Luchsauge Ulfgarsson, Kauffahrer aus Waeland

Unheimliche Begegnung
Nach etwa zwei Dritteln der Reise kommt es zu folgender Begegnung. Ihre Hintergründe erschließen sich den Spielern
einstweilen noch nicht (aber da sie nicht länger als drei Minuten dauert, ist sie auch nicht langweilig). Das beschriebene
Ereignis ist unabhängig von der Tageszeit, wirkt aber in der Nacht besser als bei Tag.
Das Meer ist seit einigen Stunden recht ruhig, gleichwohl ein angenehmer Wind geht, der euch rasch voranbringt.
Andere Schiffe scheinen hier nicht unterwegs zu sein. Vor euch schält sich langsam die Silhouette einer kleinen Insel
aus der Dunkelheit, auf der sich ein hohes, schlankes Bauwerk aus hellgrauem Stein erhebt: ganz offenkundig ein
Leuchtturm, allerdings wohl ein ungenutzter, denn ihr seht kein Licht an seiner Spitze. Als ihr gerade auf Höhe der
Insel seid, ändert sich dieser Zustand aber. Ein Licht flackert im oberen Teil des Bauwerks auf; schon bald erstrahlt
es erstaunlich hell. Kein normales Feuer könnte so schnell so hell brennen! Aus welchem Grund dieses Licht auch
immer entfacht wurde, kommt euch dieses Ereignis doch sehr entgegen, denn kurz darauf ziehen gleichsam aus dem
Nichts dichte Nebelschwaden auf, die mit nicht minder unnatürlicher Geschwindigkeit das Meer um euch herum
überziehen. Die Sichtweite sinkt rapide, und nur das Licht des Leuchtturms dringt noch durch die Nebelbänke.
Langsam navigiert ihr weiter und hofft auf ein nicht minder schnelles Ende des plötzlichen Nebels, als ihr von vorn
ein seltsames Summen hört, das langsam lauter und schriller wird. Es hält etwa eine halbe Minute an, dann
verstummt es. Während ihr euch noch fragt, was denn hier vor sich gehen mag, seht ihr plötzlich aus dem Nebel
etwas auf euch zukommen, schräg von der Seite und mit hoher Geschwindigkeit. Es ist schwarz, schwärzer noch als
die Nacht, und es hat glühende Augen. Im Widerschein des angeleuchteten Nebels sieht man einen lang gestreckten
schwarzen Körper, der über das Wasser gleitet: ein Seedrache? Wie gelähmt starrt ihr auf den schwarzen Koloss, der
durch den Nebel nicht im geringsten behindert zu sein scheint und euch glücklicherweise um wenige Meter verfehlt.
Lautlos schwimmt er an euch vorbei und verschwindet schnell im Nebel vor euch. Kurze Zeit später hört ihr das
schrille Summen erneut, und bald darauf hebt sich der Nebel so schnell, wie er gekommen ist. Zurück bleibt die
kleine Insel mit dem Leuchtturm, dessen Licht wieder erloschen ist. Nichts weist mehr auf die unheimlichen
Ereignisse hin, die sich hier gerade abgespielt haben.
Bei dem "Drachen" handelt es sich um eine leibhaftige Schwarze Galeere! Skeld Skeisson, (gespielt von Stefan
Dreher) und die Mitglieder seiner Gruppe sollten dies sofort erkennen; gleiches gilt für alle anderen Gruppen, denen
mittlerweile die auf S. 9 gegebenen Informationen vorliegen. Allen anderen steht ein Wurf auf Sagenkunde oder
Zauberkunde zu, um das legendäre Gefährt zu identifizieren.
Findet diese Szene bei Tag statt, ist die Insel schon weitaus früher erkennbar, und das Feuer des Leuchtturms leuchtet
erst auf, wenn der Nebel bereits das Schiff umgibt. Mit einem Wurf auf Sagenkunde oder Landeskunde (Valian) lässt
sich der Turm als eines der alten Leuchtfeuer der Valianer identifizieren, die die klangvollen Namen "Die Schwarzen
Türme" trugen (wobei sich der Name nicht auf die Farbe des Turms, sondern auf seine Funktion bezieht). Liegt das
Gesamtergebnis des Wurfs bei mindestens 24 (oder fällt eine natürliche 20), so weiß der betreffende Abenteurer zudem,
dass diesen Türmen eine besondere Rolle bei der Navigation der Schwarzen Galeeren zukam. Anzumerken wäre zudem
noch, dass Kapitän Ormantes erstaunt feststellt, dass die kleine Insel auf keiner seiner Seekarten verzeichnet ist…
Die Insel des Schwarzen Turmes
Es ist den Abenteurern nicht möglich, die Insel zu betreten, bevor der Nebel aufzieht. Nach Lichtung des Nebels ist dies
problemlos machbar, bringt aber einstweilen keine weiteren Erkenntnisse. Die Insel durchmisst etwa 50 m; sie besteht
gänzlich aus unbewachsenem Gestein. Auf ihr leben weder Tiere noch Pflanzen.
Der Turm ist etwa 30 Meter hoch und besteht aus einem sehr alten, aber ausgesprochen widerstandsfähigen Material.
Eine Tür ist nicht zu erkennen. Weder durch Magie noch durch rohe Gewalt ist es den Abenteurern möglich, diesen
Turm zu betreten; auch das Einholen von Informationen auf magischem Wege ist nicht möglich. Der Turm ist aufgrund
der Beschaffenheit des Baumaterials nur sehr schwer zu erklettern (wie sehr glatt und gleichzeitig aufgrund des Nebels
nass gemäß DFR, S. 154, also pro 1 m ein Wurf mit WM–3). Der Turm läuft oben in einer kegelförmigen Spitze aus
dem gleichen Material zu – woher das Licht gekommen ist, ist aber nicht auszumachen. Bei Anwenden von Erkennen
von Zauberei erzeugt der Turm fast schon ein Hitzegefühl; er hat eine finstere Aura. Es wird den Abenteurern letztlich
nichts anderes übrig bleiben, als das Gesehene unerklärt hinzunehmen.
Nichtsdestotrotz seien hier für den Spielleiter einige Hintergründe angegeben. Das gesichtete Schiff ist jene Schwarze Galeere, die
von den wiedererwachten Dunklen Meistern in ihren Besitz gebracht wurde, nachdem sie durch die Schwarzalbin Siorlynn der Gilde
der Mondschwinge in Candranor den entsprechenden Schlüsselstein stehlen ließen (siehe Kopfjagd und Die Fahrt der Schwarzen
Galeere). Dieser gelangte in den Besitz des Dunklen Meisters Marutukus, der sich aufmachte, die zugehörige Schwarze Galeere in
seinen Besitz zu bringen. Da er es vorzog, sich so schnell wie möglich abzusetzen, steuerte er routinemäßig diesen Leuchtturm an,
der Teil eines Orientierungsnetzes für die Schwarzen Galeeren war (und theoretisch immer noch ist). Der Nebel und das Summen
sind die bei der magischen Versetzung der Schwarzen Galeeren normalerweise auftretenden Begleitumstände.
Schiff der Schatten 21