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Herbst (19.7 MB)

| Universalisten mit Leidenschaft - Coverinterview mit Heinz Neumann, Oliver Oszwald und Florian Rode | | Zu Tisch mit Reinhard Poglitsch | | Exklusiv im Fokus-Interview: Martin Zagler, Werner Moldaschl, Mathias Rant, Andreas Liebsch & Carmen Dilch, Doppelgespräch Elmar Danner & Markus Kaplan | | Kommentare u.a. von Andreas Gobiet, Harald Greger, Clemens Hecht, Elisabeth Rist, Hannes Gerstmann, Jürgen Silberknoll, Hubert Thurnhofer | | Themen im Fokus: Gebäudeplanung, Glasfassaden, Bauroboter, Betonfertigteile, Zementproduktion Logistik & Mobilität: Smarte Baustelle, Beschaffung, Baustellenkoordination, Elektromobilität, Flexible Parkhäuser |

| Universalisten mit Leidenschaft - Coverinterview mit Heinz Neumann, Oliver Oszwald und Florian Rode |
| Zu Tisch mit Reinhard Poglitsch |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Martin Zagler, Werner Moldaschl, Mathias Rant, Andreas Liebsch & Carmen Dilch, Doppelgespräch Elmar Danner & Markus Kaplan |
| Kommentare u.a. von Andreas Gobiet, Harald Greger, Clemens Hecht, Elisabeth Rist, Hannes Gerstmann, Jürgen Silberknoll, Hubert Thurnhofer |

| Themen im Fokus: Gebäudeplanung, Glasfassaden, Bauroboter, Betonfertigteile, Zementproduktion Logistik & Mobilität: Smarte Baustelle, Beschaffung, Baustellenkoordination, Elektromobilität, Flexible Parkhäuser |

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Gedacht.<br />

Geplant.<br />

Gebaut.<br />

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Universalisten<br />

mit Leidenschaft<br />

Heinz Neumann, Oliver Oszwald und Florian Rode<br />

Auszeichnung Auszeichnung zur wertvollsten zur wertvollsten<br />

Immobilienmarke Österreichs Österreichs<br />

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Mehr KoMfort: Flache Bodenschwelle für barrierefreien Zutritt.<br />

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<strong>Herbst</strong> 2018<br />

03


Rubrik<br />

P1 (Headline), Innsbruck<br />

P2, Innsbruck<br />

P3, Innsbruck<br />

Haus am Schottentor, Vienna<br />

04 BauTecFokus


Geerdete Perspektiven<br />

„Bei neuen Projekten ist für die PEMA Gruppe besonders wichtig,<br />

eine moderne und kreative architektonische Lösung zu schaffen, die<br />

unseren hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Erfolgreich<br />

ist eine Immobilienentwicklung aus unserer Sicht, wenn nach der<br />

Fertigstellung oder Revitalisierung eines Gebäudes ein Mehrwert für<br />

die Mieter, die Investoren und die BürgerInnen am jeweiligen Standort<br />

realisiert wurde.Wir sind bestrebt, einen urbanistischen Mehrwert<br />

für Generationen zu schaffen.”<br />

Mag. Markus Schafferer,<br />

Gründer und Mehrheitseigentümer PEMA Gruppe<br />

PEMA Gruppe | Bruneckerstraße 1, 6020 Innsbruck | Stock im Eisen Platz 3, 1010 Wien | T +43 512 251276-10 <strong>Herbst</strong> | E offi 2018 ce@pema.at 05


Rubrik<br />

06 BauTecFokus


<strong>Herbst</strong> 2018<br />

07


Rubrik<br />

86 Warenverfügbarkeit<br />

On Demand<br />

HNP architects<br />

28<br />

INTERVIEW<br />

INHALT<br />

HERBST<br />

Rubriken<br />

10 VOM HERAUSGEBER<br />

12 EDITORIAL<br />

14 KURZ&BÜNDIG<br />

174 VORSCHAU / IMPRESSUM<br />

ImFokus<br />

26 BAUKAUFMANN<br />

38 BAUMARKETING<br />

46 VOX FEMINA<br />

134 ZU TISCH MIT ...<br />

170 PROJEKT IM FOKUS<br />

172 INNOVATION IM FOKUS<br />

176 AUFSTEIGER / ABSTEIGER<br />

Bauen & Technik aus der Theorie und der Praxis<br />

110 GEBÄUDEPLANUNG<br />

Simulationstool für Raumtemperatur<br />

112 WELLEN AUS HOLZ<br />

Airportprojekt von Rubner Holzbau<br />

118 MAGISCHE GLASFASSADEN<br />

Kolleger Metallbau realisiert Senkfronten<br />

122 LIZENZ ZUM BETONIEREN<br />

James Bond in Sölden<br />

128 ENERGIEKICK<br />

Zweites Leben für E-Auto-Batterien<br />

132 BAUROBOTER<br />

Wienerberger mit Fastbrick Robotics<br />

142 MATADOR FÜR GROSSE<br />

Mobiles Baukastensystem<br />

152 BETONFERTIGTEILE<br />

Lange Lieferzeiten<br />

158 AUF SCHIENE<br />

Infrastruktrur Ausbau<br />

154 ZEMENTPRODUKTION<br />

Emissionen senken<br />

08 BauTecFokus


104 Parkhauskonzepte<br />

112 Wellen<br />

aus Holz<br />

134<br />

Zu Tisch<br />

mit …<br />

AUSGABE<br />

Im Brennpunkt:<br />

Logistik & Mobilität<br />

78 SMARTE BAUSTELLE<br />

Effizienzsteigerung und Kostensenkung<br />

86 ON DEMAND<br />

Baumaterial Beschaffung<br />

92 DIE PÜNKTLICHE SCHRAUBE<br />

Baustellenkoordination<br />

98 VOLLE LADUNG<br />

Elektromobilität einplanen<br />

104 MEHR ALS EIN STELLPLATZ<br />

Flexible Parkhäuser<br />

Positionen & Meinungen<br />

54 NISCHENSPEZIALIST<br />

Soluto-Chef Martin Zagler<br />

60 MEHR BEWUSSTSEINSBILDUNG<br />

Werner Moldaschl im Interview<br />

64 PERFEKTE STREITVERMEIDUNG<br />

Präsident Mathias Rant im Gespräch<br />

68 HERAUSFORDERUNG LOGISTIK<br />

Andreas Liebsch & Carmen Dilch<br />

72 PROJEKT OHNE EITELKEITEN<br />

Doppelgespräch Danner und Kaplan<br />

Kommentare<br />

40 GOBIET<br />

42 GREGER<br />

44 HECHT<br />

46 RIST<br />

48 GERSTMANN<br />

50 SILBERKNOLL<br />

52 THURNHOFER<br />

BranchenService<br />

152 BETONFERTIGTEILE<br />

156 KONJUNKTUR<br />

166 AUSZEICHNUNG<br />

178 BUCHTIPPS<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

09


Auch ein Rücken<br />

kann entzücken<br />

„Visionen ohne<br />

Umsetzung<br />

bleiben geträumt.“<br />

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D<br />

er BauTecFokus hat das Licht<br />

der Welt erblickt und die Reaktionen<br />

waren überwältigend.<br />

Selten zuvor hat das Team<br />

derart positives Feedback erhalten.<br />

Danke an alle, die sich gemeldet haben<br />

und danke für die konstruktiven Rückmeldungen.<br />

Bei all den Gesprächen gab<br />

es auch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag,<br />

aber gerade diese<br />

brauchen wir, damit wir besser werden<br />

können. Wir nehmen jeden einzelnen<br />

Vorschlag ernst – versprochen.<br />

Immobilien.<br />

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<strong>Herbst</strong> 2018<br />

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ÖNORM B1300 und B1301 Wir leben<br />

Immobilien.<br />

Wir haben den Sommer genutzt: die<br />

FokusRedaktion hat sich nach der<br />

Entwicklungsarbeit in die Branche<br />

geschmissen und ist den Neuigkeiten<br />

und berichtenswerten Ereignissen<br />

gefolgt. Wir haben Hintergründe recherchiert,<br />

waren den Innovationen<br />

auf der Spur und vor allem haben<br />

wir mit Menschen gesprochen. Das<br />

Ergebnis liegt vor – die zweite Ausgabe ist<br />

geschafft. Noch bunter, noch runder, mit<br />

noch mehr Tiefgang.<br />

Noch ansprechender: unser Cover<br />

Unser Artdirector leistet eine großartige<br />

Arbeit und seit seiner Übersiedelung<br />

nach Linz herrscht Aufbruchstimmung.<br />

Dieses Mal zeigt unter anderem das<br />

Cover seine einzigartige Handschrift.<br />

Mit dieser Ausgabe sind wir erstmals<br />

weniger eckig sondern flächiger. Aus<br />

dem bisherigen Konzept entstand<br />

ein besseres Design. Der Vergleich<br />

zwischen dem Cover im bisherigen<br />

Stil und dem neuen überzeugt. Ich<br />

war begeistert und Sie sind es hoffentlich<br />

auch.<br />

Wir haben den BauTecFokus bewusst als<br />

Schwestermagazin vom ImmoFokus gestartet<br />

und die prägenden Stilelemente übernommen.<br />

Nun wird es so sein, dass beim<br />

BauTecFokus erstmals eine Verbesserung<br />

vorhanden ist und erst danach auch beim<br />

ImmoFokus. Alle, die auch den ImmoFokus<br />

lesen, können sich schon auf das neue, verbesserte<br />

Design freuen.<br />

Wir zeigen Rückgrat<br />

Unser BauTecFokus ist umfassend und gerade<br />

dieser Umfang wird geliebt: wir haben viel<br />

Platz für tiefgründige Recherchen und einfach<br />

mehr Möglichkeiten, um komplexen Inhalten<br />

den notwendigen Raum zu bieten. Die<br />

Konsequenz ist ein Rücken, der viel breiter ist<br />

als die meisten anderen Branchenmagazine.<br />

Bisher haben wir es uns geleistet, diese Fläche<br />

weiß zu lassen. Doch dann besuchte ich einen<br />

Freund und er hat alle, wirklich alle Ausgaben<br />

vom ImmoFokus gesammelt. Aufgereiht<br />

standen sie in seinem Regal und die Optik<br />

war schön, aber bot Verbesserungspotential.<br />

Was wäre, wenn die Rücken zusammengestellt,<br />

ein Bild ergeben? Was wäre, wenn die<br />

Fläche nicht einfach weiß wäre? Aus der Idee<br />

folgte die Umsetzung und mit dieser Ausgabe<br />

entzückt unser Rücken!<br />

Wissen Sie schon was es sein wird?<br />

Herzlichst<br />

Philipp Kaufmann<br />

Herausgeber<br />

10 BauTecFokus


<strong>Herbst</strong> 2018<br />

11


Schnellere<br />

Prozesse<br />

D<br />

ie Produktivität in der Bauindustrie<br />

hat in den vergangenen<br />

50 Jahren mit der produzierenden<br />

Industrie nicht mithalten<br />

können, sagen Studien. Mangelhafte Standardisierung,<br />

geringe Automatisierung und<br />

fehlende vertikale Integration der Zulieferindustrie<br />

nennt die Unternehmensberatung<br />

Horváth & Partners als Grund. Ihrer Meinung<br />

nach muss und wird sich das in Zukunft rasant<br />

ändern. Die Baustelle von morgen ist voll<br />

digitalisiert. BauTecFokus ist der Frage nach<br />

gegangen, wie es nun in der Praxis aussieht<br />

und hat dem Thema Baulogistik und Materialbeschaffung<br />

ein breites Feld eingeräumt.<br />

Kurzfristigkeit, Digitalisierung und<br />

schlankere Prozesse haben schon Einzug<br />

gehalten (Seite 80).<br />

Von schnelleren Prozessen anderer<br />

Art erzählt Matthias Rant, Präsident<br />

des Hauptverbandes der allgemein<br />

beeideten und gerichtlich zertifizierten<br />

Sachverständigen Österreichs.<br />

Beleuchtet wird auch die<br />

Rolle der Baustellen-Dokumentation,<br />

was hinter elektronischen Pins steckt<br />

und worin die Stärke einer digitalen<br />

Beweissicherung liegt. (Seite 64)<br />

Eine Immobilie gilt in den Köpfen vieler<br />

Besitzer und Betreiber nach wie vor als wartungsfrei,<br />

wundert sich Soluto-Chef Martin<br />

Zagler im Gespräch mit dem BauTecFokus<br />

(Seite 56) Zagler hat sich mit seinem Unternehmen<br />

auf Kanal-, Wasser- und Brandschadensanierung<br />

spezialisiert und gibt sein Know-how<br />

im Franchise-System weiter.<br />

Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik.<br />

Im Interview (Seite 60) verrät er warum<br />

Betreiber-Risken nicht zu unterschätzen sind<br />

und externe Dienstleister viel kritischer kontrollieren.<br />

Zu Tisch waren wir mit Reinhard Poglitsch,<br />

Commercial Director Continental Europe<br />

bei ISS World Services (Seite 134). Über mangelnde<br />

Aufgaben kann sich der ausgewiesene<br />

Steakliebhaber nicht beschweren. Sein Bereich<br />

zeichnet für 40 Prozent der im Konzern<br />

erwirtschafteten Wertschöpfung von elf Milliarden<br />

Euro verantwortlich.<br />

In ganz Asien gibt es kein weiteres Flughafengebäude,<br />

dessen Tragwerk und Dachstruktur<br />

komplett aus Holz gefertigt wurden: Rubner<br />

Holzbau hat vom niederösterreichen Standort<br />

Ober-Grafendorf aus beim Mactan Cebu<br />

International Airport beeindruckende Arbeit<br />

geleistet (Seite 112).<br />

Architekten Ur-Gestein Heinz Neumann vermisst<br />

mitunter die Wertschätzung gegenüber<br />

Architektenleistung. Ab Seite 28 verrät er<br />

gemeinsam mit seinen geschäftsführenden<br />

Partnern Oliver Oszwald und Florian Rode,<br />

wie gute Architektur entsteht und warum<br />

Multifunktionalität die Zukunft ist.<br />

Viel Spaß beim Lesen,<br />

Mehr Bewusstseinsbildung für Gebäudesicherheit<br />

wünscht sich auch Werner Moldaschl,<br />

Birgit Salomon<br />

Chefredakteurin<br />

12 BauTecFokus


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8.-10. Oktober 2018, <strong>Herbst</strong> 2018 Stand 13A1.110


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />

Cree und ELK bündeln Wissen<br />

Kooperation<br />

n Holz-Hybridbauspezialist Cree und Fertighaus-Marktführer<br />

ELK bündeln ihre<br />

Kompetenzen und starten gemeinsame<br />

Projekte. Cree wird seine Systemplanung-<br />

Kompetenzen sowie die langjährige Erfahrung<br />

im mehrgeschossigen Holzbau einbringen.<br />

ELK bereichert die Partnerschaft<br />

mit fast 50 Jahren Erfahrung im Fertighausbau<br />

und der hochmodernen Infrastruktur<br />

für die industrielle und damit effizientere<br />

Vorfertigung. „Mit der<br />

Zusammenarbeit schaffen wir für die Errichtung<br />

von mehrgeschossigen Holz-Hybridgebäuden<br />

erstmals eine durchgängige,<br />

umfassende Abwicklung von der<br />

Planung und der Vorproduktion bis hin<br />

zur Montage“, erklärt Hubert Rhomberg,<br />

CEO und Gründer der Cree GmbH. Besonders<br />

attraktiv dürfte der neue Player daher<br />

für gewerbliche Wohnbauträger und den<br />

gemeinnützigen Wohnbau werden.<br />

Halbjahresbilanz<br />

Umsatzplus<br />

n Glorit kann auf ein erfolgreiches erstes<br />

Halbjahr zurückblicken. Der Umsatz<br />

wuchs auf 34 Millionen Euro, ein Plus von<br />

58 Prozent. Im aktuellen Jahr wurden bereits<br />

zehn neue Jobs geschaffen – mit 143<br />

Angestellten und Arbeitern erreichte man<br />

einen neuen Beschäftsungshöchststand.<br />

Ebenso werden drei Millionen Euro in die<br />

Infrastruktur durch den Bau eines Musterhauses<br />

und der Neugestaltung des Verwaltungsgebäudes<br />

am Standort Groß-<br />

Enzersdorf investiert. Der Fertigstellung<br />

ist für November 2018 geplant. „Mit dieser<br />

Entwicklung zum Halbjahr konnten wir<br />

die Erwartungen der Unternehmensleitung<br />

sogar deutlich übertreffen“, freut<br />

sich Geschäftsführer Stefan Messar.<br />

Goldenes Erdmännchen<br />

Auszeichnung<br />

n Der Verband der Ziviltechniker und Ingenieurbetriebe<br />

(VZI) feierte mit 200 Gästen<br />

im Kursalon Hübner sein 30-jähriges Jubiläum.<br />

Die Verleihung des CCC-Awards war Höhepunkt<br />

der Veranstaltung. Erstmals wurden<br />

vier Einzelpersonen in der jeweiligen<br />

Kategorie ausgezeichnet, die sich in besonderer<br />

Art und Weise für erhöhte Kooperation<br />

und Kommunikation bei Immobilienund<br />

Infrastrukturprojekten in Österreich<br />

engagiert haben. Für ihren Einsatz erhielten<br />

Dietmar Eiden hat die<br />

operative Geschäftsführung<br />

aller B2B-Messen im Österreich-Portfolio<br />

von Reed<br />

Exhibitions übernommen.<br />

die Preisträger eine Trophäe in Form eines<br />

vergoldeten Erdmännchens, eine Erdmännchen-Patenschaft<br />

und eine Jahreskarte des<br />

Tiergartens Schönbrunn. Die Preisträger waren<br />

Renate Schraml, Elisabeth von Thüringen<br />

GmbH (Kategorie „Bauherren“), Leonidas<br />

Gerald Schafferer, bau.raum<br />

(„Architekten, Planer & Projektsteuerer“),<br />

Klaus Reisinger, vormals ENGIE Gebäudetechnik<br />

(„Ausführende“) und Ulla Unzeitig,<br />

Open House Wien („Sonderbeteiligte“).<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Ab sofort zeichnet Anita<br />

Körbler für den Bereich<br />

Business Development & Sales<br />

beim SaaS-Anbieter docu tools<br />

verantwortlich.<br />

Bernd Oswald wird<br />

Chief Operation Officer bei Cree.<br />

Er ist für den Ausbau der<br />

digitalen Plattform, sowie<br />

Strategieumsetzung zuständig.<br />

News Ticker<br />

Boden: SCHUBERT STONE eröffnet zusätzlich zu der Naturstein-Terrassenausstellung eine Feinsteinzeug-Terrassenausstellung mit<br />

mehr als 100 verschiedenen Sorten und somit Österreichs größte Feinsteinzeug-Ausstellung für Terrassen. Nominierung: Die<br />

Nominierungen für den ZV-Bauherrenpreis 2018 sind fixiert. Die Jurys haben sich für 22 von 106 Projekten entschieden.<br />

Fotos: Ernst Haas; Reed Exhibitions/Andreas Kolarik; helenedevun<br />

14 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />

Prämierung für Meissl Architects<br />

Award<br />

n Meissl Architects wurden mit dem Iconic<br />

Architecture Selection Award 2018 für das<br />

PAULY in Seefeld in Tirol, in der Kategorie<br />

INTERIOR, ausgezeichnet. Das Architekten-Team<br />

von Meissl Architects überzeugte<br />

mit seiner besonderen Herangehensweise<br />

bei der Gestaltung des Lokals. Der hohe Designanspruch,<br />

ohne dabei auf bekannte<br />

Klassiker zu setzen, die Gemütlichkeit und<br />

das LIVING LA DOLCE VITA haben die Jury<br />

überzeugt. „Das PAULY ist ein Unikat für<br />

die Ferienregion Seefeld – fernab von Tiroler<br />

Kitsch und Pizzabäckerei. Bodenständig,<br />

aber raffiniert, authentisch und geprägt<br />

vom LA DOLCE VITA und den<br />

hochwertigen Zutaten der Regionen Italiens“,<br />

so Alexander Meissl.<br />

Ausbaustrecke Oldenburg-Wilhelmshaven<br />

Großauftrag<br />

n Eine Arbeitsgemeinschaft (ARGE) aus<br />

STRABAG AG, Ed. Züblin AG und STRA-<br />

BAG Rail GmbH wurde von der Deutsche<br />

Bahn AG mit dem Ausbau einer insgesamt<br />

5,7 Kilometer langen Bahnstrecke auf dem<br />

Gebiet der niedersächsischen Gemeinde<br />

Sande (Landkreis Friesland) beauftragt.<br />

Der Auftrag ist Bestandteil der Ausbaustrecke<br />

Oldenburg–Wilhelmshaven.<br />

Durch die Baumaßnahmen wird der<br />

Anschluss des Container-Terminals Wilhelmshaven<br />

an das überregionale Bahnnetz<br />

verbessert und die Bahnstrecke an<br />

das steigende Güterverkehrsaufkommen<br />

angepasst. Der Streckenabschnitt „Bahnverlegung<br />

Sande“ beinhaltet eine vier Kilometer<br />

lange zweigleisige Neubaustrecke<br />

sowie die Erweiterung einer bestehenden<br />

1,7 Kilometer langen Trasse um ein zweites<br />

Gleis. Der Auftragswert beträgt rund 115<br />

Millionen Euro, die Bauzeit voraussichtlich<br />

3,5 Jahre.<br />

Anz_ImmoFokus_04-2018_Layout 1 23.03.18 11:38 Seite 1<br />

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<strong>Herbst</strong> 2018 15<br />

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Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />

Update auf 32 Meter<br />

Neue Reichweiten<br />

n Die COMPACT Präsenz- und Automationsserien<br />

werden vom Hersteller ESYLUX einem<br />

umfangreichen Update unterzogen.<br />

Das Produkt wird um Varianten mit einer<br />

Reichweite von 32 Metern ergänzt. Bei der<br />

Bewegungserfassung setzt das Unternehmen<br />

auf die bewährte strahlungsfreie Passiv-<br />

Infrarot-Technologie.<br />

„Wo sich Menschen längere Zeit aufhalten,<br />

wie am Arbeitsplatz, möchten wir jede Form<br />

von Elektrosmog unbedingt vermeiden“,<br />

erklärt Marcus Pabsch, Leiter des ESYLUX-<br />

Produktmanagements.<br />

Damit passt man sich für die bedarfsgesteuerte<br />

Gebäudeautomation an die individuellen<br />

Umgebungsanforderungen an. Dies verschafft<br />

mehr Flexibilität in großen Räumen.<br />

Als Beispiel für den Einsatz stehen Großraumbüros<br />

im Fokus.<br />

Insgesamt handelt es sich bei den neuen<br />

Ausführungen um sechs Melder für unterschiedliche<br />

Betriebstechnologien.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Rund 30 Architekten und Planer aus ganz Österreich fanden sich Ende August in Kollerschlag ein.<br />

Loxone hatte zum ersten Real-Smart-Home-Event für Branchenexperten geladen. Verschiedene<br />

Workshops und Impulsvorträge eröffneten die Welt des smarten Zuhauses – und begeisterten. Die<br />

Loxone-Geschäftsführer Thomas Moser, Rüdiger Keinberger und Martin Öller freuten sich über das<br />

große Interesse der Gäste während der Veranstaltung.<br />

Synco IC<br />

Neue Funktionen<br />

n Die Synco IC-Cloud-Plattform der Siemens-Division-Building<br />

Technologies<br />

wurde um neue Funktionen für die Fernüberwachung<br />

von Heizungs-, Lüftungs-,<br />

und Klimaanlagen ausgebaut.<br />

Seit Juli ist eine Fernablesung von Zählern<br />

für die Energieabrechnung, die Fernüberwachung<br />

von Energiekennzahlen und die<br />

Fernintervention zur Senkung des Energieverbrauchs<br />

möglich. Das cloudbasierte<br />

System ist für einen kosteneffizienten Betrieb<br />

und Management von HKL-Anlagen<br />

in kleinen und mittelgroßen Gebäuden<br />

geeignet. Ein Ziel ist es, den Energieverbrauch<br />

zu reduziert. Bis zu 2.500 Funkmessgeräte<br />

oder 250 verdrahtete Zähler<br />

können von dem System umfasst werden.<br />

Durch eine automatische Datenerfassung<br />

werden Ablesefehler minimiert und eine<br />

Zählermanipulation oder Datenfälschung<br />

verhindert. Es können bis zu 100 Standorten<br />

kostenlos angebunden werden<br />

News Ticker<br />

Tagung: buildingSMART Austria und Heid & Partner laden am 11.10.2018 zur Veranstaltung nach Salzburg unter dem Motto „In<br />

der Praxis angekommen: Fallbeispiele zu Building Information Modeling entlang des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes“<br />

ein. Erfolg: PORR gewinnt in Polen bislang größten Bahnbauauftrag mit einem Auftragsvolumen von rund 116 Millionen Euro.<br />

Fotos: RabmerGruppe, Siemens; ESYLUX; GRÜNSTATTGRAU;<br />

16 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />

GRÜNSTATTGRAU<br />

Innovationslabor<br />

n Bei der Eröffnung des ersten mobilen Experimentierraums für<br />

Bauwerksbegrünung MUGLI am Wiener Hauptbahnhof präsentiert<br />

das Start-up seine Zielsetzung: 20 Prozent der Potenzialflächen in<br />

Innerfavoriten zu begrünen. Mit diesem groß angelegten Projekt<br />

wird Bauwerksbegrünung erstmals breitenwirksam im Bestand<br />

umgesetzt. Gemeinsam mit über 300 Netzwerkpartnern will das<br />

Innovationslabor eine Reihe von gebündelten Aktivitäten starten,<br />

um mehr Pflanzen auf Österreichs Dächer und Fassaden zu bringen<br />

und die Städte nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Dies soll<br />

vor allem extremen Wetterergeignissen, wie Hitze und Starkregen,<br />

entgegenwirken. „Hier setzt unser Innovationslabor an: Bauwerksbegrünung<br />

hilft, diese und weitere drängende Herausforderungen<br />

in unseren Städten zu lösen“, so Vera Enzi, eine der beiden<br />

Geschäftsführerinnen von GrünStattGrau. Marcus Franz,<br />

Bezirksvorsteher von Wien-Favoriten, ergänzt: „Mehr Grün<br />

bedeutet mehr Lebensqualität. Deswegen erhält die Initiative vom<br />

Bezirk volle Unterstützung. Das Kreta-Viertel als Zielgebiet wird von<br />

den positiven Effekten der Bauwerksbegrünung profitieren.“<br />

Wasser sparen<br />

Hitzewelle<br />

n Wasser sparen wird aufgrund des Klimawandels<br />

und extremerer Hitzeperioden<br />

immer mehr zum Thema. Vor allem beim<br />

Duschen kann man den Wasserverbrauch<br />

im Haushalt reduzieren. Von den 130 Litern<br />

des durchschnittlchen Gesamtwasserverbrauchs<br />

entfallen bis zu 80 Liter auf<br />

das Duschen. Für die Reduktion des verbrauchten<br />

Wasservolumens greifen viele<br />

zu herkömmlichen Spar-Duschköpfen<br />

oder Durchflussmengenbegrenzern, bei<br />

denen jedoch der Duschkomfort reduziert<br />

wird. Dafür hat Raber ein Wassersparsystem<br />

namens ECOTURBINO entwickelt. Es<br />

handelt sich um eine kleine Turbine, die<br />

bei jeder Duscharmatur eingebaut werden<br />

kann und mit einer patentierten Technologie<br />

ein stark verwirbeltes Wasser-Luftgemisch<br />

erzeugt. Damit können rund 36 Prozent<br />

Wasser und Energie eingespart<br />

werden, ohne dass die Duschstrahlintensität<br />

abnimmt.<br />

Balkonfassaden<br />

Schlaues System<br />

n Beim Balkonfassadensystem von Lumon<br />

werden Glas- und Aluminiumstabgeländer<br />

mit aufklappbaren und verschiebbaren<br />

Glasscheiben komibniert. Das System kann<br />

komplett an die Gebäudekonstruktion und<br />

die Wünsche des Auftraggebers angepasst<br />

werden. Es gibt zahlreiche Variationsmöglichkeiten<br />

in der Anordnung der Glaselemente,<br />

Farbgebung und der Wahl des Zubehörs.<br />

Im geschlossenen Zustand schützt das<br />

Produkt vor Lärmeinflüssen und bietet einen<br />

zusätzlichen Wärmepuffer am Balkon.<br />

Das reduziert zusätzlich die Heizkosten.<br />

Das Highlight dieser Verglasung ist das<br />

Dreh-/Schiebe-System, das ein einfaches<br />

Öffnen und Schließen der Konstruktion ermöglicht.<br />

Alle Glaswände lassen sich, je<br />

nach Wetterlage, Sonnenstand oder<br />

Belüftungswunsch individuell bewegen.<br />

Zum Öffnen der ersten Scheibe ist ein Griff<br />

vorgesehen, alle weiteren Scheiben können<br />

in die Anschlussposition geschoben und zusammen<br />

parallel zur Wand verstaut werden.<br />

Ein Zuschlagen durch Wind wird duch eine<br />

Verriegelung verhindert. Die Reinigung<br />

kann einfach vom Balkon aus durchgeführt<br />

werden.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

17


Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management<br />

Neue Kollektion<br />

Lichtblicke<br />

n RIBAG bringt mit der neuen Draft &<br />

Craft Collection die Möglichkeit, sich<br />

durch individualisierte Lichtlösungen in<br />

der Gestaltung zu differenzieren. Die Beleuchtung<br />

kann optimal mit der Architektur<br />

und dem Design der Innenausstattung<br />

abgestimmt werden.<br />

Es werden Sondereditionen mit persönlicher<br />

Handschrift hergestellt und neue Materialisierungen<br />

wie Leder oder Holz eingesetzt.<br />

Die unterschiedlichen Leuchten eigenen<br />

sich für einen vielseitigen Einsatz im<br />

Wohn-, Hotellerie- und Restaurantbereich.<br />

Für die neue ARVA Draft & Craft Collection<br />

wird die schwarze Linsenpendelleuchte<br />

mit einer individuellen Blende<br />

kombiniert. Zur Auswahl stehen die zwei<br />

Ledervarianten „Rancho Terra“ und «Velluto<br />

Lava» sowie die beiden Holzarten Eiche<br />

und Schwarznuss.<br />

Kurt-Masur-Schule<br />

Farbenfroh<br />

n Ästetik, Funktionalität sowie kind- und<br />

lerngerechte Räumlichkeiten stehen bei den<br />

Anforderungen der Kurt-Masur-Grundschule<br />

weit oben. Dazu zählt auch ein farbenfroher<br />

Fensterschutz von Warema, der in strahlenden<br />

Sonnengelb das Gebäude freundlich<br />

und anregend wirken lässt.<br />

Rund 620 Schüler besuchen täglich das<br />

Schulgebäude, welches einen umliegenden<br />

Hort und eine Dreifach-Sporthalle beinhaltet.<br />

Mensa und Mehrzweckräum werden mit<br />

dem Foyer zu einem offenen Komplex verbunden.<br />

Auf dem Dach befinden sich zusätzliche<br />

Spielflächen für die Schüler.<br />

Das Gebäude wurde nach Passivhausstandard<br />

konzipiert und überzeugt durch seine<br />

Energiebilanz. Ein weißes Wärmedämm-<br />

Verbundsystem an den Außenfassaden wird<br />

von horizontalen Fensterbändern unterbrochen.<br />

Für Blend- und Wärmeschutz spielen<br />

die textilen Fenster-Markisen von Warema<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Bernhard Hirschmüller ist<br />

neuer Vertriebsleiter bei VELUX<br />

Österreich und wird sich auf den<br />

Ausbau der starken Marktposition<br />

von kümmern.<br />

Alexander Ghezzo freut sich<br />

auf zahlreiche Einreichungen im<br />

Rahmen der siebten Green and<br />

Blue Awards für nachhaltige<br />

Immo-Projekte.<br />

Andreas Schierenbeck, CEO<br />

von thyssenkrupp Elevator, ist<br />

stolz auf das Projekt des neuen<br />

Hauptsitzes und des weltweit<br />

höchsten Aufzugtestturms.<br />

News Ticker<br />

Erweiterung: TÜV AUSTRIA baut mit Tecnotest Werkstoffkompetenz im Rheinland aus. TÜV AUSTRIA Deutschland übernimmt<br />

den ZfP-Prüfdienstleister Tecnotest mit 34 Mitarbeitern und Sitz in Leverkusen. Jubiläum: Die Geschwister Carola Meissl-<br />

Handle und Alexander Meissl, beide Geschäftsführer von MEISSL ARCHITECTS, feiern 60 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte.<br />

Fotos: Warema, VELUX, Thomas Mayer<br />

18 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management<br />

Mehr Raum<br />

Sanierung<br />

n Aufgrund der steigenden Nachfrage bei<br />

der Firma Landgarten in Bruck an der Leitha,<br />

musste der Hersteller von Bio-Snacks ein<br />

neues Rohwarenlager und eine neue Produktionshalle<br />

errichten. Somit soll ausreichend<br />

Raum für die Produktionsanforderungen<br />

gewährleistet werden.<br />

BRUCHAPaneel® PU Wand - WP Platten im<br />

Stecksystem ermöglichen eine saubere Lösung<br />

für Wände und Dächer. Vollflächig verklebte<br />

Dachabdichtungsbahnen von Sika<br />

sollen für die richtige Dachabdichtung sorgen.<br />

Die Module können einfach und schnell verlegt<br />

werden, für die Montage sind keine offenen<br />

Flammen nötig. Sie bieten hervorragende<br />

Witterungsbeständigekti auch bei<br />

permanenter UV-Belastung.<br />

Raumakustik optimiert<br />

Lärmpegel<br />

n Im Heurigenlokal „Zum Martin<br />

Sepp“ finden bis zu 200 Gäste Platz.<br />

Um den Geräuschpegel zu verbessern,<br />

entschied sich Romana Martin<br />

für Solo Deckensegeln vom<br />

Raumakustik-Spezialisten Ecophon.<br />

Für dieses raumakustische<br />

Upgrade verantwortlich zeichnet<br />

Akustik-Spezialist Thomas Mayer<br />

mit seinem Unternehmen raumecho<br />

- Agentur für Raumakustik. Einerseits<br />

sollte die Nachhallzeit und<br />

damit der empfundene Geräuschpegel<br />

deutlich reduziert werden,<br />

auf der anderen Seite sollte kein<br />

schalltoter Raum entstehen und<br />

auch der optische Raumeindruck<br />

erhalten bleiben.<br />

Wanda Lanzer Schule<br />

Neue Mittelschule Stammersdorf<br />

n Diesen September wurde in Stammersdorf<br />

eine ganztägige Neue Mittelschule eröffnet.<br />

Bereits Mitte August wurde das Gebäude<br />

von Herrn Josef Stadlinger, Division<br />

Head Siemens Building Technology Österreich<br />

feierlich an die Schulleitung Katja<br />

Kraml übergeben. Projektverantwortlich<br />

zeigten sich Siemens Gebäudemanagement<br />

& Services G.m.b.H. (SGS) gemeinsam<br />

mit der Baufirma Granit und Raiffeisen<br />

Leasing. „Lebenszyklusorientierte<br />

Modelle wie in der Wanda Lanzer Schule<br />

sind die beste Garantie für Nachhaltigkeit<br />

mit Auswirkung auf die Lebenszykluskosten<br />

und die übergreifende Planung, Errichtung<br />

und den Betrieb“, erklärt Manfred<br />

Völker, Geschäftsführer der SGS. Die Wartungen,<br />

Instandhaltungen und Inspektionen<br />

werden die nächsten 25 Jahre von der<br />

SGS betreut.<br />

Fit für die Zukunft<br />

Neue Arena<br />

n Der österreichische Fußballbundesligaverein<br />

CASHPOINT SCR Altach will sich für<br />

zukünftige sportliche Herausforderungen<br />

stellen. Im Rahmen der Masterplanung für<br />

eine neue Spielstätte mit dem Arbeitstitel<br />

„Vorarlberg Arena“ sollen saisonal- oder<br />

eventunabhängige Nutzungsmöglichkeiten<br />

berücksichtig werden.<br />

„So wie wir auch unsere Organisation ständig<br />

hinterfragen und verbessern müssen,<br />

haben wir auch an unserer gesamten Sportanlage<br />

und an ihrem Herzstück, der CASH-<br />

POINT Arena, noch vieles zu verbessern und<br />

zu ergänzen. Dabei stellen wir uns die Frage,<br />

ob und wie wir insbesondere die Infrastruktur<br />

der Arena über die Bundesliga-Heimspiele<br />

hinaus nutzbar machen oder durch<br />

gezielte Ergänzungen für andere Events attraktiv<br />

machen können“, sagt Karlheinz<br />

Kopf, Präsident des CASHPOINT SCR Altach.<br />

Partner des Verbands sind u.a. Steilpass –<br />

The Brand Experience Consultants, Maxmakers<br />

– International Real Estate Consulting,<br />

Drees & Sommer und Blackforesters.<br />

Durch das Mischnutzungsprinzip soll ein<br />

möglichst großer Mehrwert für den Verein<br />

entstehen.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

19


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />

Glas mit pyrolytischer Beschichtung<br />

Saubere Sache<br />

n Als neutrales Glas mit unsichtbarer pyrolytischer<br />

Beschichtung (Hardcoating) ist<br />

„Luxclear Protect“ von AGC Interpane perfekt<br />

für Duschanwendungen geeignet. Die<br />

Beschichtung schützt die Glasoberfläche<br />

langjährig vor sichtbaren Kalkablagerungen<br />

und dem Anhaften von Seifenresten und<br />

Schmutz.<br />

Anders als bei herkömmlichen Dusch-Verglasungen<br />

ist das Hardcoating mit dem Glas<br />

verschmolzen, nutzt sich nicht ab und versiegelt<br />

die Oberfläche dauerhaft – das Glas<br />

wird auch nach Jahren nicht stumpf oder<br />

trüb. Darauf gibt das Unternehmen eine<br />

zehnjährige Korrosionsschutzgarantie.<br />

So wird auch der Reinigungsaufwand minimiert:<br />

Klares Wasser genügt, scharfe Badreiniger<br />

werden überflüssig – das schont nicht<br />

nur die Umwelt, sondern spart zusätzlich<br />

Geld.<br />

Universitätsklinikum St. Pölten<br />

Hygienefaktor<br />

n Der sogenannte zweite Bauabschnitt<br />

des Universitätklinikums in St. Pölten ist<br />

das größte Klinik-Bauprojekt Österreichs.<br />

Mit den Trockenbauarbeiten wurde Lieb<br />

Bau Weiz beauftragt. Das Auftragsvolumen<br />

umfasste sämtliche nichttragende<br />

Innenwände, Unterkonstruktionen für<br />

Portale, Türen und diverse medizinische<br />

Geräte sowie abgehängte Decken im gesamten<br />

Gebäude. Für ein angenehmes Arbeitsklima<br />

und die rasche Genesung der<br />

Patienten setzten die Architekten in der<br />

Gestaltung auf großzügige Glasflächen an<br />

der Fassade und im Innenbereich. In Zonen<br />

mit Patientenverkehr entschied man<br />

sich für die Fixverglasung Planline von<br />

Saint-Gobain Rigips Austria. Diese<br />

Elemente sind absolut flächenbündig mit<br />

den tragenden Gipskarton-<br />

Ständerwandsystemen und rundum<br />

hermetisch versiegelt. Es kann also zu<br />

keinerlei Verunreinigung in den bereits<br />

werkseitig gereinigten Glaselementen<br />

kommen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die<br />

Glaselemente<br />

unterschiedlichen<br />

bauphysikalischen Anforderungen<br />

gerecht werden können.<br />

Metallbau<br />

ÖNORMEN<br />

n Das Aluminium-Fenster-Institut (AFI)<br />

hat eine Aufstellung der wichtigsten<br />

Normen aus dem Bereich Metallbau online<br />

gestellt. Die aktualisierte Auswahl von<br />

über 300 ÖNORMEN für den Metallbau<br />

soll Planer, Architekten, Bauherren und<br />

Metallbaubetriebe in ihrer Arbeit<br />

unterstützen. Neu ist die zusätzliche<br />

Leistung von Normenentwürfen. Durch<br />

die direkte Verlinkung mit Austrian<br />

Standards kann man sich rasch über die<br />

Details der Norm oder des Entwurfes<br />

informieren.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Die zwei neuen Geschäftsleiter von Hacksteiner-Metall Thomas<br />

Ablinger und Wolfgang Ebner unterstützen Geschäftsführer<br />

Wilhelm Rinnerthaler bei seinen Agenden. Ablinger ist Metallbau-<br />

Projektleiter und vertritt als Geschäftsleiter mit Handlungsvollmacht ab<br />

sofort das Unternehmen nach außen.<br />

Stephan Bothen ist neuer<br />

Geschäftsführer von Zeppelin<br />

Österreich. Er verantwortet das<br />

Gebiet in Wien, Graz, Linz,<br />

Innsbruck und Villach.<br />

News Ticker<br />

Baustellen-Werbung: Baustellen erregen das Interesse von Passanten. Ein effektiver Weg für Werbung ist die plakative<br />

Gestaltung von Bauzäunen. Durchlässiges Mesh-Gewebe sei besonders geeignet. Hitzeschutz: Massiv Bauen unterstützt den<br />

Kühleffekt und steigert das Wohlbefinden. Das belegen Langzeitmessungen im Viva Forschungspark von Baumit.<br />

Fotos: AGC Glass Europe, Schönhofer, Hacksteiner-Metall/Stefan Zauner, Schoeck<br />

20 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />

ASB LumiFlex<br />

Außergewöhnliches Shoppingerlebnis<br />

n ASB LumiFlex ist ein Videofußboden. Der<br />

gesamte Bodenbereich dient als multifunktionaler<br />

Monitor, durch den jeder Raum zu<br />

einem einzigartigen visuellen Erlebnis wird<br />

Indoor- oder Outdoor-Event, Ausstellungen,<br />

Atrien von Einkaufszentren und Hotels,<br />

Konzertsäle, Marketing-Stunts und Produktpräsentationen.<br />

Architekten und Innenarchitekten<br />

suchen manchmal noch nach<br />

dem besonderen Eyecatcher.<br />

Das deutsche Unternehmen ASB, kurz für<br />

Aluminium SystemBau Horst Babinsky<br />

GmbH, hat den flächenelastischen Voll-LED-<br />

Videofußboden aus Glas LumiFlex entwickelt<br />

und optimiert. Seine Eigenschaften:<br />

wasserabweisend, elastisch, strapazierfähig,<br />

rutschfest, auch bei Tageslicht sichtbar und<br />

als portables System mit vorkonfigurierten<br />

Elementen von 1,5 x 2,5 m sehr flexibel – per<br />

Plug & Play einsatzbereit. Der LumiFlex von<br />

ASB ist in einer Basis- und einer Premiumvariante,<br />

erhältlich. Die Premiumversion<br />

verfügt über einen Pixelabstand von 6,25<br />

Millimetern, der hochauflösende Videodarstellung<br />

ermöglicht. Das heißt, in der höheren<br />

Auflösung sind in einem Quadratmeter<br />

ASB LumiFlex 25.600 RGB-LEDs verbaut.<br />

Die Basisausführung ist mit einem Pixelabstand<br />

von 8,9 Millimetern erhältlich, hier<br />

sind 12.500 RGB-LEDs pro Quadratmeter<br />

verbaut. Dass große Erlebnisse keine komplizierte<br />

Technik brauchen, beweist die Bedienung<br />

des LumiFlex. Per HDMI- oder DVI-<br />

Schnittstelle kann der Boden von jedem<br />

Computer als sekundärer Monitor gesteuert<br />

werden.<br />

Neue Bewilligungen nötig<br />

Gesteinsabbau<br />

n Rund vier Millionen Tonnen Kies und Gestein<br />

werden von der Vorarlberger Bauwirtschaft<br />

jährlich verbraucht. Um den Bedarf<br />

weiterhin decken zu können, müssen in<br />

nächster Zeit neue Bewilligungen erteilt<br />

werden, so eine Bedarfsstudie zur Baurohstoffversorgung.<br />

Je nach Möglichkeit wird empfohlen, bestehende<br />

Abbaufelder zu erweitern und Nassbaggerungen<br />

einzuplanen.<br />

Die entsprechenden Potenzialien sollen in<br />

einer Folgeuntersuchung erhoben werden,<br />

so Landeshauptmann Markus Wallner und<br />

Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser.<br />

Von heimischen Betrieben mit bewilligten<br />

Abbaufeldern in den Regionen Walgau,<br />

Rheintal und Bregenzerwald wird der größte<br />

Teil des Gesamtbedarfs beigesteuert. Insgesamt<br />

werden von ihnen rund 2,75 Millionen<br />

Tonnen an mineralischen Rohstoffen geliefert.<br />

In den nächsten Jahren wird sich diese<br />

Abbaumenge drastisch reduzieren – bis zu<br />

drei Viertel in den kommenden zehn Jahren.<br />

Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden,<br />

ist man in Vorarlberg von Importen aus<br />

Deutschland und Tirol abhängig.<br />

Fassadenbefestigung<br />

Neuerung<br />

n Combar, ein hochwertiger Glasfaserstab,<br />

wird seit heuer vom Produkthersteller<br />

Schöck auch in Österreich verwendet.<br />

Aktuell wurde die Produktlinie Schöck<br />

Isolink geschaffen, die alle Fassadenbefestigungen<br />

vereint.<br />

Glasfaserbewehrung hat im Vergleich zu<br />

Betonstahl einige Vorteile: es ist nicht nur<br />

leichter, sondern gleichzeitig belastbarer<br />

und verfügt über hervorragende statische,<br />

chemische und bauphysikalische Eigenschaften.<br />

Außerdem zeichnet sich Schöck<br />

Combar durch seine geringe Wärmeleitung<br />

aus und benötigt eine geringe Betondeckung.<br />

Das Produktportfolio von Schöck wird so<br />

erweitert und in einer neuen Produktfamilie<br />

zusammengefügt. Alle Fassadenbefestigungen<br />

von Schöck tragen ab sofort den<br />

Namen Schöck Isolink. Im Zuge dessen<br />

wird auch der bisherige Thermoanker umbenannt.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

21


Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen<br />

Photovoltaik beim Lagerhaus Kufstein<br />

Sonnenkraft<br />

n Am Standort in der Raiffeisenstraße in<br />

Kufstein entsteht eine neue Lagerhausfiliale.<br />

Die Nutzung von Tageslicht und grüner<br />

Energie aus einer Photovoltaik-Anlage, die<br />

in die Dachfensterlösung VELUX Modular<br />

Skylights integriert ist, stehen dabei im Fokus.<br />

Bei VELUX Modular Skylights handelt<br />

es sich um ein innovatives Oberlichtkonzept,<br />

dessen Elemente je nach Anforderung individuell<br />

kombiniert werden können. Eine<br />

Möglichkeit sind öffenbare Module, die eine<br />

Frischluftversorgung garantieren. Im neuen<br />

Lagerhaus in Kufstein werden in zwei Sattellichtbändern<br />

mit 40 Grad Neigung insgesamt<br />

92 Module der VELUX Modular Skylights<br />

verbaut. Das südseitig ausgerichtete<br />

Lichtband besteht aus 46 voll belegten Photovoltaik-Modulen,<br />

die zur Deckung des Energiebedarfs<br />

beitragen.<br />

Die Fertigstellung der Bauarbeiten ist bis Dezember<br />

2018 geplant. Die Eröffnung soll im<br />

Frühjahr 2019 stattfinden.<br />

Karawankentunnel<br />

Tunnelröhre Nr. 2<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Stefan Fehle verstärkt das<br />

Führungsteam des LED-Anbieters<br />

LEDON und wird neuer<br />

Finanzchef. Im Juni wurde ihm<br />

die Prokura erteilt.<br />

Ehrentraud Schreck<br />

übernimmt die Position der<br />

Geschäftsführung von Conrad<br />

Electronic Österreich und löst<br />

damit Thomas Schöfmann ab.<br />

Holger Engelbrecht<br />

Produktmanager bei reichelt<br />

elektronik, begrüßt die neue<br />

EU-Beleuchtungsverordnung<br />

hin zu energieeffizienteren<br />

Geräten.<br />

n Heuer startet die ASFINAG zeitgleich<br />

mit dem slowenischen Autobahnbetreiber<br />

DARS den Vollausbau des Karawankentunnels.<br />

Der Grenztunnel zwischen Österreich<br />

und Slowenien ist Teil der 7,9 Kilometer<br />

langen A11 Karawankenautobahn.<br />

Als erster Schritt ist der Neubau einer<br />

zweiten Tunnelröhre vorgesehen.<br />

„Der Auftrag über den Neubau einer zweiten<br />

Röhre beim Karawankentunnel hat ein<br />

Volumen von rund 90 Millionen Euro. Er<br />

ist eine Auszeichnung für die SWIETELS-<br />

KY-Baugesellschaft und ihr Tunnelbau-<br />

Unternehmen, die in diesem Fall gemeinsam<br />

als ARGE beauftragt wurden. Wir<br />

sind auf Untertagebauprojekte hochspezialisiert<br />

und können auf jahrzehntelange<br />

Erfahrung zurückgreifen“, betont SWIE-<br />

TELSKY-Sprecher Karl Weidlinger.<br />

Als besondere Herausforderung gelten die<br />

schwierigen geologischen Verhältnisse<br />

sowie erwarteten Wasserzutritten.<br />

News Ticker<br />

Licht: RIBAG Licht hat für die Linie AROA eine Stehleuchte sowie neue Farberweiterungen im Chrom-Look und Goldbraun<br />

gelauncht. Vergaberecht neu: Ziviltechnikerkammer legt Leitfaden für die Vergabe von Planungs- und Beratungsleistungen<br />

vor. Auftraggeber leiden weiterhin unter der Komplexität des Gesetzes.<br />

Fotos: RIBAG Licht AG; IG Lebenszyklus Bau; Lisa Mathis; Lagerhaus; Zeppelin/Sabine Gassner<br />

22 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen<br />

Aluminiumfenster<br />

Nachhaltigkeit & Design<br />

n Wicona ist weltweit der erste Anbieter eines thermisch getrennten<br />

Aluminiumbausystems, welches zur Gänze aus recycelten<br />

Material beseteht. Das Wicline 75 Max Aluminiumfenster<br />

soll Nachhaltigkeit mit Design verbinden. Mit einer<br />

filigranen Profilansicht erfüllt es die Ansprüche einer modernen<br />

Architektur. Es hat für seine versenkbaren Fenstergriffe<br />

mehrere Design-Preise erhalten. Darüber hinaus ist es kostengünstig,<br />

fast wartungsfrei und besitzt eine lange Lebensdauer.<br />

Der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt ist ein weiterer<br />

Aspekt, der bei modernen Bauwerken zum Tragen kommt.<br />

Aluminium ist ein nachhaltiger Werkstoff, der immer wieder<br />

recycelt und erneut verwendet werden kann. „Mit dem Wicline<br />

75 Max Aluminiumfenster kommt Hydro Building Systems Austria<br />

dem Anspruch auf Nachhaltigkeit in einer Art und Weise<br />

nach, die weltweit einzigartig ist“, sagt Jörg Meiche, Vertriebsleiter<br />

Hydro Building Systems Austria.<br />

| BA12-15G |<br />

Der erste Controller,<br />

der in jedem Raum<br />

willkommen ist.<br />

Integrale Gebäudeautomationslösungen:<br />

z. B. mit dem BC9191.<br />

DBS-Club<br />

Prototyp<br />

n In einer neu gegründeten Initiative der IG Lebenszyklus Bau,<br />

dem sogenannten DBS-Club (Digital Building Solutions), ziehen<br />

Buwog Group, Delta, Engie, Microsoft, Siemens, UBM Development<br />

AG, Umdasch Group Ventures, Wien Energie, Wienerberger,<br />

Wirtschaftsagentur Wien, Wien 3420 aspern<br />

Development AG, WeXelerate und Austrian Institute of Technology<br />

an einem Strang, um gemeinsam mit technologieaffinen<br />

Start-Ups Lösungen für jene Felder zu entwickeln, denen<br />

das größte Innovationspotenzial in der Branche zugeschrieben<br />

wird. Es werden gemeinsam Prototypen für die digitale<br />

Planung, Errichtung, Finanzierung und den Betrieb von Gebäuden<br />

entwickelt.<br />

Am 3. Oktober werden die erarbeiteten Konzepte in der Seestadt<br />

Aspern im Rahmen des DBS Future Demo Days getestet.<br />

Dabei sollen neue, innovative Denkansätze und Ideen zur Optimierung<br />

der Konzepte geschaffen werden.<br />

www.beckhoff.at/building<br />

Der Raum-Controller BC9191 bündelt die Standardfunktionalitäten<br />

zur Einzelraumsteuerung in einer kompakten Bauform. Zentrale<br />

Informationen werden per Ethernet mit der übergeordneten PC-Ebene<br />

ausgetauscht. Damit ist der BC9191 ein exzellentes Beispiel für die<br />

integrale Gebäudeautomation von Beckhoff auf der Grundlage der<br />

offenen, PC-basierten Steuerungstechnik: Alle Gewerke werden von<br />

einer einheitlichen Hard- und Softwareplattform gesteuert, bestehend<br />

aus skalierbaren Steuerungen, passgenauen I/O-Lösungen und der<br />

Automatisierungssoftware TwinCAT. Durch die optimale Abstimmung<br />

aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale über die Energieeffi<br />

zienzklassen hinaus voll ausgeschöpft. Für alle Gewerke stehen vordefi<br />

nierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering enorm<br />

vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit<br />

möglich. Die Systemintegration erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards<br />

Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP.<br />

Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />

von Beckhoff:<br />

Flexible<br />

Visualisierung/<br />

Bedienung<br />

Skalierbare Steuerungstechnik,<br />

modulare I/O-Busklemmen<br />

Modulare Software-<br />

Bibliotheken<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

23


Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau<br />

Deutsche Einheit Nr. 15<br />

Verkehrsprojekt<br />

n ZÜBLIN wurde für den rund sechs Kilometer<br />

langen dritten Bauabschnitt der<br />

BAB 44 zwischen Kassel und Herleshausen<br />

von der DEGES (Deutsche Einheit<br />

Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH)<br />

beauftragt. Die Straße ist Teil des Verkehrsprojekts<br />

Deutsche Einheit Nr. 15. Die<br />

Auftragssumme beträgt rund 183 Millionen<br />

Euro. Herzstück des Auftrags ist der<br />

ca. 1,7 Kilometer lange Tunnel Boyneburg,<br />

der aus zwei jeweils zweispurigen Tunnelröhren<br />

besteht. Diese sind über fünf Rettungsquerschläge<br />

miteinander verbunden<br />

und verfügen über je zwei<br />

Pannenbuchten. Nördlich und südlich des<br />

Tunnels werden zwei 2,3 bzw. 2,1 Kilometer<br />

lange Streckenabschnitte der BAB 44 gebaut.<br />

Insgesamt sind fünf Unterführungsund<br />

Rampenbauwerke, sieben Stützmauern<br />

und Böschungsbauwerke sowie drei<br />

Brücken zu errichten.<br />

Wohnanlage Seeblick<br />

Baustart<br />

n In Lochau wird ein weiteres Projekt von<br />

i+R Wohnbau und Rhomberg Bau<br />

realisiert. 52 Wohnungen sollen zwischen<br />

Schanzgraben und Seeschanze errichtet<br />

werden. Die Vorbereitungsarbeiten für<br />

das Wohnbauprojekt „Seeblick“ haben auf<br />

dem rund 4.500 Quadratmeter großen<br />

Grundstück bereits gewonnen. Die bereits<br />

bestehende Tankstelle wird neu errichtet.<br />

Im Ergeschoss wird der dazugehörige<br />

Tankstellenshop untergebracht. Die Wohnungen<br />

mit zwei bis vier Zimmern sowie<br />

Penthäusern finden in den fünf darüberliegenden<br />

Stockwerken Platz. In einer<br />

Tiefgarage befinden sich 71 Stellplätze für<br />

PKWs und zehn für einspurige Fahrzeuge.<br />

Die Fertigstellung ist für 2021 geplant.<br />

Brenner Basistunnel<br />

Tunnel-Jahrhundertprojekt<br />

n Das Auftragsschreiben über das Bauvorhaben<br />

H51 Pfons-Brenner wurde im August<br />

von den Vertretern des PORR Konsortiums,<br />

bestehend aus der PORR, Hinteregger, Joint<br />

Venture Partnern aus Italien und dem Vorstand<br />

der Brenner Basistunnel Gesellschaft<br />

unterzeichnet. Der Verwaltungsgerichtshof<br />

hat den Zuschlag an die PORR für das größte<br />

Baulos in der österreichischen Geschichte<br />

erneut bestätigt.<br />

Für das gesamte Projekt ist eine Bauzeit von<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Marc Schreiber ist neuer<br />

Bereichsleiter Berlin der<br />

STRABAG Real Estate GmbH.<br />

Der diplomierte Architekt ist seit<br />

10 Jahren im Unternehmen tätig.<br />

rund sechs Jahren angesetzt. Das Auftragsvolumen<br />

beträgt ca. eine Milliarde Euro.<br />

„Wir sind sehr stolz darauf, den Zuschlag für<br />

das bislang größte Tunnelprojekt Österreichs<br />

erhalten zu haben. Das rund 18 Kilometer<br />

lange Baulos ‚Pfons-Brenner‘ stellt<br />

aufgrund der komplexen geologischen Gegebenheiten<br />

und den beschränkten Platzverhältnissen<br />

eine anspruchsvolle Herausforderung<br />

dar“, so PORR CEO Karl-Heinz<br />

Strauss.<br />

Bei der ZIMA Wohn Baugesellschaft mbH Vorarlberg kam es<br />

per Juli zu einer personellen Rochade: Die bisherigen<br />

Prokuristen und langjährigen Mitarbeiter Claudio Kohler und<br />

Herwig Bertsch übernehmen die Geschäftsleitung der<br />

ZIMA Wohn Baugesellschaft mbH.<br />

News Ticker<br />

VÖB Konjunkturbarometer: Trotz eines herausragenden Vorjahres konnte die Betonfertigteilbranche in Österreich im ersten<br />

Halbjahr 2018 den Umsatz noch einmal deutlich spürbar steigern. Copacabana: Mit dem neuen Großprojekt in Karlsdorf bei<br />

Graz schafft die C&P Immobilien AG einen Wohn- und Lebensraum mit 165 Wohneinheiten inklusive privatem Seezugang.<br />

Fotos: BBT SE; PORR; ZIMA Holding AG; STRABAG Real Estate GmbH; DMAA / SIGNA<br />

24 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau<br />

A1 in Polen<br />

Teilstrecke<br />

n Die polnische Tochter der STRABAG SE<br />

wird in einem Konsortium den 16 Kilometer<br />

langen Streckenabschnitt der A1 zwischen<br />

Tuszyn und Bełchatów in Polen bauen. Der<br />

Auftrag wurde als Design&Build-Vertrag<br />

vergeben. Es entstehen zwei Fahrspuren je<br />

Fahrbahn, zwei Anschlussstellen, 17 Brückenbauwerke,<br />

Quer- und Zufahrtsstraßen,<br />

Lärmschutzwände und Tierübergänge. Das<br />

Auftragsvolumen liegt bei etwa 111 Millionen<br />

Euro. Die STRABAG hat einen Anteil von 50<br />

Prozent. „Die A1 in Polen ist eine wichtige<br />

Verbindung zwischen den Häfen im Norden<br />

des Lands und dem Süden Europas. Wir<br />

freuen uns, im Rahmen des Ausbaus der A1<br />

erneut einen Auftrag für eine Teilstrecke<br />

erhalten zu haben“, so Thomas Birtel,<br />

Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE.<br />

Rund 164 Millionen Euro<br />

Infrastruktur<br />

n Der Vertrag über die Palnung und<br />

den Bau für den letzten Teilabschnitt<br />

der Schnellstraße S61 in der Woiwodschaft<br />

Ermland-Masuren wurde im<br />

August mit der PORR unterzeichnet.<br />

Ein Konsortium aus PORR und UNI-<br />

BEP S.A. Bielsk Podlaski wird die 23<br />

Kilometer lange Teilstrecke von Szczuczyn<br />

nach Ełk realisieren.<br />

Die Bauarbeiten werden rund 29 Monate<br />

betragen und sollen im dritten<br />

Quartal 2019 abgeschlossen sein. Neben<br />

dem Neubau der Schnellstraße<br />

werden auch lokale Straßen renoviert,<br />

technische Strukturen sowie<br />

Umweltschutzeinrichtungen umgesetzt.<br />

Das Auftragvolumen umfasst<br />

rund 163,6 Millionen Euro.<br />

Wohnen am Schweizergarten<br />

Großauftrag<br />

n Leyer + Graf darf sich nach dem Abschluss<br />

der Bauarbeiten am Baufeld 8 des<br />

AUSTRIA CAMPUS über den nächsten<br />

Großauftrag in Wien freuen. In unmittelbarer<br />

Nähe zum neuen Hauptbahnhof werden<br />

sie das Projekt „Wohnen am Schweizergarten“<br />

der SIGNA umsetzen.<br />

Auf einem rund 12.000 Quadratmeter großem<br />

Areal wird ein Wohn- und Bürogebäude<br />

errichtet. Der Gebäudekomplex besteht<br />

aus drei Türmen mit 17 bzw. 18<br />

Stockwerken und wird rund 450 Wohnungen,<br />

ein Büro, ein Hotel sowie Einzelhandelsflächen<br />

umfassen. Das Gebäude selbst<br />

besteht aus zwei Untergeschoßen mit je ca.<br />

10.000 Quadratmetern. Darauf entstehen<br />

die Türme mit einer Höhe von ca. 60 Metern.<br />

Mit den Erdarbeiten wurde bereits<br />

begonnen, der Rohbau soll Ende 2019 fertiggestellt<br />

sein.<br />

Smart Commercial Building<br />

Zentrales Gehirn<br />

n Bis Ende 2019 entsteht mitten in Berlin das<br />

digitalisierte Bürogebäude cube berlin. Der<br />

cube lernt über eine Art zentrales Gehirn<br />

von seinen Nutzern und passt sich als sogenanntes<br />

Smart Commercial Building deren<br />

Bedürfnissen an. Der von 3XN Architects<br />

entworfene Neubau wird von der CA Immo<br />

mit rund 100 Millionen Euro realisiert. Für<br />

das ganzheitliche Digitalisierungskonzept<br />

des Gebäudes werden sie von Drees & Sommer<br />

beraten, die das Projekt mit Generalfachplanungsleistungen<br />

wie Fassadentechnik,<br />

Energiedesign und Green-Building-<br />

Zertifizierung begleiten. Die künstliche Intelligenz<br />

des Gebäudes verknüpft unter den<br />

höchsten Sicherheitsstandards alle technischen<br />

Anlagen, Sensoren sowie Planungs-,<br />

Betriebs- und Nutzerdaten miteinander. So<br />

werden die Prozesse der Immobilie optimal<br />

gesteuert. Bereits zwei Jahre vor der Fertigstellung<br />

des Gebäudes hat die CA Immo begonnen,<br />

Hard- und Software des Smart Commercial<br />

Buildings in Betrieb zu nehmen und<br />

ausführlich zu testen. So wurde von Digitalisierungsexperten<br />

die Kompatibilität der Produkte<br />

untersucht. Ein besonderes Augenmerk<br />

wurde auf Cyber Security gelegt.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

