Vitalstoffe 1/2023
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V italstoffe<br />
Arzneimittel und<br />
Mikronährstoffe<br />
Punkt 1: Hemmung der Synthese von<br />
Mikronährstoffen<br />
Cholesterinsenker vom Statin-Typ – in<br />
der Fachsprache auch Statine genannt<br />
– wie Atorvastatin und Simvastatin werden<br />
seit Jahren erfolgreich zur Senkung<br />
erhöhter Cholesterinspiegel eingesetzt,<br />
um einer Gefäßverkalkung vorzubeugen,<br />
die langfristig zu Herzinfarkt oder<br />
Schlaganfall führen kann. Da Statine in<br />
den Haushalt der Mevalonat-Synthese<br />
eingreifen, hemmen sie nicht nur die<br />
Synthese von Cholesterin, sondern können<br />
auch die körpereigene Synthese von<br />
Ubiquinon (Coenzym Q10), Menaquinon-7<br />
(Vitamin K2) und Selenoproteinen<br />
(Selenoprotein N) beeinträchtigen<br />
(Abb.3). Da Coenzym Q10 eine zentrale<br />
Rolle im Energiestoffwechsel der Zellen<br />
spielt, kann hierdurch die Entwicklung<br />
von Statin-bedingten Muskelschmerzen,<br />
Störungen im Glucose- und Hirnstoffwechsel<br />
begünstigt werden.<br />
Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Michael<br />
Leutner der Abteilung für Endokrinologie<br />
und Stoffwechsel der Medizinischen<br />
Universität Wien analysierte dazu die<br />
Gesundheitsdaten von 7,9 Millionen Österreichern,<br />
die 2006 und 2007 ein Krankenhaus,<br />
einen niedergelassenen Arzt<br />
aufgesucht oder ein Rezept in der Apotheke<br />
eingelöst haben. Von diesen wurden<br />
353.502 Patienten erfasst, die mindestens<br />
ein Jahr lang Statine eingenommen haben.<br />
Dabei wurde mit Hilfe eines Cross-sektionalen<br />
Studiendesigns der dosisabhängige<br />
Zusammenhang der Statineinnahme mit<br />
der Diagnose Osteoporose erfasst. Bemerkenswerterweise<br />
war bei niedrigen<br />
täglichen Dosen (< 20 mg) das Risiko<br />
für Osteoporose reduziert, während man<br />
bei Tagesdosierungen von ≥ 20 mg Atorvastatin,<br />
≥ 40 mg Simvastatin oder Rosuvastatin<br />
ein signifikant erhöhtes Risiko<br />
für Osteoporose fand. Mit dieser Studie<br />
konnte die Arbeitsgruppe um Leutner et<br />
al. zum ersten Mal einen dosisabhängigen<br />
Zusammenhang der Statintherapie mit der<br />
Diagnose Osteoporose beschreiben.<br />
Die Biosynthese von Ubiquinon, das innerhalb<br />
der mitochondrialen Elektronentransportkette<br />
als Elektronencarrier und<br />
Protonentranslokator fungiert, verläuft<br />
ebenso wie die des Cholesterins über<br />
Isopentenyl-Pyrophosphat (IPP) und<br />
Farnesyl-Pyrophosphat (FPP) im Mevalonat-Stoffwechsel.<br />
In Meta-Analysen<br />
konnte dementsprechend eine signifikante<br />
Reduktion der Coenzym-Q10-Spiegel<br />
im Blutplasma unter Statintherapie gezeigt<br />
werden. Eine weitere Meta-Analyse<br />
beschreibt zudem eine signifikante<br />
Reduktion der Statin-bedingten Muskelbeschwerden<br />
durch die Supplementierung<br />
von Coenzym Q10.<br />
Über die Interaktion mit dem Mevalonat-<br />
Stoffwechsel können darüber hinaus die<br />
Synthese und die Stoffwechselfunktion<br />
von Menaquinon-7 (Vitamin K2), Selenabhängigen<br />
Proteinen (z.B. Selenoprotein<br />
N) sowie von Sexualhormonen (z.B.<br />
Testosteron) beeinträchtigt werden.<br />
Eine aktuelle Studie aus Österreich zeigt<br />
nun, dass Statine das Osteoporoserisiko<br />
dosisabhängig steigern können. Eine<br />
Abb.3: Statine hemmen die Mevalonat-Synthese<br />
Punkt 2: Steigerung der renalen Exkretion<br />
von Mikronährstoffen<br />
Diuretika, im Volksmund auch als Wassertabletten<br />
oder harntreibende Medikamente<br />
bezeichnet, werden zur vermehrten<br />
Ausschwemmung von Wasser aus<br />
dem Körper über die Nieren eingesetzt.<br />
Häufige Anwendungsgebiete sind Hypertonie,<br />
Ödeme und Herzinsuffizienz.<br />
Diuretika steigern den renalen Verlust an<br />
Elektrolyten wie Magnesium und Kalium.<br />
Über die Interaktion mit Phosphoplipiden<br />
wirkt Magnesium membranstabilisierend<br />
und reguliert als Co-Faktor der<br />
Na+/K+-ATPase die Erregungsleitung in<br />
Nerven- und Muskelzellen.<br />
Ein Magnesiummangel (≤ 0,85 mmol/l,<br />
Serum) erhöht die Durchlässigkeit von<br />
Kalium durch K+-Kanäle, was wiederum<br />
Auswirkungen auf das Herzmuskel-<br />
Aktionspotential hat. Seine antagonistische<br />
Wirkung gegenüber Kalzium (→<br />
NMDA-Rezeptor-Antagonist) schützt<br />
die Myokardzelle bei ischämischen Perfusionsstörungen<br />
vor einer Kalziumüberladung.<br />
Aufgrund dieser Eigenschaften<br />
ökonomisiert Magnesium die kardiale<br />
Bioenergetik, wirkt antiarrhythmisch und<br />
Blutdruck-regulierend. Magnesium aktiviert<br />
als Substrat den Insulin-Rezeptor<br />
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