altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Juli/August 2021
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Die wichtigsten Dinge <strong>für</strong> Survival-Anfänger sind unter<br />
anderem Feuerzeug, Taschenmesser und Bargeld.<br />
mehr <strong>für</strong> das<br />
Thema<br />
interessieren,<br />
„die<br />
<strong>den</strong>ken, sie haben<br />
eine App <strong>für</strong><br />
alles.“<br />
<strong>Das</strong>s er mit seinen<br />
Schulungen<br />
nicht<br />
völlig neben der Spur<br />
liegt, beweist auch die<br />
Tatsache, dass das „Bundesamt<br />
<strong>für</strong> Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“<br />
regelmäßig die<br />
Broschüre „Katastrophenalarm –<br />
Ratgeber <strong>für</strong> Notfallvorsorge und<br />
richtiges Handeln in Notsituationen“<br />
herausgibt. Auf gut 60 Seiten<br />
wer<strong>den</strong> unter anderem die The-<br />
men Unwetter, Feuer, Hochwasser<br />
und Gefahrstoffe behandelt. Die<br />
geschilderten nützlichen Verhaltensregeln<br />
und Vorsichtsmaßnahmen<br />
decken sich mit <strong>den</strong> Erkenntnissen<br />
von Rupert Linder.<br />
Doch zurück zum Thema Blackout.<br />
Linder schildert die Situation<br />
eindringlich: „Es ist ja dann nicht<br />
so, dass Sie Ihr Handy nicht mehr<br />
la<strong>den</strong> können, sondern es funktioniert<br />
einfach gar nichts mehr.<br />
Ein Gefängnisdirektor muss sich<br />
entschei<strong>den</strong>, ob er die Insassen<br />
ersticken oder frei lässt. Kühe sterben,<br />
weil sie nicht mehr gemolken<br />
wer<strong>den</strong>. Straßenbahnen senken<br />
sich ab und blockieren die Gleise.<br />
Ein mehrwöchiger Blackout würde<br />
<strong>den</strong> Zivilisationsprozess rückwärts<br />
verlaufen lassen. Bei der Hochwasserkatastrophe<br />
an der Donau<br />
gingen nach zwei Tagen die Plünderungen<br />
los. Es gibt einfach vier<br />
Zustände, die seit der Steinzeit<br />
existieren: Hunger, Durst, Kälte<br />
und Angst.“<br />
Erinnert man sich an die Menschen,<br />
die sich zu Beginn der<br />
Corona-Pandemie um Klopapier<br />
geprügelt haben, so scheinen die<br />
von Linder geschilderten Szenarien<br />
nicht sehr abwegig. Er möchte<br />
keinesfalls die Apokalypse beschwören,<br />
aber darauf hinweisen,<br />
dass man sich nicht nur auf die<br />
Technik verlassen kann. Ein Plan B<br />
und Plan C könne im Ernstfall nicht<br />
scha<strong>den</strong>. Er lehrt <strong>den</strong> Grundsatz:<br />
„Löse das Problem zuerst, das dich<br />
als erstes umbringt. Damit das im<br />
Ernstfall klappt, muss man einige<br />
wenige, überlebenswichtige Algorithmen<br />
kennen und im Schlaf beherrschen<br />
– und vor allem üben,<br />
üben, üben.“<br />
Praktische Tipps<br />
Der Experte empfiehlt, <strong>den</strong> eigenen<br />
Haushalt hinsichtlich eines<br />
Blackouts unter die Lupe zu nehmen.<br />
Vorräte anlegen, die auch<br />
ohne Strom genutzt wer<strong>den</strong> können.<br />
Was nützen kiloweise Nudeln,<br />
wenn der Herd nicht mehr<br />
funktioniert? Tiefkühlpizzen sind<br />
im Sommer nach zwei Tagen hinüber.<br />
Powerbanks, Taschenlampen<br />
und Kerzen sollten vorhan<strong>den</strong><br />
sein. Und selbst ein Diesel-Notstrom-Aggregat<br />
ist nicht die Lösung<br />
aller Probleme, <strong>den</strong>n Kraftstoff<br />
darf nur in einer begrenzten<br />
Menge gelagert wer<strong>den</strong>. Der Weg<br />
zur Tankstelle ist sinnlos, dort ist<br />
ohne Strom nichts zu holen.<br />
„Mir ist wichtig, dass die Leute<br />
bei mir mit Situationen konfrontiert<br />
wer<strong>den</strong>, über die sie noch<br />
nie nachgedacht haben, damit sie<br />
später im Notfall souverän und ruhig<br />
darauf reagieren<br />
können“, erklärt<br />
Rupert Linder<br />
die gewünschten<br />
Ergebnisse seiner<br />
Kurse. <strong>Das</strong> Prinzip<br />
sei S.T.O.P: <strong>Das</strong> „S“<br />
steht <strong>für</strong> Stop, also<br />
Innehalten, das<br />
„T“ <strong>für</strong> Think, also<br />
nach<strong>den</strong>ken. <strong>Das</strong><br />
„O“ <strong>für</strong> Observe,<br />
also beobachten.<br />
Und das „P“ <strong>für</strong><br />
Plan, also planen. „<strong>Das</strong> funktioniert<br />
natürlich nicht, wenn ein Bär<br />
auf Sie zugerannt kommt“, fügt er<br />
lachend hinzu, „aber in vielen Situationen<br />
muss man die Übersicht<br />
behalten und die Lage einschätzen<br />
können“.<br />
Nachdem Linder erklärt hat, dass<br />
in einen Fluchtrucksack unter anderem<br />
Rettungsdecke, Taschenlampe<br />
und Schlafsack gehören,<br />
zeigt er schließlich sein kleinstes<br />
Survival-Kit in einer Blechdose,<br />
ungefähr so groß wie eine Zigarettenschachtel.<br />
Darin enthalten:<br />
Bargeld, Feuerzeug, Schmerzund<br />
Anti-Allergie-Tabletten, Sicherheitsnadel,<br />
sterile Kanüle,<br />
Rupert Linder bietet auch Survival-Kurse <strong>für</strong> Kinder<br />
an, die im Rahmen dessen Basics wie zum<br />
Beispiel „Feuer machen“ lernen können.<br />
Ohrstöpsel, Nägel und Hansaplast.<br />
„Wenn man sowas dabei hat, ist<br />
es schon mal nicht schlecht, aber<br />
bei mir lernen Sie dann auch, was<br />
Sie damit machen können“, sagt<br />
er überzeugend und holt schließlich<br />
sein wichtigstes Werkzeug aus<br />
einem Etui am Gürtel hervor: ein<br />
Taschenmesser. „Sie brauchen<br />
Klinge, Ahle und Säge. Ich habe<br />
einen Freund, der kann Ihnen<br />
zeigen, wie Sie alleine mit einem<br />
Taschenmesser ein Haus im Wald<br />
bauen können“, sagt er grinsend.<br />
Sollte die Apokalypse doch mal<br />
kommen, möchte man Rupert Linder<br />
sicherlich gerne im Team haben.<br />
edl<br />
juli / august <strong>2021</strong> | 19