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Einkaufsführer Produktionsautomatisierung 2024

Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik

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Robotik<br />

durch die Öffnungen im Gehäuse<br />

geführt werden.“<br />

Deshalb werden bei jedem<br />

Montage vorgang zentrale Messgrößen<br />

wie die PIN-Abstände, die<br />

Gehäuse mitte und auch die Position<br />

des Montagenestes exakt vermessen.<br />

Und nicht nur das: Im Gehäuse<br />

befindet sich auch eine aufgrund<br />

ihrer Vorspannung asymmetrisch<br />

geformte Tonnenfeder mit einer<br />

Gesamtbaugröße von 1,8 x 1,8 mm,<br />

die als Kontaktierung des Sensorblocks<br />

dient. Die Pins müssen auch<br />

durch diese Feder geführt werden.<br />

Die dabei vom Roboter geforderte<br />

Präzision liegt unter 10 µm.<br />

Die Grenzen<br />

des Robotik-Einsatzes<br />

verschoben<br />

Damit hätte sich diese Applikation<br />

für die Robotik eigentlich erledigt,<br />

denn dieser Wert wird von keinem<br />

Serienroboter erreicht, noch nicht<br />

einmal vom hochpräzisen TX2-40,<br />

dem Stäubli eine Wiederholgenauigkeit<br />

von ±20 µm attestiert.<br />

Wie konnte es denn gelingen,<br />

die anspruchsvolle Aufgabe dennoch<br />

mit einem Stäubli Roboter<br />

zu realisieren? Ganz einfach: Weil<br />

Stäubli und Bosch gemeinsam die<br />

Grenzen des technisch Machbaren<br />

verschoben haben. Vier entscheidende<br />

Aspekte sind hier zu erwähnen:<br />

ein hochpräziser Roboter als<br />

Basis, ein individuelles Feintuning<br />

dieses Roboters, eine kamerageführte<br />

Positionierung sowie ein<br />

ungewöhnliches Servicekonzept.<br />

Feintuning des Roboters,<br />

kamerageführtes<br />

Positionieren<br />

Größter Pluspunkt des Stäubli<br />

TX2 Roboters: seine erstklassige<br />

JCS-Antriebstechnologie, die die<br />

Steigerung der Präzision durch<br />

gezieltes „Feintuning“ erlaubt. Bei der<br />

Feinabstimmung der Achsen greift<br />

Bosch Bamberg auf die Expertise<br />

der Wiso Steuerungstechnik GmbH<br />

in Heimsheim zurück, die auch eine<br />

spezielle Prüf- und Messanlage für<br />

den Roboter entwickelte und baute.<br />

Stefan Wohlfart: „Das Feintuning<br />

durch Wiso bildet die Grundvoraussetzung<br />

für den Robotereinsatz in<br />

dieser Applikation. Dabei stellt die<br />

spezielle Messstation mit selbst<br />

geschriebener Software sicher,<br />

dass wir den Roboter problemlos<br />

in die Zelle integrieren und sofort<br />

mit der Produktion beginnen können.<br />

Mit der hier bei uns im Werk<br />

installierten Zelle vermessen wir den<br />

Roboter und passen die Kennwerte<br />

wie Beschleunigung und Drehmomente<br />

für jede Achse an.“<br />

Speziell angepasstes<br />

Wartungskonzept<br />

Die ungewöhnlich hohe Präzision<br />

hat auch zur Folge, dass normale<br />

Servicekonzepte hier nicht greifen.<br />

Stefan Wohlfart: „Durch den<br />

üblichen jährlichen Service oder bei<br />

einem ungeplanten Eingriff würde<br />

die Präzision verloren gehen. Der<br />

Roboter müsste ganz neu eingemessen<br />

werden – was nur bei uns<br />

im Hause, auf unserer Messanlage,<br />

geschehen kann.“<br />

Um unter diesen Umständen im<br />

Servicefall schnell reagieren zu<br />

können, haben Stäubli und Bosch<br />

gemeinschaftlich ein spezielles individuelles<br />

Wartungskonzept entwickelt.<br />

Stefan Wohlfart: „Wir halten<br />

einen baugleichen Roboter<br />

vor, der zuerst bei Stäubli gewartet<br />

wird. Anschließend werden die<br />

Getriebe exakt eingestellt und mittels<br />

Lasertechnik vermessen. Dann<br />

wird der Roboter bei uns präzisionsoptimiert.<br />

Er ist also jederzeit sofort<br />

einsatzbereit.“<br />

Nach einem exakt festgelegten<br />

Wartungsintervall werden die beiden<br />

Roboter im Wechsel getauscht.<br />

Das schafft die Voraussetzung für<br />

eine unterbrechungsfreie und prozesssichere<br />

Qualitätsproduktion.<br />

Die anderen vier Roboter in der<br />

Gehäuse montagestation werden<br />

nach dem klassischen Konzept des<br />

jährlichen Stäubli Service gewartet.<br />

Bei ihnen greift das von Stäubli<br />

empfohlene Wartungskonzept, da<br />

die Spezifikation der Roboter exakt<br />

die Kundenanforderungen erfüllt.<br />

ESD-gerechte Montage<br />

auf kompaktem Raum<br />

Zu den weiteren Merkmalen der<br />

Sensormontagestation gehören<br />

eine außerordentlich kompakte<br />

Alle Montageschritte stellen aufgrund der miniaturisierten Bauteile hohe<br />

Ansprüche an die Automation<br />

Die erstklassige JCS-Antriebstechnik des TX2-40 Sechsachsers ermöglicht<br />

durch gezieltes Feintuning einen Dauerbetrieb mit einer Präzision<br />

kleiner 10 μm<br />

Bauweise und die ESD-gerechte<br />

Ausführung aller Komponenten einschließlich<br />

der Roboter: Schließlich<br />

werden hier elektronische Bauteile<br />

montiert, die mit kleinen Spannungen<br />

und Strömen arbeiten und<br />

entsprechend empfindlich sind.<br />

Keinesfalls ungewöhnlich ist<br />

der Einsatz von Stäubli Robotern<br />

im Bosch-Werk Bamberg. Hier<br />

kommen grundsätzlich Roboter von<br />

Stäubli zum Einsatz. Das bewährt<br />

sich auch bei dieser ungewöhnlichen<br />

Anlage, die präziser arbeitet<br />

als ein Präzisions-Roboter<br />

es eigentlich kann. Stefan Wohlfart:<br />

„Mit dieser Montageanlage<br />

haben Bosch und Stäubli Neuland<br />

beschritten und bewiesen,<br />

wie sich in gemeinschaftlicher<br />

Zusammenarbeit Grenzen des<br />

technisch Machbaren verschieben<br />

lassen. Das Resultat dieser<br />

Zusammenarbeit: Auch unter den<br />

extremen Präzisions-Anforderungen<br />

läuft die Anlage stabil und<br />

hochproduktiv mit extrem geringer<br />

Fehlerrate.“ ◄<br />

<strong>Einkaufsführer</strong> <strong>Produktionsautomatisierung</strong> <strong>2024</strong> 87

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