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Hygiene Report 5/2022

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung. Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung.

Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

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november<br />

schädlingsbekämpfung<br />

Reinigung zur Prophylaxe und Bekämpfung ein unabdingbares Muss<br />

Lebensmittelabfälle für Schädlinge attraktiver als alle Köder – Duft- und Laufspuren geben Hinweise<br />

Eigentlich sollte in der Lebensmittelbranche<br />

bekannt sein,<br />

dass schlechte Reinigung<br />

nahezu alle Schädlinge uneingeschränkt<br />

begünstigt. Zumal<br />

viele der heutigen Prophylaxe-<br />

und Bekämpfungstechniken<br />

auf dem Köderverfahren<br />

basieren, bei dem man sich den<br />

Nahrungstrieb der Schädlinge<br />

zunutze macht. Wird nicht<br />

oder schlecht gereinigt, werden<br />

diese Köderverfahren in ihrer<br />

Effizienz massiv beeinträchtigt,<br />

wenn nicht sogar ausgehebelt.<br />

Denn für Experten steht längst<br />

fest: Frische Lebensmittelabfälle<br />

sind für Schädlinge in der Regel<br />

immer attraktiver als alle Ködersubstanzen<br />

zusammen.<br />

Vergessen bzw. übersehen wird<br />

bei der Reinigung im Zusammenhang<br />

mit Schädlingen aber<br />

vielfach, dass selbst Kleinstmengen<br />

an Verunreinigungen<br />

für Schädlinge unter Umständen<br />

eine Wochenration darstellen<br />

können. Vergessen bzw.<br />

übersehen wird vielfach auch,<br />

dass insbesondere organische<br />

Abfälle für uns Menschen<br />

mitunter bestialisch stinken, für<br />

Schädlinge aber ein Wohlgeruch<br />

und hoch attraktiv sind.<br />

Gibt es Indizien für einen<br />

schlechten Reinigungszustand?<br />

Nun soll es ja immer noch Mitarbeiter<br />

in Lebensmittelbetrieben<br />

geben, die die Notwendigkeit<br />

zur Reinigung nicht sehen<br />

und unhygienische Verhältnisse<br />

gerne einmal übersehen. Wenn<br />

allerdings zwei Insekten, nämlich<br />

die Essig- oder Obstfliege<br />

und die Schmetterlingsmücke<br />

auftreten, sollten selbst Reinigungsmuffel<br />

in Alarmbereitschaft<br />

versetzt werden.<br />

Denn beide Insekten haben<br />

eine Vorliebe für unhygienische<br />

Verhältnisse und sind ein<br />

sicheres Indiz für Reinigungsmängel.<br />

Bei welchen Schädlingen mit<br />

dem Reinigen mal abwarten?<br />

Schlechte Reinigung wird für<br />

eine erfolgreiche Schädlingsprophylaxe<br />

und -bekämpfung in<br />

Solche Laufspuren von Reismehlkäfern sind nur auf zugestaubten Flächen zu<br />

sehen, nicht auf gereinigten Oberflächen.<br />

Foto: Voigt<br />

der Regel immer kontraproduktiv<br />

sein. Aber es gibt Situationen,<br />

in denen es Sinn macht,<br />

mit der Reinigung erst einmal<br />

zu warten. Die Laufspuren von<br />

Käfern sieht man beispielsweise<br />

nur auf verstaubten Oberflächen.<br />

In gereinigtem Zustand<br />

sind diese Spuren nicht zu erkennen.<br />

Auch bei der Bekämp-<br />

fung von Ameisen im Innenbereich<br />

ist von einer gründlichen<br />

Reinigung erst einmal abzuraten.<br />

Denn Ameisen legen vom<br />

Nest zur Nahrungsquelle eine<br />

Duftspur, um die Artgenossen<br />

über Ort und Qualität der Nahrung<br />

zu informieren. Werden<br />

diese Duftspuren mittels Reinigung<br />

vernichtet, kann unter<br />

Umständen ein sonst hochwirksamer<br />

Ameisenköder zunichte<br />

gemacht werden.<br />

Ähnlich problematisch verhält<br />

es sich bei Ratten. Ein steriles<br />

Umfeld fordert ihr Immunsystem<br />

nicht ausreichend, während<br />

etwas Dreck es in Takt hält und<br />

dafür sorgt, dass weniger krankhafte<br />

Immunreaktionen auftreten.<br />

Denn krankhafte Immunreaktionen<br />

können bei Ratten u.a.<br />

zu Appetitlosigkeit führen, was<br />

negativ für das meist praktizierte<br />

Köderverfahren wäre.<br />

Praxis-Tipps und Infos kostenlos<br />

per E-Mail: mcpcc@t-online.de<br />

Sachverständigenbüro<br />

Schädlingsbekämpfung<br />

Thomas F. Voigt<br />

Postfach 12 17<br />

D-69511 Laudenbach<br />

Fliegenlarven im Dry-Aged-Beef und Mäuse in Fleischereibetrieb<br />

Dry-Aged-Beef, also trocken gereiftes<br />

und oft am ganzen Rinderrücken<br />

und offen am Knochen<br />

abgehangenes Fleisch,<br />

zählt zu den Delikatessen im<br />

Grillsegment. Der Kilopreis liegt<br />

ggf. bei 40 Euro und mehr. Die<br />

Lebensmittelkontrolle des Ordnungsamtes<br />

der Stadt Frankfurt<br />

am Main hat dieses Produkt im<br />

Sommer in einer Metzgerei im<br />

Westen Frankfurts mehrfach<br />

unter die Lupe genommen und<br />

Schädlingsbefall entdeckt.<br />

Bei einem ersten Kontrollbesuch<br />

wurde augenscheinlich<br />

verdorbenes Dry-Aged-Roastbeef<br />

festgestellt. Der betroffene<br />

Rinderrücken erschien definitiv<br />

nicht zum Verzehr geeignet und<br />

wurde sichergestellt. Zusätzlich<br />

wurde wegen allgemein unhygienischer<br />

Zustände und Mäusebefalls<br />

die amtliche Schließung<br />

des Betriebes angeordnet.<br />

Nach Behebung der hygienischen<br />

Mängel und des Mäusebefalls<br />

durfte die Metzgerei<br />

wieder öffnen. Bei einer Nachkontrolle<br />

wurde jedoch beim<br />

Dry-Aged-Beef ein akuter Befall<br />

mit Fliegenlarven festgestellt.<br />

Insgesamt 39 Rinderrücken<br />

wurden sichergestellt und<br />

Proben genommen, die durch<br />

das Hessische Landeslabor<br />

untersucht wurden. Im Beisein<br />

des Inhabers wurden bei der<br />

nächsten Kontrolle zehn weitere<br />

Rinderrücken geöffnet und<br />

ein erhebliches Aufkommen<br />

Fliegenlarven festgestellt. 38<br />

ver bliebene und sichergestellte<br />

Rinderrücken – insgesamt rund<br />

800 kg Fleisch – wurden auf<br />

Kosten der Metzgerei entsorgt.<br />

Gegen den Betreiber wurde ein<br />

Ordnungswidrigkeitenverfahren<br />

eingeleitet. Eine Gefahr für<br />

Verbraucher bestand laut Stadt<br />

nicht; weitere engmaschige Betriebskontrollen<br />

sollen folgen.<br />

www.frankfurt.de<br />

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