25


#2<br />

BauKaufmann<br />

Regelmäßige Kolumne über Fakten<br />

und Inhalte, die verändern und prägen.<br />

Klare Ansage – kleine Schritte – große Wirkung<br />

Wo bleibt der Spirit von Sophie Karmasin?<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann, Herausgeber des BauTecFokus<br />

n Bis 18. Dezember 2017 war die Welt für mich besser, deutlich besser.<br />

Grundsätzlich bin ich nicht vergangenheitsverklärt, aber in diesem Fall<br />

ist es leider so: mit 18. Dezember 2017 kam Frau Juliane Bogner-Strauß<br />

ins Amt und im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie kam<br />

es zum Bruch. Unter Sophie Karmasin, die als Parteilose dem Bundesministerium<br />

für Familie und Jugend vorstand, gab es klare Ansagen.<br />

Bundesministerin Karmasin war umtriebig, viel unterwegs und wollte<br />

Österreich zum familienfreundlichsten Land Europas machen. Ihr Ziel<br />

war es, nicht nur unsere Nachbarn zu überflügeln, sondern auch noch<br />

die skandinavischen Länder, welche geradezu Musterländer waren und<br />

sind, zu überholen. Was für ehrgeizige Ziele!<br />

Aus der Privatwirtschaft kommend hat sie einfach Vieles richtig gemacht:<br />

sie investierte in aussagekräftigen Research und war akribisch<br />

im Faktensammeln. Dank ihr wissen wir, dass 86 Prozent der Österreicher<br />

sich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

wünschen, während die Situation aktuell für nur 24 Prozent<br />

als sehr gut oder gut empfunden wird. Dieser Gap schreit<br />

nach Veränderung und politischem Handeln. Gleichzeitig<br />

kämpfen Unternehmen im immer härter werdenden<br />

internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe. Sie<br />

verstand: Für Österreich geht es als rohstoffarmes<br />

Land um unsere Zukunft, somit um Alles. Denn<br />

wie kann Infineon internationale Knowhow-<br />

Träger nach Kärtnen (!) bringen, damit dort<br />

auf Weltniveau gearbeitet wird, wenn wir<br />

bei der Kinderbetreuung nachhinken.<br />

Im internationalen Vergleich sind die<br />

Klügsten der Welt gewohnt, schon<br />

sehr früh Kinder in Krabbelstuben<br />

betreut zu wissen. Bietet<br />

Österreich das? Unternehmen,<br />

wie beispielsweise<br />

der REWE-Konzern,<br />

können nur reüssieren,<br />

wenn Anreize<br />

Quelle: www.unternehmen-fuer-familien.at<br />

geschaffen werden, um den Bedarf an Arbeitskräften und Experten zu<br />

decken. Familienfreundlichkeit ist längst nicht mehr nur eine Frage des<br />

sozialen Engagements, sondern von elementarer Bedeutung für den<br />

unternehmerischen Erfolg. Höhere Motivation und Mitarbeiterbindung<br />

sowie weniger Fluktuation und Krankenstände sind dabei nur einige positive<br />

Argumente, die sich durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf erreichen lassen.<br />

Nicht nur in der Bau- und Immobilienbranche sind Fachkräfte bereits<br />

Mangelware. In absehbarer Zeit werden sich die qualifizierten Mitarbeiter<br />

das Unternehmen aussuchen können, wo sie arbeiten wollen. Menschen<br />

wollen eine andere Form der Work-Life-Balance. Die Bau- und<br />

Immobilienbranche ist kein Vorreiter bei der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf: Herausfordernde Arbeitszeiten oder die zahlreichen, in der<br />

Branche üblichen Beschäftigungen auf Werksvertragsbasis erschweren<br />

die Familienfreundlichkeit erheblich. Mit 87 Prozent ist es jener Berufszweig<br />

mit dem höchsten Männeranteil und zugleich auch das Gewerbe<br />

mit der niedrigsten Teilzeitquote (12,5 Prozent). Derzeit haben weniger<br />

als 50 Unternehmen das Audit berufundfamilie absolviert. Vorreiter war<br />

die von mir gegründete Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige<br />

Immobilienwirtschaft (ÖGNI), welche selber mit gutem Beispiel vorangegangen<br />

ist und auditiert wurde.<br />

Viele Themenstellungen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

sind bei den Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft nicht<br />

angekommen bzw. teilweise besteht noch nicht einmal ein Problembewusstsein.<br />

„Der Kampf um Talente“ macht es auch für die Bau- und<br />

Immobilienwirtschaft notwendig, sich der Herausforderung zu stellen.<br />

Dr. Karmasin hat diese Themen erkannt und sich die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie auf ihre Fahnen geschrieben. Mit unzähligen<br />

Initiativen, wie dem Netzwerk „Unternehmen für Familien“ und laufenden<br />

Aktivitäten hat sie die Landschaft nachhaltig geprägt und hat<br />

Spuren hinterlassen. Offen gesprochen, vermisse ich sie und hätte mir<br />

gewünscht, dass sie noch weiterwirken darf. Jetzt bin ich gespannt, was<br />

ihre Nachfolgerin bewegt und dem Thema geschuldet hat sie weiterhin<br />

eine Chance verdient. Ich freue mich auf mehr.<br />

26 BauTecFokus


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Näher am Kunden. Näher an der Lösung.<br />

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<strong>Herbst</strong> 2018<br />

27


Positionen & Meinungen<br />

HNP ARCHITECTS<br />

Doyen Heinz Neumann, Florian Rode, Oliver Oszwald<br />

28 BauTecFokus


Multifunktionalität<br />

ist die Zukunft<br />

„Wenn Sie über Architektur sprechen wollen, rufen Sie uns an“, steht unübersehbar auf der<br />

Homepage von HNP Architecs. Das haben wir getan und sofort eine Einladung zum Gespräch bekommen.<br />

Bürogründer und Architekten-Urgestein Heinz Neumann und seine geschäftsführenden Partner Oliver Oszwald<br />

und Florian Rode gaben dem BauTecFokus Einblicke in ihre Architekturpraxis.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

Fotos: Jasmina<br />

Viele Ihrer Bauten prägen das Wiener<br />

Stadtbild. Dazu zählen der Uniqa Tower,<br />

der neue Wiener Westbahnhof, der Ares<br />

Tower oder das Euro Plaza. Wie würden<br />

Sie Ihre Bauten beschreiben?<br />

Neumann: Wir machen Bauten der Selbstverständlichkeit,<br />

die hin und wieder sogar architektonische<br />

Highlights sind. Architektur<br />

soll benutzbar sein und wenn die Nutzer zufrieden<br />

sind, dann ist das der beste Indikator.<br />

Die schönste Auszeichnung ist, dass Bauherren<br />

immer wieder mit uns weiterbauen.<br />

Kann Architektur eine Gesellschaft verändern?<br />

Neumann: Natürlich, aber sie ist auch<br />

Spiegelbild. Die Gesellschaft verändert die<br />

Architektur, weil sie sich selber verändert.<br />

Ein Geben und Nehmen sozusagen. Beispiel:<br />

Ritter haben Burgen gebaut. Nun gibt es keine<br />

Ritter mehr, daher bauen wir keine Burgen.<br />

Heute bauen wir Krankenhäuser und Pensionsversicherungsanstalten,<br />

das ist die heutige<br />

Gesellschaft.<br />

Was verlangt die Gesellschaft? Was müssen<br />

Gebäude heute erfüllen?<br />

Oszwald: Die Zukunft liegt in der Multifunktionalität.<br />

Es geht um die unterschiedliche<br />

Nutzbarkeit im Lebenszyklus eines Gebäudes.<br />

Derzeit sind meist nur Büro- oder reine Wohnbauten<br />

zu finden. Dass Büros später bei Bedarf<br />

zu Wohnungen umfunktioniert werden<br />

können, ist jedoch essenziell. Das bedeutet, es<br />

muss nachhaltig gedacht und geplant werden.<br />

Das klingt nach großen planerischen Herausforderungen…<br />

Oszwald: Ja, es ist sehr kompliziert, Gebäude<br />

zu entwickeln, die multifunktional nutzbar<br />

sind, aber das ist heute ein ganz wesentlicher<br />

Bestandteil unseres Denkens.<br />

Rode: Der Office Park 4 am Wiener Flughafen<br />

ist beispielsweise von uns so entworfen worden,<br />

dass Umbauten im Mietbereich schnell<br />

und unkompliziert möglich sind. Die Kommunikationszonen,<br />

Küchen, Stiegenhäuser<br />

und WC-Anlagen sind darauf ausgerichtet.<br />

Kleine Einheiten, aber auch große Flächen<br />

können im Handumdrehen geschaffen<br />

werden. Das betrifft auch die Haustechnik –<br />

Schächte, Versorgung, Entsorgung – alles ist<br />

komplett auf Flexibilität ausgelegt.<br />

Die Technikfrage scheint besonders kompliziert<br />

zu lösen zu sein?<br />

Oszwald: Zum einen betrifft es die Bautechnik,<br />

zum anderen die Gebäudetechnik. Es ist<br />

eine Gratwanderung: Wie viel Gebäudetechnik<br />

ist notwendig, um die heutigen Anforderungen<br />

abdecken zu können? Und: Wie können<br />

diese technischen Einrichtungen später<br />

transformiert werden?<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

29


Positionen & Meinungen<br />

„Gutes<br />

entsteht,<br />

wenn gute<br />

Honorare<br />

bezahlt<br />

werden.“<br />

Rode: Momentan ist sehr viel Technik in einem<br />

Gebäude verbaut und eigentlich sollten<br />

wir hier wieder etwas reduzieren, damit man<br />

flexibler wird.<br />

Zu viel Technik? Dies in Zeiten rasant<br />

fortschreitender technischer Entwicklungen<br />

und Möglichkeiten?<br />

Rode: Ja, teilweise sind die Lösungen zu hochgezüchtet.<br />

Beispielsweise finden sich oft voll<br />

konditionierte Räume, wo nach Wunsch der<br />

Bauherren auch die Fenster geöffnet werden<br />

können. Wenn die Nutzer das in der Praxis<br />

machen, rebelliert in Folge das Klimasystem.<br />

Einerseits wird viel Geld in die Technik gesteckt,<br />

damit sie uns alle Wünsche erfüllt, auf<br />

der anderen Seite werden Dinge praktiziert,<br />

die sich mit der Gebäudetechnik schlichtweg<br />

nicht vertragen. Teure Systeme werden dann<br />

einfach abgeschalten – das ist doch nicht im<br />

Sinne des Erfinders.<br />

Wie steht es mit der Handhabung moderner<br />

Lösungen in Ihrem eigenen Haus?<br />

Oszwald: Wir wollen immer am Puls der Zeit<br />

sein. In der Büroplanung und Struktur sind<br />

wir sicherlich weit voraus. Auch beim Thema<br />

BIM spielen wir groß mit. Viele reden darüber,<br />

aber wir planen damit.<br />

Rode: BIM verbinden viele nur<br />

mit einem 3D-Modell. Aber BIM<br />

bedeutet eigentlich interdisziplinäres<br />

Arbeiten. Auch bei Statik<br />

und Haustechnik arbeiten alle<br />

Projektbeteiligten gemeinsam<br />

mit den Architekten an einem<br />

Modell. Aktuell realisieren wir<br />

unter anderem das Projekt am<br />

Wiener Flughafen mit BIM.<br />

Branchenexperten behaupten<br />

Österreich hinke im internationalen<br />

Vergleich punkto<br />

BIM weit hinten nach? Wie<br />

sehen Sie das?<br />

Oszwald: Momentan ist es in<br />

Österreich so, dass − bis auf ein<br />

paar wenige Ausnahmen − BIM<br />

bei der Planung aufhört und<br />

nicht in die Ausführung übertragen<br />

wird. Viele heimischen<br />

Firmen sind dafür noch nicht<br />

wirklich gerüstet.<br />

Rode: Die Frage ist auch, wie<br />

viel dem Bauherrn BIM wert<br />

ist. Wenn die ausführenden<br />

Firmen die BIM-Planung nicht<br />

mitmachen, gibt es Lücken und<br />

das Facilitymanagement arbeitet<br />

künftig mit nicht aktuellen<br />

Plänen.<br />

Oszwald: Ein Hindernis gibt es<br />

noch. Nicht alle Branchensoftware-Programme<br />

können miteinander<br />

kommunizieren. Die<br />

Schnittstellen bereiten mitunter<br />

30 BauTecFokus


„Die Gesellschaft gibt<br />

die Architektur vor.“<br />

Schwierigkeiten. Wir haben eigene BIM-Manager<br />

im Büro, die damit beschäftigt sind, die<br />

jeweiligen Kompatibilitätsprobleme zu lösen.<br />

Herr Neumann, Sie haben vor vielen Jahren<br />

gesagt, dass der Computer die Ästhetik<br />

der Bauvorhaben verändert. Sehen Sie<br />

das heute auch noch so? Immerhin gibt<br />

es mittlerweile wirklich gute CAD-Programme?<br />

Neumann: Ja sicher, ein Computer zeichnet<br />

immer noch anders als ein Mensch, der sich<br />

zuerst mit einem 6B Stift hinsetzt, eine Skizze<br />

macht und dann verfeinert. Beim Computer<br />

ist alles präzise. Dadurch entsteht eine andere<br />

Ästhetik.<br />

Oszwald: Auf jeden Fall. Als erstes gehen<br />

wir mit einer Bleistiftskizze an das Projekt<br />

heran. Ohne dem Gefühl, die Strichstärke<br />

auf das Papier zu bringen, funktioniert<br />

es nicht. Erst später werden die Ideen im<br />

Computer übersetzt. Hier sind wir Traditionalisten.<br />

Inwieweit verändern sich in der Architektur<br />

die beruflichen Anforderungen?<br />

Oszwald: Wir planen interdisziplinär. Das<br />

bedeutet wir lassen von Anfang an alle<br />

Parameter von Haustechnik, Bauphysik,<br />

über Brandschutz, Lichtplanung, bis hin zu<br />

Spezialdisziplinen wie Akustik, Interior Design,<br />

usw. in die Planung einfließen. Nur so<br />

können wir ein Gebäude errichten, das allen<br />

Ansprüchen gerecht wird.<br />

Rode: Wenn wir auf den bisher stattgefundenen<br />

Planungsprozesse zurückblicken, sehen<br />

wir eindeutig, dass Architektur in jeder<br />

Richtung nur durch interdisziplinäre Arbeit<br />

im Team zu meistern ist.<br />

Was stehen Sie zu Architekturwettbewerben?<br />

Immerhin haben Sie schon einige<br />

gewonnen?<br />

Neumann: Eine sehr heikles Thema. Eine<br />

Wertschätzung gegenüber Architektenleistung<br />

ist offensichtlich nicht vorhanden,<br />

anders ist es nicht zu erklären, dass man<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

31


Positionen & Meinungen<br />

einen Berufsstand herausfordert, Arbeiten<br />

zu leisten, die nicht bezahlt werden. Derzeit<br />

sind Ausschreibungen reine Kapitalvernichtung<br />

sowie eine ungeheure Verschwendung<br />

von menschlicher Energie und Kreativität.<br />

Auch wenn man als Sieger aus dem Wettbewerb<br />

hervorgeht, heißt das ja noch lange<br />

nicht, dass man das Projekt auch realisieren<br />

wird. Oft folgen mühselige Verhandlungsverfahren<br />

oder das Projekt wird verschoben,<br />

verkauft oder schlicht begraben. Es ist eine<br />

amoralische Vorgangsweise, als Auslober so<br />

etwas von den Architekten zu verlangen. Ein<br />

angemessenes Honorar sollte eine Selbstverständlichkeit<br />

sein. Fakt ist: Gute Architektur<br />

entsteht nur aus dem perfekten Zusammenspiel<br />

zwischen Bauherr und Architekt, sicher<br />

nicht durch Wettbewerbe.<br />

Rode: Die Wettbewerbsausschreibungen<br />

sind zudem heillos überfrachtet. Sie lesen<br />

sich bisweilen wie ein Auszug aus dem Allgemeinen<br />

bürgerlichem Gesetzbuch und<br />

sind ein Sammelsurium an Regeln. Es finden<br />

sich oft widersprechende und unrealistische<br />

Vorgaben und wir Architekten spielen hier<br />

mit – ohne Kostenersatz.<br />

Ein akzeptabler Weg wäre?<br />

Neumann: Ganz einfach: Man bittet zehn<br />

Architekten ein Vorprojekt zu machen, einen<br />

Entwurf sozusagen und bezahlt sie adäquat<br />

für die Leistung. Dann kann der Auftraggeber<br />

in Ruhe seine Wahl treffen.<br />

Baubudgets sind meist knapp kalkuliert.<br />

Welchen Anteil nehmen Architektenleistungen<br />

hier ein?<br />

Neumann: Das ist auch ein wichtiger Punkt.<br />

Die Kammer ist seit 2002 – da gab es die<br />

letzte Gebührenordnung – nicht in der Lage<br />

ein neues Regulativ herauszugeben, das für<br />

Behörden und professionelle Bauherren eine<br />

Orientierung für eine zeitgemäße Gebührenordnung<br />

bietet. Wir zahlen die Gehälter für<br />

2018 und haben eine Gebührenordnung aus<br />

dem Jahr 2002.<br />

Ich versuche allen Kollegen immer weiterzugeben:<br />

Umso besser das Honorar, desto besser<br />

ist die Architektur. Wenn ein Bauherr das<br />

Honorar reduziert und man keine Zeit hat,<br />

Alternativen zu prüfen, bekommt er meist<br />

eine schlechtere Architektur. Gutes Honorar<br />

bedeutet auch gute Architektur.<br />

Was ist für Sie schlechte Architektur?<br />

Oszwald: Wenn das Gebäude seinen Nutzen<br />

nicht erfüllt und städtebaulich nicht<br />

kompatibel ist. Es kann total schön sein und<br />

trotzdem die Umgebung erschlagen. Es gibt<br />

aktuelle Projekte, wo 25 Jahre alte Gebäude<br />

abgerissen werden, deren Substanz noch<br />

gut ist, aber niemand will sie mehr sehen.<br />

Gebäude benötigen Flexibilität und sollten<br />

ein wenig Understatement haben, damit man<br />

sich nicht in fünf Jahren sattgesehen hat.<br />

Zu den Themen Stadtplanung, aber auch<br />

Verordnungen und Bauordnung gibt es relativ<br />

wenig öffentliche Statements aus der<br />

„Architektur<br />

muss den<br />

Anforderungen<br />

der Zeit<br />

entsprechen.“<br />

Architekturszene.<br />

Neumann: Zur Bauordnung muss ich etwas<br />

Wesentliches sagen: Wir erdulden für jedes<br />

Bundesland eine andere Bauordnung, mit<br />

jeweils unterschiedlichen Regelungen. Eine<br />

Zusammenführung zu einer österreichweiten<br />

einheitlichen Bauordnung wäre für unser<br />

kleines Land sicher gut. Zum Vergleich: In<br />

Bayern – etwa gleich groß wie Österreich –<br />

funktioniert das bestens.<br />

Rund um die Wiener Bauordnung gab es<br />

diesen Sommer viel Aufregung. Wie beurteilen<br />

Sie die Neuregelung bezüglich<br />

schützenswerter Altbauten?<br />

Oszwald: Die Abruchverordnung ist eindeutig<br />

über das Ziel hinausgeschossen. Ein<br />

riesiger Unsicherheitsfaktor für alle, die bestehende<br />

Häuser haben oder vielleicht eines<br />

kaufen und abreißen wollen. Es gibt keinen<br />

Leitfaden, wie das funktionieren soll. Die Betroffen<br />

stehen völlig im Nebel.<br />

Rode: Für Investoren ist es nun wirklich<br />

schwierig. Vor allem für diejenigen, die vor<br />

32 BauTecFokus


<strong>Herbst</strong> 2018<br />

33


Positionen & Meinungen<br />

zwei Jahren gekauft haben, mit dem Gedanken,<br />

dort ein neues Projekt zu realisieren.<br />

Viele Vorhaben können nicht mehr umgesetzt<br />

werden, weil es sich einfach nicht mehr<br />

rechnet. Vor allem bei Altbauten, wo noch<br />

der alte Mietrechtszins zur Anwendung<br />

kommt, wird die Rendite extrem geschmälert.<br />

Ich bin der Feind meines eigenen Geldes,<br />

wenn ich in ein altes Gebäude - gebaut<br />

vor 1945 - viel Geld hineinstecken würde.<br />

Das hilft dem Wiener Wohnungs-Markt<br />

überhaupt nicht.<br />

„Gebäude<br />

haben später<br />

vielleicht<br />

eine andere<br />

Nutzung.“<br />

Die Bauflächen sind knapp und Microliving<br />

wird immer mehr zum Thema? Wie sehen<br />

Sie diesen Trend?<br />

Neumann: Der Trend spiegelt die Gesellschaft<br />

wider. Es gibt immer mehr allein lebende Menschen.<br />

Die Baupreise werden immer höher, die<br />

Anforderungen der Bauordnung und Behörden<br />

werden immer teurer. Da können sich die Leute<br />

keine großen Wohnungen mehr leisten.<br />

Der Architekt hat die Aufgabe, diese Anforderungen<br />

in zeitgemäßer Form umzusetzen, die<br />

HNP architects<br />

Bürogründer Heinz Neumann, Jahrgang 1941 zählt zu den<br />

ganz großen heimischen Architekten. Er bezeichnet sich<br />

selbst als Traditionalist und arbeitet so wie Architekten<br />

früher als Universalist. Der gebürtige Wiener begann<br />

1960 sein Architekturstudium an der Technischen Universität<br />

in Wien, anschließend arbeitete er unter anderem<br />

im Büro von Eugen Wörle und später von Karl Schwanzer.<br />

Seit Erlangen seiner Ziviltechnikerbefugnis 1973 ist Neumann<br />

als Architekt selbständig. Mit seinem Büro HNP<br />

architects, das jahrelang unter dem Namen Neumann &<br />

Partner firmierte, ist er vorwiegend in Wien tätig. Seine<br />

Bauten prägen das Stadtbild. Neben Wohn- und Büroanlagen<br />

gehören zu Neumanns Entwürfen auch bekannte<br />

Großprojekte in der Hauptstadt, wie etwa der Uniqa<br />

Tower am Donaukanal, der Saturn Tower (entworfen mit<br />

Hans Hollein) und der Ares Tower in der Donau City, der<br />

Geschäftspark Euro Plaza am Wienerberg oder die Anund<br />

Umbauten beim Westbahnhof. In Linz zeichnete das<br />

Büro für das Landesdienstleistungszentrum verantwortlich.<br />

„HNP architects“ tritt oft auch als Generalplaner auf<br />

– etwa bei Teilen des „Goldenen Quartiers.“ Neben dem<br />

Erste Campus und Wiener Hauptbahnhof „Am Quartier<br />

Belvedere“ steht u. a. auch ein Hotel und Bürohaus, das<br />

die Handschrift Neumann trägt.<br />

Ein aktuelles Großprojekt des Büros HNP architecs – mittlerweile<br />

stehen Neumanns Partner Oliver Oszwald und<br />

Florian Rode geschäftsführend zur Seite – liegt am Flughafen<br />

Wien: Mit dem Office Park 4 entsteht direkt neben<br />

dem Tower ein Bürogebäude mit Konferenzräumen, Gastro<br />

und Geschäften.<br />

HNP architects entwickelt mit rund 70 Mitarbeitern jährlich<br />

etwa 20 bis 25 Projekte – mit Leidenschaft, wie Heinz<br />

Neumann betont.<br />

34 BauTecFokus


für die Gesellschaft brauchbar ist. Die Gesellschaft<br />

gibt die Architektur vor und es sind nicht<br />

die Architekten, die die Gesellschaft verändern.<br />

Stichwort „Adaptierbar“: Modulare Bauweise<br />

ist vielfach Branchenthema. Wie stehen<br />

Sie dazu?<br />

Oszwald: Sehr spannend.<br />

Einmal geplant, 100 Mal gebaut, geht das<br />

wirklich so?<br />

Rode: Das ist etwas, das nicht funktioniert,<br />

weil jeder Bauplatz für sich eine eigenständige<br />

Lösung braucht. Ich glaube nicht, dass<br />

man ein Modul 100 mal wo hinbauen kann.<br />

Oszwald: Ein Systembau funktioniert auf der<br />

grünen Wiese, aber Wien ist doch eine große<br />

Stadt, wo die Bauplätze nicht immer die gleichen<br />

Proportionen haben und oftmals speziell<br />

sind. Mit der modularen Bauweise ist man<br />

sehr schnell eingeschränkt. Die Kunst liegt in<br />

der optimalen Ausnutzung: Flächeneffizientes<br />

Planen spezifisch für jeden Bauplatz.<br />

Was würden Sie niemals bauen?<br />

Neumann: Alles ist Architektur. Wir haben<br />

Aschenbecher entwickelt, Papierkörbe,<br />

Schwammerlhütten – und vieles mehr. Nur<br />

die Aufgabenstellung des Bauherrn muss<br />

unserer Intention entsprechen. Wenn der<br />

etwas will, das uns nicht gefällt, werden wir<br />

ihm raten einen Kollegen von der Kammer zu<br />

suchen.<br />

„Teilweise sind<br />

Techniklösungen<br />

zu hochgezüchtet.“<br />

Oszwald: Ein kleines Stellwerk zu bauen, ist<br />

für uns genauso interessant, wie ein großes<br />

Büro- oder Theatergebäude.<br />

Haben Sie ein Lieblingsprojekt?<br />

Neumann: Jedes Projekt, wo der Bauherr zufrieden<br />

ist, macht auch uns zufrieden.<br />

„Bauten der Selbverständlichkeit“<br />

Heinz Neumann hat das Wiener Stadtbild maßgeblich geprägt: Auswahl an Projekt-<br />

High-Lights, aus den vergangenen Jahrzehnten seines Schaffens.<br />

Quartier Belvedere Central<br />

Wien<br />

2016<br />

Am Hof 2<br />

Wien<br />

2012<br />

Wien Mitte<br />

Arch Arge Wien Mitte<br />

2012<br />

PS 1<br />

Leopoldstadt Wien<br />

2010<br />

Rompetrol<br />

Bukarest<br />

2009<br />

Saturn Tower<br />

Donauc City<br />

2008<br />

Haus der Forschung<br />

Baupreis der Immobilien Privatstiftung<br />

2006<br />

Ares Tower<br />

DIVA Immobilienpreis<br />

2001<br />

Haus an der Wien<br />

Leed PLATIN zertifiziert<br />

2013<br />

Tuchlauben<br />

Wien<br />

2012<br />

Westbahnhof<br />

DIVA Immobilienpreis<br />

Wien<br />

2011<br />

LX2<br />

Wien<br />

2008<br />

k 6_Hochhaus<br />

Kundratstraße<br />

2007<br />

Uniqa Tower<br />

Bauherrenpreis / Greenbuilding<br />

2004<br />

Oszwald: Ich würde nicht ein Projekt herausziehen.<br />

Jedes Projekt ist „ein Baby.“ Man<br />

entwickelt es von der ersten Handskizze bis<br />

Verlagshaus<br />

Staatspreis<br />

1988<br />

Muthgasse 109<br />

Adolf Loos Architekturpreis<br />

1990<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

35


Positionen & Meinungen<br />

zur Fertigstellung. Da kann man nicht sagen:<br />

„Dich mag ich, dich mag ich nicht.“<br />

Rode: Das ist wie bei Kindern, man hat hoffentlich<br />

alle gleich lieb. Man kann und soll nicht werten.<br />

Jedes Projekt ist anders, so soll es auch sein.<br />

Jedes steht für sich.<br />

Wann und wie kamen Sie mit Architektur in<br />

Berührung? Gab es ein Schlüsselerlebnis?<br />

Neumann: Architektur ist allgegenwärtig.<br />

Von der frühsten Jugend an, gerade wenn man<br />

in Wien aufwächst, kommt man nicht umhin,<br />

Architektur zu fühlen, zu spüren und zu sehen.<br />

Rode: Ich bin Architekt aus Leidenschaft.<br />

Ich habe mich immer mit diesem Thema<br />

beschäftigt. Schon in der Kindheit, als ich<br />

zu zeichnen begann, war der Wunsch vorhanden<br />

Architekt zu werden. Andere wollten<br />

Feuerwehrmann werden, ich habe Häuser<br />

gezeichnet. Mein Traumjob. Das ist das<br />

schönste, wenn man seinen Wunsch verwirklichen<br />

kann.<br />

Oszwald: Mir hat es auch schon von Kind an<br />

Spaß gemacht, Sachen aufzuzeichnen. Ich<br />

bin durch den Vater immer in den Büros und<br />

auf den Baustellen gewesen und habe gesehen,<br />

dass es toll ist, was er aufzeichnet.<br />

Also beeinflusst durch die Eltern?<br />

Oszwald: Nein, die waren am Anfang gar<br />

nicht so glücklich.<br />

Rode: An einem meiner ersten Tage an der<br />

Universität hat einer der Professoren gesagt:<br />

36 BauTecFokus


„Wettbewerbe<br />

vernichten<br />

Kapital“<br />

„Überlegt euch das ganz genau mit der Architektur,<br />

es ist kein leichter Job.“<br />

Stimmt das, was zeigt die Erfahrung heute?<br />

Oszwald: Es ist Leidenschaft, die Leiden schafft<br />

(lachend). Aber wir sind sehr leidensfähig.<br />

Rode: Das ist überall so: wenn man eine Sache<br />

halbherzig macht, wird man keine Freude<br />

daran finden. Das wäre dann keine Berufung<br />

im ursprünglichen Sinn.<br />

Wie sieht es mit dem Architektennachwuchs<br />

aus?<br />

Oszwald: Auf den Hochschulen wird das Bild<br />

vermittelt, man kommt raus und kann entwerfen,<br />

aber das stimmt nicht. Die wenigsten<br />

können Bauordnung, Bautechnik und den<br />

Entwurf gut abdecken. Man muss zuerst viel<br />

lernen und dann sieht man, wo die Stärken<br />

liegen.<br />

Was sind Ihre Stärken im 3er Team?<br />

Oszwald: Wir ergänzen uns perfekt.<br />

Neumann: Das wichtigste ist, wir halten zusammen.<br />

Rode: Jeder hat seine Stärken und Schwächen,<br />

aber wir sind ein Team und arbeiten<br />

sehr gut zusammen.<br />

n<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

37


BauMarketing<br />

Gedankensplitter zum Marketing<br />

als regelmäßige Kolumne.<br />

Lasst uns von Google lernen:<br />

Das Hero-Hub-Hygiene-Modell!<br />

Regelmäßiger Kommentar von Alexander Bosak & Philipp Kaufmann<br />

n Bei Google gibt es The Zoo und dahinter „versteckt“ sich das kreative Inhouse-Team<br />

von Google, welches einzigartige Werbung macht und immer<br />

auf der Suche nach Innovationen ist. Vor ungefähr sechs Jahren haben die<br />

smarten Mitarbeiter bei The Zoo von YouTube-Stars, wie Felix Kjellberg<br />

(>58 Millionen Follower), Michelle Phan (>8,9 Millionen Follower), Jenna<br />

Marbles oder Bianca Heinicke, gelernt und verstanden, dass das Geheimnis<br />

erfolgreicher Kommunikation Regelmäßigkeit und der kontinuierliche<br />

Aufbau einer Community bedeutet. Die deutschsprachige Bianca beispielsweise<br />

begeistert mehr als 5 Millionen Follower und ist ein wirklicher<br />

Star der Jugend, wie wir etwas Älteren uns es kaum vorstellen können. Für<br />

viele, welche sich mit der Materie nicht beschäftigen, postet Bianca oftmals<br />

völlig Belangloses und fast schon Banales – der regelmäßige Content bindet<br />

die Fans und erhöht laufend die „Fangemeinde“. Dies wurde von The<br />

Zoo als „Hygiene“ bezeichnet und bedeutet, mit „Hygiene-“ (oder „Help-“)<br />

Content laufend User ,basierend auf Research und deren Interessen, anzuziehen<br />

und zu binden.<br />

Hero braucht „Hygiene“ und umgekehrt<br />

Gleichzeitig braucht es aber einzigartigen, überwältigenden Content, der<br />

von den Menschen begeistert wahrgenommen und geteilt (verbreitet)<br />

wird. Dieser virale Effekt erzeugt Begeisterung und bildet den Markenkern.<br />

Derartiger Content wird als „Hero“ bezeichnet und muss nicht regelmäßig<br />

präsent sein, sondern immer wieder. Oftmals unregelmäßig, aber doch<br />

derart häufig, damit die Identität langfristig aufgebaut werden kann.<br />

Das Spannende ist: es braucht beides. In der klassischen Kommunikation<br />

setzen wir derzeit immer noch auf einmalige Highlights, auch als Kampagnen<br />

bezeichnet. Zwei- oder dreimal im Jahr kommt eine wirklich kreative<br />

Umsetzung zum Einsatz und schafft Aufmerksamkeit – dies reicht aber<br />

einfach nicht mehr. Es geht darum, immer wieder Impulse zu setzen und<br />

gleichzeitig laufend zu kommunizieren.<br />

wo ein Kunde immer wieder hilfreiche und nützliche Inhalte findet und<br />

von sich aus, freiwillig, gerne vorbeikommt. Dieser Ort kann aber auch<br />

eine Erlebniswelt sein, wo eine Marke erlebbar wird und Mehrwerte<br />

geschaffen werden. Dieser Hub kann aber auch gezielt ausgebaut bzw.<br />

inszeniert werden: frage nach Feedback, bitte um die Meinung des Kunden<br />

oder aktualisiere regelmäßig deinen Internetauftritt mit Inhalten,<br />

welche für den Kunden von Relevanz sind. Wenn du ihn darüber informierst,<br />

kommt er wieder vorbei und bald wieder und wieder, wieder<br />

und nochmals wieder. Der Beginn einer intensiven Beziehung – der<br />

Kunde wird dein Produkt kaufen und lieben. Das Geheimnis ist: ändere<br />

deine Einstellung von Passivität auf Partizipation. Dafür ist es notwendig,<br />

mehr Content zu produzieren, als wir es uns jemals vorstellen<br />

konnten: Backstage-Infos, nicht verwendete Szenen oder Hintergrundgeschichten<br />

– alles bietet für den Interessierten einen Fundus, ein Meer<br />

an Informationen, das er sucht und woran er Spaß hat.<br />

Das H3-Modell wird mittlerweile von vielen Unternehmen, von Volvo bis<br />

Honda, von Google bis Red Bull, angewendet. Ist es in unserer Branche<br />

schon bekannt? Wer verwendet es? Ich bin auf Feedback gespannt und der<br />

BauTecFokus wird zu einem Runden Tisch einladen. Wer daran Interesse<br />

hat, auch weil er einfach mehr erfahren will, ist herzlich eingeladen – einfach<br />

unter h3@BauTecFokus.at melden.<br />

Winning formula = HERO HUB HYGIENE<br />

Act like an advertiser.<br />

Cut through, disrupt<br />

HERO<br />

Act like a YouTube star.<br />

Consistent, reliable<br />

HYGIENE<br />

HUB<br />

Hub: Gib Menschen einen Grund zur Rückkehr<br />

Das dritte Element ist ein Ort, an dem Besucher/Fans oder Kunden regelmäßig<br />

vorbeikommen bzw. laufend in Kontakt bleiben. Der Marketer beherrscht<br />

dieses Feld, wenn er beispielsweise eine Internetseite entwickelt,<br />

Attention<br />

Time<br />

Alle Infos unter: www.bautecfokus.at/3h<br />

38 BauTecFokus


„ Ich fühle mich so<br />

viel sicherer, ich<br />

möchte fearless nie<br />

wieder hergeben.“<br />

fearless<br />

Der intelligente Sturzsensor<br />

fearless ist der intelligente<br />

kontaktlose Sturzsensor, der nicht<br />

nur Stürze erkennt, sondern auch<br />

hilft, Stürze zu vermeiden.<br />

Mehr Informationen finden<br />

Sie auf cogvis.at<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

39


Zum Autor<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gobiet ist Präsident der Kammer für<br />

Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich<br />

und Burgenland, Österreichischer Vertreter in<br />

der EFCA und Vorstandsmitglied in der FIDIC.<br />

Check: Qualitätssicherung von<br />

Bauleistungen bei öffentlichen Bauprojekten<br />

Kommentar: Andreas Gobiet<br />

n Der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI) vertritt<br />

die größeren Architektur- und Ingenieurbüros Österreichs. Die<br />

Qualitätssicherung von Baudienstleistungen und Bauleistungen ist<br />

uns daher ein wesentliches Anliegen. Beim Bundesvergabegesetz<br />

2018 (BVergG), das am 21. August in Kraft getreten ist, wurde diesem<br />

Thema besondere Aufmerksamkeit zuteil.<br />

Als Präsident des VZI begrüße ich daher die aktuelle Weiterentwicklung<br />

des BVergG, in der es gelungen ist, Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

einen hohen Stellenwert einzuräumen.<br />

Zugegebenermaßen ist es nach wie vor schwierig, die Qualität von zu<br />

erbringenden Dienstleistungen anhand von abgeschlossenen Leistungen<br />

und Referenzen zu beurteilen, allerdings ist die Einführung des<br />

sogenannten 'Qualitätssicherungsmodells', wie sie nun erfolgt ist, ein<br />

erster positiver Ansatz.<br />

So ist der Auftraggeber unter gewissen Voraussetzungen dazu verpflichtet,<br />

bestimmte 'qualitätsbezogene Aspekte' bei der Erstellung<br />

der Ausschreibungsunterlagen zu inkludieren und muss somit gewisse<br />

qualitative Mindestanforderungen berücksichtigen.<br />

des Qualitätsangebotes ein viel zu geringer Spielraum eingeräumt. Dies<br />

führt dazu, dass in weiterer Folge der Preis noch immer wesentlich höher<br />

bewertet wird und damit ein reines Preisangebot ausschlaggebend<br />

ist und nicht – wie vorgesehen und gewünscht – ein Preis-Leistungsangebot.<br />

In diesem Zusammenhang wären entsprechende Qualitäts- bzw.<br />

Referenzkriterien zu entwickeln, welche es der auslobenden Stelle<br />

ermöglichen, durch entsprechende Punktevergabe auch der Qualität<br />

entsprechenden Einfluss auf das Vergabeprozedere zu ermöglichen.<br />

In Zukunft wird unseres Erachtens die Zusammenführung von Dienstleistung<br />

und Bauleistung eine erhebliche Rolle spielen – dies unter dem<br />

Begriff kooperative Bauabwicklung. Um diese Entwicklung entsprechend<br />

zu ermöglichen, wird es von erheblicher Bedeutung sein, für<br />

die Vergabe von Einzelleistungen unter dem Aspekt der kooperativen<br />

Abwicklung (siehe auch Partnerschaftssitzungen etc.) entsprechende<br />

Beurteilungsgrundlagen zu entwickeln.<br />

Der VZI ist gerne dazu bereit, an dieser Weiterentwicklung mitzuwirken,<br />

um der Qualitätssicherung von Baudienstleistungen bei öffentlichen<br />

Gebäuden auch in Zukunft jenen Stellenwert zuzuordnen, der<br />

erforderlich ist.<br />

Was unserer Erfahrung nach in der Praxis leider immer wieder zu<br />

Schwierigkeiten führt, ist die Tatsache, dass Auftraggeber, die eine<br />

(Bau-)Dienstleistung in Anspruch genommen haben und<br />

nicht bezahlen wollen, bei diversen Auseinandersetzungen<br />

teils die Referenz nicht bestätigen. Hier sollte<br />

seitens des Gesetzgebers ein Passus gefunden werden,<br />

der es ermöglicht, bei geeigneten Nachweisen<br />

durch das Dienstleistungsunternehmen (z.B.: durch<br />

entsprechende Belege) dies als eine entsprechende<br />

Ersatzreferenz gelten zu lassen.<br />

Etwas schwieriger gestaltet sich die Frage nach der<br />

Qualitätsbeurteilung von ausführenden Unternehmen.<br />

Hier wurde nach wie vor der Bewertung<br />

40 BauTecFokus


Errichtet nach dem Cradle to Cradle Konzept: Gewerbepark in Amsterdam, Niederlande<br />

RHEINZINK IST NATÜRLICH ÖKOLOGISCH<br />

■ Einzig natürliche Oberfläche<br />

■ Langlebig und wartungsfrei<br />

■ 100% recyclingfähig<br />

■ Positive ökologische Bilanz<br />

■ Cradle to Cradle - Prinzip<br />

■ IBU Umwelt-Produktdeklaration<br />

(Environmental Product Declaration EPD)<br />

RHEINZINK AUSTRIA G<strong>MB</strong>H · Industriestraße 23 · 3130 Herzogenburg · AUSTRIA · Tel.: +43 2782 85247-0 · Fax: +43 2782 85191 · info@rheinzink.at<br />

www.rheinzink.at<br />

Sommer 2018 41<br />

RZ_4904-4C-A


Zum Autor<br />

Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI Aluminium-<br />

Fenster-Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine<br />

spartenübergreifende Kooperation österreichischer Gewerbe-,<br />

Industrie- und Handelsunternehmen.<br />

Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER<br />

steht für hochwertige Oberflächenveredelung<br />

Kommentar: Harald Greger<br />

n Pulverbeschichtung und Eloxierung bieten nicht nur gestalterische<br />

Vielfalt, sondern sind essentiell für die Langlebigkeit und Werterhaltung<br />

moderner Aluminiumkonstruktionen. Für beide Verfahren gilt, dass die<br />

Einhaltung der Qualitätskette "Planung und Kontrolle – richtige Vorbehandlung<br />

– sorgfältige Lagerung von der Fertigung bis zur Montage“<br />

sicherstellt, dass die Erwartungen des Endkunden an die jeweilige Aluminiumkonstruktion<br />

sowohl hinsichtlich Funktionalität als auch hinsichtlich<br />

der optischen Eigenschaften erfüllt werden.<br />

Nahezu grenzenlos sind die gestalterischen Möglichkeiten bei der Pulverbeschichtung.<br />

Die gewünschten Farben können aus standardisierten<br />

RAL- oder NCS-Farbsystemen in verschiedenen Glanzgraden und Oberflächen<br />

ausgewählt werden. Unterstützt wird der Trend zur Farb- und<br />

Strukturvielfalt durch anlagetechnische Konzepte, die einen Pulverwechsel<br />

innerhalb von wenigen Minuten ermöglichen.<br />

Eloxieren – auch als anodische Oxidation bekannt – ist ein<br />

elektrolytisches Verfahren, durch das eine Oxidschicht<br />

auf der Aluminiumoberfläche<br />

erzeugt wird. Diese<br />

Oxidschicht ist gegenüber<br />

der natürlich gebildeten<br />

Schicht um über das Hundertfache<br />

verstärkt. Es wird<br />

so die Widerstandsfähigkeit<br />

gegenüber den Witterungseinflüssen<br />

und auch gegen<br />

den Angriff durch chemische<br />

Belastungen dauerhaft<br />

sichergestellt. Zusätzlich<br />

wird der metallische Charakter<br />

der Profile über<br />

lange Zeit konserviert.<br />

Aluminiumprofile erhalten<br />

durch die Oberflächenveredelung<br />

Farbe und Schutz. Es muss bereits vor der Veredelung<br />

klar definiert sein, ob die Profile für eine Innen- oder Außenanwendung<br />

vorgesehen sind und welche Vorgaben es betreffend der Farbanpassung<br />

gibt. Bereits bei der Anlieferung der Profile werden diese einer Sichtkontrolle<br />

unterzogen, um mögliche Herstellerfehler vor der Veredelung<br />

ausschließen zu können.<br />

Wesentlich für qualitativ hochwertige Oberflächenveredelung ist die<br />

fachgerechte Vorbehandlung der Aluminiumoberfläche. Auch hier<br />

ist die Kontrolle ein unumgänglicher Qualitätsfaktor. Und bevor es<br />

zum Beschichten bzw. zum Eloxieren geht wird visuell auf Gleichmäßigkeit<br />

und durch Wischversuch auf Abrieb überprüft. Bei externen,<br />

unangekündigten Audits werden die gesamte Produktion und Eigenüberwachung<br />

kontrolliert.<br />

Passende Verpackung, fachgemäßer Transport zum Metallbaubetrieb<br />

und zur Baustelle sowie entsprechender Schutz selbst nach<br />

dem Einbau stellen ein qualitativ hochwertiges<br />

Fertigungsergebnis sicher.<br />

Durch Pulverbeschichtung und Eloxierung<br />

werden Aluminiumprofile veredelt<br />

und somit die Oberfläche geschützt.<br />

Die Qualität der Veredelung kann durch<br />

Konservierung und Reinigung verstärkt und<br />

auf lange Sicht erhalten werden.<br />

Architekten und Bauherren arbeiten seit Jahrzehnten mit den<br />

vom Aluminium-Fenster-Institut empfohlenen Partnerbetrieben<br />

für Oberflächenveredelung. Diese Anbieter sind nach den wichtigsten<br />

nationalen und internationalen Güterichtlinien zertifiziert und bieten<br />

entsprechende Service- und Garantieleistungen an.<br />

Oberflächenveredelung allgemein www.alufenster.at/oberflaeche<br />

Pulverbeschichtung www.alufenster.at/pulverbeschichtung<br />

Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER www.alufenster.at/ueber_uns<br />

Fotos: Fotolia/ HURCA!, cityfoto/Roland Pelzl<br />

42 BauTecFokus


DENKMAIR HUTTERER HÜTTNER WALDL RECHTSANWÄLTE G<strong>MB</strong>H<br />

h2wd - IHRE SPEZIALISTEN IM IMMOBILIEN- UND BAUBEREICH<br />

Profitieren Sie in einem persönlichen Gespräch von unserem Know-how, denn für uns steht der Mensch im<br />

Mittelpunkt! Vier Kollegen, Partner und Freunde stehen Ihnen als Berater zur Verfügung.<br />

Denkmair Hutterer Hüttner Waldl Rechtsanwälte GmbH<br />

A-4020 Linz · Blumauerstr. 3-5<br />

Tel +43 732 60 12 08 · Fax +43 732 60 12 08-12<br />

E-Mail office@h2wd.at<br />

Sommer 2018<br />

43


Zum Autor<br />

Clemens Hecht. Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme,<br />

Referent an der WKO; Mitinitiator des Fachverbandes<br />

Innendämmung e.V. und des Bundesverbandes<br />

Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung e.V.<br />

Aktualisiertes Standardwerk<br />

für zukunftsfites Bauen mit WDVS<br />

Kommentar: Clemens Hecht<br />

n Schlägt man im Duden nach, wird Mobilität mit Beweglichkeit gleichgesetzt.<br />

Das Ergebnis des Bauens selbst ist nun nicht gerade beweglich,<br />

aber das Bauen leistet einen wesentlichen Beitrag an der technischen<br />

Mobilität. Umgekehrt kann nur durch Mobilität gebaut werden.<br />

Für zukunftsfites Bauen müssen alle am Bau Beteiligten auch beweglich<br />

sein. Nur so können folgende Anforderungen an das Bauen (Neubau<br />

wie Bestandssanierung) erfüllt werden: die energetische Sparsamkeit,<br />

um Klimaziele zu erreichen, das Schaffen von Behaglichkeit für ein angenehmes<br />

Wohn- und Arbeitsklima rund ums Jahr. Um diese Ziele zu<br />

erreichen, müssen Planer, Produkthersteller und Verarbeiter entsprechend<br />

zusammenarbeiten.<br />

Außenwand-Wärmedämm-Verbundsysteme<br />

(WDVS) eignen sich für<br />

Neu- ebenso wie für Altbauten. Sie<br />

verbessern nachweislich, nachhaltig<br />

den Energiehaushalt (sehen Sie<br />

auch die Ergebnisse der preisgekrönten<br />

ETHOUSE Siegerprojekte<br />

– der Preis für energieeffiziente Sanierungen).<br />

Doch nur die richtige<br />

Ausführung garantiert optimale<br />

Ergebnisse. Schon bei der Planung<br />

sollten daher die grundlegenden<br />

Regeln berücksichtigt werden.<br />

Um die Zusammenarbeit der Beteiligten<br />

zu ermöglichen, gibt<br />

es seit 1999 die Verarbeitungsrichtlinie<br />

(VAR) für WDVS der<br />

ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />

(ARGE QG<br />

WDS). Die VAR ist die technische<br />

Richtlinie zum Thema<br />

und sie bringt Wissen dorthin,<br />

wo es umgesetzt wird. Praxisnah<br />

und anschaulich erklärt die VAR Details zur Planung, Vorbereitung<br />

und Umsetzung.<br />

Basis dafür sind die aktuellen Normen und Vorschriften in Österreich<br />

sowie Richtlinien und Merkblätter, die das Thema WDVS umfassen.<br />

Warum dieser Aufwand? Das WDVS ist ein Produkt, bei dem sehr viele<br />

Gewerke zusammenlaufen und berücksichtigt werden müssen. Es ist<br />

ein Hightechprodukt und muss immer geplant werden, so spielt klarer<br />

Weise die Planung im Vorfeld eine ausschlaggebende Rolle für die Qualität.<br />

Die VAR wird von den Mitgliedern der ARGE QG WDS erstellt.<br />

Als Standardwerk am Bau richtet sie sich an Planer,<br />

ausschreibende Stellen, Generalunternehmer und<br />

Verarbeiter, insbesondere an zertifizierte WDVS-<br />

Fachverarbeiter (ZFV). Sie stellt Lösungen zur Verfügung,<br />

die zur Wertsteigerung jedes Gebäudes<br />

beitragen – vorausgesetzt, sie werden von allen<br />

am Bau Beteiligten gemeinsam umgesetzt.<br />

Die neue VAR erscheint im <strong>Herbst</strong> 2018 komplett<br />

neu überarbeitet, mit allen relevanten<br />

Inhalten: Untergründe, Befestigungen, Anschlüsse<br />

und Durchdringungen, Oberflächen,<br />

Gestaltung bis hin zur Pflege und Wartung<br />

sowie Detailzeichnungen und Checklisten. Die<br />

Verarbeitungsrichtlinie der ARGE QG WDS enthält<br />

somit alle relevanten Inhalte zum Thema<br />

WDVS in einem Werk. Sie ist künftig kostenlos<br />

zum Download erhältlich. Besuchen<br />

Sie unsere Webseite<br />

und abonnieren Sie<br />

unseren Newsletter, in<br />

dem Sie erfahren, wann<br />

es soweit ist: www.waermedaemmsysteme.at<br />

44 BauTecFokus


Einfallsreich<br />

Strategisch<br />

Umsichtig<br />

www.chsh.com<br />

CHSH Austria Belarus Bulgaria Czech Republic Hungary Romania Slovak Republic<br />

Sommer 2018<br />

45


Zur Autorin<br />

Elisabeth Rist, CEO der Lagerfux Storage GmbH, einem<br />

auf Storagelösungen für Private und Unternehmen spezialisiertes<br />

Unternehmen. Zuvor war Rist Geschäftsführerin<br />

WPB Immobilienmakler GmbH.<br />

Räum! Dein! Leben! Auf!<br />

Kommentar: Elisabeth Rist<br />

n „Der Keller ist aber schon im Kaufpreis inkludiert, oder?“ „Ist der<br />

Keller mitparifiziert?“ „Wo stelle ich mein Fahrrad/den Kinderwagen/<br />

die Skier hin?“ Alltag eines jeden Immobilienmaklers bei Besichtigungen,<br />

oftmals sogar ein Ausschlusskriterium bei Neuankäufen/<br />

Anmietungen.<br />

Ich erinnere mich, mit einem einzigen Koffer bei meinen Eltern ausgezogen<br />

zu sein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gar nicht auf so etwas<br />

wie Stauraum geachtet, aber man lernt aus Fehlern und nachdem ich<br />

jahrelang über meine Sachen gestolpert bin, ist die Frage nach Platz<br />

bzw. Stauraum immer relevanter geworden.<br />

Der Rucksack wird immer größer: Wir sind von Natur aus Jäger und<br />

Sammler und im Laufe eines Lebens sammelt sich schon einiges an,<br />

das man lieb gewinnt und von dem man sich nicht trennen will. Warum<br />

auch? Jedes Stück verbindet man mit Erinnerungen.<br />

Nur wohin mit den Sachen?<br />

Die Quadratmeterpreise steigen kontinuierlich seit 20 Jahren, unser<br />

Einkommen leider nicht immer mit. Die logische Konsequenz? Die<br />

Wohnungen werden kleiner, Abstell- oder Schrankräume<br />

werden eingespart. Keller sind oftmals feucht, jedenfalls unheimlich<br />

und selten wirklich sicher.<br />

Durch die Veränderung unserer gesellschaftlichen Strukturen und Lebensweisen<br />

ziehen wir heute viel öfter um. Wir sind flexibler, mobiler,<br />

ja unsteter geworden. Unser gesamtes Hab und Gut bei jeder Übersiedlung<br />

mitzunehmen, bedarf neben hohen Transportkosten auch einer<br />

ausgeklügelten Logistik.<br />

Warum hier nicht auch outsourcen?<br />

Self Storages boomen: In Europa ist der Bestand allein in den letzten<br />

drei Jahren um 25 Prozent gestiegen.<br />

Anlagen mit ca. 8,7 Millionen Quadratmetern Lagerflächen (Wobei<br />

hier eine höhere Zahl anzunehmen ist, da nicht alle Lagerflächen statistisch<br />

erfasst werden). Die durchschnittliche Miete/Quadratmeter/<br />

Monat in Deutschland liegt bei 18 Euro, in Dänemark sogar bei 25 Euro<br />

(Quelle: Federation of European Self Storage Associations).<br />

Ein Mekka für Investoren? Mitnichten! Hohe Anfangsinvestitionen,<br />

enormer Marketingaufwand und last but not least gewerbliche Lagervermieter<br />

haben derzeit noch mit der Konkurrenz von Papas Garage,<br />

Mamas Dachboden oder der Gutmütigkeit von Freunden zu kämpfen.<br />

Langfristig werden wir jedoch auch bei der<br />

Einlagerung unserer liebgewonnenen Erinnerungen<br />

dem Trend der Zeit folgen: Daten<br />

werden nicht mehr lokal, sondern in der<br />

Cloud gespeichert; riesige externe Rechenzentren<br />

haben dem lokalen Server den<br />

Rang abgelaufen. Wenn du übersiedelst,<br />

wandern deine Daten automatisch mit dir.<br />

Auch Self Storages bieten bereits die Möglichkeit,<br />

standort- bis länderübergreifend deine<br />

Sachen mit dir mitwandern zu lassen ...<br />

46 BauTecFokus


© ZOOM VP.AT<br />

University Library Freiburg, Germany, DEGELO ARCHITEKTEN,www.degelo.net, Photo © Barbara Bühler<br />

