Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Der Kammmolch<br />
Nachdem wir Ihnen in den vergangenen Ausgaben der<br />
<strong>Elbufer</strong>-<strong>Rundschau</strong> bereits sechs Froschlurche vorstellen<br />
durften – sie erinnern sich, die Erdkröte, die Wasserfrösche,<br />
die Rotbauchunke, den Laubfrosch, die Knoblauchkröte<br />
und den Moorfrosch – möchte ich heute eine<br />
neue Gruppe einführen, die Schwanzlurche. Und dabei<br />
gleich mit einem ihrer größten bei uns heimischen Vertreter<br />
anfangen, dem Kammmolch.<br />
Aber zuvor nochmals kurz zur Systematik – die in<br />
Deutschland lebenden 21 Amphibienarten teilen sich in<br />
die beiden Ordnungen Froschlurche mit 14 - (sechs davon<br />
kennen sie bereits) und Schwanzlurche mit sieben<br />
Arten auf. Letztere haben einen länglichen Körper, einen<br />
Schwanz und kurze Beine. Die Ordnung der Schwanzlurche<br />
wiederum unterteilt der fleißige Zoologe in zwei<br />
Familien – die Salamander (zwei Arten) und die Wassermolche<br />
(fünf Arten). Wer von Ihnen die alle aus dem<br />
Stand aufzählen kann, möge sich gerne bei der Redaktion<br />
melden und den nächsten Beitrag über Amphibien<br />
an dieser Stelle schreiben.<br />
Zum Kammmolch. Auf eine ausgiebige Beschreibung<br />
soll an dieser Stelle verzichtet werden, den Platz haben<br />
wir erstens schon für die Systematik verbraucht<br />
und zweitens ist ein schönes Bild von einem prächtigen<br />
Kammmolchmännchen sowieso auf der Seite abgedruckt.<br />
<strong>Das</strong> Weibchen sieht übrigens ganz ähnlich aus,<br />
jedoch ohne so stark ausgeprägten Saum (oder Kamm)<br />
auf dem Rücken. Für neidische Damen tröstlich: wenn<br />
man das Männchen aus dem Wasser nimmt, klebt auch<br />
der schönste Kamm wie ein nasser Lappen am Körper.<br />
Kammmolche halten sich die meiste Zeit im Jahr in<br />
möglichst fischfreien Stillgewässern aller Größen auf.<br />
Anders als Kröten, Unken und Frösche jagen sie außerdem<br />
sehr gerne unterwasser, haben deswegen gute Augen<br />
und Geruchssinn und sind hervorragende Schwimmer<br />
und Taucher. Deshalb lieben sie vor allem Gewässer<br />
mit reichem Wasserinsektenvorkommen und klarem<br />
Wasser, in dem man gut sehen kann.<br />
Auch ihr Liebesleben spielt sich Unterwasser ab.<br />
Kammmolche haben ein ausgesprochen schönes und<br />
komplexes Balzverhalten entwickelt. Dabei umtanzen<br />
sich Molchpärchen im Frühling – manchmal stundenlang<br />
- in einer festgelegten Schrittfolge. Nach dem<br />
Tanz, bei dem das Männchen seine Partnerin zu beeindrucken<br />
trachtet, legt das Männchen seine Spermatophore<br />
(das ist ein Samenpaket) auf den Teichboden<br />
und versucht, das Weibchen darüberzulocken. Seine<br />
Hoffnung: das Weibchen nimmt mit ihrer Kloake (ihr<br />
Geschlechtsorgan) das Samenpaket vom Boden auf<br />
und befruchtet damit ihre Eier.<br />
Einzelne Kammmolcheier,<br />
gut verpackt in Laichkrautblättern.<br />
Die Ausßenkiemen einer Molch-Larve<br />
Kammmolchmännchen im Wasser<br />
Zur Eiablage sucht sich das Weibchen weiche Blätter<br />
von Unterwasserpflanzen, legt die reinweißen Eier einzeln<br />
auf Pflanzenblätter und faltet diese dann mit den<br />
Hinterbeinen wie ein Geschenkpaket darum zusammen.<br />
Solche Eipakete sind von März bis Juni im Flachwasserbereich<br />
von Teichen mit ein wenig Übung leicht<br />
zu finden. Auf diese Weise lässt sich der Kammmolch<br />
auch einfach nachweisen.<br />
Aus den Eiern schlüpfen nach einigen Tagen die Larven,<br />
die auf den ersten Blick ähnlich wie kleine Fische<br />
aussehen. Falls sie selbst keschern und bei dem Fang<br />
genau wissen möchten was Fisch und was Molch ist:<br />
auf dem dritten Bild sehen Sie die Kopfpartie einer<br />
Molchlarve. Im Gegensatz zu Fischen können sie dort<br />
deutlich die Außenkiemenbüschel erkennen, welche<br />
die Tiere während der Metamorphose zurückbilden.<br />
Natürlich hätten sie auch an den Beinen erkannt, dass<br />
es sich hier um keinen Fisch handeln kann, aber die<br />
entwickeln die Molche erst in den späteren Larvenstadien,<br />
die Kiemenbüschel dagegen sind von Anfang an<br />
bis zur Verwandlung zu sehen.<br />
In Europa genießt der Kammmolch den höchsten<br />
Schutzstatus, den eine Tierart haben kann – in der Elbtalaue<br />
ist er an den meisten Stillgewässern, die fischfrei<br />
sind und eine schöne Unterwasservegetation haben,<br />
vorhanden. Zum Beobachten bieten sich vor allem klare<br />
Teiche im Frühling an, wenn der Pflanzenbewuchs noch<br />
nicht so dicht ist. Für mich persönlich ist der Balztanz<br />
der Molche eines der bezauberndsten Dinge, die man<br />
am Teich sehen kann.<br />
Aber vielleicht haben sie auch Glück und treffen demnächst<br />
den einen oder anderen Molch auf seinem Weg<br />
in die Winterquartiere – ein bisschen feucht und frostfrei<br />
genügt dafür, vielleicht ihr Keller? Aber hoffen sie<br />
dann nicht auf einen Kamm. Den haben die Tiere nur<br />
während ihrer Wasserphase, ihr Schlafanzug (korrekt:<br />
Landtracht) ist deutlich schlichter.<br />
46<br />
Text und Bilder: Florian Bibelriether