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DB 1-23 ePaper

Dental Barometer Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik

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50 PERSONALMANAGEMENT<br />

und nachempfinden, und dies auch zum Ausdruck bringen.<br />

Man spreche zum Beispiel offensichtliche Missgeschicke<br />

(die Bewerberin ist durch einen Platzregen gekommen) teilnahmsvoll-mitfühlend<br />

an. Ebenso sollte man mitfühlend und<br />

mit warmen Worten reagieren, wenn Schicksalsschläge wie<br />

Unfall, Krankheit, Scheidung berichtet werden oder aus dem<br />

Studium der Bewerbungsunterlagen hervorgingen.<br />

Soziale Kompetenz:<br />

Zusammenfassend sollte man sich in allen(!) Gesprächen, also<br />

auch im Vorstellungsgespräch um die „6 Kerneigenschaften<br />

sozialer Kompetenz“ 8 bemühen, nämlich:<br />

1. Eigene Gefühle angemessen ausdrücken (können);<br />

2. gutes Einfühlungsvermögen zeigen;<br />

3. Selbstkontrolle auf sozialer Ebene praktizieren;<br />

4. heikle Punkte erkennen und besonderes Feingefühl<br />

erkennen lassen;<br />

5. auch auf emotionale Selbstkontrolle achten;<br />

6. sprachliche Gewandtheit/Ausdruckskraft.<br />

Gehalt und andere „harte Fakten“<br />

Wir haben uns bisher bemüht, die Praxis als attraktiv und<br />

sympathisch darzustellen – gewissermaßen als „Vorarbeit“<br />

für die nun folgende harte Verhandlung über die Konditionen.<br />

Auch solche harten Verhandlungen kann man üben/<br />

lernen 13,19 – allgemein immer empfehlenswert ist eine Loslösung<br />

von festgefahrenem Denken, stattdessen Kreativität<br />

und konstruktive Strategien. Man versuche immer, zu jedem<br />

Agenda-Punkt (mindestens) drei Möglichkeiten zu finden:<br />

nur 1 Möglichkeit engt ein, 2 Alternativen eröffnen ein häufig<br />

unangenehmes Dilemma, erst bei 3 Möglichkeiten bietet<br />

sich Freiheit.<br />

Gehalt:<br />

An erster Stelle steht das Gehalt. Jeder freiberuflich tätige<br />

Zahnarzt hat das eiserne Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />

verinnerlicht: Wenn katastrophaler Personalmangel herrscht,<br />

dann wachsen die Gehälter zwangsläufig in astronomische<br />

Höhen. Dagegen ist prinzipiell nichts zu machen; man muss<br />

notgedrungen mitspielen: Warum soll eine ZFA bei uns arbeiten,<br />

wenn sie in der Konkurrenz-Praxis um die Ecke jeden<br />

Monat ein paar Hunderter mehr verdient?<br />

Wenn wir der – hier und jetzt konkret einzustellenden – Mitarbeiterin<br />

also zähneknirschend ein fürstliches Salär zahlen<br />

müssen, könnte man das in diesem Einzelfall noch notgedrungen<br />

hinnehmen. Aber es droht ein Kaskadeneffekt:<br />

Unsere Praxis beschäftigt seit etlichen Jahren noch mehrere<br />

andere ZFAs, oft noch auf einem zivilen Gehaltsniveau dieser<br />

„guten alten Zeit“. Es macht nun sofort böses Blut im Team,<br />

wenn die neu eingestellte Kraft trotz womöglich geringerer<br />

Berufserfahrung mehr verdient als die altgedienten Mitarbeiterinnen.<br />

Man kann versuchen, diese neue ZFA zum<br />

Stillschweigen über ihre Konditionen zu verpflichten – aber<br />

das ist nach meiner Erfahrung wenig hilfreich: die „alten“<br />

Teammitglieder sind auch nicht dumm, sie interessieren sich<br />

– kann man Geheimniskrämerei durchhalten oder soll man<br />

