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wd Herbst 2023

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<strong>wd</strong> WORTWECHSEL<br />

Unser Lebensstil erfordert im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz,<br />

dass wir das Thema Energieverbrauch viel mehr in den<br />

Fokus nehmen. Die Art und Weise, wie wir Energie aktuell und<br />

künftig erzeugen sowie nutzen, ist entscheidend für künftige<br />

Generationen. Energieeffizientes Bauen hat eine nachhaltige<br />

Senkung der Energiekosten zum Ziel. Das ist hinlänglich<br />

bekannt. Damit verbunden ist eine Schonung der natürlichen<br />

Ressourcen und der daraus resultierende Schutz der Umwelt<br />

und Natur. Der Energieverbrauch, vor allem für Heizung,<br />

Warmwasser, Lüftung und Kühlung, spielt eine zentrale Rolle<br />

beim Bau. Gesetze wie das Gebäudeenergiegesetz regulieren<br />

den Verbrauch. Dieter Herz, Geschäftsführer der Herz & Lang<br />

GmbH, ist ein erfahrener Experte in energieeffizientem Bauen.<br />

Als zertifizierter Passivhausplaner und Vorstandsmitglied verschiedener<br />

Energie-Netzwerke bringt er wertvolle Expertise in<br />

dieses wichtige Thema ein. Wir sprachen mit Dieter Herz über<br />

eine lebenswerte Zukunft, sinnvolle Herangehensweisen in der<br />

Sanierung und darüber, dass ihm der Name unseres Themenspecials<br />

eigentlich noch viel zu wenig weit gegriffen ist.<br />

Herr Herz, beschäftigt man sich mit der Herz & Lang GmbH, ist<br />

oft von der Gestaltung einer lebenswerten Zukunft die Rede.<br />

Wie definieren Sie dies im täglichen Umgang?<br />

Dieter Herz: Wir sind von Haus aus ja Bauphysiker, Architekten,<br />

Bauingenieure und Experten für Passivhäuser. Der Klimaschutz und<br />

unser aller Verhalten für künftige Generationen sehe ich als Kernaufgabe<br />

unseres Handelns an. Für unser Geschäft bedeutet dies, dass wir<br />

die Bauherren überzeugen wollen, so zu bauen, dass das Haus oder<br />

Bürogebäude möglichst wenig Energie verbraucht. Leider werden die<br />

Kosten in der Herstellung primär gesehen und der Unterhalt beim<br />

Bau oder der Sanierung vernachlässigt. Leider denkt man in unserer<br />

Gesellschaft immer noch zu oft über Nebenschauplätze nach und das<br />

Wesentliche gerät aus dem Fokus.<br />

... es geht im Grunde auch darum, dass wir alle auch bei<br />

Bauvorhaben unseren Beitrag zu mehr echter und ehrlicher<br />

Nachhaltigkeit leisten könnten.<br />

Dieter Herz: Ja, obwohl ich mit dem Begriff ja so meine Probleme<br />

habe. Wenn wir an das große Ganze denken, ist mir persönlich der<br />

Ausdruck Klimaneutralität lieber. Wenn wir ehrlich sind, müssten wir<br />

alle klimapositiv handeln, um das Klima ins natürliche Gleichgewicht zu<br />

bringen, weil wir zu lange deutlich zu wenig gemacht haben.<br />

Die aus Ihrer Sicht perfekte Bauform sind Passivhäuser?<br />

Dieter Herz: Genau. Ich habe selbst vor 24 Jahren mit Passivhäusern<br />

angefangen und unser Unternehmen setzt seit zwei Jahrzehnten auf<br />

Passivhäuser als Standard in der Planung, weil es schlichtweg die<br />

wirtschaftlichste Art ist, ein Haus zu bauen. Die Vorteile liegen auf der<br />

Hand. Wenn ein klimafreundliches Gebäude regenerativ betrieben wird,<br />

gleichzeitig aber auch hochkomfortabel ist, trägt man als Planer, wie<br />

Bauherr, Verantwortung für das Klima. Leider hat sich das Passivhaus<br />

in unseren Gefilden nicht durchgesetzt. Das liegt oftmals einfach auch<br />

