Einkaufsführer Produktionsautomatisierung 2024
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Software<br />
Training durch Demonstration<br />
KI-Steuerungen: Robuster<br />
Umgang mit Varianzen<br />
KI-Steuerungen wie MIRAI von<br />
Micropsi Industries ergänzen die<br />
native Steuerung eines Roboters. Der<br />
Roboter erhält dank einer Kamera<br />
und einem neuronalen Netzwerk die<br />
Auge-Hand-Koordination und eine<br />
vergleichbare Flexibilität wie ein<br />
Mensch. Ein solches intelligentes<br />
Robotersystem lernt bei neuen Aufgaben,<br />
bei anders geformten oder<br />
positionierten Werkteilen oder bei<br />
vergleichbaren Varianzen schnell,<br />
was es zu tun hat und passt bei<br />
Bedarf seine Bewegungen in Echtzeit<br />
eigenständig an.<br />
Die Fähigkeiten lassen sich mit<br />
MIRAI durch menschliche Demonstration<br />
trainieren. Weder KI- noch<br />
Programmierkenntnisse sind erforderlich.<br />
Das Know-how bleibt selbst<br />
ohne KI- oder Automatisierungsfachkräfte<br />
im Unternehmen. Dem Roboter<br />
muss dafür das Ziel einige Male<br />
in typisch vorkommenden Varianzen<br />
mit der Kamera gezeigt werden. Die<br />
KI verallgemeinert im Anschluss<br />
die gezeigten Daten. Ein solches<br />
System kann in wenigen Stunden<br />
trainiert und nachtrainiert werden.<br />
Selbst eine Fertigung im High Mix-/<br />
Low-Volume und die Automatisierung<br />
von dreimonatigen Produktionsläufen<br />
lassen sich so rentabel<br />
automatisieren, auch für KMU.<br />
Multifunktionstool KI<br />
Vom Montieren über Picken bis<br />
zum Schrauben: Zum Einsatz kommen<br />
KI-Steuerungen heute schon<br />
in fast allen produzierenden Branchen:<br />
von der hochautomatisierten<br />
Automobil- oder Elektronikbranche<br />
über die Haushaltsgeräteindustrie<br />
mit ihren vielen Produkttypen bis<br />
hin zum traditionellen, mittelständisch<br />
geprägten Maschinenbau.<br />
Und auch den Anwendungen sind<br />
kaum Grenzen gesetzt: In der Montage<br />
übernimmt KI variantenreiche<br />
Schritte wie Zustellbewegungen oder<br />
das Fügen und Verfolgen. Auch das<br />
Picken teilsortierter, metallisch glänzender<br />
Teile löst KI, wie der Einsatz<br />
von MIRAI in einer automatisierten<br />
Werkstückzufuhr bei der ZF Group<br />
in Friedrichshafen beweist.<br />
Hohe Anforderungen an KI<br />
Automatisierte Leckageprüfung bei BS<br />
Dort werden Metallringe aus einer<br />
Kiste entnommen und auf ein Förderband<br />
gelegt, um später in die<br />
Produktion der Zahnräder einzufließen.<br />
Die Schwierigkeit: Der Produktionsschritt<br />
ist sehr variantenreich,<br />
da sich die Ringe in der angelieferten<br />
Gitterbox verschieben und auch<br />
Platzierung und Form der Box variieren.<br />
Wechselnde Lichtverhältnisse<br />
und die glänzende Oberfläche der<br />
Ringe, die teilweise ölverschmiert<br />
oder korrodiert sind, machen klassische<br />
Automatisierung unmöglich.<br />
Mit der KI-Steuerung konnte der<br />
Technologiekonzern das Problem<br />
in wenigen Tagen lösen.<br />
Greifen, Führen, Stecken<br />
Zum ersten Mal sind ein automatisiertes<br />
Kabelstecken und die<br />
Leckage-Prüfung möglich. Mit dem<br />
automatisierten Kabelstecken schafft<br />
die KI-Steuerung MIRAI eine echte<br />
Weltpremiere: Das Greifen, Führen<br />
sowie Ein- und Ausstecken von<br />
Kabeln, zum Beispiel bei Automobilherstellern<br />
und Zulieferern oder<br />
bei der Fertigung von Elektronikprodukten,<br />
ist so erstmals automatisierbar.<br />
Sogar komplexe Kabelbäume<br />
sind für MIRAI kein Hindernis.<br />
Leckageprüfung<br />
Auch der Einsatz der KI-Steuerung<br />
bei BSH ist ein Novum: Der<br />
Hersteller von Haushaltsgeräten<br />
setzt MIRAI in der Fertigung von<br />
Kühlschränken ein. Im Herstellungsprozess<br />
prüft das Unternehmen die<br />
Metallleitungen der Kühlschränke<br />
auf Leckagen. Für die sogenannte<br />
Dichtheitsprüfung wird eine Schnüffelsonde<br />
genutzt, um Lötstellen auf<br />
austretendes Kältemittel zu prüfen.<br />
Das Besondere: Jede Rückseite der<br />
hergestellten Kühlschränke ist einzigartig,<br />
was Position, Farbe und Form<br />
der Lötpunkte angeht. Den Prüfprozess<br />
übernimmt bei BSH nun erstmalig<br />
nicht mehr der Mensch, sondern<br />
eine Robotik-Komplettlösung.<br />
Dank der integrierten Robotersteuerung<br />
MIRAI ist es dem Roboter<br />
möglich, alle zu prüfenden Lötstellen<br />
verlässlich zu identifizieren und<br />
die Schnüffelsonde millimetergenau<br />
heranzuführen – unabhängig von<br />
Position, Form oder Farbe.<br />
Mit KI effizient<br />
automatisieren<br />
und flexibel werden<br />
Die Einsatzmöglichkeiten sind nur<br />
einige Beispiele, wie KI die Fertigung<br />
revolutioniert. Sie zeigen, dass Unternehmen<br />
mit KI sehr viel bewirken<br />
können: Intelligente Lösungen wie<br />
Robotersteuerungen ermöglichen<br />
mehr Flexibilität, Unabhängigkeit,<br />
Effizienz und nicht zuletzt Resilienz<br />
- nicht unwichtig in Zeiten wie<br />
diesen. Neue Technologien sollten<br />
dabei als Türöffner zu mehr Automatisierung<br />
verstanden werden.<br />
Leistungen, die bislang von Menschen<br />
erbracht wurden, können nun<br />
im Zusammenspiel von Hard- und<br />
Software geleistet werden. Das ist<br />
nicht nur vorteilhaft beim drastisch<br />
zunehmenden Arbeitskräftemangel.<br />
Es erhöht auch die Flexibilität und<br />
Zuverlässigkeit von Produktionsprozessen<br />
und verschafft einen dauerhaften<br />
Wettbewerbsvorsprung. ◄<br />
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