© AllesWirdGut<br />

EINLADUNG<br />

A-NULL präsentiert<br />

BIM im Einsatz | ARCHICAD 22<br />

20. Juni 2018 18:00 Uhr | MAKwien | Weiskirchnerstraße 3 | 1010 Wien<br />

präsentiert<br />

BIM im Einsatz | ARCHICAD 22<br />

20. Juni 2018 18:00 Uhr | MAK Wien<br />

Weiskirchnerstraße 3 | 1010 Wien<br />

Anmeldung bis 13. Juni 2018 unter<br />

www.a-null.com/ac22<br />

Sommer 2018<br />

47


Zum Autor<br />

Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik<br />

Österreich. Den Bezug zur Praxis hält er<br />

durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten<br />

Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.<br />

Endlich mehr Tageslicht im Schulbau!<br />

Kommentar: Hannes Gerstmann<br />

n Im <strong>Herbst</strong> beginnt nun wieder in ganz Österreich die Schule. Grund<br />

genug, diese auch in Sachen Tageslicht unter die Lupe zu nehmen, denn<br />

viele dieser Gebäude datieren noch auf Josef II und weisen die Stärken<br />

und Schwächen dieser Bauepoche auf. Was sich in all der Zeit jedoch<br />

nicht geändert hat, ist der wesentliche Einfluss von Tageslicht auf Leistung<br />

und Lernerfolge.<br />

Alte, hohe Klassenräume mit großen Fenstern wurden und werden mit<br />

Tageslicht durchflutet und brauchen wenig Kunstlicht. Dafür jedoch<br />

umso mehr Heizwärme. Seit ein paar Jahrzehnten leistet man sich<br />

im Schulbau jedoch weder den Luxus immenser Heizwärmeverluste<br />

noch den Luxus großer Kubaturen.<br />

Die Gebäudehülle und damit auch deren Fenster<br />

werden mit dem entsprechenden Wärmeschutz<br />

ausgestattet. Das spart zwar Energie,<br />

geht aber zu Lasten der Versorgung<br />

mit Tageslicht während der Schulstunden.<br />

Und das wiederum mindert die<br />

Vitalität und Leistungsfähigkeit.<br />

Die Bauphysik schreibt in der Regel<br />

für transparente Bauteile den Energiedurchlassgrad<br />

(g-Wert) und den<br />

Wärmedurchgangskoeffizienten (U-<br />

Wert) vor, aber keinen Kennwert für<br />

die eigentliche Funktion von Fenstern<br />

– nämlich die Qualität der Sichtverbindung<br />

und der Belichtung. Ein Manko in<br />

der Planung, denn Tageslicht ist zwar keine<br />

nachhaltige Energie, eine suboptimale Nutzung<br />

erhöht jedoch den Energieverbrauch!<br />

Durch den Einsatz komplexer Verglasungen werden Lichtversorgung<br />

und Tageslichtqualität oftmals deutlich beeinträchtigt. Es bedurfte<br />

einer gewissen Rückbesinnung, um die eigentliche Funktion von Fenstern<br />

und Verglasungen in den Vordergrund zu rücken: Sicht und Licht!<br />

Das Österreichische Institut für Schul- und Sportstättenbau, kurz ÖISS<br />

hat heuer die überarbeitete Richtlinie für die Belichtung und Beleuchtung<br />

von Schulen veröffentlicht. Darin wurde die Bedeutung von Sonne<br />

und Licht für die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden und die Gesundheit<br />

der in Schulen arbeitenden und lernenden Menschen als zentrales<br />

Thema verankert. Damit entspricht man auch einem Vorschlag der EU,<br />

der besagt, dass alle Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz genauso<br />

der Verbesserung des Innenraumklimas für die Bewohner dienen<br />

sollen.<br />

SCHULE<br />

Die ÖISS-Richtlinie verfolgt einen modernen, ganzheitlichen,<br />

aber einfachen Ansatz für eine gute Tageslichtversorgung<br />

und die darin enthaltenen<br />

Empfehlungen optimieren zugleich die Energiebilanz<br />

von transparenten Bauteilen.<br />

Neben dem bedarfsgerechten Managen<br />

solarer Energie wird erstmals auch<br />

die Ressource Tageslicht mitberücksichtigt.<br />

Die Richtlinie zeigt, dass es<br />

keinen Widerspruch darstellt, guten<br />

Schutz vor Überwärmung und optimale<br />

Tageslichtversorgung unter<br />

einen Hut zu bringen.<br />

Denn es ist durchaus möglich, Schulen<br />

so zu planen, dass auf Klimaanlagen<br />

oder Klimageräte verzichtet werden<br />

kann, um nicht die im Winter eingesparte<br />

Energie in der warmen Jahreszeit wieder zu<br />

vergeuden und zudem noch das Sick-Building-<br />

Risiko in Kauf zu nehmen.<br />

Variabler außenliegender Sonnenschutz ist die beste Methode,<br />

die Wärme vom Gebäude untertags fernzuhalten. Alle anderen Formen<br />

einer Kühlprävention, wie beispielsweise Überstände, reduzieren den<br />

Lichteinfall und sind zudem an Ost- und Westfassaden unwirksam.<br />

48 BauTecFokus


IHR VERMIETPARTNER<br />

FÜR BAU-EQUIPMENT<br />

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Tel +43 316 26 20 00<br />

graz@cramo.com<br />

LINZ/LEONDING Wiener Neudorf<br />

Peintnerstr. 2a IZ NÖ-Süd Str. 2A-M13<br />

4060 Linz<br />

2351 Wiener Neudorf<br />

Tel +43 732 68 39 80 Tel +43 2236 636 35-0<br />

linz@cramo.com wienerneudorf@cramo.com<br />

WIEN<br />

Wildpretstr. 4<br />

1110 Wien<br />

Tel +43 1 767 16-11<br />

wien@cramo.com<br />

SALZBURG<br />

Bergerbräuhofstr. 42<br />

5020 Salzburg<br />

Tel +43 662 87 89 22<br />

salzburg@cramo.com<br />

HALL I. TIROL<br />

Heiligkreuzfeld 38<br />

6060 Hall i. Tirol<br />

Tel +43 5223 412 79<br />

hall@cramo.com<br />

www.cramo.at<br />

Sommer 2018<br />

49


Zum Autor<br />

Jürgen Silberknoll ist in der Österreichischen Bautechnik<br />

Vereinigung (öbv) mit der Koordination und Betreuung<br />

der Forschungsprojekte und der Arbeitskreise zur Richtlinien-<br />

und Merkblatterstellung betraut.<br />

Abdichtung mit Schmalwand –<br />

Eine wirtschaftliche Alternative<br />

Kommentar: Jürgen Silberknoll<br />

n Mithilfe von Dichtwandverfahren kann z.B. verhindert werden, dass<br />

Schadstoffe oder kontaminiertes Grundwasser aus Deponien und Ähnlichem<br />

entweichen oder Wasser, Dämme und Deiche durchdringen.<br />

Sind die betroffenen Böden rüttelbar, können dazu, als wirtschaftliche<br />

Variante, Schmalwände hergestellt werden.<br />

Schmalwände sind Dichtwände im Untergrund ohne statische Funktion,<br />

bei denen eine Suspension in einen Hohlraum im Baugrund eingebracht<br />

wird, der zuvor mittels eingerammten und wieder gezogenen Stahlträgern<br />

hergestellt wurde. Dies bedeutet, dass Schmalwände im Gegensatz<br />

zu Schlitzwänden ohne Bodenaushub erstellt werden können – daraus<br />

ergibt sich ihre hohe Wirtschaftlichkeit!<br />

Als Dichtungsmedien dienen entweder Fertigprodukte oder Mischungen<br />

aus Tonen, Bindemitteln (z.B. Zement) und Zusatzstoffen (z.B. Steinmehl),<br />

die vor Ort aufbereitet und mit Wasser angemischt werden und<br />

nach dem Herstellungsvorgang im Untergrund erhärten. Abhängig von<br />

der Bodenart können Wandtiefen<br />

bis ca. 30 Meter<br />

erreicht werden.<br />

Bei der Herstellung von Schmalwänden wird in der Achse der geplanten<br />

Wand, im Untergrund eine Rüttelbohle mit Hilfe eines mäklergeführten<br />

Vibrationsbären, in diesen eingerüttelt. Als Rüttelbohlen werden<br />

dabei, je nach Geräteausrüstung, Walzprofile in der Regel von 500 bis<br />

1.000 Millimetern, mit aufgeschweißtem Injektionsrohr verwendet. Der<br />

zusätzlich gepanzerte Fuß der Bohle, in dem sich auch die Austrittsöffnung<br />

für die Schmalwandsuspension befindet, hat eine Dicke von ca.<br />

50 bis 80 mm, was auch der theoretischen Wanddicke der Schmalwand<br />

entspricht. Nach dem Einrütteln der Bohle erfolgt unter geringem Überdruck<br />

das Verfüllen des im Boden erzeugten Spalts mit der Schmalwandsuspension.<br />

Durch nacheinander, mit einem Überlappungsmaß in der<br />

Größe einer Flanschdicke, abgeteufte Bohlenstiche entsteht somit nach<br />

und nach eine geschlossene Wand.<br />

Neue öbv-Richtlinie<br />

Der Arbeitskreis „Schmalwände“ der Österreichischen Bautechnik Vereinigung<br />

(öbv) hat in Zusammenarbeit mit Vertretern der Auftraggeber,<br />

Bauunternehmer, Planer, Prüfanstalten sowie Lehre und Forschung die<br />

Erstauflage der ÖVBB-Richtlinie „Schmalwände“ aus dem Jahr 2002 für<br />

die Ausführung von Schmalwandarbeiten überarbeitet, welche diese<br />

nun ersetzt.<br />

In der nun vorliegenden Überarbeitung wurde der aktuelle Stand der<br />

Normung und der derzeitige Stand der Technik eingearbeitet. Dabei<br />

wurde zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung, Planung,<br />

Ausführung und Qualitätskontrolle von Schmalwandarbeiten v.a. das<br />

Kapitel „Voraussetzungen für die Ausführbarkeit von Schmalwänden“<br />

überarbeitet.<br />

Die Technologie der Schmalwanderrichtung ist seit mittlerweile mehr<br />

als 60 Jahren bekannt und hat sich als wirtschaftliches und effektives<br />

Verfahren für die Abdichtung von Stauräumen, Hochwasserschutzmaßnahmen,<br />

aber auch für Abdichtungsmaßnahmen im Deponiebau<br />

bewährt. Dies zeigen die tausend ausgeführten Quadratmeter.<br />

Mit der neuen Richtlinie wird diese Tradition weitergeführt und die<br />

Technologie der Schmalwand weiter verbessert werden.<br />

52 BauTecFokus


Gut geplant<br />

von Beginn an<br />

Mit der ersten Ausgabe des BauTecFokus beginnt eine neue Ära und wir gratulieren<br />

dem gesamten Team zum gelungenen Magazin für die Bauwirtschaft. Wir sind<br />

von Beginn an dabei, so wie wir von Beginn an unsere Bauherren auf ihrem Weg<br />

begleiten. Diese können sich auf uns verlassen. Gemeinsam entstehen Gebäude<br />

für Generationen, welche optimal für ihre Nutzer geplant und gebaut sind.<br />

Nachhaltigkeit, Lebenszyklus, Wirtschaftlichkeit und Aufenthaltsqualität<br />

sind bei unser Arbeit keine Lippenbekenntnisse.<br />

Starten auch wir gemeinsam durch!<br />

• Architektur<br />

• Bauleitung<br />

• Projektsteuerung<br />

• Projektentwicklung<br />

• Projektmanagement<br />

www.kaufmann.at<br />

Sommer 2018<br />

53


Rubrik<br />

Echt schräg<br />

Zum Autor<br />

Philosoph und Querdenker Hubert Thurnhofer hat den Kunstraum in<br />

den Ringstrassen Galerien zu einer Top Ten Galerie Wiens aufgebaut.<br />

Der Kunstraum ist ein offenes Forum der Zivilgesellschaft, das öffentliche<br />

Förderungen nicht ablehnt, aber trotzdem keine bekommt.<br />

Pragmatismus oder Dogmatismus?<br />

Kommentar: Hubert Thurnhofer<br />

n Alleen<br />

Alleen und Blumen<br />

Blumen<br />

Blumen und Frauen<br />

Alleen<br />

Alleen und Frauen<br />

Alleen und Blumen und Frauen und<br />

ein Bewunderer.<br />

Dieses Gedicht des Begründers der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer,<br />

ziert seit 2011 die Fassade der ASH Berlin, Deutschlands größter<br />

Hochschule für Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung. Und nun,<br />

im <strong>Herbst</strong> 2018, soll es weg. 65 Jahre hat es gedauert, bis StudentenvertreterInnen<br />

dieses Gedicht, das der Autor im spanischen Original<br />

erstmals 1953 veröffentlicht hat, als „frauenfeindlich“ erkannt, diffamiert<br />

oder ganz einfach missverstanden haben.<br />

Erkenntnis, Diffamierung oder Missverständnis? Typisch für unsere<br />

Zeit, dass sogar diese Frage nicht auf Anhieb beantwortet werden<br />

kann. Im Gefolge der #Me Too-Welle haben StudentenvertreterInnen<br />

in einem offenen Brief darauf hingewiesen, das Gedicht stehe in einer<br />

patriarchalen Tradition, die Frauen ausschließlich als schöne Musen<br />

betrachte, und erinnere „zudem unangenehm an sexuelle Belästigung,<br />

der Frauen* alltäglich ausgesetzt sind“.<br />

Jedes Gedicht kann unterschiedliche Assoziationen auslösen. Dass<br />

eine Liebeserklärung an das „schöne Geschlecht“ (vorsichtshalber<br />

hier unter Anführungszeichen) als Aufforderung zum sexuellen<br />

Missbrauch verstanden werden kann, ist aber sicher keine<br />

Erkenntnis, die sich die Jugendlichen in Seminaren zur Political<br />

Correctness angeeignet haben. Hier handelt es sich um ein ideologisch-dogmatisches<br />

Missverständnis eines Werkes, das in logischer<br />

Konsequenz zur Diffamierung des Autors dieser Zeilen führt.<br />

Der krude Duktus des offenen Briefes, der mittlerweile sogar von der<br />

Webseite der StudentenvertreterInnen gelöscht wurde, erinnert an<br />

die DDR-Zensurbehörde: „Die U-Bahn-Station Hellersdorf und der<br />

Alice-Salomon-Platz sind vor allem zu späterer Stunde sehr männlich<br />

dominierte Orte, an denen Frauen* sich nicht immer wohl fühlen können.<br />

Dieses Gedicht dabei anzuschauen, wirkt wie eine Farce und eine<br />

Erinnerung daran, dass objektivierende und potentiell übergriffige<br />

und sexualisierende Blicke überall sein können.“ Noch ein Glück, dass<br />

an die Stelle von Gomringers Gedicht nun ein Werk der Poetin Barbara<br />

Köhler kommt und kein Zitat aus dem offenen Brief.<br />

Etwas gelassener und pragmatischer als die Berliner gehen die Wiener<br />

mit ihren Fassaden um. Den aktuellen Umbauarbeiten am Haus des<br />

Meeres, das sich bekanntlich in einem Flakturm befindet, muss ein<br />

Anti-Kriegs-Statement des Konzeptkünstlers Lawrence Weiner weichen:<br />

"Zerschmettert in Stücke im Frieden der Nacht". Diese künstlerische<br />

Intervention war ein Projekt der Wiener Festwochen 1991 und<br />

sollte der Verwitterung überlassen werden. Nun verschwindet der<br />

Schriftzug komplett – im Konsens mit dem Künstler.<br />

Der 93-jährige Eugen Gomringer kann sich indessen freuen, deutlich<br />

an Popularität gewonnen zu haben. Mehrere Privatpersonen und das<br />

Museum der Stadt Rehau, seit vielen Jahren Wahlheimat des Autors,<br />

haben das Gedicht nun plakativ an ihre Wände gemalt. Und soeben<br />

teilt Alice Salomon Hochschule Berlin mit: „avenidas von Herrn Eugen<br />

Gomringer wird auf einer Tafel, die Eugen Gomringer gestalten<br />

wird, auf der Fassade erhalten bleiben“. Also alles nur Show? Wenn<br />

das der Fall sein sollte, so gilt: The show must go on!<br />

Wenn Sie und Ihre Architekten demnächst wieder vor der Entscheidung<br />

stehen, wie Sie eine Fassade gestalten sollen, so können Sie eine<br />

dezente Variante wählen: blau, türkis, rot oder pink, monochrom oder<br />

nach Ihren persönlichen Vorlieben gemischt<br />

– natürlich nur aus Freude an schönen<br />

Farben. Oder Sie suchen die gezielte Provokation,<br />

dann können Sie es mit einem<br />

bislang unveröffentlichten poetischen<br />

Werk probieren. (Anfragen über die<br />

Autorenrechte bitte beim Verlag!)<br />

GREEN<br />

GREEN<br />

GREEN<br />

GREEN<br />

GREEN<br />

52 BauTecFokus


Wie man am besten baut.<br />

Steht im neuen BauTecFokus.<br />

www.bautecfokus.at<br />

Das Magazin für Innovation,<br />

Benchmarks, Trends in Bau & Technik<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

53


DIE BAUTECFAKTEN<br />

Daten und Fakten für und über die Bauwirtschaft<br />

DURCHSCHNITTLICHER<br />

AUFTRAGSBESTAND<br />

BAUWIRTSCHAFT<br />

IN WOCHEN<br />

(AUFTRAGSPOLSTER)<br />

2018 Q1 2018 Q1 1. Quartal 2013 bis 2018<br />

Wochen<br />

Δ Wochen<br />

zu 2017 Q4<br />

Burgenland 14,0 3,4<br />

Kärnten 9,7 1,0<br />

Niederösterreich 12,7 0,0<br />

Oberösterreich 18,5 3,6<br />

Entwicklung<br />

Salzburg 14,4 0,2<br />

Steiermark na na na<br />

Tirol 15,5 2,8<br />

Vorarlberg 23,5 3,5<br />

Wien 16,7 1,4<br />

Österreich 16,0 1,4<br />

Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung<br />

BAUWIRTSCHAFT –<br />

HOCH- UND TIEFBAU<br />

Bauproduktion 1.553,6 17,4%<br />

April 2018 Jännerwerte 2014 bis 2018<br />

in Mio. € % VJM * Entwicklung<br />

in Prozent % VJM * Entwicklung<br />

Bauproduktion<br />

Anteil öffentlich<br />

33% -6,4%<br />

Beschäftigte 84.420 10,7%<br />

Anzahl % VJM * Entwicklung<br />

in Mio. € % VJM * Entwicklung<br />

Bruttolöhne<br />

und -gehälter<br />

301,5 10,7%<br />

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria<br />

*<br />

VJM = zu Vorjahresmonat<br />

KREDITE<br />

(NACH ZKRM-V ** )<br />

Bauwesen 12.957,0 18,6%<br />

2017 Q4 2017 Q4 Quartalswerte 2014 Q1 bis 2017 Q4<br />

€ Mio. % VJQ * Entwicklung<br />

Gesamtwirtschaft 734.051,0 -1,3%<br />

Quelle: OeNB Österreichische Nationalbank<br />

*<br />

VJQ = zu Vorjahresquartal<br />

**<br />

Zentralkreditregistermeldungs-Verordnung<br />

54 BauTecFokus


Die BauTecFakten erscheinen regelmäßig im<br />

BauTecFokus und bringen erstmals Daten und<br />

Fakten für und über die Bauwirtschaft. Diese<br />

Serie erscheint in Kooperation mit dem IFI unter<br />

der Leitung von Robert Neuberger. Diese<br />

und viele weitere Auswertungen sind in den<br />

ImmoFakten veröffentlicht, welche zweimal<br />

im Jahr erscheinen und im Abo vertrieben<br />

werden. Gerade die Bauwirtschaft hat sich<br />

oftmals nicht durch eine besondere Liebe zu<br />

Zahlen und fundierten Entscheidungen ausgezeichnet;<br />

umso mehr sollen die BauFakten<br />

Gedankenanstöße bieten und vielleicht sogar<br />

überraschende Zusammenhänge beleuchten,<br />

die zum Schmunzeln führen.<br />

BAUKLIMA –<br />

AUFTRAGSEINGANGS-<br />

ERWARTUNGEN FÜR<br />

DAS NÄCHSTE<br />

2013 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1<br />

Österreich -6% 1% -17% -2% 10% 18%<br />

Burgenland -1% 9% -12% 4% 9% 7%<br />

Kärnten -5% -17% -19% -1% 12% 38%<br />

Niederösterreich 9% 3% -19% 2% 12% 14%<br />

QUARTAL * März 18 Jännerwerte 2014 bis 2018 Ø 2016 Ø 2017<br />

Oberösterreich 6% 5% -19% -20% 13% 12%<br />

Salzburg 1% -11% 10% 24% 17% 22%<br />

Steiermark -8% -5% -34% -10% 10%<br />

Tirol 24% 13% -14% 10% 16% 19%<br />

Vorarlberg 49% 39% 27% 37% 20% 32%<br />

Wien -2% 1% -25% -19% -5% 14%<br />

Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung<br />

*<br />

Saldo aus steigend zu sinkend in % der befragten Unternehmen<br />

INSOLVENZEN<br />

BAUWIRTSCHAFT<br />

Eröffnete Insolvenzen 79,0 -41,9 %<br />

2018 Q2 Quartalswerte 2017 Q1 bis 2018 Q1<br />

Fälle % VJQ * Entwicklung<br />

Gesamtwirtschaft 65,1 -11,1 %<br />

in Mio. € % VJQ * Entwicklung<br />

in Prozent % VJQ * Entwicklung<br />

Eröffnete Insolvenzen<br />

Anteil Bau am Gesamt<br />

Passiva<br />

Anteil Bau am Gesamt<br />

5 % -71,7 %<br />

7 % -64,0 %<br />

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria<br />

*<br />

VJQ = zu Vorjahresquartal<br />

BAUKOSTEN-<br />

INDEX **<br />

(BASIS 2015 =100)<br />

Wohnhaus- und<br />

Siedlungsbau<br />

Index % VJM * Entwicklung zu Vorjahr in % zu Vorjahr in %<br />

106,3 2,3% 0,6% 3,5%<br />

Straßenbau 104,3 1,6% -1,0% 3,6%<br />

Brückenbau 107,6 3,4% -0,6% 5,2%<br />

Siedlungswasserbau 104,6 1,7% 0,5% 2,4%<br />

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria <br />

*<br />

VJM = zu Vorjahresmonat <br />

**<br />

Entwicklung der Kosten, die den Bauunternehmern bei der Ausführung von Bauleistungen durch Veränderung der Kostengrundlagen (Material und Arbeit) entstehen.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

55


Positionen & Meinungen<br />

KOMPLETTER CHANGE<br />

Riskanter wäre gewesen,<br />

nichts zu ändern.<br />

„Man könnte Instandhaltungs-,<br />

und Reparaturkosten immens<br />

minimieren.“<br />

Martin Zagler, Soluto Vertriebs GmbH<br />

56 BauTecFokus


„Zu wenig<br />

Vorsorgegedanken“<br />

Nischenspezialist. Eine Immobilie gilt in den Köpfen vieler Besitzer und Betreiber nach wie vor als wartungsfrei,<br />

wundert sich Soluto-Chef Martin Zagler im Gespräch mit dem BauTecFokus.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

Fotos: Katharina Schiffl<br />

Spezialisierung im Bereich Wasser- und<br />

Brandschaden, warum? Wie kommt man<br />

dazu?<br />

Martin Zagler: Ganz trivial. Ich war vor sechs<br />

Jahren in New York. Weihnachtsshopping mit<br />

meiner Frau. Und da waren, es klingt banal, U-<br />

Bahn-Stationen überschwemmt. Dabei kamen<br />

diese riesen Trucks von BELFOR zum Einsatz,<br />

die sind Weltmarktführer im Bereich Brand,<br />

Wasser und Sturm. Das fand ich so cool und<br />

dachte, das will ich auch. Bei der Rohr- und<br />

Kanalsanierung, war meine Mutter indirekt<br />

Auslöser. Sie ist relativ sparsam und an einem<br />

Sonntag komme ich zu ihr und sie erzählt mir<br />

begeistert, dass bereits eine Firma da war und<br />

ihr Problem im Keller, wo Wasser zurückgedrückt<br />

wurde, nun gelöst sei. Es arbeiteten<br />

zwei Leute an einem Sonntagnachmittag und<br />

es hat 1.200 Euro gekostet. Das fand sie super.<br />

Da dachte ich „Halt Stopp!“ Meine Mutter zahlt<br />

ein Vermögen für zwei Leute, die einen halben<br />

Tag da sind und findet es auch noch super? Und<br />

so bin ich auf den Bereich – also nicht nur Verstopfung,<br />

sondern zerstörungsfreie Rohr- und<br />

Kanalsanierung aufmerksam geworden. Das<br />

machen nicht viele, das will ich auch.<br />

Sie waren ja damals klassisch in der Baubranche<br />

unterwegs?<br />

> > Ja, mit der artbau Zagler GmbH, wir haben ein<br />

paar tausend Kleinaufträge pro Jahr und große<br />

Sanierungen mit Partnern gemacht. Das hat<br />

mir aber nicht wirklich Spaß bereitet, obwohl<br />

wir erfolgreich waren. Im Prinzip ist die Baubranche<br />

eine Lowtech-Branche, wo alles über<br />

den Preis geht, ich wollte aber lieber etwas in<br />

Richtung Hightech machen. Meine Vorstellung<br />

war, dass uns die Leute nehmen sollten, weil<br />

wir so gut sind und wo es vielleicht, gar keinen<br />

anderen gibt. Daher sind wir vor fünf Jahren<br />

aus dem Baubereich komplett rausgegangen<br />

und konzentrieren uns nur mehr auf die zwei<br />

Spezialgeschäftsfelder, die wir vorher gerade<br />

begonnen hatten; das eine Brand-, Wasserschadensanierung<br />

mit Leckortung und das andere<br />

zerstörungsfreie Rohr- und Kanalsanierung.<br />

Das hat reibungslos geklappt? Einfach so?<br />

> > Es war nicht unriskant. Wir haben wirklich einen<br />

kompletten Change gemacht und aus einer<br />

Firma mit damals so 20,5 Millionen Euro Umsatz<br />

im Jahr auf einmal nur 4,9 Millionen Euro<br />

im darauffolgenden gemacht. Wobei, riskanter<br />

wäre gewesen, nichts zu ändern, glaube ich.<br />

Viele meiner damaligen Partner gibt es jetzt gar<br />

nicht mehr oder sie fahren ihre Firma geregelt<br />

runter. Wir waren aber relativ schnell erfolgreich<br />

in diesen Geschäftsfeldern.<br />

Was war das Geheimnis dieses schnellen<br />

Erfolges?<br />

> > Nun, es gibt nicht viele Firmen, die das machen<br />

und in diesem Sektor sind die Einstiegsinvestitionen<br />

aufgrund der Technik sehr hoch<br />

– man muss zuerst einmal mindestens eine Million<br />

Euro investieren. Dann benötigt man noch<br />

gut ausgebildete Leute. Wir haben hier schnell<br />

entsprechende Skills entwickelt, allerdings<br />

sind wir mit unserem alten Namen aus der Bauecke<br />

nicht rausgekommen.<br />

Inwieweit war der Firmenname nachteilig?<br />

> > Nun, die Leute haben uns immer noch mit<br />

„Bauen“ in Verbindung gebracht. Also haben<br />

wir ein halbes Jahr mit der Agentur Habesohn,<br />

Doucha eine Markenentwicklung gemacht<br />

und sind bei „Soluto“ gelandet. Ab 1. November<br />

2015 hat es nirgends mehr artbau gegeben.<br />

Wir haben an zwei Tagen alle, damals 39 Autos<br />

umbeschriftet, die Logos im Gebäude geändert,<br />

im Internet etc. – einfach wirklich alles<br />

umgebrandet. Das war echt gut, muss ich sagen.<br />

Der Name ist bestens angekommen, wobei<br />

wir auch Glück hatten.<br />

Glück, inwiefern?<br />

> > Medial beispielsweise. Bei Günther Nussbaum<br />

in der Sendung „Pfusch am Bau“ suchten<br />

unzählige Firmen erfolglos den Fehler,<br />

dann kamen wir und fanden das Leck in 20<br />

Minuten. Das war schon super.<br />

Das allein reicht ja auf Dauer nicht, oder?<br />

> > Nein, wir entwickeln uns ständig weiter und<br />

dürfen nicht stehen bleiben. Es gibt wenige<br />

Firmen auf dem Markt, die das Metier gut<br />

beherrschen. Mit den vielen kleinen Wasserschäden,<br />

die immer noch Umsatzträger sind,<br />

werden wir in zehn Jahren nichts mehr verdienen,<br />

denke ich. Ich bin aber ein Zahlenmensch<br />

und trivial gesprochen, ist es immer schön,<br />

wenn man viele Kunden hat, die den Schaden<br />

nicht von ihrem eigenen Kapital bezahlen<br />

müssen. 95 Prozent unserer Rechnungen zahlen<br />

Versicherer.<br />

Welche Schäden beziehungsweise Sanierungsfälle<br />

treten am häufigsten auf ?<br />

> > Alterserscheinungen. Leitungen und Kanäle,<br />

die einfach in die Jahre gekommen sind<br />

und nun saniert werden müssen.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

57


Positionen & Meinungen<br />

Handwerker-Pfusch bzw. Gewährleistungen<br />

spielen keine Rolle?<br />

> > Also, man muss ganz ehrlich sagen, die<br />

Qualität bei Neubauten ist schon enden<br />

wollend. Unsere Kollegen sorgen immer für<br />

Nachschub, auch in der nahen Zukunft. Das<br />

ist beruhigend, aber auch diese Fälle werden<br />

meist über Versicherungen abgewickelt<br />

Beobachten Sie spezielle Entwicklungen<br />

in Ihrem Bereich?<br />

> > Nun, wir haben so Ideen. Wenn wir zum<br />

Beispiel eine Rohrsanierung machen, könnte<br />

man Sensoren mit einlaminieren. Das heißt,<br />

„95 Prozent unserer Rechnungen<br />

zahlen Versicherer.“<br />

man könnte rechtzeitig feststellen, wenn<br />

es wieder beginnt, undicht zu werden, oder<br />

für Druckschwankungen oder schlicht, dass<br />

irgendwas nicht in Ordnung ist. Aber diese<br />

Prävention interessiert bei Sanierungen noch<br />

keinen Menschen. Generell herrscht bei uns<br />

noch wenig Vorsorgegedanke.<br />

Inwiefern?<br />

> > Während ein Auto ganz selbstverständlich<br />

jährlich zum Service gebracht wird, gilt eine<br />

Immobilie in den Köpfen der ganzen Immobilienbranche<br />

und vieler Besitzer nach wie vor<br />

als wartungsfrei. Das heißt, man schaut jahrelang<br />

nur oberflächig und wenn ein Schaden<br />

entdeckt wird, stemme ich mich durch zehn<br />

Bäder und habe einen Schaden von zigtausend<br />

Euro. Dass man vielleicht alle fünf Jahre<br />

mit der Kanalkamera durchschaut und somit<br />

vorrausschauend feststellen könnte, jetzt<br />

wäre eine zerstörungsfreie Sanierung angesagt,<br />

passiert nicht. Das würde aber nur ein<br />

Zehntel kosten. Damit könnte man Instandhaltungs-,<br />

und Reparaturkosten immens minimieren.<br />

Denken Sie es wird zu einem Umdenken<br />

kommen?<br />

> > Ich habe zum Beispiel von einer Versicherung<br />

die Anfrage gehabt, ob wir nicht<br />

tausende WLAN-gesteuerte Wasserventile<br />

einbauen könnten. Sie errechneten, wenn<br />

sie all ihre Kunden mit so einem Ventil ausrüsten<br />

würden und der Sensor einfach melden<br />

würde, wenn es einen Defekt gäbe, dann<br />

könnten sie, glaube ich, ihre Wasserschäden<br />

um 56 oder 54 Prozent im Jahr senken.<br />

Das heißt, im Versicherungsbereich geht es<br />

schon mehr in Richtung Präventionen, beziehungsweise<br />

es ist schon am Laufen. Besagtes<br />

Versicherungunternehmen macht es vorerst<br />

nicht, weil sie nicht wissen, wie sie das logistisch<br />

anpacken sollen. Aber ich glaube, dass<br />

in solchen Technologien – wo jemand eine<br />

Nachricht auf das Smartphone kriegt, wenn<br />

zuhause oder im Betrieb irgendetwas nicht<br />

stimmt, die Zukunft liegt. Das wird schnell<br />

gehen und auch Geschäftsmodelle werden<br />

sich dahingehend verändern.<br />

Sind andere Länder schon weiter?<br />

> > Ja, definitiv. Vor allem die nordischen<br />

Staaten. Hier wird erstens viel präventiver<br />

gedacht, und auch im technischen Bereich,<br />

– angefangen von zerstörungsfreien Rohrsanierungen<br />

über Flutungsverfahren oder Inliner<br />

– sind Schweden, Norwegen und Holland<br />

Vorreiter. Japan ist aufgrund der Erdbebengeschichte<br />

technologisch auch weit vorne. Logisch,<br />

man kann ja nicht jede zweite Woche,<br />

immer wenn ein kleines Erdbeben war, kilometerlang<br />

aufgraben.<br />

Worin besteht der technologische Vorsprung?<br />

> > Bei uns in Österreich wird beispielsweise<br />

noch überall aufgestemmt und rausgerissen.<br />

Das ist meist nicht mehr notwendig.<br />

Wir machen zum Beispiel Sanierungen von<br />

Heizungsleitungen mit einem Flutungsverfahren<br />

und stemmen nicht mitten im Raum<br />

den Parkettboden auf. Da wird, vereinfacht<br />

gesagt, die Heizung ausgeleert und ein Dichtmittel<br />

eingefüllt. So moderne Verfahren<br />

kennt noch kaum jemand. Mittlerweile schulen<br />

wir Sachverständige von Versicherungen<br />

diesbezüglich. Es macht nämlich schon einen<br />

Unterschied, ob ich Kosten von 30.000 Euro<br />

oder 6.000 Euro habe.<br />

ALTERSERSCHEINUNGEN<br />

Leitungen und Kanäle, die<br />

einfach in die Jahre gekommen<br />

sind und nun saniert werden<br />

müssen.<br />

Wie kam die Idee zum Franchise-System?<br />

> > Wenn ein Geschäft gut funktioniert, will<br />

man es erweitern. Es gibt auch verschiedene<br />

Auftraggeber. Ob das jetzt Supermarkthandelsketten<br />

sind oder Versicherungen, die<br />

gerne österreichweit einen Partner wollen<br />

und nicht in jedem Bundesland einen anderen.<br />

Also haben wir uns gefragt, was machen<br />

wir? Wir könnten Niederlassungen gründen,<br />

aber dafür bin ich nicht der Typ. Wir haben<br />

jetzt, eine überschaubare Größe und ich<br />

möchte selber nicht 400 Leute haben. Man-<br />

58 BauTecFokus


Zur Person<br />

Martin Zagler hat sich mit<br />

seinem Unternehmen Soluto<br />

auf Kanal-, Wasser- und Brandschadensanierung<br />

spezialisiert<br />

und gibt sein Knowhow im<br />

Franchise-System weiter. Zagler<br />

sind selbständige Partnerbetriebe<br />

lieber, als ein eigener<br />

Großbetrieb. In die Baubranche<br />

kam Zagler vor dreißig Jahren<br />

als sein Vater unerwartet starb<br />

und er mit 19 Jahren zwei Baufirmen<br />

erbte. Eigentlich wollte<br />

er damals Biologe werden und<br />

exotische Tiere und die Pflanzenwelt<br />

erforschen. Heute ist er<br />

ein erfolgreicher Nischenplayer.<br />

che würden sagen, „das ist geil.“ – Ich kriege<br />

Magenschmerzen. Die Grundidee im Handwerk,<br />

einmal erdacht, hundertmal gemacht,<br />

hat mir sehr zugesagt.<br />

Wie viele Franchise-Partner gibt es mittlerweile?<br />

> > Voriges Jahr haben wir begonnen es zu bewerben<br />

und jetzt haben wir zwei in Oberösterreich,<br />

die sind schon seit Februar operativ<br />

tätig. Aktuell ist eine Franchise-Partnerin im<br />

Bezirk Wiener Neustadt dazugekommen und<br />

in Vorarlberg gibt es auch schon ernsthafte<br />

Gespräche. Wir wollen Ende nächsten Jahres<br />

in jedem Bundesland voll sein. Österreichweit<br />

sind das 15 bis 20 Franchise-Partner.<br />

Gibt das der Markt wirklich her?<br />

> > Die Partner bekommen jeweils ein Franchise-Gebiet<br />

mit einem Marktvolumen von<br />

35 bis 40 Millionen Euro. Wir vereinbaren, sie<br />

müssen am Ende des fünften Jahres zehn Prozent<br />

des Marktvolumens mindestens erhoben<br />

haben. Das heißt, sie haben dann schon eine<br />

gewisse Größe, mit drei, vier Millionen Euro<br />

Umsatz und rund 30 Mitarbeitern. Daher<br />

müssen wir bei der Auswahl der Franchise-<br />

Partner selektiv sein. Die Partner benötigen<br />

Managementqualitäten.<br />

Wie wird das entsprechende Knowhow<br />

vermittelt?<br />

> > Jeder Mitarbeiter, der bei uns oder einem Partner<br />

anfängt muss entsprechend ausgebildet<br />

werden. Sonst können wir das Qualitätsniveau<br />

nicht hochhalten. Also wir werden zu einem<br />

riesen Schulungszentrum. In drei Jahren haben<br />

wir so 120 bis 140 Auszubildende pro Jahr bei<br />

uns. Im Prinzip ist man als Franchise-System<br />

ein riesen Ausbildungsbetrieb, ein riesen Vertriebsbetrieb<br />

und ein riesen Innovationsbetrieb.<br />

Das ist wichtig. Weil, mit dem, wie wir es<br />

jetzt machen, werden wir alle in ein paar Jahren<br />

nichts mehr verdienen. Wir müssen uns ständig<br />

weiterentwickeln.<br />

Stichwort Mitarbeiter. Woher und wie bekommen<br />

Sie spezialisierte Leute? Facharbeitermangel<br />

ist in der Branche ja omnipräsent.<br />

> > Man muss als Arbeitgeber viel bieten. Das<br />

heißt, dass wir auch als Soluto-Franchise-System<br />

ein attraktiverer Arbeitgeber sein müssen.<br />

In die Baubranche gehen viele nur, wenn sie<br />

woanders nichts finden. Das muss man ganz<br />

ehrlich sagen. Wir stellen uns auch immer<br />

mehr die Frage, was braucht es in Zukunft?<br />

Wie verändert sich das Anforderungsprofil<br />

an unsere Mitarbeiter in den nächsten Jahren.<br />

Brauchen wir nicht beispielsweise mehr<br />

Verfahrenstechniker? Leute, die aus der Mechatronik<br />

kommen? Mit all den Hightech-<br />

Geräten, mit denen wir heute arbeiten, bedarf<br />

es da nicht viel mehr an Verständnis und Wissen?<br />

Das diskutieren wir gerade. Ich glaube<br />

auch, dass heutzutage kein 20- oder 25-Jähriger<br />

mehr lebt, um zu arbeiten, was auch gut<br />

ist, sondern man will einen interessanten Job.<br />

Das heißt, wir, wie auch die gesamte Baubranche<br />

müssen viel mehr in Richtung Employer<br />

Branding tun.<br />

Sehen das die Anderen auch so?<br />

> > Nun, ein Franchise-Partner von uns war unlängst<br />

ganz entsetzt. Da waren sich zwei Techniker<br />

bei ihm vorstellen und beide sind unabhängig<br />

voneinander, zwei Stunden zeitversetzt zum<br />

Vorstellungstermin gekommen. Danach sind<br />

sie aufgestanden und haben zu ihm gesagt:<br />

„Herr Baumeister, ja, wir melden uns in den<br />

nächsten zwei Wochen.“ Er war fassungslos. n<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

59


Positionen & Meinungen<br />

Mehr Bewusstseinsbildung<br />

Technisches Facilitymanagement. „Anspruch ist, dass Objekte einfach unaufällig funktionieren“, sagt Werner<br />

Moldaschl, Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik im Gespräch mit dem BauTecFokus.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

Was bedeutet für Sie technisches Facilitymanagement?<br />

Werner Moldaschl: Eigentlich das vorausschauende<br />

Betreiben der technischen Anlagen<br />

eines Betreibers beziehungsweise eines Eigentümers,<br />

um für ihn die Werterhaltung und die<br />

Lebensdauer der Anlagen so zu gestalten, dass<br />

sie auch kostengünstig und effizient betrieben<br />

werden können. Weiters die Übernahme und<br />

das Abnehmen eines Teils der Betreiberverantwortung<br />

und Risiken für den Eigentümer.<br />

In welche Richtung verändert sich der<br />

Markt, die Branche?<br />

> > Momentan findet nach meiner Beobachtung<br />

ein strukturelles Anpassen oder eine strukturelle<br />

Veränderung im Bereich des FM sowie<br />

überhaupt im Immobilienmanagement statt.<br />

Auf der einen Seite statten sich die Asset Manager<br />

mit zusätzlichen technischen Ressourcen<br />

aus, das heißt, sie erbringen auch einen Teil der<br />

Technikleistungen und andererseits drängen<br />

die ausführenden Firmen teilweise auch in den<br />

FM-Bereich, durch gebündelte Leistungserbringung.<br />

Es gibt momentan von beiden Seiten<br />

ein wenig Druck. Oben der Asset Manager, der<br />

draufdrückt und sagt, „ich mach mal einen Teil<br />

60 BauTecFokus


Fotos: Katharina Schiffl<br />

„Schichtbetrieb ist für uns<br />

eine Selbstverständlichkeit.“<br />

Werner Moldaschl, WISAG Gebäudetechnik<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

61


Positionen & Meinungen<br />

Kinderschuhen. Wir versuchen diesbezüglich<br />

mit Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten.<br />

Erst kürzlich hatte ich zum Thema<br />

ein Gespräch mit der technischen Universität<br />

Wien. Gerade beim Thema IT sowie der Digitalisierung<br />

von Prozessen, vor allem von internen<br />

Prozessen, müssen wir uns weiterentwickeln.<br />

der Leistungen selber, ich übernehme das im<br />

Auftrag des Eigentümers" und auf der anderen<br />

Seite die ausführenden Firmen, die von unten<br />

in den FM-Markt reindrängen.<br />

Mit welchen Serviceleistungen? Werden<br />

heute spezifischere Dienste benötigt beziehungsweise<br />

nachgefragt?<br />

> > Nein, das sehe ich jetzt nicht. Das Thema<br />

hängt natürlich vom Investor ab, welche Ziele er<br />

mit seinem Objekt verfolgt. Aber im Wesentlichen<br />

geht es darum, dass Objekte unauffällig<br />

funktionieren. Also auffällig wird es dann,<br />

wenn es Probleme mit Mietern oder in unserem<br />

Fall mit Hotelgästen gibt. Der Anspruch ist,<br />

dass die Geräte einfach funktionieren müssen.<br />

Sie erwähnten Hotels. Ihr seid stark in diesem<br />

Segment vertreten – wie kommt das?<br />

> > Weil wir von der Qualität her bestens auf Hotels<br />

konditioniert sind. Bei den Audits der Hotelketten<br />

schneiden wir immer mit Top-Werten<br />

ab. Das bedeutet, wir können quasi in allen<br />

Assetklassen, mit Ausnahme Krankenhausbetrieb,<br />

wirklich professionelles Facilitymanagement<br />

auf sehr hohem Niveau anbieten – inklusive<br />

rund um die Uhr Einsatzbereitschaft.<br />

Schichtbetrieb ist für uns eine Selbstverständlichkeit.<br />

Lagern Hotels den Technikbereich zunehmend<br />

komplett aus? Beobachten Sie hier<br />

einen Trend?<br />

> > Ich würde hier keinen Trend erkennen. Es<br />

gibt die unterschiedlichsten Modelle. Es gibt<br />

Leute, die sagen, sie stellen sich einen technischen<br />

Manager ein und wir arbeiten zu. Andere<br />

Hotels sagen, „nein, du bist für mich der<br />

Chefingenieur“. Die überwiegende Anzahl der<br />

Hotels in Österreich arbeitet aber noch mit Inhouse-Mitarbeitern<br />

– gerade auch für die Technik.<br />

Dort, wo outgesourct wird, vergibt man, so<br />

kenne ich es jetzt von unseren Kunden, durchaus<br />

nach Segmenten.<br />

Hat das Thema 'Kosten einsparen' immer<br />

noch oberste Priorität bei den Kunden?<br />

> > Nicht ausschließlich. Es gibt durchaus<br />

Auftraggeber, die mittlerweile auch auf Qualität<br />

schauen. Aber das Qualitätskriterium<br />

könnte durchaus, sag ich mal, prominenter<br />

vertreten sein.<br />

Stichwort Digitalisierung, IoT (Internet of<br />

Things) ist ja aktuell das Branchenthema?<br />

Wo steht hier die WISAG beziehungsweise<br />

wie denken die Kunden darüber?<br />

> > Ich glaube, dass Digitalisierung in jeder Branche<br />

ein Thema ist. Auch für die WISAG. Aber<br />

meines Erachtens steckt hier noch viel in den<br />

Können Sie hier konkrete Beispiele nennen?<br />

> > Das Problem ist, dass man bestehende Prozesse<br />

nicht eins zu eins digitalisieren kann. Es<br />

ändern sich auch die Prozesse, wenn sie digital<br />

abgebildet werden müssen. Was natürlich<br />

Thema ist, bei all den Messungen möglichst<br />

viel digital abzubilden. Ich spreche davon,<br />

Geräte mit Sensoren zu versehen, QR-Codes<br />

zu verwenden, um Dinge auszulesen etc. –<br />

schlicht Prozesse elektronisch abzubilden.<br />

Etwa, dass Geräte rechtzeitig anzeigen, bevor<br />

sie auf Störung gehen. Das sind Ansätze,<br />

die durchaus machbar sind. Die Technologie<br />

dazu gibt es. Die Frage ist nur, wie kann ich<br />

sie wirtschaftlich einsetzen.<br />

Sind Kunden schon bereit, auch etwas dafür<br />

zu bezahlen?<br />

> > Momentan sehe ich das nicht. Derzeit geht<br />

es wirklich darum, Kosten zu optimieren. Ich<br />

glaube, diese Technologie ist noch nicht so<br />

wirklich im allgemeinen Bewusstsein. Das<br />

Thema IoT muss sich erst in den Köpfen der<br />

Leute festigen. Auch wenn in den Medien<br />

Smart Home mit dem quasi selbstbefüllenden<br />

Kühlschrank, Alexa, Siri und Konsorten präsent<br />

sind, die Menschen vertrauen der Technologie<br />

noch nicht und auch die Datenschutzthematik<br />

im Sinne der DSVGO ist hier nicht förderlich.<br />

Hinkt Österreich technologisch hinten<br />

nach. Sind andere Länder hier fortschrittlicher?<br />

> > Nun, unsere Mutter WISAG Deutschland mit<br />

über 32.000 Mitarbeiter beschäftigt sich schon<br />

intensiver mit dem Thema. Aber das ist ja<br />

unser Vorteil als WISAG Österreich, dass wir<br />

„Das Qualitätskriterium<br />

könnte durchaus<br />

prominenter vertreten sein.“<br />

62 BauTecFokus


Fotos: Katharina Schiffl<br />

von diesem Know-how durchaus mitpartizipieren<br />

können. Diese Technologie hat nichts mit<br />

irgendwelchen Grenzen zu tun, maximal noch<br />

mit Einschränkungen aufgrund der Ö-Normen<br />

und der österreichischen Gesetzgebung.<br />

Für die angebotene Dienstleistung benötigt<br />

man gut ausgebildete Fachkräfte. Woher<br />

kommen eure Mitarbeiter?<br />

> > Wir haben momentan einen Facharbeitermangel.<br />

Ich höre auch von vielen Branchenkollegen<br />

und Kollegen aus dem Baunebengewerbe,<br />

dass sie derzeit keine, oder nur<br />

ganz schwer, qualifizierte Mitarbeiter finden.<br />

WISAG bekommt, Gott sei Dank über Kontakte<br />

einzelner Mitarbeiter und durch Empfehlungen<br />

noch Mitarbeiter, aber es ist schwierig. Die<br />

Branche kann es sich nämlich nicht leisten,<br />

Mitarbeiter von anderen Unternehmen abzuwerben.<br />

Das würde nur über den Lohn gehen<br />

und das gibt der Markt nicht her.<br />

Hat das vielleicht auch mit dem Image<br />

der FM-Branche zu tun?<br />

> > Nein, das glaube ich weniger. Ich<br />

denke, in Österreich ist das Facilitymanagement<br />

per se noch nicht so angekommen<br />

wie im englischsprachigen<br />

Raum oder auch in Deutschland. In<br />

Österreich regiert noch immer relativ<br />

stark die eigene Dienstleistung also<br />

die Inhouse-Dienstleistung beziehungsweise,<br />

dass das Management<br />

beim Kunden angesiedelt ist und dieser<br />

sich einzelner Dienstleister wie<br />

Elektriker oder Installateur bedient.<br />

Viele wollen einfach die Betreiberrisken<br />

noch selber nehmen.<br />

Wo liegen die größten Risiken?<br />

> > Nun, in einigen Fällen, beim Brandschutz<br />

zum Beispiel, handelt es sich<br />

durchaus um persönliche Haftungsthemen.<br />

Das Thema Gebäudesicherheit<br />

ist generell noch nicht bei den Eigentümern<br />

angekommen. Ich bin der<br />

Überzeugung, dass ein Externer viel<br />

kritischer kontrolliert, weil er ja auch<br />

die Verantwortung übernimmt. Nichts<br />

ist schlimmer als den Tod oder die Verletzung<br />

von Menschen verantworten<br />

zu müssen. Das will, glaube ich, keiner<br />

von uns. Dafür tragen wir Sorge. Wir<br />

schauen permanent, dass das Gebäude<br />

in einem sicheren Zustand ist.<br />

Was sagen Sie potentiellen Kunden noch?<br />

Warum sind sie bestens bei der WISAG aufgehoben?<br />

> > Wir können ein hohes Maß an Spezialisierung<br />

vorweisen. Vor allem in der Assetklasse<br />

Beherbergungsbetriebe. Hier hat man 365<br />

Tage im Jahr 24 Stunden pro Tag Gäste. Und<br />

der Gast ist der kritischste Kunde, wenn es<br />

nicht ausreichend kühl im Sommer oder<br />

warm im Winter, die Lüftung zu laut oder<br />

zu leise ist oder schlicht der Gast seinen Safe<br />

nicht aufbringt, weil er sich den Code nicht<br />

gemerkt hat usw. Das heißt, wir decken hier<br />

wirklich die ganze technische Palette ab. Das<br />

Thema Energieeffizienz ist bei Hotels auch<br />

enorm wichtig. Hier sind laufend Maßnahmen<br />

notwendig, um die Benchmark zu erfüllen.<br />

Da sind wir Spezialisten.<br />

Ihre Pläne für die kommenden Jahre?<br />

> > Ziel ist es, die WISAG Gebäudetechnik österreichweit<br />

in der gesamten Branche interessanter<br />

zu machen. Vor allem im Gewerbe-<br />

Zur Person<br />

Werner Moldaschl ist seit Juli<br />

dieses Jahres Geschäftsführer der<br />

WISAG Gebäudetechnik mit Sitz<br />

in Wien. In seiner bisherigen Laufbahn<br />

war Werner Moldaschl in leitenden<br />

Positionen für das Facility<br />

Management und die Immobilienund<br />

Objektentwicklung für Finanzunternehmen<br />

verantwortlich.<br />

Zuletzt war er als selbständiger<br />

Unternehmensberater in den Bereichen<br />

Immobilienstrategie und<br />

Facility Management tätig. Seit<br />

2017 studiert er an der Donau Uni<br />

Krems und besucht den Universitätslehrgang<br />

„Real Estate Management,<br />

MSc“ am Department für<br />

Bauen und Umwelt.<br />

bereich. Natürlich auch das Segment Hotel<br />

weiter auszubauen, eben weil wir hier das<br />

meiste Know-how haben. Insgesamt wollen<br />

wir regional wachsen. Momentan sind wir in<br />

der Gebäudetechnik nur in Wien und Niederösterreich<br />

präsent. Künftig wollen wir zumindest<br />

in den Landeshauptstädten tätig sein.<br />

Wie weit ist dieses Vorhaben?<br />

> > Es gibt konkrete Pläne für Linz und Salzburg.<br />

Ein nächster Schritt wäre dann Graz und die Gegend<br />

Klagenfurt. Konkret gibt es schon Objekte,<br />

die wir in der Pipeline haben.<br />

Sie sagten Sie wollen den Gewerbebereich<br />

forcieren, warum nicht auch den Bereich<br />

Wohnen?<br />

> > Je mehr Technik verbaut ist, desto lieber ist<br />

es uns. Wir sind ein Technikunternehmen und<br />

wir wollen unsere Mitarbeiter auch ein bisschen<br />

fordern und fördern. Das heißt, sie sollen<br />

herausfordernde technische Anlagen betreuen.<br />

Das ist bei Wohngebäuden nicht so der Fall. n<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

63


Rubrik Positionen & Meinungen<br />

Perfekte<br />

Streitvermeidung<br />

Im Gespräch. Matthias Rant, docu tools-Geschäftsführer und Präsident des Hauptverbands der allgemein<br />

beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Österreichs über die Rolle der Baustellen-<br />

Dokumentation, was hinter elektronischen Pins steckt und worin die Stärke einer digitalen Beweissicherung liegt.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

„docu tools ist<br />

die Realisierung<br />

einer Vision,<br />

die ich immer<br />

hatte.“<br />

Matthias Rant,<br />

docu tools-Geschäftsführer<br />

Was zeichnet docu tools aus? Was darf<br />

man sich unter digitaler Dokumentation<br />

vorstellen?<br />

Matthias Rant: Lassen Sie mich etwas<br />

ausholen. Ein ganz wesentlicher Punkt:<br />

Dokumentation im Baugeschehen ist heute<br />

inhaltsmäßig etwas ganz anderes als die Dokumentation<br />

im Baugeschehen vor fünf Jahren.<br />

Der Wortinhalt und die Begrifflichkeit<br />

sind ganz anders. Früher hat man tausende<br />

Fotos gemacht und hunderte Mails geschrieben.<br />

Diese wurden auf einen Server gespeichert<br />

und das war dann die Dokumentation.<br />

Heute ist die Bauwirtschaft, die Bauindustrie<br />

genauer gesagt, voll im Digitalisierungsprozess.<br />

Das läuft schon seit drei Jahren und wird<br />

noch rund drei Jahre andauern, dann wird der<br />

Prozess abgeschlossen sein. Das heißt nicht,<br />

dass die Bauwirtschaft früher nicht bereits<br />

digitalisiert hat, aber sie hat lauter Insellösungen<br />

fabriziert.<br />

Mit welchen Folgen? Worin lagen die Risken?<br />

> > Kostspielige, ewige Streitereien. Wenn Sie<br />

eine gute Baudokumentation – als Bauherr<br />

oder auch als Nutzer – haben dann können<br />

Sie Streit vermeiden. Das ist die beste Streit-<br />

64 BauTecFokus


vermeidung, weil ich relativ einfach sofort<br />

den Sachverhalt so wie er ist darlegen kann.<br />

Dann muss ich mich nur mehr über die rechtliche<br />

Situation streiten. Heute streitet man<br />

ja immer noch in den ersten fünf bis zehn<br />

Verhandlungen über den Sachverhalt.<br />

Der eine sagt, "Ja, das war so." und der<br />

andere sagt: "Nein.", da müssen wir<br />

dann den Zeugen holen oder noch ein<br />

Gutachten beauftragen. Das kostet ein<br />

irres Geld und bringt eigentlich niemandem<br />

etwas. Wenn man eine gute<br />

Dokumentation hat, dann werden im<br />

Vergleich, je nach Projekt, sechzig,<br />

siebzig, achtzig Prozent eingespart.<br />

let oder Smartphone durch das Gebäude und<br />

machen von allem, was dokumentiert werden<br />

muss, einen Pin und danach auch gleich das<br />

Foto dazu. Sie setzen den nächsten Pin und<br />

machen wieder ein Foto. Die Lösung erwartet<br />

später ein Problem gibt, dann kann der Prozess<br />

exakt nachvollzogen werden. All die<br />

Daten liegen beim jeweils gesetzten Pin. Im<br />

Baugeschehen gilt, sage ich gern spaßhalber,<br />

auch: "Von der Wiege bis zur Bahre" eines Ge-<br />

„Von der Wiege bis zur Bahre<br />

eines Gebäudes sollte eigentlich<br />

alles dokumentiert sein.“<br />

Fotos: Katharina Schiffl<br />

Sachverhalt quasi auf Knopfdruck?<br />

Wie funktioniert das in der Praxis?<br />

> > Wenn ich alle Informationen pro Raum und<br />

Punkte im Raum speichere, und das ist die<br />

Grundidee unserer Lösung, dann habe ich<br />

immer alles bei der Hand. Das heißt wir speichern<br />

mit sogenannten Pins am Plan, und das<br />

medienübergreifend. Jedes Foto etwa kann<br />

eindeutig zugeordnet werden. Eine Fassade<br />

mit Fensterdokumentation beispielsweise.<br />

Bei uns sieht man ganz genau, zu welchem<br />

Fenster das Foto gehört.<br />

Auch wenn alle Fenster gleich ausschauen?<br />

> > Ja, genau. Die Lösung ist urkundenecht und<br />

funktioniert einfach: Sie gehen mit dem Tab-<br />

das Foto vor dem nächsten Pin. Das heißt Sie<br />

müssen das Bild machen. Sie können an dieser<br />

Stelle auch kein Foto einfügen, was ja bei<br />

den meisten anderen Lösungen möglich ist.<br />

Niemand kann etwas austauschen oder nachträglich<br />

hinzufügen oder löschen. Sie können<br />

jede Handlung, die gemacht worden ist, auch<br />

Jahre später nachvollziehen.<br />

Auch Anweisungen?<br />

> > Natürlich. Schriftlich oder mündlich, alles<br />

kann dokumentiert werden: Wann wer wem<br />

etwas angewiesen hat. Was genau besprochen<br />

oder erklärt wurde, oder worauf man<br />

später beim Betrieb achten sollte. Wenn es<br />

bäudes sollte eigentlich alles dokumentiert<br />

sein. Dort liegt Geld, dort liegt Technologie,<br />

dort liegt Effizienz.<br />

Wie kam es zur Software-Lösung?<br />

> > Sie ist im Rahmen des "Skylink"-Terminal-<br />

Gerichtsverfahrens zur Beweissicherung<br />

am Flughafen Wien entstanden. Bei diesem<br />

Großprojekt hat man damals 2.500 technische<br />

und bauliche Mängel vermutet. Es gab<br />

120.000 Fotos für 3.600 Räume in unterschiedlichen<br />

Bauzuständen. Unvorstellbare<br />

Dimensionen. Im Format A4 ausgedruckt<br />

hätten die Bilder nebeneinander gelegt eine<br />

Strecke von 42 Kilometern ergeben. Das Be-<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

65


Rubrik Positionen & Meinungen<br />

Daten und Fakten<br />

docu tools wurde auf Initiative von Matthias Rant und Gerhard Schuster über ihre<br />

Firma Sustain Solutions 2012 zur Marktreife entwickelt. Die Software ermöglicht,<br />

komplexe Projekte fälschungssicher zu dokumentieren. Per Anfang September<br />

2018 zählte docu tools kundenseitig 4.000 Projekte mit ca. 106.000 Plänen, in<br />

denen bisher knapp 370.000 Pins mit eben so vielen Aufgaben gesetzt wurden.<br />

Die Anzahl der Fotos belief sich auf 700.000. Und täglich werden es mehr …<br />

weissicherungsgutachten für nur eine Partei<br />

hätte in Papier ausgedruckt eine Tonne gewogen.<br />

Es mussten aber vierzehn Parteien<br />

beliefert werden. Stellen sie sich das mal vor!<br />

Ich habe damals zur Justiz gesagt: "Da kommt<br />

ein Tieflader und stellt Ihnen das alles hin."<br />

Wie soll das gehen? Zudem gab es einen enormen<br />

Zeitdruck, weil die Verträge damals nur<br />

mehr ein Jahr gültig waren. Das heißt, die<br />

Streitigkeiten, Schadensersatzforderungen<br />

und Mängel mussten innerhalb eines Jahres<br />

beseitigt werden.<br />

Wie haben Sie diese Aufgabenstellung<br />

schlußendlich gelöst?<br />

> > Nun, ich war auch schon Jahre vorher mit<br />

der Idee befasst, einen Sachverhalt eindeutig<br />

darzustellen. Wenn ich das kann, dann<br />

brauche ich über Vieles nicht mehr diskutieren,<br />

wie das gewesen sein könnte. Es ist einfach<br />

so. Also hat unser Büro damals parallel<br />

eine Software entwickelt, sodass man sagen<br />

konnte, beispielsweise der Raum 1029 hat so<br />

ausgeschaut, das sind die Urkunden dazu, das<br />

sind die Schriftsätze und das alles konnte am<br />

Bildschirm abgelesen werden. Der Flughafen<br />

hat ungefähr 10.000 Pläne gehabt. Wir sind<br />

mit einem Tablet über die riesige Baustelle<br />

des Flughafen gegangen und wo immer wir<br />

hingekommen sind, genügte ein Tastendruck<br />

und wir hatten sofort den richtigen Plan. Also<br />

Heizung, Lüftung etc. Das ist bei der Justiz<br />

sehr gut angekommen.<br />

Wer genau hat die Software entwickelt?<br />

Das geht ja nicht so einfach nebenbei?<br />

> > Wir haben ein Team von ca. 30 Leuten aufgebaut.<br />

Experten aus den verschiedensten<br />

Branchen, Stahlbau und Gebäudetechnik bis<br />

hin zu IT-Spezialisten sowie aus den Bereichen<br />

Foto und Video. Das war eine Herausforderung<br />

und sehr spannend. Eigentlich<br />

die Realisierung einer Vision, die ich immer<br />

hatte, nämlich die Abwicklung einer Baustelle<br />

effizienter zu gestalten. Und das kann<br />

ich nur, wenn ich eine gute Dokumentation<br />

habe. Heute sind wir eine Softwarefirma –<br />

docu tools eben.<br />

Wird es künftig mehr digitale Gutachten<br />

beziehungsweise Beweissicherungen geben?<br />

Wohin geht der Trend?<br />

> > Also zum Beispiel, ich habe vor einigen Jahren<br />

die bislang umfangreichste Beweissicherung<br />

in Österreich gehabt. Da kam wieder die<br />

Justiz und meinte, "Sie haben den Flughafen<br />

gemacht! Wir haben wieder einen Fall mit<br />

ungeheurem Datenvolumen": Zwei internationale<br />

Konzerne haben im Zuge einer Fusion<br />

ein Schiedsgericht angerufen, das eine<br />

gerichtliche Beweissicherung von einem österreichischen<br />

Gericht benötigte. Aufgabenstellung<br />

war die Dokumentation von 5.000<br />

Bauwerken nach 94 Kategorien, die detailliert<br />

nach allen möglichen diffizilen Parametern<br />

systematisch nach Mängeln und Abnützung<br />

66 BauTecFokus


„Ein Quantensprung in der<br />

Dokumentation, den es<br />

früher nicht gab.“<br />

Rentiert sich die Lösung auch für einen<br />

kleineren Handwerker?<br />

> > Natürlich. Die Kosten sind ja im Grunde genommen<br />

lächerlich. Für wenige Projekte kostet<br />

die Lizenz 49 Euro pro Monat. Das<br />

hat eigentlich ein kleiner Installateur<br />

schon bei einem Nachtrag wieder verdient.<br />

Da rede ich noch gar nicht von<br />

der Tatsache, dass er einen Gewährleistungsmangel<br />

abwehren kann.<br />

zu bewerten waren. Mit Hilfe der Parteien<br />

wurden 160 Leute engagiert, die in Deutschland<br />

und Österreich herumgefahren sind und<br />

alles dokumentiert haben. Unser Team hat<br />

live via Internet kontrolliert und geschaut,<br />

passt die Dokumentation oder nicht. Wir haben<br />

etwa 40 Millionen Urkunden gehabt. Sie<br />

konnten trotzdem die Frage stellen, "Ok, zeige<br />

mir die Feuerlöscher, im zweiten Geschoss<br />

von Gebäude X am Tag Y." Nach diesen Gesichtspunkten<br />

erfolgte die Beweissicherung<br />

und die Konzerne konnten sich entspannter<br />

vergleichen. Das ist schon ein Quantensprung<br />

in der Dokumentation, den es früher<br />

nicht gab.<br />

mittlerweile in 21 Sprachen, einfach zum Umschalten.<br />

Das gibt es in ganz Europa kein zweites<br />

Mal. Auch die Caverion oder MotelOne<br />

sind unsere Kunden, aus Sicherheitsgründen<br />

die Stadt Wien und auch Hausverwaltungen.<br />

Bei der Umsetzung der Önorm B 1300 ist eine<br />

Dokumentation zur Überwachung der Immobilien<br />

sehr sinnvoll, weil ich die ganze Entwicklung<br />

des Gebäudes dokumentiert habe.<br />

Wird die digitale Dokumentation<br />

zunehmend zum Ausschreibungskriterium?<br />

> > Viele Bauherren beziehungsweise<br />

vor allem Bauträger verlangen bereits, dass<br />

ihre Subunternehmer mit docu tools dokumentieren.<br />

Die Auftraggeber haben schon die<br />

Projektlizenzen und laden ihre Partner einfach<br />

ein. Das kostet die Ausführenden nichts, sie<br />

müssen sich nur verpflichten zu dokumentieren.<br />

Damit werden auch die kleinen und mittleren<br />

Betriebe, die meinen das brauchen sie<br />

nicht, umdenken. Wenn sie es dann bei einer<br />

Baustelle einmal gemacht haben, erkennen<br />

sie sofort den Riesenvorteil. Die Bauwirtschaft<br />

wird in drei Jahren ganz anders ausschauen.<br />

Das ist einfach so.<br />

n<br />

Es sind ungeheure Mengen an Daten<br />

im Spiel. Wo liegen diese mitunter<br />

doch sehr sensiblen Daten?<br />

Die Daten liegen in der Cloud, im<br />

Frankfurter Raum bei einem sehr sicheren<br />

Unternehmen. Damit können<br />

die User jederzeit, wo auch immer sie<br />

sind, auf die Lösung und die Daten zugreifen.<br />

Mit welchen anderen Branchen-<br />

Lösungen ist docu tools kompatibel.<br />

Stichwort Schnittstelle?<br />

> > Wir haben mit unserem neuen Release<br />

den Weg einer offenen Schnittstelle<br />

gewählt. Das heißt es kann sich<br />

jedermann mit seiner Lösung dranhängen<br />

und kooperieren. Wir sehen<br />

das als den besseren Weg in die Zukunft.<br />

Wer sind die User? Wie wird die Lösung<br />

von der Wirtschaft angenommen?<br />

> > Mittlerweile verwenden große Bauunternehmen<br />

wie etwa die Strabag<br />

docu tools als Konzernsoftware in allen<br />

Ländern. Unsere Software gibt es<br />

Zur Person<br />

Matthias Rant studierte<br />

Wirtschaftingenieurwesen<br />

an der TU Graz. Seit 1973 ist<br />

er Gerichtssachverständiger,<br />

seit 1978 selbständiger Ziviltechniker.<br />

Rant ist Verfasser<br />

zahlreicher Veröffentlichungen<br />

und Fachbuchautor auf den<br />

Gebieten Projektmanagement,<br />

Controlling, Kalkulation und<br />

Immobilienbewertung. Neben<br />

seiner Funktion als Präsident<br />

der österreichischen und europäischen<br />

Sachverständigen<br />

sowie als Geschäftsführer von<br />

docu tools findet Rant noch Zeit<br />

für die Kunst. Er ist seit Jahrzehnten<br />

leidenschaftlicher Maler.<br />

Seine Werke waren bereits<br />

bei mehreren Ausstellungen im<br />

In- und Ausland zu sehen.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

67


Positionen & Meinungen<br />

In Österreich<br />

fehlen die Produkte<br />

Logistikimmobilien. Andreas Liebsch führt gemeinsam mit Carmen Dilch das Unternehmen Go Asset, das<br />

sich seit zehn Jahren auf die Entwicklung von Logistikimmobilien spezialisiert hat. Im BauTec-Interview erklären<br />

sie, warum hierzulande kaum große Logistikprojekte realisiert werden und der Faktor Preis so bestimmend ist.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

