INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2023
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INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2023
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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Simulation der Mechanik – Detailstufen<br />
PDE Toolbox<br />
Simscape Multibody<br />
Simulink 3D Animation<br />
FEM-Simulation<br />
Mehrkörper-Simulation<br />
Large-Scale<br />
3D-Simulation<br />
Innenleben<br />
eines Bauteils<br />
Komponente mit<br />
begrenzter Anzahl an<br />
Bauteilen<br />
Großes System<br />
mit mehreren<br />
Maschineneinheiten<br />
01 Unterschiedliche<br />
Detailtiefen führen zu<br />
unterschiedlichem Rechenaufwand:<br />
FEM-Modell (links),<br />
Simscape-Modell (Mitte),<br />
3D-Modell (rechts)<br />
Physikalische Details<br />
Anzahl an Bauteilen<br />
Modelle auch nach der Fertigstellung einer Maschine nützlich.<br />
Sie können etwa als digitale Zwillinge einer realen Anlage dienen<br />
und anhand von Betriebsdaten frühzeitig mögliche Defekte und<br />
Fehlfunktionen anzeigen. Auch lassen sie sich für kontinuierliche<br />
Updates von Hardware und Software einsetzen. Die hier beschriebenen<br />
Prozesse konzentrieren sich vor allem auf die Codegenerierung<br />
und die zentrale Rolle, die ihr in künftigen Entwicklungs-Workflows<br />
zukommt.<br />
HARDWARE UND SOFTWARE PARALLEL<br />
MODELLIEREN<br />
Beim Aufbau von Modellen einer Anlage – der Regelstrecke –<br />
kommt es darauf an, dass deren Fähigkeiten und Genauigkeit<br />
sorgfältig gegeneinander abgewogen sind. Welcher Detaillierungsgrad<br />
erforderlich ist, hängt weitgehend von der Art der Anlage<br />
und der erforderlichen Regelstrategie ab. Je aufwändiger die<br />
Simulation, desto länger dauert der Modellaufbau und desto<br />
mehr Rechenleistung erfordert sie.<br />
Ein praktischer Weg zum Aufbau von Modellen mit mittlerem<br />
Detailniveau besteht in der Nutzung von 3D-CAD-Dateien. Modellierungswerkzeuge<br />
wie Simscape können diese importieren.<br />
Als Beispiel ist in Bild 01 in der Mitte ein Roboterarm dargestellt.<br />
Seine importierten CAD-Baugruppen enthalten die vollständige<br />
Geometrie sowie die Massen, Trägheiten und Gelenke des echten<br />
Arms mit dessen Antrieben. Durch Kombination solcher Einzelmodelle<br />
lassen sich vollständige Anlagen entwickeln und aufbauen,<br />
deren Simulation das Verhalten zuverlässig wiedergibt.<br />
Dazu ist keinerlei Steuerstrategie erforderlich.<br />
Auch die Steuerungs- und Logik-Software lassen sich weitgehend<br />
unabhängig von der Hardware entwickeln. Dazu werden<br />
Projektbeginn<br />
Projektbeginn<br />
Traditioneller Design-Flow: sequenziell ohne virtuelle Inbetriebnahme<br />
Planung Entwicklung Montage Inbetriebnahme<br />
Parallelisierung durch virtuelle Inbetriebnahme<br />
Planung Entwicklung Montage<br />
Durchgängige Verifikation und virtuelle Inbetriebnahme<br />
entweder vereinfachte Anlagenmodelle an sie angebunden oder<br />
lediglich Signale erzeugt, die von der realen Anlage zu erwarten<br />
sind. Je detaillierter Hardware- und Software-Modelle ausgearbeitet<br />
sind, desto genauer bilden sie das Verhalten der fertigen<br />
Maschine ab und können miteinander kombiniert werden.<br />
Diese Entwicklungsphase nennt man Desktop-Simulation. In<br />
ihr findet bereits ein Großteil der grundlegenden Hardware- und<br />
Software-Tests sowie der Verifikation statt. Gleichzeitig stellt das<br />
Zusammenführen von Hardware- und Software-Modellen die<br />
erste Phase einer virtuellen Inbetriebnahme dar, wie in Bild 02 zu<br />
sehen. Durch diese Parallelisierung der Entwicklung wird nicht<br />
nur Zeit gespart (gestrichelte Pfeile), sondern es werden auch<br />
mögliche Fehler früher entdeckt und direkt dort korrigiert, wo sie<br />
entstehen. Die so aufgebauten Hardware- und Software-Modelle<br />
stellen gemeinsam eine bereits weitgehend ausgereifte Maschine<br />
dar, die nun gebaut werden kann.<br />
CODEGENERIERUNG AUF KNOPFDRUCK<br />
Eine jetzt noch zu nehmende Hürde im Entwicklungsprozess ist<br />
die Übersetzung der Steuerungs- und Logik-Algorithmen in Programmcode.<br />
Als Sprache dafür kommen beispielsweise C/C++,<br />
HDL sowie Strukturierter Text und Kontaktpläne nach ICE 61131-3<br />
in Frage. Die manuelle Übersetzung, Fehlerbereinigung und Optimierung<br />
dieses Codes ist sowohl aufwändig als auch fehleranfällig.<br />
Der große Vorteil von vorhandenen Simulationsmodellen besteht<br />
darin, dass sich aus ihnen der Code praktisch auf Knopfdruck<br />
generieren lässt. Durch Wahl der gewünschten Zielplattform<br />
wird er automatisch an verschiedenste Entwicklungsumgebungen<br />
(IDEs) der Steuerungshersteller angepasst. Welche Sprache<br />
dabei eingesetzt wird, ist sekundär. Ein weiterer Vorteil der<br />
automatischen Codegenerierung ist, dass<br />
der Code für unterschiedliche Zielplattformen<br />
erzeugt werden kann und somit<br />
Produktionsstart ein Wechsel auf eine andere Plattform<br />
leichter ist.<br />
Diese Codegenerierung wird durch geeignete<br />
Tools wie etwa den Simulink Coder<br />
für C/C++ Code oder den PLC Coder gesteuert,<br />
der die Codegenerierung für<br />
Strukturierten Text und Kontaktpläne<br />
nach IEC 61131-3 beherrscht. Dieser lässt<br />
Produktionsstart<br />
Inbetriebnahme<br />
02 Vergleich der konventionellen<br />
Entwicklung (oben) mit der Parallelisierung<br />
durch Model-Based Design (unten)<br />
www.industrielle-automation.net <strong>INDUSTRIELLE</strong> <strong>AUTOMATION</strong> <strong>2023</strong>/06 61