womöglich bewusst lügen? Irgendwann wird die Information<br />

durchsickern, und dann haben wir den Kaskadeneffekt – die<br />

älteren ZFAs beanspruchen (aus ihrer Sicht völlig zu Recht)<br />

das gleiche hohe Gehalt. Nun müssen wir allen Mitarbeiterinnen<br />

deutlich mehr zahlen, und damit wird es richtig teuer.<br />

Jede Praxis muss individuell aufgrund ihrer Situation entscheiden,<br />

wie sie sich hier positioniert. Um neues Personal zu<br />

gewinnen und um altgedientes Personal zu halten, wird man<br />

eher früher als später mehr Geld in die Hand nehmen müssen.<br />

Welche Kompensationsmöglichkeiten gibt es?<br />

Man könnte erstens Personal einsparen: Das habe ich in<br />

Seminaren schon vor über 20 Jahren propagiert, damals<br />

aber unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung. Es gibt<br />

durchaus Möglichkeiten: Man könnte eine teure erfahrene<br />

ZFA durch eine Auszubildende (siehe unten) ersetzen. Man<br />

könnte den eigenen Arbeitsstil kritisch prüfen: müssen tatsächlich<br />

immer(!) mindestens zwei ZFAs mit am Stuhl sein?<br />

Viel zu wenig wird die Rolle des Praxisgrundrisses bedacht:<br />

Eine ungünstige Raumaufteilung zwingt zu aufgeblähtem<br />

Team. Ein günstiger Grundriss hingegen spart Personal:<br />

Die wichtigsten Räume – Behandlung, Rezeption, Röntgen,<br />

Labor – sind eng benachbart; mit der Folge, dass Mitarbeiterinnen<br />

als „Springer“ zumindest teilweise mehrere Rollen<br />

abdecken können. Schließlich könnte man die Arbeitsabläufe<br />

kritisch überprüfen – vielleicht zur Kompensation der eigenen<br />

Betriebsblindheit mit externer Hilfe: In sehr vielen Praxen<br />

schleichen sich mit der Zeit ineffiziente, wenig nutzbringende<br />

und viel Zeit fressende Prozeduren ein. Wie viele Füllinstrumente<br />

müssen – immer(!) und bei jeder(!) Füllung – vorab auf<br />

dem Schwebetisch bereitgelegt werden – obwohl das eine<br />

oder andere Instrument ohne wesentliche Beeinträchtigung<br />

(abgesehen von wenigen Ausnahmefällen) weggelassen werden<br />

könnte. Und diese „überflüssigen“ Instrumente müssen<br />

jedes Mal herausgesucht, wieder abgeräumt und insbesondere<br />

aufwendig aufbereitet werden: Das kostet Zeit, Aufwand<br />

und damit Personal.<br />

Zweitens können (vermehrt) Auszubildende beschäftigt<br />

werden. Leider müssen wir zugeben, dass der gegenwärtige<br />

Fachkräftemangel zum Teil selbstverschuldet und hausgemacht<br />

ist: Die Praxen haben zu wenig ausgebildet. Grundsätzlich<br />

bin ich aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung ein<br />

großer Fan von Azubis – aber man muss das richtig organisieren.<br />

Etwa durch praxisinterne Erstellung von Ausbildungsleitfäden,<br />

in denen die praxisindividuellen Instrumente,<br />

Materialien und Prozeduren beschrieben werden: Das kostet<br />

einmalig Mühe und Zeit, aber diese Leitfäden sind dann über<br />

Jahre und sogar Jahrzehnte Goldes wert. Effektiv ist weiterhin<br />

eine geringfügige Änderung beim Arbeitsbeginn: In Bayern<br />

startet das Berufsschuljahr beispielsweise im September,<br />

üblicherweise werden die Azubis also zum 01.09. eingestellt.<br />

Das ist ungünstig. Wenn man den „Lehrling“ aber schon zum<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>

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