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DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR DAS BERGISCHE UND DEN KREIS METTMANN

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war, in den elterlichen Betrieb einzusteigen,<br />

scheinen auch diese Zeiten vorbei zu sein. Haben<br />

Sie dafür eine Erklärung?<br />

Es war nie selbstverständlich, den elterlichen Betrieb<br />

zu übernehmen. Zum einen ist nicht jedes<br />

Kind aus einer <strong>Unternehmer</strong>familie immer automatisch<br />

ausreichend qualifiziert, um Leitungsfunktionen<br />

in einem Unternehmen zu übernehmen.<br />

Zum an<strong>der</strong>en hat und hatte nicht jedes Kind<br />

auch immer Lust, in den elterlichen Betrieb einzusteigen.<br />

Das elterliche Unternehmen ist ja oft<br />

ein Grund, dass Mutter und Vater wenig Zeit für<br />

das Kind hatten. Dann ist es wenig verwun<strong>der</strong>lich,<br />

dass das Kind keine positiven Gefühle gegenüber<br />

<strong>der</strong> <strong>Unternehmer</strong>rolle entwickelt hat und<br />

auf gar keinen Fall in den elterlichen Betrieb einsteigen<br />

will.<br />

Professor Dr. Peter Witt<br />

studierte Volkswirtschaftslehre<br />

an <strong>der</strong> Universität<br />

Bonn und promovierte<br />

1996 mit einer<br />

Arbeit zur „Planung betrieblicher<br />

Transformationsprozesse“.<br />

Nach<br />

<strong>der</strong> Habilitation an <strong>der</strong><br />

Humboldt-Universität<br />

zu Berlin übernahm er<br />

verschiedene Lehrstühle,<br />

bis ihn sein beruflicher<br />

Weg schließlich an<br />

die Universität Wuppertal<br />

führte.<br />

Gerade das Handwerk bemängelt, dass zu viele<br />

Schulabgänger und -abgängerinnen eher zu<br />

den Universitäten als in eine duale Ausbildung<br />

streben. Ist also eine zunehmende Akademisierung<br />

auch für die Schwierigkeiten bei <strong>der</strong><br />

Unternehmensnachfolge ursächlich?<br />

Das Handwerk kämpft nicht nur mit Nachfolgeproblemen,<br />

son<strong>der</strong>n auch mit großen Schwierigkeiten,<br />

Auszubildende zu gewinnen. Die Akademisierung<br />

scheint mir da jedoch nicht <strong>der</strong><br />

wichtigste Grund zu sein. Denn wir sehen an den<br />

Universitäten ebenfalls einen klaren Rückgang<br />

bei den Studierendenzahlen. Und für eine Unternehmensnachfolge,<br />

die nicht direkt mit Handwerk<br />

zu tun hat, ist ein Studium sicherlich eine gute<br />

Vorbereitung.<br />

Während es früher für die Kin<strong>der</strong> aus <strong>Unternehmer</strong>familien<br />

beinahe selbstverständlich<br />

Welchen Einfluss haben die aktuellen Krisenzeiten<br />

auf die Unternehmensnachfolge? Spielen<br />

die Gedanken an eine unsichere Zukunft<br />

dabei eine Rolle?<br />

Da sehe ich keinen Zusammenhang. Viele Branchen<br />

sind ja gar nicht in einer Krise, son<strong>der</strong>n machen<br />

glänzende Geschäfte. Zudem können Krisenzeiten<br />

auch viele Chancen bieten. Der Ökonom<br />

Joseph Schumpeter sah die gesamtwirtschaftliche<br />

Krise sogar als Katalysator von unternehmerischer<br />

Tätigkeit und Innovationsaktivität. Aus<br />

meiner Sicht ist die Tätigkeit als <strong>Unternehmer</strong><br />

o<strong>der</strong> <strong>Unternehmer</strong>in immer mit Risiken verbunden,<br />

auch in Zeiten wirtschaftlicher Prosperität.<br />

Daher geht es eher um die grundsätzliche Frage,<br />

ob ein Mensch Spaß an einer unternehmerischen<br />

Tätigkeit mit all ihren Chancen und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

hat.<br />

Sind die Generationen X, Y, Z vielleicht nicht<br />

mehr so risikofreudig wie ihre Eltern und<br />

Großeltern?<br />

Die Vorstellung von beson<strong>der</strong>s risikofreudigen<br />

<strong>Unternehmer</strong>n ist aus meiner Sicht ein Klischee,<br />

wenn auch ein populäres. Es begegnet uns sowohl<br />

bei <strong>der</strong> Nachfolge als auch bei <strong>der</strong> Neugründung<br />

von Unternehmen. Die Forschung hat jedoch eindeutig<br />

gezeigt, dass <strong>Unternehmer</strong> und <strong>Unternehmer</strong>innen<br />

nicht systematisch risikofreudiger sind<br />

als an<strong>der</strong>e Menschen. Sie müssen es auch gar<br />

nicht sein. Die Kunst besteht eher darin, an<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> <strong>Bergische</strong> <strong>Unternehmer</strong> 07 |23 25

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