Das Stadtgespräch Ausgabe Juni 2023 auf Mein Rheda-Wiedenbrück
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Buchtis / Hörbuchti<br />
Eric-Emmanuel Schmitt<br />
»Der Morgen der Welt«<br />
Eric-Emmanuel Schmitt ist ein<br />
großer Erzähler. <strong>Das</strong> zeigt sich<br />
beispielsweise in der wundervollen<br />
Novelle »Madame Pylinska und das<br />
Geheimnis von Chopin«, wie im<br />
<strong>Stadtgespräch</strong> besprochen. Doch<br />
der Autor von Theaterstücken, der<br />
auch als Filmregisseur erfolgreich<br />
gearbeitet hat, kann auch die große<br />
Prosaform, wie er in seinem<br />
aktuellen Roman »Der Morgen der<br />
Welt« nachweist. In Deutschland<br />
und vielen weiteren Ländern bekannt geworden ist Schmitt, dessen Vorfahren<br />
aus dem Elsass stammen, durch seinen Roman »Monsieur Ibrahim<br />
und die Blumen des Koran«, der 2003 mit Omar Sharif verfilmt wurde.<br />
»Der Morgen der Welt« führt die Leser in die Steinzeit. Dankenswerter<br />
Weise sind die Menschen in Schmitts Neolithikum nicht dargestellt wie<br />
die in den Sechziger Jahren, also als fellgewandete Halbaffen grunzend<br />
ihre Keulen schwingend. Vielmehr ist die Welt vor achttausend Jahren<br />
geprägt durch Hoffnungen und Befürchtungen, wie sie auch in der modernen<br />
Welt vorherrschen. Zumal die Welt, in die Schmitts Hauptfigur<br />
Noam hineingeboren wird, durch Umbruch gekennzeichnet ist. Genauer<br />
gesagt durch den Übergang der Menschen vom Jäger und Sammler zum<br />
sesshaften Bewohner von Siedlungen, die ihre Nahrung vom Selbstangebauten<br />
und domestizierten Tieren beziehen.<br />
Noams Lebensweg ist eigentlich vorgezeichnet. Als einziger Sohn des<br />
Dorf-Ältesten soll er dessen Nachfolge antreten. Klaglos heiratet er deshalb<br />
Mina, die Tochter des Chefs eines Dorfs, das sich wie Noams Dorf<br />
am großen See befindet. Mit dem Frieden im Dorf ist es allerdings vorbei,<br />
als der Schamane Tibor und seine ebenso attraktive wie geheimnisvolle<br />
Tochter Nura in die Gemeinschaft <strong>auf</strong>genommen werden. Noam verliebt<br />
sich in Nura und will sie zu seiner zweiten Frau machen. Allerdings durchkreuzt<br />
sein Vater diesen Plan, denn auch er ist angetan von der jungen<br />
Frau, die er sich gegen den Willen Noams zur Zweitfrau nimmt. Als dann<br />
noch Mina und ihr erstes Kind bei der Geburt sterben, ist es Zeit für<br />
Noam, die Dorfgemeinschaft zu verlassen. Er will künftig das freie, aber<br />
sehr gefährliche Leben eines Jägers führen. Seine große Reise beginnt.<br />
»Der Morgen der Welt« ist als erster Roman einer Reihe gedacht, die<br />
Schmitt als sein Lebensprojekt sieht. Der Autor, der seit 2008 auch offiziell<br />
belgischer Staatsbürger ist, lässt seinen Helden durch ein übernatürliches<br />
Ereignis über Jahrtausende körperlich jung bleiben. Allein die Welt verändert<br />
sich, wenn auch eher technisch als in reifem Denken. Was sich nicht<br />
verändert, ist Noams Beziehung zum schönen Geschlecht, das ihn in der<br />
Gegenwart wie in der Steinzeit fasziniert: »Beirut verdrehte ihm den Kopf<br />
mit seinem Karussell strahlender Prinzessinnen«. Da darf man gespannt<br />
sein, wie die nächsten Bände des faszinierenden Schmökers sein werden<br />
und wie viele Weltuntergänge Noam noch erleben wird. Erschienen bei<br />
C.Bertelsmann, Hardcover, 524 Seiten, 24 Euro.<br />
Andrea Bonetto<br />
»Abschied <strong>auf</strong> Italienisch«<br />
Die Lektüre vieler Lokalkrimis, die<br />
in Italien spielen, ist wie ein Besuch<br />
in der Stammpizzeria zu Hause<br />
in Deutschland: Man bekommt<br />
Bekanntes serviert, und die bastumwickelten<br />
Weinflaschen, die<br />
Musik von Eros Ramazzotti sowie<br />
die italienische Begrüßung des<br />
Kellners schaffen Urlaubsflair. Bei<br />
den Krimis kommt dann noch die<br />
bekannte Ferienregion sowie reichlich<br />
Stereotypen hinzu, also etwa<br />
die heißblütige Schönheit oder der<br />
Macho-Gockel. <strong>Das</strong> liest sich gut und ist, sagen wir, ganz nett.<br />
Zum Glück gibt es aber auch löbliche Ausnahmen, zu denen definitiv<br />
»Abschied <strong>auf</strong> Italienisch« gehört. <strong>Das</strong> ist zwar ein Ligurien-Krimi, wie das<br />
Cover schon verrät, spielt also an der malerischen Küste im Nordwesten<br />
Italiens. Zudem ist der Verfasser noch Andrea Bonetto, der Deutscher<br />
ist und ganz anders heißt. Aber fast schon wider Erwarten ist der Krimi<br />
ungewöhnlich und wirklich lesenswert. <strong>Das</strong> liegt, natürlich, auch an der<br />
Hauptfigur, also dem Ermittler. Dabei ist gar nicht richtig klar, warum es<br />
Commissario Vito Grassi, der sein ganzes Berufsleben in der Hauptstadt<br />
Rom verbracht hat, in die Provinz zieht. Noch dazu allein, da seine Kinder<br />
<strong>auf</strong> eigenen Füßen stehen und seine Frau in Rom bleiben möchte. Grassis<br />
verstorbener Vater hatte ein Häuschen in Ligurien renoviert, in dem er bis<br />
zu seinem Lebensende zusammen mit einem Toni gelebt hat. Doch der<br />
römische Polizist Vito hatte schon lange keinen Kontakt mehr zu seinem<br />
Vater und muss dann überrascht feststellen, dass Toni eine Frau ist. Auch<br />
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20 <strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong>