22.05.2023 Aufrufe

Vitalstoffe 1/2023

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Omega-3-Öl<br />

Phospholipide<br />

Phospholipide werden aus unpolaren<br />

Fettsäureketten und einer polaren Kopfgruppe<br />

gebildet, die über ein Glycerinmolekül<br />

miteinander verknüpft sind.<br />

Im Gegensatz zu Neutralfetten (Triglyceriden)<br />

zeichnen sich Phospholipide<br />

dadurch aus, dass sie einen hydrophilen,<br />

„wasserliebenden“ Molekülteil und<br />

einen lipophilen, „fettliebenden“ Molekülteil<br />

besitzen. In den Membranen der<br />

Zellen bilden sie charakteristische Doppelschichten,<br />

indem sich die lipophilen<br />

Molekülteile nach innen, zueinander<br />

hin orientieren, während sich die hydrophilen<br />

Molekülteile jeweils zum Zellinneren<br />

(Zytoplasma) bzw. zum Zelläußeren<br />

hin ausrichten. Mit etwa 30% ist<br />

der Gehalt an Phospholipiden in Krillöl<br />

besonders hoch. Krillöl enthält darüber<br />

hinaus relevante Mengen des physiologisch<br />

wichtigen Membranphospholipids<br />

Phosphatidylcholin (PC).<br />

Ein hoher Anteil an Phosphatidylcholin<br />

ist von essenzieller Bedeutung für die<br />

Integrität und die Funktion der Zellmembranen.<br />

Es konnte gezeigt werden,<br />

dass Patienten mit Fettlebererkrankung<br />

ein, zugunsten des Phospholipids<br />

Phosphatidylethanolamin verschobenes<br />

Phospholipidverhältnis in der Leber<br />

aufweisen. Während Phosphatidylcholin<br />

bei Gesunden in dreimal höherer<br />

Konzentration vorlag (PC/PE = 3,14),<br />

wurde bei den Teilnehmern mit Fettlebererkrankung<br />

lediglich ein PC/PE-<br />

Verhältnis von durchschnittlich 1,23<br />

gemessen (1). Es wird vermutet, dass<br />

das veränderte Phospholipidverhältnis<br />

nicht nur die Funktion der Zellmembranen<br />

der Hepatozyten beeinträchtigt,<br />

sondern auch zur Entwicklung von Entzündungsprozessen<br />

beiträgt (2). Phosphatidylcholin<br />

wird ebenfalls für den<br />

Aufbau von Lipoproteinen benötigt, die<br />

Fette aus der Leber in periphere Organe<br />

transportieren. In Form des Phosphatidylcholins<br />

kann Cholin zwar vom Körper<br />

synthetisiert werden, jedoch ist die<br />

Kapazität dieser endogenen Synthese<br />

begrenzt und der vitaminähnliche Nährstoff<br />

muss mit der Nahrung zugeführt<br />

werden. Aufgrund der hohen Kaloriendichte<br />

werden mit unserer modernen<br />

Ernährung vergleichsweise geringe<br />

Mengen an Phosphatidylcholin zugeführt.<br />

Von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />

(EFSA) wurde<br />

eine angemessene tägliche Aufnahmemenge<br />

für Cholin von 400 mg für Erwachsene,<br />

480 mg für Schwangere und<br />

520 mg für stillende Frauen festgelegt<br />

(3). Die tatsächliche tägliche Cholinaufnahme<br />

wird jedoch lediglich im Bereich<br />

von 291 – 468 mg angenommen, wobei<br />

Fleisch, Fisch, Milch, Getreide und Eier<br />

relevante Nahrungsquellen darstellen<br />

(4). Die Folgen einer unzureichenden<br />

Versorgung mit Phosphatidylcholin<br />

konnten in einer kontrollierten Ernährungsstudie<br />

mit 57 Teilnehmern aufgezeigt<br />

werden. Dabei entwickelte die<br />

überwiegende Anzahl der Probanden<br />

innerhalb weniger Wochen eine Verfettung<br />

der Leber sowie messbare Schäden<br />

an der Muskulatur. Die Symptome<br />

waren vollständig reversibel, nachdem<br />

Cholin wieder mit der Nahrung zugeführt<br />

wurde (5). Zur ernährungsphysiologischen<br />

Unterstützung mit Cholin<br />

sollten stets natürliche Cholinquellen<br />

(Phosphatidylcholin) gewählt werden,<br />

da synthetische Cholinsalze („Cholinbitartrat“)<br />

dazu neigen, von Bakterien<br />

im Darm in den Stoff Trimethylamin<br />

umgewandelt zu werden.<br />

In der Folge steht weniger Cholin zur<br />

Resorption zur Verfügung. Auf der anderen<br />

Seite wird Trimethylamin in der<br />

Leber in Trimethylaminoxid umgewandelt,<br />

das als Risikofaktor für Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus<br />

Typ 2 und verschiedene Krebsarten<br />

diskutiert wird (6). Cholin aus Krillöl,<br />

aus Hühnereiern (ca. 125 mg Cholin je<br />

Eigelb) oder aus Lecithin führt dagegen<br />

nicht zu einem signifikanten Anstieg der<br />

Trimethylaminoxid-Konzentrationen.<br />

Als Cholinquelle ist Krillöl besonders<br />

zu empfehlen, da es gegenüber Eigelb<br />

keine relevanten Mengen an Cholesterin<br />

enthält. Im Hinblick auf den Gehalt<br />

an bestimmten Fettsäuen ist Sojalecithin<br />

(Omega-6/Omega-3 = 3/1) dem<br />

Sonnenblumenlecithin vorzuziehen. Im<br />

Gegensatz zu den pflanzlichen Lecithinen<br />

versorgt Krillöl den Organismus<br />

mit den wertvollen Omega-3-Fettsäuren<br />

und trägt nicht noch zusätzlich zur Aufnahme<br />

von Omega-6-Fettsäuren bei.<br />

Phosphatidylcholin<br />

als Vorstufe des<br />

Neurotransmitters<br />

Acetylcholin<br />

Neben seinen Rollen als Zellmembranbestandteil<br />

und für den Transport von<br />

Fetten im Körper ist Cholin auch für<br />

unsere kognitive Leistungsfähigkeit<br />

von besonderer Bedeutung. In den Zellmembranen<br />

cholinerger Synapsen dient<br />

Phosphatidylcholin als Substrat für die<br />

Bildung des Neurotransmitters Acetylcholin<br />

(Abb. 1).<br />

Bei Demenzerkrankungen werden<br />

Cholin +<br />

AChE<br />

Mitochondrium<br />

CAT<br />

Acetyl-CoA ACh<br />

ACh<br />

Na + Ca 2+<br />

Na + Ca 2+<br />

Na + Ca 2+<br />

Na +<br />

Ca 2+<br />

Abb. 1: Acetylcholin ist einer der wichtigsten<br />

Neurotransmitter. In sog. cholinergen<br />

Neuronen wird Acetylcholin (ACh) durch<br />

das Enzym Cholinacetyltransferase (CAT)<br />

aus Acetyl-CoA und Cholin gebildet. Es wird<br />

in den Synaptischen Spalt ausgeschüttet,<br />

um Reize zu übertragen. Durch das Enzym<br />

Acetylcholin-Esterase (AChE) wird Acetylcholin<br />

gespalten. Cholinerge Neuronen<br />

sind verantwortlich für die Erregungsübertragung<br />

an der motorischen Endplatte und<br />

finden sich auch in großer Zahl im Gehirn.<br />

April <strong>2023</strong><br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!