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Verfahrenstechnik 3/2021

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SCHÜTTGUTTECHNIK I TOP-THEMA<br />

der Produktqualität muss zudem ein Reinigungsprozess<br />

realisiert werden, um Bakterien<br />

und dem damit verbundenen Schimmelbefall<br />

auf Dauer vorzubeugen. Allem<br />

voraus ist ein Konzept unter strikter Einhaltung<br />

von Regularien für die Sicherheit der<br />

Anlagenbediener und des Wartungspersonals<br />

zu entwickeln. Grundlage dafür ist eine<br />

umfangreiche FMEA (Failure Mode and Effects<br />

Analysis), die den ganzen Prozess im<br />

Detail abbildet und Risiken von vornherein<br />

betrachtet und abstellt bzw. auf das Minimum<br />

reduziert.<br />

Um auch die Flüssigkeiten mit hoher Viskosität<br />

fördern zu können, werden diese<br />

schon als Rohstoff auf Temperatur erhitzt<br />

und vorgelagert. Einige Flüssigkeiten sind<br />

bei Raumtemperatur so fest, dass sie als geflakter<br />

Rohstoff angeliefert werden. Bei Bedarf<br />

wird eine beliebige Menge mit einem<br />

Schnellmischsystem mit friktionellem<br />

Energieeintrag innerhalb von 5–6 min verflüssigt<br />

und danach in einem weiteren Bedarfsbehälter<br />

nur noch auf Temperatur gehalten.<br />

Auch hier war die Herausforderung,<br />

eine sehr enge Temperaturrange nicht zu<br />

über- aber auch nicht zu unterschreiten. Bei<br />

Überschreitung der Temperatur wäre das<br />

Produkt chemisch zerstört und bei Unterschreitung<br />

der Temperatur würde das Produkt<br />

nicht fließen. Durch die bedarfsorientierte<br />

Schnellerhitzung konnte somit die<br />

sonst übliche hohe Energiemenge zur konstanten<br />

Temperaturlagerung und insbesondere<br />

die dadurch resultierenden hohen Lieferkosten<br />

gesenkt werden. Jetzt kann das<br />

Produkt in Big-Bags oder Säcken vorgelagert<br />

und nach Produktionsbedarf entnommen<br />

und aufgeschmolzen werden.<br />

Zufuhr und Austrag regeln<br />

Um dem schlechten Fließverhalten der<br />

Pulver entgegenzuwirken, wurde mit spezifischen<br />

Vorrichtungen an Silos und Big-<br />

Bag-Stationen der Austrag in die Prozessanlage<br />

garantiert. Dort spielt nicht nur die<br />

chemische Beschaffenheit der Pulver eine<br />

entscheidende Rolle, sondern auch physikalische<br />

Größen, wie Partikelform, Schüttgewichte<br />

und die Korngrößen. Das Verhältnis<br />

zwischen den einzelnen Rohstoffen<br />

ist hier ein entscheidender Faktor. Das<br />

Fließverhalten, der Durchsatz, der Rezeptanteil<br />

und die Dosiergenauigkeit sind ausschlaggebend<br />

für die Wahl des Dosiersystems.<br />

Hier wurden Dosierorgane wie eine<br />

klassische Schneckendosierung über Vibrationssiebförderer<br />

bis hin zu Scheibendosierern<br />

eingesetzt. Um auch Pulveragglomerate<br />

nicht nur auszusieben, sondern im<br />

Prozess wiederzuverwerten, wurden diese<br />

Produkte in einem Desagglomerator zu<br />

ausschussfreiem verwertbarem Pulver bearbeitet.<br />

Im Herzstück der Anlage werden schließlich<br />

alle Rohstoffe in einen Reaktionsbehälter gegeben.<br />

Dort wird die Flüssigkeit auf 150 °C<br />

vorgehalten. Danach können erst die Zusatzstoffe<br />

wie z. B. die Pulver hinzugefügt werden.<br />

Um die Zuführrohrleitung vor Kontamination<br />

und den Ausdünstungen<br />

der Flüssigkeiten zu schützen,<br />

wird das trockene Pulver über eine<br />

Gaskondensatsperre hinzugegeben.<br />

Dies verhindert die<br />

vorzeitige Verunreinigung der<br />

Pulverrohstoffe selbst und beugt<br />

unnötigem Wartungs- bzw. Reinigungsaufwand<br />

vor.<br />

Sicherheit gewährleisten<br />

Eine einfache Pauschalisierung<br />

im Explosionsschutz führt oftmals<br />

zu einer Fehleinschätzung<br />

der Komplettanlage und zu unnötigen<br />

Kosten. Deshalb wurde die Anlage<br />

genau betrachtet, um alle Risiken ausreichend<br />

auszuschließen. Damit konnten Ex-<br />

Zonen herabgesetzt oder sogar ausgeschlossen<br />

werden. Im besten Fall kann<br />

durch die richtige Auswahl der Anlagentechnik<br />

sichergestellt werden, dass eine<br />

Zündquellenvermeidung garantiert ist.<br />

In vielen Prozessen ist es notwendig, zu<br />

entfeuchten oder bestimmte Rezeptbestandteile<br />

zu erhalten. Die Schwallluft<br />

durch das Befüllen der Pulver und die zugeführte<br />

Trockenluft in der Gaskondensatsperre<br />

müssen sicher entweichen können.<br />

Damit all diese Kriterien erfüllt werden, ist<br />

eine Abluftleitung mit eingebautem Kondensatabscheider<br />

inklusive Rücklaufleitung<br />

in den Prozessbehälter zum Einsatz gekommen.<br />

Besonders wichtig war hier auch, dass<br />

der Kondensatabscheider dauerhaft frei von<br />

Wir stehen von Anfang an<br />

mit dem Betreiber in<br />

Kontakt, um kundenspezifische<br />

Lösungen zu erarbeiten. Wir<br />

fertigen selbst, unser Montageteam<br />

stellt die Anlagen auf und<br />

nimmt sie in Betrieb – alles aus<br />

einer Hand.<br />

Gabriel Kubina<br />

feuchtem Staub bleibt, nicht blockiert und<br />

der Behälter keinen unnötigen und unerwünschten<br />

Überdruck erzeugt. Dieser Überdruck<br />

würde nicht nur dazu führen, dass der<br />

Behälter dann der Druckgeräterichtlinie unterliegt,<br />

sondern auch dass sich der chemische<br />

Prozess unerwünscht ändern würde.<br />

Der kritische Punkt (Phasendiagramm) einiger<br />

Stoffe würde sich somit verschieben und<br />

die Reaktion im Behälter ungewollt und unberechenbar<br />

umgestalten.<br />

Die Temperatur des Produktes muss<br />

auch im Förderprozess stabil gehalten werden.<br />

Hier wurde auf doppelwandig beheizte<br />

und isolierte Rohrleitungen gesetzt, um<br />

ungewollte Wärmebrücken zu verhindern.<br />

Selbst die Flanschverbindungen sind doppelwandig<br />

beheizt und der Rohrleitungsinhalt<br />

wird stetig umgepumpt. Die kontrollierbaren<br />

Parameter sollten möglichst konstant<br />

gehalten werden, damit Handling und<br />

Dosieren stets reproduzierbar bleiben.<br />

Fotos: Kitzmann, karandaev/stock.adobe.com<br />

www.kitzmann-gruppe.de<br />

Im Herzstück der Anlage<br />

werden alle Rohstoffe in einen<br />

Reaktionsbehälter gegeben<br />

www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 03/<strong>2021</strong> 17

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