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DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR DAS BERGISCHE UND DEN KREIS METTMANN

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TITEL INTERVIEW NACHFOLGE GESUCHT: IST SELBSTSTÄNDIGKEIT NICHT MEHR ATTRAKTIV?<br />

Personen wie Kapitalgeber an den unternehmerischen<br />

Risiken zu beteiligen und ein gutes Risikomanagement<br />

zu betreiben.<br />

Hat bei dem Thema Unternehmensnachfolge<br />

<strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong> jungen Generation nach Work-<br />

Life-Balance ebenso Einfluss? Denn als selbstständiger<br />

<strong>Unternehmer</strong> ist die 40-Stunden-Woche<br />

und ein geregelter Feierabend wohl eher<br />

die Ausnahme – zumindest ist dies die allgemeine<br />

Vorstellung?<br />

Das ist ein weiteres Klischee. Ihm liegen gleich<br />

mehrere Missverständnisse zugrunde. Zum einen<br />

unterstellt das Wort „Work-Life-Balance“, dass Arbeit<br />

nicht zum Leben gehört. Das ist natürlich Unsinn.<br />

Karl Lagerfeld hat mal gesagt, dass Freizeit<br />

und Hobbys nur wichtig sind für Menschen, die einen<br />

langweiligen Beruf haben. Das an<strong>der</strong>e Missverständnis<br />

ist die Vorstellung, dass <strong>Unternehmer</strong><br />

mehr o<strong>der</strong> härter arbeiten als an<strong>der</strong>e Menschen.<br />

Das kann ich nicht bestätigen. Man muss sich nur<br />

mal realistisch ansehen, wie hart und wie viel manche<br />

Angestellte arbeiten, um voranzukommen und<br />

Karriere zu machen. Das gilt für Branchen wie Unternehmensberatung,<br />

Investment-Banking, Krankenhäuser,<br />

Rechtsanwaltskanzleien und viele mehr.<br />

Und dann ist zu bedenken, dass <strong>Unternehmer</strong> einen<br />

wichtigen Vorteil haben. Sie entscheiden selbst<br />

über ihre Arbeitszeit. Das führt zu viel weniger<br />

Stress und Arbeitsleid, als wenn ich immer tun<br />

muss, was meine Chefin o<strong>der</strong> mein Chef mir sagt.<br />

Was muss sich verän<strong>der</strong>n, damit Selbstständigkeit<br />

wie<strong>der</strong> attraktiver wird? Wer kann und<br />

sollte hierfür verbesserte Rahmenbedingungen<br />

setzen?<br />

Der Staat kann die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

für <strong>Unternehmer</strong>tum verbessern, zum<br />

Beispiel durch weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung<br />

und niedrigere Steuern. Aus meiner Sicht<br />

wäre schon viel gewonnen, wenn <strong>der</strong> Staat den<br />

Unternehmen nicht durch immer neue und immer<br />

weitergehende Regulierung das Leben schwer<br />

machte. Die Hochschulen können das nötige<br />

Handwerkszeug vermitteln und Studierende auf<br />

die berufliche Option <strong>der</strong> Selbstständigkeit aufmerksam<br />

machen. Darüber hinaus können sie<br />

Beispiele erfolgreicher Nachfolgen sowie Unternehmensgründungen<br />

vorstellen und so zu einem<br />

positiven <strong>Unternehmer</strong>bild in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

beitragen. Denn in Teilen unserer Gesellschaft ist<br />

das Image von <strong>Unternehmer</strong>innen und <strong>Unternehmer</strong>n<br />

ja immer noch schlecht. Es wird eher im<br />

Sinne von Karl Marx mit <strong>der</strong> Ausbeutung <strong>der</strong> arbeitenden<br />

Klasse assoziiert als mit <strong>der</strong> Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen, Innovationen und Wohlstand.<br />

In diesem Sinne wünsche ich mir, dass erfolgreiche<br />

<strong>Unternehmer</strong> bei <strong>der</strong> jungen Generation den<br />

gleichen „Rockstar-Status“ bekommen wie erfolgreiche<br />

Sportler, Rapper o<strong>der</strong> Influencer.<br />

Das Gespräch führte Stefanie Bona<br />

Foto: privat<br />

Fortsetzung von Seite 22<br />

überlegt man: Bin ich mit meiner Arbeit noch zufrieden?<br />

Welche Rolle spiele ich als Angestellter im<br />

Unternehmen?“ Wer sich diese Fragen stelle, könne<br />

dem Gedanken an eine Unternehmensnachfolge<br />

möglicherweise viel abgewinnen. Der Standortfaktor<br />

spiele sicher auch eine Rolle. Mitunter würden<br />

die umliegenden Metropolen als attraktiver angesehen,<br />

um sich selbstständig zu machen – auch in finanzieller<br />

Hinsicht. Insofern gelte es eben auch, am<br />

Image <strong>der</strong> Region <strong>Bergische</strong>s Land zu arbeiten.<br />

Wie viel darf ein Lebenswerk kosten?<br />

Habe sich ein konkretes Gespräch zwischen Anbieter<br />

und Nachfrager angebahnt, sei die Einigung auf ei-<br />

nen Kaufpreis ebenso ein Moment, wo ein Vertragsabschluss<br />

vielfach am Scheideweg steht. Auch diese<br />

Erfahrung bringen die Berater aus <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>schmiede<br />

aus ihren Beratungen mit. „Es gibt immer<br />

wie<strong>der</strong> überhöhte Vorstellungen, was man mit einem<br />

Unternehmensverkauf erzielen kann und es ist sicher<br />

schwierig, eine Preisvorstellung über ein Lebenswerk<br />

zu definieren“, sagt Christoph Imber-Böcker. Doch<br />

auch hier könnten Netzwerkpartner dazu beitragen,<br />

für beide Seiten eine gute Lösung zu finden.<br />

Ansprüche an Arbeit und Freizeit<br />

Dass die aktuelle Lage mit Inflation, Lieferschwierigkeiten<br />

und Zinsdruck we<strong>der</strong> bei Unternehmensneugründungen<br />

noch bei Nachfolgeüberle-<br />

26 www.bvg-menzel.de

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