DB 1-23 ePaper
Dental Barometer Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik
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CAD/CAM<br />
Moderne Dentalkeramiken: Dem<br />
natürlichen Zahn so nahe wie noch nie<br />
Aktuell kommen viele neue Materialien auf den Markt. Was ist das Besondere an ihnen, was können sie besser<br />
als ihre Vorgänger, und welche Bedürfnisse der Zahnärzte (und Patienten) werden damit adressiert?<br />
Text / Bilder Dentsply Sirona<br />
Mehr als 30 Jahre ist es her, als das erste Keramik-Inlay computergestützt<br />
konstruiert, gefertigt und bei einem Patienten<br />
eingegliedert wurde. Ende der 90er-Jahre markierte die<br />
Gründung der AG Keramik den Beginn des Zeitalters der<br />
metallfreien Restaurationen. Nun konnten auf der Grundlage<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse die damals bestehenden<br />
Vorurteile gegenüber Keramik schrittweise abgebaut<br />
werden. Mit der Möglichkeit, Kronen in einer Sitzung eingliedern<br />
zu können, erleben keramische Werkstoffe bis<br />
heute regelrechte Innovationsschübe. Heute stehen Materialien<br />
zur Verfügung, die ihrem Vorbild, dem natürlichen<br />
Zahn, in fast nichts mehr nachstehen. Was die modernen<br />
Keramiken auszeichnet und zu etwas Besonderem macht,<br />
zeichnet dieser Beitrag nach.<br />
Es gibt kaum Schöneres, als einen verloren gegangenen Zahn<br />
oder Teile davon durch etwas zu ersetzen, das ihm nahezu<br />
gleicht. Diese Möglichkeit bieten hochmoderne Keramiken,<br />
aus denen Kronen und Brücken hergestellt werden. Sie<br />
lassen sich grundsätzlich in drei Materialsegmente einteilen:<br />
Silikatkeramiken, Oxidkeramiken und Hybridkeramiken<br />
beziehungsweise Verbundwerkstoffe. Sie unterscheiden<br />
sich in ihrer Zusammensetzung und den daraus resultierenden<br />
physikalischen und optischen Eigenschaften. Diese wiederum<br />
prädestinieren sie für unterschiedliche Indikationen.<br />
Silikatkeramiken – die nächste Stufe<br />
Silikatkeramiken bestehen aus einer Glasmatrix mit eingelagerten<br />
Kristallen. Deshalb werden sie auch oft als Glaskeramiken<br />
bezeichnet. Das Besondere: Sie adaptieren ihre<br />
Umgebungsfarbe und sorgen damit für eine sehr natürliche<br />
Ästhetik. Ein bekannter Vertreter in dieser Gruppe ist die<br />
Feldspatkeramik. Aus Silikatkeramiken lassen sich monolithische<br />
Restaurationen schleifen; sie können aber auch als<br />
Verblendkeramik eingesetzt werden.<br />
Eine wesentliche Weiterentwicklung sind Lithium(di)-silikatkeramiken<br />
und deren Varianten, die eine gesteigerte Festigkeit<br />
aufweisen 1 . Die Forschung in den vergangenen Jahren<br />
zielte darauf ab, diese Festigkeit ohne Kompromisse bei<br />
der Ästhetik nutzbar zu machen – auch für die Chairside-<br />
Fertigung. Mit CEREC Tessera (Dentsply Sirona) kam 2021<br />
ein weiterentwickeltes Lithiumdisilikat auf den Markt. Die<br />
Kristallstruktur besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten,<br />
eingebettet in eine zirkonoxidverstärkte Glasmatrix:<br />
Lithiumdisilikat und Virgilit (Abb. 1). Diese zwei Kristallsorten<br />
erzeugen eine dicht gepackte, kristallisationsverstärkte<br />
Glaskeramik. Bereits in der Produktion entstehen Keimbildung<br />
und Kristallwachstum in einer amorphen Glasmatrix.<br />
Das Restwachstum der Glaskristalle und eine Stabilisierung<br />
beim Glanzbrand findet beim Anwender in der Praxis oder<br />
im Labor statt.<br />
Beide Kristallsorten erhöhen die Materialdichte und schützen<br />
vor Rissausbreitung. Diese Kombination der Kristalle<br />
führt zu einer Festigkeit von mehr als 700 MPa (biaxiale<br />
Prüfmethode) und erlaubt damit substanzschonendere<br />
Präparationen mit einem minimierten Chipping-Risiko am<br />
Präparationsrand der Restauration. Die amorphe Glasmatrix<br />
erlaubt zusätzlich einen Lichtdurchlass und begünstigt<br />
dadurch ein Wechselspiel zwischen Lichtstreuung und Blockade.<br />
Dabei liegt die Größe der Kristalle (200-600 nm) im<br />
Wellenlängenbereich von sichtbarem Licht. Die dabei entstehende<br />
Wechselwirkung von Licht und Kristallen führt<br />
zu einer Lichtstreuung mit Opaleszenz-Effekt. Aus diesem<br />
Grund lässt sich dieses Material bei verschiedensten Restaurationen<br />
einsetzen, vor allem auch im Frontzahnbereich, wo<br />
es auf Ästhetik ankommt.<br />
Oxidkeramiken – stärker durch Zirkonoxid<br />
Bei Oxidkeramiken besteht das Gerüst aus Aluminiumoxid-<br />
beziehungsweise Yttriumoxid-dotierten Zirkonoxid-<br />
Polykristallen 2 . Die Menge an Yttriumoxid bestimmt dabei<br />
maßgeblich die Eigenschaften von Zirkonoxid, speziell die<br />
Festigkeit und die Transluzenz. Eine besonders hohe Festigkeit<br />
wird hierbei mit einem Anteil von 3Y erzielt, da die<br />
Keramik hauptsächlich aus tetragonalen Körnern besteht<br />
und diese für die Festigkeit entscheidend sind. Diese Keramiken<br />
weisen jedoch eine vergleichsweise niedrige Transluzenz<br />
auf. Durch die Erhöhung des Yttriumanteils steigt<br />
die Transluzenz auf Kosten der Festigkeit an. Keramiken<br />
mit 5Y liegen zu gleichen Anteilen in tetragonaler als auch<br />
kubischer Form vor. Der kubische Anteil bewirkt dabei die<br />
Erhöhung der Transluzenz. Einen guten Kompromiss bieten<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>