Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) © ACIB GMBH Es gibt noch einige Hürden, die genommen werden müssen: „Aber technische Ansätze, sie zu nehmen, gibt es bereits. Allgemeines Ziel ist, günstigeres Kultiviertes Fleisch zu produzieren. So kostete im August 2013 der erste Cultivated Meat Burger des niederländischen Forschers Mark Post noch ca. 325.000 Dollar pro Kilo. Vor zwei Jahren war der Kilopreis bei ca. 5.000 Dollar, unser großes Ziel ist, den Preis auf ca. 5 Dollar pro Kilo zu senken.“ „Machst du eine Party vegan, bleibst du meistens alan!“, sagt der gelernte steirische Fleischtiger und ist damit tatsächlich nicht ganz alleine. Laut Umfragen sind zwar 50 % dafür, dass sie Kultiviertes Fleisch einmal beschnüffeln wollen, wenn es einmal da ist, 70 % wollen jedoch lieber beim Fleisch vom Tier mit Fell bleiben. Hier gilt es die Angst vor dem Fremden zu nehmen. Wahrscheinlich am ehesten durch Beispiele. Über E-Autos wurde so lange gelacht, bis der Tesla elegant seine Runden zog. Viktorija Vidimce-Risteski denkt hier ähnlich: „Ein gesundes Misstrauen ist per se nichts Schlechtes, aber Neues erweckt ja auch Neugier – wir wollen ja auch als Wissenschaftler deshalb an die Öffentlichkeit treten, um hier Aufklärungsarbeit zu leisten und die Menschen über dieses Thema zu informieren, damit wir Berührungsängste abbauen.“ Salat lebt auch Für manche ist der größte Vorteil des künstlichen Fleischerzeugnisses der ethische: Keine Aufzucht, keine Mast, kein Schlachthof – trotzdem, es gibt gewisse Hemmnisse. Ich werde den Verdacht nicht los, dass in der Petrischale das Fleisch doch lebt, sonst könnte es nicht wachsen. Vidimce-Risteski zeigt prinzipiell Verständnis für meine Sorgen: „Das ist eine Grundsatzdiskussion. Denn Hefe lebt ja auch, bevor sie ins Brot oder den Backofen kommt. Auch pflanzliche Zellen, etwa Salatzellen, sind noch am Leben, wenn wir sie essen. Ungefähr so verhält es sich beim Kultivierten Fleisch. In einem Stück Rindfleisch sind die meisten Zellen auch nicht tot, bevor es in die Pfanne kommt.“ Bleibt nur noch, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Zuerst wird die Produktion etabliert, um auf einen vernünftigen Marktpreis zu kommen und erst dann ist das Thema Zulassung relevant. Laut Aleksandra Fuchs wird es eine Zulassung als Novel Food geben müssen – ein Vorteil: „Das bedeutet auch, dass man eine Sicherheitsstudie dazu machen wird, ob das Verzehren dieser Produkte keine Nebenwirkungen hat. Erst dann wird eine Zulassung erteilt: Dieser Prozess schafft wiederum Vertrauen seitens der Bevölkerung und baut Misstrauen ab.“ Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib GmbH) ist eine internationale Non-Profit Spitzenforschungseinrichtung mit Hauptsitz in Graz. Mit ca. 200 hochmotivierten und bestens ausgebildeten Mitarbeitern bietet das acib über 30 Jahre an Erfahrung. Derzeit führt die Einrichtung mit über 150 Partnern aus Forschung und Industrie nationale und internationale Forschungsprojekte sowie Auftragsforschungen durch. Gefördert wird das K2-Zentrum im Rahmen des COMET-Programms durch das BMK, BMDW sowie die Länder Steiermark, Wien, Niederösterreich und Tirol. Das COMET-Programm wird durch die FFG abgewickelt. © ACIB GMBH Dr.rer.nat. MBiol. Aleksandra Fuchs acib-Forscherin & Wissenschaftlerin am Institut für Molekulare Biotechnologie der Technischen Universität Graz. © ACIB GMBH DI Viktorija Vidimce-Risteski acib-Mitarbeiterin & Forscherin am Institut für Molekulare Biotechnologie an der Technischen Universität Graz. 20 40PLUS | N°1 <strong>2022</strong>
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