INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2023
INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2023
INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SPS <strong>2023</strong><br />
WARUM MACHINE VISION FÜR DIE PRODUKTION UNVERZICHTBAR IST<br />
DAS ADAPTIVE AUGE<br />
Sie lesen Barcodes, messen Füllstände, positionieren Robotergreifer und überprüfen<br />
die Montage – Machine-Vision-Systeme sind in der Fertigungsautomatisierung in<br />
vielen Unternehmen mittlerweile ein ‚must have‘. Warum sind sie für die adaptive<br />
Fertigung besonders prädestiniert und welchen Mehrwert hat die Anwenderseite<br />
davon? Das erfahren Sie im Interview mit Nikolai Feurer, Experte für Verpackungstechnik<br />
bei B&R, und Andreas Waldl, Produktmanager Vision Systems.<br />
Herr Waldl, welche Rolle spielt ein Vision System als Baustein<br />
in der adaptiven Maschine?<br />
ANDREAS WALDL: Eine Maschine, die sich automatisch an<br />
kontinuierlich ändernde Produkte und Anforderungen anpassen<br />
kann, muss eine „sehende Maschine“ sein. Als Auge dient dabei<br />
das Vision System, das wir bei B&R konsequent in die Steuerungstechnik<br />
integriert haben.<br />
Herr Feurer, hätten Sie dafür ein Beispiel aus der Praxis?<br />
NIKOLAI FEURER: Nehmen wir als Beispiel eine Abfüllanlage<br />
für Shampoo-Flaschen unterschiedlicher Form und Größe. Die<br />
leeren Flaschen werden ungeordnet auf einem Förderband zugeführt.<br />
Zur Befüllung ist im Vorfeld ein Aufrichten der Flaschen<br />
notwendig, hierzu kommen in der Regel Pick-and-Place-Roboter<br />
zum Einsatz. Um die Flasche greifen zu können, benötigt die<br />
Steuerung in Echtzeit Informationen darüber, wo sich die<br />
Flasche gerade befindet und wie sie ausgerichtet ist. Außerdem<br />
werden Informationen zu den Abmessungen benötigt, um die<br />
Flaschen zwischen zwei Shuttles wie in unserem Transportsystem<br />
AcopoStrak zu klemmen. All diese Prozesse sind auf die<br />
Daten des Machine Vision Systems angewiesen und müssen im<br />
Bereich weniger Mikrosekunden synchronisiert ablaufen.<br />
Und hier kommt die tiefe Integration des Vision Systems von<br />
B&R in den Automatisierungsverbund zum Tragen?<br />
WALDL: Exakt. Bei einer adaptiven Fertigung muss die Bilderkennung<br />
mit der Besonderheit umgehen, dass sich das zu erkennende<br />
Produkt im Extremfall von Losgröße 1 mit jedem Takt<br />
ändert. Je schneller sich die Beleuchtung an das jeweilige Produkt<br />
anpasst, umso höher ist die Taktgeschwindigkeit. Aufgrund der<br />
tiefen Integration in die Automatisierungslösung kann sich das<br />
B&R Vision System, vor allem die Beleuchtung, zur Laufzeit flexibel<br />
an Änderungen anpassen – ohne Einbußen bei der Erkennungsqualität.<br />
Die Beleuchtung mit maximaler Homogenität<br />
und Intensität, die bereits in 150 Nanosekunden erreicht wird,<br />
sorgt dafür, dass alle Erkennungsprozesse bei höchstmöglicher<br />
Taktgeschwindigkeit mit reproduzierbaren Ergebnissen ablaufen.<br />
Der Knackpunkt liegt also in der schnellen automatischen<br />
Anpassungsfähigkeit des kompletten Erkennungsprozesses<br />
pro Produkttakt bei konstanter Erkennungsqualität?<br />
FEURER: Unsere Vision-Lösung ist vollständig in das B&R-<br />
System integriert, wodurch sich eine mikrosekundengenaue<br />
Kommunikation mit Steuerungen, Antrieben, Sicherheitstechnik<br />
und Industrie-PCs aus unserem Portfolio umsetzen lässt. Jetzt<br />
kann sich die Kamera mit der Achse synchronisieren oder eine<br />
Motorposition als Trigger nutzen. Besonders für hochdynamische<br />
Anwendungen sind damit zielgenaue Aufnahmen möglich,<br />
ohne die Ausbringung durch Halteperioden zu senken.<br />
WALDL: Voraussetzung für eine zuverlässige Erkennung ist die<br />
produktindividuelle Beleuchtung, die sich an die jeweils erforderliche<br />
Situation anpasst. Dafür bieten wir eine in der Industrie<br />
einmalige Auswahl an externen Beleuchtungssystemen.<br />
Bietet das B&R Vision System weitere Vorteile über den<br />
eigentlichen Erkennungsprozess hinaus?<br />
WALDL: Durchaus. Ein Kunde entscheidet sich für eine adaptive<br />
Anlagenlösung, weil sie die Herstellung individualisierter<br />
Produkte unter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer<br />
Massenfertigung ermöglicht. Zentrale Überlegung ist daher<br />
letzten Endes, wie wirtschaftlich die gewählte Vision-Lösung ist.<br />
Wir reden also über den Beitrag einer Vision-Lösung zur<br />
Gesamtanlageneffektivität (OEE) und über die Kosten, die ihr<br />
Betrieb über den kompletten Lifecycle verursacht – also die<br />
Total Cost of Ownership (TCO).<br />
14 <strong>INDUSTRIELLE</strong> <strong>AUTOMATION</strong> <strong>2023</strong>/06 www.industrielle-automation.net