GSa163_Sept23_ES
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Thema: Pausenkulturen<br />
Zugänglichkeit von Flächen aus? Sind<br />
sie eher kurze Zeit exklusiv für einen<br />
ausgewählten Teil oder von vielen über<br />
den ganzen Tag nutzbar und attraktiv?<br />
Wer darf welche Fläche wann nutzen?<br />
Teile ich Fläche, reduziere ich meinen<br />
Anspruch zu Gunsten von Vielfalt? Wie<br />
viel Freiheit lasse ich den Schüler*innen?<br />
Was bin ich bereit zu riskieren?<br />
Diese Fragen eröffnen immer wieder<br />
Spannungsfelder, mit denen man sich<br />
bewusst konfrontieren muss und die<br />
gemeinschaftlich ausgehandelt werden<br />
wollen.<br />
Schule zu einem guten Ort zu entwickeln,<br />
bedarf eines Schulentwicklungsprozesses,<br />
der häufig Impulse und Hilfestellung<br />
von außen braucht. Es wird<br />
schnell klar werden, dass es nicht allein<br />
um die Gestaltung einzelner Räume<br />
(Lernräume, Pausenräume) gehen<br />
kann. Das Prädikat „Lebensraum Schule“<br />
ist erst dann authentisch, wenn der<br />
gesamte Standort, dessen Organisation,<br />
ja seine Haltung, und letztlich über die<br />
Schulgrenze bis ins Quartier davon erfasst<br />
wird. Im Folgenden sollen Beispiele<br />
aus drei Bereichen konkrete Hinweise<br />
auf mögliche Handlungsfelder in Schule<br />
aufzeigen:<br />
Schulhof, ein Garten in der Stadt<br />
Bis 1981 sorgte noch eine Norm bundesweit<br />
für staubfreie, schnelltrocknende<br />
und somit befestigte Schulhofflächen.<br />
Heutzutage konkurrieren vielfältige<br />
Anforderungen und Nutzungswünsche<br />
miteinander. Befestigte Flächen rivalisieren<br />
mit dem Erfordernis von mehr<br />
Versickerungsflächen, Verschattung,<br />
dem Wunsch nach Naturflächen, Sandspielflächen,<br />
Außen-Sportböden. In<br />
Hamburg ist bei Neubauten und Sanierungen<br />
der Außenanlagen künftig regelhaft<br />
rund ein Drittel der Fläche naturnah<br />
zu gestalten und die Schulgemeinschaft<br />
von Beginn an zu beteiligen.<br />
Der Natur auf dem Schulhof mehr<br />
Raum zu geben, bringt nicht nur mehr<br />
„Garten“ und Versickerungsfläche in die<br />
Stadt; neben Anknüpfungspunkten für<br />
das Thema nachhaltige Entwicklung, besteht<br />
auch die Chance auf mehr Erfahrungs-<br />
und Rückzugsräume (gärtnern,<br />
verstecken, forschen). Das ist nur ein<br />
Beitrag zu der angestrebten Vielfalt an<br />
Schule. Der Ansatz entspricht den von<br />
Landschaftsarchitekten längst für den<br />
öffentlichen Freiraum verfolgten Aufgabe<br />
der Multicodierung. Unterschiedliche<br />
Interessen müssen synchronisiert<br />
und ausgehandelt werden. Das ist mühsam,<br />
bietet aber auch Chancen.<br />
Wer zum Beispiel auf dem Schulhof<br />
eine wettergeschützte Sportfläche (offen,<br />
aber überdacht) einrichten kann,<br />
wird sie sowohl für den Sportunterricht<br />
als auch in der Freizeit nutzen können.<br />
Außerdem bietet sie Wetterschutz und<br />
Verschattung bei Veranstaltungen (z. B.<br />
Flohmarkt, Feste, Konzerte) und eröffnet<br />
auf diese Weise einen Mehrwert für Begegnung<br />
und Kooperationen im Stadtteil.<br />
Auf andere Weise herausfordernd,<br />
aber wichtiger wäre es, den „Möglichkeitsraum“<br />
für Kinder zu erweitern.<br />
Mit der Verdichtung des städtischen<br />
Raumes schwinden Erfahrungsräume,<br />
mit dem Ganztag an Schule reduziert<br />
10 GS aktuell 163 • September 2023