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Ulmen-Grundschule Berlin-Kaulsdorf, DENKMALPFLEGERISCHE STUDIE 2021 ff

Die Erarbeitung der Studie erfolgte im Auftrag des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf (Berlin). Die Ulmengrundschule in Berlin-Kaulsdorf ist ein expressionistisches Gebäude der Reformpädagogik. Der realisierte Entwurf von 1027 entstammt in seiner Grundkonzeption zunächst dem "Heimatstil" vgl. Fortschreibung / Ergänzung der Studie, ebenfalls auf dieser Plattform. Das Gebäude wurde infolge Kriegsschäden, Umnutzungen und Erweiterung und fehlender Kenntnis zum ursprünglich ambitionierten Gestaltungskonzept und dessen Zusammenhang mit der damaligen Reformpädagogik innen wie außen deutlich verändert. In einer 1. Studie hierzu wurden zunächst die Veränderungen der Fenster betrachtet, ergänzend dann dazu auch die Türen.

Die Erarbeitung der Studie erfolgte im Auftrag des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf (Berlin).
Die Ulmengrundschule in Berlin-Kaulsdorf ist ein expressionistisches Gebäude der Reformpädagogik. Der realisierte Entwurf von 1027 entstammt in seiner Grundkonzeption zunächst dem "Heimatstil" vgl. Fortschreibung / Ergänzung der Studie, ebenfalls auf dieser Plattform.
Das Gebäude wurde infolge Kriegsschäden, Umnutzungen und Erweiterung und fehlender Kenntnis zum ursprünglich ambitionierten Gestaltungskonzept und dessen Zusammenhang mit der damaligen Reformpädagogik innen wie außen deutlich verändert. In einer 1. Studie hierzu wurden zunächst die Veränderungen der Fenster betrachtet, ergänzend dann dazu auch die Türen.

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Burckhardt Fischer, Architekt: Denkmalpflegerische Studie Türen <strong>Ulmen</strong>-<strong>Grundschule</strong>, <strong>Berlin</strong>-<strong>Kaulsdorf</strong>, XII.2022<br />

Empfehlungen<br />

Wie anhand der bisherigen Untersuchungsergebnisse bereits zu vermuten war, sind<br />

auch die originalen Türen der Gebäudeanlage Teil eines ausgeklügelten Entwurfssystems<br />

gewesen, in dem funktionale „Bedeutungen“ über hierarchisch abgestufte<br />

formale Gestaltung transportiert werden sollten – wie in einem Leitsystem.<br />

- Die Gebäude-Zu- und Ausgänge erhielten vertikal strukturierte, zu den Schauseiten<br />

kräftige Profilierungen und wurden an den Fassaden eingebunden in mehr<br />

oder minder aufwendig gestaltete Klinkereinfassungen, an der Straßenseite mit<br />

starker Profilierung und am Schulgebäude mit der „dramatischen“ Steigerung der<br />

aufwendig gestalteten Portikus.<br />

Ebenfalls für die Hierarchisierung eingesetzt werden die durchaus funktional<br />

angewandten Oberlichtbänder oder Glasausschnitte.<br />

- Die Türen der Innenräume sind mit jeweils fünf Füllungen horizontal gegliedert.<br />

Ihre Di<strong>ff</strong>erenzierung erhielten sie jeweils über Größe und Zargenausbildung,<br />

insbesondere aber über ihre Position in der Wand: wobei die wichtigen<br />

Klassenräume u. a in den Obergeschossen durch die vertiefte Anordnung in der<br />

Wand, insbesondere aber durch die „bewegte Flurwand“ hervorgehoben werden,<br />

die mit der gerundeten Laibung und der sich aufweitenden Nische bewirkt wurde.<br />

Die eher nachgeordneten Türen im Erdgeschoß waren demgegenüber meist<br />

wandbündig angeordnet, bzw. sogar in eher „tunnelartigen“ Wandnischen.<br />

- in der Logik des originalen Entwurfssystems liegt es, jeweils die Schauseite mit<br />

dem Schattenwurf der Profilierungen zum (wichtigeren) Raum zu orientieren<br />

Die prinzipielle Beachtung dieser Strukturierungen und Di<strong>ff</strong>erenzierungen erscheint für<br />

die Lesbarkeit des Baudenkmals essentiell.<br />

Dagegen führt die vermeintliche Anpassung neuer und zusätzlicher Türen – zumal häufig<br />

nicht wirklich der historischen Form entsprechend – eher zu einer Verunklarung der<br />

Gebäudestruktur und zu einem pseudohistorischen „Gestaltungs-Brei“. U. E. wäre hier<br />

mehr Mut hinsichtlich funktionaler, technisch moderner Anlagen durchaus hilfreich,<br />

sofern sie die o. a. Prinzipien stützen oder wenigstens nicht konterkarieren, und wenn sie<br />

gestalterisch „aufmerksam“ sind.<br />

Die Auswertung der historischen Fotos und die bisherigen Originalbefunde im Gebäude<br />

deuten generell auf eine kräftige Farbigkeit im Ursprungsbau hin – eben „Expressivität“.<br />

Für die Türen liegen hierzu bislang nur die o. a. Hinweise aus den historischen Fotos vor<br />

und so kann bisher nur vermutet werden, daß das hierarchische Bedeutungssystem auch<br />

durch di<strong>ff</strong>erenzierte Farbigkeit der Türen ergänzt wurde. Die heutige zurückhaltende<br />

Farbstimmung primär in Grau und Beige dürfte primär eine Folge des Nationalsozialismus<br />

und nachfolgender Zeiten sein und steht damit genau gegen das originale<br />

Gebäude- und das damals wie heute ursprünglich fortschrittliche pädagogische Konzept.<br />

Dieses wiederzugewinnen erforderte relativ umfassende Befunderhebungen, kann aber<br />

ggf. auch über moderne Interpretationen erfolgen.<br />

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