an den wirtschaftlichen Interessen der Beteiligten. Mir ist es aber auch<br />

wichtig, den Horizont zu öffnen. Wir müssen beginnen, einfach anders<br />

zu bauen. Ich beispielsweise habe vor wenigen Jahren mit einem<br />

Mitarbeiter zusammen hier in Sichtweite ein Passivhaus gebaut. Geteilte<br />

Kosten, hohe Effizienz, eine kompakte Bauweise, altersgerecht und<br />

mit fast vernachlässigbaren Energiekosten erbaut. Dadurch habe ich<br />

keine Sorge vor dem Alter und dass mein Heim im Unterhalt finanzielle<br />

Probleme bereiten könnte. Das empfinde ich als Lebensqualität. Dieses<br />

Prinzip wenden wir bei unseren Sanierungsprojekten ebenfalls an.<br />

Was gilt es hier zu beachten?<br />

Dieter Herz: 90% beträgt der Anteil der Altbauten am<br />

Gesamtwärmebedarf im Wohnbau. Durch gezielte Maßnahmen kann<br />

der Verbrauch wirtschaftlich um >50% gesenkt werden. Das spart<br />

enorme Kosten im Unterhalt, reduziert Risiken und trägt damit auch zum<br />

Klimaschutz bei.<br />

Was bedeutet für Sie eine gezielte Planung?<br />

Dieter Herz: Ich rate immer zu einem Gesamtkonzept. Mittlerweile, das<br />

darf ich sagen, nehmen wir es uns auch heraus, Aufträge abzulehnen,<br />

wenn die Bauherren am Ende lediglich unser Gegenzeichnen für<br />

eine Förderung möchten. Wir stellen uns die Fragen: Was wäre, wenn<br />

das gesamte Haus saniert wird? Wie hoch sind die Kosten? Und, was<br />

spare ich dann an Energie in der Folge ein? Ist alles abgewogen, wird<br />

konkret über die Maßnahmen entschieden. Zuerst auf beispielsweise<br />

einen Fensterbauer zuzugehen, die Fenster zu tauschen und dann zu<br />

überlegen, was noch gemacht werden kann und was dies kostet, halten<br />

wir für den absolut falschen Ansatz. Durch die Gesamtplanung können<br />

nämlich auch gezielt die Förderungen eingebaut und das Projekt dann<br />

qualifiziert umgesetzt werden. Es geht immer um die zentrale Frage, wie<br />

Energie für die Versorgung eingespart werden kann. Habe ich nämlich<br />

hier optimale Einsparungen erreicht und verbrauche ich insgesamt<br />

wenig, lässt sich ein Gebäude auch energieeffizient versorgen und die<br />

Frage, ob Wärmepumpe im Altbau oder nicht, stellt sich nicht mehr.<br />

Wo sehen Sie weitere Potenziale?<br />

Dieter Herz: Ganz klar in der seriellen Sanierung. Serielles Sanieren<br />

bezeichnet die energetische Modernisierung von bereits existierenden<br />

Gebäuden durch die Verwendung vorgefertigter Fassaden- und<br />

Dachelemente sowie der dazugehörigen Technik, wie beispielsweise<br />

Wärmepumpenmodule. Diese Elemente werden außerhalb der Baustelle<br />

hergestellt und anschließend an den bestehenden Gebäuden angebracht.<br />

Die Vorfertigung der Elemente ist so weit fortgeschritten, dass der<br />

Zeitaufwand vor Ort im Vergleich zur herkömmlichen Sanierung erheblich<br />

reduziert wird. Die Sanierung wird also beschleunigt und effizienter gemacht.<br />

Hinzu kommen bis zu 10% höhere Förderungen. Wenn das Serielle<br />

zum Standard wird, hat die Altbausanierung nochmals mehr Potenzial.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

ZUR PERSON: DIETER HERZ<br />

GESCHÄFTSFÜHRER | Dipl.-Ing. (FH) Holztechnik<br />

Herz & Lang GmbH, Weitnau<br />

• u.a. Mitglied der Bayrischen Ingenieurkammer Bau<br />

• DENA Energie-Effizienz-Experte<br />

• CEPH Passivhausplaner<br />

• im Vorstand Netzwerk Passivhaus Österreich<br />

• im Vorstand Holzforum Allgäu<br />

• im Vorstand Regionales Energieforum Isny<br />

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