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Ray Davies - SONO Magazin

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halben Ewigkeit Erzähler von<br />

musikalischen Geschichten, die<br />

er zwischen Orient und Okzident<br />

aufschnappt. Für „Méditerranées“<br />

hat der Marco Polo des World-<br />

Jazz nun gleich eine zehnköpfige<br />

Reisegruppe zusammengestellt,<br />

mit der er das Mittelmeer abgefahren<br />

ist, von Andalusien über<br />

Italien und die Türkei bis in den<br />

Nahen Osten. Um überall die landestypischen<br />

Klangaromen einzufangen,<br />

treffen Flamencogitarre,<br />

iranische Fingertrommeln und<br />

die griechische Bouzouki aufeinander.<br />

So sehr es aber pulsiert,<br />

flackert und brodelt, so ging dem<br />

Fantasiemotor bisweilen leider etwas<br />

der Sprit aus, weshalb man<br />

sich oft an die Beschallung von<br />

Folklorefesten erinnert fühlt, bei<br />

denen Souvlaki und Falafel das<br />

eigentliche Ereignis sind.<br />

Guido Fischer<br />

O-Ton des Künstlers: „die Melodie<br />

ist das Bindeglied aller Mittelmeer-<br />

bewohner.“<br />

Klazz Brothers &<br />

Cuba Percussion<br />

„christmas Meets cuba“<br />

SONy cLASSIcAL<br />

[Latin Jazz] Das erste Lächeln<br />

hat der Hörer schon nach ein paar<br />

Sekunden im Gesicht – wenn er<br />

nämlich hinter den einleitenden,<br />

zur pluckernden Percussion gespielten<br />

jazzigen Blockakkorden<br />

vom Piano die altvertraute Melodie<br />

von „Santa Claus Is Coming To<br />

Town“ erkennt. Lauter eigentlich<br />

in den Warenhäusern dieser Welt<br />

bereits totgenudelte Weihnachtsstandards<br />

haben sich die Klazz<br />

Brothers & Cuba Percussion<br />

hier mutig vorgenommen – von<br />

„Jingle Bells“ bis „Ihr Kinderlein<br />

kommet“ . Doch durch die Kombination<br />

mit den Latinrhythmen<br />

und Jazzharmonien, die Spielfreude<br />

der Protagonisten und das<br />

hörbare Augenzwinkern in den<br />

Interpretationen hört man die<br />

ollen Christbaumkamellen hier<br />

ganz neu. Für die stille Besinnung<br />

taugen diese 16 Tracks allerdings<br />

eher weniger. Eine erzmusikalische<br />

Festtagsgaudi!<br />

Raoul Gulbenkian<br />

Gäste: u. a. die Jazzsängerinnen<br />

Silje Nergaard und der Philharmoni-<br />

sche kinderchor dresden<br />

Femi Kuti<br />

„Africa For Africa“<br />

WRASSe/HARMONIA MUNdI<br />

[afrojazz] Natürlich gibt es viele<br />

Möglichkeiten. Youssou N’Dour<br />

wählt gepflegten, hintersinnigen<br />

Pop, Salif Keita die Sophistication<br />

als Mittel des Widerstands. Femi<br />

Kuti ist das zu wenig. Sein Afrobeat,<br />

den der Nigerianer mehrmals<br />

die Woche live in seiner Heimat<br />

im Club und außerdem auf<br />

Alben präsentiert, wirkt bewusst<br />

direkt, etwas ungeschliffen, aber<br />

dafür klar und verbindlich. Seine<br />

Musik ist Botschaft, eine verbale<br />

Waffe, die gegen Übel wie Korruption<br />

und Unterdrückung Stellung<br />

bezieht, nicht im landesüblichen<br />

Idiom, sondern überwiegend auf<br />

Englisch. Da macht „Africa For<br />

Africa“ keine Ausnahme. Das<br />

Programm mit 14 Liedern gibt<br />

musikalisch Gas mit kräftigen<br />

Bläsersätzen, treibenden Rhythmen<br />

und kompaktem Sound. Die<br />

Songs handeln von „Politics In<br />

Africa“ und „Boys Dey Hungry<br />

For Town“ und beziehen Stellung<br />

für ein Volk, dem es nach Ansicht<br />

des Künstlers noch nie so schlecht<br />

ging wie in diesen Jahren. Das hat<br />

nichts mehr von der Sozialromantik,<br />

die die Pariser Afrika-Szene<br />

gerne in die Welt schickt. Es ist<br />

vielmehr ein Statement, dem man<br />

das Existentielle und die Bedrohung<br />

anhört. Ralf Dombrowski<br />

Wissenswertes: Femi kuti spielt im<br />

