Alnatura Magazin Juni 2022
Den Sommerabend draußen genießen // Alnatura bewegt: Zusammenarbeit mit Too Good To Go // Zu Besuch bei Sonnentor: Der Kräuter- und Gewürzexperte aus Österreich
Den Sommerabend draußen genießen // Alnatura bewegt: Zusammenarbeit mit Too Good To Go // Zu Besuch bei Sonnentor: Der Kräuter- und Gewürzexperte aus Österreich
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Seit rund zehn Jahren arbeitet<br />
<strong>Alnatura</strong> mit den Tress-Brüdern<br />
zusammen und führt deren<br />
frische Bio-Suppen in Demeter-<br />
Qualität im Sortiment. Nun<br />
hat das <strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> den<br />
Bio-Spitzenkoch Simon Tress in<br />
Hayingen-Ehestetten besucht und<br />
mit ihm über »brutalen Regio nalismus«,<br />
Vegetarismus sowie den<br />
Besuch von Tim Mälzer in seinem<br />
Restaurant gesprochen. Und wir<br />
erfahren, warum bei Simon Tress<br />
Fleisch zur Beilage wird.<br />
Von Ulm geht es mit der Regionalbahn<br />
über Blaubeuren nach Riedlingen. Der<br />
Bahnhof besteht aus einem Bahnsteig.<br />
Dann holt mich ein Auto ab: Gemeinsam<br />
fahre ich mit Simon Tress nach Hayingen-<br />
Ehestetten. Den Ort, in dem die vier<br />
Tress-Brüder und Mutter Inge in der<br />
vierten Generation das Gasthaus Rose<br />
führen und in dem der Großvater 1950<br />
beschloss, konsequent biologisch<br />
anzubauen und zu kochen.<br />
Simon Tress: »Mein Großvater Johannes<br />
Tress kam 1948 aus französischer Gefangenschaft<br />
aus dem Elsass zurück. Das war<br />
die Zeit, in der sich die Agrarindustrie bildete<br />
und die Bauernfamilien anfingen, auf sie<br />
zu hören. Aber mein Großvater fragte sich,<br />
warum gespritzt werden sollte. Vor dem<br />
Krieg wurde das doch auch nicht gemacht.<br />
Er hat sich damals bereits mit den Schriften<br />
von Rudolf Steiner auseinandergesetzt und<br />
sich mit ganzheitlichen Fragestellungen be-<br />
schäftigt. Und dann hat er in der Rose in<br />
Hayingen-Ehestetten – das war damals<br />
schon das Stammrestaurant unserer Familie<br />
– mit vier bis fünf weiteren Bauern aus der<br />
Gegend zusammengesessen. Sie wollten in<br />
Sachen künstliches Düngen nicht mitmachen.<br />
Die Gruppe um unseren Großvater<br />
hat sich damals schon dem verschrieben,<br />
was man heute wohl am ehesten mit der<br />
Demeter- Philosophie in Verbindung bringen<br />
würde: der biodynamischen Denkweise. Und<br />
man kann sich vorstellen, wie die Bauern um<br />
ihn damals dafür belächelt wurden. ›Mondscheinbauern‹<br />
wurden sie genannt. Und<br />
wahrscheinlich auch Spinner. Aber sie haben<br />
sich nicht darum geschert. Heute wollen alle<br />
Bio sein. Wir waren das schon immer. Mein<br />
Großvater sagte: ›Nur wer gegen den Strom<br />
schwimmt, kommt an<br />
die Quelle.‹ Dafür<br />
sind wir ihm schon<br />
sehr dankbar.«<br />
Im eigenen<br />
Gewächshaus bauen<br />
die Tress-Brüder<br />
Kräuter selbst an.<br />
Über Simon Tress<br />
Simon Tress ist Deutschlands bekanntester<br />
Bio-Koch. Seit über<br />
70 Jahren lebt die Familie Tress<br />
nach biodynamischen Richtlinien<br />
