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Gesund & Leben 2022 / 10

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RUHE UND STILLE<br />

Dr. Marc Luy,<br />

Demograph an der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften<br />

„Selbstmanagement und<br />

Achtsamkeit bringen<br />

Regelmäßigkeit und Ruhe in<br />

das <strong>Leben</strong>, wodurch auch<br />

der Geist stiller wird.“<br />

„Bei Schlafproblemen:<br />

Ein unangenehmes und<br />

unvermeidbares Geräusch<br />

wie Verkehrslärm an einer<br />

befahrenen Straße kann<br />

durch eine angenehme<br />

Schallquelle ersetzt werden.“<br />

Dr. Bernhard Laback,<br />

Psychoakustiker an der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften<br />

LÄRM SCHADET<br />

Doch was ist eigentlich Stille? Per definitionem<br />

ist es die Abwesenheit von Geräuschen aller Art<br />

bzw. Lautlosigkeit. Und wir müssen nicht einmal<br />

das Maximum – die „Totenstille“ – anstreben, um<br />

zu wissen, dass wir in einer Zeit leben, in der wir<br />

so gut wie immer von irgendwelchen Geräuschen<br />

umgeben sind. Mitunter kann Lärm aber nicht nur<br />

nerven, sondern sogar negative Auswirkungen<br />

auf die <strong>Gesund</strong>heit haben. In erster Linie denkt<br />

man hier an Schädigungen des Gehörs: So wird<br />

ab 85 Dezibel, über eine Dauer von acht Stunden,<br />

von gehörgefährdendem Lärm gesprochen, was<br />

bereits bei starkem Straßenlärm, lauter Musik oder<br />

einem Rasenmäher in sieben Metern Entfernung<br />

der Fall ist. Psychoakustiker Laback betont allerdings,<br />

dass die Dauer eine wichtige Rolle spiele:<br />

„Bei deutlich höheren Intensitäten kann bereits<br />

wesentlich kürzere Lärmeinwirkung Schwerhörigkeit<br />

verursachen. Zudem können Alkohol und<br />

Schlafmangel die Haarzellen im Innenohr – die<br />

primären Sinneszellen ebendort – schädigen und<br />

somit Hörschäden begünstigen.“ Im Übrigen ist<br />

Schwerhörigkeit die bei Weitem am häufigsten<br />

auftretende Berufskrankheit – wenngleich rückläufig.<br />

Das zeigt, dass Lärmschutz am Arbeitsplatz<br />

ernst(er) genommen wird.<br />

Darüber hinaus kann Lärm das Wohlbefinden<br />

massiv beeinträchtigen. Bei sogenannten extraauralen<br />

Lärmauswirkungen kommt es nämlich<br />

zu einer Stressreaktion des Körpers und damit zu<br />

einer erhöhten Ausschüttung des Stresshormons<br />

Cortisol. Das kann wiederum zu gesteigerter Herzfrequenz<br />

sowie Blutdruckzunahme führen und<br />

langfristig sogar lebensverkürzende Auswirkungen<br />

haben.<br />

WUNSCH NACH STILLE<br />

Der Wunsch nach Stille und Ruhe ist also nicht nur<br />

nachvollziehbar, sondern macht gesundheitlich<br />

Sinn. Ferner sorgt Stille dafür, dass wir uns mental<br />

frisch fühlen, kognitiv leistungsfähig, produktiv<br />

und kreativ bleiben bzw. (wieder) werden. Letzteres<br />

hat etwa mit dem sogenannten Default Mode<br />

Network – zu Deutsch Ruhezustandsnetzwerk – zu<br />

tun. Dazu gehören bestimmte Hirnregionen, die<br />

insbesondere dann aktiv werden, wenn wir mal<br />

nicht so viel „zwischen den Ohren“ haben und nur<br />

wenig äußerliche Reize auf uns einprasseln. Wie<br />

beim Tagträumen können sich neue Verknüpfungen<br />

(Synapsen) bilden – und kreative Ideen entstehen.<br />

Stellt sich die Frage: Wie bringen wir Stille in<br />

unser lautes <strong>Leben</strong>? Zum einen indem man untertags<br />

all jene Lärmquellen reduziert, die man tatsächlich<br />

selbst vermeiden kann. Zum anderen ist<br />

es entscheidend, für einen guten Schlaf zu sorgen,<br />

da sich der Körper in dieser Zeit erholt, während<br />

er gleichzeitig auf Hochtouren arbeitet: So fördert<br />

ausreichend und guter Schlaf etwa die Bildung<br />

von Immunzellen. Hormone sorgen dafür, dass<br />

Gewebe repariert wird, Körperzellen regenerieren<br />

und Knochenwachstum sowie Muskelaufbau<br />

begünstigt werden. Da die auditorische Verarbeitung<br />

allerdings ständig aufrecht ist, laufen wir mitunter<br />

Gefahr, sogar nachts im Anregungszustand<br />

zu verharren. Allerdings komme es laut Laback auf<br />

die Art der Schallwelle an: „Bestimmte Schalle halten<br />

uns mehr vom Schlaf ab als andere. So kann<br />

beispielsweise ein unangenehmes und unvermeidbares<br />

Geräusch wie Verkehrslärm an einer<br />

befahrenen Straße mithilfe einer angenehmen<br />

Schallquelle ersetzt werden. Wobei die Betonung<br />

auf ersetzen liegt, denn auch die Alternative darf<br />

