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familie&co 07/2023

Das Leben mit Kindern ist schön – und Familie ist das größte Abenteuer des Lebens! Keine andere Familienzeitschrift vermittelt eine so konsequente Botschaft wie FAMILIE&CO. FAMILIE&CO ist die Zeitschrift für junge Familien mit Kindern bis 13 Jahre. Eltern können in FAMILIE&CO aus einem großen Fundus an Informationen und Service schöpfen, gestützt durch das Fachwissen anerkannter Experten. Kernthemen sind Erziehung und Entwicklung, Kindergarten und Schule, Gesundheit und Ernährung, Familienleben und Freizeit.

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FAMILIE&CO ist die Zeitschrift für junge Familien mit Kindern bis 13 Jahre.
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familie&erziehung<br />

die es keine einfache Antwort gibt. Denn<br />

für massives Aufschiebeverhalten ist in<br />

der Regel ein Bündel von Gründen verantwortlich.<br />

„Ein Grundproblem ist oft,<br />

dass Kinder noch nicht wissen, wie man<br />

sich organisiert. Sich Dinge vorzunehmen<br />

und dann auch in einer bestimmten<br />

Frist umzusetzen muss erst gelernt<br />

werden“, sagt Hans-Werner Rückert.<br />

Dabei ist selbstverständlich die Hilfe der<br />

Eltern gefragt. Aber auch die Schulen<br />

können etwas tun, meint der Psychologe<br />

und verweist auf vorbildliche Modelle in<br />

Schweden.<br />

Hier bekommen Grundschüler die Hausaufgaben<br />

oft für eine ganze Woche gestellt.<br />

Wann sie was erledigen, dürfen sie<br />

selbst entscheiden. So lernen sie schon<br />

früh, wie man sich Arbeit sinnvoll einteilt<br />

– und was dabei alles schiefgehen<br />

kann. Denn tatsächlich haben Kinder in<br />

den ersten Schuljahren naturgemäß ihre<br />

Probleme mit dem Zeitmanagement. Sie<br />

haben noch keine Vorstellung davon, wie<br />

lange sie für bestimmte Tätigkeiten brauchen<br />

werden. Auch das Strukturieren<br />

komplexer Aufgaben fällt ihnen schwer.<br />

Das zu bewältigende Pensum erscheint<br />

ihnen als ein einziger Berg von Arbeit.<br />

Wie einfach es sein kann, ihn in vielen<br />

kleinen Einzelschritten zu überwinden,<br />

können und sollten Erwachsene Kindern<br />

zeigen. Es ist keine übertriebene Einmischung,<br />

wenn Eltern ihnen eine Zeit lang<br />

beim Organisieren des Tagesablaufes zur<br />

Seite stehen, öfter mal nachfragen, wie<br />

die Erledigung von Aufgaben vorangeht,<br />

und die eine oder andere Erinnerung<br />

aussprechen. Auch das Abschirmen vor<br />

zu viel Ablenkung kann eine sinnvolle<br />

Hilfestellung sein. Aber damit allein ist<br />

die leidige „Aufschieberitis“ noch nicht<br />

passé.<br />

Interview<br />

Aufschieben hat<br />

durchaus sein Gutes<br />

Zeitdruck kann kopflos machen – oder effektiv und kreativ.<br />

Psychologin Dr. Angelika Faas über die positiven Aspekte<br />

des Aufschiebens<br />

familie&<strong>co</strong>: Manche Menschen erledigen Wichtiges<br />

erst zum spätmöglichsten Termin, oft unter Zeitdruck.<br />

Was ist daran gut?<br />

Angelika Faas: Als Kind wurden wir immer mit Weisheiten<br />

à la „Was du heute kannst besorgen …“ belehrt. Als sei es<br />

besonders edel, alles sofort wegzuschaffen. Wer sagt, dass<br />

es verwerflich ist, Dinge erst am letztmöglichen Termin zu erledigen?<br />

Ich glaube, dass ein solcher moralischer Zeigefinger<br />

für Kinder nicht hilfreich ist. Sie sollten ohne unnötige Schuldgefühle<br />

lernen, ein eigenes Zeitmanagement zu entwickeln.<br />

Und: Eine „innere Bremse“, die uns dazu bringt, Dinge warten<br />

zu lassen, hat oft ihre Berechtigung. Sie bewahrt uns davor,<br />

kopflos in Hektik zu verfallen. Während die Arbeit scheinbar<br />

unbeachtet herumliegt, können wir uns innerlich damit<br />

beschäftigen. Vermutlich wird das Ergebnis dadurch sogar<br />

manchmal besser.<br />

Hilft Zeitdruck uns tatsächlich dabei, uns besser<br />

zu konzentrieren?<br />

Auf jeden Fall hilft er dabei, Prioritäten zu setzen. Unter Zeitdruck<br />

sind wir weniger anfällig für Ablenkungen. Angesichts<br />

wirklich knapper Zeit ist man nicht versucht, sich einen Kakao<br />

zu machen oder mit der besten Freundin zu telefonieren.<br />

Es kann aber auch passieren, dass wir den Kampf<br />

gegen die Zeit verlieren und Dinge unerledigt bleiben …<br />

Das hat aber oft sogar seine guten Seiten! Wer auch mal<br />

was vermasselt, schützt sich damit vor übertriebenen Erwartungen.<br />

Wer hingegen immer alles irgendwie hinkriegt,<br />

stellt fest, dass seine Umwelt das bald für selbstverständlich<br />

hält – und einfach die Anforderungen immer weiter<br />

hochschraubt.<br />

Für manche Menschen scheint Zeit druck ja wie ein<br />

positiver Kick zu wirken. Womit hängt das zusammen?<br />

Eigentlich ist es doch das Schlimmste, wenn unsere Umwelt<br />

uns gleichgültig gegenübersteht, wenn niemand sich<br />

dafür interessiert, ob wir etwas erledigen und wann. Kinder,<br />

die von ihren Eltern maßvoll gefordert werden, empfinden<br />

das vordergründig vielleicht als unangenehm. Es gibt ihnen<br />

aber das Gefühl, geliebt zu werden und wichtig zu sein. Sie<br />

merken: Jetzt kommt es auf mich an! Außerdem kennt jeder<br />

die Euphorie, die sich einstellt, wenn wir etwas im letzten<br />

Moment noch geschafft haben. Auf eine solche Leistung<br />

sind wir meist besonders stolz und fühlen uns dadurch unangreifbar<br />

und so richtig lebendig.<br />

6 familie&<strong>co</strong> <strong>07</strong>/<strong>2023</strong>

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