hatte ich schon, auch einmal mit dem bösen„Permanentgrün-hell“. Permanent bescheuertist diese Farbe! Sie weiß nie, was ich von ihrwill und hat eigene Teufel in sich. Auch wennich versuche, exakt zu mischen: Nie ist irgendwasrichtig.Immer muss ich ein weiteresMal korrigieren, das dauert. Und dann nochschlitternde Farbfladen? Es kommt daraufan, welche Farbe gerade oben oder untenauf der Palette angeordnet ist (die ich in derlinken Hand, den Daumen im dafür vorgesehenenLoch platziert halte), und das macheich je nach dem Plan, was ich heute schaffenmöchte, verschieden. Die oberen Farben rutschenauf der Palette zur Mitte, und manchmalrutscht auch gar nichts. Man rührt dasnicht immer gleich, auf die selbe Art zusammen,und es ist auch mal kalt, mal warm. DasWetter, der Sommer und solche Sachen.Auf meinen Bildern kannst du was erkennen,und das ist auch gut so. Ich möchte gegenstandsloseBilder nicht abwerten, aber fürmich ist es nichts. Ich muss auch nicht wetteiferndamit, wie fotorealistisch ich bin, im Vergleichmit was weiß ich. Ich muss es schaffen,mein Thema auf den Punkt zu bringen, undda kann ich mir selbst nicht bei in die Taschelügen. Ich höre erst auf, wenn ich fertig bin.Was genau mein Thema ist, auch das ändertsich während der Bildfindung, leider. Was istschon der eigene Wille, wenn der liebe Gottimmer mitmalt, das kann nur begreifen, wergenau sein will und perfekt. Da kommt dannimmer was dazwischen. Darum ist es wohlKunst und nicht Wullst. Denn der menschlicheWille – er ist beim stärksten Künstler amkleinsten wohl.Schenefeld im Mai 2019Mai 14, 2019 - Du musst es wirklich wollen? 12 [Seite 9 bis 12]
Wir sind noch selbst die NaturJul 24, 2019Nordkirche: Erstmals weniger als zwei MillionenMitglieder, Schenefelder Tageblattvom Sonnabend, 20. Juli 2019 – „Wofür derchristliche Glaube steht, ist für viele Menschennicht mehr verständlich“, sagte gesterndie Landesbischöfin (…), Kristina Kühnbaum-Schmidt, heißt es dort.Das liegt wohl daran, dass die Kirche sich alseine soziale Institution unter vielen anderenzeigt. Ist Religion grundsätzlich sozial, alsoan erster Stelle gemeinschaftlich zu begreifen,wir sind die Weltbessermacher? Odersollte die Kirche nicht idealerweise auf deneinzelnen Gläubigen (innerhalb der anderen)schauen, dem Menschen Orientierung sein,einen guten Weg als Möglichkeit aufzeigen?Wenn suggeriert wird, es sei bereits durchdie Mitgliedschaft belegt, der Gemeinschaftder guten oder sogar besseren Menschenanzugehören, kann dieser hohe Anspruchleicht verfehlt werden. Wenn sich die Kirchemit sozialen Hilfsorganisationen gleichstellt,gerät sie in die bekannten Probleme solcherInstitutionen. Besinnt sie sich stattdessenauf ihre eigenen Werte, nämlich Menschenin eine verbesserte Welt erst hinführen zuwollen, muss diese Gemeinschaft nicht fertigoder perfekt sein. Das hieße Schwäche innerhalbder Kirche zuzulassen. Eine quasi offeneGemeinschaft innerhalb der Gesellschaft.Wenn Pastoren und Priester annehmen, alsHirte nur den weißen Schafen vorzustehen,bilden die anderen außerhalb eben eine größerwerdende eigene Herde aus, und die istmöglicherweise nicht einmal schwarz, sondernbunter und vielfältiger.Viele Menschen (und nicht die schlechtesten)sind da, die sagen: Wir können gut undmenschlich sein, auch ohne die Rituale einerKirche, und die beweisen es uns Tag für Tagso nebenbei. Sie tragen die Gesellschaft ohneviel Aufhebens. Sie treten für sich ein, machenihren Weg, helfen unspektakulär wenn es malpasst. Dafür benötigen sie kein Ehrenamt. Esist ihr Selbstverständnis abzugeben, wenn esnoch für andere langt. Sie geben dem Bettler,nehmen ihn aber nicht mit in ihr Haus. Sieöffnen sich, und setzen doch eine Grenze, siesind gesund. Wir folgen ihnen gern, sie