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26_Ausgabe Mai 2004

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Auch als erfolgreicher Unternehmer vergaß<br />

Christoph Lüders nie seine ärmliche Herkunft.<br />

Er scheute sich nicht, selbst mit anzupacken.<br />

Er galt als zäher und harter Arbeiter.<br />

Durch eigenes Vormachen, erntete er<br />

Respekt und Ansehen bei seinen Arbeitern.<br />

Er legte großen Wert auf ein persönliches<br />

Verhältnis zu seiner Belegschaft, wenn es<br />

auch für heutige Verhältnisse patriarchalisch<br />

ausgelegt war. Nach heutigen Erkenntnissen<br />

war solch eine unternehmerische<br />

Leistung nur zu erreichen, weil Christoph<br />

Lüders es verstand, seine Ziele mit<br />

denen seiner Arbeiter zu vernetzen und daraus<br />

eine Teamleistung zu entwickeln. Modernes<br />

Wort dafür: Corporate-Identity.<br />

Auch im 19. Jahrhundert gab es Konkurrenz.<br />

Den Wettstreit konnte ein Unternehmen<br />

nur bestehen, wenn es Produkte auf<br />

höchster Qualitätsstufe herstellte und innovativ<br />

tätig war. Da zur damaligen Zeit die<br />

jeweiligen Zünfte die Qualitätsnorm festsetzten,<br />

diese Qualitätsmerkmale Christoph<br />

Lüders aber nicht genügten, kam es zu folgender<br />

Begebenheit: Die Tragfähigkeit und<br />

Qualität der von einem Schlosser angelieferten<br />

Blattfedern reichten Christoph Lüders<br />

für seine Kutschen nicht. Er ließ seine<br />

Pferde ausspannen, ließ so viele Arbeiter<br />

wie die Kutsche tragen konnte aufsitzen<br />

und die Pferde mitsamt der vollbesetzten<br />

31<br />

Kutsche über einen holprigen Weg galoppieren.<br />

Dieser Strapaze hielten die Blattfedern<br />

der Kutsche nicht stand, sie<br />

zerbrachen. Von nun an, mussten die Zulieferer<br />

bei ihren Produkten die Standards<br />

zugrunde legen, die Christoph Lüders für<br />

seine Produkte - und sie wurden auf vielen<br />

Industrieausstellungen ausgezeichnet - für<br />

angemessen hielt. Heute ist es eine<br />

Selbstverständlichkeit, dass die Firmen die<br />

Qualität ihrer Produkte - z. B. durch ISO<br />

9001 - nachweisen.<br />

Trotz aller Härte und Willensstärke, die<br />

Christoph Lüders nachgesagt wurden, vergaß<br />

er nicht, Verantwortung gegenüber sozial<br />

Schwächeren zu üben. Das zeigen die<br />

vielen Betriebsfeste und andere soziale Einrichtungen<br />

in seinem Unternehmen, die zur<br />

damaligen Zeit noch ungewöhnlich waren.<br />

So verlor er auch nie die unverschuldet in<br />

Not geratenen Arbeiter in der Stadt aus dem<br />

Auge. Er stiftete 30.000 Goldtaler für diesen<br />

Zweck an die Stadt - nach heutigen Maßstäben<br />

ca. 1,5 Mio €. Überhaupt setzte er sich<br />

neben der enormen Aufbauleistung seines<br />

Unternehmens auch immer wieder für die<br />

Stadt ein (Gewerbeverein / jetziges Humboldthaus,<br />

Stadttheater usw.). Er fragte<br />

nicht danach, was die Stadt Görlitz für ihn<br />

tun könnte, sondern sein Wirken war darauf<br />

ausgerichtet, was er selbst zum Nutzen

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