dezember konzerte in deutschland.<br />

Erik Truffaz<br />

„In Between“<br />

BLUe NOTe/eMI<br />

[modern Jazz] Lange Jahre war<br />

Benoît Corboz als Toningenieur<br />

mit Erik Truffaz unterwegs. Wer<br />

Konzerte mit dem französischen<br />

Trompeter erlebt hat, weiß, dass<br />

der Mann am Mischer einen guten<br />

Job gemacht hat. Inzwischen<br />

darf er sich offiziell auf die Bühne<br />

setzen, denn Corboz löst in<br />

der Band Patrick Muller ab, der<br />

sich bislang um Keyboards und<br />

Sounds gekümmert hat. Der Musik<br />

auf „In Between“ gibt das einen<br />

speziellen Kick, sie wirkt erdiger,<br />

direkter als auf den vorangegangenen<br />

Alben. Das hängt mit<br />

Corboz’ greinender Hammondorgel<br />

zusammen, aber auch mit<br />

Gästen wie der Sängerin Sophie<br />

Hunger, die faszinierend präsent<br />

zwei Stücke mit ihrer beschwörenden<br />

Stimme prägt. Natürlich<br />

hat sich auch Truffaz selbst weiter<br />

entwickelt. Sozialisiert mit<br />

Miles Davis, bekannt geworden<br />

durch Experimente an der stilistischen<br />

Demarkationslinie von<br />

Pop, Jazz, Elektro und Clubbing,<br />

haucht er noch immer als pointierter<br />

Reduktionist seine Töne<br />

ins Klang ensemble, gönnt sich<br />

aber neben der Coolness expressive,<br />

schreiende Akzente.<br />

Ralf Dombrowski<br />

Wissenswertes: Truffaz arbeitet<br />

auch oft mit Rapper Sly Johnson.<br />

Wollny/Kruse/<br />

Schaefer<br />

„[em] live at jazzbaltica“<br />

AcT/edeL: kULTUR<br />

[Jazz-Fusion] Hochvirtuos,<br />

manchmal schroff, immer leben-<br />

dig, trotz der bewussten, heftig<br />

groovenden Repetition kleiner<br />

Riffs und Figuren nie vorhersehbar<br />

– so haben sich Michael<br />

Wollny (Piano), Eva Kruse (Bass)<br />

und Eric Schaefer (Schlagzeug)<br />

innerhalb weniger Jahre Beachtung<br />

erspielt. In gewisser Weise<br />

setzen die drei jungen Deutschen<br />

inzwischen die großartige Erneuerungsarbeit<br />

am modernen<br />

Triospiel im Jazz fort, die ihre<br />

schwedischen Kollegen vom<br />

Essbjörn Svensson Trio bis zum<br />

Unfalltod ihres Leaders 2008 bei<br />

ACT begründet haben. Das EST<br />

hatte bereits moderne Rock- und<br />

Clubgrooves in seine Musik integriert<br />

und die Rhythmusgruppe<br />

gegenüber dem Pianisten aufgewertet,<br />

bei [em] sind stets alle<br />

drei Instrumente bzw. Musiker<br />

gleichberechtigt – das spiegelt<br />

sich in der Auswahl der Stücke<br />

wider: Jazzstandards findet man<br />

hier nicht – gut die Hälfte des Materials<br />

stammt aus der Feder von<br />

Eric Schaefer, den Rest steuern<br />

seine beiden Kollegen bei. Die<br />

Kompositionen von Eva Kruse<br />

und Michael Wollny sind dabei<br />

die lichteren mit den melodiöseren<br />

Motiven. Schaefers Stücken<br />

merkt man die Urheberschaft eines<br />

Schlagzeugers an, sie basieren<br />

meist auf kurzen Rhythmuspartikeln,<br />

knappen Motiven, die<br />

wie Loops hintereinander gekettet<br />

werden. Wollnys „In Water“ dagegen<br />

hat mit seinen perlenden<br />

Arpeggii fast etwas Rhapsodisches.<br />

Jazzklischees kommen in<br />

den Themen und Improvisationen<br />

dieser Drei kaum vor, wohl<br />

aber manches, was man aus dem<br />

Werkzeugkasten der Rockmusik<br />

kennt. Vor allem Schaefer treibt<br />

seine Mitmusiker mit energiegeladenen<br />

Rockbeats vor sich her, nur<br />

dass seine Patterns wesentlich variantenreicher<br />

sind als das, was<br />

99,9 Prozent aller Rockschlagzeuger<br />

im Repertoire haben. Die drei<br />

verlassen oft die Tonalität. Keine<br />

leichte Kost.<br />

Christian Stolberg<br />

Klingt ähnlich: essbjörn Svensson<br />

Trio, Vijay Iyer, Jacky Terrasson,<br />

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