Das Stadtgespräch Ausgabe Juni 2023 auf Mein Rheda-Wiedenbrück
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Wortbedeutung war der gewaltige<br />
Bau 290 Meter lang. Platz war für<br />
30.000 Zuschauer. An der einen<br />
Seite maß der Circus in der Breite<br />
67 Meter, an der anderen 77 Meter,<br />
was trotz des begrenzten Platzes so<br />
nah an der Stadt nötig war, damit<br />
die Streitwagen bei ihren Rennen<br />
ausfahren konnten. Die östliche<br />
Abrundung des Circus in der Nähe<br />
des Torre de Pretori ist noch erhalten,<br />
und man kommt heute zu Fuß<br />
über die ehemalige Rennbahn in die<br />
Altstadt. <strong>Das</strong> geht auch durch ein<br />
Tunnelsystem, wenn nicht gerade<br />
restauriert oder ein neuer Fund ausgegraben<br />
wird. Der Großteil des Circus’<br />
liegt heute unter der Plaça de<br />
la Font. Dort kann man nicht nur<br />
das Rathaus bewundern, sondern<br />
auch wunderbar speisen oder einfach<br />
nur eine Erfrischung in einem<br />
der vielen Restaurants und Bars zu<br />
sich nehmen. Wenig weiter, <strong>auf</strong> der<br />
Plaça del Forum, die durch einen<br />
gewaltigen römischen Mauerrest<br />
dominiert wird, gibt es ebenfalls<br />
viele Restaurants für Einheimische<br />
und Besucher aus dem In- und Ausland.<br />
Sympathisch finde ich persönlich,<br />
dass in der 130.000 Einwohner-Stadt<br />
Tarragona 35 Restaurants<br />
sogenannte internationale Küche<br />
anbieten, jedoch mehr als doppelt<br />
so viele Betriebe Hausmannskost<br />
<strong>auf</strong> der Karte haben. <strong>Das</strong> spricht<br />
für »schlicht und ergreifend« statt<br />
schicki-micki.<br />
Sehenswerte Altstadt<br />
In Tarragona gibt es mehr zu sehen<br />
als das archäologische Ensemble<br />
von Tarraco, das im Jahr 2000 zum<br />
UNESCO-Welterbe erklärt wurde.<br />
Hoch in der Altstadt wurde ab 1171<br />
<strong>auf</strong> den Überresten eines römischen<br />
Tempels und einer Moschee<br />
die Kathedrale Tarragonas errichtet.<br />
Der Bau zog sich über anderthalb<br />
Jahrhunderte hin, was dazu führte,<br />
dass die Basis der Kirche romanisch<br />
ist. Die Fenster, das reich mit Figuren<br />
geschmückte Portal und die<br />
mächtige Rosette über dem Portal<br />
sind jedoch gotisch. Im Inneren<br />
befindet sich das Diözesan Museum.<br />
Wer die Stufen zur Kathedrale<br />
schon im Schweiße des Angesichts<br />
gemeistert hat, der sollte sich <strong>auf</strong><br />
Erkundungsgang durch die enge<br />
Altstadt begeben, denn es gibt<br />
wirklich interessante Winkel zu<br />
entdecken. <strong>Das</strong> ist auch gut für die<br />
Waden! Wer genug vom Kraxeln hat,<br />
der kann sich <strong>auf</strong> der Rambla Nova<br />
umsehen, die zum Stadtzentrum<br />
des modernen Tarragonas führt.<br />
Heute ist die »neue« Rambla sehr<br />
wichtig für die Stadt, finden sich<br />
hier doch ein Großteil der Geschäfte,<br />
Märkte und Läden Tarragonas.<br />
Sogar Malls nach amerikanischem<br />
Vorbild sind hier angesiedelt. Außerdem<br />
ist hier das Monument für<br />
ein immaterielles Weltkulturerbe<br />
der UNESCO angesiedelt, nämlich<br />
das Monument der Castellers. Die<br />
Castellers sind Gruppen von Menschen,<br />
die mit ihren Leibern eine<br />
hohe Pyramide bauen. Diese auch<br />
in anderen katalanischen Städten<br />
gepflegte Tradition lockt zu diversen<br />
Festtagen Menschenmassen<br />
an. Die menschlichen Pyramiden<br />
haben mindestens sechs Stockwerk,<br />
es sind aber auch schon zehn<br />
Stockwerke bei dieser nicht ganz<br />
ungefährlichen Tradition errichtet<br />
worden. Neben Gebäuden aus der<br />
jüngeren Vergangenheit finden sich<br />
in Tarragona wie in anderen Städten<br />
Kataloniens auch immer wieder<br />
Bauten aus dem katalanischen Jugendstil,<br />
dem Modernisme Català.<br />
Gutes Beispiel dafür ist auch der<br />
Mercado Central, also der Zentralmarkt<br />
von Tarragona, der 1915 eingeweiht<br />
wurde.<br />
Ritterburg am Strand<br />
Auch in der näheren Umgebung<br />
von Tarragona gibt es einiges zu<br />
sehen. Hier sei nur eine echte Ritterburg<br />
erwähnt, die über einem<br />
Sandstrand thront, an dem sich einer<br />
der schönsten Campingplätze<br />
Europas seit 1963 angesiedelt hat:<br />
die Burg von Tamarit. Die ursprüngliche<br />
Anlage, die nur wenige Kilometer<br />
nördlich der Provinzhauptstadt<br />
liegt, ließ Karl der Große um<br />
800 errichten. Zusammen mit drei<br />
Dutzend anderen Burgen diente<br />
Tamarit der Grafschaft Barcelona<br />
als Bollwerk gegen die vorrückenden<br />
Mauren, die ab 711 die iberische<br />
Halbinsel besiedelten. Tarragona<br />
bildete die Außengrenze des<br />
Frankenreichs und entsprechend<br />
gründlich waren die Befestigungen,<br />
die heute natürlich ihre militärische<br />
Funktion verloren haben. Raimund<br />
Berengar III., der Graf von Barcelona,<br />
erweiterte seinen Machtbereich bis<br />
Nizza im Osten und ab 1118 südlich<br />
weit über Tarragona hinaus, sodass<br />
die Burg keine Grenzfestung mehr<br />
war. Seitdem wurde kaum etwas<br />
verändert, was den Romantikfaktor<br />
natürlich ungemein erhöht.<br />
Heute wird die Burg zu Hochzeiten<br />
genutzt. Beispielsweise Sängerin<br />
Sarah Connor heiratete hier 2005<br />
ihren Marc Terenzi. <strong>Das</strong>s die Ehe<br />
keine fünf Jahre hielt, ist nun wirklich<br />
nicht die Schuld der Ritterburg…<br />
1 <strong>Das</strong> Portal der Kathedrale 1 Viel zu entdecken in den Altstadtgassen<br />
<strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong><br />
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