sindin der Kirche, sie sind nicht in der Kirche, dasist nicht wichtig. Auf der anderen Seite gibtes Menschen, die krank werden am Anspruchkirchlicher Gebote. Sie beten, sie missionierenuns, sie nerven – sie sind erkennbar nichtgesund. Es ist eine Wahrheit, dass manchebesser dran sind, die überkommene Glaubensdogmenablegen konnten. Vielleichttut uns eine schlanke Kirche sogar gut? Gottselbst kann niemand abschaffen, wenn er umuns herum wahrhaftig da ist. Lassen wir esdoch drauf ankommen!Wir finden immer wieder neue, machtorientierteBosse ohne Skrupel, die innerhalbder Gesellschaft wirtschaftlich kraftvoll aufsteigen.Es gibt wohl schon Menschen, diesich deutlich über das Gesetz stellen unddennoch mehr und mehr Macht um sichversammeln können. Jedenfalls ist das eineAnnahme, die durch zahlreiche Skandale inWirtschaft und Politik immer wieder neueNahrung erhält. Wenn die christliche Predigtdiese Leute nicht sozial mäßigen kann undeher durchsetzungsarme Mitglieder eineGlaubensgemeinschaft bilden, entsteht dasBild einer schwachen Kirche. Das wäre eineGemeinschaft der Ohnmächtigen. Die Bibelzeichnet ein anderes Bild. Der Gläubigescheint dort auch unterlegen in schwierigenLagen und gewinnt erst allmählich innereStärke, kommt gerade durch Zweifel, Skrupelund eigene Fehler zu einem besseren Selbst.Vielleicht muss der moderne Gott suchendeMensch akzeptieren, dass es Zeitgenossengibt, die ihn scheinbar mühelos beiseitedrücken und feist-zufrieden konsumieren?Das sieht nach frechem Glück aus! Wer ohneGlaube befriedigend leben kann, ist besserdran, als ein Mensch, der glaubt Ansprüchengenügen zu müssen, an denen schon einigezerbrochen sind. Wir wollen doch nicht feistund frech sein, wir wollen nicht gemobbt undverarscht werden. Das ist eine Herausforderung:Wer lernte anderen wehzutun, als dasErgebnis der Überlegung, ich kann jetzt auchtun wie die anderen, erlebt Befriedigungdarin nur, wenn er den Hass grundsätzlichkultiviert. Muss zulassen, alle Sensibilität gegenüberder früher selbstverständlichen Empathiezu vergessen, als wäre eine Denkweiseausgestorben, wie eine Tiergattung auf unseremPlaneten. Das faszinierende, sich selbstin diese Richtung gehen zu lassen, ist denPunkt innerer Umkehr zu bemerken – etwa,wie ein frustrierter Ehepartner in langjährigerEhe nach einiger Zeit bemerkt, dass seinMaulen nun nicht mehr nützt. Wenn der Ratdarin bestünde, nutze deine Ellbogen ohneGewissen, und es dazu keine Alternative gibt,dann wäre die Welt ein Spielball der Asozialen.Das ist sie aber noch nie gewesen.Glaube kann frei machen, und dafür muss dieKirche offen bleiben, mutig gegenüber sinkendenMitgliederzahlen, sich auf den Kernihres Wesens besinnen. Jesus Christus, dieserlanghaarige Spinner (so wie wir es von denGemälden kennen), dieser Aufrührer damalsin Jerusalem (nicht wenige werden ihn sogesehen haben), den der Mob angeklagt undschließlich angenagelt hat, unser Messias!– der war anders. Er stand vor dem Tempel,nicht auf der Kanzel drinnen, er mauerte sichkeinen Dom; er hat solange geredet, gepredigt,bis einige genug hatten. Der hatte zumSchluss nicht nur sinkende Mitgliederzahlen,der hatte so viele „Daumen runter“, dass ergekreuzigt wurde und starb.Das wirkt bis heute nach.Da sind wohl einige, die nicht glauben wollen,dass der Heiland anschließend noch herumspazierte,schließlich locker und zufriedenangesichts seines Gesamtkunstwerks mit VatersGnade in den Himmel aufgefahren ist.Allein die Beschreibungen der letzten Tageund Stunden im Leben vom Mann aus Nazareth,regen bis heute immer wieder dazu an,dargestellt zu werden. Im Film oder durch diewiederholten Lesungen in den Kirchen. Es erschüttertnoch immer. Das ist der Mensch!Vielfältig motivierte Demonstranten, wieauch die zur Kirche gehörenden Bischöfe,zeigen sich solidarisch mit den Rettern derFlüchtlinge im Mittelmeer. Sie ziehen sicheine leuchtend rote Schwimmweste über.Hilft uns das? Das kann auch eine locker umgehängteMaske sein, denn wir selbst bleibenja sicher an Land dabei. In Italien lebenMenschen. Irritierend ist das dünne, leichtals fadenscheinig erkennbare Mäntelchen,mit dem sich selbst für gut und besser Erklärendegern behängen. In den verschiedenenLeitungsämtern der Politik und den Kirchen(manchmal) und natürlich überall in den Medien,wenn wegen „irgendwas“ ein Aufschreidurch die Nation geht. Wie an jedem Stammtisch.Eine gute Predigt muss kreativ starksein, nicht nur im Chor harmonieren: Ich binauch dafür, wo die dagegen sind, und aus sichererDistanz leicht mal „dabei“ mitschwimmen-und schwingen.Jesus Christus gab sich ganz und gar hin, erverkörperte seine Mahnung so sehr, dass erzum Opfer der Welt um ihn herum wurde.Er wich der persönlichen Gefahr nicht aus,sprang quasi selbst ins Meer, um die Menschenda heraus zu fischen. Und um bei diesemBild zu bleiben, weil es zum Weiterdenkenanimiert und wir es in die heutige Zeitprojizieren können: Jesus fischte Menschen,und da waren auch aggressive, wie gefährlichzuschnappende Haie dabei. Es stimmt, dassandere schuld sind. Aber wir sind selbst dochauch die anderen, bitte. Was auch immerungerechtes weltweit medial uns erreicht,reflexartig reagiert eine breite Palette sozialsich engagierender Menschen. Das roteKreuz, die Seawatch, Greenpeace, der weißeRing, die Gewerkschaften und die großen Kirchen,sie unterscheiden sich marginal. Etwawie die „guten“ Parteien in der Politik, beidenen derzeit die grüne Farbe im Trend vornliegt. Konkurrieren evangelische und katholischeKirche, wie SPD und Linkspartei, ist Gottrot, schwarz oder grün?Das Problem: Jede Organisation trägt dasRisiko in sich, innerhalb des Systems auchFehler zu machen, z.B. Korruption oder Missbrauch,Ausbeutung der Mitarbeiter, währendman nach außen hin zu den sich für gut erklärendenPersonen gehört. Sind Menschen diean Gott glauben nur eine Organisation, wiejede andere Firma und Verein oder verbindetsie der Glaube und deswegen eine innereStärke, die durch die Kirche lediglich einenRahmen findet, zum Gebet mit anderen? Diefeste Burg, das ist doch nicht das gemauerteGotteshaus. Die Kirche: Ein Vereinshaus, dassoll das nur sein?Im Spiegel der Welt: Gerade hier könnte dieKirche sich als von Gott beauftragt unterscheiden.Sie könnte sich profilieren, im fürsie einzigartig möglichen Unterschied zu jederbeliebigen sozialen Institution, dadurch,dass sie sich nicht als eine weitere Polizeipräsentiert. Anprangern kann jeder. Gott vergibtdir, aber seine Kirche nicht? Der Missbrauchsskandalin der katholischen Kirchewird nie befriedigend geklärt werden unddie Opfer werden nie gebührend gewürdigtund nichts davon wird je umfassend wiedergut gemacht werden. Das geht gar nicht. Undnach dem Missbrauch wird immer vor demMissbrauch sein.Jede Schule, Kindergarten, Sportverein undKirche, werden immer der Ort sein, wo Menschenausgenutzt, vergewaltigt werden. JedePsychiatrie birgt das als eine reale Gefahr insich. Alle sozialen Vereine für jungen Menschen,Pfadpfinder, Jugendtreffs. Die Orte,wo Jugendlichen ohne Orientierung oder diebereits Opfer von Gewalt geworden sind, geholfenwerden soll, sind zugleich die Anlaufpunktefür Erwachsene mit dem zwanghaftenWunsch, sexuelle Macht auszuüben. Dasnährt jede Institution bedrohlich in sich, wieUnkraut im Garten, ein Aspekt der menschlichenNatur (wie ja auch immer neue Kriegelosbrechen). Das ist unabhängig von GlaubeJul 24, 2019 - Wir sind noch selbst die Natur 13 [Seite 13 bis 16]
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