BS_2017-09
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Logistik<br />
Rheintalbahn bleibt bis Oktober gesperrt<br />
Der Einsturz der Tunnelbaustelle unter der Rheintalbahn zeigt, wie wichtig die Strecke für<br />
den Güterverkehr ist. Die Binnenschifffahrt profitiert aber von der Situation<br />
Seit dem 12. August ist die Rheintalbahnstrecke<br />
bei Rastatt unterbrochen.<br />
Für die Güterverkehre per Bahn<br />
hat das einschneidende Kapazitätsengpässe<br />
entlang des wichtigsten europäischen<br />
Güterverkehrskorridors Rotterdam-Basel-Genua<br />
zur Folge. Im Rahmen<br />
von Tunnelbauarbeiten am neuen Rastatter<br />
Tunnel war es zu Gleisabsenkungen<br />
südlich von Rastatt gekommen. Die Bahn<br />
sperrte die Strecke sowohl für den Güter-<br />
als auch den Personentransport bis<br />
auf Weiteres.<br />
Mittlerweile ist die Einsturzstelle gesichert,<br />
die Verfüllung des beschädigten<br />
Tunnels konnte abgeschlossen werden.<br />
Insgesamt 10.500 m3 Beton sind dazu in<br />
die Tunnelröhre gepumpt worden und<br />
sichern jetzt den Tunnel und die darüber<br />
liegende Strecke gegen weitere Bewegungen.<br />
Am 23. September begannen<br />
laut DB auch die vorbereitenden Arbeiten<br />
für die Errichtung einer massiven Betonplatte,<br />
die als Grundlage für die Wiederherstellung<br />
der Gleise im betroffenen<br />
Abschnitt der Rheintalbahn dienen soll.<br />
Dazu wurden in den folgenden Tagen die<br />
durch die Absenkung verbogenen Gleise<br />
zurückgebaut und rund 400 Schwellen<br />
entfernt. Anschließend wurden in dem<br />
Abschnitt rund 2.500 t Schotter und der<br />
darunterliegende Erdboden abgetragen,<br />
der Boden unterhalb des Gleisbereiches<br />
ausgehoben und für die Herstellung der<br />
Betonplatte vorbereitet. Das anschließende<br />
Einbringen der Schalung, der Stahlbewehrung<br />
und des Betons für die rund<br />
100 m lange und 1 m dicke Betonplatte<br />
dauert inklusive Aushärten etwa drei<br />
Wochen. Anschließend können neue<br />
Schienen, Schwellen und Schotter wieder<br />
eingebaut werden. Bis zum 7. Oktober<br />
soll auf der Rheintalbahn der Betrieb<br />
wieder aufgenommen werden.<br />
Schweizer Häfen profitieren<br />
Die Verlader, Spediteure und Logistiker<br />
mussten schnell Alternativen für den sicheren<br />
und effzienten Transport der Güter<br />
organisieren. In den Tagen nach der<br />
Sperrung der Strecke registrierten die<br />
Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) für<br />
die Binnenschifffahrt auf dem Rhein viele<br />
Anfragen für Transportleistungen, die<br />
sonst über andere Verkehrsträger abgewickelt<br />
werden. Die Rheinschifffahrt verfüge<br />
über genügend Kapazitäten, um die<br />
Mehrverkehre aufzunehmen, so die SRH.<br />
Das Unglück verdeutliche, dass es aller<br />
Transportarten und einer effzienten trimodalen<br />
Infrastruktur bedürfe, um die<br />
Versorgungssicherheit zu gewährleisten.<br />
Kapazitäten könnten innerhalb weniger<br />
Tage aufgebaut und mehr Schiffe in Einsatz<br />
gebracht werden. Zudem seien in den<br />
Rheinhäfen die Lade- und Löschkapazitäten<br />
für den Umschlag vorhanden und<br />
könnten auch längerfristig gewährleistet<br />
werden. Die für die Jahreszeit günstigen<br />
Wasserstände unterstützen die Binnenschifffahrt<br />
zusätzlich.<br />
Die Gelegenheit nutzen die SRH außerdem,<br />
um auf ein eigenes Anliegen hinzuweisen.<br />
So verschärfe sich trotz aller Leistungsfähigkeit<br />
der Binnenschiffahrt und<br />
Häfen beim Containertransport nun die<br />
Kapazitätsfrage, weshalb Investitionen in<br />
diesem Bereich mit einem neuen trimodalen<br />
Containerterminal dringend notwendig<br />
seien.<br />
Alternative für Güterzüge<br />
Neben der Verlagerung aufs Schiff werden<br />
auch Bahnverkehre umgeleitet. Beispielsweise<br />
erhält der Schweizerzug, ein<br />
Produkt der in Frenkendorf ansässigen<br />
Swissterminal AG, während der Bahnsperrung<br />
zwischen Rastatt und Baden-<br />
Baden die Genehmigung für die Nutzung<br />
einer Alternativstrecke auf der<br />
Relation Frenkendorf/Basel und den Häfen<br />
Rotterdam und Antwerpen über den<br />
Hub Neuss. Die Anbindung erfolgt bis<br />
auf Weiteres über Singen und Stuttgart.<br />
Durch die Umleitung ist die Länge des<br />
Zugs auf 550 m beschränkt.<br />
Zusätzlich zum Schienengüterverkehr<br />
bietet die Swissterminal AG mit dem<br />
Transport per Binnenschiff eine weitere<br />
Alternative für die Strecke zwischen den<br />
Westhäfen und Basel. Diese Option ist<br />
ebenfalls direkt über den Schweizerzug<br />
buchbar.<br />
fs<br />
Foto: DB AG<br />
70 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 9