„In der<br />

Slowakei<br />

bekommen sie<br />

den gleichen<br />

Standard wie<br />

in Österreich,<br />

allerdings<br />

günstiger.“<br />

Was ist das Besondere an Ihrem Unternehmen,<br />

was ist Ihre Stärke?<br />

Liebsch: Unser USP ist, dass wir schlank,<br />

flexibel und schnell sind. Ich glaube, dass wir<br />

uns sehr genau auskennen, bei dem was wir<br />

machen. Projektentwicklung können Einige,<br />

hinsichtlich Logistikimmobilien, glaube ich,<br />

gibt es kaum ein weiteres Unternehmen in<br />

Österreich, das solche Projekte realisiert, wie<br />

wir es tun.<br />

Was sind das für Projekte?<br />

Liebsch: Das sind große Logistikprojekte,<br />

leider ganz selten in Österreich, aber im benachbarten<br />

Ausland, wo wir durchaus Großkonzerne<br />

betreuen. Das kommt sehr gut an<br />

und funktioniert sehr gut.<br />

Dilch: Wir haben kürzlich in der Slowakei unser<br />

größtes Projekt mit 56.000 Quadratmeter<br />

Nutzfläche fertiggestellt. Das ist wirklich groß.<br />

Hier ist der Textilkonzern KiK Mieter.<br />

Mieter oder Käufer?<br />

Liebsch: Mieter. In den Ostländern herrscht<br />

ein anderes Denken. Hier wird entwickelt, um<br />

das Objekt zu vermieten. Das ist ein Unterschied<br />

zu Österreich, wo es fast nur Lagerobjekte<br />

gibt, die gekauft werden oder worden<br />

sind. Der Nutzer errichtet sie selber oder hat<br />

sie bereits selbst gebaut.<br />

Dilch: Das ist aus der Historie heraus so entstanden.<br />

Also ich denke in Österreich sind<br />

80 Prozent im Eigentum und nur 20 Prozent<br />

sind eingemietet. Im benachbarten Ausland<br />

ist das Verhältnis genau umgekehrt.<br />

Das wahre Geschäft ist außerhalb von<br />

Österreich?<br />

Dilch: In Österreich fehlen die Produkte, die<br />

Investoren wären schon da. Aber es können<br />

auch gar nicht so viel neue Produkte entstehen,<br />

weil hierzulande die Grundstückspreise,<br />

Baukosten sowie Auflagen sehr hoch sind.<br />

68 BauTecFokus


Fotos: Katharina Schiffl<br />

Liebsch: Mir fällt ein Vorzeigeprojekt in<br />

Niederösterreich, genauer in Hagenbrunn<br />

ein. Das Projekt hat einen Vorlauf von zig<br />

Jahren gehabt. Ein wirklich gut entwickelter<br />

Standort mit Flächen, die sehr modern<br />

gebaut sind. Projekte können auch in Österreich<br />

funktionieren, aber man muss es<br />

schaffen, Grundstücke richtig und rechtzeitig<br />

einzukaufen. Später vielleicht noch<br />

eine Umwidmung machen. Das dauert aber<br />

enorm lang, bei einem erheblichen unternehmerischen<br />

Risiko.<br />

Wo liegen noch relevante Unterschiede<br />

zwischen dem Ausland und Österreich?<br />

Liebsch: Vor allem in den Baukosten. In<br />

der Slowakei bekommen sie den gleichen<br />

Standard wie in Österreich, allerdings um<br />

300 Euro pro Quadratmeter, während es<br />

hierzulande 550 Euro sind. In Südosteuropa<br />

ist es auch wesentlich einfacher gute Bauunternehmen<br />

zu finden, weil der Bauboom hier<br />

gerade erst beginnt und die Auslastung bei<br />

den Qualitätsanbietern noch nicht ganz so<br />

groß ist. Hinzu kommen unterschiedliche<br />

rechtliche Bestimmungen.<br />

Dilch: Bei uns in Österreich muss der Lagerarbeiter<br />

beispielsweise immer freie Sicht<br />

nach außen haben, egal in welcher Reihe er<br />

steht. Dementsprechend viele Fenster benötigt<br />

eine große Halle. Auch in punkto Klimatisierung,<br />

Raumtemperatur gibt es strengere<br />

Auflagen als anderswo. Von sehr großer<br />

Bedeutung und teuer in der Umsetzung sind<br />

die österreichischen Brandschutzbestimmungen,<br />

um nur einige der Kostentreiber zu<br />

nennen.<br />

Liebsch: Ich sage das gerne so: Die Logistikbranche<br />

ist die preisintensivste Branche, die<br />

es überhaupt gibt. Da geht es um jeden Cent.<br />

Und da kann man sich schön verkalkulieren.<br />

Das Spektrum ist sehr eng.<br />

Wie sieht es mit der heimischen Nachfrage<br />

aus?<br />

Liebsch: Ein wichtiger Punkt ist, dass die bestehenden<br />

Hallen in Österreich meist sehr alt<br />

und teilweise kaputt sind, aber immer noch<br />

betrieben werden. Das wird in dieser Form<br />

nicht mehr lange funktionieren. Es wird eine<br />

Transformation geben. Weg von den alten Gebäuden,<br />

rein in moderne Hallen.<br />

Sozusagen den Bestand verbessern?<br />

Liebsch: Ob das genau auf derselben Fläche<br />

passiert, ist die große Frage. Das kann nur<br />

der Eigentümer machen. Das Mieterpotenzial<br />

wird sicherlich in den nächsten Jahren größer.<br />

Eine Verlagerung von Eigentum in Richtung<br />

Mieten ist auch schon bemerkbar.<br />

Dilch: Neue Mieter gäbe es sehr wohl. Viele<br />

Unternehmen würden gerne umsiedeln und<br />

wollen sich verbessern, nur bekommen sie<br />

keine geeigneten Flächen angeboten.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

69


Positionen & Meinungen<br />

Was ist heute ein geeigneter Standort?<br />

Inwieweit spielt die Digitalisierung eine<br />

Rolle?<br />

Dilch: Nun, die Logistik rutscht immer näher<br />

an den Kunden heran. Soeben ist eine neue<br />

Studie herausgekommen, wonach Herr und<br />

Frau Österreicher jetzt 7 Milliarden Euro im<br />

Internet umsetzen. Wir haben jetzt, glaube<br />

ich, ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr. Bei der Paketzustellung reden wir von<br />

„Das Thema<br />

Belieferung<br />

in der Stadt<br />

wird künftig<br />

elektrisch<br />

erfolgen.“<br />

einem Plus im zweistelligen Bereich und wenn<br />

man merkt, wie schnell sich das entwickelt – in<br />

diesem Teilbereich der Logistik kommt noch<br />

Einiges auf uns zu.<br />

Sie sprechen das City-Logistik Thema an?<br />

Liebsch: Es geht in diese Richtung, ja. Dass<br />

man künftig zentraler in der Stadt und nicht<br />

am Rande der Stadt Flächen anbieten kann, die<br />

dazu geeignet sind, dass wesentlich schneller<br />

zugestellt werden kann, auch mit Fahrraddiensten<br />

und Ähnlichem. Das ist eine<br />

große Herausforderung, sich hier Lösungen<br />

einfallen zu lassen, die funktionieren. Wir<br />

versuchen auf diesem Gebiet natürlich auch<br />

mitzuwirken.<br />

Spielt in diesem Zusammenhang auch E-<br />

Mobility eine Rolle?<br />

Dilch: Wir glauben fix, dass in Zukunft das<br />

Thema Belieferung in der Stadt nur mit E-<br />

Mobilität passiert.<br />

Liebsch: Das sehen wir unter anderem<br />

schon alleine bei der österreichischen Post.<br />

Sie haben mittlerweile eine beachtliche<br />

Prozentzahl der Flotte erfolgreich durch Elektro-Lieferwagen<br />

ersetzt.<br />

Und wo könnten in der Stadt Flächen für<br />

Ladestationen und genügend Stellplätze<br />

entwickelt werden?<br />

Liebsch: Das ist genau der Knackpunkt an<br />

dem Ganzen. Deswegen gibt es ja die Lösung<br />

noch nicht. Wenn es so leicht wäre, hätte<br />

man Projekte schon umgesetzt.<br />

Dilch: Städtische Flächen sind sehr teuer.<br />

Wie bereits erwähnt, die Logistik ist ungeheuer<br />

preissensitiv. Der Kunde ist ja nicht<br />

bereit nur einen Cent mehr für die Zustellung<br />

zu zahlen.<br />

Sehen Sie in den vielzitierten brachliegenden<br />

Sockelzonen Flächenpotenzial?<br />

Liebsch: Ja, aber da denken wir ein bisschen<br />

anders. Ich würde unterscheiden zwischen<br />

den City-Hubs, wo man wirklich Lagerflächen<br />

anbietet und der letzten Meile der Zustellung.<br />

Als Zustellboxen, Abholstationen<br />

70 BauTecFokus


wären Flächen in Sockelzonen gut denkbar.<br />

Das Thema für Paketdienste ist immer die<br />

doppelte Zustellung, die wirklich teuer ist.<br />

Auch die Retouren sind ein großes Thema.<br />

Das könnte man in diesen Zonen, wenn genügend<br />

solcher Paketstationen vorhanden<br />

sind, beziehungsweise entsprechend in den<br />

nächsten Jahren aufgerüstet wird, gut in den<br />

Griff bekommen.<br />

Das großflächige Logistikthema kann natürlich<br />

niemals mitten in der Stadt stattfinden,<br />

sondern das wird immer etwas außerhalb<br />

der Stadt stattfinden.<br />

Inwieweit ist Nachhaltigkeit in Richtung<br />

Ökologie bei Logistikimmobilien von Relevanz?<br />

Dilch: Nachhaltig bauen müssen sie<br />

heute schon in jeder Assetklasse. Das<br />

hat auch vor der Logistik nicht Halt<br />

gemacht.<br />

„Bei Logistikimmobilien kann<br />

man sich schnell verkalkulieren.“<br />

Und in Österreich?<br />

Liebsch: Österreich ist klassisch ein Transitland<br />

und durch die geostrategische Lage<br />

ohnehin schon sehr stark vernetzt in alle<br />

Richtungen. Da sehe ich nicht mehr sehr viele<br />

Ausbaumöglichkeiten. Weiters spielen noch<br />

andere Faktoren mit hinein, wenn ich ein großes<br />

Logistiklager baue, muss ich natürlich auch<br />

viele Mitarbeiter einkalkulieren. Diese kosten<br />

in Österreich viel Geld. Das niedrigere Preisund<br />

Lohnniveau in den Ostländern ist viel attraktiver.<br />

Zudem geht es im Osten viel schneller<br />

Großbauprojekte zu realisieren, vor allem aufgrund<br />

der rascheren Genehmigungen.<br />

Dilch: Österreich ist definitiv kein Standort für<br />

Logistiker, um sternenförmig auszuschwärmen<br />

und die Länder drumherum zu bedienen. n<br />

Auch hinsichtlich Energieversorgung?<br />

Einsatz von alternativen<br />

Energien wie Solar beispielsweise?<br />

Die großen Dachflächen der Hallen<br />

würden sich hier wohl anbieten?<br />

Liebsch: Ja, für den Eigenverbrauch<br />

schon, aber das hängt stark von den<br />

Rahmenbedingungen ab. Es muss vor<br />

allem wirtschaftlich sein. Oft rechnet<br />

es sich nicht, meist aufgrund der unattraktiven<br />

Einspeisebedingungen der<br />

Energieversorger. In diesem Business<br />

dreht sich wirklich alles um den Preis.<br />

Fotos: Katharina Schiffl<br />

Dilch: Es wird bei der Errichtung neuer<br />

Hallen mittlerweile schon in diese<br />

Richtung mitgedacht, und die Tragfähigkeit<br />

des Daches so gestaltet, dass sie<br />

mit Photovoltaik-Paneelen besetzbar<br />

ist – auch später im Nachhinein.<br />

Anhand Ihrer Standortanalysen –<br />

welche Regionen sind noch ausbaufähig?<br />

Unter anderem die Slowakei, deshalb<br />

sind wir so gerne dort. Das Land hat<br />

in den vergangenen 15 Jahren eine<br />

enorme Wirtschaftskraft entwickelt.<br />

BMW siedelt sich gerade neu an und<br />

vor Kurzem ist Jaguar neu in Nitra. Das<br />

sind echte Innovationsschübe, die man<br />

am BIP merkt.<br />

Andreas Liebsch und Carmen Dilch, Go Asset<br />

Nach über 10-jähriger intensiver Tätigkeit in verschiedenen leitenden<br />

Positionen in der Immobilienwirtschaft wurde Go Asset<br />

Development im Jahr 2006 von Andreas Liebsch gegründet. Co-<br />

Gesellschafterin und Prokuristin Carmen Dilch hat ein Studium im<br />

Bereich „Bauingenieurwesen - Baumanagement” und absolvierte<br />

den RICS-akkreditierten Universitätslehrgang „Immobilienmanagement<br />

und -bewertung.” Bevor Dilch zu Go Asset kam war sie u.a.<br />

bei ECC Projektconsult GmbH, LC Buildings GmbH und bei ps.focas<br />

tätig. Das Duo hat zahlreiche Immobilienprojekte erfolgreich abgewickelt<br />

und das Unternehmen als „Nischenplayer“ im In- und benachbarten<br />

Ausland positioniert. Allein in den letzten fünf Jahren<br />

wurden über 30 Projekte erfolgreich abgeschlossen. Kernmärkte<br />

des Developers sind Österreich, die Slowakei, und Tschechien.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

71


Positionen & Meinungen<br />

72 BauTecFokus


Projekt ohne<br />

Eitelkeiten<br />

Refurbished. Der Modenapark bekommt ein neues altes Gesicht. Die<br />

beiden Architekten Elmar Danner (F+P ARCHITEKTEN ZT) und Markus<br />

Kaplan (BWM Architekten), die sich das ambitionierte Projekt teilen im<br />

BauTecFokus-Interview.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

„Fokus Zitat,<br />

Tisa Pro 20Pt,<br />

Zeilenabstand<br />

24Pt.Hier<br />

wird ein Zitat<br />

geschrieben.“<br />

Fokus ARCHITEKTENDUO<br />

Zitat Autor. Tisa Pro 9Pt, Z<br />

11Pt; DANNER Name & KAPLAN<br />

Diversität durch zwei verschiedene<br />

Handschriften.<br />

„Aus unserer Sicht ist dies<br />

durchaus gelungen."<br />

Fotos: Katharina Schiffl<br />

Was ist/war das Interessante an dem Projekt?<br />

Elmar Danner: Eindeutig die Herangehensweise<br />

an das Projekt durch den Bauherren.<br />

Es ist ein einzigartiges Projekt. Wo sonst gibt<br />

es in Innenstadtlage eine 100 Meter lange<br />

Baulücke.<br />

Markus Kaplan: In einem ersten Schritt<br />

wurde untersucht, ob das Gebäude erhalten<br />

werden kann. Es gab mehrere Gutachten.<br />

Zum Schluss stand fest, dass das Gebäude aus<br />

bauphysikalischer Sicht nicht erhalten werden<br />

kann. Nicht nur, aber auch wegen der einzuhaltenden<br />

Brandschutzvorschriften. Jetzt hatte<br />

man eine 100 Meter lange Baulücke, das ist<br />

sehr spannend. Wenn man beim Modenapark<br />

rundherum schaut, gibt es Gebäude, die eine<br />

gewisse Dimension haben, eine gewisse Parzellengröße.<br />

Dieser Parzellengröße würde es<br />

widersprechen, dort ein neues Wohngebäude<br />

hinzubauen, das – wie das Amtsgebäude 100<br />

Meter lang ist. Da ist die Idee entstanden, es in<br />

vier Gebäudeteile zu parzellieren. Eigentlich<br />

sind es nur drei Gebäude, aber von der Fassade<br />

werden sie als vier aufgenommen. Eigentlich<br />

ist es eine Rückführung, so wie man es ursprünglich<br />

gebaut hätte.<br />

Danner: Was auch besonders spannend ist, ist<br />

die zentrale Lage. In dieser Lage gibt es ganz<br />

wenig in Wien. Direkt am Park. Ich glaube,<br />

auch das ist einzigartig an diesem Projekt.<br />

Einzigartig an diesem Projekt ist auch die Tatsache,<br />

dass zwei Architekten mit der Planung<br />

beauftragt wurden, mit dem Ziel, Diversität<br />

durch zwei verschiedene Handschriften zu<br />

erreichen. Aus unserer Sicht ist dies durchaus<br />

gelungen.<br />

Unsere Ansätze sind unterschiedlich, greifen<br />

aber ineinander.<br />

Wie haben Sie einander gefunden? Wie ist<br />

Daniel Jelitzka auf Sie beide gekommen?<br />

Danner: Es wurden mehrere Entwürfe von<br />

verschiedenen Büros präsentiert. Unsere<br />

beiden Entwürfe sind ausgewählt worden. Im<br />

Projektprozess haben wir uns angenähert. Die<br />

Aufgabenstellungen bedingen eine gewisse<br />

gemeinsame Sprache. Das andere ist aber<br />

auch, dass man grundsätzlich auf den Nachbarn<br />

reagiert.<br />

Kaplan: Wir beide arbeiten im innerstädtischen<br />

Bereich sehr viel. Man schaut immer, was<br />

in der Nachbarschaft vorkommt. Wie kann ich<br />

auf die Umgebung reagieren? Man muss miteinander<br />

kommunizieren. Die Ideen entwickeln<br />

sich im Dialog weiter. Ein zutiefst spannender<br />

Prozess.<br />

Danner: Das halte ich auch für die Stadtentwicklung<br />

an sich für äußerst wichtig. Wenn<br />

man große städtebauliche Areale entwickelt<br />

bzw. neu interpretiert, geschieht dies teilweise<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

73


Positionen & Meinungen<br />

in kooperativen Verfahren, in denen mit mehreren<br />

Architekten gearbeitet wird. Damit wird<br />

verhindert, dass ein Areal nur eine Handschrift<br />

kennt. Das halte ich auch persönlich für wichtig.<br />

Kaplan: Bei diesem Projekt haben wir freiwillig<br />

eine Art kooperatives Verfahren gemacht.<br />

Es ist ein Projekt ohne Eitelkeiten. Wir haben<br />

viele Aspekte aufgegriffen, die schon in historischen<br />

Gebäuden rundherum präsent sind.<br />

Da sind ganz tolle Gebäude – zum Beispiel das<br />

Eckgebäude aus den 30er Jahren, mit diesen<br />

großen schönen Fenstern und den horizontalen<br />

Gliederungen – dabei. Rund um den Modenapark<br />

finden sich viele Gebäude mit horizontalen<br />

Gliederungen. Dieses Stilelement<br />

haben auch wir aufgegriffen.<br />

Was spricht gegen ein schön gegliedertes<br />

100-Meter-Gebäude?<br />

Danner: Es gab Studien für ein 100 Meter<br />

langes Gebäude, das in unterschiedliche Fassadenbuchtungen<br />

gegliedert wurde. Trotzdem<br />

wäre es ein 100 Meter langes Gebäude<br />

geblieben. Aus unserer Sicht, ein Störfaktor.<br />

Unser Plan sieht vier Stiegen mit vier Adressen<br />

vor – das entspricht in Summe einer 100 Meter<br />

langen Fassade.<br />

Dies hat natürlich auch vermarktungstechnische<br />

Gründe. Man wollte keine Wohnhausanlage<br />

in dieser Dimension schaffen, sondern das<br />

Areal in kleinere Portionen teilen – auch für<br />

eine übersichtliche Nachbarschaft.<br />

Kaplan: Beim sozialen Wohnbau wird ganz<br />

ähnlich vorgegangen. Parzellierung im Sinne<br />

der Adressierung. Dadurch wird die Anonymität<br />

aufgehoben. Im gehobenen Segment, wo<br />

das Thema „Soziale Nachhaltigkeit“ eigentlich<br />

gar nicht immanent ist, spielt die Vermarktung<br />

eine wesentliche Rolle. Wenn ich im gehobenen<br />

Segment ein Produkt verkaufen möchte,<br />

dann tue ich mir leichter, wenn ich sage, das ist<br />

eine Adresse, die aus einer Stiege besteht und<br />

nur 25 Meter breit ist und nicht 100 Meter lang<br />

mit hunderten Wohnungen.<br />

Danner: Einen Sondertypus bildet das Haus<br />

A, wo generell ganz kleine Mikroapartments<br />

geplant sind, die auch an der Fassade ablesbar<br />

sind. Das ist relativ neu in Wien. Da kann man<br />

nur ein Lob an den Daniel Jelitzka aussprechen.<br />

Er hat sich wirklich mit diesem Thema intensiv<br />

befasst. Er ist nach New York geflogen und hat<br />

sich angesehen, wie das dort gemacht wird.<br />

Wie klein kann eine Wohneinheit sein, damit<br />

sie noch alles bietet, was man braucht, weil<br />

einfach die Fläche das wertvollste Gut ist in der<br />

Stadt.<br />

Wie klein ist die kleinste Wohnung bei diesem<br />

Projekt?<br />

> > Ich glaube 24 Quadratmeter. Tiny, kompakt<br />

und kann aber alles in Wirklichkeit. Mit aufklappbaren<br />

Betten. Es hat viele Studien gegeben,<br />

wie man aus diesen engen Raumkonditionen<br />

das Beste herausholt.<br />

… und ist wohl nur als bereits voll eingerichtetes<br />

Apartment realisierbar. Der Einzelne<br />

wäre wahrscheinlich überfordert, sich<br />

das so optimal einzurichten?<br />

Danner: Ja, das ist das Konzept. Die Einrichtung,<br />

Küchen sind vorhanden – ein Sorglos-<br />

Paket in Wirklichkeit. Man kann die Wohnung<br />

kaufen und am nächsten Tag dort einziehen.<br />

TINY, KOMPAKT BEREITS AB 24 QUADRATMETERN<br />

„Eine schlecht geplante 60-Quadratmeter-Wohnung funktioniert nicht<br />

so gut, wie eine durchorganisierte 45-Quadratmeter-Wohnung."<br />

Kaplan: Das ist ein Produkt, das es im angloamerikanischen<br />

Raum schon länger gibt. Das<br />

nennt man Branded Address. Das wird von<br />

Hotels auch gemacht und Immobilienentwickler<br />

von der anderen Seite machen das. Im<br />

deutschsprachigen oder zentraleuropäischen<br />

Raum werden diese Konzepte vermehrt angeboten.<br />

Wobei es bei diesen Projekten wieder<br />

verstärkt um die Lage, genauer gesagt um die<br />

zentrale Lage geht. Der Trend geht in Richtung<br />

lieber zentraler wohnen und kleiner, als in der<br />

Peripherie.<br />

Danner: Beim Projekt Modenapark haben wir<br />

vier verschiedene Stiegen, aber drei verschiedene<br />

Produkte. Hier finden sich Familienwohnungen,<br />

die klassischen Double-Income-No-<br />

Kid-Wohnungen. Wohnen im sehr gehobenen<br />

Standard. Im selben Haus gibt es auch 18-Quadratmeter-Einheiten,<br />

die ich kurzfristig dazumieten<br />

kann, entweder als Besuchereinheit, als<br />

Arbeitseinheit oder als Erweiterungsmöglichkeit<br />

der Wohnung. Es sind nicht alles Mikro-<br />

Apartments. Es ist ein Produkt, das einen sehr<br />

großen Blumenstrauß bietet. Das Novum ist,<br />

dass man alle Wohnformen, die momentan in<br />

Wien relevant sind, gemeinsam entwickelt hat.<br />

Als Architekt finde ich es sehr spannend sowohl<br />

im sozialen als auch im freifinanzierten<br />

Wohnbau tätig sein zu können. Das ist ein<br />

breites Spektrum. Sowohl im freifinanzierten<br />

als auch sozialen Wohnbau haben sich die Ansprüche<br />

in den vergangenen Jahren, bedingt<br />

durch Markteinflüsse und demografische Entwicklung<br />

verändert. Die Wohnungen werden<br />

grundsätzlich kleiner. Das hat jeder in Wien<br />

74 BauTecFokus


<strong>Herbst</strong> 2018<br />

75


Positionen & Meinungen<br />

WOHNEN AM MODENAPARK<br />

Gottfried-Keller-Gasse 3-5/Am Modenapark 1-2, 1030 Wien<br />

Baubeginn: April 2018 (Geplante Fertigstellung: 2019)<br />

Auftraggeber<br />

Am Modenapark 1-2 Immobilienentwicklung und -verwertung<br />

GmbH (Dr. Jelitzka+Partner)<br />

Planung<br />

F+P ARCHITEKTEN ZT G<strong>MB</strong>H<br />

BWM Architekten und Partner ZT GmbH<br />

Quadratmeter<br />

Bruttogeschossfläche: ca. 14.000 m²<br />

Anzahl Wohnungen: 162 (Bauteile A/B/C)<br />

An Stelle des Bürogebäudes am Modenapark 1-2 wurden in einem<br />

gemeinsamen Projekt von F+P ARCHITEKTEN ZT G<strong>MB</strong>H<br />

und BWM Architekten und Partner ZT GmbH 3 Häuser auf<br />

getrennten Liegenschaften konzipiert. Diese Dreiteilung<br />

nimmt den ursprünglichen städtebaulichen Maßstab des<br />

Modenaparks wieder auf. Die Kleinteiligkeit und Adressenbildung<br />

sollte auch in verschiedenen architektonischen<br />

Sprachen ablesbar werden. Auf der nördlichen Liegenschaft<br />

werden Appartements von ca. 25 Quadratmetern errichtet.<br />

Die architektonische Gestaltung ist geprägt von rasterartig<br />

angeordneten, rahmenartigen Vorbauten, die sich auch in<br />

der Dachlandschaft fortsetzen und dem Gebäude eine unverwechselbare<br />

Identität verleihen. In der mittleren Liegenschaft<br />

sind Vorsorgewohnungen geplant, ein vorgelagerter,<br />

durchgehender Freibereich, der in der Dachlandschaft seine<br />

Entsprechung erfährt, fungiert als Puffer zum Platzraum.<br />

Mehr Details zum Projekt:<br />

www.facebook.com/dieparkbankimmodenapark<br />

schon festgestellt. Wir sind aber noch nicht<br />

dort, wo wir in Paris oder London sind. Wir folgen<br />

einem internationalen Trend.<br />

Wollen wir wirklich auf so kleinem Raum<br />

leben – oder treiben die hohen Grundstückspreise<br />

die Entwicklung?<br />

Kaplan: Das hat natürlich mit den Grundstückspreisen<br />

zu tun. Das wirkt sich auf die<br />

Wohnungen aus. Andererseits hat es auch damit<br />

zu tun, dass die zeitgemäßen Wohnformen<br />

nicht mehr davon ausgehen, dass ich ein Paar<br />

bin oder eine Familie bin und ein Auto habe –<br />

das ist sowieso kein Thema mehr.<br />

Danner: Wir kennen das auch vom sozialen<br />

Wohnbau. Aber das Wesentliche ist, es soll<br />

nicht nur klein sein, sondern auch intelligent.<br />

Wir schauen auch immer, wie viel Schranklänge<br />

in den Apartments möglich ist. Das ist<br />

das Wichtigste: Der Stauraum. Eine schlecht<br />

geplante 60-Quadratmeter-Wohnung funktioniert<br />

nicht so gut, wie eine durchorganisierte<br />

45-Quardatmeter-Wohnung.<br />

Da ist auch die Architektenschaft gefordert<br />

neue Ideen zu entwickeln.<br />

Danner: Mittlerweile stellt man sich dem<br />

Thema ganz gut.<br />

Das Problem in der Stadt sind oftmals Sockelzonen.<br />

Wie wird dieses beim Projekt<br />

Modenapark gelöst?<br />

Kaplan: Die Sockelzone am Modenapark ist<br />

ganz speziell. Wir haben auch in der Sockelzone<br />

großteils Wohn-, Lobbyzonen und Kinderspielräume.<br />

Wobei die zurückgesetzten Bereiche<br />

als Büro mit Wohnen funktionieren würden –<br />

sofern Bedarf da ist und der Markt es verlangt.<br />

Wohnen im Erdgeschoß ist kein Tabuthema<br />

mehr. Nicht nur Amsterdam kann das, auch<br />

wir. Man muss es nur entsprechend gestalten.<br />

Für das klassische Gewerbe – Stichwort Greissler<br />

– gibt es zu wenig Laufkundschaft. Der<br />

Modenapark ist eine ruhige Oase, aber mit wenig<br />

Durchzug, was auch als großer Vorteil und<br />

Qualitätsmerkmal betrachtet werden kann.<br />

Apropos Qualität: Für uns ist es auch ein Privileg,<br />

dass wir bei diesem Projekt Qualitäten verwenden<br />

dürfen. Ich rede nicht von Luxus, wie<br />

man es sich früher vorgestellt hat. Dort wird<br />

nicht einfach Vollwärmeschutz-Styropor auf<br />

die Fassade geklebt.<br />

76 BauTecFokus


… oder Plastikfenster eingebaut?<br />

Danner: Das ist jetzt nicht wie im sozialen<br />

Wohnbau in Wien, wo das Korsett so eng geworden<br />

ist, dass es inzwischen schon Luxus<br />

ist, wenn ich ein großes Fenster habe. Die neue<br />

Wohnbauförderungsrichtlinie sagt inzwischen,<br />

ich darf Kunststofffenster verwenden.<br />

Freuen tut es mich nicht.<br />

Kaplan: Man muss auch dazu sagen, dass die<br />

Architektur das aushalten muss. Wenn man<br />

ein gutes, architektonisches Konzept macht,<br />

muss es egal sein, ob es Holz-Alu oder Kunststoff-Alu-Fenster<br />

sind. Ich bin grundsätzlich<br />

der Meinung, dass Plastik als mineralbasierter<br />

Rohstoff nicht gut ist. Das ist meine persönliche<br />

Meinung. Wenn ich es mir aussuchen kann,<br />

sage ich nein. Was auch gezeigt hat, diese<br />

Holz-Aluminium-Verbundfenster sind gerade<br />

aufgrund dessen, dass die Förderrichtlinie das<br />

verlang hat, extrem günstig geworden in Wirklichkeit.<br />

Weil sozusagen eine Masse produziert<br />

werden muss …<br />

„Aber das<br />

Wesentliche<br />

ist, es soll nicht<br />

nur klein sein,<br />

sondern auch<br />

intelligent.“<br />

Danner: Trotzdem hat es die Benachteiligung<br />

der sozialen Wohnbauträger gegeben, die um<br />

Wohnbauförderung angesucht haben. Die<br />

haben das nicht verwenden dürfen. Nicht nur<br />

im sozialen Wohnbau wird aktuell jeder Cent<br />

umgedreht.<br />

Die Baukosten explodieren. Man kann nicht<br />

einmal mehr sagen, dass sie steigen.<br />

Kaplan: Wobei, die Baukosten sind das geringste<br />

Übel. Hauptsächlich sind es die Grundstückspreise.<br />

Die Baukosten, die 10 bis 20 Prozent<br />

in den letzten Jahren gestiegen sind, sind<br />

natürlich nicht nett, aber es ist verkraftbarer als<br />

die Grundstückspreise.<br />

n<br />

IM GESPRÄCH<br />

„Man muss miteinander kommunizieren. Die Ideen entwickeln<br />

sich im Dialog weiter. Ein zutiefst spannender Prozess.“<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

77


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

78 BauTecFokus


Smarte Baustelle<br />

Reibungslose Logistik. Hohe Ansprüche in Sachen Effizienzsteigerung<br />

und Kostensenkung rücken das Thema Baustellenlogistik immer mehr<br />

in den Vordergrund.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

Foto: Rhomberg<br />

Das zeitgerechte Zur-Verfügung-Stellen von<br />

Mensch, Material und Maschinen ist nur<br />

ein Aspekt einer optimal funktionierenden<br />

Baustelle. Während früher – mit Ausnahme<br />

einiger zentraler Baustelleneinrichtungsmaßnahmen<br />

– die Baustellenlogistik fast ausschließlich<br />

dezentral bei den Firmen lag, wird<br />

heute versucht, durch Zentralisierung das<br />

Effizienzpotenzial zu heben und Reibungsverluste<br />

zu minimieren, weiß Wolfgang Kradischnig.<br />

Der Geschäftsführer der Delta Bau<br />

tritt auch immer wieder als Seminarreferent<br />

zum Thema Logistik und Bau in Erscheinung.<br />

„Am Beginn ist ein Containerdorf für Materialcontainer<br />

bzw. Besprechungscontainer<br />

zu organisieren und so zu positionieren,<br />

dass eine Abänderung der Positionierung<br />

während der Bauphase vermieden werden<br />

kann.“ Das Umstellen der Baustelleneinrichtung<br />

schafft unnötige Kosten, die jedoch bei<br />

vorausschauender Planung oft vermieden<br />

werden können, betont Kradischnig: „Es<br />

müssen nicht nur Containerdörfer für Personal,<br />

sondern auch für Material – Lager für<br />

Elektro, HKLS, Fassaden, etc. – geplant und<br />

ausgeschrieben werden. Die Firmen werden<br />

dazu aufgefordert, nur so viel Material zu<br />

liefern, wie in einem bestimmten Zeitraum<br />

eingebaut werden kann.“ An- und Zulieferungen<br />

werden grundsätzlich über den Baustelleneinrichtungsplan<br />

geregelt. In diesem<br />

sind die Materiallagerflächen, Zufahrtswege,<br />

Schwenkbereiche der Kräne, Parkplätze für<br />

Baufahrzeuge, falls notwendig Reifenwaschanlagen,<br />

Baustromverteiler und Sanitäreinrichtungen<br />

geregelt. „Einschränkungen bei<br />

den Arbeitszeiten wegen der Lärmbelastung<br />

im innerstädtischen Bereich sind im Baubescheid<br />

geregelt“, so der Baustellen-Experte.<br />

Verkehrschaos vermeiden<br />

Was außerdem noch notwendig ist: „Pufferlager<br />

sind von Anfang an miteinzuplanen,<br />

damit die LKWs zügig entladen werden<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

79


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

können, sonst entsteht ein Verkehrschaos“,<br />

erläutert Kradischnig. Das können Gerüstbühnen<br />

sein oder oberhalb von Containerdörfern<br />

angebrachte Lager und natürlich Möglichkeiten<br />

in den Geschoßen selbst: „Dafür sind<br />

lotrechte Aufzüge und Zugänge zu errichten.<br />

Es ist besser, mindestens zwei unabhängige<br />

Seiten eines Gebäudes zu nutzen, damit man<br />

mit dem Warenfluss jonglieren kann“, empfiehlt<br />

der Delta Bau-Geschäftsführer. Nicht<br />

zu unterschätzen sind die An- und Abfahrtszeiten,<br />

die ebenfalls geregelt werden müssen:<br />

„Im innerstädtischen Bereich sind die Routen<br />

und die Zeiten mit den Verkehrsabteilungen<br />

abzustimmen und eine Genehmigung ist<br />

einzuholen. Darin sind Einbahnregelungen,<br />

Routen, Warte- und Aufstellflächen, Anlieferund<br />

Abholzeiten und auch Parkverbotszonen<br />

geregelt. Der Abtransport sollte über einen<br />

eigenen Weg erfolgen und sich nicht mit der<br />

Anlieferung kreuzen.“ Bei Materialanlieferungen<br />

für den Rohbau sind Betonierabschnitte<br />

wichtig, rät Baulogistik-Experte Kradischnig:<br />

„Hier ist zu bewerten, welche Kubatur in<br />

welchem Zeitraum eingebaut werden muss.<br />

Dementsprechend sind Pumpen bzw. Taktungen<br />

der Mischbetonwagen zu koordinieren.<br />

Ähnlich verhält es sich bei Bauteilen aus Fertigteilen,<br />

hier sind die einzelnen Fertigteile<br />

in der richtigen Reihenfolge und im richtigen<br />

Zeitabstand zu liefern.“ Ziel ist es, dass keine<br />

Wartezeiten bei den Anlieferungswagen auf<br />

der Baustelle entstehen. „Bei sehr wenig Platz<br />

auf der Baustelle ist es auch möglich, dass<br />

eine Wartezone außerhalb des Bauplatzes in<br />

unmittelbarer Nähe organisiert wird und die<br />

Zufahrt nur nach Anweisung des Einbaupersonals<br />

erfolgt“, so Kradischnig weiter.<br />

Logistiktools<br />

Ohne Plan geht also nichts im Baustellenverkehr.<br />

Klaus Lipsmeier, technischer<br />

Bereichsleiter der zum Strabag-Konzern<br />

gehörenden Züblin Baulogistik, weiß um die<br />

täglichen Anforderungen – und praktischen<br />

Lösungen: „Mit Hilfe eines webbasierten<br />

Logistikmanagementtools für die Ver- und<br />

Entsorgung in Verbindung mit einem integrierten<br />

Flächenmanagement lässt sich der<br />

gesamte Stoffstrom – Material und Abfall –<br />

vom Hof des Lieferanten bis zum Einbauort<br />

im Gebäude just-in-time steuern.“ Zentral<br />

bereitgestellte Be- und Entladehilfen vor Ort<br />

sorgen für einen reibungsarmen Be- bzw.<br />

80 BauTecFokus


Entladevorgang der Lkw im Bereich ausgewiesener<br />

Logistikumschlagflächen: „Diese<br />

sind integraler Bestandteil einer unter baulogistischen<br />

Gesichtspunkten optimierten<br />

Baustelleneinrichtung. Eine ausreichende<br />

Dimensionierung der Vertikaltransportkapazitäten<br />

– außen- und innenliegende Bauaufzüge,<br />

Treppenhäuser für die Personenbeförderung<br />

– und eine koordinierte arbeitstägige<br />

Taktung der Aufzüge für den Material- und<br />

Personaltransport verhindern unnötige<br />

Wartezeiten der Bauakteure am Aufzug.“<br />

Zusätzlich, so Lipsmeier, sorgt eine Verlagerung<br />

von aufzugsintensiven Material- und<br />

Abfalltransporten in die Baunebenzeiten,<br />

z.B. in den Spät- und Nachtbetrieb, für eine<br />

Entlastung der Aufzugskapazitäten in der<br />

baubetrieblichen Kernzeit.<br />

Foto: Rhomberg<br />

Der optimale Personaleinsatz ist von elementarer<br />

Bedeutung für eine produktive<br />

Bauausführung. Lipsmeier: „Zur Vermeidung<br />

von Wartezeiten am Aufzug ist gerade<br />

bei Hochbauten die Personenbeförderung in<br />

der Kernarbeitszeit vorrangig zu bedienen.<br />

Voraussetzung ist die Feststellung der arbeitstägig<br />

am Bau tätigen Mitarbeiter.“ Für<br />

diese Feststellung setze man bei Züblin eine<br />

hauseigene entwickelte Personenzutrittskontrolle<br />

– bestehend aus einem Hard- und<br />

Softwaremodul – ein: „Auf dieser Grundlage<br />

wird dann eine angepasste Disposition des<br />

Bauaufzugeinsatzes von Personal und Material<br />

vorgenommen.“ Er ortet zusätzliche<br />

Vorteile beim Einsatz des Personenzutrittssystems,<br />

eine geschlossene Umzäunung der<br />

Baustelle vorausgesetzt, nämlich den legitimierten<br />

Zugang des Baustellenpersonals:<br />

„Vandalismus und Diebstähle können so<br />

vermieden werden. Vor Aushändigung eines<br />

personengeführten Baustellenausweises, mit<br />

dem die Vereinzelungsanlage freigeschaltet<br />

wird, erfolgt die Legitimationsprüfung:<br />

Firmenzugehörigkeit, Mindestlohnprüfung,<br />

Sozialversicherung usw. Gleichzeitig mit<br />

dem Ausweis erhält die Person zudem die<br />

erforderlichen Sicherheitsbelehrungen.“<br />

Prozess-Workflow<br />

Komplexe Bauvorhaben erfordern ein<br />

Höchstmaß an Prozessmanagement und<br />

Logistik-Knowhow, damit eine termingerechte<br />

und kosteneffiziente Abwicklung<br />

gewährleistet werden kann, bestätigt auch<br />

Josef Pein, Geschäftsführer der Porr Bau:<br />

„Wir setzen verstärkt auf<br />

eine umfassende Planung<br />

und frühzeitige Einbindung<br />

aller Beteiligten.“<br />

Rupert Grienberger,<br />

Geschäftsführer Rhomberg Bau<br />

„Smarte Baulogistik ist einer der wesentlichen<br />

Erfolgsfaktoren. Wir definieren bereits<br />

vor Beginn des Bauvorhabens spezifische<br />

Prozess-Workflows, erstellen umfassende<br />

Anforderungsanalysen und stellen sicher,<br />

dass der permanente Soll-Ist-Datenabgleich<br />

über alle Beteiligten bzw. Phasen der Bauabwicklung<br />

hinweg gewährleistet ist. Darüber<br />

hinaus stellt unser internes Expertennetzwerk<br />

sicher, dass die spezifischen Anforderungen<br />

sämtlicher Bauphasen berücksichtigt<br />

werden.“ Gibt es auch Spezialwissen,<br />

wodurch Baustellen ganz besonders optimal<br />

organisiert sind? Pein: „Um die Zusammenarbeit<br />

aller Projektbeteiligten zu intensivieren,<br />

Transparenz zu schaffen und mit agilem<br />

Projektmanagement den kontinuierlichen<br />

Projektfortschritt sicherzustellen, setzen wir<br />

auf ausgewählten Baustellen auf Lean Construction.<br />

Die dabei gelebte kurzzyklische<br />

Evaluation und Vorausplanung stellt eine<br />

wesentliche Basis für die Steuerung unserer<br />

Material- und Informationsflüsse dar.“<br />

Mithilfe agiler Ressourcenvorausplanung<br />

gewährleiste man so eine flussgesteuerte<br />

Beschaffungslogistik, in welcher Materialien<br />

möglichst „just-in-time“ geliefert und<br />

eingebaut werden, erläutert der Porr Bau-<br />

Geschäftsführer: „So stellen wir sicher, dass<br />

Baustellen mit knappen Lageflächen effizient<br />

abgewickelt werden.“<br />

Ähnlich handhabt man auch bei der Habau<br />

Group den Baustellenverkehr. „Anlieferungen<br />

werden gestaffelt abgewickelt, so wird<br />

der Parkplatz und auch der schnelle vertikale<br />

Transport der angelieferten Güter sichergestellt“,<br />

erzählt Hubert Wetschnig, CEO<br />

der Habau Group. Hilfreich sei, dass vor der<br />

tatsächlichen Bauabwicklung die geplanten<br />

Schritte als digitales Abbild erstellt werden.<br />

Falls doch unvorhergesehene Probleme auf-<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

81


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

treten, z.B. eine Lieferung kommt nicht im<br />

geplanten Zeitslot an, wird flexibel in den<br />

ursprünglichen Ablauf eingegriffen, wie<br />

Wetschnig erläutert: „Es wird der nächste<br />

freie Slot gesucht bzw. bei priorisierter Anlieferung<br />

gegebenenfalls mit anderen Anlieferungen<br />

getauscht.“<br />

„Softwaretools in der<br />

Abwicklung der Baustellenlogistik<br />

sind derzeit nur<br />

wenig im Einsatz.<br />

Wir sehen hier durchaus<br />

Nachholbedarf.“<br />

Wolfgang Kradischnig,<br />

Geschäftsführer Delta Bau<br />

Pläne, Pläne, Pläne<br />

Für Rupert Grienberger ist das Thema Baustellenkoordination<br />

erst im Großbaubereich<br />

ein Thema. Der Geschäftsführer der Rhomberg<br />

Bau GmbH ist für die Bereiche Bau und<br />

Ressourcen (Hochbau, Tiefbau, Steinbruch<br />

mit Bauhof, Recycling, Asphalt und Beton)<br />

im Vorarlberger Konzern zuständig: „Ab<br />

einer gewissen Größenordnung – für ein Einfamilienhaus<br />

macht es wenig Sinn, bei einer<br />

Baustelle wie beispielsweise dem Neubau des<br />

Blum Werkes 8 in Dornbirn ist ein solcher<br />

Plan aber existenziell – braucht es einen genauen<br />

Baustelleneinrichtungsplan, in dem<br />

alle Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten sowie<br />

die Kranstandorte und die Umschlagplätze<br />

eingeplant sind.“ Und danach richten sich in<br />

Folge sämtliche Zuliefermöglichkeiten der<br />

Baustelle. Außerdem, so Grienberger weiter,<br />

brauche jede Baustelle einen vernünftigen<br />

Terminplan, um die Bestellungen rechtzeitig<br />

abrufen zu können: „Fertigteile müssen<br />

beispielsweise schon drei bis sechs Wochen<br />

vor ihrem Einsatz produziert und abgerufen<br />

werden. Beton- und Ziegelbestellungen erfolgen<br />

in der Regel zwei bis drei Tage vorher,<br />

Bewehrungsstahlbestellungen zwei bis drei<br />

Wochen vorher.“ Sämtliche Bestellungen<br />

ergeben sich aus dem Bauzeitplan sowie aus<br />

den Überlegungen für den Baustellenablauf,<br />

der vom Polier gemeinsam mit dem Bauleiter<br />

mindestens einmal wöchentlich besprochen<br />

und geplant wird, erzählt der Rhomberg Bau-<br />

Manager. Ein weiterer wichtiger Punkt sind<br />

die Planvorlaufzeiten: „Fertigteilpläne müssen<br />

rechtzeitig angefordert werden und bei<br />

uns zur Prüfung vorliegen. Stahllisten und<br />

Eisenverlegepläne müssen ebenfalls mindestens<br />

drei Wochen im Voraus aufliegen,<br />

damit die Bestellungen rechtzeitig erfolgen<br />

können.“<br />

Digitales Geländemodell<br />

Dabei ist beim Vorarlberger Bauunternehmen<br />

der Zugang prinzipiell ein anderer: „Wir<br />

setzen verstärkt auf eine umfassende Planung<br />

und frühzeitige Einbindung aller Beteiligten<br />

sowie auf Holz als Baustoff. Das heißt für uns:<br />

Die einfache Vorfertigung ermöglicht bessere<br />

Qualität und kürzere Baudauer, Holz ist<br />

leichter zu transportieren, Rohstoff und Verarbeiter<br />

sind noch dazu in der Regel direkt<br />

vor Ort. Dies kann man besonders gut an verschiedenen<br />

Projekten sehen, die wir gemeinsam<br />

mit der Wohnbauselbsthilfe im Rahmen<br />

des Sonderwohnbauprogrammes des Landes<br />

Vorarlberg errichtet haben bzw. die wir gerade<br />

errichten.“ Hinzu kommen aber noch<br />

„kleinere, clevere Kniffe“, wie Grienberger erzählt:<br />

„Bei einer Anlage wurden die Gebäude<br />

hintereinander errichtet, um den Aushub<br />

des zweiten für die Außenraumgestaltung<br />

des ersten zu verwenden. Dies ist z.B. beim<br />

Projekt Lerchenstraße der Fall.“ Richtig viel<br />

gespart habe man schließlich beim Bau der<br />

Raststation Bodensee Hörbranz: „Hier haben<br />

wir mit digitalen Geländemodellen „DGM“<br />

gearbeitet und so unter anderem exakt berechnen<br />

können, wo wie viel Aushubmaterial<br />

vorhanden ist und wo dieses im Gelände<br />

aufgeschüttet werden muss.“ Ergebnis: Anstatt<br />

16.000 Kubikmeter Material auf eine<br />

Deponie zu fahren, habe man lediglich 1.000<br />

Kubikmeter Aushub entsorgt, der Rest wurde<br />

direkt wiederaufbereitet und verbaut – und<br />

82 BauTecFokus


hat zugleich Zeit, LKW-Fahrten und Kosten<br />

gespart, so Grienberger.<br />

Materialumschläge vermeiden<br />

Eine intelligente Baulogistik soll das Bauen<br />

im Idealfall günstiger machen, ist auch<br />

Züblin-Experte Lipsmeier überzeugt: „Materiallager<br />

sind grundsätzlich immer mit einem<br />

zusätzlichen Materialumschlag verbunden.<br />

Vor dem Hintergrund, kostenoptimal zu<br />

arbeiten, gilt es, im Rahmen der Baulogistik<br />

Materialumschläge zu vermeiden.“ Aufgrund<br />

des benötigten Materialvolumens für<br />

die Gebäudeerrichtung sind Materialzwischenlager<br />

im Vergleich mit einer Just-intime-Versorgung<br />

im Regelfall nur die „zweitbeste<br />

Lösung“, glaubt Lipsmeier. Im Rahmen<br />

einer City-Logistik kann jedoch ein externes<br />

Materiallager, insbesondere für die Kleinteilelieferungen,<br />

sinnvoll sein: „Der Einsatz<br />

wird im Einzelfall von unserem Baumanagement<br />

geprüft und mit Partnerunternehmen<br />

umgesetzt. Hierfür kommen spezielle Softwaretools<br />

der Baupartner zum Einsatz.“ So<br />

setze man Tracking-Tools bei ausgewählten<br />

Projekten ein: Bauteile mit einem hohen<br />

Vorfertigungsgrad und individueller Ausprägung<br />

der Einzelelemente, wie z.B. Fassadenelemente,<br />

verbunden mit einer getakteten<br />

Vor- und Nachlaufkette bei der Montage,<br />

lassen sich mit Hilfe des Tracking-Tools optimal<br />

von der Herstellung bis zum Einbau<br />

on demand steuern, erzählt Lipsmeier: „Die<br />

Betonversorgung unserer Baustellen ist eine<br />

zentrale Aufgabenstellung der Arbeitsvorbereitung.<br />

Gerade bei großen Bauvorhaben<br />

kann die Einbindung einer mobilen Betonmischanlage<br />

als Beispiel für eine individuelle<br />

Materialbeschaffung sinnvoll sein.“ Der<br />

Einsatz von individuellen Materialbeschaffungslösungen<br />

ist häufig bei der Errichtung<br />

von Hochhäusern notwendig. Hintergrund:<br />

Die Wetterfestigkeit des Gebäudes ist Voraussetzung<br />

für einen ungestörten Ausbau<br />

des Gebäudes, die Fassadenschließung ist<br />

dafür ein wichtiger Meilenstein. „Die Bauablaufplanung<br />

sieht in einem solchen Fall eine<br />

vorgezogene Materialeinlagerung über die<br />

außenliegenden Bauaufzüge in die Etagen<br />

vor. Ausbaumaterialien werden vorfristig<br />

„Smarte Baulogistik ist<br />

einer der wesentlichen<br />

Erfolgsfaktoren.“<br />

Josef Pein,<br />

Geschäftsführer Porr Bau<br />

über den Einkauf beschafft und im Rahmen<br />

eines Flächenbelegungsplanes je Etage gelagert.<br />

Um ein mehrfaches Umlagern der<br />

Materialien in den Etagen bei den späteren<br />

Ausbauarbeiten zu vermeiden, erfolgt die Lagerung<br />

nach einem genauen Belegungsplan“,<br />

führt Züblin-Experte Lipsmeier aus, was alles<br />

berücksichtigt wird: die zulässige Decken-<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

83


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

last, die Verkehrswege und Entfluchtung, die<br />

Ausbaurichtung in der Etage, die Fahrwege<br />

von Rollrüstungen für die Deckenarbeiten<br />

und die Entsorgungsflächen für die Abfallsammlung.<br />

Verkehrstelematik<br />

Neben den Beispielen zur Logistik-Steuerung<br />

kommt bei Züblin auch der Einsatz von GPSgestützten<br />

On-Board-Units (OBU) im Rahmen<br />

der Verkehrstelematik zum Tragen, wie Baulogistik-Experte<br />

Lipsmeier erzählt: „Das ist ein<br />

wichtiges Steuerungstool für eine optimale<br />

Just-in-time-Versorgung der Baustelle. Im Logistikbereich<br />

dient die Verkehrstelematik der<br />

effizienten Organisation und dynamischen<br />

Planung von Transportprozessen.“ Gerade<br />

bei großen Flächenbaustellen, wie z.B. dem<br />

Neubau von Flughäfen, dem Bau von Autobahnen<br />

oder U-Bahnen mit einer Vielzahl von<br />

Haltestellen, ist die dadurch mögliche Fahrdatenerfassung<br />

ein wichtiger Bestandteil für<br />

die Logistiksteuerung. „Das Tool ermöglicht<br />

neben der Terminkontrolle eine zielgenaue<br />

Anfahrt an den Lieferort bei gleichzeitig hoher<br />

Taktung der Lieferungen.“ Seiner Meinung<br />

nach haben sich die onlinebasierten Logistikmanagementtools<br />

und die Instrumente der<br />

Verkehrstelematik in der baubetrieblichen<br />

Praxis bereits bewährt: „Sie sind integraler<br />

Bestandteil der Bauausführung.“<br />

Delta Bau-Chef Kradischnig sieht Digitalisierung<br />

und Software-Einsatz auf der Baustelle<br />

zur Optimierung von Prozessen noch in den<br />

Kinderschuhen: „Aus unserer Sicht sind<br />

Softwaretools in der Abwicklung der Baustellenlogistik<br />

derzeit noch nicht bzw. nur wenig<br />

im Einsatz. Wir sehen hier durchaus Nachholbedarf,<br />

weil Kommunikationsplattformen<br />

in der Verständigung der vor Ort beteiligten<br />

Mitarbeiter sehr sinnvoll sind. Wir sind gerade<br />

in der Testphase mit einem von uns entwickelten<br />

Tool, der Delta Connected App.“ n<br />

„Mit Hilfe eines webbasierten<br />

Logistikmanagementtools<br />

für die Ver- und Entsorgung in<br />

Verbindung mit einem integrierten<br />

Flächenmanagement<br />

lässt sich der gesamte Stoffstrom<br />

- Material und Abfall<br />

- vom Hof des Lieferanten bis<br />

zum Einbauort im Gebäude<br />

just-in-time steuern.“<br />

Klaus Lipsmeier,<br />

technischer Bereichsleiter Züblin Baulogistik<br />

Foto: Foto-Studio Hoffmann, Strabag<br />

84 BauTecFokus


Advertorial<br />

7. Europäischer Kongress<br />

Über die Nutzung, Bewirtschaftung und Erhaltung historisch bedeutender Gebäude: 14.-15.11.2018.<br />

