Flensburg Journal - 233 Februar 2022
Flensburg Journal Februar 2022
Flensburg Journal Februar 2022
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Flensburger Straßen und Stadtteile:
„Hanni“ Schlott –
In Glücksburg groß geworden –
in Flensburg einen Namen gemacht
Sollten Sie nach einem ausgiebigen
Spaziergang durch den Volkspark
noch Zeit übrig haben, setzen Sie
sich doch einfach mal für einige
Minuten auf die im Winter meistens
verwaiste Tribüne des Flensburger
Stadions, und genießen Sie die dort
vorherrschende unglaubliche Stille.
Schließen Sie mal für diese kleine
Auszeit die Augen, und wenn Sie ein
eingefleischter Anhänger des Flensburger
Fußballs sein sollten, könnten
Sie nach geraumer Zeit noch
leise im Hintergrund die Anfeuerungsrufe
der goldenen 70er Jahre
des Flensburger Fußballs vernehmen
… als die „Hanni, Hanni!“-Rufe
durch das hiesige Rund klangen und
die „08er“ zu ihren großen Erfolgen
trieben.
Diese glorreichen Zeiten der „08er“
sind leider längst vergangen, bald
50 Jahre ist es mittlerweile her, dass
die Kicker um Didi Dolle, Teddy Hopp,
Volker Herre und den Namensgeber
der Anfeuerungen der Zuschauer,
Hanni Schlott, die Flensburger Fußballgemeinde
zur Verzückung brachten
und ein erfolgreiches Jahrzehnt
für die Liga von Flensburg 08 einläuteten.
Inzwischen haben der Traditionsverein
aus Flensburgs Osten und
die weiter südlich gelegenen „Eisenbahner“
vom ETSV Weiche sich zusammengetan
und fusioniert, bilden
seit dem Jahr 2017 gemeinsam den
neuen und auch sehr erfolgreichen
Verein SC Weiche Flensburg 08.
Einer der beliebtesten und wohl
auch einer der besten Fußballspieler
der 60er und 70er Jahre in Flensburg,
und nach beendeter Spielerkarriere
als Trainer und Funktionär,
war eben jener Hanni Schlott, der
jedoch streng genommen gar nicht
aus Flensburg stammte …
Ein Glücksburger Kind
Geboren ist Hanni als Johannes
Schlott am 13. Oktober 1946 in Wanderup,
rund 12 Kilometer vor den
Toren Flensburgs gelegen. Doch als
Hanni ein einjähriger Bub war, seine
ältere Schwester war vier Jahre alt,
zog die vierköpfige Familie Schlott
in ein anderes Umfeld um: Es ging
von Wanderup nach Glücksburg in
die dortige Waldstraße, ins Haus
Nr. 7. Hintergrund war der berufliche
Wechsel seines gleichnamigen
Vaters Johannes von Wanderup in
die Glücksburger Meierei. Dort stieg
der Vater zum Betriebsleiter auf, die
Familie Schlott bezog folgerichtig
eine Dienstwohnung im Wohnhaus
der Meierei. Von jeher fühlt Hanni
sich in Glücksburg zu Hause. „Die
Waldstraße und der Hindenburgplatz
waren schon immer mein Revier, hier
haben wir zahlreichen Kinder fast
ganzjährig draußen gespielt, mal am
Schlossteich, mal Verstecken oder
Cowboy im nahegelegenen Wald,
aber wir Jungs haben eigentlich immer
nur eines im Sinn gehabt: Fußball!“
Dafür musste der benachbarte
Hindenburgplatz herhalten, in jener
Zeit noch nicht geteert und versiegelt.
„Doch den großen Baum in der
Mitte gab es schon damals – und das
ohne Umzäunung. Unsere Fußballtore
wurden durch Steine oder Blechbüchsen
markiert, und die Spielzeit
dauerte eigentlich immer gefühlte
2 x 2 Stunden – wir wurden einfach
nicht müde!“, schmunzelt Hanni
beim Rückblick auf seine fußballerischen
Anfänge als „Dreikäsehoch“.
Mit sechs Jahren begann der kleine
Straßenfußballer dann – endlich –
seine Karriere in einem richtigen
Verein: Als Glücksburger Junge natürlich
im örtlichen TSV Glücksburg
09, und er unternahm seine ersten
sportlichen Schritte in der „Knaben“
– so hieß die damals jüngste
Altersklasse, die heute entweder als
D-Jugend oder U12/U13 bezeichnet
wird. Sein erster Trainer Uwe Axen
brachte ihm die Grundbegriffe des
erfolgreichen Mannschaftssports
bei, gut Fußball spielen konnte
Hanni ja bereits von klein auf an.
Der Ball war schon für den kleinen
Hanni ein guter Freund, der beinahe
alles machte, was der junge Kicker
wollte: Dribblings fielen ihm leicht,
das Leder klebte förmlich an seinem
Fuß, er war schon bald ein begehrter
Mitspieler. Zeitgleich begann für
ihn der Ernst des Lebens; er wurde
in die Volksschule Glücksburg eingeschult.
Die Grundschuljahre durchlief
er ganz geschmeidig,
wechselte ab Klassenstufe 5
nach Flensburg vorerst kurzzeitig
auf die Goethe-Schule.
Seinen Schulabschluss „baute“
Hanni jedoch ab 1957
auf der Käte-Lassen-Schule
in Jürgensby, die Realschule
schloss er erfolgreich mit der
Mittleren Reife ab.
Einen konkreten Berufswunsch
hatte der heranwachsende
Junge allerdings noch
nicht entwickelt; er wusste
nur eines: Den Beruf seines
Vaters würde er nicht ergreifen
wollen – dieser musste
nämlich Zeit seines Berufslebens
morgens um 4 Uhr in der
Früh aufstehen. Dank Mutters
Ratschlag begann Hanni eine
Banklehre bei der örtlichen
Sparkasse, der Spar- & Darlehenskasse
Glücksburg. Die
Lehre verlief erfolgreich, die
Tätigkeit sagte ihm zu, und
so wurde er erfolgreich zum
Bankkaufmann ausgebildet.
Die Liebe zum Fußball war
in der Familie Schlott bereits
verwurzelt. Um die Ligamannschaft
der 08er anzufeuern,
nahm die Familie
manchmal sogar Fahrten zu
Auswärtsspielen auf sich. Der
junge Hanni durfte sie sehr
oft dabei begleiten – und
24 FLENSBURG JOURNAL • 02/2022