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Vitalstoffe 1/2023

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Omega-3-Öl<br />

etwa 10- bis 20-mal mehr Omega-6- als<br />

Omega-3-Fettsäuren. Man nimmt an,<br />

dass die erhöhte Aufnahme von Omega-<br />

6-Fettsäuren eine entzündungsfördernde<br />

Stoffwechsellage zur Folge hat und die<br />

Entstehung von degenerativen Erkrankungen<br />

begünstigt. Omega-6-Fettsäuren<br />

können im Körper in Gewebshormone<br />

mit hohem Entzündungspotential umgewandelt<br />

werden. Marine Omega-3-Fettsäuren<br />

wie Eicosapentaensäure (EPA)<br />

dienen dagegen als Substrate für die Synthese<br />

von Gewebshormonen mit niedrigem<br />

Entzündungspotential. Da EPA die<br />

Enzymsysteme für die Herstellung der<br />

entzündungsfördernden Gewebshormone<br />

kompetitiv hemmt und zur Bildung<br />

anti-inflammatorischer Resolvine beiträgt,<br />

wird der Omega-3-Fettsäure eine<br />

antientzündliche Wirkung zugesprochen.<br />

EPA bei Depressionen<br />

Entzündungsfördernde Stoffwechselprozesse<br />

scheinen nach heutigem Erkenntnisstand<br />

eine grundlegende Rolle bei<br />

der Pathophysiologie von Depressionen<br />

zu spielen, da bei Menschen mit Depressionen<br />

erhöhte Werte entzündungsfördernder<br />

Gewebshormone gemessen<br />

werden können und die Verabreichung<br />

pro-inflammatorischer Gewebshormone<br />

Symptome einer Depression hervorrufen<br />

kann (11). Verschiedene Untersuchungen<br />

konnten belegen, dass die Omega-3-Fettsäure<br />

EPA eine positive Wirkung bei Depressionen<br />

hat. Ungesättigte Fettsäuren<br />

bilden einen mengenmäßig relevanten<br />

Bestandteil des Gehirns. Lipide machen<br />

demnach etwa 50 – 60% des Trockengewichts<br />

des Gehirngewebes aus, wobei<br />

DHA einen Anteil von 25% besitzt. Im<br />

Vergleich zu DHA ist EPA im Gehirn<br />

nur in geringen Konzentrationen nachweisbar.<br />

Mit der Nahrung aufgenommene<br />

EPA wird demnach schnell verstoffwechselt<br />

und beeinflusst im Gehirn die<br />

Wirkung verschiedener Signalmoleküle<br />

(12). Eine Supplementation mit Omega-<br />

3-Fettsäuren, die einen hohen Anteil an<br />

EPA enthalten (≥ 60% EPA), zeigt in<br />

klinischen Studien eine deutliche antidepressive<br />

Wirkung (Abb. 4).<br />

Es gibt Untersuchungen, die EPA eine<br />

überlegene antidepressive Wirksamkeit<br />

gegenüber Pharmakotherapien wie<br />

selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern<br />

bestätigen. Es konnte<br />

ebenfalls aufgezeigt werden, dass EPA<br />

die Wirkung entsprechender Medikamente<br />

verbessern kann. In klinischen<br />

Studien wird dabei meist die sog.<br />

Hamilton-Skala (HDRS) herangezogen,<br />

um die Schwere der Symptomausprägung<br />

einzuschätzen. Dabei handelt es<br />

sich um einen standardisierten Fragebogen,<br />

bei dem eine höhere Punktzahl<br />

im Ergebnis auf eine ausgeprägtere<br />

Symptomatik hinweist. Eine Punktzahl<br />

(„Score“) von bis zu 8 Punkten wird<br />

bei einem 17 Fragen umfassenden Test<br />

(HDRS17) als klinisch unauffällig bewertet.<br />

9 bis 16 Punkte weisen auf eine<br />

leichte Depression hin.<br />

Eine mittelschwere Symptomatik wird<br />

bei 17 bis 24 Punkten angenommen.<br />

Eine schwere Depression liegt bei ≥ 25<br />

Punkten vor. In einer randomisierten<br />

Doppelblindstudie erhielten 48 Teilnehmer<br />

mit schwerer Symptomatik entweder<br />

20 mg des selektiven Serotonin-<br />

Wiederaufnahme-Hemmers Fluoxetin,<br />

1.000 mg EPA oder eine Kombination<br />

beider Wirkstoffe.<br />

Während für EPA und Fluoxetin eine<br />

ähnliche Wirksamkeit herausgestellt<br />

werden konnte, zeigt die komplementäre<br />

Therapie die deutlichste Verbesserung<br />

der Symptome, die nach acht<br />

Wochen den Bereich einer leichten<br />

Symptomausprägung erreichte (Abb. 5)<br />

(14).<br />

Omega_3_Depression.ai 3 18.10.2019 07:24:22<br />

Studien mit EPA:<br />

Peet & Horrobin 2002<br />

Nemets et al. 2002<br />

Frangou et al. 2006<br />

Peet & Horrobin 2002<br />

Peet & Horrobin 2002<br />

Mischoulon et al. 2009<br />

Frangou et al. 2006<br />

Su et al. 2003<br />

Nemets et al. 2006<br />

Su et al. 2008<br />

Da Silva et al. 2008<br />

Da Silva et al. 2008<br />

% EPA:<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

67<br />

67<br />

65<br />

60<br />

60<br />

0 0,56 1,3<br />

Verbesserung der Symptome (SMD)<br />

Hamilton Depressionsskala (Score)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

Fluoxetin<br />

EPA<br />

10<br />

EPA+Fluoxetin<br />

5<br />

0<br />

0 2 4<br />

Zeit (Wochen)<br />

6 8<br />

Abb. 4: Einschätzung der Wirksamkeit von Omega-<br />

3-Fettsäuren mit erhöhtem EPA-Gehalt bei Depressionen,<br />

dargestellt als Normierte Differenz der Mittelwerte (engl.<br />

Standard Mean Difference, SMD). (13)<br />

Abb. 5: Es gibt Untersuchungen, die eine überlegene Wirksamkeit von EPA<br />

gegenüber einer Behandlung mit antidepressiven Medikamenten (hier mit<br />

dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer Fluoxetin) aufzeigen.<br />

Durch eine Kombination der beiden Therapieoptionen kann die Wirkung<br />

demnach weiter gesteigert werden (nach 9).<br />

April <strong>2023</strong><br />

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