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Elbufer Rundschau: Das Sommerhochwasser 2013

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Der Kammmolch<br />

Nachdem wir Ihnen in den vergangenen Ausgaben der<br />

<strong>Elbufer</strong>-<strong>Rundschau</strong> bereits sechs Froschlurche vorstellen<br />

durften – sie erinnern sich, die Erdkröte, die Wasserfrösche,<br />

die Rotbauchunke, den Laubfrosch, die Knoblauchkröte<br />

und den Moorfrosch – möchte ich heute eine<br />

neue Gruppe einführen, die Schwanzlurche. Und dabei<br />

gleich mit einem ihrer größten bei uns heimischen Vertreter<br />

anfangen, dem Kammmolch.<br />

Aber zuvor nochmals kurz zur Systematik – die in<br />

Deutschland lebenden 21 Amphibienarten teilen sich in<br />

die beiden Ordnungen Froschlurche mit 14 - (sechs davon<br />

kennen sie bereits) und Schwanzlurche mit sieben<br />

Arten auf. Letztere haben einen länglichen Körper, einen<br />

Schwanz und kurze Beine. Die Ordnung der Schwanzlurche<br />

wiederum unterteilt der fleißige Zoologe in zwei<br />

Familien – die Salamander (zwei Arten) und die Wassermolche<br />

(fünf Arten). Wer von Ihnen die alle aus dem<br />

Stand aufzählen kann, möge sich gerne bei der Redaktion<br />

melden und den nächsten Beitrag über Amphibien<br />

an dieser Stelle schreiben.<br />

Zum Kammmolch. Auf eine ausgiebige Beschreibung<br />

soll an dieser Stelle verzichtet werden, den Platz haben<br />

wir erstens schon für die Systematik verbraucht<br />

und zweitens ist ein schönes Bild von einem prächtigen<br />

Kammmolchmännchen sowieso auf der Seite abgedruckt.<br />

<strong>Das</strong> Weibchen sieht übrigens ganz ähnlich aus,<br />

jedoch ohne so stark ausgeprägten Saum (oder Kamm)<br />

auf dem Rücken. Für neidische Damen tröstlich: wenn<br />

man das Männchen aus dem Wasser nimmt, klebt auch<br />

der schönste Kamm wie ein nasser Lappen am Körper.<br />

Kammmolche halten sich die meiste Zeit im Jahr in<br />

möglichst fischfreien Stillgewässern aller Größen auf.<br />

Anders als Kröten, Unken und Frösche jagen sie außerdem<br />

sehr gerne unterwasser, haben deswegen gute Augen<br />

und Geruchssinn und sind hervorragende Schwimmer<br />

und Taucher. Deshalb lieben sie vor allem Gewässer<br />

mit reichem Wasserinsektenvorkommen und klarem<br />

Wasser, in dem man gut sehen kann.<br />

Auch ihr Liebesleben spielt sich Unterwasser ab.<br />

Kammmolche haben ein ausgesprochen schönes und<br />

komplexes Balzverhalten entwickelt. Dabei umtanzen<br />

sich Molchpärchen im Frühling – manchmal stundenlang<br />

- in einer festgelegten Schrittfolge. Nach dem<br />

Tanz, bei dem das Männchen seine Partnerin zu beeindrucken<br />

trachtet, legt das Männchen seine Spermatophore<br />

(das ist ein Samenpaket) auf den Teichboden<br />

und versucht, das Weibchen darüberzulocken. Seine<br />

Hoffnung: das Weibchen nimmt mit ihrer Kloake (ihr<br />

Geschlechtsorgan) das Samenpaket vom Boden auf<br />

und befruchtet damit ihre Eier.<br />

Einzelne Kammmolcheier,<br />

gut verpackt in Laichkrautblättern.<br />

Die Ausßenkiemen einer Molch-Larve<br />

Kammmolchmännchen im Wasser<br />

Zur Eiablage sucht sich das Weibchen weiche Blätter<br />

von Unterwasserpflanzen, legt die reinweißen Eier einzeln<br />

auf Pflanzenblätter und faltet diese dann mit den<br />

Hinterbeinen wie ein Geschenkpaket darum zusammen.<br />

Solche Eipakete sind von März bis Juni im Flachwasserbereich<br />

von Teichen mit ein wenig Übung leicht<br />

zu finden. Auf diese Weise lässt sich der Kammmolch<br />

auch einfach nachweisen.<br />

Aus den Eiern schlüpfen nach einigen Tagen die Larven,<br />

die auf den ersten Blick ähnlich wie kleine Fische<br />

aussehen. Falls sie selbst keschern und bei dem Fang<br />

genau wissen möchten was Fisch und was Molch ist:<br />

auf dem dritten Bild sehen Sie die Kopfpartie einer<br />

Molchlarve. Im Gegensatz zu Fischen können sie dort<br />

deutlich die Außenkiemenbüschel erkennen, welche<br />

die Tiere während der Metamorphose zurückbilden.<br />

Natürlich hätten sie auch an den Beinen erkannt, dass<br />

es sich hier um keinen Fisch handeln kann, aber die<br />

entwickeln die Molche erst in den späteren Larvenstadien,<br />

die Kiemenbüschel dagegen sind von Anfang an<br />

bis zur Verwandlung zu sehen.<br />

In Europa genießt der Kammmolch den höchsten<br />

Schutzstatus, den eine Tierart haben kann – in der Elbtalaue<br />

ist er an den meisten Stillgewässern, die fischfrei<br />

sind und eine schöne Unterwasservegetation haben,<br />

vorhanden. Zum Beobachten bieten sich vor allem klare<br />

Teiche im Frühling an, wenn der Pflanzenbewuchs noch<br />

nicht so dicht ist. Für mich persönlich ist der Balztanz<br />

der Molche eines der bezauberndsten Dinge, die man<br />

am Teich sehen kann.<br />

Aber vielleicht haben sie auch Glück und treffen demnächst<br />

den einen oder anderen Molch auf seinem Weg<br />

in die Winterquartiere – ein bisschen feucht und frostfrei<br />

genügt dafür, vielleicht ihr Keller? Aber hoffen sie<br />

dann nicht auf einen Kamm. Den haben die Tiere nur<br />

während ihrer Wasserphase, ihr Schlafanzug (korrekt:<br />

Landtracht) ist deutlich schlichter.<br />

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Text und Bilder: Florian Bibelriether

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