UKJ-Klinikmagazin 2/2021
Ganz intensiv - Was moderne Intensivmedizin ausmacht.
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Schwester Juliane Dahm, Oberarzt Dr. Richard Biedermann<br />
und Professor Hans Proquitté kümmern sich um kranke Kinder<br />
vom Säuglingsalter bis zur Volljährigkeit. Fotos: Rodigast<br />
Geborgen wieder gesund werden<br />
Einblicke in die Kinder-Intensivstation am <strong>UKJ</strong><br />
Sanft fällt das Sonnenlicht durch die<br />
gelben Schiebevorhänge. Es ist mittags,<br />
doch Tom möchte nur schlafen.<br />
Schwester Juliane Dahm legt ihre Hand<br />
auf den Kopf des Siebenjährigen. Ein<br />
Bündel dünner Kabel führt von seinem<br />
kleinen Körper zu einem großen Monitor.<br />
Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung,<br />
Atmung, Blutdruck – jedes Kabel eine<br />
Zahl, eine pulsierende Kurve. Von der<br />
anderen Seite des Bettes kommen filigrane<br />
Schläuche mit Antibiotika, Immunglobulinen,<br />
Flüssigkeit. Tom bekommt<br />
davon im Moment nicht viel mit.<br />
„Heute warst du sehr müde. Wir haben<br />
leise deine Lieblingsmusik angemacht<br />
und du hast dich ausgeruht. Wenn du<br />
munterer bist, werden wir einen Videoanruf<br />
mit Mama und Papa machen.“<br />
Schwester Juliane schreibt diese Zeilen<br />
in sein Intensiv-Tagebuch, damit Tom<br />
und seine Eltern später verstehen<br />
können, was in der Zeit auf der Kinderintensivstation<br />
mit ihm passiert<br />
ist. Seine Diagnose: PIMS, abgekürzt<br />
vom englischen Pediatric Inflammatory<br />
Multisystem Syndrome. Vor<br />
sechs Wochen hatte der Erstklässler<br />
eine COVID-19-Infektion, die so harmlos<br />
verlief, dass sie fast nicht erkannt<br />
wurde. Jetzt liegt seine Temperatur bei<br />
über 40 Grad Celsius, er hat Bauchschmerzen,<br />
Durchfall und einen Hautausschlag.<br />
„Das Immunsystem reagiert<br />
exzessiv“, erklärt Professor Hans Proquitté,<br />
der die Kinderintensivstation<br />
E220 am <strong>UKJ</strong> leitet. Anfangs war für ihn<br />
und sein Team noch unklar, wie sich<br />
diese neuartige Erkrankung bei Kindern<br />
äußert. Mittlerweile können sie<br />
die PIMS-Symptome gut deuten, die<br />
meist vier bis sechs Wochen nach einer<br />
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