Einkaufsführer Produktionsautomatisierung 2024
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Qualitätssicherung<br />
Bild 2: Auf der Oberfläche des Messobjekts wird ein Speckle-Muster mit<br />
fluoreszierender Farbe aufgebracht. © LaVision<br />
bei A bschattungen am Objekt an<br />
Grenzen. Wo wegen Einkerbungen<br />
oder anderer komplexer Geometrien<br />
wenig oder gar kein Licht hinkommt,<br />
sind auf den Kamerabildern auch<br />
keine aussagekräftigen Veränderungen<br />
des Speckle-Musters sichtbar.<br />
Textilien sind hierfür ein typisches<br />
Beispiel. Auch stark reflektierende<br />
oder nasse Oberflächen können zur<br />
Herausforderung werden. Hier hilft<br />
zwar polarisiertes Licht prinzipiell<br />
weiter, das Einstellen der Filter ist<br />
allerdings oft recht aufwendig. Auch<br />
lässt sich nicht auf allen Untergründen<br />
eine Grundierung aufbringen,<br />
weil sie zum Beispiel die Materialeigenschaften<br />
beeinflusst oder während<br />
der Verformung reißen kann.<br />
„Photogenic patterning“<br />
In solchen Fällen gibt es jetzt ein<br />
alternatives Vorgehen: Das von<br />
LaVision entwickelte „photo genic<br />
patterning“, das Polytec im Programm<br />
hat, kennt diese Schwierigkeiten<br />
nicht, obwohl es ebenfalls<br />
die bewährte Speckle-Mustertechnik<br />
nutzt. Auf der Ober fläche<br />
des Messobjekts wird allerdings<br />
ein Speckle-Muster mit fluoreszierender<br />
Farbe aufgebracht, das seine<br />
eigene Lichtemission erzeugt und<br />
deshalb als „photogenic“ bezeichnet<br />
wird (Bild 2). Fluoreszenz ist<br />
die Emission von Licht durch einen<br />
Stoff, der Licht oder andere elektromagnetische<br />
Strahlung absorbiert.<br />
In den meisten Fällen hat das emittierte<br />
Licht eine längere Wellenlänge<br />
als das zur Anregung eingesetzte.<br />
So ist es möglich, das Fluoreszenzmuster<br />
zu isolieren und<br />
mit darauf abgestimmten Algorithmen<br />
zur digitalen Bildkorrelation<br />
auszuwerten. Eine Grundierung<br />
ist dazu nicht erforderlich und<br />
Abschattungen durch die Beschaffenheit<br />
der Probenober fläche oder<br />
Geometrie sind nicht mehr kritisch.<br />
Damit lässt sich auch das Verformungsverhalten<br />
von Materialien<br />
erforschen, bei denen die digitale<br />
Bildkorrelation bisher an Grenzen<br />
stieß.<br />
Vielseitig nutzbar und<br />
biokompatibel<br />
Fluoreszierende Farben sowie das<br />
passende Zubehör zum Aufbringen<br />
gibt es in zahlreichen Varianten, so<br />
dass sich für praktisch jede Oberfläche<br />
eine adäquate Lösung finden<br />
lässt. LaVision hat auf diesem<br />
Gebiet umfangreiche Erfahrungen,<br />
da Fluoreszenz bei vielen Messverfahren<br />
der Göttinger eine Rolle<br />
spielt. Die Farben eignen sich für<br />
unterschiedliche Untergründe und<br />
lassen sich nach dem Test einfach<br />
abwischen.<br />
Biokompatible Farben eignen<br />
sich zum Beispiel für den Einsatz<br />
direkt auf organischen Proben,<br />
sogar feuchte Stimmbänder lassen<br />
sich auf diese Weise vermessen<br />
(Bild 3). Kombiniert mit einer<br />
Strömungs messung werden so<br />
die Bewegungen genau nachvollziehbar.<br />
Selbst saugfähige Oberflächen<br />
eignen sich für „photogenic<br />
patterning“; hierfür gibt es entsprechende<br />
Kreiden.<br />
Zwei DIC-Systeme<br />
Bild 4: Beim digitalen Bildkorrelationssystem StrainMaster Compact sind<br />
Kameras und Beleuchtung im Messkopf integriert. © Polytec<br />
Bild 3: Aufnahme des Schwingverhaltens von Stimmbändern: links starke<br />
Reflexionen bei Weißlicht, rechts mit Floureszenzfarbe grundiert und<br />
Pulver bespecklet. © Charles Farbos Di Luzan, Liran Oren, University of<br />
Cincinnati<br />
Polytec bietet gleich zwei DIC-<br />
Systeme an, die zur zwei- oder<br />
dreidimensionalen Form-, Beanspruchungs-,<br />
und Deformationsanalyse<br />
jetzt auch die fluoreszierenden<br />
Speckle-Muster nutzen können:<br />
Das StrainMaster Portable-<br />
System (Aufmacherbild) ist modular<br />
aufgebaut. Es besteht aus Controller,<br />
Software, ein oder zwei Kameras,<br />
Beleuchtung sowie Mechanik<br />
und ist auch nachträglich erweiterbar.<br />
Alle Prozessschritte der Messung<br />
von der Hardwaresteuerung<br />
über die Datenverarbeitung, Validierung,<br />
Dar stellung und den Datenexport<br />
sind im System integriert.<br />
Die Software steuert alle Prozessschritte<br />
von der Aufnahme bis zum<br />
Datenexport. Die erfassten Rohdaten<br />
bleiben dabei erhalten und<br />
erlauben jederzeit eine erneute<br />
Nachbearbeitung. Wichtige Parameter<br />
wie Auflösung, Field-of-View,<br />
Dehnungsbereich und Arbeitsabstand<br />
hängen von den verwendeten<br />
Beleuchtungen, Kameras und<br />
Optiken ab und lassen sich variabel<br />
an unterschiedliche Applikationen<br />
anpassen.<br />
StrainMaster Compact<br />
Beim digitalen Bildkorrelationssystem<br />
StrainMaster Compact<br />
(Bild 4) besteht der in einem kompakten<br />
Gehäuse untergebrachte<br />
Messkopf aus zwei fest integrierten<br />
USB3 Kameras und einer hellen<br />
LED-Lichtquelle. Der Vorteil<br />
des Systems liegt in seinem integrierten<br />
Aufbau, der einfachen und<br />
schnell überschaubaren Bedienbarkeit<br />
sowie im einsteigerfreundlichen<br />
Preis. Dabei sind Messraten<br />
bis 150 Hz möglich. Vier Gerätevarianten<br />
mit unterschiedlichen Auflösungen<br />
und Sichtfeldern erlauben<br />
vorab eine Optimierung bezüglich<br />
der Anwendung. Ein Komplett system<br />
besteht aus Messkopf, Controller<br />
mit Display, Maus und Keyboard<br />
sowie der StrainMaster Compact-<br />
Software. Damit erschließen sich der<br />
digitalen Bildkorrelation neue Möglichkeiten,<br />
von denen die Materialprüfung<br />
in den verschiedensten<br />
Bereichen profitieren wird. ◄<br />
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