INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2023
INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2023
INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2023
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Das Betriebssystem Linux wird bereits in vielen Automatisierungsgeräten<br />
eingesetzt und erfährt großen Zuspruch. Die neuesten Linux-Versionen umfassen<br />
inzwischen auch Mechanismen für TSN (Time Sensitive Networks). Mit<br />
der nun vorgestellten Testumgebung lassen sich diese Implementierungen<br />
umfassend qualifizieren.<br />
Mittlerweile beinhalten die neusten Kernel-<br />
Versionen den Einsatz von Ethernet-TSN-<br />
Mechanismen in Linux. Das hat erhebliche<br />
Vorteile für die Gerätehersteller, die ohne<br />
spezielle Hard- oder Software eine neutrale<br />
TSN-Lösung entwickeln können. Nun stellt<br />
sich die Frage wie sich Hardware unter Linux<br />
einheitlich testen lässt, um eine einfache<br />
und performante Integration in Automatisierungsgeräte-<br />
und Systeme zu ermöglichen.<br />
Mit einer nun vorgestellten Testumgebung<br />
lassen sich Implementierungen qualifizieren,<br />
sodass eine einfache und robuste Nutzung<br />
von TSN in Linux-basierten Geräten für jeden<br />
Hersteller möglich ist. Das leistet einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Verbreitung von Time<br />
Sensitive Networks, auch in der industriellen<br />
Automatisierungstechnik.<br />
TSN-FÄHIGE NETZWERKCHIPS<br />
Die Verantwortung für die TSN-Implementierung<br />
unter Linux liegt nicht allein bei den<br />
Linux erweist sich als exzellente Technologie für Time<br />
Sensitive Networks: Open-Source-Testwerkzeuge ermöglichen<br />
die Erprobung für Chip- und Gerätehersteller.<br />
TSN-Testwerkzeuge für Realtime-Linux<br />
EINFACHE QUALIFIZIERUNG<br />
VON TSN-LÖSUNGEN<br />
Geräteherstellern, sondern auch bei den<br />
Chipherstellern. Damit sind die Performance<br />
und Qualität eines Automatisierungsgeräts<br />
nur so gut, wie die zugrundeliegende TSN-<br />
Hardware und -Software. Dieser Sachverhalt<br />
führt heute dazu, dass die Gerätehersteller<br />
vielfach ihre eigenen Netzwerktreiber<br />
schreiben, um die geforderte Qualität sicherzustellen.<br />
Zum Teil erweist sich die Hardware<br />
ebenfalls als spezifisch und ist beispielsweise<br />
durch FPGAs (Field Programmable<br />
Gate Arrays) umgesetzt. Solche herstellerspezifischen<br />
Lösungen sind kostspielig und<br />
erschweren zusätzlich den Wechsel der<br />
zugrundeliegenden Hardware im Lebenszyklus<br />
eines Produkts. Daher besteht aus<br />
Sicht der Gerätehersteller ein hohes Interesse<br />
daran, die Hardware und Treiber der<br />
Chiphersteller unabhängig zu qualifizieren,<br />
bevor Geräte entwickelt und eine Hardware<br />
sowie Applikation aufgesetzt werden. Gleiches<br />
gilt für die Chiphersteller, die ihre TSN-<br />
Lösungen ohne konkrete Automatisierungsanwendungen<br />
testen möchten.<br />
Bild: PopTika@shutterstock.com<br />
Da inzwischen sämtliche erforderlichen TSN-<br />
Basisfunktionen in Linux mit der notwendigen<br />
Echtzeiterweiterung PREEMPT_RT eingebunden<br />
sind, ergab sich der Wunsch nach<br />
einer unabhängigen Testumgebung für TSN.<br />
Vor diesem Hintergrund hat Phoenix Contact<br />
gemeinsam mit dem Chiphersteller Intel und<br />
dem Linux-Experten Linutronix entsprechende<br />
Testwerkzeuge entwickelt und auf verbreiteten<br />
TSN-fähigen Netzwerkchips erprobt. Auf<br />
diese Weise konnten Chipsätze für die relevanten<br />
TSN-Produkte qualifiziert werden.<br />
DURCHFÜHRUNG<br />
HOCHGENAUER MESSUNGEN<br />
Zur unabhängigen Qualifikation der TSN-<br />
Lösung eines Chipherstellers werden die<br />
Industrial Middleware wie PROFINET oder<br />
OPC UA und die Applikation durch eine Emulation<br />
ersetzt, welche die darunterliegende<br />
Hardware und deren Netzwerktreiber nutzt.<br />
Die Emulation verhält sich wie ein Automatisierungsgerät<br />
und wird nach erfolgreichen<br />
Prüfungen später gegen die Middleware<br />
und Geräteapplikation des Herstellers ausgetauscht.<br />
Die Emulation setzt sich aus den<br />
folgenden Teilen zusammen:<br />
Referenz: Dieses Testwerkzeug emuliert<br />
sowohl die zyklische Echtzeitkommunikation<br />
ebenso wie die azyklische Netzwerkkommunikation.<br />
Beides lässt sich in<br />
weiten Bereichen in einer Datei konfigurieren.<br />
So können zum Beispiel kürzeste<br />
Zykluszeiten im Mikrosekundenbereich<br />
eingestellt werden, aber auch die Paketgrößen<br />
und deren Anzahl. Der Referenzteil<br />
kontrolliert ebenfalls empfangene<br />
Pakete und misst die Laufzeiten von Applikation<br />
zu Applikation. Zudem belastet<br />
die Referenzapplikation die CPU mit dem<br />
speziellen Tool „Hackbench“. Sämtliche Ergebnisse<br />
werden protokolliert.<br />
Test: Dieses Tool empfängt die zyklische<br />
und azyklische Kommunikation des Referenzteils<br />
und sendet sie zurück. Bestimmte<br />
Werte werden auch protokolliert.<br />
Sowohl die Referenz als auch die Testapplikation<br />
sind über das Netzwerk durch TSN-<br />
Mechanismen aufeinander synchronisiert.<br />
Auf diese Weise lassen sich hochgenaue<br />
Messungen von Laufzeiten und Abweichungen<br />
durchführen.<br />
18 PI-Magazin 2/<strong>2023</strong>