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Flensburg Journal - 233 Februar 2022

Flensburg Journal Februar 2022

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selbst ist auch, mich dabei nicht zu

verbiegen, auch wenn der Gegenwind

mal etwas stärker wird. Leider gibt es

heutzutage auch aggressive Reaktionen

bis hin zu Drohungen, nur weil

man eine andere Meinung hat. Diese

Entwicklung muss uns zu denken geben.

Generell halte ich es für ganz

natürlich, dass meine Meinung nicht

immer zu 100 Prozent geteilt wird.

Ich möchte Dinge tun, die Gemeinschaft

erzeugen und fördern. Wir alle

sollten miteinander und füreinander

arbeiten – jeder auf seinem Platz.

Ohne Gemeinschaft ist keine Gesellschaft

lebensfähig und kein Mensch

glücklich. Gerade in der Pandemie

haben wir alle gemerkt: Wir Menschen

sind nicht digitale, wir sind soziale

Wesen.

Sie sind selbst zweifache Mutter.

Welche Erfahrungen haben Sie mit

der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf gemacht?

Dass ich mich beruflich verwirklichen

kann, ist für mich ein großes Glück –

aber die Familie ist und bleibt für mich

das Allerwichtigste. Ich lebe in einer

wunderbaren Patchwork-Familie mit

drei Töchtern. Unsere knappe Freizeit

verbringen wir nach Möglichkeit alle

zusammen. Familie und Beruf, in meinem

Fall Familie und das Oberbürgermeisteramt,

zu vereinbaren, ist nach

wie vor ein Spagat zu allen Seiten

und streckenweise sehr anstrengend.

Dabei müssen alle in der Familie Entbehrungen

hinnehmen. Viel Zeit bleibt

für Freizeit und Familie nicht. Umso

wichtiger ist es, die wenige gemeinsame

Zeit qualitätsvoll zu verbringen.

Geholfen hat dabei auch das Verständnis

der Kolleginnen und Kollegen im

Rathaus. Ich denke, wir haben in den

letzten Jahren gezeigt, dass es gut

funktioniert, Oberbürgermeisterin mit

schulpflichtigen Kindern zu sein.

Haben Sie bei alledem Hobbies?

Mein Partner und ich gehen sehr gerne

in unser Landestheater. Mein ganz

persönliches Hobby ist noch immer

das Klavierspielen und das Handwerken

zu Hause. Wir sind vor gut einem

Jahr innerhalb der Flensburger Innenstadt

umgezogen und im neuen Zuhause

gibt es viel zu tun. Teppich oder

Fußboden verlegen und Tapezieren

und Malern machen mir viel Spaß. Von

meinen Töchtern lasse ich mir gern

zeigen, welche sozialen Netzwerke es

gibt und was gerade „in“ ist.

Wobei könnte man Ihnen etwas

„vom Pferd“ erzählen?

Beim Reiten (lacht). Alles rund um

Prominente oder TV-Shows. Da wir

ohne Fernseher leben, habe ich davon

kaum Ahnung.

Inwiefern sind Sie eine Verfechterin

der Emanzipation?

Noch heute verdienen Frauen im Durchschnitt

weniger als Männer, mit einer

Ausnahme: Im Öffentlichen Dienst

wird kein Unterschied zwischen Frauen

und Männern gemacht. Gesamtgesellschaftlich

gibt es jedoch nach wie vor

viel zu tun, die faktische Gleichstellung

der Geschlechter zu erreichen. Deshalb

ist es auch wichtig, dass Frauen weiterhin

in Führungspositionen ankommen.

Es gibt beispielsweise bundesweit

ca. 80 Oberbürgermeister – und

nur eine Handvoll davon sind Frauen.

Wir sind also völlig unterrepräsentiert.

In Flensburg bin ich auch die erste

Frau, die dieses Amt innehat und in

einigen Gremien noch immer ziemlich

allein. Deshalb war es mir sehr wichtig,

die Gleichstellung auch innerhalb

der Stadtverwaltung voranzutreiben

und zu erreichen. Vor mir gab es einen

männlichen Oberbürgermeister und einen

männlichen Bürgermeister. Heute

haben wir nicht nur im Verwaltungsvorstand

die Parität erreicht, sondern

auch in der nächsten Führungsebene,

den Fachbereichen, und das in nur

5 Jahren. Und wir stellen fest, dass

die gemischten Teams der Arbeit sehr

gut tun. Frauen und Männer haben

unterschiedliche Herangehensweisen

und deshalb ist es meines Erachtens

nicht nur gerecht sondern auch klug,

für Gleichberechtigung zu sorgen.

Inwiefern hat Ihre Sozialisierung

in der DDR noch heute Einfluss auf

Ihre Einstellungen?

Sich in unserer freiheitlichen Demokratie

überall einbringen zu können,

empfinde ich als hohes Gut. Umso

mehr wundert es mich, wenn Menschen

auf der Straße für Freiheit demonstrieren.

Wir leben sie doch! Wir

dürfen in unserem Land alles denken

und sagen – ohne Konsequenzen. Natürlich

läuft nicht alles gut, und natürlich

gibt es Unzufriedenheit. Man

darf nie aufhören, Dinge zum Wohle

seiner Mitmenschen anzupacken und

Probleme zu lösen. Dafür setze ich

mich in meinem Amt täglich ein.

Was wollen Sie für die jungen

Menschen unserer Stadt erreichen?

Dass sie eine lebenswerte Zukunft erhalten.

Unsere Lebensbereiche sind

durch Klimawandel und Umweltveränderungen

stark bedroht. Das alles

wirkt sich auch auf das soziale Leben

aus. Deshalb setze ich mich dafür ein,

dass wir die Entscheidungen, die wir

gemeinsam treffen, auf die Zukunft

ausrichten und immer vor Augen haben,

dass unsere Kinder und Kindeskinder

ebenfalls ein gutes Leben haben sollen.

Das Interview wurde geführt

von Ulrike Bremm

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FLENSBURG JOURNAL • 02/2022

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