br />
Passt!<br />
Verbindliche Zusagen, auf die man vertrauen kann.<br />
Schindler Your First Choice