nie zu laut sein. Außerdem lautet eine Definition<br />

von Lärm ‚nicht erwünschter Schall‘ – und das ist<br />

individuell unterschiedlich. So empfinden manche<br />

Wellenrauschen als angenehm, für andere ist<br />

es zu laut. Wichtig ist jedenfalls, dass die alternative<br />

Schallquelle derart eingestellt wird, dass eine<br />

gute Schlafqualität erzielt wird.“ Auch schalldichte<br />

Fenster können helfen – vorzugsweise in Kombi-<br />

FOTOS: ISTOCK_ RUDZHAN NAGIEV; BARBARA SIMUNICS_PRIVAT<br />

WERBUNG FOTOS: SABINE KLIMPT, ISTOCK_ ONAIRJIW_ BYMURATDENIZ<br />

Wenn<br />

STRESS<br />

auf den<br />

DARM<br />

schlägt<br />

Priv.-Doz. DDr.<br />

Philipp Saiko, Präsident,<br />

& Mag. pharm. Susanne<br />

Ergott-Badawi, Vizepräsidentin<br />

Apothekerkammer Wien<br />

Eine gut funktionierende Verdauung ist essenziell für die Allgemeingesundheit:<br />

In unserem Darm befinden sich 80 Prozent aller<br />

Immunzellen, die uns vor Bakterien, Viren oder Umweltgiften<br />

schützen. Somit sorgt er nicht nur für Treibstoff über die Nahrungsverdauung,<br />

sondern beeinflusst auch viele Prozesse von<br />

Kopf bis Fuß. Läuft der Darm unrund, betrifft das den gesamten<br />

Körper.<br />

Auch die Wechselwirkung zwischen Psyche und Darm ist unbestritten:<br />

Darmbakterien reagieren auf Ärger und negativen Stress.<br />

Die Darmflora verändert sich, die guten Bakterien verschwinden<br />

und machen Platz für krankmachende. Verdauungsprozesse<br />

kosten sehr viel Energie und benötigen viel Sauerstoff und Blut.<br />

In Stresssituationen fahren die Verdauungsorgane ihre reguläre<br />

n HILFE AUS DER NATUR<br />

Als gute Unterstützer bei Magen- und<br />

Darmbeschwerden haben sich auch<br />

verschiedene Heilpflanzen und Probiotika<br />

erwiesen. Die Inhaltsstoffe der<br />

Pfefferminze, vor allem das Menthol,<br />

haben eine entspannende Wirkung auf<br />

die glatte Muskulatur des Verdauungstraktes<br />

und können Krämpfe lindern.<br />

Heilpflanzen mit Bitterstoffen wie Enzianwurzel,<br />

Tausendgüldenkraut, Schafgarbenkraut,<br />

Artischockenblätter oder<br />

Löwenzahnwurzel, werden hingegen<br />

vorzugsweise bei Völle- und Druckgefühl<br />

sowie bei vorzeitigem Sättigungsgefühl<br />

eingesetzt. Gegen Blähungen<br />

wirken insbesondere Kümmel-, Fenchel-<br />

und Anisfrüchte. Ebenso kann<br />

die Einnahme aktiver Darmbakterien in<br />

Form von Probiotika empfohlen werden,<br />

um den Verlust der „guten“ Bakterien<br />

Tätigkeit deutlich zurück, worauf der Körper mit Bauchschmerzen,<br />

Übelkeit, Verstopfung oder Sodbrennen reagieren kann. Im<br />

Extremfall will der Körper die Nahrungsreste durch Erbrechen<br />

oder Durchfall möglichst schnell loswerden. Auch die Entstehung<br />

des Reizdarmsyndroms wird mit Stress in Verbindung gebracht.<br />

Neben psychischen Faktoren können jedoch auch Medikamente<br />

wie beispielsweise Antibiotika einen negativen Effekt auf das<br />

Mikrobiom des Darms haben. Umso wichtiger ist es daher, dem<br />

Auslöser der Darmbeschwerden auf den Grund zu gehen und die<br />

Ursache rasch zu bekämpfen. Gerade in sehr belastenden <strong>Leben</strong>sphasen<br />

ist es von großer Bedeutung, Stressfaktoren zu minimieren<br />

und dem Körper regelmäßige Ruhepausen zu gönnen.<br />

Darüber hinaus spielen auch eine gesunde Ernährung mit vielen<br />

Ballaststoffen, wenig Zucker und wenig Fett sowie die ausreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr eine wichtige Rolle. Auch die Bewegung an<br />

der frischen Luft kann den Darm wieder in Schwung bringen.<br />

Für viele Menschen mit Verdauungsbeschwerden führt der erste<br />

Weg in die Apotheke. Die Apothekerinnen und Apotheker sind<br />

somit wichtige Ansprechpartner bei Fragen rund um den Verdauungstrakt.<br />

Wir beraten Sie niederschwellig und diskret zu Ihrem<br />

Anliegen und zu unterschiedlichen Präparaten.<br />

<br />

durch falsche Ernährung und Stress<br />

oder durch die Einnahme von Antibiotika<br />

wieder auszugleichen. Lassen Sie<br />

sich hierzu<br />

von Ihren<br />

Apothekerinnen<br />

und<br />

Apothekern<br />

ums Eck beraten!<br />

<br />

GESUND<br />

MIT IHRER<br />

WIENER APOTHEKE<br />

Als gute Unterstützer<br />

bei Magen- und<br />

Darmbeschwerden<br />

haben sich auch<br />

verschiedene<br />

Heilpflanzen und<br />

Probiotika erwiesen.<br />

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GESUND & LEBEN <strong>10</strong>/22<br />

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