31.10.2022 Aufrufe

Hygiene Report 5/2022

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung. Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung.

Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

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november<br />

wissenschaft<br />

Mit mehr Wasser im Teig Acrylamid-Gehalt<br />

in Backwarenspezialitäten minimieren<br />

IGF-Forschungsprojekt soll Produktionsprozesse und Gesundheitsschutz verbessern<br />

Vor 20 Jahren wurde Acrylamid erstmalig in Lebensmitteln nachgewiesen. Seitdem ist dank intensiver Forschung sehr viel<br />

passiert, um die beim Braten, Backen oder Rösten von Lebensmitteln entstehende Prozesskontaminante, deren genotoxische<br />

und kanzerogene Wirkung in Tierversuchen nachgewiesen ist, auf ein Minimum zu reduzieren: Interdisziplinär und<br />

branchenübergreifend wurden Minimierungsansätze erarbeitet und den Herstellern aus Industrie und Handwerk ein Bündel<br />

an Maßnahmen an die Hand gegeben, so dass der Acrylamid-Gehalt von Lebensmitteln in breitem Umfang gesenkt werden<br />

konnte. Ein drei Jahre dauerndes Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) soll den gesundheitlichen Verbraucherschutz<br />

weiter verbessern: Ein Forschungsteam soll Strategien für technologische und materialangepasste Prozessoptimierungen<br />

zur gezielten Minimierung des Acrylamid-Gehalts in Backwarenspezialitäten mit pflanzlichen Spezialzutaten<br />

entwickeln. Dabei setzen die Experten u.a. auf erhöhte Wasserverfügbarkeit in Teigen während des Backprozesses.<br />

Acrylamid ist eine Prozesskontaminante,<br />

die bei der trockenen<br />

Erhitzung von kohlenhydratreichen,<br />

v.a. von stärkehaltigen<br />

Lebensmitteln entsteht. Der<br />

Hauptbildungsweg von Acrylamid<br />

wird mit der Reaktion der<br />

Aminosäure Asparagin und<br />

reduzierenden Zuckern, wie<br />

z.B. Glucose oder Fructose,<br />

beschrieben. Begünstigend für<br />

diese Reaktion sind Temperaturen<br />

über 120 Grad Celsius<br />

und ein geringer Wassergehalt<br />

bei der Herstellung.<br />

Bei den Versuchen, den Acrylamid-Gehalt<br />

von Lebensmitteln<br />

zu senken, standen bei Backwaren<br />

bislang v.a. klassische<br />

Brote aus Getreide im Fokus der<br />

Maßnahmen – weniger solche<br />

mit Spezialzutaten wie Kartoffeln,<br />

Karotten, Oliven, Röstzwiebeln<br />

oder grünem Gemüse<br />

wie Grünkohl oder Brokkoli.<br />

Doch gerade diese veredelten<br />

Produkte erfreuen sich zunehmender<br />

Beliebtheit – und v.a.<br />

diese Spezialzutaten können die<br />

Acrylamid-Bildung begünstigen.<br />

Besonders Kartoffeln weisen<br />

hohe Gehalte an Asparagin,<br />

Glukose und Fruktose auf; andere<br />

Spezialzutaten wie Oliven<br />

können über Glycerolpräkursoren<br />

zur Bildung von Acrylamid<br />

beitragen. So zeigte sich<br />

in Vorversuchen, dass bei den<br />

mit Spezialzutaten veredelten<br />

Broten die in der EU geltenden<br />

Richtwerte für Acrylamid deutlich<br />

überschritten werden.<br />

Ciabatta mit Olive ist beliebt, im Backprozess kann aber<br />

leicht Acrylamid entstehen. Foto: FEI/HLPhoto<br />

Große wie kleine Bäckereien<br />

stehen vor der Herausforderung,<br />

für ein breites Produktportfolio<br />

von Spezialitäten wie<br />

Kartoffelbrot oder Oliven-Focaccia<br />

festgelegte Acrylamid-Richtwerte<br />

einhalten zu müssen.<br />

Aktuell werden rund 100.000<br />

Tonnen mit Spezialzutaten<br />

veredelte Backwaren produziert<br />

– mit steigender Tendenz. Sie<br />

haben hohe wirtschaftliche Bedeutung<br />

und bieten v.a. kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen<br />

(KMU) die Möglichkeit<br />

der Marktpositionierung.<br />

Hier setzt das Projekt der IGF<br />

an: Ziel des Forschungsteams<br />

der Universität Hohenheim und<br />

des Instituts für Lebensmittelund<br />

Umweltforschung<br />

(ILU)<br />

in Bad Belzig<br />

ist es, zunächst<br />

die Bildung von<br />

Acrylamid unter<br />

Anwesenheit<br />

verschiedener<br />

pflanzlicher<br />

Spezialzutaten<br />

in einer Modellkruste<br />

aufzuklären.<br />

Diese<br />

Erkenntnisse<br />

sollen Basis für materialangepasste<br />

Prozessoptimierungen<br />

bilden, die in technologische<br />

Maßnahmen zur Minimierung<br />

von Acrylamid für verschiedene<br />

Backwarenspezialitäten münden.<br />

Man setzt dabei u.a. auf<br />

erhöhte Wasserverfügbarkeit in<br />

Teigen im Backprozess.<br />

Im Rahmen ihrer Untersuchungen<br />

werden die Wissenschaftler<br />

von 15 Unternehmen<br />

beraten; darunter allein acht<br />

kleine und mittelständische.<br />

Insbesondere für KMU – die die<br />

Backbranche besonders durch<br />

zahlreiche Handwerksbetriebe<br />

prägen – sind die aus dem<br />

Projekt resultierenden Minimierungsstrategien<br />

für Acrylamid<br />

von hoher Relevanz, da sie<br />

nicht über die notwendigen<br />

apparativen und personellen<br />

Ressourcen für die Durchführung<br />

derartiger Untersuchungen<br />

verfügen. Auch Backzutatenhersteller,<br />

Getreidemühlen,<br />

Verarbeiter von Spezialzutaten<br />

und nicht zuletzt die ganze<br />

Backwarenbranche sollen von<br />

den Erkenntnissen profitieren.<br />

Informationen zum IGF-Projekt<br />

AiF 22209 BG „Technologische<br />

Minimierungsstrategien von<br />

Acrylamid in Backwaren mit<br />

pflanzlichen Spezialzutaten“<br />

unter: https://www.fei-bonn.de/<br />

gefoerderte-projekte/projektdatenbank/aif-22209-bg.projekt<br />

Forschungskreis der<br />

Ernährungsindustrie e.V. (FEI)<br />

Godesberger Allee 125<br />

D-53175 Bonn<br />

www.fei-bonn.de<br />

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