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familie&co 07/2023

Das Leben mit Kindern ist schön – und Familie ist das größte Abenteuer des Lebens! Keine andere Familienzeitschrift vermittelt eine so konsequente Botschaft wie FAMILIE&CO. FAMILIE&CO ist die Zeitschrift für junge Familien mit Kindern bis 13 Jahre. Eltern können in FAMILIE&CO aus einem großen Fundus an Informationen und Service schöpfen, gestützt durch das Fachwissen anerkannter Experten. Kernthemen sind Erziehung und Entwicklung, Kindergarten und Schule, Gesundheit und Ernährung, Familienleben und Freizeit.

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FAMILIE&CO ist die Zeitschrift für junge Familien mit Kindern bis 13 Jahre.
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familie&erziehung<br />

Beziehungs- und Kommunikationsabbruch<br />

selbst häufiger, um beim Partner<br />

etwas zu erreichen. Kinder beobachten<br />

das – und imitieren die Strategie.<br />

KINDERKUMMER<br />

„Lasst mich doch<br />

alle in Ruhe“<br />

Manchmal ziehen Kinder sich scheinbar<br />

grundlos zurück. Was steckt dahinter?<br />

Das Kind ist still, lustlos und überempfindlich.<br />

Aber anders als beim Schmollen<br />

liegt die Ursache unerklärlich im Dunkeln.<br />

Eltern bleibt dann nichts anderes übrig,<br />

als sich als feinfühlige Detektive zu betätigen:<br />

Fühlt sich das Kind in der Schule<br />

überfordert? Ist eine Freundschaft in die<br />

Brüche gegangen? Oder gibt es belastende<br />

Probleme in der Familie? Oft glauben<br />

wir, wir könnten Konflikte vor Kindern<br />

verbergen, dabei spüren die doch sehr<br />

genau, wenn etwas nicht stimmt. Direktes<br />

Nachfragen hilft oft nicht, weil die Kinder<br />

selbst nicht genau wissen, was mit ihnen<br />

los ist. Sie haben die Gefühle, können<br />

aber die Ursache nicht klar erkennen.<br />

Man erfährt am ehesten etwas über ihren<br />

Seelenzustand, wenn man Zeit mit ihnen<br />

verbringt und ein offenes Ohr für ihre Gedanken<br />

hat.<br />

Schmollen kann ein Ausdruck<br />

von Hilf losigkeit sein –<br />

dann gilt es, behutsam<br />

nachzufragen<br />

Manchmal ziehen sich Kinder auch in<br />

die Schmollecke zurück, weil sie sich<br />

vor offenen Konflikten fürchten. „Dann<br />

ist es doppelt wichtig, dass Eltern ihnen<br />

immer wieder bewusst vermitteln:<br />

‚Es ist okay, wenn wir mal streiten. Ich<br />

liebe dich trotzdem‘“, sagt die Psychologin.<br />

Kinder setzen sich mitunter auch mit<br />

Schmollen zur Wehr, wenn sie keine andere<br />

Möglichkeit sehen, ihre Interessen<br />

und Wünsche durchzusetzen. Zum Beispiel,<br />

weil sie abgekanzelt werden, sobald<br />

sie widersprechen oder ihre eigene<br />

Meinung kundtun. „Dass Eltern ihren<br />

Kindern das Wort abschneiden oder<br />

ungehalten auf Einspruch reagieren,<br />

passiert im hektischen Alltag häufiger“,<br />

sagt Angelika Faas. „Schließlich stehen<br />

sie oft unter Zeitdruck.“ Es fehlt die<br />

Ruhe, einfühlsam auf den Nachwuchs<br />

einzugehen. Und so rutschen einem<br />

schon mal Ansagen wie „Ende Gelände!“<br />

heraus – oder auch ein „Du beleidigte<br />

Leberwurst“.<br />

Aber woher kommt überhaupt diese<br />

Redewendung? Im Mittelalter gingen<br />

die Gelehrten davon aus, dass alle Gefühle<br />

in der Leber produziert werden.<br />

Und dann gab es noch eine alte Erzählung<br />

von einer Leberwurst, die im<br />

kochenden Wasser ei nes Kessels vor<br />

Wut platzte, weil der Metzger sie erst<br />

als Letzte herausnahm. In dem Begriff<br />

‚beleidigte Leberwurst‘ sind beide Geschichten<br />

miteinander vereint. „Für<br />

ihren eingeschnappten Nachwuchs<br />

sollten Eltern den Ausdruck aber nicht<br />

verwenden“, meint Angelika Faas.<br />

„Spott und Ironie können eine Situation<br />

humorvoll entspannen, beides ist<br />

trotzdem nicht für den Umgang mit<br />

Kindern geeignet.“ Kinder können<br />

nämlich noch nicht angemessen kontern<br />

und fühlen sich auf diese Weise<br />

verletzt und nicht ernst genommen.<br />

Um den Familienfrieden wieder herzustellen,<br />

helfen andere Strategien<br />

sowieso besser. Erstens: Erst mal ein<br />

bisschen Zeit verstreichen lassen, damit<br />

das Kind ‚runterkommen‘ und<br />

sich beruhigen kann. Emotionsgeladene<br />

Diskussionen, gar Vorwürfe, helfen<br />

nicht weiter, sondern verstärken nur<br />

das Gefühl von Unverstandensein, das<br />

dem Kind eh schon zusetzt!<br />

Zweitens: Sensibel wahrnehmen, ob<br />

das Kind die Sache hinterher besprechen<br />

möchte – oder eben nicht. In<br />

manchen Fällen ist es besser, freundlich<br />

und ohne große Worte wieder zur Tagesordnung<br />

überzugehen.<br />

Drittens: Auch wenn die vorgeschobene<br />

Unterlippe, die feuchten Augen oder<br />

die patzigen Antworten nerven, sollten<br />

Eltern sich nicht in die Gefühle ihres<br />

Nachwuchses verstricken lassen oder<br />

das Schmollen gar persönlich nehmen.<br />

„Ein Kind, das schmollt, kann in aller<br />

Regel nicht anders. Der Erwachsene<br />

sollte die Größe haben, gelassen zu<br />

bleiben“, sagt Angelika Faas.<br />

Viertens: Lobend anerkennen, wenn es<br />

dem Kind gelingt, eine schwierige Situation<br />

ohne Schmollen zu meistern. Etwa<br />

so: „Ich habe gemerkt, dass du sauer<br />

warst, weil Finn dich nie Piraten-Chef<br />

sein ließ. Aber ich fand es klasse, dass du<br />

trotzdem weiter mitgespielt hast.“ Solche<br />

kleinen Bemerkungen wirken nach.<br />

„Zu lernen, mit Frustrationen und Unsicherheit<br />

klug und gelassen umzugehen,<br />

ist eine Lebensaufgabe“, sagt Angelika<br />

Faas. Gönnen wir unseren Kindern also<br />

dann und wann einen Rückzug in den<br />

Schmollwinkel – und seien wir ihnen<br />

ein gutes Vorbild, wie es auch anders<br />

gehen kann.<br />

FOTOS: GEORGERUDY, FIZKES (2), GORAN13: ISTOCK<br />

14 familie&<strong>co</strong> <strong>07</strong>/<strong>2023</strong>

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