1. Kongresstag: 14. November 2018:<br />

Wirtschaftsfaktor Kulturerbe - Good<br />

Governance und Digitalisierung<br />

09:00 - 10:00 Empfang & Registrierung<br />

10:00 - 10:15 Grußworte Schirmperson,<br />

Begrüßung HR Mag. Reinhold Sahl<br />

10:15 - 11:00 3H Spot (Historic House<br />

Hot Spot): Südtiroler Burgeninstitut<br />

Dr. Carl Philipp Baron Hohenbühel /<br />

Südtiroler Burgeninstitut<br />

11:00 - 11:45 UNESCO World Heritage<br />

- Bedeutung und Verbreitung<br />

Dr. Sabine Haag / Österreichische<br />

UNESCO-Kommission<br />

11:45 - 12:30 European Heritage Label -<br />

Significance and Commonness<br />

NN / NN<br />

12:30 - 14:00 Mittagspause inkl.<br />

Networking<br />

Parallele Workshop-Streams<br />

Stream 1 - Stream 2 - Stream 3<br />

14:00 - 15:35<br />

Stream 1: Management-Tools für<br />

Kulturerbe<br />

Lightning Talk 1.1: The Concept of<br />

"Spirit of Place" - Implementation at<br />

National Trust of England<br />

Rory Cullen, MSc cert. MHA / Cullen-<br />

Conservation<br />

Paul Wankiewicz, cert. MHA / National<br />

Trust of England<br />

Lightning Talk 1.2: Using a Conservation<br />

Management Plan – At the Example of<br />

Somerset House<br />

Mick Figg, FCIOB / Somerset House<br />

Trust<br />

Prof. John Edwards, MA, DipBldg-<br />

Cons, CEnv, FCIOB, FRICS / Edwards-<br />

Hart<br />

Stream 2: Managementaufgabe<br />

Digitalisierung<br />

Lightning Talk 2.1: Digitale Baubestandserfassung<br />

in der Hofburg Wien<br />

- Erfahrungen<br />

Dipl.-Wi.-Ing. (FH) Peter Eckhardt,<br />

MSc, zert. MHA / BHÖ<br />

Lightning Talk 2.2: Roadmap Digitalisierung<br />

Bau in Österreich<br />

Hon. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wilhelm<br />

Reismann / Planen.Bauen. 4.0<br />

Stream 3: 3. EHL Networking Day<br />

Programm: wird von den EHL-Stätten<br />

gestaltet<br />

Teilnahme: für Vertreter von<br />

EHL-Stätten und nationale EHL-<br />

Koordinatoren<br />

15:35 - 15:50 Pause<br />

15:50 - 17:30<br />

Stream 1: Management-Tools für<br />

Kulturerbe<br />

Lightning Talk 1.3: Bestimmung<br />

des Alterswerts - Grundlage für die<br />

Vermittlung von Kulturerbe?<br />

Mag.a Astrid Huber / Bundesdenkmalamt<br />

(angefragt)<br />

Lightning Talk 1.4: Management von<br />

Konflikten im (gebauten) Kulturerbe<br />

DI( FH) DI Friederike Landrichter /<br />

friedland consulting e.U.<br />

Mag. Gerda Ruppi-Lang / Mag. Gerda<br />

RUPPI-LANG<br />

Stream 2: Managementaufgabe<br />

Digitalisierung<br />

Lightning Talk 2.3: NN<br />

NN / NN<br />

Stream 3: 3. EHL Networking Day<br />

Fortsetzung<br />

17:30 - 18:00 Podiumsdiskussion:<br />

Zukunft Kulturerbe - Welche?<br />

Diskussionsteilnehmer: HR. Mag.<br />

Reinhold Sahl / BHÖ, NN, NN, NN<br />

2. Kongresstag: 15. November<br />

2018<br />

Wirtschaftsfaktor Kulturerbe -<br />

Europäische Beispiele<br />

09:00 - 09:15 Begrüßung<br />

09:15 - 10:00 Erfolgsfaktoren für<br />

das Management von Kulturerbe -<br />

aus akademischer Sicht<br />

Prof. Dr. Marie-Theres Albert /<br />

Internationale Akademie Berlin<br />

10:00 - 10:45 Management of<br />

Cultural Heritage - The Nordic Way<br />

Dr. Terje Nypan / Directorate of<br />

Cultural Heritage Norway<br />

10:45 - 11:00 Pause<br />

11:00 - 11:45 Management von<br />

Kulturerbe - am Beispiel Museums-<br />

Quartier Wien<br />

Dr. Christian Strasser / Museums-<br />

Quartier Wien<br />

11:45 - 12:30 Management von<br />

Kulturerbe - am Beispiel der Schlösser<br />

Augustusburg und Falkenlust<br />

(Weltkulturerbe)<br />

Christiane Winkler M.A. / Schlösser<br />

Brühl<br />

12:30 - 13:00<br />

Führung im neuen Info Center<br />

Hofburg Wien<br />

(Anmeldung und Treffpunkt bei der<br />

Registrierung)<br />

12:30 - 14:00 Mittagspause inkl.<br />

Networking<br />

14:00 - 14:45 Kultur, Kommunen<br />

und Kommerz; England’s Kirchen als<br />

wertvolles Kulturerbe neu betrachtet<br />

Dr. Joseph Elders / Church of England<br />

14:45 - 15:30 National Digital<br />

Heritage Strategy Netherlands<br />

Maaike Verberk / Netwerk Digitaal<br />

Erfgoed (NDE) , Netherlands<br />

15:30 - 15:45 Pause<br />

15:45 - 16:30 Nation Branding - Wie<br />

kann das Kulturerbe dazu beitragen?<br />

HR Mag. Reinhold Sahl / BHÖ<br />

16:30 - 17:00 Europäisches Jahr des<br />

Kulturerbes 2018 - ein Resümee<br />

Dr. Uwe Koch / Deutsches Nationalkomitee<br />

für Denkmalschutz<br />

17:00 - 17:30 Interview: Europäisches<br />

Jahr des Kulturerbes 2018 - Was<br />

hat es gebracht?<br />

mit:<br />

Dr. Uwe Koch / Deutsches Nationalkomitee<br />

für Denkmalschutz<br />

HR Mag. Reinhold Sahl / Burghauptmannschaft<br />

Österreich<br />

Dr. Anna Steiner / Bundeskanzleramt<br />

Österreich<br />

Kontakt Kongressbüro:<br />

Mag. Karin Novotny<br />

T: +43 1 53649-814600<br />

M: kongress@burghauptmannschaft.at<br />

Fotos: Georgios Tsichlis (Fotolia)<br />

HOFBURG<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

85


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

On-Demand<br />

Baumaterialien. Kurzfristigkeit, Digitalisierung und schlanke Prozesse<br />

haben in jedem unternehmerischen Bereich Einzug gehalten – so auch<br />

bei der Baumaterial-Beschaffung. Bei auftretenden Störungen im<br />

Beschaffungsprozess sind Händler und Industrie besonders gefordert.<br />

D<br />

ie Warenverfügbarkeit ist in Zeiten,<br />

wo Kurzfristigkeit und Schnelligkeit<br />

den Ton angeben, eine besondere<br />

Aufgabe: „Natürlich stellt dies eine<br />

gewisse Herausforderung dar, zumal wir ja hier<br />

auch von anderen abhängig sind“, meint René<br />

Rieder, Geschäftsführer der Quester Baustoffhandel<br />

GmbH. „Die schlanken Prozesse dürfen kei-<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

nesfalls die Beratung und die unterschiedlichsten<br />

Services negativ beeinflussen. Die Fachberatung,<br />

das Baustellenservice, der Lade- und Lieferservice<br />

sind enorm wichtig für unsere Stellung am Markt<br />

– aber eben auch fordernd, weil sie weit über reine<br />

Produktanlieferung hinausgehen.“ Der Baustofffachhandel<br />

wird auch in Zukunft vor allem durch<br />

seine Beratung und seine hohe Warenverfügbarkeit<br />

punkten, ist Rieder überzeugt, der auch in<br />

der schwierigen Personalsituation eine Problemursache<br />

für mögliche Just-in-Time-Anforderungen<br />

sieht: „Die am besten passenden Mitarbeiter für<br />

diese Bereiche zu finden ist ebenfalls nicht immer<br />

einfach.“<br />

Den deutlichen Trend zu raschen Prozessen<br />

bestätigt auch Ardex-Geschäftsführer<br />

Gunther Sames: „Wir befinden uns in einer<br />

schnell-lebigen Zeit. Kurzfristige Lieferungen<br />

werden wesentlich häufiger angefragt<br />

als früher. Das ist schon seit einigen Jahren<br />

spürbar.“ Diese Entwicklung spiegle auch den<br />

Zeitdruck auf Baustellen wider und rechtfertige<br />

in weiterer Folge auch die Notwendigkeit<br />

von Bauwerksdatenmodellierungs-Systemen<br />

und Produktinformationsmanagement-<br />

Systemen: „In diesem Zusammenhang hält<br />

die Digitalisierung auch langsam Einzug in<br />

den Verkauf von Bauprodukten“, so Sames.<br />

Wobei bau-chemische Produkte davon noch<br />

nicht unmittelbar besonders stark betroffen<br />

sind. Da Ardex ausschließlich über den Fachgroßhandel<br />

verkauft, führt Sames weiter aus,<br />

86 BauTecFokus


Fotos: Fotolia, ardex, quester, wienerberger, Thomas Preiss/ APA<br />

lassen sich digitale Themen momentan gut<br />

handhaben: „Zunehmend werden Bauprodukte<br />

über Internetportale und Shops von<br />

Drittanbietern angeboten. Ein Trend, den wir<br />

im Auge behalten müssen.“ Eine interessante<br />

Herausforderung ortet Sames darin, diesem<br />

Trend gerecht zu werden und gleichzeitig der<br />

eigenen Vision und Strategie treu zu bleiben:<br />

„Daran werden wir auch in Zukunft festhalten.<br />

Aus unserer Sicht ist das nur durch eine starke<br />

Partnerschaft mit unseren Kunden möglich.“<br />

Konsequente Planung<br />

Bei Wienerberger will man in der Digitalisierung<br />

eine große Chance erkennen, wie Mike<br />

Bucher, Geschäftsführer der Wienerberger<br />

Ziegelindustrie GmbH, erläutert: „Generell<br />

ist zu bemerken, dass unsere Produkte immer<br />

kurzfristiger nachgefragt werden. Wir sehen<br />

in der Digitalisierung der Bestellprozesse und<br />

-abwicklung eine große Chance.“ Man wolle<br />

sowohl im Ziegelgeschäft (Wienerberger<br />

Ziegelindustrie GmbH) als auch im Rohrgeschäft<br />

(Pipelife Austria) die Nase vorne haben:<br />

„Daher setzen wir in diesem Bereich viele<br />

„Zunehmend werden<br />

Bauprodukte über<br />

Internetportale und<br />

Shops von Drittanbietern<br />

angeboten.“<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

87


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

„Bei Betonfertigteilen<br />

haben die Elemente<br />

für Wände und Decken<br />

aktuell eine Lieferzeit<br />

von mehreren Monaten<br />

bis zu einem<br />

halben Jahr!“<br />

René Rieder<br />

Geschäftsführer Quester<br />

Projekte um.“ Im Ziegelgeschäft antworte<br />

man auf die zunehmende Kurzfristigkeit mit<br />

einer konsequenten Produktionsplanung,<br />

wodurch etwaige Lieferengpässe abgefedert<br />

werden können, erklärt Bucher: „Das gelingt<br />

uns, weil wir jahrelange, gut funktionierende<br />

Partnerschaften mit unseren Kunden haben,<br />

einen sehr erfahrenen Verkaufsaußendienst<br />

und unser neues Objektmanagement-Team,<br />

das im Vorverkauf agiert. Daher können wir<br />

auf Signale des Marktes entsprechend rasch<br />

reagieren.“ Für die Tochterfirma Pipelife ist die<br />

Kursfristigkeit ein Vorteil, meint Geschäftsführer<br />

Franz Grabner: „Dank einer sehr flexiblen<br />

Produktion, eines breiten Lagersortiments<br />

und rascher Zustellung vom Zentrallager oder<br />

von den 20 Verkaufsniederlassungen aus sind<br />

wir bestens gerüstet.“<br />

Was Kunden wollen<br />

Die Digitalisierung ist das zentrale Element<br />

in den Geschäftsprozessen: „Wir müssen dies<br />

als Chance sehen und sie nutzen“, ist Quester-<br />

Geschäftsführer Rieder überzeugt, wobei er die<br />

unternehmerische Kernkompetenz nicht nur<br />

bei Bestellvorgängen und der dazugehörigen<br />

Logistik sieht, sondern eben auch bei Beratung<br />

und Services: „Diese müssen zum einen weiter<br />

vertieft werden und vor allem Neukunden<br />

gegenüber auch besser unterstrichen werden.<br />

Hier muss man einfach dran bleiben, um als<br />

wesentlicher Partner in der Wertschöpfungskette<br />

gesehen zu werden.“ Das persönliche<br />

Gespräch sieht er durch BIM & Co. nicht<br />

ersetzt: „Es gibt ja auch – trotz aller Digitalisierung<br />

– noch immer nicht das papierlose Büro.“<br />

Rieder sieht noch viel Arbeit vor sich, denn:<br />

„In Zukunft wird es nur noch Händler geben,<br />

die entweder so groß sind, dass sie die Digitalisierung<br />

selbst bewerkstelligen können, oder<br />

sie gehören einem Verbund an, der das für sie<br />

erledigt.“ Der stationäre Fachhandel wird sich<br />

also in seiner Grundaufgabe ändern müssen.<br />

Rieder: „Die Digitalisierung der Produkte ist<br />

industrieabhängig, nämlich inwieweit die<br />

Industrie die Daten zur Verfügung stellt, aber<br />

Augmented Reality und virtuelle Showrooms<br />

in Kombination mit dem klassischen stationären<br />

Handelskonzept werden die Zukunft massiv<br />

beeinflussen. Hier haben wir beispielsweise<br />

schon begonnen, indem der Fliesenstandort<br />

auf der Heiligenstädter Lände digitalisiert<br />

wurde. So kann man diesen Standort schon<br />

jetzt virtuell auf der Website besichtigen.“<br />

Digitaler Fortschritt<br />

Digitalisierung spielt eine Rolle – brandneu<br />

sei das Thema jedoch nicht, beschreibt Ardex-<br />

88 BauTecFokus


Geschäftsführer Sames die neuen Aufgaben:<br />

„Kurzfristig, flexibel und rasch – es ist deutlich<br />

bemerkbar, dass Kunden eher kurzfristig bestellen.<br />

Dadurch hat sich die Lagerhaltung vor Ort<br />

aus Kostengründen reduziert. Das führt in weiterer<br />

Folge dazu, dass die Waren bedarfsgerecht<br />

abgefragt werden bzw. es steigt die Anzahl von<br />

Mischpaletten“ – womit ein höherer Aufwand<br />

für die Bearbeitung der Aufträge verbunden<br />

sei, so Sames. Um mit dem digitalen Fortschritt<br />

mithalten zu können, habe man innerhalb der<br />

Ardex-Gruppe ein Projektteam zusammengestellt:<br />

„So können wir weltweit gemeinsam an<br />

Lösungen arbeiten, um den Beschaffungsprozess<br />

für alle Beteiligten in der Lieferkette zu optimieren.<br />

Das sind wir uns und unseren Partnern<br />

„Kurzfristige Lieferungen<br />

werden wesentlich<br />

häufiger angefragt<br />

als früher.“<br />

Gunther Sames<br />

Geschäftsführer Ardex<br />

schuldig“, erklärt der Ardex-Geschäftsführer.<br />

Kunden bestellen kurzfristiger, geben ihre Anforderungen<br />

auch kurzfristiger bekannt und<br />

brauchen zusätzlich rascheren Support, bestätigt<br />

auch Wienerberger Ziegelindustrie-Chef<br />

Bucher die Anforderungen, zeitgemäße Services<br />

zu bieten: „Im Ziegelgeschäft werden wir den<br />

digitalen Lieferschein, also Sign-on-Glass, in<br />

Kürze flächendeckend in allen österreichischen<br />

Werken einführen. Das erleichtert unseren<br />

Kunden und auch unseren Mitarbeitern in der<br />

Disposition und in den Werken die Auftragsabwicklung.“<br />

Pipelife biete bereits heute einen<br />

umfassenden elektronischen Produktkatalog,<br />

erzählt Geschäftsführer Grabner: „Dieser enthält<br />

nicht nur alle notwendigen Informationen zu<br />

mehr als 7.600 Artikeln, sondern auch Links zu<br />

weiterführenden Unterlagen wie zum Beispiel<br />

Handbüchern. Außerdem können registrierte<br />

Kunden über diesen Katalog jederzeit Dateien<br />

für ihre individuelle Preiswartung – Datanorm<br />

mit kundenspezifischen Rabatten – beziehen.“<br />

Mittelfristig erwarten sich die Wienerberger-<br />

Manager für die Baustoffbranche eine ähnliche<br />

Entwicklung, wie sie in den benachbarten Branchen<br />

Elektro und Sanitär bereits stattgefunden<br />

hat: „Die Bestellabwicklung erfolgt dort bereits<br />

mehrheitlich online.“<br />

„Wir sehen in der<br />

Digitalisierung der<br />

Bestellprozesse und<br />

-abwicklung eine<br />

große Chance.“<br />

Mike Bucher<br />

Geschäftsführer Wienerberger<br />

Ziegelindustrie<br />

Engpässe abfedern<br />

Können trotz aller Vorbereitung auf kurzfristige<br />

Bestell- und Lieferwünsche Materialknappheiten<br />

und Lieferengpässe auftreten? Und wie kann man<br />

Qualität und letztlich auch den Preis halten? „Im<br />

Bereich Baustahl kommt es vor allem bei Ringmaterial,<br />

das für Betonfertigteile benötigt wird, zu<br />

Engpässen“, berichtet Quester-Geschäftsführer<br />

Rieder. „Eine andere Situation, die es bis dato in<br />

dieser Form noch nicht gab, betrifft die Betonfertigteile:<br />

Die Elemente für Wände und Decken haben<br />

aktuell eine Lieferzeit von mehreren Monaten bis<br />

zu einem halben Jahr! Und schließlich gibt es auch<br />

bei Zement, der bisher als Massenartikel innerhalb<br />

weniger Tage geliefert wurde, Probleme mit<br />

den Lieferzeiten.“ Generell herrscht derzeit eine<br />

starke Nachfrage nach Rohbaumassenartikeln wie<br />

Bewehrungsstahl, Betonfertigteile, Schalsteine,<br />

Estrichplatten sowie Zement – und dementsprechend<br />

gibt es auch verzögerte Lieferzeiten, erzählt<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

89


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

„Bei Kunststoffrohrsystemen<br />

für Hochund<br />

Tiefbau sind eine<br />

ausreichende Rohstoffverfügbarkeit<br />

sowie genügend Produktionskapazitäten<br />

gegeben.“<br />

Franz Grabner<br />

Geschäftsführer Pipelife<br />

Rieder weiter: „Preis und Qualität zu halten, liegt ja<br />

in erster Linie bei den Herstellern. Aber im Sinne<br />

unserer Kunden ist uns die Stabilität natürlich<br />

wichtig. Daher trachten wir stets nach einer guten<br />

Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten.“<br />

Lückenlose Dokumentation<br />

Ähnlich beurteilt dies auch Ardex-Geschäftsführer<br />

Sames: „Zu Lieferengpässen kommt es zum Glück<br />

äußerst selten. Wir planen unsere Kapazitäten sehr<br />

sorgfältig und langfristig. Auf Bedarfsveränderungen<br />

können wir dennoch rasch reagieren.“ Das gelinge<br />

zudem, weil die eigenen Abläufe ständig optimiert<br />

oder zum Teil auch gänzlich hinterfragt werden, um<br />

sich frühzeitig an die Veränderungen anzupassen:<br />

„Für uns steht die einwandfreie Qualität der Produkte<br />

an oberster Stelle. Dafür nehmen wir uns auch die<br />

notwendige Zeit und die notwendigen Ressourcen.“<br />

Gerade in Zeiten wie diesen müsse Qualität<br />

in allen Bereichen bestehen bleiben, beschreibt<br />

Sames aufwändige Kontrollprozesse im Haus: „Um<br />

sicherzustellen, dass die Produkte die Vorgaben und<br />

Richtlinien erfüllen, prüfen wir beispielsweise jede<br />

einzelne Charge zu 100 Prozent. Erst nach positiv abgeschlossener<br />

Prüfung kann das Produkt in den Verkauf<br />

gelangen. Unsere Intern-Prozesse geben hier ein<br />

klares, sehr enges Korsett vor.“ Sämtliche Daten, Dokumente<br />

sowie Prüfergebnisse zu Dienstleistungen,<br />

Produkten oder Rohstoffen werden digital erfasst:<br />

„Das ermöglicht die lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />

und garantiert die einwandfreie Qualität unserer Produkte<br />

und Leistungen.“ Als Herausforderung sieht<br />

der Ardex-Chef den permanenten Preiskampf auf<br />

Kosten der Wirtschaftlichkeit: „Ein Qualitätsprodukt<br />

hat eine andere Performance als ein Billigprodukt. Da<br />

hinken oberflächliche Vergleiche schnell. Der Preis alleine<br />

spiegelt falsche Tatsachen wider. Viel wichtiger<br />

ist es, die gesamte Leistung im Vergleich auch nachhaltig<br />

zu beurteilen. Das wird gerade unter erschwerten<br />

Bedingungen, wie Zeitdruck oder Knappheit,<br />

immer wichtiger.“ Aufgrund der Unternehmensgröße<br />

gelingt es der Wienerberger-Gruppe freilich,<br />

viele Herausforderungen durch Dezentralisierung<br />

zu meistern, wie Ziegelindustrie-Geschäftsführer<br />

Bucher erzählt: „Wir sind als Hersteller mit unseren<br />

lokalen Werken – in Summe zehn Hintermauer- und<br />

Dachziegelwerke – in ganz Österreich vertreten. Somit<br />

können wir sicherstellen, dass unsere Produkte<br />

trotz hoher Nachfrage regional verfügbar sind. Die<br />

Nachfrage nach Ziegeln ist 2018 generell hoch. Das<br />

freut uns und zeigt, dass der Trend zum nachhaltigen<br />

Bauen weiterhin anhält.“ Bei Kunststoffrohrsystemen<br />

für Hoch- und Tiefbau sind eine ausreichende<br />

Rohstoffverfügbarkeit sowie genügend Produktionskapazitäten<br />

gegeben, beschreibt Pipelife-Chef<br />

Grabner die aktuell gute Nachfrage-Situation, die<br />

mit „prompter Lieferfähigkeit“ beantwortet werden<br />

könne. <br />

n<br />

DIGITALER WORKFLOW<br />

90 BauTecFokus


<strong>Herbst</strong> 2018<br />

91


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

Die pünktliche<br />

Schraube<br />

Baustellenkoordination. Die An- und Zulieferungen von gerade<br />

benötigtem Material, Personal und Maschinen auf die Baustelle<br />

müssen einem zeit- und kostenoptimierten Ablauf folgen.<br />

Ausgeklügelte Lösungen helfen.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

Baulogistiker sprechen in ihrer Materie gerne<br />

von Flüssen: Material, Personal, Strom, Maschinen.<br />

„Alles muss zur Baustelle gelangen,<br />

wird dort verarbeitet oder eingesetzt und muss<br />

anschließend wieder abtransportiert werden.<br />

Die logistischen Abläufe einer Baustelle sind<br />

dabei äußerst vielschichtig“, erzählt Klaus<br />

Ahamer. Der Branchenleiter Baulogistik beim<br />

Transportkonzern Schachinger Logistik weiß<br />

um die Vorteile eines ausgeklügelten Systems:<br />

„Korrekte Planung im Vorfeld spart den Bauherren<br />

Nerven – und die Umwelt freut’s auch“,<br />

so Ahamer. Konkret umfasst die Baulogistik<br />

dabei viele Bereiche: Aushub, Rückbau, Recycling<br />

und Entsorgung. „Im Idealfall greifen die<br />

Abläufe wie Zahnräder ineinander. Stehzeiten<br />

verursachen Kosten, die sich rasch potenzieren“,<br />

so der Baulogistik-Experte weiter. Können<br />

die einzelnen Gewerke nicht planmäßig<br />

mit ihrer Arbeit beginnen, löst das unweigerlich<br />

eine Kette von Verzögerungen aus: „Bei<br />

widrigen Witterungsbedingungen steigen<br />

Zeit- und Kostendruck noch einmal enorm an.“<br />

Sinnvollerweise wird die Logistik schon in der<br />

Planungsphase mitgedacht, betont Ahamer:<br />

„Gerade innerstädtische Bauvorhaben stellen<br />

alle Beteiligten, inklusive Anrainer, auf eine<br />

harte Probe.“<br />

Urbane Lösung<br />

Bei Schachinger Baulogistik habe man speziell<br />

für den urbanen Bereich eine alternative<br />

Lösung gefunden: „War es früher so, dass der<br />

Glaser, Tischler oder andere Gewerke einzeln<br />

die diversen Baustellen angefahren haben,<br />

wird nun am Lkw kombiniert“, erklärt Ahamer<br />

weiter: „An Logistik-Hubs, die der jeweiligen<br />

Stadt vorgelagert sind, liefern die verschiedenen<br />

Gewerke an, wir bündeln die diversen<br />

Waren und fahren mit kombinierten Lkw die<br />

Baustellen an.“ Mit steigendem Bauvolumen<br />

wird auch die Logistik zunehmend komplexer,<br />

weiß Ahamer: Sind zehn Lkw pro Tag noch<br />

relativ gut zu koordinieren, so bedarf es bei<br />

Großbaustellen mit einer Frequenz von 100<br />

Lkw und mehr schon einer ausgeklügelten<br />

Logistik, um massive Verkehrsbeeinträchtigungen<br />

zu verhindern: „Neben den strengen<br />

gesetzlichen Verordnungen betreffend die<br />

Entsorgung bereitet die möglichst effiziente<br />

Foto: Austria-Campus<br />

92 BauTecFokus


<strong>Herbst</strong> 2018<br />

93


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

werden können. Die optimale Bestückung,<br />

so Frenzel, erspart Ad-hoc-Bestellungen und<br />

unnötige Transportwege: „Das Einsparungspotential<br />

ist enorm. Wir hören immer wieder von<br />

unseren Kunden, dass sie sich jetzt viel stärker<br />

auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können,<br />

effizienter arbeiten und so Zeit und Geld sparen.“<br />

Für häufig benötigte C-Teile müssen Kunden<br />

die Baustelle somit nicht mehr verlassen,<br />

die Stationen bestückt Würth je nach Bedarf<br />

drei bis fünfmal pro Woche.<br />

Nutzung von Zufahrten, Lagerflächen und<br />

Baugeräten den Planungsverantwortlichen<br />

mitunter Kopfzerbrechen.“ Natürlich hat die<br />

Digitalisierung – und somit diverse Tools und<br />

Programme – schon längst auch in die Baulogistik<br />

Einzug gehalten, bestätigt Logistik-<br />

Experte Ahamer den Trend.<br />

Auch Rainer Schwarz, Geschäftsführer von<br />

DPD Austria, sieht in der Baustellenlogistik<br />

ein weites und anspruchsvolles Betätigungsfeld.<br />

Der Startschuss für DPD als Baulogistik-<br />

Dienstleister kam dabei von Kundenseite:<br />

„Das Service Baustellenlogistik wurde von<br />

DPD gemeinsam mit einem Kunden aufgrund<br />

einer damaligen Projektanforderung etabliert<br />

und anschließend als fixes Service auf den<br />

Markt gebracht.“ Durchgeführt wird seitdem<br />

die Dienstleistung über die Premium- und Express-Schiene<br />

im DPD-Verbund "primetime".<br />

Die Zustellung der Pakete erfolgt bei diesem<br />

speziellen Service direkt an die definierte Ansprechperson<br />

auf der Baustelle oder z.B. auch<br />

auf dem Gelände von Großveranstaltungen.<br />

Schwarz: „Baustellen können zuweilen sehr<br />

unübersichtlich wirken, vor allem dann, wenn<br />

mehrere Firmen gleichzeitig dort arbeiten. Zumeist<br />

gibt es auch keinen fixen bzw. einen nur<br />

temporär besetzten Wareneingang. Darum<br />

wird von uns rund eine Stunde vor Zustellung<br />

die Kontaktperson über den Anlieferungszeitpunkt<br />

informiert. Bei Nichterreichen erfolgt<br />

eine erneute Kontaktaufnahme.“ Beim Service<br />

Baustellenlogistik sei besonders wichtig, dass<br />

das Paket nicht nur zum richtigen Zeitpunkt<br />

ankommt, sondern auch die richtige Person<br />

erreicht, so der DPD-Chef.<br />

Unterstützung für Baupartner<br />

Mit welchen Services und Angeboten können<br />

Bauunternehmer und Baustellenkoordinatoren<br />

rechnen? Der deutsche Baubedarfs-<br />

Händler Würth setzt ebenfalls schon in der<br />

Planungs- und Beschaffungsphase eines<br />

Bauprojektes an: Mit dem markenrechtlich<br />

geschützten System BAULOC (steht für<br />

„Baustellen-Logistik-Center“) soll das Baustellenmanagement<br />

effiziente Hilfe erhalten,<br />

erzählt Karl Frenzel, Divisionsleiter Holz/Bau<br />

bei Würth: „Wer im Vorfeld seine Beschaffungsprozesse<br />

optimiert, setzt seine Fachkräfte<br />

am effizientesten ein und vermeidet so hohe<br />

Zusatzkosten.“ Vom BAULOC-Magazin (bestückter<br />

Container) über die BAULOC-Station<br />

(Container-Niederlassung vor Ort) bis hin zur<br />

BAULOC-Service-Box (individuell bestückter<br />

Rollcontainer) führen alle Komponenten dazu,<br />

dass die benötigte Befestigungstechnik, Arbeitsschutz,<br />

Werkzeuge oder Maschinen unmittelbar<br />

am Montageplatz griffbereit gelagert<br />

Genaue Abstimmung<br />

Auch für Dominik Müller, Geschäftsführer des<br />

deutschen Baustelleneinrichters Zeppelin Rental<br />

Österreich, stehen Effizienz und optimale<br />

logistische Abläufe im Fokus: „Als Dienstleister<br />

rund um die Baustelle stimmen wir Baustellenplanung,<br />

Bauverfahren, Anforderungen der<br />

Baubeteiligten, Baustelleneinrichtung, Materialfluss<br />

und Bausituation vor Ort genau aufeinander<br />

ab. Ein durchdachtes Baulogistikkonzept<br />

schafft die Grundlagen für reibungslose<br />

Abläufe auf dem Baufeld und in angrenzenden<br />

Bereichen sowie die Einhaltung von Terminen<br />

und Budgets.“ Im Zuge der Baulogistikplanung<br />

werde auch die optimale Dimensionierung der<br />

Baustelleneinrichtung und deren Anordnung<br />

auf der Baustelle festgelegt. „Wir schaffen ein<br />

Umfeld, in dem alle Beteiligten sicher und<br />

effizient arbeiten können“, so Müller: „Der<br />

Bauherr profitiert von nur einem Ansprechpartner,<br />

was bei der Vielzahl an Gewerken,<br />

speziell auf Großbaustellen, einen enormen<br />

„Gerade innerstädtische<br />

Bauvorhaben<br />

stellen alle Beteiligten<br />

auf eine harte Probe.“<br />

Klaus Ahamer,<br />

Leiter Baulogistik bei<br />

Schachinger Logistik<br />

Foto: Austria-Campus, Schachinger, Zeppelin<br />

94 BauTecFokus


Vorteil bietet.“ Zeppelin Rental stellt ebenso<br />

Mietmaschinen und Geräte auf dem Baufeld<br />

durch eine temporäre Mietstation zur Verfügung:<br />

„Zentral für alle Gewerke verfügbare<br />

Gerätepools reduzieren Transportvolumen<br />

und -kosten“, betont Müller. Temporäre Infrastruktur,<br />

z.B. Bauzaun, Strom, Beleuchtung,<br />

zählen ebenfalls zum Baulogistik-Portfolio.<br />

Welche Leistungen konkret auf der Baustelle<br />

benötigt werden, hänge von der Art und Größe<br />

des Projekts ab, erzählt Zeppelin Rental Österreich-Chef<br />

Müller: „Es gibt die volle Bandbreite<br />

an Leistungen bei Großbaustellen wie Austria<br />

Campus oder Parkapartments am Belvedere.<br />

Prinzipiell gilt aber das ‚Baukastenprinzip‘,<br />

d.h. es ist oft auch nur die Inanspruchnahme<br />

von Einzelleistungen, z.B. Zutrittskontrolle<br />

oder Entsorgungsmanagement, möglich.“<br />

BIM-Projekt<br />

Die Digitalisierung macht natürlich auch vor<br />

der Baustelle nicht halt. Die oft umfangreichen<br />

Bestellprozesse können durch entsprechende<br />

Lösungen und Online-Möglichkeiten nochmal<br />

optimiert werden. Baubedarfs-Anbieter Würth<br />

bietet beispielsweise mit dem ORSY-Scan oder<br />

mit der Würth App einfache Bestellverfahren,<br />

wie Würth-Divisionsleiter Holz/Bau Karl<br />

Frenzel erzählt: „Der Würth Scanner ist ein<br />

modernes Bestellsystem, das Artikeldaten per<br />

Internet überträgt. Die Barcodes der jeweiligen<br />

Artikel können mittels eines Laserscanners<br />

erfasst und die einzelnen Bestellpositionen<br />

gesammelt werden. Auch mit der Würth App<br />

können Produktbarcodes gescannt oder die<br />

Artikelnummer manuell eingegeben und<br />

bestellt werden.“ BIM nimmt allerdings in<br />

diesem Bereich derzeit noch eine untergeordnete<br />

Rolle ein, so Frenzel weiter, wird in den<br />

kommenden Jahren aber bestimmt stark an<br />

Bedeutung gewinnen. „Wir arbeiten derzeit<br />

in Niederösterreich gemeinsam mit der Wirtschaftskammer<br />

bzw. EcoPlus an einem Projekt,<br />

um Erfahrungen mit BIM auszutauschen,<br />

„Der Bauherr profitiert<br />

von nur einem Ansprechpartner,<br />

was bei<br />

der Vielzahl an Gewerken<br />

einen enormen<br />

Vorteil bietet.“<br />

Dominik Müller,<br />

Geschäftsführer des deutschen<br />

Baustelleneinrichters Zeppelin<br />

Rental Österreich<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

95


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

FINDEN OHNE SUCHEN:<br />

Der abschließbare BAULOC®<br />

Service-Regalschrank schafft eine<br />

übersichtliche Aufteilung des Werkzeugs.<br />

„Beim Service Baustellenlogistik<br />

ist besonders<br />

wichtig, dass das Paket<br />

nicht nur zum richtigen<br />

Zeitpunkt ankommt,<br />

sondern auch die richtige<br />

Person erreicht.“<br />

Rainer Schwarz,<br />

Geschäftsführer DPD Austria<br />

damit wir die notwendigen Daten in Zukunft<br />

zur Verfügung stellen können.“<br />

Baustelle von morgen<br />

Bei der Steuerung der Prozesse wie Logistik,<br />

Zutrittskontrolle, Flächenmanagement oder<br />

Entsorgung setzt man bei Zeppelin Rental<br />

ebenfalls auf digitale Lösungen, wie z.B. auf<br />

das Zutrittskontrollsystem Zeppelin Insite 3.0,<br />

Online Logistics Control Center (OLCC) oder<br />

auch Online-Waste-Management. „Baulogistik<br />

ist schon heute ein integraler Bestandteil<br />

der Baustellenorganisation, die Bedeutung<br />

nimmt aufgrund voranschreitender Digitalisierung<br />

und der Erhöhung des Vorfertigungsgrades<br />

am Bau weiter zu“, ist Dominik Müller,<br />

Geschäftsführer von Zeppelin Rental Österreich,<br />

überzeugt. „Die Zuführung des richtigen<br />

Materials zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />

wird noch wichtiger als bisher werden und<br />

Baulogistik damit ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />

auf der Baustelle von morgen.“ Auch<br />

mit BIM wird die Einbettung der Bauprozesse<br />

in das jeweilige verkehrstechnische, produktionsbezogene<br />

und organisatorische Umfeld<br />

ein elementares Erfordernis bleiben, so Müller.<br />

Bei Zeppelin Rental sammle man bereits seit<br />

Jahren „unendlich viele Informationen“, wie es<br />

auf Baustellen tatsächlich läuft: „Wir können<br />

heute alles dokumentieren und z.B. vergleichen,<br />

wofür wie viel geplant war und wie lange<br />

es tatsächlich gedauert hat – und das über zig<br />

Baustellen hinweg.“ Diese baubetriebliche<br />

Verwertung der Daten biete großes Potential<br />

für die Zukunft (z.B. für Optimierung Terminplanung,<br />

Flächenbedarfsanalyse etc.), ist Müller<br />

überzeugt. Auch heute schon profitieren<br />

die Kunden von diversen Online-Tools: „Dank<br />

Echtzeitdaten können Störungen im Bauablauf<br />

frühzeitig erkannt und Ausweichmög-<br />

Foto: Würth<br />

96 BauTecFokus


lichkeiten organisiert werden. Das minimiert<br />

Staus vor der Baustellenzufahrt, Leerlaufzeiten<br />

und damit verbundene Kosten.“<br />

Lösungen on demand<br />

Mit dem Würth Lagermanagementsystem<br />

ORSY (steht für ORdnung mit System) bringe<br />

man schon seit Jahrzehnten Effizienz in<br />

das Kleinteile-Management, erzählt Würth-<br />

Divisionsleiter Frenzel: „Kunden wählen nach<br />

spezifischen Wünschen und Anforderungen<br />

jene Module aus, die sie im Arbeitsalltag am<br />

besten unterstützen. Sie profitieren von einem<br />

individuellen, rund um die Uhr verfügbaren<br />

Materiallager, montageplatzbezogenen Entnahme-<br />

und Bereitstellungssystemen, Just-in-<br />

Time-Lieferungen vorkonfektionierter Ware<br />

und erhalten eine ausführliche Lieferungsdokumentation.<br />

Das gilt auch für die Baustelle,<br />

denn besonders hier liegt großes Einsparungspotential<br />

im Beschaffungsprozess.“ Mit besagten<br />

Systemen liefere man vorkonfektionierte<br />

und vorkommissionierte Ware auf das Baufeld<br />

und transportiere diese direkt an den Montageplatz,<br />

so Frenzel weiter. Auch können die<br />

einzelnen Varianten als mobiles Materiallager<br />

in unterschiedlichen Bauphasen im Innen- und<br />

Außenbereich eingesetzt werden: „Dank der<br />

Verschließbarkeit steht auch bei Abwesenheit<br />

eine sichere Aufbewahrungsmöglichkeit für<br />

Werkzeug und Montagematerial zur Verfügung.“<br />

So waren beispielsweise die BAULOC-<br />

Container in der Seestadt Aspern im Einsatz,<br />

berichtet Frenzel: „Das mit ORSY-Regalen<br />

bestückte, stationäre Materiallager war für die<br />

Aufbewahrung von Montagematerial, Befestigungstechnik,<br />

Arbeitsschutz, Werkzeugen und<br />

Maschinen optimal geeignet, vor allem in der<br />

Rohbauphase im Außenbereich.“<br />

Alles im Takt<br />

Ohne Just-in-Time-Steuerung würde Ver- und<br />

Entsorgungslogistik kaum mehr funktionieren.<br />

Online-Tools bzw. die Digitalisierung<br />

der Prozesse sind dabei entscheidend, weiß<br />

Dominik Müller, Geschäftsführer von Zeppelin<br />

Rental Österreich, und erläutert anhand<br />

eines Beispiels aus der Versorgungslogistik<br />

die Funktionsweise: „Zufahrten, Entladestellen,<br />

Lagerflächen, Stapler und Etagenlogistik<br />

werden via Online Logistics Control Center<br />

(OLCC) just-in-time getaktet: Lieferanten melden<br />

ihre Transporte online an, bekommen ein<br />

Zeitfenster und die Zufahrt zugewiesen und<br />

buchen Ladezone und Ladehilfen online. Ein<br />

BAULOC SEESTADT ASPERN.<br />

angebundener Messengerdienst informiert die<br />

beteiligten Personen, z.B. Polier, Staplerfahrer<br />

oder Aufzugsführer, ebenfalls just-in-time über<br />

die tatsächliche Ankunft des Transportes.“ Der<br />

Effekt: bessere Nutzung von Ressourcen, keine<br />

Wartezeiten, keine Rückstaus bei der Baustellenzufahrt<br />

und die Entzerrung der Verkehrsbelastung.<br />

Ähnliches passiert auch beim Entsorgungsmanagement:<br />

„Zeppelin Rental ist<br />

zertifizierter Abfallsammler, wir planen und<br />

organisieren die gesamte Entsorgungslogistik<br />

mit sortenreiner Trennung und verursachergerechter<br />

Abrechnung“, führt Müller aus. So<br />

werden z.B. die Abfallbehälter mit RFID-Label<br />

an die einzelnen Gewerke ausgegeben. Die<br />

RFID-Codes sind mit Baustellenausweisen verknüpft.<br />

Bei Übergabe der Abfallbehälter auf<br />

dem auf der Baustelle zentral eingerichteten<br />

Entsorgungshof wird der RFID-Code gescannt<br />

und kann so genau dem jeweiligen Gewerk<br />

bzw. ausführenden Unternehmen zugeordnet<br />

werden. Müller: „Alle Abfalldaten werden direkt<br />

auf der Baustelle elektronisch erfasst und<br />

in das hauseigene Waste Management Tool<br />

eingespielt. Die nahtlose Datenübertragung<br />

zu eADok, einer Hilfssoftware zur Erstellung<br />

von Abfallbilanzen, erfolgt über eine implementierte<br />

Schnittstelle und schafft so auch<br />

zugleich eine lückenlose Dokumentation.“<br />

Auch die Zutrittskontrolle auf der Baustelle<br />

erfolgt transparent und zuverlässig über das<br />

webbasierte Tool Zeppelin Insite 3.0, erzählt<br />

Müller weiter: „Die Bündelung von Personen-,<br />

Firmen- und Projektdaten erfolgt somit in<br />

Echtzeit und reduziert damit die Kettenhaftung.“<br />

Das Personal wird vorab online registriert,<br />

das baubetriebliche Berichtswesen bietet<br />

schnellen Überblick über die wichtigsten<br />

Ressourcen und erlaubt volle Kontrolle über<br />

den Baufortschritt, berichtet der Zeppelin<br />

Rental Österreich-Chef: „Damit ist die Steuerung<br />

von 1.200 Personen und mehr bei nur<br />

einer Baustelle komplett online möglich.“ n<br />

„Wer im Vorfeld seine<br />

Beschaffungsprozesse<br />

optimiert, setzt seine<br />

Fachkräfte am<br />

effizientesten ein.“<br />

Karl Frenzel,<br />

Divisionsleiter bei Würth<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

97


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

Volle Ladung<br />

eMobility. ist zwischenzeitlich ein wesentlicher Faktor in<br />

der Verkehrsplanung geworden. Auch Bauvorhaben müssen<br />

zunehmend die Elektromobilität in Planung und Umsetzung<br />

berücksichtigen.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

Elektromobilitäts-Dienstleister sind immer<br />

mehr gefordert: Noch mehr Ladestationen,<br />

noch größere Reichweiten, noch schnellere<br />

Ladezeiten. Der Konsument verlangt immer<br />

mehr – und die Anbieter folgen dem Ruf.<br />

Netzanbieter SMATRICS beispielsweise –<br />

mit mehr als 450 Ladepunkten, davon rund<br />

250 Highspeed mit Leistungen von 43 bzw.<br />

50 kW – bietet als Big Player der Branche<br />

etwa alle 60 km entlang der Autobahn und<br />

in Ballungszentren selbst Möglichkeiten,<br />

elektronisch zu tanken. Ganz neu sind die<br />

vier ersten Hochleistungsladestationen<br />

(HPC) Österreichs, die in Kooperation mit der<br />

Wien Energie errichtet wurden und seit Mai<br />

in Wien-Favoriten am so genannten Verteilerkreis<br />

mit bis zu 350 kW Ladeleistung für<br />

eine neue Alltagstauglichkeit von E-Autos<br />

sorgen sollen. „Weitere 12 Ladepunkte folgen<br />

in Graz, Salzburg und Innsbruck. Die Ladezeit<br />

reduziert sich damit auf 5 Minuten für bis zu<br />

100 km“, erzählt SMATRICS-Sprecherin Birgit<br />

Wildburger. SMATRICS setzt als Managed<br />

Infrastructure Dienstleister zudem immer<br />

mehr Projekte für Unternehmen, etwa die<br />

ÖBB, Merkur, Billa, IKEA oder MacDonald’s,<br />

um. „Hotels, die mit unserem Kooperationspartner<br />

Greenstorm zusammenarbeiten,<br />

aber auch die Post, deren neuer Standort der<br />

Unternehmenszentrale mit Ladeinfrastruktur<br />

sowohl für die eigene Flotte als auch für<br />

Kunden ausgestattet wurde, gehören zu den<br />

Projekten“, so Wildburger weiter. Auch die<br />

OMV Routexkarte wurde um Ladungen an<br />

SMATRICS Stationen erweitert. Nach der Errichtung<br />

der HPC-Station in Favoriten plant<br />

man mit der Wien Energie weitere<br />

Standortkooperationen.<br />

Solarstrom als Kombi-Partner<br />

Besonders gut funktioniert die<br />

Koppelung von E-Tankstelle und<br />

Sonnenstrom-Erzeugung. „Die Speisung<br />

der Ladestation mit Strom aus<br />

der eigenen Photovoltaikanlage ist<br />

eine optimale Kombination“, bestätigt<br />

die SMATRICS-Sprecherin.<br />

Unternehmens- oder Fabrikdächer<br />

etwa bieten jede Menge Platz für die<br />

Errichtung einer neuen, umweltfreundlichen<br />

Solaranlage, die Unternehmen<br />

hilft, ihren CO2-Footprint<br />

kleiner zu machen: „Der von den<br />

Anlagen erzeugte Solarstrom kann<br />

dabei nicht nur für das Laden der<br />

E-Fahrzeugflotte verwendet werden,<br />

sondern kann ebenso für die Versorgung von<br />

Büro und Produktionsanlagen eingesetzt<br />

werden“, erzählt Wildburger. Die Österreichische<br />

Post hat solch ein Modell umgesetzt:<br />

Das Unternehmen hat im <strong>Herbst</strong> 2013 eine<br />

der größten Photovoltaikanlagen Österreichs<br />

im Rahmen des Programms „E-Mobility Post“<br />

auf dem Briefzentrum in Wien errichtet. Das<br />

Logistikzentrum verfügt über eine Dachfläche<br />

von rund 30.000 Quadratmetern. Die<br />

Photovoltaikanlage mit 882 Kilowatt Peak beansprucht<br />

dabei etwa die Hälfte der Dachfläche.<br />

Im Jahre 2014 wurde zudem eine zweite<br />

Photovoltaikanlage mit einer Leistung von<br />

496 kWp auf der Dachfläche des Logistikzentrums<br />

in Allhaming in Oberösterreich errich-<br />

tet. Mit der so gewonnenen Energie kann die<br />

gesamte E-Flotte der Post, die bereits mehr<br />

als 1.000 Fahrzeuge umfasst, mit Strom aus<br />

Sonnenenergie versorgt werden.<br />

Lösungen für die Straße<br />

Fleißig ist man auch bei der Straßeninfrastruktur,<br />

um diese mit E-Ladestationen<br />

zu bestücken. „Insgesamt werden wir ab<br />

Mitte 2019 weitgehend eine Netzabdeckung<br />

erreicht haben, wo es ca. alle 100 km eine<br />

Schnell-Ladestation gibt. In der noch ‚freien‘<br />

Region Oberösterreich und für die A 13 wird<br />

mit unseren Partnern intensiv an Lösungen<br />

gearbeitet“, erzählt Hubert Resch, Projektleiter<br />

für den Ausbau der E-Ladestationen<br />

98 BauTecFokus


Fotos: cetus Baudeveolpment GmbH , Petair<br />

der Asfinag. Die Energiebereitstellung und<br />

Dimensionierung der Ladeleistung ist<br />

weitgehend an allen Standorten zukunftsorientiert<br />

geplant, sodass ein Nachrüsten<br />

vorerst – also für die nächsten drei bis fünf<br />

Jahre – nicht notwendig sein wird, so Resch<br />

weiter. Auf Grund der Dimensionierung der<br />

Energiebereitstellung sollte das auch dann<br />

kein wesentliches Problem darstellen, „eine<br />

Erweiterung muss allerdings auch für unsere<br />

Partner wirtschaftlich sein“. Zu diesen<br />

Partnern gehören auch die Raststationen.<br />

Aktuell sind zwölf Schnell-Ladestationen für<br />

Elektroautos auf Raststationen in Betrieb. Bis<br />

Ende 2018 stehen insgesamt 23 Stromtankstellen<br />

entlang der Autobahn zur Verfügung,<br />

„Bei Neubauprojekten<br />

sollten E-Ladestationen zur<br />

selbstverständlichen<br />

Grundausstattung gehören.“<br />

Caroline Palfy,<br />

Geschäftsführerin cetus Baudevelopment<br />

also im Schnitt alle 100 Kilometer. Sämtliche<br />

Ladestationen sind mit den weltweit verfügbaren<br />

Steckertypen (CHAdeMO, Combo2<br />

und Typ2) ausgestattet und erlauben so die<br />

Ladung aller heute am Markt befindlichen<br />

E-Autos und von Plug-in Hybrid Fahrzeugen.<br />

Zukunftsvision: Mit bis zu 150 kW in nur 30<br />

Minuten Strom für die nächsten 300 bis 500<br />

Kilometer „tanken“, damit ist eine Reise an<br />

die obere Adria, in die Schweizer Berge oder<br />

ein spontaner Städtetrip kein Problem mehr,<br />

heißt es bei der Asfinag.<br />

In der Planungsphase<br />

Nicht nur urbane und außerhalb von Ballungszentren<br />

liegende E-Lademöglichkeiten<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

99


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

„Werden ab Mitte 2019 weitgehend<br />

eine Netzabdeckung<br />

erreicht haben.“<br />

Hubert Resch,<br />

ASFINAG<br />

sind in Zukunft notwendig, auch bei Bauprojekten<br />

muss zunehmend die Elektromobilität<br />

mitgeplant und umgesetzt werden. „Für Immobilienprojekte<br />

bietet Smatrics sogenannte<br />

Managed Infrastructure an, dies beinhaltet<br />

alle Schritte von der Errichtung über den<br />

Betrieb der Ladestationen inklusive Lademanagement,<br />

also Abrechnung bzw. Zuordnung<br />

der Ladung zu einzelnen Nutzern oder Nutzergruppen“,<br />

erzählt Smatrics-Sprecherin<br />

Wildburger: „Grundsätzlich ist die Einbeziehung<br />

der Ladeinfrastruktur in die Planung<br />

weitaus günstiger als eine Neuerrichtung,<br />

deshalb wird das bei fast allen Immobilien-<br />

Großprojekten so gehandhabt, wie etwa am<br />

Hauptbahnhof Wien, am neuen Standort der<br />

Unternehmenszentrale der Österreichischen<br />

Post AG oder am Erste Campus Wien.“ Im<br />

ländlichen Raum hängt der Ausbau bzw. die<br />

Installation von Ladeinfrastruktur oftmals<br />

von der Initiative des Bürgermeisters ab, weiß<br />

Wildburger, wobei die Zahl der Gemeinden,<br />

die Ladeinfrastruktur, E-Carsharing bzw. E-<br />

Autos für den Gemeindedienst anbieten, stetig<br />

zunimmt. Als Musterbundesland nennt sie<br />

Niederösterreich: „Hier sieht die Bauordnung<br />

bereits jetzt vor, dass bei neuen Bauprojekten<br />

Anschlüsse für Ladeinfrastruktur mitgeplant<br />

werden müssen. Ein Ausrollen dieser<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen auf andere<br />

Bundesländer wäre insofern zu begrüßen,<br />

als sie Umbau- und Installationskosten für<br />

eventuelle Nachrüstungen ersparen würden.“<br />

Freilich kann immer nachgerüstet werden, so<br />

die Smatrics-Sprecherin weiter: „Die Nachrüstung<br />

mit Infrastruktur hängt sehr individuell<br />

von der Situation vor Ort ab, insbesondere<br />

der Leistung am Standort, gewünschten<br />

Anschlüssen in Garagen etc. Grundsätzlich<br />

kann natürlich auch im Nachhinein Ladeinfrastruktur<br />

installiert werden, wie wir das<br />

etwa in vielen bestehenden Garagen unseres<br />

Standortpartners APCOA gemacht haben. Ein<br />

Mitplanen der Ladeinfrastruktur von Anfang<br />

an ist natürlich immer sinnvoller.“<br />

Änderungen im Wohnrecht<br />

Ähnliches beobachtet auch Roland Ziegler.<br />

Der Sprecher der Bundesverbands Elektromobilität<br />

Österreich (BEÖ) sieht überhaupt gleich<br />

Änderungen im Wohnrecht als notwendig an:<br />

„Damit die Errichtung von privaten Ladestationen<br />

für E-Autos leichter wird.“ Denn bei der<br />

geplanten Expansion der E-Mobilität muss zunehmend<br />

die private Infrastruktur mitziehen<br />

– und da hapert es, so Ziegler, am wichtigsten<br />

Ort: zuhause. „Grundsätzlich kann jedes Elektroauto<br />

mit einem entsprechenden Kabel an<br />

einer Haushaltssteckdose geladen werden, allerdings<br />

sollten diese Steckdosen bei häufigem<br />

Gebrauch für die Dauerbelastung abgesichert<br />

sein. Besser ist also in jedem Fall die Installation<br />

einer Wallbox. Das Laden mit selbst produziertem<br />

Sonnenstrom funktioniert bei allen<br />

Autos gleich gut.“ Technisch gesehen macht<br />

es keinen Unterschied, wie und wo der Strom<br />

produziert wird. Für die erforderliche Qualität<br />

hinsichtlich Spannung und Frequenz sorgt bei<br />

selbst erzeugtem PV-Strom der Wechselrichter<br />

der PV-Anlage.<br />

Zustimmung der Eigentümer<br />

Die Steckdose braucht man zuhause oder am<br />

Arbeitsplatz. „Am praktischsten wäre ein<br />

Strom-Ladeanschluss für das E-Auto direkt<br />

am Wohnort“, ist Ziegler überzeugt. Doch was<br />

für private Hausbesitzer relativ einfach machbar<br />

ist, kann für jene, die in einer Wohnung<br />

leben, fast unmöglich sein. Vor allem dann,<br />

wenn es sich um ein Mehrparteienhaus oder<br />

eine Wohneigentümergemeinschaft handelt.<br />

Denn ohne die Zustimmung aller Eigentümer<br />

geht meist gar nichts. Ziegler: „Sie müssen<br />

ihre Zustimmung geben – und in der Regel<br />

auch die mobilitätstechnische Aufrüstung der<br />

Immobilie zahlen.“ Es geht aber auch anders,<br />

erzählt der BEÖ-Sprecher, der bei der EVN<br />

für Energie-Dienstleistungen verantwortlich<br />

ist: „Im Mai 2018 hat die EVN AG im Rahmen<br />

eines Neubauprojektes für junges Wohnen die<br />

Errichtung von Ladeinfrastruktur in einem<br />

großvolumigen Gebäude in St. Pölten umgesetzt.<br />

Für die insgesamt 61 Wohneinheiten<br />

stehen fortan vier Ladepunkte mit maximal 11<br />

kW Ladeleistung zur Verfügung.“ Eine umfassende<br />

Änderung beim Wohnrecht sieht er als<br />

unumgänglich an: „Ähnlich wie bei der Wohnrechtsnovelle<br />

2002, bei der der Zugang zum<br />

Internet erleichtert wurde, ist es jetzt notwendig,<br />

das Wohnrecht wieder einem Modernisierungs-Check<br />

zu unterziehen. Die Umsetzung<br />

gewünschter technologischer Entwicklungen<br />

wie Elektromobilität oder die Einführung intelligenter<br />

dezentraler Energiesysteme wird<br />

ohne die entsprechenden Gesetzesänderungen<br />

im Wohnrecht nicht funktionieren.“ Die Nachrüstung<br />

einer privaten Ladeinfrastruktur muss<br />

ähnlich wie die Privilegierung von Multimediadiensten<br />

im Wohnungseigentumsgesetz (§ 16)<br />

und Mietrechtsgesetz (§ 9) einfacher werden,<br />

damit der Umstieg auf Elektromobilität gelin-<br />

„Das Vorhandensein der<br />

nötigen Anschlusswerte kann<br />

auch für den Netzbetreiber<br />

eine Herausforderung sein.“<br />

Johannes Endl,<br />

Vorstand der ÖRAG<br />

100 BauTecFokus


Fotos: Bernhard Schmerl, electriceye, ASFINAG, ehl1, EVN, ÖRAG<br />

„E-Stationen gleich in der Projektierungsphase<br />

vorzusehen,<br />

würde später im Betrieb des<br />

Hauses zahlreiche Probleme und<br />

Abstimmungsarbeit ersparen.“<br />

Sandra Bauernfeind,<br />

Geschäftsführerin EHL Wohnen GmbH<br />

gen kann. Ein Beispiel für erfolgreich umgesetzte<br />

Ladeinfrastruktur in Bestandswohngebäuden<br />

ist ein Projekt der Energie Steiermark<br />

AG, wo das „ENW Messequartier“ in Graz mit<br />

Ladeinfrastruktur ausgestattet wurde, erzählt<br />

Ziegler: „Derzeit stehen zwei Ladepunkte zur<br />

Verfügung, die bei Bedarf auf vier Ladepunkte<br />

erweiterbar sind. Der Anschlusspunkt der<br />

Anlage ist dabei in die Hausanlage der Kunden<br />

integriert.“<br />

Intensive Diskussion<br />

Diese Tendenzen bei Bauprojekten orten auch<br />

zunehmend die Developer. Peter Ulm, CEO<br />

der 6B47 Real Estate Investors AG, sieht die<br />

Entwicklung zwar erst am Anfang, aber: „Vor<br />

allem im urbanen Raum wird die Implementierung<br />

von eMobility-Infrastruktur bereits in der<br />

Planung intensiv diskutiert. Denn es müssen<br />

die notwendigen Räumlichkeiten oder Stellplätze<br />

eingeplant oder beispielsweise die Dimensionierung<br />

der Elektroanlagen – Trafo etc.<br />

– mitgedacht werden.“ Bei 6B47 lege man das<br />

Hauptaugenmerk auf Neubauprojekte: „Derzeit<br />

wird u.a. bei den Wohnbauprojekten „3rd-<br />

Berg“ im dritten Wiener Gemeindebezirk sowie<br />

„Ost.“ in Graz eine eMobility-Infrastruktur auf<br />

mehreren Ebenen umgesetzt.“ Caroline Palfy,<br />

Projektleiterin HoHo Wien und Geschäftsführerin<br />

cetus Baudevelopment GmbH, sieht sich<br />

ebenfalls am Puls der Zeit: „Ein strukturierter<br />

vorausschauender Eigentümer und Bauherr<br />

beschäftigt sich bereits während der Phase<br />

der Immobilienentwicklung mit dem Thema<br />

Nachhaltigkeit und Zertifizierungen. Alle am<br />

Markt gängigen Öko-Labels messen zwar nach<br />

unterschiedlichen Kriterien, der Schwerpunkt<br />

liegt jedoch überall beim Lebenszyklus, der<br />

Energieeffizienz und bei den Kosten. Vor allem<br />

bei Neubauprojekten sollten E-Ladestationen<br />

zur selbstverständlichen Grundausstattung<br />

gehören.“ Die Seestadt Aspern als „neue“<br />

moderne Stadt wird mit 42 Ladepunkten für<br />

E-Autos ausgestattet, so Palfy: „Ich denke, dass<br />

der Trend in eine positive Richtung geht, wir<br />

sollten jedoch an unsere Kinder denken und<br />

das Umdenken beschleunigen.“ Eine Nachrüstung<br />

bei Bestandsimmobilien ist natürlich<br />

möglich und liegt in einem preislichen Rahmen,<br />

so Palfy weiter: „Es ist einfach alles eine<br />

Sache der Planung. So müssen z.B. erhöhte<br />

Kilowatt-Werte berücksichtigt werden, um nur<br />

ein Detail zu nennen. Die interessantere Frage<br />

ist die nach der Sinnhaftigkeit, die beim nachträglichen<br />

Ausbau im hochpreisigen Segment<br />

wohl eher gegeben ist.“<br />

Abstimmungsarbeit ersparen<br />

Das Vorhandensein von E-Ladestationen in<br />

Objekten ist derzeit leider nicht die Regel,<br />

sondern noch immer eher die Ausnahme,<br />

berichtet Sandra Bauernfeind von eigenen Beobachtungen.<br />

Die Geschäftsführerin der EHL<br />

Wohnen GmbH würde gerne mehr Voraussicht<br />

erkennen wollen: „Diese Stationen, wenn<br />

auch nur bei einem gewissen Anteil der Stellplätze,<br />

gleich in der Projektierungsphase vorzusehen,<br />

würde später im Betrieb des Hauses<br />

zahlreiche Probleme und Abstimmungsarbeit<br />

ersparen. Im urbanen Bereich treiben vor allem<br />

die nachfragenden Kunden die Entwicklung in<br />

Richtung Ladestationen voran. Im ländlichen<br />

Gebiet, wo noch immer das Einfamilienhaus<br />

die beliebteste Wohnform ist, kann der jeweilige<br />

Eigentümer ohne weiteres rasch die Ladestation<br />

in der Garage nachrüsten.“ Wie auch in<br />

allen anderen Bereichen ist das nachträgliche<br />

Einbauen von entsprechenden Versorgungsleitungen<br />

mit mehr Arbeiten verbunden und<br />

daher teurer. „Bei Wohn- und Bürohäusern,<br />

die der Vermietung dienen, sind diese Themen<br />

allerdings nur technischer Natur und damit<br />

leicht zu klären“, erläutert Bauernfeind. So ist<br />

zum Beispiel zu berücksichtigen, dass diese<br />

Steckdosen über eigene Stromzähler verfügen<br />

und so unabhängig vermietet werden können.<br />

„Ohne die Zustimmung<br />

aller Eigentümer geht<br />

meist gar nichts.“<br />

Roland Ziegler,<br />

Bundesverband Elektromobilität<br />

Österreich<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

101


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

„Entwicklung erst<br />

am Anfang“<br />

Peter Ulm,<br />

CEO der 6B47 Real Estate Investors AG<br />

Im Falle der Wohnungseigentumsobjekte sind<br />

jedoch dazu vor allem beim Einbau noch die Regelungen<br />

des Wohnungseigentumsgesetzes zu<br />

berücksichtigen, falls diesbezüglich im Wohnungseigentumsvertrag<br />

keine entsprechenden<br />

Vorkehrungen getroffen worden sind.<br />

Überschaubarer Bedarf<br />

Ähnlich sieht dies auch Johannes Endl, Vorstand<br />

der ÖRAG: „Das Thema E-Ladestationen<br />

wird in jedem größeren Neubauprojekt bereits<br />

mitgedacht und eingeplant, sowohl im<br />

Bereich Wohnen als auch im Bürobereich.“<br />

Über das Wie (und Wieviel) bei der Umsetzung<br />

gibt es allerdings durchaus Diskussionen,<br />

räumt Endl ein: „Einerseits ist – gemessen<br />

am Gesamtbestand an Fahrzeugen – noch ein<br />

„In Niederösterreich sieht die<br />

Bauordnung bereits jetzt vor,<br />

dass bei neuen Bauprojekten<br />

Anschlüsse für Ladeinfrastruktur<br />

mitgeplant werden müssen.“<br />

Birgit Wildburger,<br />

Smatrics<br />

bescheidener Anteil an Elektrofahrzeugen<br />

in unserem Land unterwegs und daher der<br />

konkrete Bedarf in der Regel – noch – überschaubar.<br />

Andererseits sind die Kosten bei der<br />

Errichtung natürlich ein Thema.“ Bei einer<br />

großzügigen Ausstattung mit KFZ-Ladestationen,<br />

die rasches Laden mehrerer Fahrzeuge<br />

gleichzeitig ermöglichen, sind entsprechend<br />

hohe Strom-Anschlusswerte unabdingbar –<br />

mit den entsprechenden Herstellungs- und<br />

Anschlusskosten. „Bei E-Bikes ist das naturgemäß<br />

deutlich einfacher und über "normale"<br />

Steckdosen und Hausanschlüsse machbar.“<br />

Baurechtliche Aspekte<br />

E-Stellplätze vorgesehen<br />

Elektromobilität und "lokal emissionsfreies<br />

Fahren" sind in den Ballungszentren aber<br />

jedenfalls ein riesiges Zukunftsthema, Ladestationen<br />

vorzusehen daher aus Nachhaltigkeits-,<br />

aber natürlich auch aus Marketinggründen<br />

eine echte Notwendigkeit, ist der ÖRAG-<br />

Vorstand überzeugt. Bei Wohnprojekten im<br />

Eigentum wird in der Minimalvariante eine<br />

Leerverrohrung bei den KFZ Stellplätzen vorbereitet,<br />

damit der Ladeanschluss im Bedarfsfall<br />

unkompliziert hergestellt und mit dem<br />

Wohnungszähler verbunden werden kann.<br />

„Im urbanen Raum geht der Trend stark in<br />

Richtung Carsharing – bei großen Projekten<br />

werden entsprechende Stell- und Ladeplätze in<br />

der Garage eingeplant“, so Endl weiter. Bei Bürogebäuden<br />

werden im Neubau üblicherweise<br />

ca. 10 Prozent der Stellplätze mit Lademöglichkeiten<br />

ausgestattet: „Derzeit ist das in der Regel<br />

ein jedenfalls ausreichender Anteil. Sollte die<br />

Anzahl der E-Autos in den nächsten Jahren<br />

stark zunehmen, werden die Netzbetreiber<br />

vor der Herausforderung stehen, die gesamte<br />

Netz-Infrastruktur entsprechend aufzurüsten.<br />

Damit das E-Auto nicht nur ein Feigenblatt<br />

für Umweltschutz ist, wird man auch die Produktion<br />

sauberen Stroms deutlich ausbauen<br />

müssen“, blickt Endl in die Zukunft. Schlaues<br />

Lademanagement, Integration der E-Autos in<br />

das gesamte Gebäude-Energiesystem, Nutzung<br />

lokal erzeugter Sonnenergie mit Zwischenspeicherungslösungen<br />

– „es gibt eine große<br />

Anzahl von Lösungsansätzen“, so Endl. Für ihn<br />

Die Ausführung der elektrischen Installationen für Elektro-Ladeinfrastruktur für E-Mobile<br />

ist entsprechend der geltenden ÖVE-Vorschriften, ÖNORMEN und TAEV6 herzustellen und<br />

muss durch einen konzessionierten Elektrofachbetrieb erfolgen. In diesem Zusammenhang<br />

sind je nach Anschlussleistung ggf. weitere elektrotechnische Gesetzesmaterien zu beachten<br />