(Demeter). Mittlerweile betreibt<br />
Simon Tress fünf Bio-Restaurants,<br />
wovon zwei mehrfach von allen<br />
relevanten Feinschmeckerführern<br />
ausgezeichnet wurden. Sein Stammhaus<br />
Rose und sein jüngstes Projekt<br />
»1950«, das weltweit erste Bio-<br />
Fine-Dining-Restaurant, erhielten<br />
außerdem die Auszeichnung Michelin<br />
Grüner Stern. Mit <strong>Alnatura</strong> ist Simon<br />
Tress eng verbunden, Suppen und<br />
weitere Gerichte von ihm gibt<br />
es in den <strong>Alnatura</strong> Märkten.<br />
Ich habe in Ihrem<br />
Kühlhaus alle<br />
möglichen Gläser<br />
mit eingelegten<br />
Gemüsen gesehen.<br />
Vorräte anlegen,<br />
geht das auch auf<br />
den Großvater<br />
zurück?<br />
»Ja, eindeutig.<br />
Wenn unsere Bio-<br />
Bäue rinnen und<br />
-Bauern das bringen,<br />
was die Saison<br />
in der Region gerade<br />
hervorbringt, dann schauen<br />
wir, was wir davon direkt auf den Teller<br />
bringen und was wir einmachen. Bei uns<br />
wird viel eingekocht, eingefroren und fermentiert.<br />
Es ist schön, Vorräte herzustellen.<br />
Und gerade das Fermentieren, das zu<br />
Zeiten unseres Großvaters Alltag war, bietet<br />
die Chance, im Winter Obst und Gemüse<br />
aus anderen, üppigeren Saisons essen zu<br />
können.«<br />
Welche Saison ist Ihre liebste?<br />
»Der Herbst. Vielleicht weil das für mich<br />
die Saison der Schwäbischen Alb ist. Die<br />
Alb ist besonders: Auf rund 800 Metern gelegen,<br />
ist sie einerseits karg und rau, aber<br />
da ist zugleich in allem die Wärme. In den<br />
Menschen, in der Sprache, in der Religion<br />
und in der Erde. Die Alb bedeutet für mich<br />
Karotten, Pastinaken, Weiße und Gelbe Bete,<br />
schwarzer Rettich. Erdig, erdverbunden und<br />
immer eine gewisse Wärme abgebend. Die<br />
Alb ist herzhaft, aber lieblich. Rote Bete<br />
ist beispielsweise ein Gemüse, das vom Geschmack<br />
pure Erde widerspiegelt, aber<br />
dennoch einen weichen Kern hat.«<br />
Haben Sie je darüber nachgedacht, was<br />
anderes als Koch zu werden?<br />
»Nein, nie. Ich habe das<br />
Glück, dass sich jeder von<br />
uns vier Brüdern einer anderen<br />
Sache in unserem<br />
Familienbetrieb annimmt.<br />
So sind wir gemeinsam<br />
ge wachsen. Heute betreiben<br />
wir fünf Bio-Restaurants<br />
in der Gegend, beliefern<br />
<strong>Alnatura</strong> mit unseren<br />
frischen Bio-Suppen in<br />
Demeter-Qualität und sind<br />
auf 90 Mitarbeitende angewachsen.<br />
Der Erfolg<br />
von uns als Familie basiert<br />
auf der Liebe unter uns<br />
Brüdern. Wir sind sehr<br />
religiös. Für uns sind Gottvertrauen,<br />
Respekt, Demut<br />
und Dankbarkeit keine<br />
Lippenbekenntnisse. Zwischen<br />
uns passt kein Blatt.«<br />
Neulich war Tim Mälzer zum Kochduell<br />
für die TV-Serie »Kitchen Impossible«<br />
bei Ihnen. Vor seinem Besuch in Hayingen-<br />
Ehestetten war er nach eigenen Angaben<br />
kein Fan von »brutal regionaler« Küche,<br />
wie er es ausdrückte. Ging er geläutert<br />
bei Ihnen weg?<br />
<strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2022</strong><br />
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