(z.B. ElWOG, Länder-ElWOGs, Starkstromwegegesetze etc.).<br />

Bei der Ladung von Elektrofahrzeugen in geschlossenen Garagen ist das Thema Belüftung<br />

zu beachten. Hier ist zwischen der Ladung von modernen Lithium-Ion-Batterien und Blei-<br />

Säure-Batterien zu unterscheiden. Bei modernen Elektrofahrzeugen werden Lithium-Ion-<br />

Batterien eingesetzt, bei denen die Hersteller garantieren, dass während des Ladevorgangs<br />

keine Ladegase austreten. Somit ist Laden von E-Fahrzeugen mit modernen Lithium-Ion-<br />

Batterien in geschlossenen Räumen unbedenklich. In einigen Bundesländern verlangt die<br />

Baubehörde eine Hinweisbeschilderung „Laden verboten für E-Fahrzeuge mit Blei-Säure-<br />

Traktionsbatterien“, wodurch weitere Belüftungsmaßnahmen entfallen. Die anzuwendenden<br />

Bauvorschriften besagen in Bezug auf die Erstellung von Elektro- Ladeinfrastruktur für<br />

Heimladung (Langsamladung), dass diese in den meisten Bundesländern bewilligungsfrei<br />

ist. Eine übersichtliche Darstellung von Genehmigungsverfahren für Ladeinfrastruktur für<br />

Elektrofahrzeuge liefern folgende Dokumente des Bundesministeriums für Verkehr,<br />

Innovation und Technologie:<br />

„Leitfaden Genehmigung Ladeinfrastruktur für Betriebe“ (https://www.bmvit.gv.at/verkehr/elektromobilitaet/downloads/eTankstelle_leitfaden_betriebe.pdf)<br />

„Leitfaden Genehmigung Ladeinfrastruktur für Private“<br />

(https://www.bmvit.gv.at/verkehr/elektromobilitaet/downloads/eTankstelle_leitfaden_<br />

private.pdf)<br />

Quelle: e7 marktanalyse/WU Wien<br />

102 BauTecFokus


liegt derzeit die größte Herausforderung noch<br />

in den Kosten: „Konventionelle Fahrzeuge mit<br />

Verbrennungsmotor sind noch viel billiger.“<br />

Offene Fragen<br />

Die nachträgliche Herstellung von Ladeinfrastruktur<br />

ist eine große Herausforderung und<br />

mit Sicherheit deutlich teurer als der Einbau<br />

im Zuge eines Neubaus, glaubt auch der ÖRAG-<br />

Vorstand: „Einerseits geht es dabei um die<br />

Schaffung der nötigen Zuleitungen inklusive<br />

der Kosten für allenfalls nötige Grabe- und<br />

Stemmarbeiten. Das Vorhandensein der<br />

nötigen Anschlusswerte kann auch für den<br />

Netzbetreiber eine Herausforderung sein.<br />

Andererseits gilt es auch, juristische Fragen<br />

zu berücksichtigen: Wer bezahlt die Herstellungskosten<br />

in einer Wohnhausanlage im<br />

Wohnungseigentum? Kann ein Mieter eine<br />

Nachrüstung erwirken? Sobald ein in die<br />

Jahre gekommenes Gebäude durchgreifend<br />

saniert wird, bietet es sich an, den Einbau von<br />

entsprechenden Ladeinrichtungen gleich mit<br />

einzuplanen.“<br />

n<br />

Anzuwendende Bauvorschriften<br />

BUNDESLAND<br />

ALLGEMEINE VORSCHRIFTEN<br />

DERZEIT ANGEWANDTE BAUVERFAHREN FÜR<br />

E-LADESTATIONEN 3<br />

IM FREIEN<br />

IN GEBÄUDEN/GARAGEN<br />

BGLD<br />

E-Ladestationen sind im Burgenländischen BauG nicht explizit genannt, werden<br />

aber als Bauwerke mit Ver- und Entsorgungsleitungen verstanden. Diese sind<br />

gemäß §1 Abs. (2) Z. 4 des Burgenländischen BauG vom Geltungsbereich<br />

ausgenommen. Somit bedarf es keiner Bewilligung bei Errichtung einer<br />

Ladestation, sofern keine ergänzenden Bauten wie z.B. Fundamente miterrichtet<br />

werden.<br />

Frei ohne<br />

Fundament,<br />

Bewilligung falls<br />

mit Fundament<br />

Frei<br />

KTN<br />

Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungs- oder<br />

Anzeigepflicht nach Kärntner Bauordnung. Davon eingeschlossen<br />

sind auch Ladestationen, die mit einem Fundament ausgeführt werden.<br />

Frei<br />

Frei<br />

Ladepunkte und Ladestationen für beschleunigtes<br />

Laden sind meldepflichtig.<br />

NÖ<br />

Ladepunkte und Ladestationen für beschleunigtes Laden sind<br />

meldepflichtig gemäß §16 Abs. 1 Z. 6 NÖ BO 2014.<br />

Zu berücksichtigen ist eine<br />

Hinweisbeschilderung<br />

„Laden verboten für E-Fahrzeuge<br />

mit Blei-Säure-Traktionsbatterien“<br />

gemäß Leitfaden (2015). http://<br />

www.ecoplus.at/sites/default/files/<br />

leitfaden- zur-errichtung-vonladestationen-fuer-e-<br />

fahrzeuge.pdf<br />

OÖ<br />

Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach<br />

OÖ Baurecht. Davon eingeschlossen sind auch Ladestationen, die mit einem<br />

Fundament ausgeführt werden.<br />

Frei<br />

Frei<br />

SBG<br />

Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach<br />

Salzburger Baurecht, auch nicht für jene, die mit Fundament ausgeführt werden.<br />

Eine Bewilligungspflicht besteht allerdings, falls gemäß Baupolizeigesetz 1997 §2<br />

Abs. 1 Z2 das Vorhaben z.B. Auswirkungen auf die Brandsicherheit haben kann.<br />

Frei<br />

Frei<br />

Bei Vorhaben mit größerer<br />

Ladeleistung sollte jedenfalls mit der<br />

Baubehörde Kontakt aufgenommen<br />

werden (Brandschutz).<br />

Fotos: Smatrics, 6b47<br />

Quelle: Scenari Immobiliari- Istituto Indipendente di Studi e Ricerche<br />

STMK<br />

T<br />

VBG<br />

W<br />

Gemäß §3 Z. 7 Stmk. BauG sind E-Ladestationen, soweit es sich nicht um<br />

betretbare Gebäude handelt, vom Anwendungsbereich des Stmk.<br />

BauG ausgenommen. Es ist also keine gesonderte Baubewilligung notwendig.<br />

Für E-Ladestationen besteht grundsätzlich keine Bewilligungspflicht nach Tiroler<br />

Baurecht. Die Errichtung bzw. Änderung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge<br />

mit Ausnahme von Gebäuden sind jedenfalls anzeigepflichtig (§21 Abs. 2 lit. g<br />

Tiroler BauO).<br />

E-Ladestationen sind im Vorarlberger BauG nicht explizit genannt. Sie werden<br />

in der Regel als sonstige ortsfeste technische Einrichtungen (§2 Abs. 1 lit. e)<br />

zu qualifizieren sein, die, sofern sie nicht die Sicherheit oder Gesundheit von<br />

Menschen gefährden oder Nachbarinnen und Nachbarn belästigen können, freie<br />

Bauvorhaben sind.<br />

Die Schaffung von Ladeplätzen im Inneren von Bauwerken, auch von Garagen,<br />

bedarf einer Bauanzeige gemäß §62 Abs. 1 Z. 4 der Bauordnung für Wien<br />

(BO). Ladestationen für Elektrofahrzeuge (Stromtankstellen) auf öffentlichen<br />

Verkehrsflächen sind gemäß §62a Abs. 1 Z. 10 BO bewilligungsfrei. Sofern<br />

Ladestationen in Form von Säulen, Lichtmasten udgl. sonst im Freien errichtet<br />

werden, ist für diese im Sinne des §62a Abs. 1 Z. 25 dann keine Bewilligung<br />

erforderlich, wenn sie eine Höhe von 3 m nicht überschreiten.<br />

Frei<br />

Anzeigepflichtig<br />

360<br />

Frei<br />

Frei<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

103


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

Mehr als ein Stellplatz<br />

Ein gutes Parkhaus ist mehr als ein Dach überm Auto. Es ist im Idealfall ein durchdachtes,<br />

nutzerfreundliches System. In der Planung ist vor allem Flexibilität gefragt, da nicht alle zukünftigen<br />

Mobilitätskonzepte absehbar sind.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

104 BauTecFokus


„Flexibilität in der Planung ist<br />

gefragt, da nicht alle zukünftigen<br />

Mobilitätskonzepte absehbar sind."<br />

Fotos: XXX<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

105


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

E<br />

in Parkhaus ist heutzutage nicht<br />

mehr nur ein Platz, wo man sein<br />

Fahrzeug abstellen kann. Das<br />

wäre mittlerweile schon zu wenig<br />

an Mehrwert, weiß man bei Parkraummanagement-Anbieter<br />

Goldbeck Parking. Das<br />

seit 2017 auch in Österreich tätige deutsche<br />

Unternehmen setzt bei dieser Assetklasse auf<br />

Zusatznutzen: zuverlässige Leit- und Kontrollmechanismen,<br />

differenzierte Nutzungsdaten-<br />

Erfassung, Cash Management, technische und<br />

personelle Sicherheitssysteme, eine über 24<br />

Stunden besetzte Parkleitzentrale. Mithilfe<br />

dieser Grundpfeiler einer modernen Parkraumbewirtschaftung<br />

soll aus einer einfachen<br />

Immobilie ein intelligenter Mobilitäts-Hub<br />

werden. Am Wiener Hauptbahnhof beispielsweise<br />

setzt Goldbeck Parking ein interdisziplinäres<br />

Mobilitätskonzept mit dem Fokus<br />

auf Services und Dienstleistungen rund ums<br />

Parken um: Einfache Buchungssysteme für<br />

verwandte Dienste, E-Ladestationen für Elektrofahrzeuge,<br />

Car- und Bikesharing, sicheres<br />

Aufbewahren von Fahrrädern sowie erweiterte<br />

„Grätzeldienste“ sollen die Benutzererfahrung<br />

unterstützen. Wie steht es generell<br />

um das Marktpotenzial dieser vielfältigen<br />

Assetklasse? Matthias Prichzi, Prokurist der<br />

Goldbeck Parking GmbH, findet Garagen und<br />

Parkhäuser ganz besonders spannend: „Zwar<br />

verändert sich aktuell das Mobilitätsverhalten<br />

der Menschen, es wird aber die persönliche<br />

Flexibilität und dadurch die persönliche Mobilität<br />

immer ein wichtiger Bestandteil bleiben.“<br />

Prichzi glaubt an unterschiedliche Ausprägungen<br />

zwischen Stadt und Land und auch an<br />

„Beim Parken ist der<br />

Wohlfühlfaktor für<br />

den Kunden ganz<br />

wesentlich.“<br />

Matthias Prichzi,<br />

Prokurist Goldbeck Parking<br />

unterschiedliche Veränderungsgeschwindigkeiten,<br />

aber: „Der Trend ist der gleiche.“ Das<br />

Interesse ist seiner Wahrnehmung nach bei<br />

Investoren und Errichtern daher steigend. „Bei<br />

der Standortentwicklung bin ich der Meinung,<br />

dass nicht die Entwicklungen im Bereich Car<br />

Sharing oder eMobility den Standort beeinflussen,<br />

sondern dass der Standort auf das jeweils<br />

angefragte Angebot reagieren muss."<br />

Garage der Zukunft<br />

Goldbeck ist im Schlüsselfertigbau als Goldbeck<br />

Rhomberg und in der Parkraumbewirtschaftung<br />

mit Goldbeck Parking am österreichischen<br />

Markt vertreten. Prokurist Prichzi: „Aktuell<br />

realisieren wir mehrere Parkdeckprojekte<br />

in unserer Systembauweise und erweitern unser<br />

Portfolio an bewirtschafteten Parkflächen<br />

laufend.“ Die Garage der Zukunft wird noch<br />

„ein wenig brauchen“, aber über kurz oder lang<br />

werden die Autos autonom einfahren, ist der<br />

Goldbeck-Prokurist überzeugt: „Nach meinem<br />

Gefühl wird die Technologie dafür weniger im<br />

Parkdeck zu finden sein, sondern wird in den<br />

Fahrzeugen integriert sein.“ Goldbeck hat zu<br />

diesem Thema mehrere Kooperationsprojekte<br />

mit namhaften Partnern aus der Industrie am<br />

Laufen: „Wie überall sonst auch ist beim Parken<br />

der „Wohlfühlfaktor“ für den Kunden ganz<br />

wesentlich.“ Zur effizienten Auslastung des<br />

bestehenden Parkraums arbeite man bei Goldbeck<br />

aktuell mit mehreren Bauträgern und<br />

Immobilieneigentümern zusammen, um die<br />

Parkräume für eine breitere Nutzerfamilie zu<br />

öffnen und dadurch Leerstände zu reduzieren,<br />

erzählt Prichzi: „Weiters haben wir uns dem<br />

Thema Mobilität verschrieben und versuchen,<br />

aus unseren Parkdecks und Garagen Mobility<br />

Hubs zu machen – also nicht nur Stellplätze zur<br />

Verfügung zu stellen, sondern gebündelt und<br />

mit niedrigschwelligem Zugang ausgestattete<br />

Services und Dienstleitungen anzubieten.“<br />

Software Tools<br />

So kommen in den von Goldbeck bewirtschafteten<br />

Parkdecks verschiedene Video- und<br />

Sprachkomponenten zum Einsatz. Diese<br />

ermöglichen direkte Hilfestellung durch die<br />

Leitstelle auf Kundenanfragen vor Ort, sorgen<br />

für optimierte und berührungslose Parkraumbewirtschaftung<br />

(z.B. Kennzeichenerkennung)<br />

und stärken das Wohl- und Sicherheitsgefühl<br />

des Kunden, ist man bei Goldbeck überzeugt.<br />

Mit der unternehmenseigenen Parking App<br />

werden die Endkundenservices auf ein mobiles<br />

Endgerät gebündelt und ergänzen ein<br />

ganz spezielles e-commerce-System: Stellplätze<br />

können so einfach und schnell gebucht<br />

sowie die entsprechenden Verträge online<br />

abgeschlossen werden. Die erforderlichen<br />

Parkkarten erreichen die Kunden per Post – ein<br />

zusätzlicher Weg zum Parkraumbewirtschafter<br />

entfällt. Auch das energieautarke Parkhaus<br />

ist keine Zukunftsvision mehr: Die Kombination<br />

aus gebäudeintegrierten Solaranlagen<br />

und Elektrotankstellen bietet schon heute ein<br />

hohes Wirtschaftlichkeitspotenzial, heißt es<br />

weiter. Der Einsatz von Photovoltaikanlagen<br />

auf den verfügbaren Dachflächen erzeugt und<br />

speichert Strom für den Eigenbedarf. Durch<br />

Rückeinspeisung überschüssiger Energie in<br />

das lokale Netz verringert das Parkdeck den<br />

106 BauTecFokus


„Als wirtschaftliches<br />

Nachnutzungskonzept<br />

für Garagen bietet sich<br />

die Lagernutzung.“<br />

„Garagen und Parkhäuser<br />

übernehmen<br />

bereits heute zahlreiche<br />

neue Funktionen<br />

und werden sich künftig<br />

weiter zu Mobility<br />

und Logistic Hubs<br />

wandeln.“<br />

Stefan Sadleder,<br />

Geschäftsführer Apcoa<br />

Parking Österreich<br />

Generell sieht er aufgrund der sich nun rasant<br />

entwickelnden Digitalisierung auch in „seinem“<br />

Metier einen Wettbewerbsvorteil für die<br />

europaweit tätigen Marktteilnehmer, da nur<br />

diese die Ressourcen aufbringen werden können,<br />

die notwendig sind, um an eigenständigen<br />

und zukunftsweisenden Technologien zu<br />

arbeiten. Und diese sind künftig erforderlich.<br />

„Die Entwicklungen rund um die Trends Urbanisierung,<br />

Digitalisierung und Mobilität haben<br />

alle einen starken Einfluss auf unser Geschäft“,<br />

so Sadleder weiter: „Garagen und Parkhäuser<br />

übernehmen bereits heute zahlreiche neue<br />

Funktionen und werden sich künftig weiter zu<br />

Mobility und Logistic Hubs wandeln.“ Zu den<br />

zusätzlichen Funktionen neben dem Parken<br />

zählen das Laden von E-Fahrzeugen, die Stationierung<br />

von Car Sharing Fahrzeugen, Forecourt<br />

Management für autonome Fahrzeuge<br />

oder als Logistikzentren für die Verteilung von<br />

Gütern auf der letzten Meile. Sadleder: „Mit<br />

unserem Traffic Management System leisten<br />

wir darüber hinaus einen wichtigen Beitrag<br />

zur Reduktion von CO2 Emissionen – Stichwort<br />

Reduktion von Parksuchverkehr und intelligentes<br />

Taxi Management an Verkehrsknoten<br />

wie Flughäfen, Bahnhöfen oder Häfen.“<br />

CO2-Ausstoß und trägt neben reduzierten<br />

Energiekosten auch noch zum Umweltschutz<br />

bei. Kann ein Parkhaus auch einmal anderen<br />

Nutzungszwecken dienen? Goldbeck-Prokurist<br />

Prichzi: „Die Umnutzung von Parkdecks in<br />

andere Assetklassen erscheint mir persönlich<br />

als schwierig. Die bautechnischen, bauphysikalischen<br />

und widmungstechnischen Anforderungen<br />

unterscheiden sich ja grundsätzlich.“<br />

Zukunftsweisende Technologien<br />

Investoren finden Österreich interessant. Auch<br />

in Sachen Parkraumbewirtschaftung. „Hier<br />

suchen internationale Partner schnell passende<br />

Lösungen“, erzählt Stefan Sadleder, Geschäftsführer<br />

von Apcoa Parking Österreich.<br />

Transformationsprozess<br />

Für den Apcoa-Geschäftsführer sind die Trends<br />

Urbanisierung, Digitalisierung und Innovation<br />

im Rahmen der Mobilität relevant und sorgen<br />

aktuell für einen Transformationsprozess in<br />

der Parkbranche. „Wir möchten in Europa die<br />

Zukunft der Mobilitätsbranche mitgestalten<br />

und Endkunden ein möglichst reibungsloses<br />

Mobilitätserlebnis ermöglichen.“ Dazu habe<br />

man bereits jetzt eine offene, skalierbare und<br />

digitale (API basierte) Plattform geschaffen:<br />

„Darauf basierend haben wir für Endkunden<br />

eine neue App entwickelt und bereits in<br />

Deutschland eingeführt, die ein Parken ohne<br />

Ticket, ohne Bargeld und ohne Stress ermöglicht.<br />

Schon seit Mai sind in Deutschland über<br />

200 Parkhäuser mit über 100.00 Stellplätzen<br />

über dieses System verfügbar. Aktuell ist der<br />

Roll-out in allen 13 europäischen Märkten und<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

107


Im Brennpunkt: Logistik & Mobilität<br />

„Künftig sehe ich die<br />

Digitalisierung des Parkvorganges<br />

als die größte<br />

Herausforderung.“<br />

Ernst Gassner,<br />

Geschäftsführer UBM<br />

Development Österreich<br />

neue Funktionen wie die Parkplatzreservierung<br />

oder Bezahlfunktionen für Straßenparken<br />

geplant. Die neue Plattform ermöglicht<br />

darüber hinaus neue Geschäftsmodelle und<br />

Kooperationen in den Bereichen E-Mobilität,<br />

Car-Sharing und Space-Sharing für Logistikdienstleistungen“,<br />

so Apcoa-Geschäftsführer<br />

Sadleder. Erstes Beispiel ist die Kooperation<br />

mit Volkswagen, wo das digitale Parkservice<br />

Apcoa Flow 1,5 Millionen Leasingkunden aus<br />

dem VW-Konzern zugänglich gemacht wurde.<br />

Der Roll-out für dieses Produkt in Österreich ist<br />

momentan in Vorbereitung.<br />

Glaubt er an eine sinnvolle Konvertierung von<br />

Garagen & Parkhäusern? Sadleder: „Garagen<br />

zu Wohnbauten umzuwandeln, kann nur eine<br />

aufwändige Lösung weit weg vom Optimum<br />

sein. Wir beraten unsere Geschäftspartner jedenfalls<br />

dahingehend, im Zuge der Errichtung<br />

die spätere Ausstattung mit Lademöglichkeiten,<br />

passenden Zutrittskonzepten für externe<br />

Nutzer von Car-Sharing und Space-Sharing-<br />

Konzepten sowie eine teilweise Umnutzung<br />

für zukünftige urbane Micro-Logistik-Systeme<br />

vorzusehen.“<br />

Parken beeinflusst Kosten<br />

Auch für Bauträger und Developer ist das<br />

Thema Parken ein großes. „Vor allem durch<br />

die räumliche Nachverdichtung in allen europäischen<br />

Großstädten ist Parken ein wichtiges<br />

Kriterium“, erzählt Ernst Gassner, Geschäftsführer<br />

von UBM Development Österreich. Aus<br />

Investorensicht: „Natürlich zählen, wie auch<br />

im Wohnbau und in der Assetklasse Büro,<br />

Lage und Frequenz zu den entscheidenden<br />

Einflussfaktoren für eine Kaufentscheidung<br />

der Investoren. Ein wesentlicher Einflussfaktor<br />

auf die Gestaltung und damit auch auf die<br />

Errichtungskosten ist eMobility. Dieser Faktor<br />

muss beim Neubau von Garagen auf jeden Fall<br />

berücksichtigt werden.“<br />

Zu Wiens größten aktuellen Stadtentwicklungsgebieten<br />

zählt das Areal rund um den<br />

Hauptbahnhof Wien. Einen Teil davon bildet<br />

das Quartier Belvedere Central (QBC). UBM-<br />

Geschäftsführer Gassner: „Auf einer Fläche<br />

von rund 130.000 Quadratmetern entstehen<br />

sechs oberirdische Bauteile QBC 1 bis QBC 6<br />

„In Zukunft ist auch die<br />

Garage entsprechend<br />

mit Breitbandkapazität<br />

und perfekter Kommunikationsverbindung<br />

auszustatten.“<br />

Walter Hammertinger,<br />

Geschäftsführer IC Development<br />

108 BauTecFokus


„eMobility muss<br />

beim Neubau von<br />

Garagen auf jeden Fall<br />

berücksichtigt werden.“<br />

mit Büros, Wohnungen, Hotels und Serviced<br />

Apartments sowie eine Tiefgarage mit rund<br />

680 PKW Stellplätzen, die teilweise fertiggestellt<br />

ist.“ In der Planungsphase war es besonders<br />

wichtig, sowohl den Zukunftstrend<br />

der eMobility als auch den größtmöglichen<br />

Komfort für die Kunden zu berücksichtigen,<br />

erzählt Gassner. So wurden einzelne PKW<br />

Stellplätze mit einer E-Tankstellen-Funktion<br />

ausgerüstet und weitere Stellplätze so vorinstalliert,<br />

dass bei einer steigenden Nachfrage<br />

nach E-Tankstellen die Kapazität sehr rasch<br />

ausgebaut werden kann. „Um den Komfort<br />

wesentlich zu erhöhen, haben wir ein „Comfort<br />

Parking“ System umgesetzt. Damit ist<br />

ein bequemes Ein- und Ausparken sowie Einund<br />

Aussteigen gewährleistet – und zwar<br />

ohne zusätzlichen Flächenverlust. Künftig<br />

sehe ich die Digitalisierung des Parkvorganges<br />

als die größte Herausforderung“, betont<br />

der UBM-Chef. Er ist davon überzeugt, dass<br />

es auch längerfristig Bedarf an Parkgaragen<br />

und -häusern geben wird: „Dies auch deshalb,<br />

weil in den Ballungsräumen sowohl die Einwohnerzahl<br />

als auch der PKW-Bestand unverändert<br />

steigen. Die Herausforderung ist<br />

hier, langfristig Vorkehrungen zu treffen, um<br />

auf einen Rückgang des Individualverkehrs<br />

flexibel reagieren zu können.“ In der Umnutzung<br />

z.B. in Büro- und Wohnhäuser sieht er<br />

wenig Phantasie, schon alleine aufgrund der<br />

geringen Geschoßhöhen in den Garagen: „In<br />

der Planung hält man sich allerdings die Option<br />

offen, später Stellplätze zu Lagerflächen<br />

umwandeln zu können.“<br />

Autofrei?<br />

Besonders spannend findet auch Walter Hammertinger<br />

das Thema „Garage der Zukunft“.<br />

Der Geschäftsführer der IC Development und<br />

Viertel Zwei-„Erfinder“ stellt sich dazu verschiedene<br />

Fragen: „Wie muss eine Garage in<br />

zehn Jahren aussehen? Welche Anforderungen<br />

werden Entwicklungen wie Elektromobilität,<br />

autonomes Fahren oder Automated Valet<br />

Parking an die Garage stellen? Das beschäftigt<br />

uns aktuell bei unseren neuen Projekten im<br />

Viertel Zwei wie Korso, Grünblick oder Weit-<br />

blick. Rund 15.000 Menschen werden bis 2023<br />

in diesem Grätzel leben und arbeiten – dabei<br />

bleibt das Viertel an der Oberfläche weiter autofrei.“<br />

Darum sind die Anforderungen an die<br />

Garage der Zukunft vielfältig: Dauerparker,<br />

Kurzparker, Anlieferung, Carsharing, Müllentsorgung<br />

und vieles mehr. Hammertinger:<br />

„Hier braucht es durchdachte Konzepte. Dabei<br />

ist Flexibilität in der Planung gefragt, da nicht<br />

alle zukünftigen Mobilitätskonzepte absehbar<br />

sind.“ Das bedeutet u.a. auch, die Stützen in<br />

der Garage auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Auch die Vernetzung ist der Erfolgsschlüssel<br />

in Zukunft und von daher ist auch die Garage<br />

entsprechend mit Breitbandkapazität und<br />

perfekter Kommunikationsverbindung auszustatten,<br />

so der IC Development-Geschäftsführer.<br />

Zur Nachnutzung fällt ihm auch<br />

etwas ein: „Unter anderem bietet sich als<br />

wirtschaftliches Nachnutzungskonzept für<br />

Garagen eine Lagernutzung an. Das Thema<br />

innerstädtische Logistik – Last Mile Hub – ist<br />

auch noch eine Nutzungsalternative für Tiefgaragen.“<br />

n<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

109


Bauen & Technik<br />

An die<br />

Sommerhitze<br />

denken<br />

Gebäudeplanung. Als Ergebnis einer Dissertation an der TU Wien<br />

steht ein Simulationstool kostenlos zur Verfügung, mit dem man die<br />

Temperaturentwicklung in Wohnräumen während hochsommerlicher<br />

Hitzeperioden bereits im Zuge der Planung abschätzen kann.<br />

W<br />

enn es im Hochsommer<br />

in der überhitzten Wohnung<br />

kaum noch auszuhalten<br />

ist, nützt oft nur<br />

noch die Flucht ins Freibad. Bauliche Maßnahmen<br />

zu setzen, um die Temperaturentwicklung<br />

zu kontrollieren, ist nachträglich<br />

oft kaum noch möglich und wenig wirksam<br />

– abgesehen vom Einbau einer Klimaanlage.<br />

Man kann allerdings von vornherein darauf<br />

achten, dass das Problem gar nicht erst entsteht:<br />

Bei der Planung neuer Gebäude lassen<br />

sich zahlreiche Maßnahmen anwenden und<br />

sinnvoll kombinieren, um Wohnräume im<br />

Sommer angenehm kühl zu halten. Als Ergebnis<br />

einer an der TU Wien durchgeführten<br />

Dissertation steht nun kostenlos und für die<br />

Allgemeinheit frei zugreifbar ein Raumsimulationstool<br />

zur Verfügung, mit dem man<br />

schon im Planungsprozess einer Überhitzung<br />

von Räumen während Hitzeperioden<br />

gezielt entgegensteuern kann. Da dieses<br />

Tool auch dazu geeignet ist, die Gründe<br />

von Überhitzungen zu analysieren und die<br />

Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen zu<br />

quantifizieren, ist es durchaus nicht nur für<br />

den Bereich der Bauplanung, sondern auch<br />

allgemein von Interesse.<br />

Sommerhitze ist kompliziert<br />

„Die Temperaturentwicklung in einem Raum<br />

während sommerlicher Hitzeperioden hängt<br />

von vielen Einflüssen ab, die sehr komplex<br />

zusammenhängen“, sagt Joachim Nackler,<br />

der sich im Rahmen seiner Dissertation bei<br />

Professor Klaus Krec, Institut für Architektur<br />

und Entwerfen, intensiv mit diesem Thema<br />

beschäftigt hat. „Gebäudestandort und Orientierung<br />

des Raumes spielen genauso eine<br />

Rolle wie die Größe und Art der Fenster, die<br />

Nutzung von Verschattungseinrichtungen<br />

oder Wärmequellen im Raum, wie etwa elektrische<br />

Geräte.“ Auch die Baukonstruktion<br />

selbst, etwa die Wärmespeicherfähigkeit der<br />

verwendeten Materialien, beeinflusst die<br />

Temperaturentwicklung maßgeblich.<br />

„Bisher war es nur Spezialfachleuten möglich,<br />

die Temperaturentwicklung in einem Raum<br />

schon während der Planung abzuschätzen“,<br />

erklärt Joachim Nackler. „Man benötigte teure<br />

Spezialprogramme und auch die lieferten oft<br />

keine verlässlichen Ergebnisse, weil sie teil-<br />

weise mit vereinfachten Normverfahren arbeiteten,<br />

anstatt auf fundierte, physikalische<br />

Simulationen zu setzen.“<br />

Daher wurde nun das Programm „Thesim<br />

3D“ entwickelt – speziell abgestimmt auf die<br />

Bedürfnisse von Architekten und Planern.<br />

Es generiert automatisch eine physikalisch<br />

fundierte thermische Gebäudesimulation<br />

und berechnet den Temperaturverlauf der<br />

Raumluft sowie der Oberflächen im Raum.<br />

Gleichzeitig wurde auf eine einfache Eingabe<br />

und eine selbsterklärende Benutzeroberfläche<br />

Wert gelegt.<br />

Erfahrung sammeln<br />

„Der große Vorteil ist, dass der Zusammenhang<br />

zwischen Ursache und Wirkung bei der<br />

Planung auf einen Blick erfasst werden kann“,<br />

110 BauTecFokus


Fotos: Fotolia<br />

sagt Joachim Nackler. „Man kann ganz leicht<br />

ausprobieren, wie sich bauliche Maßnahmen,<br />

etwa Fenstergröße, Art der Verglasung oder<br />

Verschattung, auf den Tagesverlauf der im<br />

Raum empfundenen Temperatur auswirken.“<br />

„Bisher war es nur Spezialfachleuten<br />

möglich, die Temperaturentwicklung<br />

in einem Raum schon während der<br />

Planung abzuschätzen.“<br />

Joachim Nackler, Disserdant<br />

Besonders wichtig ist, dass das Programm<br />

die Auswirkung der Bauweise und der damit<br />

verknüpften Wärmespeicherfähigkeit der Baukonstruktion<br />

auf das sommerliche Temperaturverhalten<br />

sehr genau abbildet. „So kann das<br />

Programm auf fast spielerische Weise schon im<br />

Planungsprozess wichtige Erfahrungen in Hinblick<br />

auf thermische Optimierung vermitteln“,<br />

betont Nackler.<br />

In einem Testlauf wurde „Thesim 3D“ bereits<br />

im Zuge von Joachim Nacklers Dissertation von<br />

50 Experten in Österreich, Deutschland und<br />

der Schweiz auf seine Benutzerfreundlichkeit<br />

getestet und als „ausgezeichnet“ bewertet. „Wir<br />

erwarten und hoffen daher, dass Thesim 3D als<br />

allgemein und kostenlos zugängliches Tool im<br />

Internet positive Auswirkungen auf die Planungspraxis<br />

hat und damit Teil der dringend<br />

notwendigen Entwicklung einer zukunftsfähigen<br />

Baukultur ist“, sagt Joachim Nackler.<br />

Service: Thesim 3D steht unter www.thesim.at<br />

kostenlos zur Verfügung.<br />

n<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

111


Bauen & Technik<br />

Wellen aus Holz<br />

Holzbau. Der Mactan Cebu International Airport auf den<br />

Philippinen ist Asiens einziges Flughafengebäude, dessen Tragwerk<br />

und Dachstruktur komplett aus Holz gefertigt wurden. Produziert<br />

und montiert von Rubner Holzbau am niederösterreichischen<br />

Standort Ober-Grafendorf.<br />

Foto: Rubner Holzbau<br />

112 BauTecFokus


<strong>Herbst</strong> 2018<br />

113


Bauen & Technik<br />

D<br />

ie Erweiterung des zweitgrößten<br />

Flughafens der Philippinen um<br />

einen neuen Terminal mit einer<br />

Fläche von 65.000 Quadratmetern<br />

ist termingerecht fertiggestellt worden. Das Besondere<br />

am Terminal 2 des Mactan Cebu International<br />

Airport: In ganz Asien gibt es kein weiteres<br />

Flughafengebäude, dessen Tragwerk und Dachstruktur<br />

komplett aus Holz gefertigt wurden.<br />

4.500 Kubikmeter Brettschichtholz wurden für<br />

die innen wie außen architektonisch prägende,<br />

wellenförmige Tonnendach-Tragstruktur mit<br />

einer Höhe von 15 Metern und Spannweite von<br />

30 Metern benötigt. Die dazu notwendigen 23<br />

Meter langen Bogenbinder-Hälften wurden von<br />

Rubner Holzbau am Standort Ober-Grafendorf<br />

vorgefertigt. Die Bauteile wurden in drei Tranchen<br />

über den Rhein-Main-Donau-Kanal und Antwerpen<br />

auf die Philippinen verschifft und in Lapu-Lapu<br />

City auf der Insel Mactan unter der Leitung von<br />

Rubner Holzbau in nur drei Monaten montiert.<br />

Weitgespannte Tonnendach-Tragstruktur<br />

Der dreigeschoßige Bau besteht aus einer<br />

zentralen, dreischiffigen Eingangshalle mit<br />

48, auf 74 erweiterbaren Check-in-Countern,<br />

dem größten Duty-free-Bereich in einem Abflugbereich<br />

auf den Philippinen, einem Spa,<br />

Restaurants, Bars und vielem mehr. Die seitlich<br />

anschließenden Gebäudeflügel setzen die<br />

wellenförmige Dachkonstruktion als Symbol<br />

für die Brandung an Mactans Küsten fort und<br />

bieten Zugang zu den Gates. Der Ankunftsbereich<br />

befindet sich im Erdgeschoß und im<br />

zweiten Geschoß, der Abflugbereich im ersten<br />

Geschoß. Natürliche Materialien finden sich im<br />

gesamten Terminalbereich. So kommt neben<br />

unterschiedlichen Holzarten an den Wänden<br />

der sanitären Anlagen Moos aus Italien zum<br />

Einsatz. Der polierte Steinbodenbelag mit glitzernden<br />

Perlmutteinlagen soll den Sand an den<br />

sonnigen Stränden Cebus symbolisieren.<br />

Vorleistungen mit Testaufbau<br />

Überzeugend für das Auftraggeber-Konsortium<br />

waren laut Rubner Holzbau die umfangreichen<br />

Vorleistungen. Im Rahmen eines<br />

Design+Build-Vertrages wurden dem Angebot<br />

bereits detaillierte Konstruktionspläne<br />

beigelegt. Vor Start der eigentlichen Produktion<br />

wurde am Standort Ober-Grafendorf als<br />

vertrauensbildende Maßnahme in die Kompetenz<br />

und Leistungsfähigkeit ein Testaufbau<br />

mit einigen Brettschichtholzbögen<br />

Fotos: Rubner Holzbau<br />

WELLENFÖRMIGE TONNENDACH-TRAGSTRUKTUR MIT EINER HÖHE VON 15 METERN UND SPANNWEITE VON 30 METERN<br />

114 BauTecFokus


DAS TRAGWERK IST AUF HOHE ERDBEBEN- UND WINDLASTEN AUSGELEGT.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

115


Bauen & Technik<br />

in Originalgröße zur Begutachtung und Abnahme<br />

durch die Auftraggeber realisiert.<br />

Hohe Erdbeben- und Windlasten<br />

Die Hauptanforderungen an das Tragwerk resultieren<br />

aus den hohen Erdbeben- und Windlasten.<br />

Stürme können in der Hurrikansaison<br />

Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h erreichen.<br />

„Die Herausforderung in der Konstruktion ist<br />

die Ausführung der Gebäudefugen für die Bewegungen<br />

im Erdbebenfall sowie die Verankerung<br />

der Hauptträger am Betonbau, da der Aussteifungsverband<br />

in 6,5 Meter Höhe endet und<br />

nicht bis zum Boden geführt werden konnte“,<br />

so Anton Wanas, verantwortlicher Projektleiter<br />

bei Rubner Holzbau in Ober-Grafendorf. „Neben<br />

unserer technischen Kompetenz konnten wir<br />

damit überzeugen, international Projekte auch<br />

rechtlich, kaufmännisch und vertraglich auf<br />

höchstem Niveau und unter den jeweils regional<br />

gültigen Rahmenbedingungen umsetzen zu<br />

können“, ergänzt Roman Fritz, Geschäftsführer<br />

von Rubner Holzbau. Gebaut wurde übrigens<br />

nicht nach asiatischen, sondern europäischen<br />

Normen, die weltweit zu den strengsten zählen.<br />

Für Rubner Holzbau war dies der größte Auftrag<br />

in der Unternehmensgeschichte für eine Konstruktion<br />

aus Brettschichtholz.<br />

Holzkonstruktion schlägt Stahlbau<br />

Der Terminal 2 war von den Planern in Hongkong<br />

ursprünglich auf Stahlbau ausgerichtet.<br />

Man wollte den ankommenden und abfliegenden<br />

Gästen jedoch etwas Besonderes bieten,<br />

Besucher in einer ganz speziellen, ressortähnlichen<br />

Atmosphäre empfangen und verabschieden.<br />

In einer lichten Architektur und den<br />

Baumaterialien sollten sich „Freundlichkeit,<br />

Offenheit und Warmherzigkeit der Kultur der<br />

Philippinen“ widerspiegeln. Die Wahl fiel aus<br />

„gestalterischen, ökologischen und traditionellen<br />

Gründen auf den nachhaltigsten aller<br />

Baustoffe, Holz“, wie Rubner Holzbau erklärt.<br />

Die Holzverarbeitung ist seit Jahrhunderten auf<br />

den Philippinen stark verankert.<br />

Der Mactan Cebu International Airport war<br />

das erste Public-Private-Partnership-Projekt<br />

des philippinischen Staates mit einer internationalen<br />

Betreibergesellschaft. Der Flughafen<br />

ist der zweitgrößte auf den Philippinen und<br />

fungiert als Gateway zu den touristischen und<br />

wirtschaftlich aufblühenden Inseln im Süden.<br />

Mit dem neuen Terminal wurde die Kapazität<br />

auf jährlich 12 Millionen Passagiere mehr als<br />

verdoppelt. Der Flughafen zählt nun zu den modernsten<br />

in Südostasien.<br />

n<br />

GEBAUT WURDE NICHT NACH ASIATISCHEN, SONDERN EUROPÄISCHEN NORMEN<br />

Fakten, Größen & Mengen<br />

Bauherr:<br />

Konsortium GMR MEGAWIDE Cebu Airport<br />

Corporation (GMCAC), Philippinen<br />

Architekt:<br />

IDA – Integrated Design Associates<br />

Ltd., Hongkong<br />

Holzbau:<br />

Rubner Holzbau Ober-Grafendorf,<br />

Österreich<br />

Terminalfläche: 65.000 m2<br />

Brettschichtholz: ca. 4.500 m3 in Fichte<br />

Hauptträger: 800/12.780 mm<br />

Bogenhöhe:<br />

15 m über dem fertigen Fußboden<br />

Spannweite: 30 m<br />

Montagebeginn Holzbau:<br />

Anfang Dezember 2016<br />

Fotos: Rubner Holzbau<br />

116 BauTecFokus


Rubner Holzbau<br />

Individuelle Großbauten in Holz sind die Kernkompetenz von<br />

Rubner Holzbau. Pro Jahr entstehen an den Produktionsstandorten<br />

etwa 300.000 Quadratmeter Dach-, Wand- und Fassadenelemente<br />

sowie rund 85.000 Kubikmeter Sonderbauteile aus<br />

Brettschichtholz. Damit zählt das Südtiroler Unternehmen zu<br />

den führenden Ingenieurholzbauunternehmen Europas. Die<br />

werkseitige, zertifizierte Vorfertigung der Holzbauelemente unter<br />

Werkstattbedingungen und große Kapazitäten an drei Produktionsstandorten<br />

ermöglichen eine flexible Anlieferung der Bauelemente<br />

„just-in-time“.<br />

Rubner Holzbau ist Teil der Rubner Gruppe. Die Geschäftsfelder<br />

Holzindustrie, Ingenieurholzbau, Objektbau, Holzhausbau und<br />

Holztüren decken vom Rohmaterial aus dem eigenen Wald bis<br />

zum fertigen Objekt alle Prozesse und Arbeitsschritte einer lückenlosen<br />

vertikalen Wertschöpfungskette ab. Der Familienbetrieb in<br />

vierter Generation beschäftigt in Italien, Österreich, Deutschland<br />

und Frankreich etwa 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

117


Bauen & Technik<br />

Magische<br />

Glasfassaden<br />

Senkfronten. Sie gleiten auf Knopfdruck geräuschlos<br />

nach unten und öffnen magisch den Raum. Die Kollegger<br />

Metallbau GmbH aus der Steiermark hat sich als Partner<br />

der HIRT swiss descending windows bestens etabliert.<br />

W<br />

enn die Architektur das<br />

Verschmelzen von innen<br />

und außen erlaubt, sorgen<br />

Glasfassaden, die per<br />

Knopfdruck im Untergeschoß verschwinden,<br />

für Begeisterung. Und das weltweit in den<br />

unterschiedlichsten Klimazonen. Die randlose<br />

Transparenz ist beeindruckend: Keine Naht,<br />

kein Pfeiler, nichts stört den Ausblick.<br />

Das steirische Unternehmen Kollegger Metallbau<br />

hat erfolgreich schon viele Senkfront-Projekte<br />

rund um den Globus umgesetzt und ist<br />

seit der Gründung der Schweizer HIRT swiss<br />

descending windows AG 2016 Teilhaber des<br />

Schweizer Unternehmens. Geschäftsführer<br />

Josef Kollegger ist nicht immer am Firmensitz<br />

im steirischen St. Radegund anzutreffen. Er<br />

ist beruflich viel unterwegs. Von Moskau bis<br />

Texas, von den Bermudas oder Doha bis Wien<br />

reicht das Einsatzgebiet seiner Projekte.<br />

Gefragter Außenbereich<br />

Die Senkfronten funktionieren mit Fassaden<br />

aus den unterschiedlichsten Materialien, auch<br />

aus Metall, Stein oder Holz, und sind sowohl<br />

in Privathäusern als auch in Geschäftsgebäuden,<br />

allen voran in der Gastronomie, im<br />

Einsatz. Neben ihrer beeindruckenden Optik<br />

vergrößern Senkfronten binnen Sekunden<br />

die bewirtschaftete Außenfläche. Was eben<br />

noch ein normaler Innenplatz war, ist jetzt ein<br />

gefragter Platz im Freien. In<br />

Breitengraden, wo das Wetter<br />

nicht immer outdoortauglich<br />

ist, sind Senkfronten aus Glas<br />

oder Fassadenmaterial eine<br />

willkommene Lösung – auch in<br />

Österreich. Das Restaurant Aiola<br />

auf dem Grazer Schlossberg<br />

ist so ein Referenzprojekt und<br />

auch das Seecafe in Velden, wo<br />

die erste Ecklösung realisiert<br />

wurde.<br />

20 Meter Länge<br />

„Für jedes Objekt wird ein Unikat<br />

entworfen und gefertigt.<br />

Der Quadratmeterpreis startet<br />

bei 3.500 Euro und kann je<br />

nach Ausführung auch bis<br />

zum Doppelten gehen“, erklärt Kollegger.<br />

Die größte bis jetzt realisierte Senkfront hat<br />

eine Länge von 20 Metern und ein Gewicht<br />

von 7.500 Kilogramm. „Aber mehr ist immer<br />

möglich“, wird betont. Bis zu einer Größe von<br />

40 Quadratmetern Fläche können Standard-<br />

Komponenten eingesetzt werden.<br />

Das kleine Modell HIRT SF 90 hat eine Breite<br />

und eine Höhe von je maximal 6 Metern und<br />

eine Fläche von maximal 18 Quadratmetern.<br />

Das maximale Gewicht beläuft sich auf 1.500<br />

Kilogramm. Das Modell HIRT SF XL dagegen<br />

ist quasi unlimitiert und kann gigantische<br />

Maße erreichen.„Die Maße hängen lediglich<br />

von den Standortbedingungen und den Ausmaßen<br />

des Schachtraumes ab", so Kollegger.<br />

Weshalb auch mehrere Fronten aneinandergereiht<br />

werden könnten.<br />

Platz im Untergeschoß<br />

Für den Technikraum – als Parkraum für die<br />

geöffnete Senkfront und für die Unterbringung<br />

des Gegengewichts – wird im Untergeschoß<br />

Platz benötigt. Dort befinden sich auch<br />

Motor, Antriebswelle sowie Kompressor und<br />

118 BauTecFokus


„Openair-Feeling<br />

der besonderen Art“<br />

Fotos: Hirt<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

119


Bauen & Technik<br />

Pneumatik. Für geringe Wassermengen, die<br />

sich in der dafür vorgesehenen Rinne in der<br />

Senkfront sammeln, muss ein Ablauf oder eine<br />

Pumpe eingerichtet werden.<br />

Dank thermisch getrennter Bauweise sind,<br />

je nach Glas, Wärmedurchgangswerte bis<br />

U-Wert Fenster UW0,75 W/m2K möglich,<br />

verweist Kolleger auf eine hervorragende<br />

Wärmedämmung.<br />

Bei der Ausführung stehen eine große Auswahl<br />

und Kombinationsmöglichkeiten zur<br />

Verfügung: Vollflächig fensterverglaste<br />

Glasfüllung, mit Eingangstüren, Hebeoder<br />

Schiebfenstern, mit Sprossen oder als<br />

Ganzglasfassade, mit Holzelementen oder<br />

Mauerwerk. Bewegt werden die Senkfronten<br />

elektromechanisch mit einem Gewichtsausgleichsystem<br />

und können bei einem<br />

Stromausfall natürlich auch manuell bedient<br />

werden. Die Wartung der Steuerung kann via<br />

Modem von der Ferne aus erfolgen.<br />

Inspiration<br />

Übrigens: Ludwig Mies van der Rohe war es,<br />

der die erste Senkfront der Geschichte bauen<br />

ließ. Die Villa Tugendhat in Brünn entstand<br />

um 1930 und gilt als Meilenstein der modernen<br />

Architektur. Zur Straße hin ein unscheinbarer<br />

Pavillon, doch Richtung Süden – mit<br />

Blick über die Altstadt von Brünn – öffnet sich<br />

eine riesige Fensterfront, die sich versenken<br />

lässt. Hier holte sich Stefan Hirt die Inspiration<br />

für HIRT swiss descending windows. n<br />

Fotos: Hirt<br />

SCHWELLENLOSE ELEGANZ<br />

Diese Schwelle ist absolut eben,<br />

barrierefrei, begehbar, befahrbar,<br />

belastbar. Als Sonderfertigung<br />

können auch andere Materialien<br />

— Holz, Stein oder ein individueller<br />

Bodenbelag — verwendet werden.<br />

120 BauTecFokus


„Versenkbare<br />

Glasfassaden“<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

121


Bauen & Technik<br />

Lizenz zum Betonieren<br />

Bauen im hochalpinen Raum. Eine neue Attraktion aus Beton soll nicht nur James Bond Fans<br />

nach Sölden locken: die Installation „007 Elements“. Hoch oben am und im Berg bietet<br />

die Erlebniswelt nun kalte Einblicke in die Abenteuer des Geheimagenten.<br />

122 BauTecFokus


Foto: Christoph Noesig<br />

SCHEINBAR GEKIPPTER BAUKÖRPER<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

123


Bauen & Technik<br />

Ü<br />

ber einen kleinen Pfad zwischen<br />

dem Gourmet-Gipfelrestaurant<br />

ice Q auf 3.048<br />

Metern Seehöhe und der<br />

aufsteigenden Felswand des Gaislachkoglgipfels<br />

erreicht man das Portal der neuen<br />

Bond-Erlebniswelt in Sölden. Der aus sieben<br />

Elementen bestehende und über Rampen<br />

verbundene Bau ist nur zu einem kleinen Teil<br />

sichtbar. Der größte Teil des Museums befindet<br />

sich im Berginneren. Analog zu einem<br />

Geheimversteck verteilt sich die Installation<br />

„007 Elements“ unterirdisch auf 1.300 Quadratmeter<br />

und eines wird beim Betreten gleich<br />

klar: Auf einem Alpengipfel dieser Höhe<br />

ist es kalt, man befindet sich schließlich auf<br />

über 3.000 Metern. Selbst coole Bond-Enthusiasten<br />

sollten warme Kleidung tragen – auch<br />

in den Sommermonaten herrschen hier niedrige<br />

Temperaturen. Die Entscheidung des<br />

Innsbrucker Architekten Johann Obermoser,<br />

auf den Einsatz von Klimatisierung bewusst<br />

zu verzichten, war nach eigenen Angaben<br />

auch Teil des Designkonzeptes. Die Location<br />

und die umliegende Natur im hochalpinen<br />

Raum sollten in den Innenräumen ständig<br />

präsent sein. Zudem wird der sensible Permafrost<br />

nicht gefährdet. Mit seinen nüchternen,<br />

reduzierten Räumlichkeiten will der Tiroler<br />

Architekt an die Formenklassiker des legendären<br />

Bond-Designers Ken Adam erinnern.<br />

Das Ambiente ähnelt auch dem Quartier,<br />

das der MI6 nach Skyfall und in Spectre im<br />

Londoner Untergrund bezog. Der architektonische<br />

Charakter wird von der reduzierten<br />

Wahl der Materialien geprägt: Beton und<br />

Stahl. Insgesamt 350 Tonnen Stahl und 2.700<br />

Kubikmeter Beton. Ausstellungsräume und<br />

Einrichtungsgegenstände bestehen aus<br />

schalreinem Beton. Große Türen aus rostfreiem<br />

Stahl (Black Inox) sollen die Übergänge<br />

zwischen den Raumkuben betonen,<br />

während perforierte schwarze Stahlpaneele<br />

für abgehängte Decken und schalltechnische<br />

Verkleidungen gewählt wurden.<br />

Schwierige Betoneinbringung<br />

Eine große Herausforderung bei der Planung<br />

und beim Bau des Museums war vor allem<br />

die geologische Situation, wie Obermoser erzählt.<br />

Viele tausend Kubikmeter Stein mussten<br />

aufwändig bewegt werden. Vor allem auf<br />

die Ausführung des Fundaments wurde viel<br />

Augenmerk gelegt. Dabei galt es vor allem,<br />

den im Sommerhalbjahr auftauenden Permafrost<br />

sowie die wechselnden extremen Windund<br />

Wetterbedingungen übers ganze Jahr zu<br />

berücksichtigen.<br />

„Betoniert wurde bei bis zu minus 28 Grad,<br />

was nur möglich war, weil die Schalungen<br />

beheizt wurden“, erklärt Baumeister Franz<br />

Thurner, der auch schon das ice Q auf den<br />

„Betoniert wurde<br />

bei bis zu minus<br />

28 Grad.“<br />

Baumeister Franz Thurner<br />

Berg stellte und die Gaislachkoglbahn errichtete.<br />

Bevor die Kälte zugeschlagen hat, wurde<br />

der Beton mit entsprechenden Lkws bis zur<br />

Mittelstation transportiert, umgeladen und<br />

mit allradgetriebenen Fahrmischern mit<br />

Kettenausstattung an die Baustelle gefahren.<br />

Dies war übrigens nur bei trockener Straße<br />

möglich, so Thurner. Ab <strong>Herbst</strong> wurde der<br />

Beton bis zum Tiefenbachgletscher transportiert,<br />

um eine möglichst geringe Höhendifferenz<br />

zum Einbauort herzustellen. Zwei Helikopter<br />

flogen den Beton dann zum Gipfel. Die<br />

Kräne, mit denen der Beton eingebaut wurde,<br />

124 BauTecFokus


NÜCHTERN REDUZIERTE RÄUMLICHKEITEN<br />

Foto: KRISTOPHER GRUNERT, Wolfgang Lackner<br />

MEDIENTECHNIK: HIGH-END INSTALLATIONEN<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

125


Bauen & Technik<br />

ALPENKULISSE TRIFFT ARCHITEKTUR<br />

konnten wegen des frühen Schneefalles im<br />

<strong>Herbst</strong> nicht mehr abgebaut werden und<br />

wurden daher im Winter am Gipfel zwischengelagert.<br />

Somit waren sie im Winter 2017/18<br />

Europas höchstgelagerte Baustellenkräne<br />

und konnten erst wieder im Frühjahr eingesetzt<br />

werden.<br />

„Die geologische<br />

Situation war eine große<br />

Herausforderung.“<br />

Architekt Johann Obermoser<br />

Kostspielige Technik<br />

Eröffnet wurde der futuristische Bau am 12.<br />

Juli dieses Jahres im Beisein der Schauspielerin<br />

Naomie Harris – sie spielte die Rolle der<br />

Moneypenny in „Spectre“ und „Skyfall“. Die<br />

Idee, die Kultfigur Bond für den Tourismus<br />

im Ötztal nachhaltig zu nutzen – der Tiroler<br />

Urlaubsort war im Jänner 2015 Drehort<br />

für den 24sten James-Bond-Film – stammt<br />

von Jakob Falkner, Geschäftsführer der<br />

Bergbahnen Sölden. Er holte sich auch die<br />

Zustimmung von EON Productions und Metro-Goldwyn-Mayer<br />

(MGM), die gemeinsam<br />

die Bond-Filmrechte besitzen. Die Gesamtkosten<br />

von rund 15 Millionen Euro tragen die<br />

Bergbahnen Sölden. Der Bau selbst wird mit<br />

rund 4,5 Millionen beziffert. Der restliche,<br />

größere Teil der Kosten entfällt auf die medientechnisch<br />

ausgeklügelten Installationen.<br />

Aufgrund der Seehöhe und der Kälte mussten<br />

spezielle Klimagehäuse für die Technik entwickelt<br />

werden. <br />

n<br />

Foto: KRISTOPHER GRUNERT, 007 Elements<br />

126 BauTecFokus


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<strong>Herbst</strong> 2018<br />

127


Bauen & Technik<br />

Energie-Kick<br />

Alternative Energiespeicherung. Als erstes Stadion<br />

der Welt sichert die Johan Cruijff ArenA, Heimat von<br />

AFC Ajax in den Niederlanden, ihre Energieversorgung<br />

durch ein Speichersystem aus neuen und gebrauchten<br />

Elektrofahrzeugbatterien.<br />

E<br />

in einzigartiges Projekt in den<br />

Niederlanden zeigt, wie die Speicherung<br />

von Energie alternativ<br />

funktionieren kann und die Wirtschaftlichkeit<br />

der Fahrzeugbatterien steigert.<br />

In der Johan Cruijff ArenA soll ein 3 Megawatt<br />

Batteriespeicher zur Energieversorgung dienen:<br />

„Dank des Energiespeichersystems kann<br />

das Stadion seinen selbst erzeugten Solarstrom<br />

nachhaltiger und intelligenter nutzen<br />

und die gespeichert Energie als `Amsterdam<br />

Energy ArenA BV´ an den Energiemärkten<br />

vermarkten“, sagt Henk van Raan, Director of<br />

Innovation bei der Johan Cruijff ArenA. Das<br />

System besteht aus bidirektionalen Wechselrichtern<br />

von Eaton und Elektroautobatterien.<br />

Ein großer Teil der Batterien war zuvor in Elektrofahrzeugen<br />

im Einsatz. Die Batterien haben<br />

das Ende ihres CO2-Lebenszyklus bereits<br />

erreicht und seien daher erheblich nachhaltiger<br />

als Systeme aus Neubatterien. Insgesamt<br />

sind Batteriezellen mit einer Kapazität von<br />

2,8 Megawattstunden verbaut. Das entspricht<br />

der Batteriekapazität von 148 Nissan Leafs.<br />

„Im Falle eines Stromausfalls steht der ArenA<br />

dank des Batteriespeichers zukünftig eine<br />

erhebliche Menge Energie zur Verfügung.<br />

Damit erhöht das Stadion seine Versorgungssicherheit<br />

und leistet darüber hinaus einen<br />

Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes in<br />

den Niederlanden und in Europa.“<br />

Flexible Speicherkapazität<br />

Der Energiespeicher übernimmt in der Johan<br />

Cruijff ArenA eine zentrale Rolle und soll den<br />

idealen Ausgleich von Energieangebot und<br />

-nachfrage schaffen. Mit einer Gesamtleistung<br />

von 3 Megawatt kann das Speichersystem<br />

die Energie der 4.200 Solarmodule auf<br />

dem Dach der ArenA optimal speichern und<br />

nutzen. Die Energie, die dabei gespeichert<br />

wird würde ausreichen, um 7.000 Amsterdamer<br />

Haushalte für eine Stunde mit Strom<br />

zu versorgen. Vor allem bei Großveranstal-<br />

Fotos: Jorrit Lousberg-Light at Work Photography<br />

128 BauTecFokus


INNOVATIV & NACHHALTIG<br />

Die John Cruijff ArenA in Amsterdam<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

129


Bauen & Technik<br />

tungen sorgt das Energiespeichersystem für<br />

Backup-Strom, reduziert den Einsatz von<br />

Dieselgeneratoren und entlastet das Stromnetz,<br />

in dem es die auftretenden Lastspitzen<br />

bei Konzerten verhindert.<br />

Neue Technologie<br />

Für den Betrieb des Energiespeichersystems<br />

kommt eine neuartige Hard- und Softwarelösung<br />

von The Mobility House zum Einsatz,<br />

die die Elektrofahrzeugbatterien intelligent<br />

managt. Auch die notwendigen Schnittstellen<br />

zum Energiemanagementsystem der ArenA<br />

und dem niederländischen Netzbetreiber<br />

TenneT wurden von The Mobility House entwickelt<br />

und eingebunden. Im nächsten Schritt<br />

sollen bis zu 200 uni- und bidirektionale Ladestationen<br />

in die Johan Cruijff ArenA integriert<br />

werden, um Elektrofahrzeuge mittels Vehicleto-Grid<br />

Anwendungen in das Stromnetz einzubinden.<br />

„Mit der eingesetzten Technologie<br />

vermarkten wir bereits heute weit über 2000<br />

Fahrzeugbatterien als Stationärspeichersysteme<br />

in unterschiedlichen Projekten an den<br />

Energiemärkten. Die Vorstufe Elektrofahrzeuge<br />

intelligent ins Netz zu integrieren, um<br />

Netzdienstleistungen zu erbringen, ist demzufolge<br />

heute schon technisch machbar. Die<br />

Energie- und Automobilwelt wird dadurch<br />

noch näher zusammenrücken und ebnet<br />

den Weg für innovative und nachhaltige Geschäftsmodelle“,<br />

sagt Thomas Raffeiner, CEO<br />

und Gründer von The Mobility House. n<br />

FLEXIBLE SPEICHERKAPAZITÄT<br />

Der 3 Megawatt Batteriespeicher ermöglicht<br />

eine nachhaltigere und intelligentere<br />

Nutzung des selbsterzeugten Solarstroms.<br />

Fotos: Jorrit Lousberg-Light at Work Photography<br />

130 BauTecFokus


Advertorial<br />

Smartes Heimkommen<br />

KONE Residential Flow. Eines der global führenden Unternehmen der Aufzugs- und Rolltreppenindustrie<br />

stellt seine neueste Produktlösung für Immobilienprojekte im Wohnsektor vor. Das Produkt bietet ein völlig<br />

neues Komfortlevel für Wohnungseigentümer und Bewohner, denn durch die Nutzung mobiler Technologien und<br />

Cloud-Lösungen werden Automatiktüren, Aufzüge, Informationskanäle und Gegensprechanlagen mittels einer<br />

Smartphone Applikation miteinander verbunden.<br />

Fotos: Kone<br />

F<br />

ür diese Entwicklung hat man mehr<br />

als 200 Facility Manager, Projektentwickler<br />

und Gebäudebewohner<br />

weltweit befragt, um ihre Wünsche<br />

und Herausforderungen betreffend den Personenverkehr<br />

im Wohnbereich in den Fokus<br />

zu rücken. Dabei stellte es sich heraus, dass<br />

es oft die Kleinigkeiten sind, die eine große<br />

Auswirkung auf den Komfortlevel der Bewohner<br />

haben: eine Tür zu öffnen, wenn man die<br />

Hände voller Einkaufstaschen hat oder eine<br />

Lieferung annehmen zu wollen, wenn man<br />

nicht zu Hause ist. Auch für Gebäudeeigentümer<br />

und Facility Manager bringt die Lösung<br />

mehr Flexibilität und Komfort mit sich, denn<br />

Gebäudeinformationen können leichter geteilt<br />

werden und Zutrittsrechte überall und jederzeit<br />

verwaltet und vergeben werden. So wird das<br />

Gebäude zum smartesten im Wohnbezirk und<br />

steigert so automatisch seinen Wert. KONE Access<br />

kontrolliert und öffnet Gebäudetüren und<br />

ruft automatisch einen Aufzug um den Bewohner<br />

zu seinem Stockwerk zu befördern – all das<br />

ohne einen klassischen Schlüssel verwenden<br />

zu müssen. KONE Visit inkludiert eine vernetzte<br />

Gegensprechanlage, die es Bewohnern<br />

ermöglicht, Besucher zu empfangen und ihnen<br />

per Smartphone App Zutritt zu gewähren. Hier<br />

bringt der Aufzug den Besucher ebenfalls direkt<br />

in das gewünschte Stockwerk. Bewohnern ist es<br />

zudem möglich, Zutrittsrechte in das Gebäude<br />

per Fernzugriff zu erteilen, was wiederum sehr<br />

hilfreich für Situationen wie Paketzustellungen<br />

ist. Das Online-Schlüsselmanagement unterstützt<br />

auch Hausverwaltung und Einsatzbereiche<br />

wie beispielsweise Kurzzeitvermietung.<br />

Mit dem KONE Information Paket können<br />

Facility Manager relevante, gebäudebezogene<br />

Informationen direkt per Push-Nachricht auf<br />

die Smartphones der Bewohner einspielen, und<br />

ebenso auf die Infobildschirme im Eingangsbereich<br />

und im Aufzug. KONE Residential Flow ist<br />

sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude<br />

verfügbar.<br />

n<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

131


Bauen & Technik<br />

Schneller und<br />

günstiger Mauern<br />

Bau-Roboter. Die Wienerberger AG will gemeinsam mit Fastbrick Robotics Limited<br />

Ziegellösungen entwickeln, mit denen Häuser schneller und günstiger gemauert werden<br />

können.<br />

E<br />

igentlich sieht Roboter Hadrian X<br />

gar nicht so spektakulär aus. Ist er<br />

aber. Der Roboter besticht durch<br />

ein, in der Baubranche noch recht<br />

einzigartiges Können. Er verbaut mehr als<br />

1000 Steine pro Stunde und soll ein kleineres<br />

Haus in nur zwei Tagen mauern. Üblicherweise<br />

benötigt man in traditioneller Bauweise<br />

dafür vier bis sechs Wochen. Hinter dieser zukunftsweisenden<br />

Roboter-Technologie steht<br />

Fastbrick Robotics Limited (FBR), ein an der<br />

australischen Börse gelistetes Unternehmen.<br />

Die Wienerberger Gruppe hat nun ein Partnerschaftsabkommen<br />

mit FBR unterzeichnet. Ziel<br />

der Partnerschaft sei die Entwicklung, Erprobung<br />

und Herstellung von Ziegeln, die speziell<br />

für den Bauroboter Hadrian X von Fastbrick<br />

optimiert sind. Diese sollen in Folge in einem<br />

Pilotprojekt in Europa getestet und bei einem<br />

erfolgreichen Abschluss gemeinsam mit dem<br />

Hadrian X auf Wienerberger-Märkten eingeführt<br />

werden.<br />

„Mit dem Hadrian X verfügen wir über eine<br />

zukunftsweisende Technologie, die den<br />

Wohnbau in weiten Teilen der Welt revolutionieren<br />

kann. Wir sind daher sehr glücklich,<br />

mit Wienerberger als größten Ziegelhersteller<br />

weltweit, einen global agierenden Partner<br />

gewonnen zu haben, um Ziegel für unseren<br />

Bauroboter zu entwickeln und unsere Technologie<br />

weiter zu skalieren. Diese Partnerschaft<br />

gibt uns in Zukunft die Möglichkeit,<br />

unseren Kunden einzigartige, auf ihre Märkte<br />

zugeschnittene Ziegellösungen zu bieten und<br />

sichert uns zudem die nachhaltige Versorgung<br />

mit speziell für den Hadrian X hergestellte<br />

Ziegeln", erklärt Mike Pivac, CEO von<br />

Fastbrick Robotics Limited<br />

Vollautomatisiert<br />

Das Robotik-Unternehmen Fastbrick entwirft,<br />

entwickelt und produziert dynamisch<br />

stabilisierte Roboter für die Bauindustrie. Der<br />

Bauroboter Hadrian X wurde für die Arbeit<br />

im Freien entwickelt und verwendet eine<br />

besondere, von Fastbrick entwickelte Stabilisierungstechnologie<br />

– Dynamic Stabilisation<br />

Technology (DSTTM). Dadurch ist es dem<br />

Hadrian X möglich, Bewegungen, die durch<br />

Wind, Virbrationen oder Gegenbewegungen<br />

verursacht werden, in Echtzeit zu messen und<br />

auszugleichen. So kann er vollautomatisiert<br />

Wohnbauten mit höchster Präzision und<br />

Qualität bei gleichzeitig optimiertem Materialeinsatz<br />

errichten, heißt es firmenseitig. Die<br />

Montage des ersten Hadrian X wurde im Sommer<br />

2018 abgeschlossen.<br />

Weniger Arbeitsaufwand<br />

„Die Bauindustrie steht in Zeiten der Digitalisierung,<br />

der hohen Nachfrage nach leistbarem<br />

Wohnraum und dem vorherrschenden<br />

Facharbeitermangel vor großen Herausforderungen.<br />

Gemeinsam mit Fastbrick wollen<br />

wir auf Basis der zukunftsweisenden Hadrian<br />

X-Technologie Lösungen entwickeln, mit<br />

denen Wohnraum schneller und günstiger realisiert<br />

werden kann. Und das bei gleichzeitig<br />

geringerem Ressourceneinsatz und weniger<br />

Arbeitsaufwand. Die Kooperation ist damit ein<br />

weiterer Schritt in unserer Strategie, unseren<br />

Kunden innovative Produkte, Dienstleistungen<br />

und Lösungen anzubieten“, sagt Heimo<br />

Scheuch, CEO der Wienerberger AG. n<br />

132 BauTecFokus


HADRIAN X BESTEHT AUS EINEM ROBOTERARM,<br />

der auf einem Lastwagen angebracht ist. Auf Basis von 3D-Modellen<br />

schneidet er die Ziegel selbst zu. Auf einem Förderband werden die<br />

Stücke dann an den Roboterarm weitergeleitet, der sie verlegt.<br />

„Hadrian X:<br />

Mehr als 1.000<br />

Ziegel pro Stunde.“<br />

HADRIAN X:<br />

Basierend auf einem 3D-CAD-Plan konstruiert der<br />

Bauroboter die Struktur eines Hauses mit Ziegeln.<br />

Dabei werden sämtliche Vorgänge vom System<br />

automatisch erledigt – unter anderem das Aufladen,<br />

Schneiden sowie die Platzierung der Ziegel.<br />

Fotos: Fastbrick Robotics Limited<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

133


Zu Tisch mit …<br />

Reinhard<br />

Poglitsch<br />

134 BauTecFokus


Experience Manager. Es war<br />

nicht ganz einfach, dann hat es<br />

aber doch geklappt. Reinhard<br />

Poglitsch, Commercial Director<br />

Continental Europe bei ISS World<br />

Services ist viel unterwegs. Der<br />

BauTecFokus hat ihn im Dstrikt<br />

Steakhouse im Ritz-Carlton<br />

getroffen.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

E<br />

in Steak – was sonst“, kommt es wie<br />

aus der Pistole geschossen. Poglitsch<br />

ist ein absoluter Steakliebhaber. Hier<br />

gebe es, seiner Meinung nach, das<br />

beste Steak der Stadt. Das Geheimnis sei der<br />

Holzkohlengrill. Für ein Steak stehe er auch selbst<br />

gerne in der Küche. „Wenn ich Zeit habe, koche<br />

ich sehr gerne.“ Doch Zeit ist Mangelware. Bis zu<br />

vier Flüge stehen pro Woche auf dem Programm.<br />

„Am Markt tut sich sehr viel“, meint Poglitsch<br />

– vor allem wenn man über die Grenzen schaut.<br />

Am heimischen, nationalen Markt herrsche<br />

business as usal, schaue man aber über die<br />

Grenzen hinweg, werde es interessant. „Vor<br />

allem dann, wenn es sich um länder- und regionenübergreifende<br />

Projekte handelt“, weiß der<br />

FM-Profi zu berichten. Aktuell ist der gebürtige<br />

Südburgenländer Commercial Director Continental<br />

Europe. „Wir haben bei ISS die Welt in<br />

vier Regionen aufgeteilt. Ich bin für den Vertrieb<br />

in 20 Länder, darunter auch Osteuropa<br />

und Israel verantwortlich.“ Israel, wird der<br />

Region Europa zugezählt – wie bei der UEFA<br />

ist man versucht zu sagen, der wahre Grund ist<br />

ganz ein anderer. „In jeder Region ist ein Exot<br />

dabei. Da geht es auch um Wissenstransfer, um<br />

Know-how-Transfer im positiven Sinne.“ Denn<br />

international gebe es kaum ein Projekt, das nur<br />

ein Land betreffe.<br />

Zu wenig Headquarter in Österreich<br />

Aus Sicht von Poglitsch sind UK und Deutschland<br />

die mit Abstand bedeutendsten Märkte.<br />

„Allein in Deutschland sind 300 der Top 500<br />

Unternehmen der Welt vertreten. Entweder<br />

durch das Europa-Headquarter oder ein Sub-<br />

Headquarter.“ Österreich habe hier kaum<br />

etwas zu bieten. „Was Headquarter betrifft,<br />

ist Österreich leicht zweistellig. Österreich hat<br />

REINHARD POGLITSCH<br />

COMMERCIAL DIRECTOR CONTI-<br />

NENTAL EUROPE BEI ISS WORLD<br />

SERVICES<br />

Nehmen Sie gern Risiko? Ja, absolut.<br />

SMS, WhatsApp oder Telefon? WhatsApp<br />

Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?<br />

Konsequent Dinge umzusetzen. Schwäche:<br />

Ungern nein zu sagen.<br />

Womit kann man Sie aus der Fassung<br />

bringen? Wenn sich Menschen überschätzen.<br />

Das kann im Berufsleben gefährlich<br />

werden.<br />

Bier – Wein- Champagner? Wein, ich bin<br />

Burgenländer.<br />

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?<br />

The Art of Action von Stephen Bungay<br />

Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen –<br />

welcher Sender läuft? Ö1<br />

Wenn ich heute zehn Millionen im Lotto<br />

gewonnen hätte, dann...würde ich bei<br />

ISS etwas leiser treten, nur mehr von Montag<br />

bis Donnerstag arbeiten und mich mehr<br />

um meine Familie kümmern.<br />

Mit welcher lebenden oder bereits<br />

verstorbenen Person würden Sie gerne<br />

einen Abend verbringen? Mit Falco. Er war<br />

für mich der Picasso der Musik und ist viel zu<br />

früh verstorben.<br />

Hund - Katze – Kanarienvogel? Hase<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

135


seinen Platz als Standort für CEE-Headquarters<br />

verloren. Viele ehemalige Headquarter sind<br />

woanders hingezogen.“<br />

Die Rahmenbedingungen in Österreich seien<br />

im internationalen Vergleich für internationale<br />

Firmenzentralen zu komplex, teuer und<br />

kompliziert. „Das kann auch Wien mit seiner<br />

Auszeichnung als lebenswerteteste Stadt nicht<br />

auffangen. Andere Länder bieten – gerade<br />

für Headquarter deutlich bessere steuerliche<br />

Rahmenbedingungen. Leider“, wie Poglitsch<br />

hinzufügt.<br />

Türkei geht durch die Decke<br />

Doch Poglitsch kann sich über mangelnde<br />

Aufgaben nicht beschweren. Seine Region<br />

zeichnet für 40 Prozent der im Konzern erwirtschafteten<br />

Wertschöpfung von 11 Milliarden<br />

Euro verantwortlich. „Auch wenn in Asien<br />

deutlich mehr Mitarbeiter beschäftigt sind“,<br />

wie Poglitsch betont. Wenn es um das Ranking<br />

geht, hat seine Region die Nase vorn.<br />

Die Türkei ist ein prosperierender<br />

Markt. „Der geht durch die<br />

Decke.“ „Die Türkei zählt<br />

seit Jahren zu den erfolgreichsten<br />

Ländern im<br />

Konzern. Heuer beträgt<br />

das organische Wachstum<br />

35 Prozent.“ Dieses<br />

würde allerdings durch die<br />

Inflation aufgefressen. „Das<br />

tut verdammt weh“, sieht Poglitsch die<br />

Entwicklung mit einem lachenden und einem<br />

weinenden Auge.<br />

Die liebste Beschäftigung ist Shopping<br />

Treiber 1 sei der Health & Care Bereich. Da<br />

werde nicht gekleckert, sondern ordentlich<br />

geklotzt. „Die Türkei hat im Health & Care Bereich<br />

einen Nachholprozess gestartet – gerade<br />

im stark fragmentierten Spitalsbereich. Da<br />

werden von Städten gemeinsam Regionalspitäler<br />

mit tausenden errichte.t“ Aber: „Ziel ist<br />

mit Ärzten und Pflegepersonal einzuziehen.<br />

Der Rest, wenn man hier von Rest sprechen<br />

darf, wird outgesourced. Dafür werden Dienstleister<br />

gesucht. Wir sind einer davon.“ Und der<br />

Treiber Nummer 2? „Das ist eindeutig Retail.<br />

Retail findet in der Türkei in einer anderen Dimension<br />

statt. Allein in Istanbul gibt es nicht<br />

ein Shopping-Center, in dem Louis Vuitton<br />

vertreten ist. Da gibt es gleich ein paar davon.<br />

Die liebste Beschäftigung in Istanbul ist und<br />

bleibt Shopping.“ Dazu kommen noch Produktionsbetriebe<br />

und Büroimmobilien. „Allen ist<br />

gemein, dass sie – auch bei der Reinigung – bereit<br />

sind für Qualität mehr zu bezahlen. Das ist<br />

ganz anders als in Mitteleuropa.“<br />

Ein Grund dafür ist aber auch die Tatsache,<br />

dass ganz andere Materialien verbaut sind. „Da<br />

gibt es Marmorfußböden und goldene Griffe<br />

oder Handläufe, die intensiver gepflegt werden<br />

müssen. Ein weiterer Wachstumstreiber ist der<br />

Bereich Security. „Der hat einen ganz anderen<br />

Stellenwert wie in Mitteleuropa. In Wien gibt<br />

es Security beinahe ausschließlich in High<br />

Street Shops – in der Türkei beinahe überall.“<br />

Fazit: ISS beschäftigt allein in der Türkei 7.000<br />

Mitarbeiter in diesem Teilsegment.<br />

Concierge-Service für Mitarbeiter<br />

Aus Kroatien hingegen habe man sich vor<br />

einige Jahren zurückgezogen. „Da gibt es nur<br />

Zagreb und im Süden Zadar. 6 bis 7 Monate<br />

Tourismus – unsere Stärken sind wiederkehrende<br />

Services und kein Projektgeschäft.“<br />

In Österreich ist der Bereich Pharma das<br />

am stärksten wachsende Segment.<br />

Da sei die Bereitschaft, sich<br />

mit Innovationen auseinanderzusetzen<br />

höher. Diese<br />

Unternehmen wollen sich<br />

auch auf ihr Kerngeschäft<br />

konzentrieren können. Alles,<br />

was nicht dazu gehört, wird externen<br />

Profis überlassen. „… und wir<br />

profitieren von dieser Entwicklung“, betont<br />

Poglitsch. „Im Pharmabereich gehe es für die<br />

Kunden auch darum, die besten Mitarbeiter zu<br />

finden, diese aber auch halten zu können. Für<br />

uns gilt es herauszufinden, welchen Beitrag Facility<br />

Management dazu leisten kann, dort zu<br />

unterstützen. Wie kann Facility Management<br />

ein Unternehmen so attraktiv gestalten, dass<br />

sie bleiben. Da ist man ganz schnell weg vom<br />

reinen Servicegeschäft. Das hören wir in jüngster<br />

Vergangenheit immer wieder. Machen sie<br />

uns einen Vorschlag. Wie können wir unser<br />

Unternehmen attraktiver machen.“ Aber wie<br />

macht man das?<br />

„Wir definieren sogenannte Touchpoints.<br />

Welche Berührungspunkte hat der Mitarbeiter<br />

mit dem Unternehmen – und welche Qualität<br />

erwartet er dann. Diese Erwartungen können<br />

von Büro zu Büro, aber auch Mitarbeiter zu<br />

Mitarbeiter verschieden sein. Wir begleiten<br />

den Mitarbeiter in seinem Tagesablauf im<br />

Büro. Das sind zum Teil ganz simple Dinge. Für<br />

136 BauTecFokus


Mitarbeiter mit einem eigenen Fahrzeug oder<br />

einem Dienstfahrzeug kann es zum Beispiel<br />

wichtig sein, einen eigenen Parkplatz zu haben.<br />

Gibt es ein Parkleitsystem – auch für Kunden<br />

wichtig – ist der Parkplatz sauber, sind die<br />

Grünflächen in Ordnung.“ Ein ganz wichtiges<br />

Thema ist auch die Verpflegung – Liebe geht<br />

halt auch durch den Magen. „Der Kaffee ist<br />

ein absolutes Topthema geworden“ – und geht<br />

über spezielle Dienstleistungen<br />

wie Bügelservice bis hin zu Paketdiensten.<br />

Man ist fast versucht<br />

zu sagen: „Dienstleistungen, die<br />

in einem Top-Hotel vom Concierge-Service<br />

übernommen<br />

werden.“ Wobei – kommt<br />

Poglitsch noch einmal auf das<br />

Thema Kaffee zurück – es keine Seltenheit<br />

ist, dass Unternehmen Kaffeemaschinen um<br />

10.000 bis 15.000 Euro anschaffen und den<br />

Kaffee aus Privatröstereien beziehen. Er selbst<br />

trinkt am liebsten Filterkaffee. „Starken Filter-<br />

kaffee mit ein wenig Milch.“ Gerade die Verpflegung<br />

hat international einen ganz neuen<br />

Stellenwert bekommen. „In Skandinavien ist<br />

es keine Seltenheit mehr, dass Michelin-Sterneköche<br />

in Betriebsküchen stehen. Was sind<br />

schon Mehrkosten von ein paar Tausend Euro<br />

im Monat für einen Superkoch.“ Dass es eine<br />

Betriebsverpflegung gibt, ist in Nordeuropa<br />

eine Selbstverständlichkeit, ebenso dass die<br />

Kosten vom Unternehmen übernommen<br />

werden.<br />

Dass derartige Services sich erst<br />

ab einer kritischen Größe rechnen,<br />

versteht sich von selbst<br />

und ist vor allem dort umsetzbar,<br />

wo eine größere Anzahl an<br />

Mitarbeitern an einem Ort konzentriert werden.<br />

„Da sind die Einsparungseffekte gleich anders<br />

darstellbar“, so der FM-Profi. Für Poglitsch<br />

bewege sich Facility Management immer mehr<br />

in Richtung Human Resources. „Spätestens<br />

„In Skandinavien<br />

ist es keine<br />

Seltenheit mehr,<br />

dass Michelin-<br />

Sterneköche in<br />

Betriebsküchen<br />

stehen.“<br />

Reinhard Poglitsch<br />

2018<br />

10. Oktober 2018<br />

Austria Center Vienna<br />

www.pma.at<br />

über Zeit und Geschwindigkeit<br />

im Projektmanagement<br />

#pmafocus2018<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

137


2030 wird der FM-Manager gleichzeitig der<br />

Human Resources Manager sein. Es geht den<br />

Menschen in der Immobilie zu erfassen.“<br />

Man lernt aus Fehlern und korrigiert<br />

Poglitsch hat auch gleich ein Beispiel parat.<br />

„Das Logo eines Unternehmens steht auch<br />

für dessen Qualität. Wer bei Google arbeitet,<br />

will in einem schicken Büro sitzen und nicht<br />

in einem Hinterhof arbeiten. Er erwartet einfach<br />

mehr Qualität als bei einem anderen Unternehmen<br />

– auch von der Immobilie.“ – Und<br />

New World of Work? Neue Arbeitsformen gehören<br />

für Poglitsch einfach dazu, auch wenn<br />

man in einigen Unternehmen bereits wieder<br />

zurückrudert. „In einigen Fällen ist man zu<br />

weit gegangen. Man lernt aus Fehlern und<br />

korrigiert. Yahoo ist hier ein gutes Beispiel.<br />

Mitarbeiter, die nur zu Hause abreiten verlieren<br />

den Kontakt zum Unternehmen. Dies<br />

bedeute gleichzeitig, dass die Loyalität zum<br />

Unternehmen sinkt, die Wechselbereitschaft<br />

wird größer.“<br />

Eines aber ist auch klar, one size fits all – das<br />

ist nicht umsetzbar. „Alle Services werden in<br />

regelmäßigen Abständen abgefragt. Short and<br />

simple – sonst macht niemand mit.“ Die Zeiten<br />

allerdings, in denen jeder Mitarbeiter einen eigenen<br />

Schreibtisch hatte, die sind vorbei. „Untersuchungen<br />

zeigen, dass maximal 80 Prozent<br />

aller Mitarbeiter tatsächlich auch zum selben<br />

Zeitpunkt im Unternehmen sind.“<br />

„One size fits all – das ist nicht<br />

umsetzbar.“<br />

ISS<br />

ISS (Integrated Service Solutions) wurde 1901 in Kopenhagen gegründet und hat sich zu einem<br />

der weltweit führenden Unternehmen für Facility Services entwickelt. ISS bietet seinen Kunden<br />

ein breites Serviceportfolio: Reinigungsservices, Technische (Gebäude-) Services, Business<br />

Catering, Sicherheit Services, Support Services sowie Integrated Facility Services (IFS). ISS beschäftigt<br />

aktuell rund 500.000 Mitarbeiter und betreibt lokale Niederlassungen in mehr als 75<br />

Ländern in Europa, Asien, Nordamerika, Lateinamerika sowie im Pazifischen Raum. ISS betreut<br />

Privatkunden wie auch Kunden im öffentlichen Bereich.<br />

In Österreich ist ISS mit 12 Niederlassungen und rund 7.627 Mitarbeitern (Stand 01/2018) vertreten<br />

und damit einer der größten privaten Arbeitgeber Österreichs.<br />

Transparenz bei den Honoraren<br />

Diese Entwicklung werde auch dazu führen,<br />

dass sich die Branche weiter konsolidieren<br />

wird. „Es wird die Trennung, der auf Reinigung<br />

und ähnliche Services fokussierten FM-Unternehmen<br />

und jenen, die die Spezialisierung in<br />

Richtung Human Resources gehen, geben.“ Im<br />

unteren Bereich der Skala wird wohl weiterhin<br />

vermehrt über den Preis, am anderen Ende über<br />

die Qualität und Lösungen verkauft werden.<br />

„Diese Entwicklung ist bereits in einigen Ländern<br />

spürbar.“<br />

Transparenz heißt das neue Modell bei den<br />

Honoraren. „Die FM-Branche wird in Zukunft<br />

viel mehr bei den eigenen Honoraren ins Risiko<br />

gehen. Aufträge, bei denen 50 Prozent des<br />

Honorars auf Risiko gebucht werden.“ Einsparungspotential<br />

sieht Poglitsch in der gewachse-<br />

138 BauTecFokus


nen, aber nie evaluierten Supply Chain. Facility<br />

Management relevante Leistungen werden pro<br />

Standort bei unterschiedlichsten Lieferanten<br />

eingekauft. In einigen Fällen sogar von unterschiedlichen<br />

Abteilungen im Unternehmen<br />

selbst. Da sind in Einzelfällen schon mal 30<br />

Prozent drinnen.“ Eine derartige Vorgehensweise<br />

brauche eine exakte Kalkulation.“ Daher<br />

kommt der Performance- und Calculation-<br />

Excellence immense Bedeutung zu.<br />

Flache, gelebte Hierarchien<br />

Was macht die Stärke von ISS aus? „Flache,<br />

gelebte Hierarchien und schnelle Entscheidungswege.<br />

Wir sind in der Lage 200-Millionen-Euro-Projekte<br />

in einer halben Stunde in<br />

einem Bid- or No-Bid-Process zu entscheiden.<br />

Wollen wir den Kunden haben, haben wir<br />

die benötigten Ressourcen, können wir alle<br />

Aspekte, die der Kunde will abbilden“, bringt<br />

es Poglitsch auf den Punkt. „Es gibt 10 standardisierte<br />

Power-Point-Folien. In etwa rund 25<br />

Teilnehmer via Skype – nach 30 Minuten steht<br />

fest, ob wir es machen wollen oder nicht. Das<br />

geht aber auch nur weil alle Teilnehmer topvorbereitet<br />

in das Meeting gehen. Und man wird<br />

bald zum Buhmann, wenn man unangebrachte<br />

Fragen stellt, denn das kann nur heißen, dass<br />

man unvorbereitet in das Meeting gegangen<br />

ist.“ Aktuell werden so viele Projekte angefragt,<br />

dass man international 50 Prozent ablehnen<br />

muss. „Wir wollen keine Projekte halbherzig<br />

betreuen.“ Was nicht immer auf Verständnis<br />

auf Kundenseite stößt. „Dann hören wir oft:<br />

Wir sind Euch nicht wichtig genug. In allen<br />

Fällen, in denen wir ablehnen müssen, suchen<br />

wir in persönlichen Gesprächen zu erklären,<br />

warum. Auch das ist ISS-Kultur.“ Die flache<br />

Hierarchie zeigt sich auch im Büro. „Bei uns<br />

sitzt der Präsident bei seinen Mitarbeitern und<br />

holt sich seinen Kaffee wie jeder andere auch<br />

selbst. Sekretärinnen: Fehlanzeige. Selbst Jacob<br />

Götzsche, der Vorgesetzte von Poglitsch, der<br />

145.000 Mitarbeiter unter sich hat und einen<br />

Umsatz von 3,5 Milliarden Euro verantwortet,<br />

hat keine. Auch das sei ISS-Kultur.“<br />

Seit 30 Jahren im Unternehmen<br />

Entspannung findet der Fünfzigjährige, der<br />

bereits seit 30 Jahren für ISS tätig ist, bei Aktivitäten<br />

mit der Familie an seinem Wohnsitz im<br />

Südburgenland und beim Radfahren. Da kennt<br />

er kein Halten. „Ich habe 7 Stück in der Garage<br />

stehen – vom Straßenrennrad bis zum Mountainbike.“<br />

Noch fährt Poglitsch nicht elektrisch,<br />

aber das kann ja noch werden. Erste Überlegungen<br />

dazu gibt es bereits. Sein Lieblingsstück<br />

ist ein österreichisches SIMPLON-Rennrad<br />

aus Carbon. „Ich genieße die Stunden mit der<br />

Familie, denn unter der Woche ist Poglitsch unterwegs.<br />

„Bis zu 4 Flüge pro Woche sind keine<br />

Seltenheit“, kommentiert Poglitsch, der als<br />

Alarmanlageninstallateur in Graz bei ISS begonnen<br />

hatte. Seitdem kennt sein Karriereweg<br />

nur eine Richtung – aufwärts. Denn zwei Jahre<br />

später war er Leiter der Sicherheitstechnik, 5<br />

Jahre danach Leiter der Security-Regionaldirektion<br />

Steiermark Graz und unter anderem<br />

für die Kurzparkzonenbewirtschaftung in Graz<br />

verantwortlich. Zwischen 1997 und 2006 war<br />

Poglitsch am Aufbau der Märkte in Tschechien,<br />

Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien<br />

beteiligt. Zurück in Österreich war er für den<br />

Aufbau dort – in den vergangenen Jahren<br />

waren zahlreiche Unternehmen aufgekauft<br />

worden – mitverantwortlich. Vor zwei Jahren<br />

dann der große Karrieresprung. „Man bot mir<br />

an, den österreichischen Erfolgsweg im Bereich<br />

Commercial auf europäischer Ebene umzulegen.“<br />

Im Schnitt alle 2 Jahre ein neuer Job, im<br />

selben Unternehmen. Wer weiß, wo ihn der<br />

BauTecFokus das nächste Mal trifft.<br />

Zum Schluss nehmen wir – Sie haben es erraten<br />

– Kaffee. Starken Espresso. Ich „Schwarz“,<br />

ohne alles, mein Gegenüber mit einem Schuss<br />

Milch. Ob der Kellner nur deshalb hier arbeitet,<br />

weil der Kaffee ausgezeichnet ist? Eine interessante<br />

Frage. Beim nächsten Besuch hole<br />

ich mir eine Antwort.<br />

n<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

139


Rückblick Rubrik<br />

Martina K., ratlose Immobilienmanagerin<br />

140 72 ImmoFokus | <strong>Herbst</strong> 2017


Martina K., glückliche Immobilienmanagerin, die<br />

gerade wichtige Zahlen und Daten in den neuen<br />

ImmoFakten gefunden hat.<br />

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<strong>Herbst</strong> 2017 Sommer | ImmoFokus 2018 141 73


Bauen & Technik<br />

Matador<br />

für Große<br />

Baukastensystem. Mit den<br />

Ersatzräumlichkeiten des Parlaments rund um<br />

die Hofburg sorgte ein kreatives Bau-Team<br />

für erhöhte Aufmerksamkeit, auch in einer<br />

breiteren Öffentlichkeit. Lukas Lang Building<br />

Technologies (LLBT) nennt sich das Wiener<br />

Unternehmen, das mit einem Baukastensystem<br />

der besonderen Art Bauprojekten einen<br />

nachhaltigen Innovationsschub verschaffen will.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

S<br />

tandardisiert und trotzdem individuell.<br />

So könnte man den<br />

„Lukas-Lang-Systembaukasten“<br />

kurz beschreiben. „Unser Modell<br />

ist ein standardisierter, gesamtheitlich<br />

durchdachter und abgestimmter Baukasten<br />

für schlüsselfertige Gebäude. Aus einer Vielzahl<br />

vordefinierter, industriell vorgefertigter<br />

Komponenten werden individuelle, schlüsselfertige<br />

Bauwerke in unterschiedlichster<br />

Konfiguration errichtet“, konkretisiert<br />

Christian Leitner, LLBT-Geschäftsführer und<br />

Sprecher des Unternehmens, das neuartige<br />

Konzept. Im Gegensatz zu Raummodulen<br />

(Container) oder Flächenmodulen (manuell<br />

vorgefertigte Wandscheiben) basiert der<br />

Systembaukasten auf flexiblen, kleinteiligen<br />

Bauteilen, wie Säulen, Träger- oder Fassadenelementen,<br />

die formschlüssig verbunden<br />

werden und jederzeit zerstörungsfrei lösbar<br />

und somit wiederverwendbar sind. „Die Produktion<br />

erfolgt auftragsunabhängig auf Basis<br />

von Gleichteilen, hoch automatisiert und<br />

qualitativ optimiert. Potentielle Fehler- und<br />

somit Kostenquellen, die sonst auf Baustellen<br />

Usus sind, werden somit ausgeschlossen und<br />

die Bauteile liegen jederzeit abrufbereit auf<br />

Lager“, führt Leitner die Vorteile des Baukastens<br />

aus.<br />

Vielfältigkeit in der Gestaltung<br />

Wesentliche Produktfeatures sind die<br />

Kleinteiligkeit des Bausystems, die zerstörungsfreie<br />

Lösbarkeit, die werterhaltende<br />

Wiederverwendung der standardisierten<br />

142 BauTecFokus


„Die Bauweise passt<br />

sich an die wechselnden<br />

Bedürfnisse der Nutzer an.“<br />

Christian Leitner, LLBT-Geschäftsführer<br />

Fotos: markus bstieler<br />

Bauteile, sowie die Trennung von Tragwerk<br />

und Gebäudehülle, so Leitner weiter: „Diese<br />

Eigenschaften erlauben eine vielfältige architektonische<br />

Gestaltung, da mit ein und denselben<br />

Teilen unterschiedlichste Architektur<br />

errichtet werden kann. Hinzu kommt eine<br />

hohe Flexibilität, wenn man nachträglich<br />

verändern möchte: Sei es in Richtung einer<br />

Erweiterung, Verkleinerung, Adaption oder<br />

auch einer veränderten Nutzung an einem<br />

anderen Ort.“ Das sei ein besonders wichtiger<br />

Aspekt, argumentiert der LLBT-Sprecher,<br />

denn durch die Wiederverwendung der<br />

Bauteile sei es möglich, die Lebenszykluskosten<br />

eines Bauwerkes sehr gering zu halten:<br />

„Die kleiner dimensionierten Bauteile<br />

erleichtern zudem die Logistik ungemein.<br />

So können beispielsweise alle Komponenten<br />

eines 40-Quadratmeter-Gebäudes in einem<br />

Container weltweit verschifft, dann mit einem<br />

gewöhnlichen LKW in die betreffende<br />

Region verbracht und schließlich mit einem<br />

Pritschenwagen an einem schwerzugänglichen<br />

Bauplatz in den Bergen transportiert<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

143


Bauen & Technik<br />

IM AUFBAU<br />

Jedes Modul wird<br />

je nach Kundenwunsch<br />

maßangefertigt.<br />

werden.“ Leitner selbst weiß um den USP<br />

„seiner“ Bauweise, obwohl Mitbewerber<br />

teilsweise ähnlichen, modularen Charakter<br />

haben. „Großteilige Flächenmodule oder<br />

Raumzellen werden zumeist projektspezifisch,<br />

teils maschinell, teils mit vielen manuellen<br />

Arbeitsschritten im Werk für eine<br />

bestimmte Gebäude- und Raumplanung,<br />

sprich Nutzungsart, vorgefertigt. Jedes Modul<br />

wird somit je nach Kundenwunsch ausge-<br />

stattet, sprich maßangefertigt und ist somit<br />

ein Prototyp. Verlassen die in der Planung<br />

exakt vordefinierten Flächenmodule oder<br />

Raumzellen einmal das Werk, sind nachträgliche<br />

Änderungen bei Bedarf nur bedingt bis<br />

gar nicht möglich“, lautet Leitners Begründung.<br />

Einmal auf der Baustelle angelangt,<br />

werden die großformatigen Flächenmodule<br />

oder Raumzellen anhand von Nägel, Spax-<br />

Schrauben, Kleber, Spachtel, Putze und Farben<br />

nach genauen Vorgaben fix miteinander<br />

verbunden und fertigestellt. „Daher sind Gebäude<br />

aus herkömmlichen Modulbauweisen<br />

während der Nutzung sowie in der Nachnutzung<br />

unflexibler als Bauwerke aus einem<br />

kleinteiligen System.“ Den „herkömmlichen“<br />

Konzepten fehlt somit Einiges: „Während<br />

der Nutzung fehlt es den bestehenden Konzepten<br />

an einfachen Umbau-, Erweiterungs-,<br />

Verkleinerungs- und Abbaumöglichkeiten.<br />

144 BauTecFokus


Fotos: markus bstieler<br />

Da die Individualität der Einzelkunden im<br />

Vordergrund steht, wird hierbei der Gedanke<br />

der Systematisierung eher auf die Produktion<br />

gelegt, nicht jedoch auf einzelne Bauteile.<br />

Somit sind herkömmliche und alternative<br />

Bauweisen meist gar nicht oder nur zu einem<br />

geringen Teil zerstörungsfrei wiederverwendbar<br />

und vor allem schwer recyclebar.“<br />

Die LLBT-Gebäude hingegen können durch<br />

ihre formschlüssigen Verbindungen sowie<br />

der Kleinteiligkeit des Systems am Ende ihrer<br />

Lebensdauer wesentlich einfacher in all ihre<br />

einzelnen Baukomponenten und Grundmaterialien<br />

wie Holz, Glas, Metall zerlegt und<br />

umweltschonend in den Naturkreislauf rückgeführt<br />

werden, erläutert Leitner – weshalb es<br />

auch wichtig sei, den gesamten Lebenszyklus<br />

eines Bauwerks und die damit verbundenen<br />

Kosten zu betrachten: „Nur so kann nachhaltiges<br />

Bauen betrieben werden.“<br />

Flexibles Leben der Immobilie<br />

Mit der LLBT-Bauweise lassen sich Adaptionen,<br />

ob es die Raumaufteilung, das Tragwerk<br />

oder die Gebäudehülle betrifft, auch während<br />

der Nutzung mit wenig Aufwand rasch, leise<br />

und sauber durchführen. Davon profitieren<br />

vor allem die Nutzer, weiß Leitner: „Von der<br />

hohen Systemflexibilität können wachsende<br />

„Wir hoffen auf eine Harmonisierung<br />

der Bauvorschriften, die innovative<br />

und nachhaltige Bautechnologien<br />

zumindest nicht behindern.“<br />

wie schrumpfende Haushalte, Unternehmen,<br />

Kindergärten oder Gemeinden gleichermaßen<br />

profitieren, da sich die Bauweise auf die<br />

wechselnden Bedürfnisse der Nutzer anpassen<br />

kann. Nebenbei erleichtert das flexible<br />

Bausystem Facility Managern, Elektrikern<br />

oder Installateuren das Leben, denn die Installationsebene<br />

ist leicht zu erreichen und<br />

die notwendigen Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten<br />

können unproblematisch<br />

durchgeführt werden.“ Dies spare Zeit, Geld<br />

und Nerven, da die hierfür normalerweise<br />

notwendigen Arbeitsprozesse, Arbeitsmittel<br />

oder Baustoffe wegfallen, so der LLBT-Sprecher.<br />

Vorteile, die sich ein recht auffälliger<br />

Auftraggeber in Österreich zunutze gemacht<br />

hat, verweist Leitner stolz auf das jüngste<br />

Projekt: „Spektakulär waren zuletzt ganz<br />

sicher die temporären Bürogebäude für das<br />

österreichische Parlament. Das Besondere<br />

daran war, dass es sich um einen exponierten<br />

Standort im Herzen Wiens handelte und somit<br />

das öffentliche Interesse sehr groß war.“<br />

Die Entscheidung, dieses Projekt mit Lukas<br />

Lang Building Technologies zu realisieren,<br />

resultiere aus den USPs des Systems, erklärt<br />

Leitner: „Es war das nachhaltigste Bausystem<br />

im Wettbewerb mit der höchsten Flexibilität,<br />

der zerstörungsfreien Rückbaubarkeit und<br />

Wiederverwendbarkeit der Baukomponenten<br />

für neue Gebäude an einem anderen<br />

Standort mit vielleicht veränderter Nutzung.<br />

Die hohe Funktionalität gepaart mit den angenehmen<br />

Raumproportionen und Oberflächen,<br />

die dem Arbeitsklima förderlich sind,<br />

gefällt den Nutzern.“ Was ihn besonders<br />

freut sei das „regelmäßig positive<br />

Feedback von den Nutzern der<br />

Parlamentpavillons: „Das bestätigt<br />

unsere Denkweise, das architektonische<br />

Feingefühl und die Nutzerfreundlichkeit<br />

unseres Systems.“<br />

Marktpotenzial vorhanden<br />

Aber Österreich soll nicht alleine<br />

vom Baukastensystem profitieren.<br />

„Besonderes Marktpotenzial bieten<br />

in erster Linie Deutschland und andere<br />

europäische Länder, in welchen<br />

eine prekäre Situation zum Thema<br />

leistbarer Wohnraum herrscht“,<br />

so Leitner. Obwohl zunächst der<br />

Fokus auf Österreich und Deutschland liegt,<br />

wurden aber bereits EU-weit Projekte ausgeführt:<br />

„Und dies soll sich auch fortsetzen.“<br />

Auch im gewerblichen Bereich sieht man<br />

bei Lukas Lang Building Technologies viel<br />

Potenzial, wie Geschäftsführer Leitner erklärt:<br />

„Wir sehen dies speziell im Bereich<br />

Bürobau, da diese die hohe Flexibilität während<br />

der Nutzung und eine ausgezeichnete<br />

Raumqualität verlangen, die unser System<br />

bietet. Der Lukas-Lang-Systembaukasten<br />

ist aber für viele Nutzungen ausgelegt und<br />

eignet sich neben dem Büro- und Wohnbau<br />

auch sehr gut für den Bau von Kindergärten,<br />

Schulen und auch Einfamilienhaussiedlungen.“<br />

Die Kunden sind fast überall zu finden:<br />

„Unternehmer, Investoren, öffentliche<br />

Auftraggeber, Gemeinden, öffentliche und<br />

private Bildungsanbieter, Projektentwickler<br />

und auch Privatpersonen, die das schlüssige<br />

nachhaltige Gesamtkonzept, die Flexibilität<br />

und damit verbundenen Vorteile schätzen.“<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

145


Bauen & Technik<br />

LLBT-BAUWEISE<br />

„Leicht lassen sich Adaptionen, ob es die<br />

Raumaufteilung, das Tragwerk oder die<br />

Gebäudehülle betrifft, auch während der<br />

Nutzung mit wenig Aufwand rasch, leise<br />

und sauber durchführen.“<br />

146 BauTecFokus


Fotos: Bernhard Zofall<br />

Denn bisher bedeutete, ein Haus zu bauen,<br />

langfristig planen zu müssen, weiß Leitner:<br />

„Mit unserem System heißt Bauen, jederzeit<br />

geänderten Bedürfnissen rasch, leise und flexibel<br />

durch An-, Um- oder Abbau begegnen<br />

zu können.“<br />

Leistbares Wohnen ein Push-Thema<br />

Dennoch bleibt Leitner gegenüber etwaigem<br />

Mitbewerb aufmerksam. Insbesondere im<br />

Bereich Modulbau tue sich Einiges: „Die eklatanten<br />

Probleme der europäischen Städte,<br />

leistbaren Wohnraum zu schaffen, sind nun<br />

eine Chance für den effizienten Modulbau<br />

mit hohem Vorfertigungsgrad.“ Da ist es<br />

kaum verwunderlich, dass der Markt für<br />

Wohnmodule, auch bekannt als Mirco oder<br />

Tiny Houses, eine starke Nachfrage erfährt.<br />

So macht sich Leitner keine richtigen Sorgen<br />

um ernsthafte Konkurrenten: „Nennenswerte<br />

Mitbewerber gibt es keine, da die LLBT-<br />

Vorteile eben einzigartig sind.“ Worauf wird<br />

es in Zukunft auf ein Unternehmen wie Lukas<br />

Lang Building Technologies ankommen? „Es<br />

wird auf die Struktur und die entsprechende<br />

Optimierung sowie Forschung und Entwicklung<br />

in Hinblick auf Holzbaustrukturen und<br />

Systembau ankommen. Bei LLBT beschäftigen<br />

wir uns seit vielen Jahren mit dem Thema<br />

BIM und setzen auch in Zukunft dahingehend<br />

Schwerpunkte.“ Die noch intensivere und<br />

integriertere Planung von Gebäuden werde<br />

in Zukunft jedenfalls eine bedeutende Rolle<br />

spielen, ist Leitner überzeugt: „Auch die Synergie<br />

der Planung in der Ausführung durch<br />

BIM-Strukturen wird ein wesentlicher Punkt<br />

sein, im Hinblick auf Facility Management<br />

die kostengünstige Wartung- und Instandhaltung<br />

wie auch die flexible Nutzung und<br />

Umnutzung von Gebäuden. Abgesehen davon<br />

wird es noch wichtiger werden, leistbares<br />

Wohnen an erste Stelle zu stellen und die<br />

Möglichkeit zu bieten, alles aus einer Hand<br />

zu bekommen.“ Freilich hoffe man auch auf<br />

die Harmonisierung der Bauvorschriften, die<br />

innovative und nachhaltige Bautechnologien<br />

zumindest nicht behindern.<br />

Positive Signale<br />

Und positive Signale gebe es genug, so der<br />

LLBT-Geschäftsführer weiter: „In Deutschland<br />

hat 2017 der Bundesverband deutscher<br />

Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />

e.V. in gemeinsamer Vorbereitung mit dem<br />

Umweltministerium, den Architekten und<br />

der Bauindustrie eine Rahmenvereinbarung<br />

europaweit ausgeschrieben. Im Fokus des<br />

grundsätzlich technologieoffenen Ausschreibungsverfahrens<br />

standen innovative<br />

serielle und modulare Bauweisen des mehrgeschossigen<br />

Wohnungsneubaus. Es sollen<br />

Konzepte entwickelt werden, die mit hoher<br />

architektonischer Qualität für die jeweiligen<br />

Nutzungserfordernisse variabel ausgerichtet<br />

werden können. Dabei waren wirtschaftliche<br />

sowie Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen.“<br />

Unter 50 Einreichungen ging LLBT<br />

dank der technischen, ökologischen und<br />

funktionalen Qualität und auch dank der<br />

Kosten sowohl bei der Errichtung als auch<br />

bei der Instandhaltung als einer der neun<br />

Sieger hervor, erzählt Leitner stolz: „So ist es<br />

uns als einziges österreichisches Unternehmen<br />

gelungen, eine Rahmenvereinbarung<br />

für serielles Bauen von mehrgeschossigem<br />

Wohnbau abzuschließen.“ Damit leistbarer<br />

Wohnraum auch tatsächlich denjenigen zur<br />

Verfügung gestellt werden kann, die ihn<br />

„Die eklatanten Probleme der europäischen Städte,<br />

leistbaren Wohnraum zu schaffen, sind eine Chance für<br />

den effizienten Modulbau mit hohem Vorfertigungsgrad.“<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

147


Bauen & Technik<br />

auch wirklich benötigen, müsse die Politik<br />

rechtzeitig die passenden Rahmenbedingungen<br />

schaffen, betont Leitner: „In Deutschland<br />

ist beispielsweise die Politik nun gefordert,<br />

die Grundstücksvergabe zu vereinfachen und<br />

zu beschleunigen sowie eine bundesweite<br />

Typengenehmigung für Wohngebäude zu verabschieden.<br />

Wo sieht Leitner „sein“ Unternehmen<br />

in zehn Jahren? „Unsere Planung setzt<br />

auf gesundes Wachstum mit hohem Bekanntheitsgrad,<br />

wobei wir uns gebäudespezifisch<br />

speziell im Büro-, Wohn- und Bildungsbau sehen.<br />

Weiterer Fokus liegt auf dem Ausbau des<br />

Vertriebsnetzwerks in den Kernmärkten wie<br />

auch im Export in außereuropäische Märkte.<br />

Der Bau von Bildungseinrichtungen liegt uns<br />

insofern besonders am Herzen, als wir die<br />

nächste, bereits sehr umweltaffine Generation<br />

für unsere flexible und nachhaltige Bauweise,<br />

die gleichzeitig für angenehme Lern- und Arbeitsatmosphäre<br />

sorgt, begeistern und ihnen<br />

die Vorteile von reduzierten und optimierten<br />

Lebenszyklus- und Wartungskosten im alltäglichen<br />

Leben vermitteln wollen.“ n<br />

Lukas Lang Building Technologies in Kürze<br />

1995: Start mit der Vision des Unternehmers Hans-Christoph<br />

Prutscher, werterhaltende Gebäude als flexibles, industriell gefertigtes<br />

Baukastensystem zu entwickeln, gepaart mit den Ideen<br />

des holzaffinen Architekten Lukas Lang.<br />

2003: Der erste Baukasten-Pavillon am Stephansplatz. Antrieb<br />

war der Wunsch, wertvolle, brauchbare Teile über die Lebensdauer<br />

eines Gebäudes hinaus zu erhalten und Wohnraum durch<br />

Serienfertigung nach dem Vorbild der Autoindustrie leistbar zu<br />

machen.<br />

2005: Erstes Musterhaus in Wien 13. Aus den Einzelteilen sollten<br />

viele unterschiedliche Bauvarianten ermöglicht werden und<br />

weltweit transportiert und vermarktet werden können.<br />

2008: Mit der Beteiligung Hans-Peter Haselsteiners und der<br />

Gründung der Lukas Lang Building Technologies GmbH wurde<br />

der Grundstein für die industrielle Serienfertigung in großen<br />

Stückzahlen gelegt.<br />

CHRISTIAN LEITNER<br />

Fotos: markus bstieler, Kurt Hoerbst<br />

148 BauTecFokus


FUNKTIONALITÄT & ANGENEHME RAUMPROPORTIONEN<br />

Das temporäre Bürogebäude des österreichischen Parlaments.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

149


Rubrik<br />

150 ImmoFokus<br />

Einschaltung ermöglicht durch CC Real / Fabian Kaufmann


WIEN NORD<br />

Sommer 2018<br />

151


Bauen & Technik<br />

XXX FOKUS BILDTEXT<br />

FOKUS_Bildtext. mt noch ein Text hier kommt noch ein Text hier kommt noch ein Text hier kommt noch ein Text.<br />

Bauboom und seine<br />

Schattenseiten<br />

Konjunktur. Die Betonfertigteilbranche boomt und konnte in Österreich im ersten Halbjahr 2018 den Umsatz deutlich<br />

steigern. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage werden die Ressourcen bereits knapp. Die Lieferzeiten sind lang.<br />

Autor: Birgit Salomon<br />

„Die Betonfertigteilbranche<br />

hat zu einem<br />

großen Teil erhebliche<br />

Lieferzeiten.“<br />

Franz Josef Eder<br />

VÖB-Präsident<br />

B<br />

etonfertigteile werden nachgefragt<br />

wie noch nie: Laut dem Konjunkturbarometer<br />

des VÖB gehen zwei<br />

Drittel der Beton- und Fertigteilwerke<br />

von einer erneuten Umsatzsteigerung<br />

von durchschnittlich 5 Prozent für 2018 gegenüber<br />

dem Vorjahr aus. Hat sich in den vergangenen<br />

Jahren noch das Wachstum als durchwegs<br />

positiv dargestellt, werden mittlerweile aber<br />

auch Schattenseiten des Baubooms sichtbar.<br />

„Zwar brachte 2018 erneut ein Plus in den<br />

Auftragsbüchern der Beton- und Fertigteilbranche,<br />

jedoch führt dies inzwischen in vielen<br />

Bereichen zu einer Ressourcenverknappung,<br />

verschärft durch hamsterartiges Verhalten<br />

einzelner Kunden und Auftraggeber. Beispiele<br />

gibt es auch bei anderen Gewerken wie bei<br />

Schalungsfirmen, Gerüstverleihern und anderen<br />

Betrieben genug“, erklärt VÖB Präsident<br />

Josef Eder.<br />

Peak noch nicht erreicht<br />

Grundsätzlich kann die Branche nicht klagen:<br />

Aufgrund der guten Baukonjunktur konnten<br />

83 Prozent der Unternehmen schon im ersten<br />

Halbjahr 2018 mindestens gleich gebliebene<br />

oder gar gestiegene Umsätze verzeichnen.<br />

Gründe für die volle Auslastung in den Un-<br />

152 BauTecFokus


ternehmen sind die gute Wirtschaftslage sowie<br />

eine gesteigerte Nachfrage. So schätzen<br />

78 Prozent, dass der Peak hinsichtlich der<br />

Nachfrage nach Betonfertigteilen noch nicht<br />

erreicht ist. Des Weiteren trägt auch die noch<br />

immer hohe Investitionsbereitschaft im Immobiliensektor,<br />

die sich insbesondere in den<br />

Ballungsgebieten äußert, zur Spitzenauslastung<br />

in den Betrieben bei.<br />

„Ein besser geplantes<br />

Bestellmanagement der<br />

Auftraggeber könnte<br />

Lieferzeiten verkürzen.“<br />

Mangelndes Interesse bei den Lehrlingen<br />

Ein positiver Effekt dieser Entwicklung sei,<br />

dass drei von vier Betrieben nun stark in die<br />

Zukunft investieren, zum einen durch technologische<br />

Modernisierungsmaßnahmen,<br />

zum anderen mit Ausbildungsplätzen. Zwar<br />

bildet im Durchschnitt jeder zweite Betrieb<br />

auch aus, jeder dritte hat jedoch Schwierigkeiten<br />

damit, auch wirklich Lehrlinge zu<br />

finden, und gibt mangelndes Interesse an<br />

den Lehrberufen an. Insbesondere der Beruf<br />

des Betonfertigungstechnikers ist trotz<br />

der hohen Nachfrage in dem Sektor stark<br />

unterbesetzt. „Mitarbeiter fehlen nicht nur<br />

am Bau, sondern auch in unserer Branche.<br />

Die Herausforderungen an die Mitarbeiter<br />

sind schon durch die volle Auslastung sehr<br />

hoch. Hinzu kommt, dass terminlich unkoordinierte<br />

Bestellungen und inhaltlich oft<br />

wechselnde ‚baubegleitende Planung‘ zu<br />

Überlastung auch erfahrener Mitarbeiter und<br />

damit zu sehr schwierigen Arbeitsbedingungen<br />

führen“, so Eder.<br />

Planungschaos sorgt<br />

für längere Lieferzeiten<br />

Die Umsätze würden nicht im gleichen Maße<br />

wachsen, wie sich die Auftragsbücher füllen,<br />

und er bemerkt: „Die Betonfertigteilbranche<br />

hat zu einem großen Teil erhebliche Lieferzeiten.<br />

Dabei ist die Situation auch vonseiten<br />

der Auftraggeber durch ein terminliches<br />

Planungschaos geprägt. Die Folgen: Die<br />

Umsätze steigen nur mehr teilweise, weil die<br />

Kapazitäten auch schon 2017 weitestgehend<br />

ausgelastet waren und die Preise bisher nur<br />

geringfügig anziehen“, erklärt Eder.<br />

Dabei könne die Situation durchaus entschärft<br />

werden. „Mit Hilfe einer durchdachteren<br />

Planung ließen sich Bauabläufe deutlich<br />

verbessern. Damit kämen auch die Mitarbeiter<br />

der Branche wieder zu einem normalen<br />

und attraktiven Arbeiten“, appelliert Eder<br />

an die Liefer- und Wertschöpfungskette im<br />

gesamten Bauwesen. n<br />

UMSATZSCHÄTZUNG –<br />

STEIGERUNGEN IM 1. HALBJAHR 2018<br />

Umsatzentwicklung 1. Halbjahr 2018 im Vergleich<br />

zum Vorjahreszeitraum<br />

OFFENE LEHRSTELLEN IN DER<br />

BETONFERTIGTEILBRANCHE<br />

Wir haben offene Lehrstellen. 30 %<br />

gesunken 13 %<br />

keine Angabe 4 %<br />

Wir haben ausreichend Auszubildende.<br />

35 %<br />

gestiegen 47 %<br />

gleich geblieben 36 %<br />

Wir haben viele Interessenten, jedoch<br />

beginnen bzw. schließen nur wenige<br />

davon eine Ausbildung ab.<br />

9 %<br />

Fotos: aka111; VOEB<br />

Wir bieten keine Lehrstellen an.<br />

26 %<br />

Quelle: VOEB<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

153


Bauen & Technik<br />

Zementproduktion<br />

wird sauberer<br />

Emissionen senken. Der Versuchsbetrieb bei w&p Zement zeigt ein jährliches<br />

Einsparungspotenzial von 6.000 Tonnen CO₂.<br />

A<br />

uf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren<br />

Zementproduktion<br />

erzielt w&p Zement<br />

im Görtschitztal weitere<br />

Erfolge: Bereits nach der ersten Periode des<br />

zweijährigen Versuchsbetriebs zeigt sich mit<br />

den gewonnenen Erkenntnissen ein CO2-<br />

Einsparungspotenzial von rund 6.000 Tonnen<br />

pro Jahr. Dies entspricht dem jährlichen CO2-<br />

Ausstoß von ca. 3.000 Autos. Möglich ist dies<br />

vor allem durch den Einsatz von kohlendioxidarmen<br />

Brennstoffen, deren optimaler Einsatz<br />

derzeit in Wietersdorf getestet wird.<br />

Vielversprechende erste Versuchsperiode<br />

Der derzeit laufende zweijährige Versuchsbetrieb<br />

soll die bestmögliche Brennstoffzusammensetzung<br />

aufzeigen, um den Anteil von<br />

fossilen CO2-Emissionen nachhaltig zu reduzieren.<br />

Die Erkenntnisse aus der ersten Versuchsperiode,<br />

die den Zeitraum zwischen November<br />

2017 und März 2018 umfasste, wurden<br />

nun ausgewertet und sind vielversprechend.<br />

Durch die Erhöhung des biogenen Anteils bei<br />

den Brennstoffen sowie durch die optimierte<br />

Betriebsweise der in den letzten Jahren errichteten<br />

thermischen Nachverbrennungs- und<br />

Quecksilberreduktionsanlage ergibt sich bereits<br />

jetzt ein hohes Einsparungspotenzial.<br />

„Die ersten Ergebnisse zeigen auch ein Potenzial<br />

zur Reduktion von Stickoxiden. Erfreut<br />

sind wir zudem, dass trotz der CO2 optimierten<br />

Brennstoffzusammensetzung keine Veränderung<br />

in der Produktqualität festgestellt<br />

werden konnte“, so Florian Salzer, Betriebsleiter<br />

im w&p Zementwerk Wietersdorf und<br />

verantwortlich für den Versuchsbetrieb. In<br />

der ersten Versuchsperiode wurde im Vergleich<br />

zum Vorjahr der biogene Anteil bei den<br />

Brennstoffen um sieben Prozent erhöht.<br />

Stetige CO₂-Reduktion<br />

als Unternehmensziel<br />

„Wir sind alle gefordert, Maßnahmen zu ergreifen,<br />

um den CO2-Ausstoß kontinuierlich<br />

zu reduzieren. Mit unserem Versuchsbetrieb<br />

werden wir umfangreiche Erkenntnisse gewinnen,<br />

um einen nachhaltigen Beitrag für<br />

eine emissionsarme Produktion von Zement<br />

zu leisten“, so w&p Zement Geschäftsführer<br />

Lutz Weber. Das Zementwerk in Wietersdorf<br />

ist nach den getätigten Investitionen der letz-<br />

BERTRAM JURITSCH,<br />

abfallrechtlicher Geschäftsführer<br />

von w&p<br />

Zement und Florian<br />

Salzer, w&p Zement<br />

Betriebsleiter sparen<br />

künftig u.a. mit Papierund<br />

Pappabfällen mehr<br />

CO₂-Emissionen ein.<br />

Auch Holzabfälle (oben)<br />

sind kohlendioxidarme<br />

Brennstoffe und werden<br />

nun im Zementwerk<br />

Wietersdorf verstärkt<br />

eingesetzt.<br />

ten Jahre auf dem Weg, das sauberste Zementwerk<br />

Europas zu werden.<br />

Der Versuchsbetrieb in Wietersdorf, der in<br />

enger Abstimmung mit der Behörde durchgeführt<br />

wird, läuft noch bis November 2019.<br />

Bis dahin soll es u.a. zu einer weiteren Erhöhung<br />

des biogenen Anteils bei den genutzten<br />

Brennstoffen kommen. Zu Brennstoffen mit<br />

höherem biogenen Anteil zählen Holz-, Papier-<br />

und Pappabfälle, welche nicht stofflich<br />

verwertet werden können, sowie trockene<br />

Klärstoffe. Damit sollen kohlendioxidreiche<br />

Brennstoffe, wie beispielsweise Steinkohle,<br />

ersetzt werden.<br />

n<br />

Fotos: w&p Zement<br />

154 BauTecFokus


„Die Zukunft hat<br />

jedenfalls schon begonnen.<br />

Genau jetzt.“<br />

sagt unser Gründer und Weichensteller Dr. Werner Siblik<br />

Siblik SmartHome<br />

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Zweckbau auch. Denn Architektur, Ausstattung und<br />

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<strong>Herbst</strong> 2018<br />

155


Bauen & Technik<br />

Europas<br />

Baubranche<br />

im Hoch<br />

Studie. Die europäische Baubranche befindet sich im Höhenflug, wie ein aktueller<br />

Deloitte Report zeigt. Demnach konnten die 20 umsatzstärksten Bauunternehmen<br />

Europas ihren Gesamtumsatz im Vorjahr steigern. Mit Strabag und Porr finden sich<br />

gleich zwei österreichische Vertreter im Ranking.<br />

D<br />

ie Studie „Global Powers of<br />

Construction“ des Beratungsunternehmens<br />

Deloitte zeigt:<br />

Die Top 20 Baukonzerne Europas<br />

konnten 2017 eine Umsatzsteigerung<br />

von 5 Prozent verzeichnen, der Börsenwert<br />

stieg um beachtliche 21 Prozent. „Die europäische<br />

Baubranche befindet sich in einer<br />

Hochphase. Die guten wirtschaftlichen Daten<br />

geben den Unternehmen einen ordentlichen<br />

Schub. Wir rechnen bis 2019 mit einem<br />

weiteren Investitionsanstieg“, erklärt Ale-<br />

xander Hohendanner, Partner bei Deloitte<br />

Österreich.<br />

Frankreich führt<br />

Das europäische Deloitte Umsatzranking verzeichnet<br />

drei klare Sieger. Die französische<br />

VINCI liegt wie im Vorjahr mit einem Jahresumsatz<br />

von mehr als 40 Milliarden Euro auf<br />

Platz 1. Die ACS mit Sitz in Spanien erwirtschaftete<br />

rund 35 Milliarden Euro Umsatz<br />

und behauptet sich auf Platz 2. Die Bouygues<br />

bringt es auf einen Jahresumsatz von fast<br />

33 Milliarden Euro und schafft es damit als<br />

weiteres französisches Unternehmen unter<br />

die Top 3. Auf globaler Ebene liegt ein Land<br />

klar an der Spitze: Die vier umsatzstärksten<br />

Baukonzerne der Welt stammen allesamt<br />

aus China. Sie erzielten gemeinsam einen<br />

Gesamtumsatz von 378 Milliarden Euro.<br />

Österreich mit Strabag<br />

und Porr unter Top 20<br />

Unter Europas umsatzstärksten Top 20<br />

finden sich gleich zwei heimische Bauun-<br />

156 BauTecFokus


„Für Österreich erwarten<br />

wir für die nächsten Jahre<br />

ein stabiles Wachstum auf<br />

gleichbleibendem Niveau.“<br />

Alexander Hohendanner,<br />

Partner bei Deloitte Österreich.<br />

Top 10 der umsatzstärksten europäischen Bauunternehmen<br />

RANG UNTERNEHMEN LAND UMSATZ 2017 (EURO)<br />

1 Vinci Frankreich 40,248 Mrd.<br />

2 ACS Spanien 34,898 Mrd.<br />

3 Bouygues Frankreich 32,904 Mrd.<br />

4 Skanska Schweden 16,387 Mrd.<br />

5 Eiffage Frankreich 15,263 Mrd.<br />

6 Strabag Österreich 13,509 Mrd.<br />

7 Ferrovial Spanien 12,208 Mrd.<br />

8 Balfour Beatty Großbritannien 9,427 Mrd.<br />

9 Acciona Spanien 7,254 Mrd.<br />

10 BAM Group Niederlande 6,604 Mrd.<br />

Quelle: Scenari Immobiliari- Istituto Indipendente di Studi e Ricerche<br />

Fotos: Fotolia Smileus<br />

ternehmen. Die Strabag landet mit rund 13,5<br />

Milliarden Euro Jahresumsatz auf Platz 6.<br />

Die Porr konnte sich um vier Plätze steigern<br />

und belegt aktuell Rang 18. „Die österreichischen<br />

Vertreter Strabag und Porr weisen<br />

eine beachtliche Performance auf. Beide<br />

Unternehmen sind sehr international ausgerichtet,<br />

was ihnen im globalen Wettbewerb<br />

zugute kommt. Für die Strabag ist vor allem<br />

Deutschland ein Kernmarkt. 51 Prozent des<br />

Umsatzes wurden allein dort erwirtschaftet“,<br />

betont Alexander Hohendanner. Am Börsenwert<br />

gemessen verliert die Strabag zwar zwei<br />

Plätze, zählt aber nach wie vor zu den Top 20.<br />

Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 3,5<br />

Milliarden Euro findet sich der Bauriese aktuell<br />

auf Platz 14.<br />

Investitionsfreude steigt<br />

Investitionen in Bauprojekte nehmen in weiten<br />

Teilen der EU zu. Vor allem Irland, Zypern<br />

und Slowenien setzen jetzt auf Wachstum.<br />

Investitionsfreudig zeigte man sich 2017 auch<br />

in Großbritannien: Trotz der anhaltenden<br />

Brexit-Verhandlungen steigerte das Vereinigte<br />

Königreich seine Bauinvestitionen um<br />

rund 7 Prozent. Künftige Steigerungsraten<br />

werden immerhin auf 2 Prozent geschätzt.<br />

„Die Prognosen für Bauinvestitionen innerhalb<br />

der EU sind vielversprechend. Für 2018<br />

und 2019 rechnen wir mit einer durchschnittlichen<br />

Investitionssteigerung von rund 3 Prozent“,<br />

ergänzt Hohendanner. „Auch für Österreich<br />

erwarten wir für die nächsten Jahre<br />

ein stabiles Wachstum auf gleichbleibendem<br />

Niveau.“<br />

n<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

157


Bauen & Technik<br />

Auf Schiene …<br />

Infrastruktur. Die ÖBB investieren jährlich rund 2,5 Milliarden Euro<br />

in die Modernisierung ihrer Netze. Bis 2022 werden laut Rahmenplan<br />

2017 etwa 15,2 Milliarden Euro großteils in die Reinvestitionen bzw. den<br />

Ausbau von Bahnhöfen, Park&Ride-Anlagen oder Terminals sowie in<br />

Streckenausbauten fließen. Die regionale Wertschöpfung für ansässige<br />

Klein- und Mittelbetriebe ist überschaubar.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

D<br />

ie Aufträge der ÖBB spannen<br />

sich über viele Aufgabengebiete<br />

sowie auf alle<br />

Größenordnungen in Bezug<br />

auf den Auftragswert. Von den Ausgaben<br />

der Staatsbahnen profitieren Unternehmen<br />

durch Aufträge und Umsätze – und zwar vom<br />

Großbetrieb bis zum Klein- und Mittelunternehmen<br />

(KMU), betont man bei den ÖBB.<br />

Die zu erbringenden qualitativen Anforderungen<br />

sind für alle Unternehmen gleich,<br />

da diese im Wesentlichen auf gesetzlichen<br />

Vorgaben oder entsprechenden Normen und<br />

Richtlinien beruhen, wird argumentiert. „Die<br />

Eignungsanforderungen an die Unternehmen<br />

hingegen sind unterschiedlich, da sich<br />

diese am Auftragswert bzw. am Auftragsgegenstand<br />

orientieren“, wird eingeräumt.<br />

Dennoch werden zum Teil Leistungen von<br />

Großaufträgen an Subunternehmen weitergegeben,<br />

sodass auch hier KMU die Chance<br />

haben, bei Großaufträgen zu partizipieren:<br />

„Somit profitieren auch bei großen Aufträgen<br />

kleinere Unternehmen und damit der<br />

eher regionale Markt“, ist man beim Bahnunternehmen<br />

überzeugt.<br />

Vorteile für Gemeinden<br />

Darüber hinaus haben auch die Gemeinden<br />

etwas von den Investitionsbemühungen, betont<br />

man bei den ÖBB weiter: „Sie profitieren<br />

einerseits über die Kommunalsteuer der dort<br />

beschäftigten Betriebe – gerade bei Großbaustellen<br />

auf Gemeindegebiet ist das sehr lukrativ.<br />

Andererseits kommen viele regionale<br />

Betriebe zum Zug. Direkt bei Vergaben von<br />

kleineren Leistungen oder als Subauftragnehmer<br />

der größeren Arbeitsgemeinschaften,<br />

indirekt in den lokalen Betrieben durch<br />

Ausgaben der Mitarbeiter für Übernachtungen,<br />

Mittag- und Abendessen oder Dinge des<br />

täglichen Bedarfs.“ Das „Mitzahlen“ seitens<br />

der Gemeinde sei eine Aufteilung der Finanzierung<br />

auch für die Vorteile, die einer<br />

Gemeinde erwachsen: „Ein barrierefreier<br />

Bahnhof ist beispielsweise durchaus eine<br />

Standortfrage, wenn neue Gemeindebürger<br />

zuziehen. Dadurch steigen auch die Grundstückspreise<br />

und die Gemeinden erhalten<br />

mehr Geld aus dem Finanzausgleich.“<br />

Unterschiedliche Anforderungen<br />

Kann das aus Gemeindesicht bestätigt werden?<br />

„Ich möchte unterstreichen, wie wichtig<br />

Investitionen in Infrastruktur, speziell im<br />

ländlichen Raum und dazu zähle ich Liezen,<br />

sind“, bestätigt Roswitha Glashüttner, Bürgermeisterin<br />

der Stadtgemeinde Liezen, deren<br />

Bahnhof gerade modernisiert wurde. „Für den<br />

gesamten Bezirk ist es von enormer Relevanz,<br />

dass im Bereich des öffentlichen Verkehrs<br />

investiert und modernisiert wird. Der neue<br />

Bahnhof Liezen wurde durch den Totalumbau<br />

nicht nur hundertprozentig barrierefrei, sondern<br />

bietet mit der Park & Ride-Fläche auch für<br />

Pendler eine komfortable Erweiterung.“ Als<br />

Kommune liegen ihr zwar kein detailliertes<br />

Zahlenwerk und Hintergrundinformationen,<br />

die eine Bezifferung erlauben, vor, führt Glashüttner<br />

weiter aus: „Fakt ist, große Bauvorhaben<br />

bedeuten in den meisten Fällen auch eine<br />

Beteiligung regionaler Unternehmen“, ist die<br />

Bürgermeisterin überzeugt. Denn unter dem<br />

Aspekt des Bundesvergabegesetzes können<br />

alle Unternehmen, die die ausgeschriebenen<br />

Anforderungen erfüllen, Offerte abgeben.<br />

An Grenzen stoßen<br />

Bei sehr großen Bauvorhaben stoßen regionale<br />

Anbieter allerdings sehr häufig an unüberwindbare<br />

Kapazitätsgrenzen, räumt die<br />

Gemeindechefin ein: „Das Beispiel Neubau<br />

Bahnhof Liezen zeigt jedoch, dass sich die ÖBB<br />

Infrastruktur bemüht hat, mit regionalen Part-<br />

158 BauTecFokus


Foto: OEBB Robert Deopito<br />

nern in die Umsetzung zu gehen. So wurden<br />

sämtliche Vermessungsarbeiten von einem<br />

örtlichen Ziviltechniker durchgeführt und<br />

eine örtliche Schlosserei kam ebenfalls zum<br />

Zug.“ Den Overhead bildete die Regionalniederlassung<br />

eines großen Bauunternehmens,<br />

die wiederum Subaufträge an lokale Firmen,<br />

wie zum Beispiel Erdbau- und Frachtunternehmen,<br />

vergeben hat, zieht Glashüttner das<br />

Resümee, „dass im Falle der Stadt Liezen die<br />

regionale Wirtschaft definitiv von diesem<br />

Bauvorhaben profitiert hat“.<br />

n<br />

„Fakt ist, große Bauvorhaben<br />

bedeuten in den meisten<br />

Fällen auch eine Beteiligung<br />

regionaler Unternehmen.“<br />

Roswitha Glashüttner, Bürgermeisterin Liezen<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

159


Bauen & Technik<br />

Übersicht ÖBB-Investitionen in<br />

Die Milliardeninvestitionen sind zweifelsohne beachtlich, wenig überraschend ist jedoch der Blick auf die „Big Player“,<br />

die den Modernisierungsschub der Staatsbahnen vorantreiben.<br />

VORARLBERG<br />

Geplante Investitionen bis 2022: 356 Mio. Euro<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />

Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 80 Mio. Euro<br />

Aktuelle Projekte: Attraktivierung Nahverkehr zwischen Bregenz<br />

und Feldkirch, nahverkehrsgerechter Ausbau der Strecke<br />

St. Margrethen-Lauterach, Ausbau des Güterzentrums Wolfurt,<br />

Umbau der Bahnhöfe Lustenau und Rankweil, Erneuerung von<br />

Gleisen zwischen Wolfurt und Dornbirn, Modernisierung der<br />

Bahnsteige in den Haltestellen Haselstauden und Schwarzach,<br />

Planungen für Umbau Götzis und Bregenz Hbf<br />

Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen Vorarlberger<br />

Betriebe wie die i+R Gruppe GmbH aus Lauterach, die an<br />

der Errichtung des Hauptbahnhofs in Wien mitgearbeitet hat<br />

und die ebenso wie die Bregenzer Rhomberg Bau am Ausbau<br />

des Güterbahnhofs Wolfurt beteiligt ist. Die Feldkircher Hilti &<br />

Jehle GmbH arbeitet für die ÖBB im Klostertal aktuell an drei<br />

Lawinenverbauungsprojekten. Ein weiterer wichtiger Auftragnehmer<br />

der ÖBB ist die Jäger Bau GmbH aus Schruns. Aktuell<br />

ist der Tunnelbauspezialist am Bau des Koralmtunnels für die<br />

Hochleistungsstrecke Graz-Klagenfurt im Einsatz (siehe Kasten).<br />

In Vorarlberg sind rund 1.160 Beschäftigte für die ÖBB tätig,<br />

davon 90 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden derzeit in der Lehrwerkstätte<br />

in Feldkirch Lehrlinge in den Bereichen Elektrotechnik,<br />

Mechatronik, Maschinenbautechnik und Gleisbautechnik<br />

aus. Der Neubau einer Lehrwerkstätte in Bludenz ist in Planung.<br />

160 BauTecFokus


den Bundesländern<br />

TIROL<br />

Geplante Investitionen bis 2022: 3 Mrd. Euro<br />

STEIERMARK<br />

Geplante Investitionen bis 2022: 2,8 Mrd. Euro<br />

Fotos: OEBB Alexandra Wallner, Christian Zenger, Wesenauer, Wolf<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />

Brenner-Basistunnel, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 250<br />

Mio. Euro<br />

Aktuelle Projekte: Laufender Ausbau des Brenner-Basistunnels,<br />

Bahnhofsumbauten wie etwa in Seefeld, neue Vorplätze und Busterminals<br />

in Kitzbühel und Kufstein, Anschaffung neuer Cityjets<br />

Regionale Wertschöpfung: Zu den Tiroler Auftragnehmern der<br />

ÖBB gehören die Bodner Gruppe, die in Hall das neue Betriebsgebäude<br />

der ÖBB baut, oder die Raffl Stahlbau GmbH, die Stahlbrücken<br />

für die Koralmbahn errichtet hat. Weitere Auftragnehmer sind die<br />

Empl Baugesellschaft mbH aus Mittersill, die für die ÖBB Mastenfundamente<br />

für die Freileitung im Kraftwerk Enzingerboden anfertigte,<br />

sowie die IBPA ZT GesmbH, die Gleisplanungen oder statisch konstruktive<br />

Planungen von Bahnbauwerken und Bahnhöfen wie den<br />

Bahnhof Kitzbühel durchführt. In Tirol sind knapp 3.200 Beschäftigte<br />

für die ÖBB tätig, rund 150 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in der<br />

Lehrwerkstatt in Innsbruck Lehrlinge in den Bereichen Elektrotechnik<br />

und Mechatronik aus. Derzeit investieren die ÖBB in den Neubau der<br />

Lehrwerkstätte in Innsbruck.<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe,<br />

Tunnel und Park&Ride-Anlagen): 348 Mio. Euro<br />

Aktuelle Projekte: Bau des Semmering-Basistunnels und der Koralmbahn, Einsatz<br />

18 neuer Cityjets zwischen Mürzzuschlag-Bruck-Graz und Spielfeld, Attraktivierung<br />

der Strecke und der Bahnhöfe zwischen Bruck/Mur und Graz, Modernisierung<br />

der Bahnhöfe Kapfenberg, Wartberg, Fehring, Langenwang, Graz-Puntigam<br />

und Scheifling.<br />

Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beauftragen verschiedene steirische Betriebe<br />

wie die Prüfbau, die den ÖBB Qualitätsprüfungen in den Bereichen Asphalt,<br />

Beton, Gestein und Umweltanalytik liefert, etwa beim Bahnhofsumbau Frohnleiten,<br />

oder die Bauunternehmung Granit, die sich auf Neubau und Erhaltung von<br />

Unterbau spezialisiert hat. Weiterer Lieferant ist die Hereschwerke Regeltechnik<br />

GmbH mit rund 130 Mitarbeitern, die bei der Errichtung der 50Hz-Anlage des<br />

neuen Grazer Hauptbahnhofs Auftragnehmer der ÖBB war. Die BRM-Recycling<br />

GmbH ist als Spezialist für Entsorgung und Herstellung von Recyclingbaustoffen<br />

beim Umbau des Bahnhofs Frohnleiten für die ÖBB tätig. In der Steiermark sind<br />

knapp 4.300 Beschäftigte für die ÖBB tätig, 303 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in<br />

den Lehrwerkstätten in Graz und Knittelfeld Lehrlinge in Bereichen wie Elektrooder<br />

Metalltechnik aus. Aktuell wird die Lehrwerkstätte in Knittelfeld ausgebaut.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

161


Bauen & Technik<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

Geplante Investitionen bis 2022: 3,3 Mrd. Euro<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />

Bau des Semmering-Basistunnels, Bahnhöfe und Park&Ride-<br />

Anlagen): 0,5 Mrd. Euro<br />

Aktuelle Projekte: Bau des Semmering-Basistunnels, zweigleisiger<br />

Ausbau der Pottendorfer Linie (Wien-Wr. Neustadt), Sanierung der<br />

Semmering-Bestandsstrecke, Lückenschluss Güterzugumfahrung<br />

St. Pölten-Loosdorf, Modernisierung des Bahnhofs Tulln, Ausbau<br />

Wien-Bratislava<br />

Regionale Wertschöpfung: Hunderte Betriebe in Niederösterreich<br />

werden direkt oder indirekt von den ÖBB beauftragt. Dazu zählen z.B.<br />

das Weichenwerk Wörth, welches Weichensysteme und Oberbaumaterial<br />

fertigt, das Bauunternehmen Leyrer + Graf, das ÖBB Bahnhöfe<br />

modernisiert und umbaut, oder die Niederösterreich-Tochter<br />

der Swietelsky Baugesellschaft m.b.H., die im Bereich Neubau und<br />

Erhaltung von Gleisanlagen tätig ist. Auch für Unternehmen der<br />

Bahnindustrie wie die Knorr-Bremse GmbH oder Plasser & Theurer<br />

sind die ÖBB ein wichtiger Leitbetrieb. In Niederösterreich sind mehr<br />

als 5.600 Beschäftigte für die ÖBB tätig, knapp 140 als Lehrlinge.<br />

St. Pölten soll 2021 Bildungshauptstadt der ÖBB für Erwachsenenbildung<br />

sein. Um rund 70 Millionen Euro errichten die ÖBB einen<br />

Bildungscampus und ein Lehrlingsheim.<br />

Weltrekord<br />

Nach mehr als 17 Kilometern Vortrieb ist Mitte<br />

August der Durchschlag 1.200 Meter unter der<br />

Erdoberfläche in der südlichen Röhre des Koralmtunnels<br />

geglückt.<br />

Seit insgesamt 15 Jahren wird an dem Projekt<br />

gearbeitet, nun fehlen in der Nordröhre noch<br />

knapp sechs Kilometer.<br />

Genau 17.127 Meter hat der Tunnelbohrer „Mauli<br />

1“ seit 2013 vom steirischen Leibenfeld aus zurückgelegt.<br />

Nach Angaben der ÖBB sind diese<br />

17 Kilometer Vortrieb der Bohrer ein Weltrekord.<br />

Der zweite steirische Bohrer in der Nordröhre ist<br />

schon seit Februar fertig. Der 2015 von Kärntner<br />

Seite aus gestartete Tunnelbohrer „Kora“ hat<br />

noch knapp sechs Kilometer vor sich. Insgesamt<br />

arbeiten rund 800 Menschen an der Herstellung<br />

des sechstlängsten Eisenbahntunnels der Welt.<br />

Die Gesamtinbetriebnahme der Koralmbahn<br />

wird für Dezember 2025 angepeilt. Die Strecke<br />

Graz-Klagenfurt soll dann in einer Fahrzeit von<br />

rund 45 Minuten bewältigt werden.<br />

162 BauTecFokus


Fotos: OEBB Franz Georg Pikl<br />

KÄRNTEN<br />

Geplante Investitionen bis 2022: 1,9 Mrd. Euro<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen):<br />

280 Mio. Euro<br />

Aktuelle Projekte: Bau der Koralmbahn, Modernisierung mehrerer Bahnhöfe entlang der Südbahnstrecke<br />

wie Velden, Pörtschach oder Krumpendorf, Bau neuer Park&Ride-Anlagen wie am Bahnhof Finkenstein<br />

sowie Erweiterung und Erneuerung wie am Bahnhof Velden, Anschaffung 15 neuer Cityjets bis 2018, Elektrifizierung<br />

der Gailtalbahn<br />

Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen<br />

Kärntner Betriebe wie die Strabag AG (10.000<br />

Mitarbeiter in Österreich). Der Konzern ist aktuell<br />

an der Strecke Aich-Mittlern an der Herstellung des<br />

Bahnkörpers der Koralmbahn beteiligt. Die Haslinger<br />

Stahlbau GmbH aus Feldkirchen/Kärnten war Generalunternehmer<br />

für die Dachkonstruktion des Grazer<br />

Bahnhofs und baut aktuell an der Stahlkonstruktion<br />

für den neuen Bahnhof in Seefeld in Tirol.<br />

In Kärnten sind knapp 2.900 Beschäftigte für die ÖBB<br />

tätig, 13 Kärntner absolvieren gerade eine Lehre.<br />

BURGENLAND<br />

Geplante Investitionen bis 2022: rund<br />

93 Mio. Euro<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung<br />

der lokalen Bahnstrecken, Bahnhöfe<br />

und Park&Ride-Anlagen): 6 Mio. Euro<br />

Aktuelle Projekte: Fahrzeitverkürzung<br />

der Strecke Eisenstadt-Wien (von derzeit<br />

60 auf 45 Minuten) durch Schleife Eisenstadt,<br />

Schleife Ebenfurth und Pottendorfer<br />

Linie.<br />

Regionale Wertschöpfung: Die Unger<br />

Stahlbau Ges.m.b.H. (390 Mitarbeiter im<br />

Burgenland) baute im Auftrag der ÖBB das<br />

Rautendach am Wiener Hauptbahnhof. Im<br />

Burgenland sind 380 Mitarbeiter für die<br />

ÖBB tätig. 18 burgenländische Lehrlinge<br />

werden in den Lehrwerkstätten in Wien<br />

etwa zu Elektrotechnikern oder Mechatronikern<br />

ausgebildet.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

163


Bauen & Technik<br />

Fröschnitzgraben: komplexe Logistik<br />

Der Semmering-Basistunnel (SBT) gilt als<br />

wichtiges Infrastruktur-Großprojekt im Herzen<br />

Europas und ist Teil der neuen österreichischen<br />

Südbahn, die als zentrale Achse auf<br />

der transeuropäischen Route von der Ostsee<br />

an die Adria führt. Der oberösterreichische<br />

Baukonzern Swietelsky baut gemeinsam mit<br />

der Schweizer Implenia das rund 13 Kilometer<br />

lange Mittelstück.<br />

Der Auftrag der ARGE hat ein Volumen von<br />

rund 623 Millionen Euro und ist eine Auszeichnung<br />

für die Tunnelbau-Sparte von<br />

Swietelsky. Diese sei auf Untertagebauprojekte<br />

hochspezialisiert und könne dabei auf<br />

jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen,<br />

betont Swietelsky Geschäftsführer Karl<br />

Weidlinger. Dennoch, unter allen großen<br />

Tunnelbauprojekten, bei denen der Baukonzern<br />

engagiert ist – von Stuttgart 21 über<br />

den Albaufstieg der Bahnstrecke Wendlingen<br />

Ulm bis hin zum Tunnel Wolf beim<br />

Brenner-Basistunnel – sei der „Fröschnitzgraben“<br />

zweifellos ein herausragendes. „Die<br />

Besonderheiten liegen unter anderem in der<br />

komplexen Logistik, nach der das gesamte<br />

Tunnelsystem über zwei ca. 400 Meter tiefe<br />

Vertikalschächte aufgeschlossen und angedient<br />

wird.<br />

So werden über die Schächte mehr als fünf<br />

Millionen Tonnen Ausbruchsmaterial nach<br />

oben gefördert und die Versorgung mit Geräten<br />

und Baustoffen durchgeführt", so Weidlinger.<br />

Die Anlagen seien derart ausgelegt,<br />

dass auch die schwersten Teile der Tunnelbohrmaschine<br />

mit einem Maximalgewicht<br />

von 109 Tonnen im Förderkorb an- und abtransportiert<br />

werden können. Beachtlich ist<br />

auch die installierte Leistung an den Schachtförderanlagen.<br />

Mit 10.100 KW entspricht sie<br />

dem Leistungsbedarf von ca. 1.000 Einfamilienhäusern.<br />

„Jetzt bekommen unsere Arbeiter, die sich in<br />

der bisherigen Bauphase förmlich in Handarbeit<br />

in die Tiefe des Berges sprengten, Unterstützung<br />

von Großmaschinen“, verweist<br />

Weidlinger stolz auf zwei 120 Meter lange<br />

und 2.500 Tonnen schwere Maschinen – je<br />

eine pro Tunnelröhre – die sich beim Semmering-Basistunnel<br />

vom Fröschnitzgraben<br />

(Stmk.) rund neun Kilometer in Richtung<br />

Gloggnitz durch den Berg fressen werden.<br />

Schließlich werden noch 50.000 Stück so<br />

genannte Tübbinge durch die Versorgungsschächte<br />

gebracht. Das sind jeweils sieben<br />

Tonnen schwere Betonfertigteile, die Swietelsky<br />

in Niederösterreich als Lieferant für<br />

die ARGE produziert. Je sechs Tübbingsteine<br />

ergeben einen Tübbingring und somit zwei<br />

Meter Eisenbahntunnel. Diese Betonfertigteile<br />

werden von der Tunnelbohrmaschine<br />

direkt nach dem Ausbrechen des Gebirges<br />

zur Stützung des Hohlraumes eingebaut.<br />

Der Großteil des 27 Kilometer langen Bahntunnels<br />

sowie alle Zugänge werden „in Handarbeit“<br />

im klassischen Bagger- und Sprengvortrieb<br />

errichtet. Die Geologie entscheidet,<br />

wo Tunnelbohrmaschinen zum Einsatz kommen<br />

können. Beim Semmering-Basistunnel<br />

ist das in rund einem Drittel des Tunnels der<br />

Fall. Die Maschinen wurden in Frankreich gebaut<br />

und legten vor ihrem Einsatz eine 1.000<br />

Kilometer lange Reise bis zum Semmering<br />

zurück. Aus Gründen der Transportlogistik<br />

werden sie in Einzelteilen angeliefert und<br />

400 Meter unter der Erde zusammengebaut.<br />

OBERÖSTERREICH<br />

FRÖSCHNITZGRABEN<br />

Feierliches Andrehen der 2.500 Tonnen<br />

schweren Maschinen<br />

Geplante Investitionen bis 2022: 1,7 Mrd. Euro<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />

Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 180 Mio. Euro<br />

Aktuelle Projekte: Viergleisiger Ausbau der Osteinfahrt am Linzer<br />

Hauptbahnhof, Ausbau der Strecken Linz-Wels, Wels-Passau, Errichtung<br />

eines Parkdecks am Hauptbahnhof Wels, Modernisierung<br />

mehrerer Bahnhöfe entlang der Pyhrn-, der Ennstal- und der Summerauer-Strecke,<br />

Erhöhung der Sicherheit auf Eisenbahnkreuzungen,<br />

z. B. auf der Donauuferbahn, Streckenausbauten und -sanierungen<br />

der Mattigtalbahn von Braunau am Inn bis Steindorf bei Straßwalchen<br />

Regionale Wertschöpfung: Die ÖBB beschäftigen oberösterreichische<br />

Betriebe wie das Bauunternehmen Swietelsky, das sich unter<br />

anderem auf die Bereiche Neubau und Erhaltung von Gleis- und<br />

Weichenanlagen spezialisiert hat. Die SSL-Schwellenwerk und Steuerungstechnik<br />

Linz GmbH baut für die ÖBB vorgespannte Stahlbetonschwellen,<br />

die Bahnbau Wels GmbH widmete sich dem Gleisbau. In<br />

Oberösterreich sind knapp 5.400 Beschäftigte für die ÖBB tätig, rund<br />

280 als Lehrlinge. Die ÖBB bilden in den Lehrwerkstätten in Linz und<br />

Attnang-Puchheim Lehrlinge zu Elektrotechnikern sowie zu Mechatronikern<br />

aus.<br />

164 BauTecFokus


„Über Schächte werden<br />

mehr als fünf Millionen<br />

Tonnen Ausbruchsmaterial<br />

nach oben gefördert.“<br />

Karl Weidlinger,<br />

Swietelsky-Geschäftsführer<br />

SALZBURG<br />

Geplante Investitionen bis 2022: 470 Mio. Euro<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung des Lärmschutzes, Ausbau<br />

des Mobilfunknetzes, von Bahnhöfen und Park&Ride-Anlagen):<br />

71 Mio. Euro<br />

WIEN<br />

Geplante Investitionen bis 2022: 659 Mio. Euro<br />

Investitionen 2017 (für die Modernisierung der lokalen Bahnstrecken,<br />

Bahnhöfe und Park&Ride-Anlagen): 108 Mio. Euro<br />

Fotos: Swietelsky<br />

Aktuelle Projekte: Dreigleisiger Ausbau zwischen Salzburg Hbf-<br />

Freilassing, Lärmschutzmaßnahmen z.B. Straßwalchen, Seekirchen,<br />

Bad Gastein, Erneuerung der Wienerdammbrücke am Salzburger<br />

Hbf, Streckenausbauten und -sanierungen der Mattigtalbahn von<br />

Steindorf bei Straßwalchen bis Braunau am Inn, Neue P&R-Anlagen<br />

bei den Bahnhöfen St. Johann im Pongau, Schwarzach-St. Veit, Seekirchen<br />

und Neumarkt-Köstendorf<br />

Regionale Wertschöpfung: Zu den größten Auftragnehmern der<br />

ÖBB in Salzburg gehören die IGT Geotechnik und Tunnelbau mit Sitz<br />

in der Landeshauptstadt, die am Bau des Koralmtunnels beteiligt ist,<br />

sowie die GTB Bau GmbH & Co KG in Anif bei Salzburg, die etwa die<br />

Brückenerneuerung für die ÖBB in Hallein durchgeführt hat, und die<br />

Geoconsult ZT GmbH in Wals, die an der Planung des Lainzer Tunnels<br />

in Wien mitgewirkt hat. In Salzburg sind rund 2.400 Beschäftigte für<br />

die ÖBB tätig, knapp 120 als Lehrlinge. In der Lehrwerkstätte Salzburg<br />

bilden die ÖBB je nach Bedarf bis zu 110 Lehrlinge in den Bereichen<br />

Gleisbautechnik, Elektrotechnik oder Mechatronik aus.<br />

Aktuelle Projekte: Ausbau der Pottendorfer Linie (Wien-Wiener Neustadt),<br />

Ausbau der Strecke Wien-Bratislava, Anschaffung 31 neuer Cityjets, die seit<br />

2016 innerhalb von Wien zum Einsatz kommen, Verdichtungen von S-Bahn-<br />

Verbindungen in Wien, Lärm-und Emissionsschutzmaßnahmen, Ausbau<br />

von P&R-und B&R-Anlagen, neues Wegeleitsystem für Wiener S-Bahnen.<br />

Regionale Wertschöpfung: In der Bundeshauptstadt arbeiten für die<br />

ÖBB Betriebe wie die Strabag SE (72.000 Mitarbeiter), die Porr AG mit<br />

rund 16.000 Beschäftigten oder die Pittel & Brausewetter GmbH mit 1.000<br />

Beschäftigten. Diese drei Unternehmen waren maßgebliche Partner der<br />

ÖBB bei der Errichtung des Wiener Hauptbahnhofs. Federführend für die<br />

Realisierung und Detailplanung des neuen Hauptbahnhofs waren die in<br />

Wien tätigen Architekten Ernst Hoffmann und Albert Wimmer. In Wien sind<br />

mehr als 11.000 Beschäftigte für die ÖBB tätig, knapp 600 als Lehrlinge. Die<br />

ÖBB bilden derzeit an drei Wiener Standorten in den Bereichen Elektronik,<br />

Mechatronik, Maschinenbautechnik oder Gleisbautechnik aus. Mit der Zentrallehrwerkstätte<br />

am Hebbelplatz entsteht gerade eines der größten Ausbildungszentren<br />

Österreichs für mehr als 700 ÖBB Lehrlinge.<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

165


Bauen & Technik<br />

Wirkung im Stadtraum<br />

Auszeichnung. Jährlich wird der Wiener Architekturpreis „Schorsch“ an herausragende Wiener<br />

Projekte vergeben. Als innovative und beispielhafte Lösung prämierte die Magistratsabteilung 19<br />

u. a. das von den Architekten kunath_trenkwalder ZT OG geplante Doppelhaus in Wien 10.<br />

166 BauTecFokus


Fotos: Pez Hejduk<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

167


Bauen & Technik<br />

D<br />

ie Projekte müssen immer<br />

einen Bezug zum Stadtbild haben,<br />

wird seitens des Dezernats<br />

Architektonische Begutachtung<br />

der MA 19 anlässlich der Preisverleihung<br />

betont. Dabei wird besonders auf das<br />

äußere Erscheinungsbild und die Wirkung<br />

geachtet. Das prämierte Doppelhaus erfüllt<br />

diese Kriterien in allen Belangen.<br />

Wohnen und Arbeiten<br />

Das in Zusammenarbeit mit kunath_trenkwalder<br />

ZT OG realisierte Projekt liegt am<br />

Stadtrand von Wien in einer durch den<br />

öffentlichen Verkehr zunehmend erschlossenen<br />

Lage. Der Reiz der Gegend liegt in der<br />

grünen Lage an der renaturierten Liesing, die<br />

ihrer Länge wegen einen beachtlichen Naherholungsraum<br />

darstellt. Eine angrenzende<br />

öffentliche Parkanlage sowie die agrarischen<br />

Ausläufer der Stadt mit Biobetrieben, die Felder<br />

Selbstversorgern zur Verfügung stellen,<br />

sorgen für einen ländlichen Charakter. Trotzdem<br />

ist das Gebiet verkehrstechnisch bestens<br />

angebunden. Die mittlerweile nach Oberlaa<br />

verlängerte U1-Station ist nur fünf Minuten<br />

entfernt und die Anschlussknoten an das<br />

übergeordnete Autobahn- bzw. Schnellstraßennetz<br />

sind in unmittelbarer Nähe.<br />

Wunsch des Bauherrn, keinen Vollwärmeschutz<br />

an der Fassade einzusetzen. Daher kamen<br />

ausschließlich Hochlochziegel mit einer<br />

Wandstärke von 50 cm zur Ausführung. Die<br />

Decken sind in Ortbeton ausgeführt.<br />

Beide Objekte werden über einen gemeinsamen<br />

Hof an der Nordseite erschlossen, der auch<br />

als Abstellfläche für zwei Pkw ausgelegt ist.<br />

Haus 1 (Wohnung):<br />

Im Erdgeschoß befindet sich ein großzügiger<br />

Wohn-Essbereich, ein Arbeitszimmer und<br />

ein Gästebad; das Arbeitszimmer kann zur<br />

Einliegerwohnung umfunktioniert werden.<br />

Arbeitszimmer und Wohnbereich liegen an<br />

einer zweigeschoßigen Loggia, die den Aufenthalt<br />

im Freien auch bei Schlechtwetter<br />

ermöglicht.<br />

Das Obergeschoß nimmt den Schlafbereich<br />

auf, der aus Schlafzimmer, Bad, Schrankraum<br />

und Wintergarten besteht. Schlafzimmer<br />

und Wintergarten liegen ebenfalls an<br />

der Loggia.<br />

Haus 2 (Büro):<br />

Im Erdgeschoß befinden sich der Empfang,<br />

der Büroraum des Bauherrn, das Besprechungszimmer<br />

und der Büroraum des<br />

Außendienstmitarbeiters sowie eine WC-<br />

Gruppe.<br />

Im Obergeschoß sind Büroräume für Mitarbeiter<br />

und die Teeküche sowie eine 2. WC-Gruppe.<br />

Beide Ebenen sowie das Untergeschoß sind<br />

über ein zentrales Stiegenhaus erschlossen.<br />

Der Großteil der Aufenthaltsräume sind zum<br />

südseitigen Garten hin orientiert und werden<br />

über raumhohe Fenster bzw. Schiebetüren<br />

belichtet. Beide Ebenen haben vorgelagerte<br />

Freibereiche – im Erdgeschoß Terrassen, im<br />

Obergeschoß ein durchlaufender Balkon. n<br />

Das Doppelhaus wurde für einen Bauherrn<br />

errichtet, der einen Hausteil (Haus 1) bewohnt<br />

und den anderen Bereich (Haus 2)<br />

als Firmensitz verwendet. Das Gebäude ist<br />

ein reiner Massivbau und entspricht dem<br />

Projektdaten<br />

Haus 1:<br />

Nutzfläche: Wohnfläche 149 m²<br />

Loggia 24 m²<br />

Terrasse 50 m²<br />

Balkon 8 m²<br />

Haus 2:<br />

Nutzfläche: Wohnfläche 139 m²<br />

Terrasse 40 m²<br />

Balkon 7 m²<br />

Funktion: Doppelhaus<br />

Fertigstellung: Dezember 2017<br />

Architekten: kunath_trenkwalder<br />

architekten ZT OG<br />

www.kunathtrenkwalder.at<br />

168 BauTecFokus


Aktuelle Ausstellung „gebaut 2017“<br />

Das Dezernat „Begutachtung“ der Abteilung Architektur<br />

und Stadtgestaltung (MA 19) sucht jedes<br />

Jahr verborgene, unentdeckte, aber qualitativ<br />

hochwertige architektonische Projekte, die im<br />

Jahr davor fertiggestellt wurden. Zu Anfang jedes<br />

Jahres werden Architektinnen und Architekten<br />

sowie Planerinnen und Planer dazu aufgerufen,<br />

Neu-, Zu- und Umbauten im Wiener Stadtgebiet,<br />

die auf privaten Grundstücken realisiert wurden,<br />

einzureichen. Die Projekte sollen aus Sicht<br />

der Stadtgestaltung innovative, anregende und<br />

beispielhafte Lösungen darstellen. So werden<br />

jährlich etwa 20 Projekte ausgewählt, die im Rahmen<br />

einer Gangausstellung in der MA 19 gezeigt<br />

werden.<br />

Die aktuelle Ausstellung „gebaut 2017“ ist bis Juni<br />

2019 in den Räumen der MA 19 zu sehen.<br />

Die Architekten<br />

kunath_trenkwalder ZT OG wurde<br />

2003 von den Architekten Birgit<br />

Trenkwalder und Martin Kunath<br />

gegründet. Eine wichtige Basis ihrer<br />

Arbeit ist das Hinterfragen der Vorgaben<br />

und die Klärung der Bedürfnisse<br />

im Vorfeld eines Projekts. Funktionelle,<br />

strukturelle und wirtschaftliche<br />

Angemessenheit bildet neben hohen<br />

Ansprüchen an die Ästhetik ein wesentliches<br />

Kriterium bei Vorbereitung,<br />

Entwurf und Umsetzung. Das Büro<br />

wurde bereits vielfach ausgezeichnet,<br />

darunter mit dem Holzbaupreis der<br />

Stadt Wien und dem Preis „Die besten<br />

Einfamilienhäuser in der Stadt“.<br />

Info: www.kunathtrenkwalder.at<br />

Fotos: Pez Hejduk<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

169


Projekt<br />

im FOKUS<br />

A<strong>MB</strong>ITIONIERTES TUNNELPROJEKT IM WÜSTEN-EMIRAT DUBAI<br />

Factbox<br />

Projektname: UAE Dubai Stormwater System<br />

Auftraggeber: Dubai Municipality (DM)<br />

ARGE: PORR Bau GmbH (Dubai Branch); Belhasa Six Construct<br />

Fertigstellungsfrist: 36 Monate<br />

Projekttyp: Tunnelbau<br />

Vertragswert: rd. 300 Millionen Euro<br />

Porr erstmals in Dubai<br />

Pionierprojekt. Mit dem Bau des „Deep Tunnel Storm Water Systems“ betritt die Porr erstmals den<br />

zukunftsträchtigen Wirtschaftsraum der Vereinigten Arabischen Emirate.<br />

D<br />

ubai ist einer der zentralen<br />

Orte für den arabischen<br />

Wirtschaftsraum. „Der<br />

Markteintritt in den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten ist ein echter<br />

Meilenstein für die Porr“, kommentiert Porr-<br />

Chef Karl-Heinz Strauss den Auftrag zum<br />

Bau des Tunnelprojekts „Deep Tunnel Storm<br />

Water System.“<br />

Dabei handelt es sich um eine Tunnelkonstruktion<br />

mit 10,4 Kilometer Länge und bis zu<br />

45 Meter tiefen Zulaufschächten. Der Innendurchmesser<br />

des Tunnels, der mit zwei Tunnelbohrmaschinen<br />

mit Tübbingauskleidung<br />

aufgefahren wird, beträgt 10 Meter. Mithilfe<br />

des Tunnels wird Grund- und Niederschlagswasser<br />

in Richtung eines Pumpwerks am<br />

Meer geleitet. Nach der Fertigstellung werden<br />

rund 40 Prozent des Stadtgebiets von<br />

Dubai mittels des Tunnels entwässert: unter<br />

anderem Dubai South, der Al Maktoum International<br />

Airport, das Gelände der Expo 2020<br />

sowie benachbarte Ortschaften.<br />

Rekordjagd in der Stadt der Superlative<br />

Dubai ist bekannt für seine Rekorde und<br />

seine eindrucksvollen architektonischen<br />

Wahrzeichen. Auch beim Tunnelprojekt sollen<br />

neue Maßstäbe gesetzt werden: Die beiden<br />

Bohrköpfe der Tunnelbohrmaschinen,<br />

die in der Ausführungsphase zum Einsatz<br />

kommen, sind mit einem Durchmesser von<br />

jeweils 11,05 Meter die größten, die jemals in<br />

den Vereinigten Arabischen Emiraten eingesetzt<br />

worden sind.<br />

Die beiden Startschächte sind laut Porr bereits<br />

ausgehoben und die Arbeiten an den Vorstollen<br />

zur TBM-Montage haben schon begonnen.<br />

Auch die Werksabnahme der Tunnelbohrmaschinen<br />

ist bereits erfolgt und bis Mitte<br />

Oktober werden die Maschinen erwartet. Bis<br />

zum geplanten Andrehtermin errichtet die<br />

ARGE noch die Tübbingfabrik. Das gesamte<br />

Team – mehr als 600 internationale Mitarbeiter<br />

der ARGE sind an dem Projekt beteiligt – ist<br />

sich sicher, „dass das Projekt pünktlich bis zur<br />

Expo 2020 umgesetzt wird.“ Porr realisiert<br />

gemeinsam mit Belhasa Six Construct das 300<br />

-Millionen-Euro-Projekt.<br />

n<br />

170 BauTecFokus


Fokus Bauen,<br />

Wohnen, Sanieren<br />

© alphaspirit - stock.adobe.com<br />

Die Special-Interest-Serie in der „Presse“ deckt modern und unterhaltsam alle Themen ab,<br />

die beim Hausbau schlagend werden: von der Auswahl des Grundstücks über Versicherungen,<br />

Kredite und Förderungen bis hin zur Entscheidung zwischen Fertighaus oder Architektenbau,<br />

Abriss oder Sanierung, Holzheizung oder Erdwärme.<br />

Erscheinungstermin:<br />

Samstag, 27. Oktober 2018<br />

Anzeigen- und Druckunterlagenschluss:<br />

10 Tage vor Erscheinungstermin<br />

Kontakt:<br />

Roman Schleser<br />

Geschäftsbereichsleiter Immobilien<br />

Tel. +43/(0)1/514 14-203/ Fax DW 405<br />

roman.schleser@diepresse.com<br />

Jetzt<br />

schalten<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

171


Innovation<br />

im FOKUS<br />

INNOVATIV<br />

Mit dem neu entwickelten Kabelpflug<br />

von MPH und Schönhofer<br />

können Kabel ohne Gräben in den<br />

Boden verlegt werden.<br />

Kabelpflug<br />

Kabel verlegen ohne Gräben auszuheben. Metalltechniker<br />

aus Mank machen aufwendige Grabungsarbeiten obsolet.<br />

Infobox<br />

MPH Metall Präzision Halbwachs GmbH<br />

ist ein Metallbetrieb in Mank, Niederösterreich,<br />

der seit 1960 als Familienbetrieb<br />

geführt wird. MPH setzt auf höchste<br />

Qualität bei seinen Mitarbeitern und<br />

beim Leistungsangebot. Dieses reicht<br />

von Metalltechnik mit Planung und Fertigung<br />

individueller Komponenten aus<br />

Aluminium, Stahl und Edelstahl über<br />

Montage von Maschinen und Anlagen<br />

bis hin zu Wartung und Instandhaltung<br />

von Klein- und Großprojekten samt<br />

statischer Berechnung. Die MPH Metall<br />

Präzision Halbwachs GmbH beschäftigt<br />

derzeit rund 50 Mitarbeiter.<br />

D<br />

er von Metall Präzision Halbwachs<br />

aus Mank und Schönhofer<br />

Bau aus Purgstall an der<br />

Erlauf entwickelte Kabelpflug<br />

verlegt Glasfaserkabel im Boden, ohne einen<br />

Graben ausheben zu müssen. Aufwendige<br />

Grabungsarbeiten sind damit nicht mehr notwendig.<br />

Der Prototyp wurde bereits getestet.<br />

Aktuell arbeiten MPH und Schönhofer an der<br />

Weiterentwicklung des Kabelpflugs.<br />

Kabel kommen einfach in den Boden<br />

Um Kabel ins Erdreich zu bringen, wird die Kabelpflug-Innovation<br />

an einer großen Baumaschine<br />

befestigt. Durch die neue Technik muss<br />

kein Graben ausgehoben werden, um Kabel zu<br />

verlegen. Stattdessen dringt der Pflug direkt<br />

in den ungeöffneten Boden ein. Das Kabel<br />

wird nach unten geleitet und direkt im Boden<br />

verlegt. Bei diesem Vorgang treten enorme<br />

Kräfte auf, diese müssen von der Pflugkonstruktion<br />

auf die Baumaschine übertragen<br />

werden. Um dies zu ermöglichen, hat MPH<br />

Stahlbleche mit mehr als 50 Millimeter Dicke<br />

zugeschnitten, gebohrt und geschweißt. Die<br />

Herausforderung lag darin, die entstehenden<br />

Kräfte zu übertragen, ohne dass das Material<br />

Schaden nimmt. „Stahlbleche dieser Stärke zu<br />

bearbeiten, ist eine Herausforderung für Maschinen<br />

und Mitarbeiter. Unsere jahrelange<br />

Erfahrung, das Wissen um die Metallverarbeitung<br />

und die gute Zusammenarbeit mit<br />

der Schönhofer Bau hat die Umsetzung dieser<br />

Innovation ermöglicht“, freut sich Manfred<br />

Halbwachs, Geschäftsführer der Metall Präzision<br />

Halbwachs GmbH.<br />

Prototyp erfolgreich getestet<br />

Dank der neuen Technik wird der Kabelpflug<br />

nicht hinter einer Baumaschine gezogen, das<br />

Kabel kann stattdessen seitlich neben der<br />

Baumaschine im Boden verlegt werden. Der<br />

Kabelpflug muss somit nicht auf einer Kabeltrasse<br />

fahren – das ist technisch auch nicht<br />

immer möglich – sondern kann auch neben<br />

der Kabeltrasse fahren. „Die ersten Testläufe<br />

mit dem Prototypen waren bereits äußerst vielversprechend“,<br />

sagt Manfred Halbwachs. „Jetzt<br />

unterstützten wir die Firma Schönhofer mit<br />

unserer Expertise, um dieses innovative Projekt<br />

voranzutreiben.“<br />

n<br />

Fotos: Schönhofer<br />

172 BauTecFokus


INTEGRATED FACILITY SERVICES<br />

SUPPORT<br />

SERVICES<br />

SECURITY<br />

SERVICES<br />

TECHNICAL<br />

SERVICES<br />

CLEANING<br />

SERVICES<br />

CATERING<br />

SERVICES<br />

ISSWORLD.AT<br />

<strong>Herbst</strong> 2018<br />

173


Vorschau<br />

„<br />

IMPRESSUM<br />

Media<br />

Lesen Sie in der<br />

nächsten Ausgabe:<br />

Sicherheit. Im Schlagwort 'Sicherheit' steckt eine große<br />

Themenbandbreite. Von der Gesundheit der Bauarbeiter<br />

über den Schutz vor unerlaubtem Zutritt in Bauwerke<br />

bis zum großen Thema der Gebäudesicherheit im<br />

Betrieb – Lösungen, Möglichkeiten und Trends werden<br />

vorgestellt, Leuchtturmprojekte präsentiert.<br />

Wer ist „Zu Tisch mit ..." oder „im große Interview"?<br />

Wer wird es sein?<br />

Medieneigentümer<br />

GNK Media House GmbH<br />

Breitwiesergutstraße 10<br />

A-4020 Linz<br />

Tel. +43.1.813 03 46-0<br />

office@media-house.at<br />

www.media-house.at<br />

Redaktionsanschrift<br />

Handelskai 94-96<br />

A-1200 Wien<br />

Geschäftsführer<br />

Philipp Kaufmann, Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Birgit Salomon<br />

Artdirector<br />

Jelio Anton Stefanov<br />

Design & Layout<br />

Jelio Anton Stefanov, Johanna Hinterdorfer<br />

Lektorat<br />

Amelie Miller, Ulrike Riedl<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Andreas Altstädter, Angelika Fleischl,<br />

Erika Hofbauer, Michael Neubauer,<br />

Philipp Kaufmann, Reinhard Krémer.<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: Dezember 2018<br />

Anzeigen<br />

Christian Call, Leander Haidacher<br />

Photos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

GNK Media House / Katharina Schiffl,<br />

GNK Media House / Michael Hetzmannseder<br />

Druck<br />

Niederösterreichisches Pressehaus<br />

DER BAUTECFOKUS WENDET SICH IM SINNE<br />

DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN<br />

FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER<br />

ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT<br />

KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN,<br />

DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM<br />

VERWENDET WIRD.<br />

BauTecFokus ist Mitglied bei:<br />

www.bautecfokus.at<br />

174 BauTecFokus


<strong>Herbst</strong> 2018<br />

175


Aufsteiger<br />

Absteiger<br />

Klaus Haberfellner<br />

Austrotherm verstärkt Management. Klaus Haberfellner, zuletzt Managing<br />

Director bei Mondi Eschenbach, wurde per 1. August zum Geschäftsführer der<br />

Austrotherm GmbH in Österreich bestellt.<br />

K<br />

laus Haberfellner startete nach seinem BWL-Studium an<br />

der Karl-Franzens-Universität in Graz seine Karriere als<br />

Finanzanalyst bei General Motors Austria. Im Jahr 2000<br />

wechselte er zur Mondi Group, einem Global Player der<br />

Papier- und Verpackungsindustrie, wo er in den folgenden 17 Jahren<br />

eine Reihe verantwortungsvoller Positionen bekleidete – unter anderem<br />

im Verkauf, Logistik, Produktion und Finanz. Seit 2016 war der<br />

gebürtige Steirer bei Mondi Eschenbach<br />

als Managing Director tätig.<br />

für Dämmstoffe. Neben der Zentrale in Wopfing, Produktionsstandorten<br />

in Pinkafeld und Purbach, ist der Dämmstoffpionier mit Unternehmen<br />

in Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien, Bulgarien,<br />

Polen, Rumänien, Slowakei, Ungarn und der Türkei vertreten.<br />

Die Austrotherm-Gruppe zählt, ebenso wie die Baumit- und Murexin<br />

-Gruppe, zur Schmid Industrieholding, die per 31. Dezember 2017 mit<br />

5.900 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro erzielte. n<br />

Klaus Haberfellner zeichnet als<br />

Geschäftsführer der Austrotherm<br />

GmbH in Österreich für die Austrotherm-Stammwerke<br />

in Pinkafeld<br />

und Purbach, für den Außen- und<br />

Innendienst, die Anwendungstechnik<br />

und Architektenbetreuung sowie<br />

das Personalwesen verantwortlich.<br />

Klaus Haberfellner: „Nach mehr als<br />

zehn Jahren im Ausland freue ich<br />

mich, meine Konzernerfahrung nun<br />

in der Heimat in einem international<br />

erfolgreich tätigen österreichischen<br />

Familienunternehmen einbringen<br />

zu können.“ Alle Austrotherm-Beteiligungs-<br />

und Tochtergesellschaften<br />

sowie die Geschäftsbereiche Rechnungswesen,<br />

Marketing, Internationalisierung,<br />

IT und F&E verbleiben<br />

im Verantwortungsbereich von<br />

Gerald Prinzhorn, der seit 2016 die<br />

Alleingeschäftsführung der Austrotherm-Gruppe<br />

innehat.<br />

Die in österreichischem Familienbesitz<br />

befindliche Austrotherm-Gruppe<br />

verfügt aktuell in 11 Ländern über<br />

insgesamt 21 Produktionsstandorte<br />

176 BauTecFokus


BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />

BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />

BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />

BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />

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Ihr Sanierung Ansprechpartner von historischer bei der Bausubstanz.<br />

Revitalisierung und<br />

Sanierung von historischer Bausubstanz.<br />

Ihr Ansprechpartner bei der Revitalisierung und<br />

Ihr<br />

Sanierung<br />

Ansprechpartner<br />

von historischer<br />

bei der<br />

Bausubstanz.<br />

Revitalisierung und<br />

Sanierung von historischer Bausubstanz.<br />

Fassadensanierung • Dachgeschossausbau<br />

Fassadensanierung Zu- und Umbauten •<br />

Aufzugseinbau<br />

Dachgeschossausbau<br />

Zu- und Umbauten •<br />

Aufzugseinbau<br />

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Aufzugseinbau<br />

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<strong>Herbst</strong> 2018<br />

177<br />

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Buchtipps<br />

EDITOR´S<br />

CHOICE:<br />

Lesenswert!<br />

Kodex des Österreichischen Rechts<br />

KODEX Vergabegesetzte 2018<br />

Der neue Kodex in 11. Auflage (Stand 1. Juni 2018) enthält die Vergaberechtsreform 2018 inkl.:<br />

- Bundesvergabegesetz 2018<br />

- BVergG – Konzessionen 2018<br />

- BVergG – Verteidigung und Sicherheit<br />

und mit den amtlichen Erläuterungen sowie den<br />

- Vergabe-Nachprüfungsgesetzen der Länder und<br />

- EU-Richtlinien.<br />

Kodex Vergabegesetzte 2018<br />

Werner Doralt/ Georg Konetzky<br />

1046 Seiten<br />

Linde Verlag<br />

52,00 Euro<br />

Wissenschaftliche Erkenntnisse über die<br />

Wirkungsweise von Baustoffen aus dem Viva<br />

Forschungspark<br />

Gesund Bauen.<br />

Gesund Leben.<br />

Julia Posch/ (Hrsg.) Viva Forschungspark der Baumit<br />

Beteiligungen GmbH<br />

147 Seiten<br />

kostenlos<br />

Vom Elfenbeinturm zum offenen<br />

Universitätscampus<br />

Architektur des Wissens<br />

Elmar Schübl, Johannes Sachslehner<br />

192 Seiten<br />

ISBN: 978-3-222-15014-2<br />

Molden Verlag<br />

40,00 Euro<br />

„Gesund Bauen. Gesund Leben." ist das<br />

druckfrische Werk zu VIVA, dem größten<br />

Forschungspark Europas für vergleichbare<br />

Baustoffe und Bauweisen.<br />

Auf 150 Seiten finden sich für Bauherrn, Planer, Architekten und Verarbeiter<br />

die neuesten und interessantesten Forschungsergebnisse zum gesunden<br />

Bauen und konkrete bauphysikalische, bauchemische und medizinische<br />

Erkenntnisse über das Zusammenwirken von Baustoffen.<br />

Laut Autorin Julia Posch soll das Buch die Stärken und Schwächen jeder<br />

Bauweise aufzeigen und eine Entscheidungshilfe für das individuell richtige<br />

Haus und die passenden Baustoffe sein.<br />

Das Buch „Gesund Bauen. Gesund Leben.“ kann im Baumit Jubiläumsjahr<br />

2018 kostenlos bei Baumit bezogen werden.<br />

Wer mit dem Studium an einer Universität<br />

beginnt, taucht ein in neue Sphären und<br />

Räume, in eine Welt, in der die Freiheit des<br />

Denkens zuhause ist.<br />

Dafür braucht es Denk- und Lernräume, in denen die effiziente Begegnung<br />

mit Wissenschaft und Kunst, je nach Interesse und Begabung, möglich ist.<br />

Elmar Schübl und Johannes Sachslehner setzen sich grundlegend mit der<br />

Bedeutung von Architektur für die Universitäten auseinander und bieten<br />

spannende Einblicke in den Universitätsbau des 21. Jahrhunderts.<br />

In Kooperation mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gibt das Werk<br />

einen Überblick über die organisatorische, wissenschaftliche und damit<br />

einhergehende architektonische Entwicklung der Universitäten.<br />

Michael Bodmann/ Martin Haas<br />

122 Seiten<br />

ISBN: 978-3-214-02190-0<br />

Manz Verlag<br />

32,00 Euro<br />

Der Weg zur Baubewilligung<br />

Je nach Art des geplanten Bauprojekts sind vor der Durchführung des Vorhabens unterschiedliche Bewilligungen<br />

einzuholen.<br />

Dieses Werk bietet grundlegende und verständliche Informationen über den Ablauf des Baubewilligungsverfahrens<br />

in den einzelnen Bundesländern, die gesetzlichen, aber auch technischen Anforderungen an<br />

ein Bauprojekt sowie die Vorgehensweise bei Planänderungen.<br />

Ebenso sind eine übersichtliche Darstellung der Grundlagen und des Ablaufs des Verfahrens, der Nachbarrechte<br />

und möglicher Rechtsmittel enthalten.<br />

Veranschautlicht werden die Informationen durch die Aufbereitung mit vielen Tipps, Hinweisen und Tabellen.<br />

178 BauTecFokus


Energiespeicher Beton<br />

Innovativ, zukunftssicher und nachhaltig.<br />

In der Decke integrierte Rohrleitungen speisen den Betonspeicher<br />

und sorgen für eine effiziente Raumtemperierung.<br />

Infos unter:<br />

www.betonmarketing.at/Energiespeicher-Beton<br />

Beton ist ein hervorragender Wärmespeicher<br />

und ein sehr guter Wärmeleiter. Eine thermisch<br />

aktivierte Geschoßdecke aus Beton sorgt für<br />

wohlige Wärme im Winter und angenehme<br />

Frische im Sommer.


Handschlagqualität.<br />

Passt!<br />

Verbindliche Zusagen, auf die man vertrauen kann.<br />

Schindler Your First Choice

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